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Beitrag #51, verfasst am 23.02.2012 | 12:12 Uhr
Deja Vu
Ich würde mal annehmen: Als Heizung diente der (Koch)Herd.
Vielen Dank an @Rune für die schnelle und hilfreiche Antwort!
Du würdest also einfach "Öllampe" schreiben?
Hmm... und Kanonenöfen gab es also für einfache Leute eher nicht... wüsstest du (oder irgendjemand anderes ^^) da vielleicht einen Ersatz, bei dem man kein freistehendes Feuer hat (also kein Kamin)? Oder gab es das einfach nicht?
Ich würde mal annehmen: Als Heizung diente der (Koch)Herd.
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Saakje
Damit es nicht beim "Annehmen" bleibt hier ausführlicher die Erklärung für alle, denen Stichworte nicht zum weiteren googeln reichen:
Ja, die Kochstelle war die Wärmequelle im Haus. Die Küche war also immer warm. Man heizte damit aber auch die benachbarte Stube. Eben durch die bereits mehrfach erwähnte sogenannte Takenheizung (Oder vergleichbare Konzepte).
An der Wand hinter dem Herdfeuer zwischen Küche und Stube (das je nach Jahrhundert offen auf einem Podest brannte oder auch schon umgeben von mehr oder weniger geschlossenen "Kaminwänden") wurde eine gusseiserne Platten eingemauert. Die leiteten die Wärme in den Nachbarraum (und gab auch noch gespeicherte Wärme ab, wenn das Herdeuer abends schon abgedeckt war) . Auf der Seite der Stube wurde vor diese Platte meist ein Schrank gebaut, den man öffnen konnte, damit die Wärme sich im Raum verteilte.
Hatte man diese gusseiserne Platte nicht, wurde der Nachbarraum trotzdem (wenn auch nicht so effektiv) mit geheizt, da man den Ofen- oder Herdkörper - also die "Kamineinfassung", in der das Herdfeuer brannte - in die Stube hineinragen ließ. Diese steinerne Einfassung wurde auch heiß durchs Feuer und strahlte Wärme ab.
Ab dem 14. Jahrhundert gab es bereits Kachelöfen, aber nur für die Reichen, da Kacheln teuer waren: Diese Kachelöfen basieren aber auf dem selben Prinzip wie die Heizung die ich im Absatz davor beschrieben habe. Nur das eben der Herdkörper nicht mit Kacheln bedeckt war.
Wer es noch genauer wissen will, oder der aus dem Text nicht schlau wird, der soll mir eine Mail schicken und dem mache ich dann am Sonntag mal ein Foto im Museum, da man beim googeln zwar die Platten findet, aber nicht die Platte "in situ".
Ich würde mal annehmen: Als Heizung diente der (Koch)Herd.
Damit es nicht beim "Annehmen" bleibt hier ausführlicher die Erklärung für alle, denen Stichworte nicht zum weiteren googeln reichen:
Ja, die Kochstelle war die Wärmequelle im Haus. Die Küche war also immer warm. Man heizte damit aber auch die benachbarte Stube. Eben durch die bereits mehrfach erwähnte sogenannte Takenheizung (Oder vergleichbare Konzepte).
An der Wand hinter dem Herdfeuer zwischen Küche und Stube (das je nach Jahrhundert offen auf einem Podest brannte oder auch schon umgeben von mehr oder weniger geschlossenen "Kaminwänden") wurde eine gusseiserne Platten eingemauert. Die leiteten die Wärme in den Nachbarraum (und gab auch noch gespeicherte Wärme ab, wenn das Herdeuer abends schon abgedeckt war) . Auf der Seite der Stube wurde vor diese Platte meist ein Schrank gebaut, den man öffnen konnte, damit die Wärme sich im Raum verteilte.
Hatte man diese gusseiserne Platte nicht, wurde der Nachbarraum trotzdem (wenn auch nicht so effektiv) mit geheizt, da man den Ofen- oder Herdkörper - also die "Kamineinfassung", in der das Herdfeuer brannte - in die Stube hineinragen ließ. Diese steinerne Einfassung wurde auch heiß durchs Feuer und strahlte Wärme ab.
Ab dem 14. Jahrhundert gab es bereits Kachelöfen, aber nur für die Reichen, da Kacheln teuer waren: Diese Kachelöfen basieren aber auf dem selben Prinzip wie die Heizung die ich im Absatz davor beschrieben habe. Nur das eben der Herdkörper nicht mit Kacheln bedeckt war.
Wer es noch genauer wissen will, oder der aus dem Text nicht schlau wird, der soll mir eine Mail schicken und dem mache ich dann am Sonntag mal ein Foto im Museum, da man beim googeln zwar die Platten findet, aber nicht die Platte "in situ".
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Beitrag #53, verfasst am 26.02.2012 | 16:33 Uhr
Mal wieder eine Frage zur viktorianischen Zeit, also Ende des 19. Jahrhunderts (zu dem noch viele Fragen kommen werden):
Wie genau würde dort ein Heiratsantrag in der gehobenen Gesellschaft aussehen? Also, ungefähr kann ich mir das natürlich vorstellen, aber ich will es eben ganz genau machen.
Würde ein Mann um die Hand einer Frau zuerst bei ihrenEltern anhalten, auch wenn sie sich schon ziemlich gut kennen und es eigentlich sicher ist, dass die Eltern das begünstigen? Oder wäre es sehr unlogisch, wenn er zuerst sie fragen würde?
Wie genau würde dort ein Heiratsantrag in der gehobenen Gesellschaft aussehen? Also, ungefähr kann ich mir das natürlich vorstellen, aber ich will es eben ganz genau machen.
Würde ein Mann um die Hand einer Frau zuerst bei ihrenEltern anhalten, auch wenn sie sich schon ziemlich gut kennen und es eigentlich sicher ist, dass die Eltern das begünstigen? Oder wäre es sehr unlogisch, wenn er zuerst sie fragen würde?
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Kitteh
Die Eltern wurden auf jeden Fall zuerst gefragt. Meistens war es auch so, dass die Eltern geeignete Kandidaten aussuchten.
Es gab sogenannte "Debütanntinnenbälle", dass waren Bälle, bei denen die Mädchen (so ab 16, 17 Jahre) aus dem gehobenen Bürgertum und dem Adel offiziell der Gesellschaft vorgeführt wurden.
Das war auch sozusagen der Hochzeitsmarkt, bei denen dann die Eltern einen Kreis junger Herren im Auge hatten, der als möglicher Heiratskanditat (passende Gesellschaftsschicht, passendes Vermögen, passende Stellung) für ihre Tochter in Frage kam. Die Söhne und Töchter wurden dann angehalten, sich um eben den passenden Kandidaten / die passende Kandidatin zu bemühen. (Zwangsverheiratet wurden die zwar nicht, aber da die Eltern das letzte Wort hatten, hatten der/die Kanditat/in meist keine andere Wahl als eben jemanden aus diesem engen Kreis zu nehmen.)
Frauen, die das ablehnten und auf die nächste Saison hofften, verloren ihren "Marktwert", auch ein Grund, warum Liebesheiraten nicht so oft vorkamen. Die Gesellschaft machte da eben zu viel Druck. (Und eben die eigene Familie: Väter wollten nicht ihr Leben lang für alte Jungfern aufkommen müssen, die ja bis zu ihrem Lebensende im Haushalt der Väter, Onkel, Schwäger, oder anderer männlicher Verwandten lebten. Jüngere Schwestern, die meist erst heiraten durften, wenn die ältere unter der Haube war, machten auch Druck, ect.)
Würde ein Mann um die Hand einer Frau zuerst bei ihrenEltern anhalten, auch wenn sie sich schon ziemlich gut kennen und es eigentlich sicher ist, dass die Eltern das begünstigen? Oder wäre es sehr unlogisch, wenn er zuerst sie fragen würde?
Die Eltern wurden auf jeden Fall zuerst gefragt. Meistens war es auch so, dass die Eltern geeignete Kandidaten aussuchten.
Es gab sogenannte "Debütanntinnenbälle", dass waren Bälle, bei denen die Mädchen (so ab 16, 17 Jahre) aus dem gehobenen Bürgertum und dem Adel offiziell der Gesellschaft vorgeführt wurden.
Das war auch sozusagen der Hochzeitsmarkt, bei denen dann die Eltern einen Kreis junger Herren im Auge hatten, der als möglicher Heiratskanditat (passende Gesellschaftsschicht, passendes Vermögen, passende Stellung) für ihre Tochter in Frage kam. Die Söhne und Töchter wurden dann angehalten, sich um eben den passenden Kandidaten / die passende Kandidatin zu bemühen. (Zwangsverheiratet wurden die zwar nicht, aber da die Eltern das letzte Wort hatten, hatten der/die Kanditat/in meist keine andere Wahl als eben jemanden aus diesem engen Kreis zu nehmen.)
Frauen, die das ablehnten und auf die nächste Saison hofften, verloren ihren "Marktwert", auch ein Grund, warum Liebesheiraten nicht so oft vorkamen. Die Gesellschaft machte da eben zu viel Druck. (Und eben die eigene Familie: Väter wollten nicht ihr Leben lang für alte Jungfern aufkommen müssen, die ja bis zu ihrem Lebensende im Haushalt der Väter, Onkel, Schwäger, oder anderer männlicher Verwandten lebten. Jüngere Schwestern, die meist erst heiraten durften, wenn die ältere unter der Haube war, machten auch Druck, ect.)
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Beitrag #55, verfasst am 26.02.2012 | 21:44 Uhr
Okay, vielen Dank.
Das mit dem Heiratsmarkt wusste ich ungefähr, aber die Frau in meiner Geschichte hat sich nicht darauf eingelassen und den passenden erst mit 23 Jahren gefunden - ein sehr wohlhabender Mann, den auch ihre Eltern schon im Blick hatten. Ist das zu unrealistisch, oder würde das noch gehen? Es ist nämlich wichtig für den Plot, dass sie so spät heiratet.
Das mit dem Heiratsmarkt wusste ich ungefähr, aber die Frau in meiner Geschichte hat sich nicht darauf eingelassen und den passenden erst mit 23 Jahren gefunden - ein sehr wohlhabender Mann, den auch ihre Eltern schon im Blick hatten. Ist das zu unrealistisch, oder würde das noch gehen? Es ist nämlich wichtig für den Plot, dass sie so spät heiratet.
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Kitteh
Puh! Mit 23 ist die ja wirklich eine alte Schachtel! 😉
Damit es realistischer wird, würde ich realistische Heirats-Verhinderungsgründe einbauen. Ohne deine Geschichte zu kennen, ist es natürlich schwer da Tipps zu geben, aber was mir auf Anhieb einfällt, wäre zum Beispiel, dass die Frau in der indischen Kolonie gelebt hat, und es da keine geeigneten Heiratskandidaten gab und sie ihr Debüt halt erst in diesem Alter nachholen konnte bei ihrer Rückkehr nach England.
Oder das sie á la Florence Nightingale im Krimkrieg als Krankenschwester gedient hat und erst nach ihrer Rückkehr ans Heiraten gedacht hat.
Eine längere Ausbildung als Stiftsfräulein ins Kloster (länger als üblich, da die fromme Frau Mama vielleicht die Hoffnung hegte, ihr Töchterlein würde das Gelübte ablegen) aus dem sie erst nach dem Tod der Mutter zurückkommt oder der Vater ein Machtwort spricht, da der reiche Schwiegersohn aufgetaucht ist, wäre auch denkbar.
Ein langer Aufenthalt wegen irgendeiner [vermeintlichen] oder echten [TBC] Schwäche in angesagten Kurorten im Ausland ist auch glaubwürdig, da absolut "chic" und gängig in dieser Zeit.
Das mit dem Heiratsmarkt wusste ich ungefähr, aber die Frau in meiner Geschichte hat sich nicht darauf eingelassen und den passenden erst mit 23 Jahren gefunden - ein sehr wohlhabender Mann, den auch ihre Eltern schon im Blick hatten. Ist das zu unrealistisch, oder würde das noch gehen? Es ist nämlich wichtig für den Plot, dass sie so spät heiratet.
Puh! Mit 23 ist die ja wirklich eine alte Schachtel! 😉
Damit es realistischer wird, würde ich realistische Heirats-Verhinderungsgründe einbauen. Ohne deine Geschichte zu kennen, ist es natürlich schwer da Tipps zu geben, aber was mir auf Anhieb einfällt, wäre zum Beispiel, dass die Frau in der indischen Kolonie gelebt hat, und es da keine geeigneten Heiratskandidaten gab und sie ihr Debüt halt erst in diesem Alter nachholen konnte bei ihrer Rückkehr nach England.
Oder das sie á la Florence Nightingale im Krimkrieg als Krankenschwester gedient hat und erst nach ihrer Rückkehr ans Heiraten gedacht hat.
Eine längere Ausbildung als Stiftsfräulein ins Kloster (länger als üblich, da die fromme Frau Mama vielleicht die Hoffnung hegte, ihr Töchterlein würde das Gelübte ablegen) aus dem sie erst nach dem Tod der Mutter zurückkommt oder der Vater ein Machtwort spricht, da der reiche Schwiegersohn aufgetaucht ist, wäre auch denkbar.
Ein langer Aufenthalt wegen irgendeiner [vermeintlichen] oder echten [TBC] Schwäche in angesagten Kurorten im Ausland ist auch glaubwürdig, da absolut "chic" und gängig in dieser Zeit.
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Beitrag #57, verfasst am 26.02.2012 | 22:53 Uhr
Danke für deine Mühe, aber das ist alles zu komplex, da der Heiratsantrag nur in Form eines Tagebucheintrags auftaucht. :/
Kennst du den Roman "Die Detektivin"? Der spielt auch in dieser Zeit, und die Hauptfigur ist ebenfalls 23 und unverheiratet... Aber auch nur aus dem Grund, dass sie störrisch ist und von den Männern gelangweilt. (Btw, der Roman ist ziemlich schlecht, aber gut recherchiert. Weshalb ich ihn eigentlich nur gelesen habe.)
Kennst du den Roman "Die Detektivin"? Der spielt auch in dieser Zeit, und die Hauptfigur ist ebenfalls 23 und unverheiratet... Aber auch nur aus dem Grund, dass sie störrisch ist und von den Männern gelangweilt. (Btw, der Roman ist ziemlich schlecht, aber gut recherchiert. Weshalb ich ihn eigentlich nur gelesen habe.)
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Beitrag #58, verfasst am 26.02.2012 | 23:00 Uhr
Rune
Bei Jane Austen ist das anders...hat die nicht ungefähr in dem Zeitraum gelebt?
Oder gibt es zwischen dem einfachen Gentleman und der gehobenen Schicht noch mal gravierende Unterschiede?
Die Eltern wurden auf jeden Fall zuerst gefragt. Meistens war es auch so, dass die Eltern geeignete Kandidaten aussuchten.
Es gab sogenannte "Debütanntinnenbälle", dass waren Bälle, bei denen die Mädchen (so ab 16, 17 Jahre) aus dem gehobenen Bürgertum und dem Adel offiziell der Gesellschaft vorgeführt wurden.
Bei Jane Austen ist das anders...hat die nicht ungefähr in dem Zeitraum gelebt?
Oder gibt es zwischen dem einfachen Gentleman und der gehobenen Schicht noch mal gravierende Unterschiede?
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Lest meine Lovecraftian-Horror-Story: https://www.book-ebooks.com/schatten-ueber-ruchensee-16163043.html
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Sionon Klingensang
Was genau war da anders? (Ich muss zugeben, ich hab die Bücher nicht gelesen.) Und sicher, Ausnahmen, die die Regel bestätigen, gab es immer. Sicher gab es z.B. auch Väter, die ihre Töchter so sehr liebten, dass sie gesellschaftliche Konventionen über den Haufen geworfen haben nur damit ihre heißgeliebte Tochter ihren Traummann heiraten kann. Nur sollte man die gut begründen, damit es glaubhaft bleibt.
Der einfachere Gentleman hatte es sicherlich in der Hinsicht einfacher, da auf dem nicht so großer gesellschaftlicher Druck lastete, während ein mächtiger Adeliger sich wiederum leichter über Regeln hinwegsetzen konnte, wenn er (bereits) über entsprechend große Macht und Einfluss verfügte. Aber das sind wie gesagt Ausnahmen. Wenn hier nach geschichtlichen Gegebenheiten gefragt wird, spielen die kaum eine Rolle, auch wenn sie Roman und Plotmäßig was hermachen.
Bei Jane Austen ist das anders...hat die nicht ungefähr in dem Zeitraum gelebt?
Oder gibt es zwischen dem einfachen Gentleman und der gehobenen Schicht noch mal gravierende Unterschiede?
Was genau war da anders? (Ich muss zugeben, ich hab die Bücher nicht gelesen.) Und sicher, Ausnahmen, die die Regel bestätigen, gab es immer. Sicher gab es z.B. auch Väter, die ihre Töchter so sehr liebten, dass sie gesellschaftliche Konventionen über den Haufen geworfen haben nur damit ihre heißgeliebte Tochter ihren Traummann heiraten kann. Nur sollte man die gut begründen, damit es glaubhaft bleibt.
Der einfachere Gentleman hatte es sicherlich in der Hinsicht einfacher, da auf dem nicht so großer gesellschaftlicher Druck lastete, während ein mächtiger Adeliger sich wiederum leichter über Regeln hinwegsetzen konnte, wenn er (bereits) über entsprechend große Macht und Einfluss verfügte. Aber das sind wie gesagt Ausnahmen. Wenn hier nach geschichtlichen Gegebenheiten gefragt wird, spielen die kaum eine Rolle, auch wenn sie Roman und Plotmäßig was hermachen.
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Beitrag #60, verfasst am 27.02.2012 | 10:22 Uhr
Rune
Die meisten Heiratsanträge werden erst der Frau gemacht, die Eltern werden danach gefragt. Jedenfalls in "Stolz und Vorurteil" und "Sense and Sensibility". In Letzerem vermutet eine Mutter sogar, dass ein Verlöbnis besteht, ohne davon erfahren zu haben.
(In den meisten Fällen kann der Mann das Einverständnis der Eltern voraussetzen weil sein Werben bemerkt und gutgeheißen wurde, aber bei Mr. Darcy ist das keineswegs der Fall...)
Sionon Klingensang
Bei Jane Austen ist das anders...hat die nicht ungefähr in dem Zeitraum gelebt?
Oder gibt es zwischen dem einfachen Gentleman und der gehobenen Schicht noch mal gravierende Unterschiede?
Was genau war da anders?
Die meisten Heiratsanträge werden erst der Frau gemacht, die Eltern werden danach gefragt. Jedenfalls in "Stolz und Vorurteil" und "Sense and Sensibility". In Letzerem vermutet eine Mutter sogar, dass ein Verlöbnis besteht, ohne davon erfahren zu haben.
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Beitrag #61, verfasst am 27.02.2012 | 11:02 Uhr
Sionon Klingensang
Jane Austen ist Regency-Zeit, Anfang des 19. Jahrhunderts, kein Viktorianismus.
Und da ihre Charaktere sich durchaus an die Konventionen des damaligen Landadels halten, war es wohl möglich, dass Heiratsanträge direkt gemacht wurden und wenn sich die zukünftigen Eheleute einig waren, dann erst mit den Eltern alles klargemacht wurde.
War die Partie nach Meinung der Eltern unpassend, konnte das natürlich auch schief gehen.
RuneSionon Klingensang
Bei Jane Austen ist das anders...hat die nicht ungefähr in dem Zeitraum gelebt?
Oder gibt es zwischen dem einfachen Gentleman und der gehobenen Schicht noch mal gravierende Unterschiede?
Was genau war da anders?
Die meisten Heiratsanträge werden erst der Frau gemacht, die Eltern werden danach gefragt. Jedenfalls in "Stolz und Vorurteil" und "Sense and Sensibility". In Letzerem vermutet eine Mutter sogar, dass ein Verlöbnis besteht, ohne davon erfahren zu haben.
(In den meisten Fällen kann der Mann das Einverständnis der Eltern voraussetzen weil sein Werben bemerkt und gutgeheißen wurde, aber bei Mr. Darcy ist das keineswegs der Fall...)
Jane Austen ist Regency-Zeit, Anfang des 19. Jahrhunderts, kein Viktorianismus.
Und da ihre Charaktere sich durchaus an die Konventionen des damaligen Landadels halten, war es wohl möglich, dass Heiratsanträge direkt gemacht wurden und wenn sich die zukünftigen Eheleute einig waren, dann erst mit den Eltern alles klargemacht wurde.
War die Partie nach Meinung der Eltern unpassend, konnte das natürlich auch schief gehen.
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Kitteh
Huch irgendwie hatte ich den Beitrag übersehen.
Den Roman kenne ich nicht, aber nach dem Titel und dem wenigen was du erzählst hast, klingt mir das halt nach diesen typischen "historischen" Romanen, in denen die Heldin eine moderne Frau im Historienkostüm ist. Wer solche Art Bücher mag - okay. Es hat nur halt wenig mit "Historie" zu tun.
Wenn du was in der Art schreiben willst, dann würde ich sagen: Passt schon. Ich glaube die Leserinnen ist das recht egal, ob das nun den Gepflogenheiten der Zeit entspricht oder nicht. Und wenn es ohnehin nur in einem Tagebucheintrag vorkommt und nicht weiter für die Handlung von Bedeutung ist...
Kennst du den Roman "Die Detektivin"? Der spielt auch in dieser Zeit, und die Hauptfigur ist ebenfalls 23 und unverheiratet... Aber auch nur aus dem Grund, dass sie störrisch ist und von den Männern gelangweilt. (Btw, der Roman ist ziemlich schlecht, aber gut recherchiert. Weshalb ich ihn eigentlich nur gelesen habe.)
Huch irgendwie hatte ich den Beitrag übersehen.
Den Roman kenne ich nicht, aber nach dem Titel und dem wenigen was du erzählst hast, klingt mir das halt nach diesen typischen "historischen" Romanen, in denen die Heldin eine moderne Frau im Historienkostüm ist. Wer solche Art Bücher mag - okay. Es hat nur halt wenig mit "Historie" zu tun.
Wenn du was in der Art schreiben willst, dann würde ich sagen: Passt schon. Ich glaube die Leserinnen ist das recht egal, ob das nun den Gepflogenheiten der Zeit entspricht oder nicht. Und wenn es ohnehin nur in einem Tagebucheintrag vorkommt und nicht weiter für die Handlung von Bedeutung ist...
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Beitrag #63, verfasst am 27.02.2012 | 16:59 Uhr
Rune
Himmel, nein, so was schreib ich nicht.😁
Ich habe das ja, wie gesagt, nur zur Recherche gelesen.
Vielen Dank für die Hilfe euch allen, das werde ich auf jeden Fall beim Schreiben berücksichtigen.
KittehKennst du den Roman "Die Detektivin"? Der spielt auch in dieser Zeit, und die Hauptfigur ist ebenfalls 23 und unverheiratet... Aber auch nur aus dem Grund, dass sie störrisch ist und von den Männern gelangweilt. (Btw, der Roman ist ziemlich schlecht, aber gut recherchiert. Weshalb ich ihn eigentlich nur gelesen habe.)
Huch irgendwie hatte ich den Beitrag übersehen.
Den Roman kenne ich nicht, aber nach dem Titel und dem wenigen was du erzählst hast, klingt mir das halt nach diesen typischen "historischen" Romanen, in denen die Heldin eine moderne Frau im Historienkostüm ist. Wer solche Art Bücher mag - okay. Es hat nur halt wenig mit "Historie" zu tun.
Wenn du was in der Art schreiben willst, dann würde ich sagen: Passt schon. Ich glaube die Leserinnen ist das recht egal, ob das nun den Gepflogenheiten der Zeit entspricht oder nicht. Und wenn es ohnehin nur in einem Tagebucheintrag vorkommt und nicht weiter für die Handlung von Bedeutung ist...
Himmel, nein, so was schreib ich nicht.😁
Ich habe das ja, wie gesagt, nur zur Recherche gelesen.
Vielen Dank für die Hilfe euch allen, das werde ich auf jeden Fall beim Schreiben berücksichtigen.
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Beitrag #64, verfasst am 27.02.2012 | 18:59 Uhr
Kitteh
Ein einfacher Grund, nicht am Heiratsmarkt teilzunehmen, wäre ein Sterbefall in der Familie (in der Trauerzeit durfte man keine Bälle besuchen) oder die schlechte finanzielle Lage der Familie. Wenn es mehrere Töchter zu verheiraten gab, könnte es bei einem Nachzügler eng geworden sein.
Dann kommt es auf den Stand der jungen Dame an. Gehört sie zum niederen oder gehobenen Adel?
In jedem Fall kann die Frau nicht einfach heiraten, da ihre Vermögensverhältnisse von ihrem Vater geregelt werden. Frauen hatten da sehr eingeschränkte Rechte und nur sehr wenige konnten es sich leisten, eine "alte Jungfer" zu werden.
Natürlich kann sie einen Antrag bekommen und angenommen haben, allerdings müßte dann immer noch bei ihrem gesetzlichen Vormund angeklopft werden, der über sie bestimmt. :)
Okay, vielen Dank.
Das mit dem Heiratsmarkt wusste ich ungefähr, aber die Frau in meiner Geschichte hat sich nicht darauf eingelassen und den passenden erst mit 23 Jahren gefunden - ein sehr wohlhabender Mann, den auch ihre Eltern schon im Blick hatten. Ist das zu unrealistisch, oder würde das noch gehen? Es ist nämlich wichtig für den Plot, dass sie so spät heiratet.
Ein einfacher Grund, nicht am Heiratsmarkt teilzunehmen, wäre ein Sterbefall in der Familie (in der Trauerzeit durfte man keine Bälle besuchen) oder die schlechte finanzielle Lage der Familie. Wenn es mehrere Töchter zu verheiraten gab, könnte es bei einem Nachzügler eng geworden sein.
Dann kommt es auf den Stand der jungen Dame an. Gehört sie zum niederen oder gehobenen Adel?
In jedem Fall kann die Frau nicht einfach heiraten, da ihre Vermögensverhältnisse von ihrem Vater geregelt werden. Frauen hatten da sehr eingeschränkte Rechte und nur sehr wenige konnten es sich leisten, eine "alte Jungfer" zu werden.
Natürlich kann sie einen Antrag bekommen und angenommen haben, allerdings müßte dann immer noch bei ihrem gesetzlichen Vormund angeklopft werden, der über sie bestimmt. :)
"Heilige Scheiße!", murmelte das Mädchen dumpf und starrte mit großen Augen in Richtung Bühne, auf der eine Band
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
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Beitrag #65, verfasst am 27.02.2012 | 21:29 Uhr
Panthera
Hatte ich auch überlegt, aber dann müsste in der Zeit, in der sie 16-23 war, jedes Jahr jemand gestorben sein. 😉
Ein einfacher Grund, nicht am Heiratsmarkt teilzunehmen, wäre ein Sterbefall in der Familie (in der Trauerzeit durfte man keine Bälle besuchen)
Hatte ich auch überlegt, aber dann müsste in der Zeit, in der sie 16-23 war, jedes Jahr jemand gestorben sein. 😉
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Beitrag #66, verfasst am 27.02.2012 | 21:59 Uhr
Rune
Was wäre eigentlich, wenn sie kein hübsches Mädchen ist? Eine graue Maus, die sowieso nur desinteressiert in der Ecke rumsteht und von den Männern gelangweilt ist? Und die eben erst mit 23 einen Mann kennengelernt hat, der ihr wirklich gut gefällt und ihren Eltern sowieso? Und dem sie ebenfalls gefällt, wohlbemerkt.
Panthera
Ein einfacher Grund, nicht am Heiratsmarkt teilzunehmen, wäre ein Sterbefall in der Familie (in der Trauerzeit durfte man keine Bälle besuchen)
Hatte ich auch überlegt, aber dann müsste in der Zeit, in der sie 16-23 war, jedes Jahr jemand gestorben sein. 😉
Was wäre eigentlich, wenn sie kein hübsches Mädchen ist? Eine graue Maus, die sowieso nur desinteressiert in der Ecke rumsteht und von den Männern gelangweilt ist? Und die eben erst mit 23 einen Mann kennengelernt hat, der ihr wirklich gut gefällt und ihren Eltern sowieso? Und dem sie ebenfalls gefällt, wohlbemerkt.
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Beitrag #67, verfasst am 27.02.2012 | 22:02 Uhr
auch dann wird sie wenigstens mal tanzen gehen, weils sich so gehört.
Die eltern werden sie schon nötigen, wenigstens sich mal nach einer guten partie umzusehen und sie hier und da vorstellen.
Ein Grund wäre eher ihr zweifelhafter ruf (vielleicht, weil sie so sonderbar ist?), sodass ihr kein herr ernsthaft den hof machen will?
Die eltern werden sie schon nötigen, wenigstens sich mal nach einer guten partie umzusehen und sie hier und da vorstellen.
Ein Grund wäre eher ihr zweifelhafter ruf (vielleicht, weil sie so sonderbar ist?), sodass ihr kein herr ernsthaft den hof machen will?
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.:- Isn't that crazy? -:.
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Beitrag #68, verfasst am 27.02.2012 | 22:38 Uhr
Kitteh
Hm, selbst die fanden Absatz, dann wurden eher Witwer und ältere Herren vorstellig, die nochmal Erben brauchten (weil sie nur Mädchen hatten) oder eben eine Haushälterin wollten.
Es ging ja zum Teil auch so ab, daß Männer erst den Vater ansprachen und das Geschäft aushandelten und die Damen den Herren von den Eltern untergejubelt bekamen, ohne groß gefragt zu werden. ^^
Natürlich kannst Du in der Geschichte schreiben, daß sie niemals Anklang gefunden hat, weil ihr Nase zu schief ist, oder so. ^^ Mit 23 droht sie langsam, eine alte Jungfer zu werden. So mit 25 wäre dann der Ofen aus, weil natürlich die jungen Mädchen nachrücken und es eben um das Produzieren von Nachkommen ging, was mit jüngeren Frauen wahrscheinlicher war.
Was wäre eigentlich, wenn sie kein hübsches Mädchen ist? Eine graue Maus, die sowieso nur desinteressiert in der Ecke rumsteht und von den Männern gelangweilt ist? Und die eben erst mit 23 einen Mann kennengelernt hat, der ihr wirklich gut gefällt und ihren Eltern sowieso? Und dem sie ebenfalls gefällt, wohlbemerkt.
Hm, selbst die fanden Absatz, dann wurden eher Witwer und ältere Herren vorstellig, die nochmal Erben brauchten (weil sie nur Mädchen hatten) oder eben eine Haushälterin wollten.
Es ging ja zum Teil auch so ab, daß Männer erst den Vater ansprachen und das Geschäft aushandelten und die Damen den Herren von den Eltern untergejubelt bekamen, ohne groß gefragt zu werden. ^^
Natürlich kannst Du in der Geschichte schreiben, daß sie niemals Anklang gefunden hat, weil ihr Nase zu schief ist, oder so. ^^ Mit 23 droht sie langsam, eine alte Jungfer zu werden. So mit 25 wäre dann der Ofen aus, weil natürlich die jungen Mädchen nachrücken und es eben um das Produzieren von Nachkommen ging, was mit jüngeren Frauen wahrscheinlicher war.
"Heilige Scheiße!", murmelte das Mädchen dumpf und starrte mit großen Augen in Richtung Bühne, auf der eine Band
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
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Weil zu der Zeit im Gegensatz zu heute (mangelnde) Schönheit und (fehlendes) Interesse keine Kriterien waren, eine Heirat abzulehnen oder einzugehen.
Heirat war eine gesellschaftliche und finanzielle Angelegenheit und nichts, was man aus Interesse oder Vorlieben einging. (Liebe war auch keine Voraussetzung.)
Die Frauen wurden angeleitet und gelehrt sich so zu verhalten, dass sie das Interesse von Männern weckten. Und wenn eine nicht hübsch war, dann versuchte man irgendwelche anderen Vorteile, die sie hatte, in den Vordergrund zu rücken. Vielleicht konnte sie dafür gut Klavierspielen, singen oder zeichnen oder hatte sonst einen Marktwert, der von ihrer fehlenden Schönheit ablenkte.
Und wenn der Mann eine hübsche Frau wolle aber nicht abbekam - tja, dann legte er sich eben eine Geliebte zu. Mit der Ehefrau musste er nur legale Nachkommen zeugen.
Was wäre eigentlich, wenn sie kein hübsches Mädchen ist? Eine graue Maus, die sowieso nur desinteressiert in der Ecke rumsteht und von den Männern gelangweilt ist? Und die eben erst mit 23 einen Mann kennengelernt hat, der ihr wirklich gut gefällt und ihren Eltern sowieso? Und dem sie ebenfalls gefällt, wohlbemerkt.
Weil zu der Zeit im Gegensatz zu heute (mangelnde) Schönheit und (fehlendes) Interesse keine Kriterien waren, eine Heirat abzulehnen oder einzugehen.
Heirat war eine gesellschaftliche und finanzielle Angelegenheit und nichts, was man aus Interesse oder Vorlieben einging. (Liebe war auch keine Voraussetzung.)
Die Frauen wurden angeleitet und gelehrt sich so zu verhalten, dass sie das Interesse von Männern weckten. Und wenn eine nicht hübsch war, dann versuchte man irgendwelche anderen Vorteile, die sie hatte, in den Vordergrund zu rücken. Vielleicht konnte sie dafür gut Klavierspielen, singen oder zeichnen oder hatte sonst einen Marktwert, der von ihrer fehlenden Schönheit ablenkte.
Und wenn der Mann eine hübsche Frau wolle aber nicht abbekam - tja, dann legte er sich eben eine Geliebte zu. Mit der Ehefrau musste er nur legale Nachkommen zeugen.
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Beitrag #70, verfasst am 27.02.2012 | 23:26 Uhr
Die einzige Möglichkeit, die mir so einfällt, wäre ein ziemlich exzentrischer Vater, der seine Tochter bildungsmäßig nicht groß anders als einen Sohn behandelt (Jane Austen ) und ihr ihren Willen lässt.
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Beitrag #71, verfasst am 28.02.2012 | 08:23 Uhr
Hmm... Und was wäre, wenn sie aus dem höheren Bürgertum von London käme?
You have to understand
that no one pits their children in a boat
unless the water is safer than the land.
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Beitrag #72, verfasst am 28.02.2012 | 12:14 Uhr
Kitteh
Öhm, dann trifft all das zu, was bisher gesagt worden ist. Ich verstehe deine Frage nicht so ganz ... 😕
Hmm... Und was wäre, wenn sie aus dem höheren Bürgertum von London käme?
Öhm, dann trifft all das zu, was bisher gesagt worden ist. Ich verstehe deine Frage nicht so ganz ... 😕
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Beitrag #73, verfasst am 28.02.2012 | 12:40 Uhr
Was wäre, wenn sie keine/ nur eine kleine Mitgift hätte?
Seepferdchen sind Pferdchen!
Lest meine Lovecraftian-Horror-Story: https://www.book-ebooks.com/schatten-ueber-ruchensee-16163043.html
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Sionon Klingensang
Dann kämen ihre suitors (Bewerber) aus der entsprechenden Schicht und würden über ein ähnlich schmales Einkommen verfügen wie zum Beispiel ein Pfarrer aus einer kleinen Gemeinde. Oder sie würde unter ihrem Stand heiraten, so daß der Mann von ihrem profitieren könnte. Das kam gerne mal vor, wenn der Handel sich mit dem Bürgertum zusammentat, um mehr Ansehen zu erlangen. In den Fällen bezahlten einige Männer eben die Mitgift selbst, so daß sie ihre Frau bei den Eltern wie eine Ware einkauften.
Heirat war die einzige "Karrieremöglichkeit", die sich einer jungen Frau damals bot. Jede wollte/mußte heiraten. In den meisten Fällen war das eine rein geschäftliche Entscheidung. Wie sollte die Frau sonst auch ihren Lebensunterhalt sichern?
Ein gutes Beispiel (mehr als die anderen Werke von Jane Austen) für deinen speziellen Fall ist "Persuasion" (Anne Elliot). Darin geht es um eine 27-Jährige, die noch nicht verheiratet ist, weil sie sich mit 18 in einen mittellosen Mann verliebt hat, ihn aber aufgrund der Einwände einer Freundin ihrer Mutter nicht geheiratet hat. Ihre Gefühle sind nie erkaltet, aber der finanzielle Aspekt war für die Sicherung ihrer Zukunft wichtiger, so daß sie die Beziehung beendet hat.
Natürlich hat sie danach keinen anderen Mann gefunden und bleibt allein, bis sie dem damaligen Galan wieder begegnet und die finanzielle Situation sich nun zu seinen Gunsten verkehrt hat.
Was wäre, wenn sie keine/ nur eine kleine Mitgift hätte?
Dann kämen ihre suitors (Bewerber) aus der entsprechenden Schicht und würden über ein ähnlich schmales Einkommen verfügen wie zum Beispiel ein Pfarrer aus einer kleinen Gemeinde. Oder sie würde unter ihrem Stand heiraten, so daß der Mann von ihrem profitieren könnte. Das kam gerne mal vor, wenn der Handel sich mit dem Bürgertum zusammentat, um mehr Ansehen zu erlangen. In den Fällen bezahlten einige Männer eben die Mitgift selbst, so daß sie ihre Frau bei den Eltern wie eine Ware einkauften.
Heirat war die einzige "Karrieremöglichkeit", die sich einer jungen Frau damals bot. Jede wollte/mußte heiraten. In den meisten Fällen war das eine rein geschäftliche Entscheidung. Wie sollte die Frau sonst auch ihren Lebensunterhalt sichern?
Ein gutes Beispiel (mehr als die anderen Werke von Jane Austen) für deinen speziellen Fall ist "Persuasion" (Anne Elliot). Darin geht es um eine 27-Jährige, die noch nicht verheiratet ist, weil sie sich mit 18 in einen mittellosen Mann verliebt hat, ihn aber aufgrund der Einwände einer Freundin ihrer Mutter nicht geheiratet hat. Ihre Gefühle sind nie erkaltet, aber der finanzielle Aspekt war für die Sicherung ihrer Zukunft wichtiger, so daß sie die Beziehung beendet hat.
Natürlich hat sie danach keinen anderen Mann gefunden und bleibt allein, bis sie dem damaligen Galan wieder begegnet und die finanzielle Situation sich nun zu seinen Gunsten verkehrt hat.
"Heilige Scheiße!", murmelte das Mädchen dumpf und starrte mit großen Augen in Richtung Bühne, auf der eine Band
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
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Beitrag #75, verfasst am 28.02.2012 | 13:36 Uhr
Ich sehe da eine Möglichkeit, wie sie realistischerweise noch unverheiratet sein könnte: Ihre Eltern sind verarmt, aber Snobs, und hoffen immer noch auf einen standesgemäßen Bewerber.
Seepferdchen sind Pferdchen!
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