[...] dass man das auf einer Plattform wie dieser aushalten muss und lieben sollte.
Nein, muss man nicht. Man muss OOC weder aushalten und schon gar nicht lieben. Manche Leser haben da Toleranzen, andere nicht, voraussetzen oder erwarten kann ein Autor das nicht.
Ich für meinen Teil finde leichtes OOC in Ordnung, d.h. wenn der Autor die Figur(en) ein bisschen anpasst, ich sie aber trotzdem noch als die Buchfiguren mit ihren typischen charakterlichen Merkmalen wiedererkenne. Wenn sie aber total verbogen werden, dann will ich das nicht lesen. Für mich sind die Figuren mit der wichtigste Bestandteil eines Fandoms , warum ich es mag. Wenn der Autor sie verdreht und vebiegt, nur weil sie dann besser in seinen Plot passen, warum schreibt er dann nicht gleich eine eigene Geschichte mit eigenen Figuren? Da kann er sich nach Belieben austoben.
Unterschreibe ich so - vor allem das Fettgedruckte.
Wenn dem Autor die Originalfiguren in ihrer Wesensart nicht passen, schätzt er sie offenbar auch nicht wirklich, bzw. bewertet sie nur nach Äußerlichkeiten. Draco Malfoy ist so ein Fall. Als die Filme kamen, wurde er wegen Tom Felton auf einmal zum Liebling, was nicht am Charakter der Figur lag, sondern allein am Aussehen von Tom, der als "knuffiger Kinderstar" schon aus "Anna und der König" bekannt war.
Fallbeispiel für IC/OOC:
Ich kann in einer FF die Sexualität einer Figur ändern/"anpassen", wenn es dafür nachvollziehbare Gründe gibt und der Charakter in seiner Art zu sprechen und zu handeln dem Original treu bleibt. Ein Beispiel aus meinem Fandom wäre Ezio Auditore, der zwar liebend gerne mit den Damen flirtet, aber nie ein verächtliches Wort über Homosexuelle verliert und seinen schwulen besten Freund Leonardo über vierzig Jahre von Abenteuer zu Abenteuer knuddelt - und ihn in "Reflections" auch nach einem sehr offenherzigen Liebesgeständnis küsst. Es ist eine sehr tiefe und innige Bromance, bei der man sich mehr vorstellen kann, auch wenn es im Canon nicht offen kommuniziert wird (auch weil die Angst vor kritischen CIS-Männern, die die Gamer-Szene dominier[t]en, bei den Firmen stets auf dem Schirm ist). Trotzdem: hier ist es möglich, den Canon zu "erweitern" und auch eine homosexuelle Beziehung einzubauen, da Ezio keine klaren Vorbehalte zeigt. Ich müsste seinen Charakter nicht verbiegen, seine Weltanschauung nicht auf links drehen oder seinen Freundeskreis austauschen oder - schlimmer noch - bashen (wie Ron und oft auch Hermine bei HP ...). Ich kann den Charakter mit allem, was ihn als Mensch ausmacht, genau so beibehalten. Das bedeutet, dass ich zwar etwas schreiben kann, was nicht dem offiziellen Canon entspricht, ABER: ich unterwerfe dabei weder Ezio noch andere Figuren einem OOC-Phänomen. Ich respektiere die Vorlage. Ich behalte die Charakterzüge der Figuren bei, die ich so toll finde - denn wieso sollte ich sie toll finden, wenn mir ihr Charakter so, wie er ist, nicht zusagt?
Von einem Autor, der gute FFs schreiben will, erwarte ich, dass er sich in die Figuren, die er da verwendet, hineinfühlen kann und eben diese Figuren wiedergibt - und nicht sein persönliches Wishfulfillment gegen jede Logik des Canons. Aus diesem Grund ist FFs schreiben überhaupt nicht easy-peasy, wie manche gerne behaupten, denn man muss sich an Einschränkungen halten, die FAs nicht kennen. Da kann wirklich jeder Autor - hier Urheber - sein eigenes Süppchen kochen. ^.^
~ Altaïr ibn-La’Ahad
[...] dass man das auf einer Plattform wie dieser aushalten muss und lieben sollte.
Nein, muss man nicht. Man muss OOC weder aushalten und schon gar nicht lieben. Manche Leser haben da Toleranzen, andere nicht, voraussetzen oder erwarten kann ein Autor das nicht.
Du reisst da meiner Meinung nach etwas ziemlich aus dem Kontext. Nie habe ich (siehe oben) behauptet, dass man OOC in jedem Fall aushalten und lieben muss. Und das wiederspiegelt auch in keinem Fall meine Meinung zu dem Thema.
Ich stelle lediglich zur Diskussion, dass eine Plattform wie ff.de davon lebt, dass hier Menschen ihre Lieblingserzählungen weiterentwickeln in dem sie sie ausschmücken, ergänzen, erweitern und ihnen ein Vergangenheit und eine Zukunf geben. Und um das zu tun, ist es nötig, eine Geschichte - mehr oder weniger stark - zu interpretieren.
Wenn also dann jemensch diese Interpretation nicht teilt, obwohl sie nicht nachweislich falsch ist, ist das - und da kommt wieder mein von dir zitierter (Teil-)Satz aufs Parkett - etwas, dass ausgehalten werden muss. Warum? Weil die Plattform genau von diesen Adaptionen lebt. Und darum lieben wir sie doch, nicht? Weil wir vielleicht das Bedürfnis haben, mehr über unseren Lieblingscharakter aus Twilight erfahren wollen, der dort aber kein Hauptcharakter ist und über den es noch so viel zu sagen gibt. Weil wir wissen wollen, wie es mit Harry Potter weitergeht. Und das alles entspringt unserer - durch unsere Interpretationen angeregter - Fantasie.
Darum geht es mir, nicht darum, dass irgendwer irgendwas lieben muss, nur weil ich das sage. Und natürlich, da stimme ich dir total zu, ist OOC eine Toleranzfrage. Aber genau diesen Aspekt: "Was ist denn wirklich OOC und was eben noch nicht", stelle ich hier - und ich habe das oben sehr schön anhand von fiktiven Beispielen ausgeführt - zur Debatte. Natürlich muss da niemand meiner Meinung sein, sonst wäre es ja keine Diskussion.
Bisher ist mir OOC nur durch Faulheit oder Respektlosigkeit dem Original gegenüber aufgefallen. Nur ganz selten schafft ein Autor es, OOC schlüssig und nachvollziehbar zu begründen.
OOC ist auch nicht einfach nur ein Abweichen vom Original, es ist die charakterferne Darstellung einer Person.
Ich schreibe aktuell z.B. Das Pairing Severus Snape/Lucius Malfoy. Ich bezweifle ehrlich, dass Rowling irgendwas in dieser Richtung geplant hat. Trotzdem bekomme ich nur Lob, dass die Charaktere 'in character' sind. Selbst bei Draco, der mir extrem schwer fällt (Kinder fallen mir allgemein schwer).
Ich bin auch der Meinung, dass selbst ein im Original mürrisch dargestellter Charakter lachen kann und darf. Man muss nur einen entsprechenden Grund finden, der zum Charakter passt. Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass Snape über einen Furzwitz lachen würde. Ich denke, das wäre ihm zu infantil. Stattdessen könnte er jedoch durchaus über jemanden lachen, der mit angeblichem, aber falschem Wissen angeben will. Ob er das offen macht, ist wieder eine andere Frage.
Just because you can't imagine something doesn't mean it is not real.
"Any intelligent fool can make things bigger, more complex and more violent. It takes a touch of genius, and a lot of courage, to move in the opposite direction."
Albert Einstein
[...] dass man das auf einer Plattform wie dieser aushalten muss und lieben sollte.
Nein, muss man nicht. Man muss OOC weder aushalten und schon gar nicht lieben. Manche Leser haben da Toleranzen, andere nicht, voraussetzen oder erwarten kann ein Autor das nicht.Du reisst da meiner Meinung nach etwas ziemlich aus dem Kontext. Nie habe ich (siehe oben) behauptet, dass man OOC in jedem Fall aushalten und lieben muss. Und das wiederspiegelt auch in keinem Fall meine Meinung zu dem Thema.
Hast recht, mea culpa. Ich hatte es an dieser Stelle mehr oder weniger so verstanden, dass man als Leser alles akzeptieren sollte, was da so an FFs ins Internet geblasen wird.
Ich wollte mit meinem Beitrag auch nicht sagen, dass nicht jeder so schreiben (oder Figuren interpretieren) darf, wie er mag. Ob ich das dann aber - je nach Umsetzung - lesen möchte, steht auf einem anderen Blatt.
Weil wir vielleicht das Bedürfnis haben, mehr über unseren Lieblingscharakter aus Twilight erfahren wollen, der dort aber kein Hauptcharakter ist und über den es noch so viel zu sagen gibt.
Nebenfiguren sind allerdings wieder ein anderes Thema. Die sind in aller Regel nicht sehr ausgearbeitet, von daher hat man da einen deutlich größeren Interpretationsspielraum. Twilight kenne ich nicht, aber das gilt natürlich auch für HP. In meiner FF habe ich auch eine Figur, die in den Büchern nur ein- oder zweimal erwähnt wird, von der wir also so gut wie nichts wissen. Bei mir hingegen ist sie der wichtigste Nebencharakter. Die kann ich mir also so formen, wie ich sie haben möchte.
Eine handzahme und pflegeleichte NamYensa wäre total OOC.
Nebenfiguren sind allerdings wieder ein anderes Thema. Die sind in aller Regel nicht sehr ausgearbeitet, von daher hat man da einen deutlich größeren Interpretationsspielraum. Twilight kenne ich nicht, aber das gilt natürlich auch für HP. In meiner FF habe ich auch eine Figur, die in den Büchern nur ein- oder zweimal erwähnt wird, von der wir also so gut wie nichts wissen. Bei mir hingegen ist sie der wichtigste Nebencharakter. Die kann ich mir also so formen, wie ich sie haben möchte.
These: In Harry Potter gibt es eigentlich nur einen (vielleicht max. 3) Hauptcharaktere, über die man so richtig viel weiss. Alles andere sind (mehr oder weniger bedeutende) Nebenfiguren, die wir nur kennen, weil sie für den Hauptcharakter (oder die 3 Hauptcharaktere) wichtig sind.
Beispiel: Severus Snape. Wir kennen seine Verbindung zu Harry (Lily Potter), wir kennen seine Beweggründe in Bezug zu Harry (er liebte Lily, darum sein Wandel), wir kennen sein Verhalten vor allem gegenüber Harry (er ist fies, weil Harry seinem Vater so ähnlich sieht, weil er ihm nicht sagen will, was er für Lily empfunden hat, weil er durch Harry an diesen Verlust erinnert wird). Aber wir wissen nicht wirklich etwas über: Vorlieben, Gedanken, die nicht diesen Plot betreffen, Verhalten (das nicht diesen Plot betrifft). Kurz gesagt: wir wissen nur das von Snape, was wir wissen müssen, um den Plot um Harry zu verstehen. Ergo: viele - sehr viele - blinde Flecken.
Und man könnte das Selbe über Dumbledore, die Rumtreiber, Harrys Eltern, die Dursleys, die Weasleys und alle anderen Charaktere sagen. Und schon bei solchen Figuren kann man sehr viel schreiben, was nicht nachweislich falsch ist, aber schon von einigen als OOC benamst wird, weil es nicht zwingend dazu passt, wie sich Figur xy in Bezug auf einen bestimmten Plot verhalten hat.
OOC ist auch nicht einfach nur ein Abweichen vom Original, es ist die charakterferne Darstellung einer Person.
Heisst für mich: etwas, das wir nicht wissen, ist keine Abweichung vom Original. Erst wenn wir wissen, dass wir vom Original abweichen, weil wir wissen, dass Figur A keine Hunde mag und wir nicht begründen, warum die Figur im unserer FF ihre Meinung geändert hat, nur wenn wir schreiben, dass Person B super mutig ist, ohne zu erklären, warum sie nicht wie im Original ängstlich ist, weichen wir so ab, dass von OOC gesprochen werden kann.
Eine handzahme und pflegeleichte NamYensa wäre total OOC.
Nachdem mir das Forum vorhin in der Pause leider abgeschmiert ist und meinen Beitrag nicht gesendet hat, versuche ich es jetzt noch einmal. *seufzt* (Und ich hatte den Text leider nicht einmal kopiert zur Sicherheit obwohl ich eigentlich weiß, dass das in diesem Forum hier wichtig ist...)
Liebe Loulou Go,
du sprichst mir mit deinem ersten Beitrag heute voll und ganz aus dem Herzen, auch wenn ich zum Theme OOC eine etwas andere Meinung habe als ... gefühlt alle anderen hier. Grundsätzlich finde ich die Warnung oder auch den Vorwurf von OOC immer zu schnell und eigentlich auch fast immer vollkommen überflüssig, aus den von dir so schön ausführlich aufgelisteten Gründen. Ich akzeptiere die Warnung, die ein Autor selbst setzt, an dieser Stelle noch eher, weil der Autor damit auf seine Leser zugeht und ihnen eine Möglichkeit gibt, seinen Werken aus dem Weg zu gehen, wenn sie schon ahnen können, dass es nichts nach ihrem Geschmack ist. Auf der anderen Seite erfolgt diese Warnung häufig unnötiger Weise und schreckt potentielle Leser unnötig ab, eben weil, wie du auch beobachtet hast, der Begriff hier etwas (oder auch etwas mehr) inflationär genutzt wird.
Meine etwas andere Meinung zu OOC: Es gibt nich eine einzige FF, in der nicht sämtliche Charakter OOC sind.
Ein Fanfiktion Autor kann das Originalmaterial noch so oft und so genau studiert haben, letztendlich hat jeder eine andere Interpretation von Charakteren, die sich im Laufe des Lebens eines Autoren auch durchaus ändern können. Und in keinem Fall kann ein FF Autor in die Köpfe der Originalerschaffer hinein sehen um deren Charakterinterpretation für jedes Detail zu kennen. Wenn also ein FF Autor einen Charakter in eine auch nur minimal vom Canon abweichende Situation setzt, dann nutzt er seine Interpretation des Charakters um seine Geschichte zu schreiben, nicht die der Originialerschaffer, und damit ist der Charakter OOC. Und zusätzlich werden auch zwei verschiedenen FF Autoren in den allerseltensten Fällen einen jeden Charakter und ein jedes Ereignis des Canons zu einhundert Prozent gleich interpretieren.
(Aus den selben Gründen hebe ich im Stillen immer skeptisch die Augenbrauen, wenn mir jemand sagt, er schreibe Canon getreu oder Canon nah. Das kann die Person gar nicht, weil die Person nicht der Originalerschaffer ist, und nur dieser Canon schreiben könnten. Alles, was in Fanwerken produziert wird ist eine Abweichung vom Canon, ausnahmeslos, mal mehr, mal weniger.)
Natürlich möchten wir Leser gern die Charakter so wiederkennen, wie wir sie im Originalmaterial kennen gelernt haben, deswegen suchen wir uns ja die FFs. Um mehr Zeit mit diesem Charakteren zu verbringen, um sie in Situation außerhalb des Canons zu sehen, um uns zu überlegen, was hätte sein können, wenn an einem Punkt jemand eine andere Entscheidung als im Canon getroffen hätte. Aber all diese Überlegungen führen zu Entwicklungen der Charaktere außerhalb des Canons, und damit zu Eigenschaften der Charaktere, die im Canon nicht erwähnt wurden. Wenn der Charakter ohne jedwede Begründung etweder im Text selbst oder im Vorwort* des Autoren andere Eigenschaften mit sich bringt, muss der FF Autor noch besser lernen die Charaktere zu verstehen. Wenn der Charakter gar nicht wiederzuerkennen ist, dann ist es für mich schlicht und ergreifend keine FF mehr und falsch einsortiert (aber das ist eine andere Diskussion.)
Jede Veränderung, auch sehr kleine, führt zu unterschiedlichen Entwicklungen. Ich finde es sehr, sehr viel schlimmer wenn ein Harry Potter dessen Eltern nicht gestorben sind und der ein gutes Verhältnis zu ihnen hat, sich trotzdem genauso verhält, wie wir es im Originalmaterial sehen statt sich hilfesuchend an seine Eltern zu wenden, nur damit niemand behaupten kann er sei OOC. Oder wenn ein Tony DiNozzo, der nicht mit einem z.T. gewaltätigen Vater aufgewachsen ist sondern z.B. bei den Verwandten seiner Mutter, trotzdem immer noch unter dem selben Vaterkomplex leidet, der ihm im Canon Gibbs Verhalten mit einem Lächeln ertragen lässt. Das sind für mich Fälle, bei denen ich die FF dann einfach schließe. (Und nicht in die Kommentare gehe um mich über Logikfehler zu beschweren, was aber wiederum eine andere Diskussion ist.)
Severin Sesacher
Von einem Autor, der gute FFs schreiben will, erwarte ich, dass er sich in die Figuren, die er da verwendet, hineinfühlen kann und eben diese Figuren wiedergibt - und nicht sein persönliches Wishfulfillment gegen jede Logik des Canons.
Wieder eine vielleicht konträre Meinung: Jede einzelne FF ist Wishfulfillment, ausnahmslos. In der FF wird erforscht, was der Autor der FF gern sehen möchte (oder einigen Fällen auch die Person, die dem Autor einen Prompt gegeben hat). Ergo, der Autor erschafft sich eine Geschichte, die seine eigenen Wünsche erfüllt. Wenn der Autor solche Wünsche nicht hätte, dann wäre die FF gar nicht erst zu Stande gekommen, denn dann wäre er ja mit dem, was der Canon ihm bietet, vollauf zufrieden gewesen.
Und zur Logik des Canons: Ich kenne nur sehr, sehr, sehr wenige Originalmaterialien, die nicht innere Logikfehler aufweisen. (Und bei diesen entsteht für mich persönlich dann auch nie das Bedürfnis, FFs dazu zu schreiben.)
Da hier schon so viel von Harry Potter zu sprechen war: Das ist tatsächlich eines der besten Beispiele (und in einigen Fällen dem Genre geschuldet, das in diesem Fall voraussetzt, dass sämtliche Erwachsenen unfähig sind, da sonst nicht die Kinder die Probleme zu lösen hätten, was den Plot zunichte machen würde). Das fängt schon im ersten Jahr, als der Stein der Weisen hinter "Fallen" geschützt ist, die drei Erstklässer umgehen können, von denen zwei nicht einmal in der magischen Welt aufgewachsen sind. Aber es hat den gefürchtetsten Zauberer seiner Zeit in Jahr gebraucht, dahinter zu kommen? Und warum hat nicht ein einziger Schüler über den Troll nach Hause geschrieben, oder über den unter dern Androhung des Todes verboten Korridor, und da standen keine Eltern auf der Matte, die wissen wollten was für einer Schule sie ihre Kinder anvertraut haben? Oder dass Snape, obwohl er seit Jahr von den Herumtreibern aufs übelste schikaniert wurde ohne dass sie dafür je bestraft wurden und grundsätzlich jedes ihrer Worte mit einer Gesunden Menge Skepsis aufnehmen sollte, tatsächlich Sirius Worten folgt, als der ihn zur peitschende Weide lockt.
Und dann ist bei Harry Potter natürlich auch noch ein Problem: Na, welchem Canon will man denn jetzt treu bleiben? Den Büchern, den Filmen, dem was außerhalb der Original-Reihe entwickelt wurde? Schon Film und Buch wiederspricht sich in einigen Stellen so vollkommen. Z.B. im ersten Jahr, als Harry Dracos Freundschaftsangebot ausschlägt. Im Buch geschieht das im Zug, mit nur Crabe, Goyle, und Ron als Zeugen. Im Film geschieht das vor ihrem gesammten Jahrgang. Das hätte zwei vollkommen unterschiedliche Entwicklung in Dracos Abneigung gegen Harry zur Folge haben müssen, hatte es aber nicht wirklich.
Ein anderes Beispiel, was mMn ein bisschen schwerer nachzuvollziehen und vor allem schwerer als FF Autor zu handhaben ist, ist NCIS. Nahezu alle Hauptcharaktere erhalten im Laufe der Serie, manchmal in derselben Folge(!), komplett unterschiedliche und sich wiedersprechende Charakterzüge. Das ist z.B. Tony DiNozzo, der in einigen Folgen super kompetent ist (es ist schon ein Kunststück im Laufen auf Gegensacher zu schießen und disese zu treffen und damit auch außer Gefecht zu setzen, ganz zu schweigen von der Szene danach, als er trotz start vorgeschädigter Lunge zwei Personen aus einem versunkenen Auto rettet und dann für beide Wiederbelebungsmaßnahmen durchführt), und dann in anderen Folgen ein kompletter Idiot von dem man sich fragt, wie er den Job überhaupt bekommen hat (mir fallen spontan keine Beispiele ein, weil ich gekonnt gelernt habe diese für Tony zu vergessen). Oder Ziva David, die eine ausgebildete Mossadagentin ist, bei einem Schusswechsel aber keinen einzigen Treffer erziehlt, dann eingesperrt in einem Metalcontainer so sehr in Panik gerät, dass ihre Waffe abfeuert, aber in der selben Folge(!!!) später einen Präzisionsschuss erziehlt. Etc, etc, etc.
In diesen Fällen kann der FF Autor schlicht und ergreifend nur sagen "Ich wähle diese Charaktereigenschaften für meine Version des Charakter und vergesse alle anderen".
Und hier lässt sich ganz gut an mein * von oben Anschließen zum Thema Änderungen im Vorwort erwähnen: Eine solche Entscheidung wie gerade beschrieben lässt sich innerhalb eines Textes schlecht unterbringen (wie will man in einer Erzählen, in der ja keiner der Charaktere weiß, dass etwas nicht geschehen ist, erwähnen, dass das nicht geschehen ist?). Also sollte man es im Vorwort erwähnen. Das selbe gilt für Ereignisse, die nicht stattgefunden haben in der Vergangenheit der FF, die aber in der Vergangenheit der entsprechenden Geschichte liegen würde.
Ich habe das z.B. bei einer Torchwood Geschichte gemacht, in der der Plot unmöglich gewesen wäre, wenn Ianto noch das Misstrauen seines Teams hätte überwinden müssen, nachdem Lisa sie fast getötet hätte. Also habe ich im Vorwort erwähnt, dass in diesem Universum Lisa in London gestorben ist, obwohl ich das auch in der Geschichte an einer Stelle sehr kurz erwähne. Aber diese Stelle kommt erst fast am Ende der Geschichte, weil es von der Erzählung her keinen Sinn ergeben hätte, die Ereignisse in London früher zuerwähnen.
So, lange Rede kurzer Sinn: Die einzige Situation in der die Warnung OOC für mich sinnvoll erscheint, ist wenn die Charaktere (grundlos) kaum oder gar nicht wiederzuerkennen sind, und in diesem Fall wäre entweder eine Umordnung zu Freie Arbeit angeraten (wenn es alle Charaktere betrifft) oder einfach eine Umbenennung des entsprechenden eigentlich OC Charakters (und wiel ich neulich über Missverständniss bezügliche OC gestolpert bin: "Original Character" steht für Charaktere, die nicht im Canon vorkommen, also von dem FF Autoren selbst entworfen wurden). Alles andere ist entweder das Wesen von FFs, oder ein Autor der noch Lernen muss die eingebrachten Veränderung in sinnvoller handwerklicher Art zu begründen. (Und weil ich es nicht lassen kann: Aber auch dem gebe ich dann keine Ratschläge dahingehend, was er noch lernen muss, wenn er nicht explizit gefragt hat, sonder schließe die FF komentarlos.)
Ein Fanfiktion Autor kann das Originalmaterial noch so oft und so genau studiert haben, letztendlich hat jeder eine andere Interpretation von Charakteren, die sich im Laufe des Lebens eines Autoren auch durchaus
ändern können.
Genau das ist es, was ich meinte. Ich interpretiere einen Ron Weasley in Rowlings Büchern vielleicht als leicht rücksichtslos und verpasse "meinem" Ron vielleicht genau solche Züge, während ein:e andere:r Leser:in ihn vielleicht als warmherzigen und tollen Kerl interpretiert und meine Beschreibung für total OOC hält, während ich das eben ganz anders sehe.
Oder ich denke mir "Mensch, über diesen Severus Snape wissen wir ja eigentlich nicht viel" und versuche, seine blinden Flecken zu füllen (vielleicht damit, dass er gerne malt oder damit, dass er und Lucius Malfoy sich ein Mal in der Woche auf einen Umtrunk treffen), während andere davon ausgehen, dass er auch ausserhalb des Buchblickfelds nur mürrisch rumsitzt und einen Groll auf die Welt hat.
Alles Interpretationen und alles nicht nachweislich falsch, auch wenn ich durchaus verstehen kann, was @NamYensa meint. Aber das hängt meiner Meinung nach mehr mit der eigenen Charaktervorstellungen zusammen, als mit der Tatsache, dass Figuren so tatsächlich als OOC angesehen werden können.
OOC ist auch nicht einfach nur ein Abweichen vom Original, es ist die charakterferne Darstellung einer Person.Heisst für mich: etwas, das wir nicht wissen, ist keine Abweichung vom Original. Erst wenn wir wissen, dass wir vom Original abweichen, weil wir wissen, dass Figur A keine Hunde mag und wir nicht begründen, warum die Figur im unserer FF ihre Meinung geändert hat, nur wenn wir schreiben, dass Person B super mutig ist, ohne zu erklären, warum sie nicht wie im Original ängstlich ist, weichen wir so ab, dass von OOC gesprochen werden kann.
Charakterfern ist nicht etwas, das man nicht weiß, sondern etwas, das der grundlegenden Persönlichkeit widerspricht.
Um einen Charakter IC darzustellen, muss man von dem was man weiß, auf dessen Persönlichkeit schließen. Aus dieser Persönlichkeit hinaus muss man dann schlussfolgern, wie seine Reaktionen auf fremde Situationen sind. Natürlich gibt es Raum zur Interpretation, aber wenn die der ursprünglichen Persönlichkeit ohne triftigen Grund widerspricht, ist es eben OOC.
Hier kommt natürlich stark zum Tragen, wie sorgfältig man das Original gelesen/gesehen hat.
Als einfaches Beispiel wähle ich jetzt mal den vorher genannten risikoscheuen Charakter und Bungee-Jumping. Wir haben also einen Charakter, der eigentlich jegliche Risiken scheut. Ich gehe an dieser Stelle mal von Angst vor den Konsequenzen aus, weil das der übliche Grund ist. Ebenso gehe ich davon aus, dass er sich aus freien Stücken in diese Situation begeben hat und nicht hineingezwungen worden ist. Wie würde ein solcher Charakter also auf die Situation "Bungee-Jumping" reagieren?
OOC wäre:
Der Charakter wirft sich mit Anlauf und einem Jubeln in den Abgrund.
IC wäre:
Der Charakter fummelt am Geschirr herum, linst über den Rand der Plattform. Atmet mehrmals tief durch. Sieht sich um, ob die anderen vielleicht schon ungeduldig werden, weil er so lange braucht. Schließlich schließt er die Augen, hält den Atem an und lässt sich fallen. Vielleicht tritt er jedoch auch vollständig von der Plattform zurück und bläst das ganze ab.
Das ist der Unterschied zwischen IC und OOC. Es stellt sich immer die Frage, ob die Reaktion eines Charakters zur Persönlichkeit passt. Luna Lovegood wäre nicht mehr Luna, wenn sie nicht ihre verträumt-verschrobene Art hätte. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass sie kurzfristig (für ein paar Sätze/Momente) eine ernste und bodenständige Aussage tätigt, aber wenn das dann weitergeht und nicht durch einen verträumt-verschrobenen Satz beendet wird, wäre das nicht mehr in Lunas Charakter.
@Bythia
Ich stimme dir voll zu, dass kein FF-Autor die Charaktere so gut kennt, wie der Schöpfer. Trotzdem sehe ich nicht alle Charaktere einer FF automatisch als OOC. Gerade, wenn ein Charakter in fremde Situationen geworfen wird, wie z.B. Harry, der noch seine Eltern hat, wird sich der Charakter unweigerlich verändern. Wichtig wäre mir da, dass eben die grundlegenden Charakterzüge immer noch da sind. Bei Harry z.B. seine Neugier und sein Willen, Risiken einzugehen.
Ich habe in der Vergangenheit einige Was-Wäre-Wenn zu eigenen Charakteren geschrieben. Sie verhalten sich anders als im Original, teils sogar sehr heftig, weil sie einen anderen Lebensweg gegangen sind, aber es sind immer noch die gleichen Charaktere, weil keine Handlung dem zugrunde liegenden Charakter und dessen Entwicklung widerspricht.
Just because you can't imagine something doesn't mean it is not real.
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Albert Einstein
Um einen Charakter IC darzustellen, muss man von dem was man weiß, auf dessen Persönlichkeit schließen. Aus dieser Persönlichkeit hinaus muss man dann schlussfolgern, wie seine Reaktionen auf fremde Situationen sind. Natürlich gibt es Raum zur Interpretation, aber wenn die der ursprünglichen Persönlichkeit ohne triftigen Grund widerspricht, ist es eben OOC.Hier kommt natürlich stark zum Tragen, wie sorgfältig man das Original gelesen/gesehen hat.
Als einfaches Beispiel wähle ich jetzt mal den vorher genannten risikoscheuen Charakter und Bungee-Jumping. Wir haben also einen Charakter, der eigentlich jegliche Risiken scheut. Ich gehe an dieser Stelle mal von Angst vor den Konsequenzen aus, weil das der übliche Grund ist. Ebenso gehe ich davon aus, dass er sich aus freien Stücken in diese Situation begeben hat und nicht hineingezwungen worden ist. Wie würde ein solcher Charakter also auf die Situation "Bungee-Jumping" reagieren?
OOC wäre:
Der Charakter wirft sich mit Anlauf und einem Jubeln in den Abgrund.
IC wäre:
Der Charakter fummelt am Geschirr herum, linst über den Rand der Plattform. Atmet mehrmals tief durch. Sieht sich um, ob die anderen vielleicht schon ungeduldig werden, weil er so lange braucht. Schließlich schließt er die Augen, hält den Atem an und lässt sich fallen. Vielleicht tritt er jedoch auch vollständig von der Plattform zurück und bläst das ganze ab.
Dabei gebe ich dir total recht. Nur: was machst du jetzt mit folgender Situation?
Die Story dreht sich um Charakter x, der ein Internat besucht. Es gibt aber auch einen Charakter y, der immer furchtbar mürrisch und distanziert daherkommt und im Internat kaum Freunde hat. Du begleitest diesen y in einer FF nach Hause. Ist er dann nur IC, wenn er auch in einem anderen Umfeld mürrisch und einzelgängerisch daherkommt? Oder ist es denkbar, dass er sich in einem anderen Umfeld wohl fühlt und deshalb total aufblüht, lustig ist, Freunde hat und einfach glücklich ist?
Denn es ist genau der Aspekt, der mich an diesem "Oh, das ist jetzt aber total OOC" stört. Nur weil ein Charakter (und damit meine ich eigentlich vor allem Nebencharaktere) in Zusammenhang mit der Hauptfigur und dem Main-Plot, der natürlich auf die Hauptfigur fokussiert, gewisse Züge aufweist, bedeutet das nicht automatisch, dass dieser Nebencharakter nicht abseits des Spotlights vielleicht ganz anders drauf ist.
Der Kontext ist doch etwas, was entscheidend ist. Und je nach Kontext kann sich ein Charakter verändern (muss nicht, kann). Und natürlich muss das dann gut erklärt sein und natürlich sollte eine Figur nicht etwas, was im Originalwerk beschrieben ist, nicht mehr können oder umgekehrt. Aber es ist doch denkbar (und ich glaube uns allen geht das so), dass sich eine Figur nicht in jedem Umfeld und in jeder Situation gleich verhält. Man passt sich an. Mit meinen Freunden bin ich anders als in einem Umfeld, dass ich gar nicht mag. Auf der Arbeit bin ich anders als privat, mit meiner Grossmutter bin ich anders, als mit meinem kleinen Bruder.
Darauf will ich raus.
Und ich gebe auch (wenn nicht vollumfänglich) @Bythia recht: Wenn wir ein Werk lesen, läuft es durch unseren persönlichen Filter. Die Figur, die am Ende in unserem Unterbewusstsein ankommt, wird sich sicher immer von der Figur unterscheiden, die sich der:die Autor:in ausgedacht hat oder von der Figur, die sich ein:e andere:r Leser:in vorgestellt hat.
Und das ist es, was ich an dieser "das ist OOC" Thematik problematisch finde. Dass es zu oft, zu leichtfertig und zu schnell gebraucht wird und man anderen Autor:innen kaum mehr Platz für eigene Interpretationen und Kreativität einräumt.
Dabei gebe ich dir total recht. Nur: was machst du jetzt mit folgender Situation?
Die Story dreht sich um Charakter x, der ein Internat besucht. Es gibt aber auch einen Charakter y, der immer furchtbar mürrisch und distanziert daherkommt und im Internat kaum Freunde hat. Du begleitest diesen y in einer FF nach Hause. Ist er dann nur IC, wenn er auch in einem anderen Umfeld mürrisch und einzelgängerisch daherkommt? Oder ist es denkbar, dass er sich in einem anderen Umfeld wohl fühlt und deshalb total aufblüht, lustig ist, Freunde hat und einfach glücklich ist?Denn es ist genau der Aspekt, der mich an diesem "Oh, das ist jetzt aber total OOC" stört. Nur weil ein Charakter (und damit meine ich eigentlich vor allem Nebencharaktere) in Zusammenhang mit der Hauptfigur und dem Main-Plot, der natürlich auf die Hauptfigur fokussiert, gewisse Züge aufweist, bedeutet das nicht automatisch, dass dieser Nebencharakter nicht abseits des Spotlights vielleicht ganz anders drauf ist.
Der Kontext ist doch etwas, was entscheidend ist. Und je nach Kontext kann sich ein Charakter verändern (muss nicht, kann). Und natürlich muss das dann gut erklärt sein und natürlich sollte eine Figur nicht etwas, was im Originalwerk beschrieben ist, nicht mehr können oder umgekehrt. Aber es ist doch denkbar (und ich glaube uns allen geht das so), dass sich eine Figur nicht in jedem Umfeld und in jeder Situation gleich verhält. Man passt sich an. Mit meinen Freunden bin ich anders als in einem Umfeld, dass ich gar nicht mag. Auf der Arbeit bin ich anders als privat, mit meiner Grossmutter bin ich anders, als mit meinem kleinen Bruder.
Darauf will ich raus.
Und ich gebe auch (wenn nicht vollumfänglich) @Bythia recht: Wenn wir ein Werk lesen, läuft es durch unseren persönlichen Filter. Die Figur, die am Ende in unserem Unterbewusstsein ankommt, wird sich sicher immer von der Figur unterscheiden, die sich der:die Autor:in ausgedacht hat oder von der Figur, die sich ein:e andere:r Leser:in vorgestellt hat.
Und das ist es, was ich an dieser "das ist OOC" Thematik problematisch finde. Dass es zu oft, zu leichtfertig und zu schnell gebraucht wird und man anderen Autor:innen kaum mehr Platz für eigene Interpretationen und Kreativität einräumt.
Dein Beispiel ist recht knapp, aber in diesem Fall spricht nichts dagegen, dass er in einem persönlichen Umfeld anders ist. Da spielt jedoch auch wieder rein, weshalb er im Internat so ist und Zuhause anders. Niemand wechselt den Charakter wie ein Chamäleon. Die eine oder andere Seite kann eine vorgespielte Fassade sein, aber mal ehrlich: Welcher Nebencharakter hält eine charakterliche Fassade aufrecht, die nicht irgendwann offenbart wird? Solche Dinge werden doch nur eingebracht, wenn sie eine Bewandnis haben und nicht, damit FF-Autoren möglichst viel Spielraum haben.
Es werden viele, sehr viele Dinge zu schnell und inflationär gebraucht. Das ist gerade in den letzten Jahren sehr auffallend geworden. Aber das bezieht sich nicht nur auf FFs und OOC. In diesem Bezug ist es mir wichtig, dass man den Charakter an Aussehen, Sprache und Verhalten wiedererkennt. Wenn Harry Potter plötzlich glatte, lange Haare mit violetten Strähnen hat und mit "Yo, Alter" daher kommt, ist es nicht mehr Harry Potter. (Es sei denn, das ist ein Kostüm auf einer Party.)
Just because you can't imagine something doesn't mean it is not real.
"Any intelligent fool can make things bigger, more complex and more violent. It takes a touch of genius, and a lot of courage, to move in the opposite direction."
Albert Einstein
Loulou Go
Dabei gebe ich dir total recht. Nur: was machst du jetzt mit folgender Situation?
Die Story dreht sich um Charakter x, der ein Internat besucht. Es gibt aber auch einen Charakter y, der immer furchtbar mürrisch und distanziert daherkommt und im Internat kaum Freunde hat. Du begleitest diesen y in einer FF nach Hause. Ist er dann nur IC, wenn er auch in einem anderen Umfeld mürrisch und einzelgängerisch daherkommt? Oder ist es denkbar, dass er sich in einem anderen Umfeld wohl fühlt und deshalb total aufblüht, lustig ist, Freunde hat und einfach glücklich ist?Denn es ist genau der Aspekt, der mich an diesem "Oh, das ist jetzt aber total OOC" stört. Nur weil ein Charakter (und damit meine ich eigentlich vor allem Nebencharaktere) in Zusammenhang mit der Hauptfigur und dem Main-Plot, der natürlich auf die Hauptfigur fokussiert, gewisse Züge aufweist, bedeutet das nicht automatisch, dass dieser Nebencharakter nicht abseits des Spotlights vielleicht ganz anders drauf ist.
Der Kontext ist doch etwas, was entscheidend ist. Und je nach Kontext kann sich ein Charakter verändern (muss nicht, kann). Und natürlich muss das dann gut erklärt sein und natürlich sollte eine Figur nicht etwas, was im Originalwerk beschrieben ist, nicht mehr können oder umgekehrt. Aber es ist doch denkbar (und ich glaube uns allen geht das so), dass sich eine Figur nicht in jedem Umfeld und in jeder Situation gleich verhält. Man passt sich an. Mit meinen Freunden bin ich anders als in einem Umfeld, dass ich gar nicht mag. Auf der Arbeit bin ich anders als privat, mit meiner Grossmutter bin ich anders, als mit meinem kleinen Bruder.
Darauf will ich raus.
Und ich gebe auch (wenn nicht vollumfänglich) @Bythia recht: Wenn wir ein Werk lesen, läuft es durch unseren persönlichen Filter. Die Figur, die am Ende in unserem Unterbewusstsein ankommt, wird sich sicher immer von der Figur unterscheiden, die sich der:die Autor:in ausgedacht hat oder von der Figur, die sich ein:e andere:r Leser:in vorgestellt hat.
Und das ist es, was ich an dieser "das ist OOC" Thematik problematisch finde. Dass es zu oft, zu leichtfertig und zu schnell gebraucht wird und man anderen Autor:innen kaum mehr Platz für eigene Interpretationen und Kreativität einräumt.
Ich denke, das Problem ist, dass Buch-Charaktere eben keine realen Menschen sind.
Ein realer Mensch kann in jeder Situation anders sein und anders agieren.
Der Charakter einer Buchfigur definiert sich meiner Meinung nach primär durch seine Rolle im Buch und durch die Eigenschaften, die er mitbringen muss, um eine Funktion zu erfüllen und sich von anderen Buch-Charakteren zu unterscheiden. Je prägnanter diese Rolle / Eigenschaft ist, umso mehr prägen sie das Bild, was man als Leser vom Buchcharakter hat.
Je weiter man sich als FF-Autor von den - vom Originalautor mitgegebenen - Eigenschaften und Rollen entfernt, umso geringer ist der Wiedererkennungswert des Charakters, weil er eben ganz anders ist (und das ist für mich dann OOC). Natürlich darf sich jede Buchfigur im Laufe der eigenen Geschichte ändern (und mit Änderung meine ich, eine Änderung, die über Konflikte erfolgt, welche in der Geschichte thematisiert werden), aber zumindest zu Beginn sollten sie einen Wiedererkennungswert haben.