Ich bin mir nicht sicher, ob es für den Leser durchschaubar ist oder nicht. Normalerweise achte ich darauf, verständlich zu schreiben, und gebe mir auch hier Mühe. Jedenfalls ist das hantieren mit so vielen Charakteren und Schauplätzen eine ganz eigene Herausforderung, die mir aber Spass macht.
Als Neuautor würde ich mich aber nicht an ein solches Konzept wagen. Ich glaube, man fängt am Besten mit wenigen Figuren an und steigert sich dann - oder auch nicht. Quantität ist ja nicht Qualität ^^.
Ludwig Wittgenstein
bei handlungssträngen finde ich, dürfen es ruhig mal mehr sein, so an die fünf sind noch nicht zu viel. es kommt immer drauf an, wie einzigartig die umgebungen und charas sind. wenn sich alles in einem bürogebäude abspielen, wo es überall mehr oder weniger gleich aussieht und die charas sich ähnlich sind, wirds ein bisschen schwierig für den leser. ein schönes beispiel, wo es richtig gemacht wurde, ist, finde ich, die 'das buch des...' reihe von james clemens.
je besser man die handlungen und schauplätze differenzieren kann, desto mehr handlungsstränge kann man als autor zulassen.
Ich mag es generell, wenn viele Handlungsstränge da sind, die eine Welt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, sodass man sich auch von der Gegenseite ein Bild amchen kann.
Logische Verknüpfung vorausgesetzt ;)
Ein wenig Verwirrung mag ich, aber ein Zuviel davon ist natürlich schlecht^^
Also. Ich finde viele Erzählstränge nicht schlimm, sie müssen halt nur gut durchdacht sein, und die Abstimmung der Zeit muss ja schließlich auch passen. Was nur schlimm für mich ist, wenn in einer FA auf einmal zig Namen von Protagonisten auftauchen.. da blick ich gar nicht mehr durch.
Ich selbst hab Geschichten geschrieben, und bin wieder dabei, in denen ich höchstens 2 Erzählstränge hatte. Und das reicht mir auch eigentlich.
Von was ich persönlich ein sehr großer Fan bin: Wenn man nicht erkennt, inwiefern Handlungsstränge zusammengehören, sie aber dann später zu einem gewissen Zeitpunkt zusammenlaufen und das große Finale dann gemeinsam bestritten wird.
Bie Orten und Erzählsträngen ist es ähnlich; 1 bis 3 finde ich noch angenehm, 4 ist manchmal auch noch okay, mehr mag ich nur in Ausnahmefällen.
Aber es kann auch toll sein. Ich lese gerade einen historischen Roman, der aus der Sicht vieler verschiedener Personen geschrieben ist, die in unterschiedlichen Ländern leben, unterschiedliche Meinungen haben, usw. Sie sind auf zum Teil sehr seltsame Weise miteinander verknüpft.Ich finde es einfach total spannend, weil ich so so richtig in diese Zeit eintauchen kann und auch die historischen Hintergründe und Entscheidungen besser verstehen kann. Aber es ist natürlich auch nicht leicht den Überblick zu behalten.
Wenn ich mich nicht verzählt habe, habe ich bei ca. der Hälfte des Buches mindestens sieben verschiedene Protagonisten. Bis jetzt hatte ich aber auch noch keine Verständnisprobleme, was vermutlich auch daran liegt, dass nicht plötzlich ein Sichtwechsel erfolgt und die verschiedenen Personen nach und nach eingeführt werden.
Würde man "Der Herr der Ringe" allein aus Frodos Perspektive schildern, könnte man 4/5 des Buches einfach streichen. Die Frage ist nur, ob man dann noch die Beweggründe, Intrigen und Folgen hinter diesem "Ich schlepp den Ring nach Mordor"-Strang verstehen könnte. keine einzige Schlachtszene hätten wir so bekommen. XD
"Harry Potetr" wir aus Harrys Sicht erzählt, enthält aber Prologe aus der Sicht eines allwissenden Erzählers oder einer bestimmten Figur, wie Narcissa Malfoy in Band 6 oder dem britischen Premierminister in Band 7. Diese Abweichung ist - für den leser - erneut wichtig, um gewisse Hintergründe zu verstehen - und ihre Tragweite.
Von einer POV für derartige Dinge abzuweichen, halte ich nicht für schlechten Stil. Haarig wird es, wenn die POV-Wechsel zu aprupt sind und man als Leser nicht mehr weiß, bei wem man da eigentloch gerade ist. So was ist auf jeden Fall zu vermeiden.
~ Ezio Auditore da Firenze
Die Frage ist aber berechtigt. Ich selbst schreibe mehrere Geschichten aus verschiedenen Perspektiven und frage mich immer, wann es einfach zu viele Namen sind. In Geschichte a) spielt alles in demselben Dorf, die Personen kennen sich und nur die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Geschichte b) allerdings spielt in verschiedenen Zeiten und verschiedenen Städten, und da kann es glaube ich leicht passieren, dass der Leser nicht mehr hinterherkommt.
Farringdon
Geschichte b) allerdings spielt in verschiedenen Zeiten und verschiedenen Städten, und da kann es glaube ich leicht passieren, dass der Leser nicht mehr hinterherkommt.
Kommt drauf an. Ich habe auch schon Bücher gelesen, die denen die Handlungsstränge sowohl an verschiedenen Orten, als auch in verschiedenen Zeiten gespielt haben. War interessant zu sehen, wie der Autor das dann verknüpft hatte. Ich habe generell nichts gegen zig Perspektiven, so lange ich die Handlungsstränge wiedererkenne und mir alles behalten kann. Ich finde es da wichtig, sich genug Zeit für die Stränge zu nehmen. Hatte auch schon ein Buch gelesen, in denen ich zum Schluss zwei der 5 Charaktere (und deren jeweiliger Perspektive) recht gut kannte aber bei den anderen immer wieder zurückblättern musste, weil sich kaum Zeit für den Prota genommen wurde und man nur durch die Handlung geschubst wurde - ergo konnte ich mir einige der Protas einfach nicht gut merken, weil das nur ein Name auf Papier war und kein Mensch.
Zumindest bin ich ein großer Fan davon, wenn jeder Strang dann auch angemessen viel Zeit bekommt.
dann immer auf, dass da was nicht hinhaut, aber diese Perspektive in Verbindung mit gemeinsamen Erlebnissen ist echt nicht ohne. Zumal es insgesamt drei Protas waren, zwei männlich, einer weiblich. Das war schon irgendwie eigenartig. Bei klarer voneinander abgegrenzten Handlungssträngen und/oder einer andere Erzählperspektive sehe ich da weniger Probleme.
Mir ist es auch gerade "passiert" dass ich auf einmal mehr Perspektiven habe, als ursprünglich geplant. Es bot sich imo an, um dem Leser Infos zu präsentieren, die anders nur schwer unterzubringen gewesen wären. Mal eben in den Thronsaal des bösen Buben zu schalten, erscheint mir auf jeden Fall unterhaltsamer, als ihn irgendwann mal seine Motive dem Held im Endlos-Monolog vorbeten zu lassen.
Home is where your story begins.
Mir ist bisher nur ein Roman untergekommen, der zwei Perspektiven hatte und beide aus der Ich-Form geschrieben waren. Da allerdings stand als Kapitelüberschrift der jeweilige Name des Handelnden dabei, probleme hatte ich demnach keine, allerdings stellt sich mir jetzt gerade die Frage, ob es auch so einfach gewesen wäre, hätte die Perspektive nicht dabeigestanden. Die Protas haben da nämlich auch viel gemeinsam erlebt und währenddessen wurde die Perspektive manchmal gewechselt.
Maginisha
Mir ist es mal bei einem Roman in Ich-Form passiert, dass ich trotz kapitelweise wechselnder Perspektive nicht mitbekommen habe, aus wessen Sicht gerade geschrieben wird.
Yessy
Mir ist bisher nur ein Roman untergekommen, der zwei Perspektiven hatte und beide aus der Ich-Form geschrieben waren. Da allerdings stand als Kapitelüberschrift der jeweilige Name des Handelnden dabei, probleme hatte ich demnach keine, allerdings stellt sich mir jetzt gerade die Frage, ob es auch so einfach gewesen wäre, hätte die Perspektive nicht dabeigestanden. Die Protas haben da nämlich auch viel gemeinsam erlebt und währenddessen wurde die Perspektive manchmal gewechselt.
Den Perspektivenwechsel mit Namen zu überschreiben, empfinde ich als schlechten Stil. Gerade bei gemeinsamen Erlebnissen halte ich die Erzählung aus einer statt zwei Perspektiven für deutlich glücklicher.
Also ... Perpektivenwechsel bei personalen Erzähler á la "Harry Potter", okay. Aber bei Ich-Erzählern bin ich da sofort weg und schüttle mich wie ein nasser Hund...
~ Ezio Auditore da Firenze
Ich hab mal eine Trilogie gelesen, da war in den ersten zwei Bänden nur ein Ich-Erzähler, und als es im dritten Band plötzlich einen zweiten gab war mir klar, dass die Protagonistin am Ende draufgeht.
Yessy
Ich find's sowieso immer ein bisschen strange, wenn man schon die Ich-Form hat und dann trotzdem hin und her wechselt. Also, man kann das gerne so machen und wenn es gut ist, lese ich das auch, aber irgendwie ist das nicht das, was ich bei einer Ich-Form erwarte^^
Mir ist bisher nur ein Roman untergekommen, der zwei Perspektiven hatte und beide aus der Ich-Form geschrieben waren. Da allerdings stand als Kapitelüberschrift der jeweilige Name des Handelnden dabei, probleme hatte ich demnach keine, allerdings stellt sich mir jetzt gerade die Frage, ob es auch so einfach gewesen wäre, hätte die Perspektive nicht dabeigestanden. Die Protas haben da nämlich auch viel gemeinsam erlebt und währenddessen wurde die Perspektive manchmal gewechselt.Maginisha
Mir ist es mal bei einem Roman in Ich-Form passiert, dass ich trotz kapitelweise wechselnder Perspektive nicht mitbekommen habe, aus wessen Sicht gerade geschrieben wird.
Those who forget the past are doomed to repeat it.
The question is not, Can they reason?, nor Can they talk? but, Can they suffer?
- Jeremy Bentham
Ich denke auch, hier gilt ein klares 'kommt drauf an' *g*.
Joe Abercrombie macht das z.B. in seiner Klingen-Trilogie, da wird die Story im Wechsel aus der Sicht von vier oder fünf verschiedenen Personen erzählt. Ist natürlich auch Geschmackssache und nicht jeder mag es, bei ihm finde ich es genial.
Genauso gibts auch mengenweise abschreckende Beispiele, wenn der Wechsel zwischen den Erzählsträngen zu häufig und/oder zu kurz aufeinander passiert, oder es einfach zu viele verschiedene Erzählstränge mit entsprechend zu vielen Hauptfiguren an zu vielen verschiedenen Locations gibt.
Es kann funktionieren, sogar sehr gut, es erfordert aber schon etwas Fingerspitzengefühl und Schreiberfahrung, dass man den Überblick behält, nicht zu chaotisch wird und, vor allem, das Interesse des Lesers aufrechterhalten und fokussiert bleibt.
Der obere Satz ist falsch.
Severin Sesachar
Den Perspektivenwechsel mit Namen zu überschreiben, empfinde ich als schlechten Stil. Gerade bei gemeinsamen Erlebnissen halte ich die Erzählung aus einer statt zwei Perspektiven für deutlich glücklicher.
Da ich das Buch nicht zum Spaß gelesen hatte, muss ich da widersprechen. Ich finde, unglaublich viel ist zielgruppenabhängig. Wenn die Zielgruppe um die 12 Jahre alt sein soll und zwar die Sorte der 12-jährigen, die eher weniger vom Lesen begeistert sind, bemerke ich immer wieder, dass Autoren da anders agieren. Es wird mehr erklärt, Beschreibungen des Aussehens (Szenerie, Protas etc) sind auf ein Minimum heruntergebrochen, und in eben diesem Beispielbuch, das ich angeführt habe, stand der POV dabei.
Das ist jetzt kein allgemeingültiger Konsens, aber mir fällt es immer wieder bei den Dingen auf, die ich so von meinen Dozenten vorgesetzt bekomme.
Natürlich kann da jeder jetzt was anderes zu sagen, ich habe selbst null Ahnung vom Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern, ich analysiere sie nur gerne. Ich selbst würde den POV aber auch nicht dazuschreiben. In einem "Erwachsenenroman" will ich das ebenso wenig lesen. Bei dem Buch, das ich gemeint habe, hat es vom Gesamtbild her gut gepasst.
Vielleicht kennt der eine oder andere die Redewendung aus dem Filmgeschäft "Diese Geschichte ist unverfilmbar", ich hab oft das Gefühl meine Geschichte ist "unschreibbar", oder schlicht "nicht umsetzbar". Trotzdem überlege ich, wie ich es doch schaffen kann. Ich fühle, das alle meine anderen Projekte langfristig dazu da sind mich auf die große Geschichte vorzubereiten für die ich einfach noch nicht genug Erfahrung habe. "Dragonearth" schult mich in Atmosphäre und der Darstellungen von brachialen und intensiven Kämpfen, in "Castle Crashers" und "Neue Abenteuer braucht der Held" lerne ich Dialoge unterhaltsam zu schreiben. In letzterer Geschichte kommen auch sehr viele Charaktere vor. Damit umzugehen lerne ich da auch. Ja, es ist eine Spielereihe mit mehrern hundert NPC, vielleicht 400 oder so, aber davon sind ja nur vierzig oder fünfzig wichtig, aber ich nähere mich an. Außerdem lerne ich im Moment wie der Zusammenhalt in einer Kampfgruppe, genauer in einem Entertrupp ist. Auch das brauche ich später für meine große Geschichte wo es um Krieg und das führen von Kampfgruppen geht. Es ist so, als wenn mein Unterbewusstsein schon weiß was der Plan ist.
Ich weiß, mir fehlt es noch an Erfahrung für die große Geschichte, meine Hoffnung ist, dass ich irgendwann so weit sein werde sie schreiben zu können.
Etwa 300 Charaktere werden vorkommen, wovon mindestens 100 ein harter Kern sein werden, also Hauptcharakter sein sollen. Diese hundert soll der Leser verstehen und wiedererkennen können. Das wird meiner Meinung nach extrem schwer werden. Denn es braucht Zeit die Charaktere auch nur ansatzweise ausreichend zu beschreiben, damit die Leser mitfühlen, sich in diese Charaktere hineinversetzen können.
Ich hab mir auch schon was überlegt. Es gibt ein super Buch von Andreas Eschbach "Eines Menschen Flügel" wo er einen Kniff angewendet hat. Er hat lange nicht so viele Charaktere, aber es sind schon einige, glaube dreißig oder so. Und jedes Kapitel ist aus der Sicht eines anderen Charakters geschrieben. So lernt man mit der Geschichte viele der Charaktere kennen und sieht die Geschichte aus einer etwas anderes Sicht.
Ich denke, aufgrund der vielen Charaktere ist das meine beste Chance die Charaktere möglichst qualitativ beschreiben zu können. Mit der Sicht aus nur einen oder zwei Charakteren wäre es zu oberflächlich. Es würde zu lange dauern, bis man die anderen Charaktere kennen lernt. Dieser Stil birgt natürlich aber auch die Gefahr, dass der Leser maßlos überfordert ist. Daher sollten die Kapitel und die Charaktere wie bei einem Staffellauf handeln. Als Beispiel: Am Ende eines Kapitels trifft der Charakter, aus dessen Sicht derzeit geschrieben ist auf den nächsten, aus dessen Sicht dann geschrieben wird. Bei "Eines Menschen Flügel" hießen die Kapitel immer so wie der Charakter. So behält man besser den Überblick.
Ein "Beiwerk" ist denke ich auch unerlässlich, so dass man immer den Überblick über alle Charaktere hat. Wie sieht der und der aus? Merkmale, typische Verhaltensweisen etc. pp.
Leider habe ich keinen Masterplan, bzw. das was ich mir bisher ausgetüftelt habe soll mal zu einem Masterplan werden.
Es gibt aber (wohl aus gutem Grund) bisher keine Geschichte mit so einer schieren Anzahl an Charakteren, jedenfalls ist mir keine bekannt. Natürlich gibt es viele Geschichten, wo es viele Personen gibt, dann werden die meisten aber eher so als Nebencharaktere beschrieben. So soll es aber nicht sein, die hundert da sollte schon alle als Hauptcharakter auftreten, das ist die Herausforderung.
Irgendwelche Ideen oder Vorschläge wie ich den riesen Berg besser erklimmen könnte?
Ich liebe die Geschichte, wie keine meiner anderen, aber … Ich frage mich langsam, wann ich es schaffe, diese Angst zu überwinden.
Just because you can't imagine something doesn't mean it is not real.
"Any intelligent fool can make things bigger, more complex and more violent. It takes a touch of genius, and a lot of courage, to move in the opposite direction."
Albert Einstein
~ Ezio Auditore da Firenze
Das man als Leser haufenweise Namen an den Kopf geknallt bekommt ist manchmal aber auch unerlässlich, eben weil viele Leute vor Ort sind und der Charakter, aus dessen Sicht man liest, die eben alle kennt. Wenn der dann mit den anderen spricht, weiß der ja wie die alle heißen und das sind dann auch wieder Moment wo es schwer wird es dem Leser recht zu machen.
Hi Finsterdrache,
ich denke, dass ein Projekt wie das deine durchaus funktioniert, wobei 100 Hauptcharaktere natürlich sehr ambitioniert sind. Ich persönlich (als Leser) hänge mein Herz lieber an eine oder auch zwei Figuren und gehe dan ganz mit dieser mit.
Mir fallen sofort auch zwei „große“ Beispiele ein, wo eine Vielzahl von wichtigen Figuren nebeneinander sehr gut funktionieren: Zum einen die Osten Ard Saga (Drachenbeinthronzyklus) vonTad Williams oder die Lied von Eis und Feuer Reihe von George R.R. Martin.
Bei dem einem laufen einen laufen eine Vielzahl von zunächst völlig unabhängigen Handlungssträngen auf einen Knotenpunkt zu. Bei dem anderen bilden die Stränge eher ein Netz, bei dem die verschiedenen Protagonisten einander begegnen, auseinandergehen und wieder auf andere treffen
Beides liest sich sehr, sehr spannend, auch wenn der Leser ab und an überlegen oder sogar noch einmal nachschlagen muss, wer denn nun jetzt wer war.
Immer wenn man an eine andere Person kommt ist man geneigt schnell weiter zu lesen, um möglichst bald auch wieder auf die vorherige Figur zu treffen, da man bei jedem Handlungsstrang wissen will, wie es denn weiter geht.
Hier liegt, meine ich, auch das Problem, eine solche Geschichte auf einer Plattform wie FF zu posten. Bei einem fertigen Roman kannst du immer weiter und weiter lesen. Hier musst du auf die Häppchen warten, die dir der Autor serviert. Das kann den Leser zum eine frustrierend sein, aber auch verwirrend, wenn die Abstände zu groß sind. Es ist dan schwierig in der Geschichte „drin“ zu bleiben. Ähnlichen wurde aber auch schon im früheren Verlauf dieses Threads gesagt.
Du müsstest also ständig neue Kapitel posten – ziemlicher Stress, wenn du sie noch schreiben musst – oder zumindest schon einmal einen „Band“ deines Epos fertig haben.
Ob und wann du dich bereit dafür fühlst, ein solches Mammutprojekt in Angriff zu nehmen, kannst du natürlich nur selbst sagen. Manchmal lohnt es sich zu warten. Ich habe da eine Idee, die trage ich nun schon fast dreißig Jahre mit mir herum. Momentan meldet sie sich wieder einmal recht hartnäckig. Wer weiß, vielleicht ist die Zeit ja jetzt reif dafür.
Don Quichotte de la Mancha
"Klugscheißen, der Weg zur dunklen Seite der Macht er ist."
frei nach Yoda
„Ard Saga (Drachenbeinthronzyklus) von Tad Williams“ kenne ich noch nicht und ich freue mich von diesem Tipp zu hören.
Bei dem Lied von Eis und Feuer von George R.R. Martin kenne ich vor allem die Serie. Beim Buch hab ich nur ein Viertel gelesen und es dann weggelegt, weil mir der Schreibstil von R.R. Martin nicht zusagt. Auch wenn die Serie für mich etwas zu negativ und fast schon depressiv war, fand ich die verschiedenen Perspektiven und die Darstellung der Charaktere klasse. Da wurde sich wirklich viel Mühe gegeben und das ist meiner Meinung nach auch die große Stärke dieser Reihe.
„Beides liest sich sehr, sehr spannend, auch wenn der Leser ab und an überlegen oder sogar noch einmal nachschlagen muss, wer denn nun jetzt wer war.“
Daher denke ich, dass ein Begleitbuch unerlässlich wäre.
„Immer wenn man an eine andere Person kommt ist man geneigt schnell weiter zu lesen, um möglichst bald auch wieder auf die vorherige Figur zu treffen, da man bei jedem Handlungsstrang wissen will, wie es denn weiter geht.“
Ja, das Problem kenne ich gut, auch von anderen Reihen. Bei Eragon mochte ich z.B. die Kapitel mit Roran gar nicht und hab sie beim mehrmaligen Lesen oft einfach überblättert. Das Problem, dass der Leser schon aufs Inhaltsverzeichnis schielt um zu sehen, wann der Charakter wieder drankommt, kann ich natürlich verhindern, indem jeder Charakter grundsätzlich nur einmal vorkommt, dann weiß man am Ende des Kapitels, aus dessen Sicht ist das jetzt abgehakt. Der kommt noch weiter vor, aber dann aus einer anderen Sicht. So lernt man dann sehr viele Charakter innerhalb der Geschichte kennen und sollte ich dann einzelabenteuer schreiben, die quasi extra erscheinen, dann kann ja jeder für sich entscheiden: „Also Charakter xy hat mir echt gut gefallen, von dem will ich mehr lesen“ und kauft dann das Buch, oder „Boahr ne, das eine Kapitel mit dem hat mir echt gereicht“, dann eben nicht.
Das große Problem ist eben: Ich habe ein riesiges Multiversum, dass ich unmöglich komplett erzählen kann. Selbst wenn ich jeden Tag 6 Stunden schreiben würde, bräuchte ich mehrere Leben, um es komplett ausschreiben zu können, wobei dann ja auch immer wieder neues dazu kommen würde. Es geht also gar nicht. Ich muss also versuchen mich auf das Wichtigste zu beschränken. Das wovon ich denke, dass es unbedingt erzählt werden sollte.
Und dann wird es unzählige Abzweigungen geben. Allein bei einem meiner Charakter müsste ich 11 Bücher schreiben, wovon jedes mehrere Hundert Seiten hätte, wenn ich ihm einigermaßen gerecht werden wollte.
Das wird einfach nicht für alle gehen. Daher werde ich wenn dann hier und da einige Kurzabenteuer von einigen hundert Seiten schreiben. Die große Geschichte würde allerdings eine sehr lange Geschichte werden, fast wie eine Chronik und vermutlich Zehntausende Seiten umfassen. Das Projekt ist so riesig und unüberschaubar, dass mir das einfach Angst macht. Ich arbeite immer mal wieder Sachen für das Begleitbuch raus und schreibe sozusagen ein kleines Geschichtstagebuch, damit ich wichtige Ereignisse nicht vergesse, aber das sind im Grunde Stichpunkte.
Das Problem ist einfach: Ich weiß nicht wie ich anfangen soll und ob ich das überhaupt soll. Es ist als würde ich an einer Bucht stehen und einen Strand bauen wollen, hätte aber nur Zeit für einen Sandkasten. Welchen Abschnitt nehme ich? Welchen lasse ich liegen? Und wie soll ich das überhaupt machen, wenn mir der Sand immer wieder zwischen den Fingern zerrinnt?
Dann noch all die Hintergrundsachen. Ich kenn mich nicht wirklich mit Militär aus. Ich weiß wie vieles später aussehen soll und da es viele Fantasyelemente haben wird kann ich mir viel einfach ausdenken, dennoch werde ich mir sehr viel anlesen müssen, damit es funktioniert.
Aber das übe ich derzeit auch. Im Moment schreibe ich z.B. eine Piratengeschichte und habe überhaupt keine Ahnung von Seefahrt. Ich recherchiere dazu viel im Internet und habe mir einige Bücher über Seefahrt beschafft. So lerne ich damit umzugehen. Woher kommt der Wind? Wie muss das Schiff zum Wind fahren, damit es da ankommt wo es ankommen soll und wie heißt das dann? Was muss der Kapitän für Befehle geben? Was macht die Mannschaft? Es muss nicht megakrass ausgearbeitet sein und es darf auch kein Fachchinesisch sein, aber es ist extrem wichtig für die Atmosphäre. Ich muss es also beschreiben und zwar so, dass es atmosphärisch ist, es aber auch erklären, so dass der Leser es versteht und nicht frustriert das Buch zur Seite legt. Das ist ein Drahtseilakt und das lerne ich im Moment. Eben auch als Vorbereitung für die große Geschichte. Da es auf dem Schiff auch viele Charaktere gibt, lerne ich so auch wie ich mit vielen Charakteren umgehen muss. Der Leser soll sie zumindest oberflächlich alle kennen.
Die vielen anderen Geschichten, die ich im Moment am Laufen habe sind Fluch und Segen zugleich. Segen, weil ich mit und durch sie lerne wie ich an die große Geschichte herangehen soll, Fluch, weil mir durch sie die Zeit und auch etwas die Motivation fehlt am großen Projekt zu arbeiten. Warum sollte ich die große Geschichte schreiben, wenn es doch so viel einfacher ist an einer überschaubaren Geschichte zu schreiben von der ich weiß, dass sie gerne gelesen wird und bei der es mir großen Spaß macht sie zu schreiben? Noch hinzu kommt, dass ich aus gutem Grund im Moment Geschichten schreibe, die mich selbst nicht zu stark emotional belasten.
Ich finde, das ist eben auch ein wichtiger Punkt. Severin Sesachar hat das ja auch schon angesprochen. Es ist einfach belastend, wenn es um schwierige Themen geht und ich weiß, dass es sehr viele schwierige Themen in der großen Geschichte geben wird. Z.B werden viele lieb gewonnene Charaktere sterben oder stark leiden und das war schon schmerzhaft genug, es „in der Entstehung“ erlebt zu haben. Das Aufschreiben wird dann mindestens noch mal genauso intensiv. Auch da erscheint es für mich viel einfacher eine „ungefährliche“ Geschichte zu schreiben.
Besonders wenn ich nach 9 bis 11 Stunden Arbeit am Computer nach Hause komme fehlt dann oft auch die Motivation mich an ein schwieriges Projekt zu setzen.
Natürlich werde ich das große Projekt nicht aufgeben. Ich bin fest davon überzeugt, dass mir mein Unterbewusstsein den Startschuss geben wird, wenn ich für dieses große Projekt bereit bin. Bis dahin heißt es lernen, lernen, lernen und üben, üben, üben.
Ich habe mir die letzten Tage die Sache mit den 100 Protagonisten mal sorgfältig durch den Kopf gehen lassen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es vielleicht nicht unmöglich ist, so etwas zu schreiben, aber relativ unmöglich zufriedene Leser zu bekommen. Schlicht und ergreifend wegen der Übersichtlichkeit. Sobald Prota 100 vorgestellt wurde, hat man doch die ersten 80 Protas und was sie bewegt vergessen. Selbst wenn es durch Kurzgeschichten geschieht, die irgendwie verbunden sind. Kaum jemand kann sich so viel merken, um in der letzten Geschichte die nötigen Verbindungen zur ersten Geschichte zu knüpfen.
Mein Tipp:
Protagonisten drastisch reduzieren. Und mit “drastisch” meine ich wirklich drastisch. Suche dir eine Handvoll an Charakteren aus, aus deren Sicht die Geschichte am spannendsten ist und erzähle aus deren Sicht. Die anderen Charaktere müssen ja nicht vollständig wegfallen, doch es reicht, wenn sie Nebencharaktere sind.
Damit gibst du deinen Lesern die Gelegenheit, eine Verbindung mit diesen Charakteren aufzubauen.
Wenn die Reaktionen der Leser natürlich egal sind spricht nichts gegen 100 Protagonisten.
Just because you can't imagine something doesn't mean it is not real.
"Any intelligent fool can make things bigger, more complex and more violent. It takes a touch of genius, and a lot of courage, to move in the opposite direction."
Albert Einstein
Ja, ich denke so wird es schlussendlich kommen müssen. Es ist schade und ich weiß noch nicht für welche Charaktere ich mich entscheiden soll.
Es wird noch ein langer Weg sein, bevor ich mit der Arbeit überhaupt beginnen werde, bis ich mich imstande fühle dieses Wahnsinnsprojekt anzugehen. Aber ich werde mir was austüffteln.