Finsterdrache
Ja, so geht es mir eben auch. Viele Charaktere, schwierige Themen, komplexe und vor allem lange Handlung. Da hab ich auch angst der Geschichte nicht gerecht zu werden, dass es einfach nicht gut genug wird. Und mein Unterbewusstsein sagt mir das auch so, dass ich noch warten soll, bis ich gut genug dafür bin.
Die Frage ist doch, was schlimmer ist: Dass die Geschichte in deinen Augen "nicht gut genug wird" (für wen by the way soll sie nicht gut genug werden?) oder dass sie vielleicht "niemals wird". Für mich war letzteres mit Abstand das deutlich schlimmere Los - also habe ich zu schreiben angefangen und mich nicht unter Druck gesetzt. Die Figuren kamen, wie sie kamen, die Nebenstränge habe ich gestrickt, wie sie zur Handlung passten, bzw. kamen sie eben (noch) nicht, wenn es für sie noch nicht an der Zeit war. Ich sitze übrigens mittlerweile seit 15 Jahren an meinem eigenen und ich denke nicht im Traum daran, einfach radikal einen Schwung Personen rauszukürzen, weil es irgendjemandem aus einem möglicherweise niemals existenten zukünftigen Publikum vielleicht nicht passen könnte, dass sie da sind. Entscheide dich für dein Projekt und nicht für ein Publikum, dass es gar nicht gibt, du bereust es sonst, das kannst du mir glauben. Lieber kriegt meine Geschichte nie jemand außer mir zu Gesicht, als dass ich sie für anderer Augen passend zurechtstümmle. Herzensprojekte müssen für niemand anderen passend sein, sie existieren nicht für andere, und das, was du beschreibst, klingt mir ganz nach einem solchen.
Bevor die Frage kommt: Ich habe über meine handelnden Personen längst den Überblick verloren, könnte da echt keine Zahl nennen.
'Cause I paid for the wrongs I did.
I'm not afraid of the things you know,
I'm just a book for the world to read.
My final words on the final page
Will be amends 'cause I believe.
- Meat Loaf, Blind as a Bat
Auch wenn es sich vielleicht etwas egoistisch anhört, aber es ist mir auch ein Anliegen, dass meine Geschichten vor allem mir selbst gefallen.
Wobei ich sagen muss bei eigenen Geschichten bin ich egoistischer als bei Fanfictions. Bei letzteren Versuche ich mich schon an den Originalen zu orientieren. Mal mehr mal weniger, je nachdem wie viele Berührungspunkte es noch mit dem Original gibt.
Bei den eigenen Geschichten soll es vor allem mir selbst gefallen. Aber der Knackpunkt ist da eben auch, dass ich befürchte der Geschichte (von mir aus) nicht gerecht zu werden. Also nicht nur unbedingt fremde Leser, sondern auch ich selbst. Dass ich es schreibe und dann das Gefühl habe es verkackt zu haben.
Und ja, ich kann jetzt natürlich anfangen, aber was ist dann mit den derzeit ...? *muss kurz nachzählen* 9 anderen Geschichten, die ich derzeit am Laufen habe? Die wollen ja auch zuende geschrieben werden.
Da es sich um ein so großes Projekt handelt hätte ich die "kleineren" gerne vorher abgeschlossen. Allein bei zweien davon braucht es aber sicher noch über 200 000 Wörter eh ich die fertig kriege. Manchmal hab ich das Gefühl meine Geschichten nerven mich damit, dass ich sie endlich weiterschreiben soll. Als würden alle an mir ziehen. "Schreib bei mir weiter", "Nein bei mir" "Ich warte schon seit 4 Jahren" ... Du kennst das vielleicht.
Am liebsten würde ich gerne ALLES machen. Im Moment bin ich aber wieder in einer Lage, wo ich mir wirklich viel zu viel vorgenommen habe und dann sind ja auch noch all meine anderen Hobbys ... Mit anderen Worten, es fällt mir schwer alles unter einen Hut zu kriegen und dabei nimmt das Schreiben schon eine Priorisierung in meinem Zeitmanagement ein. Aber ja, die Zeit wird kommen, dann gehe ich dieses große Projekt an.
Dir vielen Dank für die seelische und moralische Unterstützung. Vermutlich wird nichts gekürzt, aber ich mache mir natürlich gedanken wie ich es am besten gewuppt kriege.
Ich habe derzeit zwei FFs am Laufen, die mir auch viel bedeuten. Aber sie dienen mir auch als Entspannungsprojekte - ich will sie nicht auf Teufel-komm-raus fertig kriegen, sie sollen für mich da sein und nicht ich für sie. Ich will in ihnen keine Last sehen, sondern eine Entlastung. Daher habe ich mir angewöhnt, nicht auf die Zeit zu schauen, wann ich sie zuletzt geupdatet habe. Dasselbe gilt auch für meine FAs. Da habe ich zur Zeit eine Jugend-Fantasy (seit 2019), eine Hardcore (auch ca. seit 2019) und meine Never-Ending-Story (seit 15 Jahren). Ich schreibe an ihnen, wenn ich die Zeit finde und Lust dazu habe, und wenn nicht, dann eben nicht. Wenn ich finde, das Kapitel war schlecht, dann ist es eben so, ich kann es später überarbeiten, wenn ich konzentrierter bin, weiter zum nächsten. Besser, ein neues geschrieben, als ewig an einem aufgehangen. Ein schlechtes Konstrukt kann man auch später noch stabilisieren.
Schreiben ist allerdings tatsächlich neben Lesen derzeit mein einziges Hobby, alle anderen liegen auf Eis, aber nicht erzwungenermaßen, sondern weil ich kein echtes Interesse an was anderem habe, wie ich zugeben muss. Als Vielschreiber mache ich mir tatsächlich wenig Gedanken darüber, ob ich jetzt verkacke oder nicht, ich schreibe einfach. Ob es gut war oder nicht, entscheide ich bei der Korrektur, und da habe ich schon einiges zusammen.
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Das Schreiben mit 100 Point of View Charaktere würde ich für mich in den Bereich experimentelles Schreiben packen. Es kann für den Leser funktionieren oder auch nicht.
G.R.R. Martin verwendet in ASOIAF zwischen 30-40 POV-Charaktere und über 100 handelnde Charaktere.
Kishimoto erzählt in Naruto ja auch die Geschichten von Narutos Freunde, anderer Teams, … .
Beide Erzählungen haben trotz vieler Handlungsstränge und Erzählstimmen für mich als Leser funktioniert, da die Charaktere entweder wichtige Geschehnisse (in verschiedenen Teilen der Welt) sichtbar gemacht haben, oder sich die POV-C im Zuge ihrer Erzählungen innerlich weiterentwickelt oder einen anderen Blick auf die politische/emotionale Sicht der Dinge vermittelt haben.
Herr der Ringe hat für mich in dieser Hinsicht gar nicht funktioniert, weil einige Charaktere (z.B. Tom Bombadil) und die mit ihnen durchlebten Abenteuer keine Relevanz für die eigentliche Geschichte hatten. Wobei Tolkien – wenn ich mich richtig erinnere – den auktorialen Erzähler verwendet hat.
Finsterdrache
Puh .... ich schiebe meine große Geschichte schon ewig auf, weil sie eben wirklich groß ist und ich nicht weiß wie ich es schreiben soll. Sie ragt wie ein Berg vor mir auf. Ein schroffer Berg, wo ich an nackten steil abfallenden Felswänden hinaufklettern muss, um den Gipfel zu erreichen, ganz ohne Seil oder Ausrüstung, ein falscher Schritt und alles ist dahin. ..
Diesen Vergleich - vor allem die mit einem Fehler verbundene Endgültigkeit - kann ich leider (oder Gott Sei Dank) nicht teilen.
Meine erste FA ist eine Dilogie und hat 5 POV Charaktere und ~150 namentlich genannten Charaktere (bestehend aus Hauptcharakteren, Nebencharakteren und Statisten). Ich habe mit der Planung der Geschichte 2009/2010 begonnen, dabei mehrere Monate mit der Schneeflocken-Methode gearbeitet und diese dann komplett verworfen, weil ich beim Schreiben eher der „jedes Kapitel ist eine Säule, auf die der Hauptplot und die Nebenplots der Geschichten basieren“ Typ bin. Trotz Plotten & Hinterfragen habe ich beim Schreiben vieles Liebgewonnene über den Haufen werfen müssen, weil es bei genauerer Betrachtung nicht mehr ganz so gut zu der Geschichte gepasst hat. Einer meiner Vorredner hatte diese Erfahrung, glaube ich, auch gemacht.
Ich empfinde die Ausarbeitung meiner Erzählung eher als „Laufen lernen“. Man geht ein paar Schritte und plumpst auf den Hintern. Manchmal erschreckt man sich dabei (das sind die Momente, wenn man feststellt, dass man etwas beim Plotten übersehen hat und dieses noch einarbeiten muss) und manchmal tut dieses Hinfallen auch weh (das sind die Augenblicke, wo man sich von einer Idee verabschieden muss). Dennoch erachte ich jeden dieser Momente als wichtig und lehrreich, weil man sie ohne das Aufschreiben übersehen hätte. Ich denke auch nicht, dass alles dahin ist, wenn man einen falschen Schritt macht, denn selbst nach dem Niederschreiben hat man ja immer noch die Möglichkeit, die Geschichte zu überarbeiten, denn sie ist nicht in Stein gemeißelt und lässt sich im Vergleich zu Steininschriften leicht editieren. Selbst wenn man sich gegen eine Überarbeitung der Geschichte entscheidet und mit den Fehlern in der Geschichte lebt, hat man etwas für kommende Geschichten dazugelernt.😉
Ich meine das jetzt absolut nicht böse - wie gesagt, ich schreibe auch eine lange Reihe - , aber diese Wortanzahl einem Leser in offenbar jedem Projekt zuzumuten, ist ... grenzwertig. Da muss man sich mal vergegenwärtigen, dass ein 500-Seiten-Schinken in Buchform bereits 140.000 Wörter beinhaltet. Wie viele Seiten hat da erst eine Story mit 200.000 Wörtern oder mehr? Wer liest so was? Mit so einem Buch kann ich mich nicht mal in den Liegestuhl packen und gemütlich schmökern, ohne dass ich Muskelkrämpfe im Arm kriege.
Wenn mir als Leser in einem Universum keine Pause durch mehrere "Zwischenenden" präsentiert wird und ich am Stück 200.000+ Wörter lesen müsste, würde ich die Story ehrlich gesagt nicht anrühren. Das ist keine Freizeit/Entspannung mehr ...
Wenn diese 200.000 Wörter nicht eine Ergänzung eines einzigen Romans ist und hier eine Splittung auf mehrere Teile vorliegt, habe ich nichts gesagt.
~ Ezio Auditore da Firenze
-Severus Snape
Severin Sesachar
Mir schwirrt grade der Kopf bei der "jeweils noch 200.000 Wörter bei meinen kleinen Projekten"-Aussage. 😱
Ich meine das jetzt absolut nicht böse - wie gesagt, ich schreibe auch eine lange Reihe - , aber diese Wortanzahl einem Leser in offenbar jedem Projekt zuzumuten, ist ... grenzwertig. Da muss man sich mal vergegenwärtigen, dass ein 500-Seiten-Schinken in Buchform bereits 140.000 Wörter beinhaltet. Wie viele Seiten hat da erst eine Story mit 200.000 Wörtern oder mehr? Wer liest so was? Mit so einem Buch kann ich mich nicht mal in den Liegestuhl packen und gemütlich schmökern, ohne dass ich Muskelkrämpfe im Arm kriege.Wobei ich mich auch frage, wieso manche Autoren es nicht gebacken kriegen, Geschichten gut portioniert in kleinen, in sich abgeschlossenen Teilen zu servieren, sprich die oben erwähnten maximalen 500 Seiten als groben Richtwert.
Wenn mir als Leser in einem Universum keine Pause durch mehrere "Zwischenenden" präsentiert wird und ich am Stück 200.000+ Wörter lesen müsste, würde ich die Story ehrlich gesagt nicht anrühren. Das ist keine Freizeit/Entspannung mehr ...
Wenn diese 200.000 Wörter nicht eine Ergänzung eines einzigen Romans ist und hier eine Splittung auf mehrere Teile vorliegt, habe ich nichts gesagt.
Vielen Dank für deinen Beitrag. Du hast mich echt zum Nachdenken gebracht. Ich hab das wohl zu praktisch gesehen. Ein normales gedrucktes Buch muss man einfach unterteilen, weil der Druckvorgang sonst nicht mehr funktioniert. Bei einer PDF dachte ich mir, dass es im Prinzip wurst ist. Okay, bei einer PDF muss man auch ewig scrollen, aber bei FF.de, da hat man es ja hübsch praktisch in Kapitel unterteilt.
Also eigentlich kein Problem? Ich hab den psychologischen Effekt völlig außer Acht gelassen.
Ja, wer liest so was, wenn er sieht, dass es 200 000 Wörter oder mehr sind? Man fragt sich zweimal ob man so ein Mammutprojekt anfangen will zu lesen. Wenn man erstmal dabei ist, dann ist es oft nicht mehr das Problem. Bei meinem abgeschlossenen rund 274.000 Wörter-Projekt erhalte ich immer noch Anfragen nach einer Fortsetzung, obwohl das ja eigentlich schon eine recht große Geschichte ist, aber der Wille zum Lesen ist noch da.
Aber es geht ja um den Anfang. Man sieht eine mega große Geschichte und überlegt sich, ob man das wirklich wagen soll. Bei einer kleineren Geschichte liest man vermutlich eher mal rein.
Vielleicht wäre es wirklich besser die Geschichten praktischer zu portionieren, so dass ich dort einen Bruch mache, wo ich als normales gedrucktes Buch auch einen Abschluss setzen würde. Und dann geht es mit dem nächsten Teil weiter. Der Vorteil wäre, dass die Geschichten übersichtlicher wären, wer weiterlesen möchte, könnte es trotzdem tun, indem er zur Fortsetzung greift.
Hm… Das hört sich gut an.
Bei dem großen Mammutprojekt war mir von vornherein klar, dass ich es unterteilen muss, weil wenn ich diese Geschichte in einem Rutsch durschreiben würde, dann … ich weiß nicht, ich kann es mir einfach nicht vorstellen … 100.000.000 Wörter … 100.000.000.000 Wörter? Noch mehr? Keine Ahnung, es wäre unvorstellbar viel. Eine unendliche Geschichte. Das geht einfach nicht. Schon allein aus Lebenszeitgründen. Daher muss ich mich, sofern ich endlich mal den Arsch hochkriege und mich ans Monsterprojekt wage, die Geschichte aufs Nötigste runterbrechen, das wären von den Teams her mindestens vier eher fünf Bücher (Alpha, Beta, Charlie, Delta Team, wobei Alpha vermutlich 2 Bücher bekommt, da das für die Geschichte einfach nötig ist). Wobei ein Buch sicher um die dreihundert Seiten* hätte. Die vielen Bücher sind einfach nötig, um die wichtigsten 25 Jahre abzuhandeln. Dann noch 2 der großen Bücher wo ich mit vielen unterschiedlichen Sichtweisen hantieren sollte, da rechne ich mit mindestens tausend Seiten. Und dann noch die 11 Bücher, des einen Charakters, der mir auch sehr wichtig ist, da wird ein Buch sicher auch um die 200 Seiten haben. Das sind also mindestens 1.260.000 A4 Seiten Schriftgröße 12 Arial. Und dann noch ein umfangreiches Lore Buch, weil sonst kein Mensch durchsieht. Da fragt man sich schon, wer liest sowas und sollte man das überhaupt schreiben? Wird das was? Ist das verschenkte Zeit? Die Sache ist, dass es mir wichtig ist. Dieses Mammutprojekt wäre also vor allem für mich wichtig. Wenns jemand liest, dann ist das ein Bonus.
*Alle Angaben sind geschätzt, in etwa so wie man es bei der Zeitangabe des Berliner Flughafens gemacht hat. Erfahrungsgemäß werden meine Geschichten immer viel länger als gedacht. Z.B. Meine 274.000 Eragon FF sollte Anfangs nur etwa 10 oder 12 Kapitel haben. Es sind dann aber doch 133 Kapitel geworden. Es ist also sehr minimalistisch geschätzt.
Edit: Ich habe natürlich vergessen: Es muss auch noch mindestens ein Buch der Gegenpartei geschrieben werden, damit man das besser nachvollziehen kann. Ich weiß auch schon worum es geht. Protagonist ist schon da, alles kein Ding, aber geschrieben muss es natürlich trotzdem werden ... hm... das würden dann aber vermutlich wirklich nur 200 Seiten.