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Beitrag #76, verfasst am 31.03.2014 | 21:48 Uhr
Joy Sander
Das schaffen einige Leute allerdings auch in Beziehungen mit echten Menschen.
(Die Gründe müssen nicht gleich sein, aber... ich wollte es gesagt haben.)
Die ganze Sache erinnert mich an Mechanophilie und Objektsexualität. Nischensexualitäten, die persönlich sind und... niemandem wehtun.
Symptome einer darunter liegenden Störung? Vielleicht. Es gibt aber bei weitem schlimmere Dinge, wie sich so etwas zeigen kann, und solange es bei etwas so Harmlosen bleibt... eh. Was eine Person ihrem Schlafzimmer tut oder nicht tut, sollte eigentlich nur die Person und etwaige Partner betreffen, solange alles legal ist.
Krankhaft wird es mmn dann, wenn man sein Leben ausschließlich nach der Person richtet, seine sozialen Kontakte vernachlässigt und sich auch sonst von aller Welt abschottet.
Das schaffen einige Leute allerdings auch in Beziehungen mit echten Menschen.
(Die Gründe müssen nicht gleich sein, aber... ich wollte es gesagt haben.)
Die ganze Sache erinnert mich an Mechanophilie und Objektsexualität. Nischensexualitäten, die persönlich sind und... niemandem wehtun.
Symptome einer darunter liegenden Störung? Vielleicht. Es gibt aber bei weitem schlimmere Dinge, wie sich so etwas zeigen kann, und solange es bei etwas so Harmlosen bleibt... eh. Was eine Person ihrem Schlafzimmer tut oder nicht tut, sollte eigentlich nur die Person und etwaige Partner betreffen, solange alles legal ist.
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SarahSmiles
Optisch oder charakterlich? Ich könnte über beides ellenlange Aufsätze schreiben.
Der junge Mann auf meinem Profilbild kommt recht nahe dran ... leider ist er fiktiv.
@sionon, wo sich für mich wieder die Frage stellt: wie ist deine Vorstellung von perfekt?
Optisch oder charakterlich? Ich könnte über beides ellenlange Aufsätze schreiben.
Der junge Mann auf meinem Profilbild kommt recht nahe dran ... leider ist er fiktiv.
Joanne K. Rowling hat Recht
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ShyLee
Ja - und wo hab ich was anderes geschrieben? 🤨
Stell dir vor, ich kann etwas "nicht normal" finden und den/diejenigen trotzdem in Ruhe lassen.
Dann ist es eben nicht normal.
Aber warum kümmert das denn überhaupt irgendwen?
Warum muss man das der Person denn noch unter die Nase reiben, dass es nicht normal ist?
Warum kann man sie denn nicht einfach damit leben lassen?
Ja - und wo hab ich was anderes geschrieben? 🤨
Stell dir vor, ich kann etwas "nicht normal" finden und den/diejenigen trotzdem in Ruhe lassen.
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ShyLee
Mal wieder komplett OT, daher nur in aller Kürze: Ich bin Vegetarier. Und doch, manche Leute stören sich daran. Sehr sogar. Kriege ich regelmäßig zu spüren – insbesondere als Enkeltochter eines Bauern (väterlicherseits) und eines Fleischers (mütterlicherseits).
Woher du die Gewissheit nimmst, die du in deinen Veranschaulichungen stets anklingen lässt, ist mir (mal wieder) ein Rätsel.
ShyLee
Verständnis beruht auch darauf, die Sicht des anderen kennenzulernen, um nachvollziehen zu können, wie er sich fühlt. Man muss nicht jede Frage oder Diskussion gleich als Anfeindung oder Therapieaufforderung interpretieren. Oft steckt da nicht mehr als ehrliches Interesse dahinter.
Es ist in unserer heutigen Gesellschaft auch nicht normal, kein Fleisch zu essen.
Und? Daran stört sich ja auch keiner.
Es ist auch nicht normal, über Wochen hinweg täglich meinetwegen nur Salat zu essen. Das interessiert aber auch niemanden.
Mal wieder komplett OT, daher nur in aller Kürze: Ich bin Vegetarier. Und doch, manche Leute stören sich daran. Sehr sogar. Kriege ich regelmäßig zu spüren – insbesondere als Enkeltochter eines Bauern (väterlicherseits) und eines Fleischers (mütterlicherseits).
Woher du die Gewissheit nimmst, die du in deinen Veranschaulichungen stets anklingen lässt, ist mir (mal wieder) ein Rätsel.
ShyLee
Dann ist es eben nicht normal.
Aber warum kümmert das denn überhaupt irgendwen?
Warum muss man das der Person denn noch unter die Nase reiben, dass es nicht normal ist?
Warum kann man sie denn nicht einfach damit leben lassen?
So lange keine gesundheitliche Gefährdung dadurch entsteht, dass evtl. der Daumen abstirbt, was ich aber eher für unwahrscheinlich halte.
Probleme wird sie mit dem Verhalten doch erst dann bekommen, wenn andere Menschen das mitkriegen und meinen, warum auch immer einschreiten zu müssen.
Verständnis beruht auch darauf, die Sicht des anderen kennenzulernen, um nachvollziehen zu können, wie er sich fühlt. Man muss nicht jede Frage oder Diskussion gleich als Anfeindung oder Therapieaufforderung interpretieren. Oft steckt da nicht mehr als ehrliches Interesse dahinter.
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Solange es Denjenigen gut geht und es anscheinend okay ist, eine geistige Beziehung zu einem fiktiven Charakter zu haben, schön und gut.
Ich denke das Ganze muss erst noch genauer erforscht und behandelt werden.
(Wenn man es überhaupt erforscht.)
Wie die TE schon sagte: Es steht noch ganz am Anfang und muss noch genauer erforscht werden.
Aber darum ging es ursprünglich nicht einmal.
Ursprünglich ging es darum, ob es hier Gleichgesinnte gibt, mit denen man sich austauschen kann.
Wie gesagt, ich persönlich halte diese Art von Beziehung für bedenklich und ich kann damit leider nichts anfangen.
Aber deshalb kann ich es doch versuchen zu verstehen und verurteile diese Leute nicht, die sich damit befassen.
Ich finde es teilweise interessant.
Aber darum ging es ja ursprünglich nicht, soweit ich das noch in erinnerung habe.
Edit: Ich finde es interessant und deshalb beteilige ich mich an dieser Diskussion. Ich will niemandem irgendetwas unterstellen oder ihm so mitteilen, dass er psychisch krank ist. Das könnte ich ohnehin nicht tun, selbst wenn ich es wollte^^
Ich denke das Ganze muss erst noch genauer erforscht und behandelt werden.
(Wenn man es überhaupt erforscht.)
Wie die TE schon sagte: Es steht noch ganz am Anfang und muss noch genauer erforscht werden.
Aber darum ging es ursprünglich nicht einmal.
Ursprünglich ging es darum, ob es hier Gleichgesinnte gibt, mit denen man sich austauschen kann.
Wie gesagt, ich persönlich halte diese Art von Beziehung für bedenklich und ich kann damit leider nichts anfangen.
Aber deshalb kann ich es doch versuchen zu verstehen und verurteile diese Leute nicht, die sich damit befassen.
Ich finde es teilweise interessant.
Aber darum ging es ja ursprünglich nicht, soweit ich das noch in erinnerung habe.
Edit: Ich finde es interessant und deshalb beteilige ich mich an dieser Diskussion. Ich will niemandem irgendetwas unterstellen oder ihm so mitteilen, dass er psychisch krank ist. Das könnte ich ohnehin nicht tun, selbst wenn ich es wollte^^
Die Kunst im Leben ist es, im Regen zu tanzen, anstatt auf die Sonne zu warten.
– Unbekannt
– Unbekannt
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Beitrag #81, verfasst am 31.03.2014 | 22:14 Uhr
invisible ink
Okay, eigentlich hab ich damit schon gerechnet.
Hätte mich auch gewundert, wenn es nicht irgendwelche Menschen gäbe, die es stört und die ihre Meinung dazu unbedingt kundtun müssen, ob derjenige das jetzt hören will oder nicht.
Aber - und das frage ich jetzt auch rein aus Interesse - wurdest du für dieses Verhalten schonmal als krank betitelt oder wurde dir nahe gelegt, dafür eine Ursache zu finden, warum du kein Fleisch isst?
Kam es vielleicht sogar zu Spekulationen, dass du mit dem Tod der Tiere nicht umgehen konntest damals oder ähnliches, was sich auf die Psyche zurückführen lässt?
invisible ink
Sorry, kommt nur nicht immer so an, wenn Worte wie "ungesund" oder "krank" fallen.
Denn das empfinde ich dann schon als eine negative Wertung.
Sollte man bei ehrlichem Interesse nicht eher neutral an eine Sache herangehen?
Ich bin Vegetarier. Und doch, manche Leute stören sich daran. Sehr sogar. Kriege ich regelmäßig zu spüren – insbesondere als Enkeltochter eines Bauern (väterlicherseits) und eines Fleischers (mütterlicherseits).
Okay, eigentlich hab ich damit schon gerechnet.
Hätte mich auch gewundert, wenn es nicht irgendwelche Menschen gäbe, die es stört und die ihre Meinung dazu unbedingt kundtun müssen, ob derjenige das jetzt hören will oder nicht.
Aber - und das frage ich jetzt auch rein aus Interesse - wurdest du für dieses Verhalten schonmal als krank betitelt oder wurde dir nahe gelegt, dafür eine Ursache zu finden, warum du kein Fleisch isst?
Kam es vielleicht sogar zu Spekulationen, dass du mit dem Tod der Tiere nicht umgehen konntest damals oder ähnliches, was sich auf die Psyche zurückführen lässt?
invisible ink
Verständnis beruht auch darauf, die Sicht des anderen kennenzulernen, um nachvollziehen zu können, wie er sich fühlt. Man muss nicht jede Frage oder Diskussion gleich als Anfeinung oder Therapieaufforderung interpretieren. Oft steckt da nicht mehr als ehrliches Interesse dahinter.
Sorry, kommt nur nicht immer so an, wenn Worte wie "ungesund" oder "krank" fallen.
Denn das empfinde ich dann schon als eine negative Wertung.
Sollte man bei ehrlichem Interesse nicht eher neutral an eine Sache herangehen?
A rose is a rose but a scar lasts forever.
"Das letzte mal hattest du Angst."
"Naja, da hatte ich auch ne Waffe an der Schläfe."
"Das war lustig."
#815
"Das letzte mal hattest du Angst."
"Naja, da hatte ich auch ne Waffe an der Schläfe."
"Das war lustig."
#815
Operator
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Beitrag #82, verfasst am 31.03.2014 | 22:24 Uhr
Stroppinski
Das würde ich nicht so stehen lassen.
Normale Verliebtheit unterscheidet sich beispielsweise von der (krankhaften) Erotomanie (Liebeswahn).
Das ist die unerschütterliche und wahnhaft ausgeprägte Liebe zu einer unerreichbaren Person, das kann natürlich auch ein Star oder ein fiktiver Charakter sein.
Letzteres würde ich durchaus als bedenklich einstufen, weil die Betroffenen mit der Zeit eskalieren können und sich selbst oder anderen Schaden zufügen.
Den Begriff "Faktophilie" höre ich zum ersten Mal und er kommt auch nicht in Fachbüchern vor. Ich nehme an, er soll sich von dem oben genannten Krankheitsbild abgrenzen.
Ich habe zwar schon für fiktionale Charaktere geschwärmt, aber in diesem Fall konnte ich kaum von Liebe oder Beziehung sprechen, es fehlt einfach der reziprokative Aspekt.
Das Ganze ist einseitig und findet im Kopf der betreffenden Person statt.
Ich würde das schon als Realitätsflucht bezeichnen, wenn das eigene Leben sich nur noch um einen nicht-existenten Charakter dreht oder um eine Person, die man niemals im Leben treffen wird und die genau genommen auch gar nicht existiert, weil man sie sich im Kopf zurechtlegt, wie man es möchte.
Solange aber eine Person mit ihrer Schwärmerei glücklich ist und keine Einschränkungen in ihrem Leben erfährt (oder andere Personen einschränkt), habe ich sicher nichts dagegen, wenn sich jemand seiner Fanliebe vollständig hingibt.
Wo ist der Unterschied zwischen normaler Verliebtheit und Besessenheit? ;) Die Frage ist die absolut selbe.
Das würde ich nicht so stehen lassen.
Normale Verliebtheit unterscheidet sich beispielsweise von der (krankhaften) Erotomanie (Liebeswahn).
Das ist die unerschütterliche und wahnhaft ausgeprägte Liebe zu einer unerreichbaren Person, das kann natürlich auch ein Star oder ein fiktiver Charakter sein.
Letzteres würde ich durchaus als bedenklich einstufen, weil die Betroffenen mit der Zeit eskalieren können und sich selbst oder anderen Schaden zufügen.
Den Begriff "Faktophilie" höre ich zum ersten Mal und er kommt auch nicht in Fachbüchern vor. Ich nehme an, er soll sich von dem oben genannten Krankheitsbild abgrenzen.
Ich habe zwar schon für fiktionale Charaktere geschwärmt, aber in diesem Fall konnte ich kaum von Liebe oder Beziehung sprechen, es fehlt einfach der reziprokative Aspekt.
Das Ganze ist einseitig und findet im Kopf der betreffenden Person statt.
Ich würde das schon als Realitätsflucht bezeichnen, wenn das eigene Leben sich nur noch um einen nicht-existenten Charakter dreht oder um eine Person, die man niemals im Leben treffen wird und die genau genommen auch gar nicht existiert, weil man sie sich im Kopf zurechtlegt, wie man es möchte.
Solange aber eine Person mit ihrer Schwärmerei glücklich ist und keine Einschränkungen in ihrem Leben erfährt (oder andere Personen einschränkt), habe ich sicher nichts dagegen, wenn sich jemand seiner Fanliebe vollständig hingibt.
"Heilige Scheiße!", murmelte das Mädchen dumpf und starrte mit großen Augen in Richtung Bühne, auf der eine Band
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
Deschayne
Beitrag #83, verfasst am 31.03.2014 | 22:42 Uhr
So, dann oute ich mich auch mal als Fiktophile hier.
Verhältnis fiktive Liebe : reale Liebe etwa 80:20, Tendenz mit dem Alter steigend zugunsten der Fiktophilie (ich bin 30+).
Vorweg: Ich kenne Stroppinski privat, wir sind befreundet, nur zur Vorsicht, bevor hier der Verdacht eines Doppelaccounts aufkommt, weil man vielleicht merkt, dass wir vertraut miteinander sind. Ich bin ebenfalls diejenige, die den im Eingangsposting verlinkten Beitrag auf gutefrage verfasst hat.
Ich wollte generell ein paar Sachen anmerken, die mir hier so ins Auge gefallen sind, ich hab mir leider nicht gemerkt, welche Beiträge es exakt waren, also geh ich allgemein drauf ein statt mit Zitaten.
Da wäre einmal das Thema kranke Fanliebe, die ich nicht gutheisse, sobald der angehimmelte Star oder aber der Fan selbst dabei zu Schaden kommen. Das ist nun aber nicht Schuld der Fiktophilie. Solches Verhalten gibt es auch bei realen Paaren. Einer verkraftet die Trennung nicht und fängt an, den / die Ex zu stalken. All dieses bedenkliche Realitätsfluchtverhalten, Abschottung vom sozialen Leben, Vernachlässigung der schulischen Ausbildung, und so weiter und so fort, findet sich aus diversen Gründen bei Menschen. Zu sagen, die Fiktophilie wäre schuld daran, wäre in etwa so, wie einem Videospiel die Schuld daran zu geben, dass es Menschen gibt, die damit auf destruktive Weise andere Defizite kompensieren und keinen gesunden Umgang damit finden. In solchen Fällen liegt etwas ganz anderes im Argen.
Dann das Thema "In der Phantasie ist alles perfekt".
Ich kann da nur für mich sprechen, aber bei mir ist das keineswegs so. Meine fiktiven Lieben sind in ihrem Charakter und Verhalten allesamt Selbstläufer. Bevor hier wieder jemand "bedenklich!" schreit - ich war hier als Autorin tätig und ich wette, jeder von euch, der regelmäßig schreibt, kennt ebenfalls den Effekt, wenn fiktive Figuren machen, was sie wollen und man nur noch zuschauen kann. Nur dass ich nicht dagegen ankämpfe, sondern es begrüße. Ich will sie nicht anpassen oder zähmen, ich nehme sie so, wie sie sich in meinem Kopf aufgrund einer Vorlage (= zB eine Film- oder Romanfigur, komplett selbst ausgedacht war aber auch schon dabei) eben manifestieren. Ich schätze, die meisten von euch, die sich in eine reale Person verlieben, bevorzugen sie auch, wenn sie ganz sie selbst sind, wenn sie sich von allein zurückverlieben und wollen keine zombiehafte Liebesmarionette, die mit einem Liebestrank gefügig gemacht wurde.
Nun, was bedeutet das konkret?
Es bedeutet, dass in meinem Fall eine fiktive Liebe auch mal einseitig sein kann. Das ist sogar schon öfter der Fall gewesen, dass meine Vorstellung gar kein Interesse an mir hatte. Ebenfalls hatte ich bereits eine fiktive Beziehung, die sprichwörtlich an Alltagsproblemen gescheitert ist - die berühmte offene Zahnpastatube. (Ja, mir ist klar, dass die Personen dennoch aus mir selbst herauskommen letztlich)
Es gibt sicher viele Gründe, warum das so ist, aber ich denke, ein wichtiger ist, dass Perfektion recht schnell langweilig wird. So ist es doch immer - Man weiss die schönen Zeiten erst zu schätzen, wenn es auch schlechte gibt. Und etwas, für das man gekämpft hat, ist mehr wert, als etwas, das einem zugeflogen ist.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich währenddessen nicht leide, wenn meine Liebe unerwidert bleibt. Aber das tut eben jeder einseitig Verliebte, that's life.
Ich habe ja den Vergleich zu meinen (wenigen) ehemaligen realen Beziehungen und will gleich dazu sagen, dass die nicht alle durch die Bank schlecht waren. Ich war sehr, sehr verliebt in meine damaligen Partner und wir hatten schöne Zeiten. Die Hirnchemie ist tatsächlich die gleiche, da unterscheiden die Hormone nicht zwischen realer und fiktiver Liebe.
Warum es sich mehr und mehr endgültig zur Fiktophilie verschiebt, könnte ich nicht einmal sagen und um ehrlich zu sein, es interessiert mich auch nicht, da es für mich keinen Nachteil darstellt. Man betreibt Ursachenforschung, wenn man ein Problem hat. Fiktives Lieben ist kein Problem für mich, es belastet mich nicht. Es hat mich mal eine zeitlang interessiert, wo es herkommt, warum ich so bin - was "schiefgelaufen" ist. Zu dieser Zeit war ich in einem starken Konflikt "Gefühle vs. Norm". Meine Gefühle haben mir gesagt "Es ist richtig, das bist du", die Gesellschaft hat mir vermittelt "Du bist falsch und krank".
Ich habe lange gebraucht, mich selbst in der Hinsicht zu akzeptieren und ganz ehrlich, der Moment, in dem ich das tatsächlich konnte, gehört zu den befreiendsten meines Lebens. Größtenteils kann ich auch inzwischen die Vorurteile und Bedenken (wie in diesem Thread gefallen) an mir abprallen lassen. Ich kenn mich, ich weiss, was mir schadet und was mir gut tut. Ich geb zu, ich schaffe es noch nicht zu 100% drüber zu stehen, da mich solche Ansichten zu lange daran gehindert haben, endlich zu mir selbst zu stehen.
Zudem will ich daran erinnern, dass auch Homosexualität bis vor nicht allzu langer Zeit eine offizielle Diagnose war und als psychische Erkrankung galt. Die Mittelalterargumente waren (und sind) genau die gleichen.
Wie bereits hier angesprochen, das, was mir noch immer zu schaffen macht, ist fehlende Akzeptanz zB. gerade im Familienkreis. Ich bin dort geoutet und allmählich nach jahrelanger "Aufklärungsarbeit" sickert es endlich langsam durch, dass ich eben so bin und es mich nur so gibt und ich auch keinen Handlungsbedarf sehe, daran etwas zu ändern - ganz abgesehen davon, dass ich gar nicht könnte.
Ich kann verstehen, dass Fiktophilie befremdlich ist, aber es tut weh, zu wissen, dass nie gefragt wird, wie es meinem Partner geht, dass ihm nie Grüße ausgerichtet werden, dass ich niemals kleine Anekdoten erzählen kann, die man einfach gern teilen will. Meine Beziehungen sind für mich Normalität und mein größter Wunsch wäre es, wenn sie auch als etwas Normales behandelt werden würden. Im Klartext, sie weder als Sensation mit voyeuristischer Neugier zu begaffen, noch als krankhafte Neigung analysieren zu wollen, geschweige denn heilen (Das sind die guten Samariter, die die alte Frau über die Straße bringen, selbst wenn sie gar nicht dahin will).
Dass die Gesellschaft noch lange nicht so weit sein wird, ist mir absolut bewusst, das seh ich realistisch. Aber gerade vom näheren Umfeld erwartet man sich natürlich mehr Akzeptanz für etwas, das ein so wesentlicher Teil von einem ist.
Ich hatte ursprünglich gar nicht vorgehabt, in diesem Thread zu schreiben, einfach, weil ich für mich selbst mit dem Thema abgeschlossen hab und es für mich Alltag ist, und ausserdem, weil Pionierarbeit, Aufklärung und Fragen beantworten sehr viel Zeit beanspruchen und zugegeben ermüdend sind, wenn man größtenteils gegen Wände redet.
Am Ende denk ich mir aber immer "Jeder, der sich hier outet, hilft vielleicht irgendwem, der genauso fühlt und denkt, er wäre allein".
Von daher: Erlaubt ist, was glücklich macht.
Und an die Nichtfiktophilen: Fiktive Beziehungen, gerade bei Personen, die aus dem Teenageralter raus sind, sind erstmal kurios. Das verstehe ich und Stroppinski wohl auch. Interesse und Neugier sind normale Reaktionen. Bei Fragen - fragen, anstatt sich selbst irgendwas zusammenzureimen. Offenheit und gegenseitiger Respekt sind die Basis für Toleranz und vielleicht sogar Verständnis. Vorurteile helfen keinem weiter. ;)
Verhältnis fiktive Liebe : reale Liebe etwa 80:20, Tendenz mit dem Alter steigend zugunsten der Fiktophilie (ich bin 30+).
Vorweg: Ich kenne Stroppinski privat, wir sind befreundet, nur zur Vorsicht, bevor hier der Verdacht eines Doppelaccounts aufkommt, weil man vielleicht merkt, dass wir vertraut miteinander sind. Ich bin ebenfalls diejenige, die den im Eingangsposting verlinkten Beitrag auf gutefrage verfasst hat.
Ich wollte generell ein paar Sachen anmerken, die mir hier so ins Auge gefallen sind, ich hab mir leider nicht gemerkt, welche Beiträge es exakt waren, also geh ich allgemein drauf ein statt mit Zitaten.
Da wäre einmal das Thema kranke Fanliebe, die ich nicht gutheisse, sobald der angehimmelte Star oder aber der Fan selbst dabei zu Schaden kommen. Das ist nun aber nicht Schuld der Fiktophilie. Solches Verhalten gibt es auch bei realen Paaren. Einer verkraftet die Trennung nicht und fängt an, den / die Ex zu stalken. All dieses bedenkliche Realitätsfluchtverhalten, Abschottung vom sozialen Leben, Vernachlässigung der schulischen Ausbildung, und so weiter und so fort, findet sich aus diversen Gründen bei Menschen. Zu sagen, die Fiktophilie wäre schuld daran, wäre in etwa so, wie einem Videospiel die Schuld daran zu geben, dass es Menschen gibt, die damit auf destruktive Weise andere Defizite kompensieren und keinen gesunden Umgang damit finden. In solchen Fällen liegt etwas ganz anderes im Argen.
Dann das Thema "In der Phantasie ist alles perfekt".
Ich kann da nur für mich sprechen, aber bei mir ist das keineswegs so. Meine fiktiven Lieben sind in ihrem Charakter und Verhalten allesamt Selbstläufer. Bevor hier wieder jemand "bedenklich!" schreit - ich war hier als Autorin tätig und ich wette, jeder von euch, der regelmäßig schreibt, kennt ebenfalls den Effekt, wenn fiktive Figuren machen, was sie wollen und man nur noch zuschauen kann. Nur dass ich nicht dagegen ankämpfe, sondern es begrüße. Ich will sie nicht anpassen oder zähmen, ich nehme sie so, wie sie sich in meinem Kopf aufgrund einer Vorlage (= zB eine Film- oder Romanfigur, komplett selbst ausgedacht war aber auch schon dabei) eben manifestieren. Ich schätze, die meisten von euch, die sich in eine reale Person verlieben, bevorzugen sie auch, wenn sie ganz sie selbst sind, wenn sie sich von allein zurückverlieben und wollen keine zombiehafte Liebesmarionette, die mit einem Liebestrank gefügig gemacht wurde.
Nun, was bedeutet das konkret?
Es bedeutet, dass in meinem Fall eine fiktive Liebe auch mal einseitig sein kann. Das ist sogar schon öfter der Fall gewesen, dass meine Vorstellung gar kein Interesse an mir hatte. Ebenfalls hatte ich bereits eine fiktive Beziehung, die sprichwörtlich an Alltagsproblemen gescheitert ist - die berühmte offene Zahnpastatube. (Ja, mir ist klar, dass die Personen dennoch aus mir selbst herauskommen letztlich)
Es gibt sicher viele Gründe, warum das so ist, aber ich denke, ein wichtiger ist, dass Perfektion recht schnell langweilig wird. So ist es doch immer - Man weiss die schönen Zeiten erst zu schätzen, wenn es auch schlechte gibt. Und etwas, für das man gekämpft hat, ist mehr wert, als etwas, das einem zugeflogen ist.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich währenddessen nicht leide, wenn meine Liebe unerwidert bleibt. Aber das tut eben jeder einseitig Verliebte, that's life.
Ich habe ja den Vergleich zu meinen (wenigen) ehemaligen realen Beziehungen und will gleich dazu sagen, dass die nicht alle durch die Bank schlecht waren. Ich war sehr, sehr verliebt in meine damaligen Partner und wir hatten schöne Zeiten. Die Hirnchemie ist tatsächlich die gleiche, da unterscheiden die Hormone nicht zwischen realer und fiktiver Liebe.
Warum es sich mehr und mehr endgültig zur Fiktophilie verschiebt, könnte ich nicht einmal sagen und um ehrlich zu sein, es interessiert mich auch nicht, da es für mich keinen Nachteil darstellt. Man betreibt Ursachenforschung, wenn man ein Problem hat. Fiktives Lieben ist kein Problem für mich, es belastet mich nicht. Es hat mich mal eine zeitlang interessiert, wo es herkommt, warum ich so bin - was "schiefgelaufen" ist. Zu dieser Zeit war ich in einem starken Konflikt "Gefühle vs. Norm". Meine Gefühle haben mir gesagt "Es ist richtig, das bist du", die Gesellschaft hat mir vermittelt "Du bist falsch und krank".
Ich habe lange gebraucht, mich selbst in der Hinsicht zu akzeptieren und ganz ehrlich, der Moment, in dem ich das tatsächlich konnte, gehört zu den befreiendsten meines Lebens. Größtenteils kann ich auch inzwischen die Vorurteile und Bedenken (wie in diesem Thread gefallen) an mir abprallen lassen. Ich kenn mich, ich weiss, was mir schadet und was mir gut tut. Ich geb zu, ich schaffe es noch nicht zu 100% drüber zu stehen, da mich solche Ansichten zu lange daran gehindert haben, endlich zu mir selbst zu stehen.
Zudem will ich daran erinnern, dass auch Homosexualität bis vor nicht allzu langer Zeit eine offizielle Diagnose war und als psychische Erkrankung galt. Die Mittelalterargumente waren (und sind) genau die gleichen.
Wie bereits hier angesprochen, das, was mir noch immer zu schaffen macht, ist fehlende Akzeptanz zB. gerade im Familienkreis. Ich bin dort geoutet und allmählich nach jahrelanger "Aufklärungsarbeit" sickert es endlich langsam durch, dass ich eben so bin und es mich nur so gibt und ich auch keinen Handlungsbedarf sehe, daran etwas zu ändern - ganz abgesehen davon, dass ich gar nicht könnte.
Ich kann verstehen, dass Fiktophilie befremdlich ist, aber es tut weh, zu wissen, dass nie gefragt wird, wie es meinem Partner geht, dass ihm nie Grüße ausgerichtet werden, dass ich niemals kleine Anekdoten erzählen kann, die man einfach gern teilen will. Meine Beziehungen sind für mich Normalität und mein größter Wunsch wäre es, wenn sie auch als etwas Normales behandelt werden würden. Im Klartext, sie weder als Sensation mit voyeuristischer Neugier zu begaffen, noch als krankhafte Neigung analysieren zu wollen, geschweige denn heilen (Das sind die guten Samariter, die die alte Frau über die Straße bringen, selbst wenn sie gar nicht dahin will).
Dass die Gesellschaft noch lange nicht so weit sein wird, ist mir absolut bewusst, das seh ich realistisch. Aber gerade vom näheren Umfeld erwartet man sich natürlich mehr Akzeptanz für etwas, das ein so wesentlicher Teil von einem ist.
Ich hatte ursprünglich gar nicht vorgehabt, in diesem Thread zu schreiben, einfach, weil ich für mich selbst mit dem Thema abgeschlossen hab und es für mich Alltag ist, und ausserdem, weil Pionierarbeit, Aufklärung und Fragen beantworten sehr viel Zeit beanspruchen und zugegeben ermüdend sind, wenn man größtenteils gegen Wände redet.
Am Ende denk ich mir aber immer "Jeder, der sich hier outet, hilft vielleicht irgendwem, der genauso fühlt und denkt, er wäre allein".
Von daher: Erlaubt ist, was glücklich macht.
Und an die Nichtfiktophilen: Fiktive Beziehungen, gerade bei Personen, die aus dem Teenageralter raus sind, sind erstmal kurios. Das verstehe ich und Stroppinski wohl auch. Interesse und Neugier sind normale Reaktionen. Bei Fragen - fragen, anstatt sich selbst irgendwas zusammenzureimen. Offenheit und gegenseitiger Respekt sind die Basis für Toleranz und vielleicht sogar Verständnis. Vorurteile helfen keinem weiter. ;)
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ShyLee
Der Vergleich hinkt - Vegetarismus sucht man sich aus. Meistens jedenfalls. Und ich gebe offen zu, dass ich mit dem Tod von Tieren "nicht umgehen" kann, in dem Sinne, dass ich ihn nicht wünsche.
Ich verstehe was Du sagen willst und stimme Dir zu, aber der Vergleich funktioniert einfach nicht.
Meine Meinung zu jeglichen -philien die niemandem schaden ist: Wen juckts? Solange es den Leuten damit gut geht, gibt es doch kein Problem.
@Deschayne: Meine Figuren machen sich nie selbstständig. Jedenfalls nie gegen meinen Willen. So allmählich zweifle ich mein Schreibtalent an ... meine Figuren sind alle Marionetten.
Weswegen ich mich auch nie in sie verlieben könnte. Dazu sind sie einfach zu sehr Produkt meiner eigenen Vorstellungskraft.
Zurück zum eigentlichen Thema: Kannst Du mit Freunden nicht darüber reden?
Ich kann die meisten Menschen nicht ausstehen, aber bei Leuten die ich mag wäre ich eventuell bereit, mir anzugewöhnen, nach dem Wohlergehen ihres fiktiven Partners zu fragen. (Zugegeben, ich frage nicht mal wie es real vorhandenen Partnern geht, aber wenn jemandem viel daran liegt ... man muss es mir eben sagen)
invisible inkIch bin Vegetarier. Und doch, manche Leute stören sich daran. Sehr sogar. Kriege ich regelmäßig zu spüren – insbesondere als Enkeltochter eines Bauern (väterlicherseits) und eines Fleischers (mütterlicherseits).
Okay, eigentlich hab ich damit schon gerechnet.
Hätte mich auch gewundert, wenn es nicht irgendwelche Menschen gäbe, die es stört und die ihre Meinung dazu unbedingt kundtun müssen, ob derjenige das jetzt hören will oder nicht.
Aber - und das frage ich jetzt auch rein aus Interesse - wurdest du für dieses Verhalten schonmal als krank betitelt oder wurde dir nahe gelegt, dafür eine Ursache zu finden, warum du kein Fleisch isst?
Kam es vielleicht sogar zu Spekulationen, dass du mit dem Tod der Tiere nicht umgehen konntest damals oder ähnliches, was sich auf die Psyche zurückführen lässt?
Der Vergleich hinkt - Vegetarismus sucht man sich aus. Meistens jedenfalls. Und ich gebe offen zu, dass ich mit dem Tod von Tieren "nicht umgehen" kann, in dem Sinne, dass ich ihn nicht wünsche.
Ich verstehe was Du sagen willst und stimme Dir zu, aber der Vergleich funktioniert einfach nicht.
Meine Meinung zu jeglichen -philien die niemandem schaden ist: Wen juckts? Solange es den Leuten damit gut geht, gibt es doch kein Problem.
@Deschayne: Meine Figuren machen sich nie selbstständig. Jedenfalls nie gegen meinen Willen. So allmählich zweifle ich mein Schreibtalent an ... meine Figuren sind alle Marionetten.
Weswegen ich mich auch nie in sie verlieben könnte. Dazu sind sie einfach zu sehr Produkt meiner eigenen Vorstellungskraft.
Zurück zum eigentlichen Thema: Kannst Du mit Freunden nicht darüber reden?
Ich kann die meisten Menschen nicht ausstehen, aber bei Leuten die ich mag wäre ich eventuell bereit, mir anzugewöhnen, nach dem Wohlergehen ihres fiktiven Partners zu fragen. (Zugegeben, ich frage nicht mal wie es real vorhandenen Partnern geht, aber wenn jemandem viel daran liegt ... man muss es mir eben sagen)
Joanne K. Rowling hat Recht
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"Erlaubt ist was glücklich macht" - sehe ich auch so, @Deschayne
So lange keine Straf-/Gewalt-/Missbrauchs Tat vorliegt oder begangen wird, halte ich es nach dem Motto "Leben und leben lassen"
Klar, eine eigene Meinung hat jeder, und Diskussionen sind was Tolles, aber ein wenig mehr Vorsicht im Umgang mit Begriffen wie "krankhaft" empfände ich als recht wünschenswert.
Grad wenns um dieses Thema (nämlich Fan-Liebe) geht. Wem tuts denn weh, wenn einer in einer fiktiven Beziehung glücklich ist? So lange er seiner Umwelt und sich selbst nicht schadet?
Und ob es für die Person selbst schädlich ist, liegt nun mal im Ermessen der Person, die eine fiktive Liebe "pflegt". Das ist Einstellungssache und die der Prioritäten, die man in seinem Leben setzt. Wenn die Person sich gut dabei fühlt, warum denn dann nicht?
Ein bisschen mehr Glück kann die Welt ganz gut gebrauchen.
Ich selbst würde mich nicht als fiktophiel bezeichnen, auch wenn ich das Schwärmen für fiktive Charaktere sehr gut kenne (da kommt dann das Fangirl in mir hoch *g*)- Und wenn mich was begeistert bin ich wirklich regelrecht verliebt (egal ob in eine Geschichte oder einen Charakter).
Und ich versinke dann ganz gern mal in dieser durch Fiktion hervorgerufenen Begeisterung.
Dennoch versuche ich, meine realen Beziehungen genauso zu pflegen. Ist eben, wie gesagt, eine Sache von Wichtigkeit/Prioritäten.
So lange keine Straf-/Gewalt-/Missbrauchs Tat vorliegt oder begangen wird, halte ich es nach dem Motto "Leben und leben lassen"
Klar, eine eigene Meinung hat jeder, und Diskussionen sind was Tolles, aber ein wenig mehr Vorsicht im Umgang mit Begriffen wie "krankhaft" empfände ich als recht wünschenswert.
Grad wenns um dieses Thema (nämlich Fan-Liebe) geht. Wem tuts denn weh, wenn einer in einer fiktiven Beziehung glücklich ist? So lange er seiner Umwelt und sich selbst nicht schadet?
Und ob es für die Person selbst schädlich ist, liegt nun mal im Ermessen der Person, die eine fiktive Liebe "pflegt". Das ist Einstellungssache und die der Prioritäten, die man in seinem Leben setzt. Wenn die Person sich gut dabei fühlt, warum denn dann nicht?
Ein bisschen mehr Glück kann die Welt ganz gut gebrauchen.
Ich selbst würde mich nicht als fiktophiel bezeichnen, auch wenn ich das Schwärmen für fiktive Charaktere sehr gut kenne (da kommt dann das Fangirl in mir hoch *g*)- Und wenn mich was begeistert bin ich wirklich regelrecht verliebt (egal ob in eine Geschichte oder einen Charakter).
Und ich versinke dann ganz gern mal in dieser durch Fiktion hervorgerufenen Begeisterung.
Dennoch versuche ich, meine realen Beziehungen genauso zu pflegen. Ist eben, wie gesagt, eine Sache von Wichtigkeit/Prioritäten.
"he kissed her cheek and then she knew, you could be homesick for people too" (unknown)
Deschayne
Beitrag #86, verfasst am 31.03.2014 | 23:16 Uhr
Sionon Klingensang
Na, ich hab jetzt auch nicht streng wissenschaftliche Statistiken erstellt. Ich kenn eben irgendwie nur Autoren näher, die diesen Verselbstständigungseffekt kennen. Also weiss ich, dass er zumindest kein Fiktophilen-Phänomen ist und recht verbreitet sein muss. Darum denke ich, dient er gut als Veranschaulichung für die, die damit was anfangen können.
Ich glaube, in eine Marionette könnte ich mich auch nicht verlieben.
Sionon Klingensang
Jein.
Zum einen ist es ja nichts, was man jedem beim ersten Treffen auf die Nase bindet. Es ist leider notwendig, da etwas vorzutasten. Viele Bekannte und Freunde reagieren schon auf Andeutungen so negativ, dass ich weiss, es hätte keinen Sinn. Ich habe durchaus sehr, sehr positive Erfahrungen auf der anderen Seite gemacht, was die grundsätzliche Akzeptanz angeht. Aber meist wird eben dennoch klar unterschieden in der Bewertung zwischen realen und nichtrealen Partnern. Ich verlange von niemandem, dass er meine Partner als real sieht. Das tue ich ja nicht mal selbst. Meine Gefühle sind allerdings real, darum tut eine Frage wie "Hey, wie läuft's mit xyz?" einfach gut. Es zeigt Interesse an mir und meinem Gefühlsleben, ob der Partner fiktiv ist oder nicht, spielt dafür ja keine Rolle.
Sionon Klingensang
Wenn du bei niemandem fragst, würde ich auch nicht von dir erwarten, dass du ausgerechnet bei mir damit anfängst. Das wäre dann nicht mehr Normalität, sondern sich verbiegen mir zuliebe.
Sobald aber eine Abwertung und Diskriminierung meiner Gefühle stattfindet, und ein qualitativer Unterschied gemacht wird, nur aufgrund des fiktiven Charakters der Person, die ich liebe, tut es weh.
@Deschayne: Meine Figuren machen sich nie selbstständig. Jedenfalls nie gegen meinen Willen. So allmählich zweifle ich mein Schreibtalent an ... meine Figuren sind alle Marionetten.
Weswegen ich mich auch nie in sie verlieben könnte. Dazu sind sie einfach zu sehr Produkt meiner eigenen Vorstellungskraft.
Na, ich hab jetzt auch nicht streng wissenschaftliche Statistiken erstellt. Ich kenn eben irgendwie nur Autoren näher, die diesen Verselbstständigungseffekt kennen. Also weiss ich, dass er zumindest kein Fiktophilen-Phänomen ist und recht verbreitet sein muss. Darum denke ich, dient er gut als Veranschaulichung für die, die damit was anfangen können.
Ich glaube, in eine Marionette könnte ich mich auch nicht verlieben.
Sionon Klingensang
Zurück zum eigentlichen Thema: Kannst Du mit Freunden nicht darüber reden?
Jein.
Zum einen ist es ja nichts, was man jedem beim ersten Treffen auf die Nase bindet. Es ist leider notwendig, da etwas vorzutasten. Viele Bekannte und Freunde reagieren schon auf Andeutungen so negativ, dass ich weiss, es hätte keinen Sinn. Ich habe durchaus sehr, sehr positive Erfahrungen auf der anderen Seite gemacht, was die grundsätzliche Akzeptanz angeht. Aber meist wird eben dennoch klar unterschieden in der Bewertung zwischen realen und nichtrealen Partnern. Ich verlange von niemandem, dass er meine Partner als real sieht. Das tue ich ja nicht mal selbst. Meine Gefühle sind allerdings real, darum tut eine Frage wie "Hey, wie läuft's mit xyz?" einfach gut. Es zeigt Interesse an mir und meinem Gefühlsleben, ob der Partner fiktiv ist oder nicht, spielt dafür ja keine Rolle.
Sionon Klingensang
Ich kann die meisten Menschen nicht ausstehen, aber bei Leuten die ich mag wäre ich eventuell bereit, mir anzugewöhnen, nach dem Wohlergehen ihres fiktiven Partners zu fragen. (Zugegeben, ich frage nicht mal wie es real vorhandenen Partnern geht, aber wenn jemandem viel daran liegt ... man muss es mir eben sagen)
Wenn du bei niemandem fragst, würde ich auch nicht von dir erwarten, dass du ausgerechnet bei mir damit anfängst. Das wäre dann nicht mehr Normalität, sondern sich verbiegen mir zuliebe.
Sobald aber eine Abwertung und Diskriminierung meiner Gefühle stattfindet, und ein qualitativer Unterschied gemacht wird, nur aufgrund des fiktiven Charakters der Person, die ich liebe, tut es weh.
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Sionon Klingensang
Es geht mir nicht um den Vergleich der "Störung", sondern um den Vergleich der Reaktionen des Umfeldes.
Und ich würde annehmen, dass sich da einige Parallelen auftun und dass die Betroffenen (seien sie jetzt fiktophil, Vegetarier oder sonstiges, was sich von der Mehrheit unserer Gesellschaft unterscheidet) allesamt mehr oder weniger unter dem Einfluss von außen bzw. der Unverständnis, auf die sie stoßen, leiden.
Je höher die Unverständnis, desto größer der Leidensdruck.
Sionon Klingensang
Der Meinung bin ich auch.
@Deschayne: Sorry, wenn ich das jetzt so frage, aber wenn du sagst, die Charaktere handeln eigenständig, inwieweit unterscheidet sich das dann von einer MPS (multiple Persönlichkeitsstörung)?
edit: Wobei MPS vielleicht die falsche Wahl ist.
Ich möchte dir damit nicht zu nahe treten.
Mich interessiert nur, wie sich das unterscheidet?
Der Vergleich hinkt - Vegetarismus sucht man sich aus. Meistens jedenfalls. Und ich gebe offen zu, dass ich mit dem Tod von Tieren "nicht umgehen" kann, in dem Sinne, dass ich ihn nicht wünsche.
Ich verstehe was Du sagen willst und stimme Dir zu, aber der Vergleich funktioniert einfach nicht.
Es geht mir nicht um den Vergleich der "Störung", sondern um den Vergleich der Reaktionen des Umfeldes.
Und ich würde annehmen, dass sich da einige Parallelen auftun und dass die Betroffenen (seien sie jetzt fiktophil, Vegetarier oder sonstiges, was sich von der Mehrheit unserer Gesellschaft unterscheidet) allesamt mehr oder weniger unter dem Einfluss von außen bzw. der Unverständnis, auf die sie stoßen, leiden.
Je höher die Unverständnis, desto größer der Leidensdruck.
Sionon Klingensang
Meine Meinung zu jeglichen -philien die niemandem schaden ist: Wen juckts? Solange es den Leuten damit gut geht, gibt es doch kein Problem.
Der Meinung bin ich auch.
@Deschayne: Sorry, wenn ich das jetzt so frage, aber wenn du sagst, die Charaktere handeln eigenständig, inwieweit unterscheidet sich das dann von einer MPS (multiple Persönlichkeitsstörung)?
edit: Wobei MPS vielleicht die falsche Wahl ist.
Ich möchte dir damit nicht zu nahe treten.
Mich interessiert nur, wie sich das unterscheidet?
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"Das letzte mal hattest du Angst."
"Naja, da hatte ich auch ne Waffe an der Schläfe."
"Das war lustig."
#815
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Nemesis of Reason
Beitrag #88, verfasst am 31.03.2014 | 23:46 Uhr
ShyLee
Ich würde spontan sagen - die Personen wissen voneinander, was bei multipler PS oft nicht zwingend so ist. Und Fiktophile scheinen sich meist bewusst zu sein, dass es nur sie als Person tatsächlich gibt.
Dennoch kann ich mir vorstellen, dass die Abgrenzung zu gewissen Diagnosen in der Richtung schwierig sein könnte, zumindest bei Härtefällen, die tatsächlich die Verbindung zur Realität verlieren...
@Deschayne: Sorry, wenn ich das jetzt so frage, aber wenn du sagst, die Charaktere handeln eigenständig, inwieweit unterscheidet sich das dann von einer MPS (multiple Persönlichkeitsstörung)?
Ich möchte dir damit nicht zu nahe treten.
Mich interessiert nur, wie sich das unterscheidet?
Ich würde spontan sagen - die Personen wissen voneinander, was bei multipler PS oft nicht zwingend so ist. Und Fiktophile scheinen sich meist bewusst zu sein, dass es nur sie als Person tatsächlich gibt.
Dennoch kann ich mir vorstellen, dass die Abgrenzung zu gewissen Diagnosen in der Richtung schwierig sein könnte, zumindest bei Härtefällen, die tatsächlich die Verbindung zur Realität verlieren...
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Beitrag #89, verfasst am 31.03.2014 | 23:54 Uhr
AngelOfAfterlife
Danke.
Ich habe gerade auch ein wenig weiter geschaut, lese generell mal so durch, was alles noch unter Persönlichkeitsstörungen fällt.
Ich denke auch, dass es eben ein recht schmaler Grat ist.
So lange einem bewusst ist, dass die fiktive Person nicht real ist und sich dies nicht irgendwie negativ auf die eigene Lebensweise ausübt, hätte ich jetzt keine Bedenken.
Ist halt die Frage, ob die Betroffenen immer auf dem Level bleiben oder die Grenzen irgendwann verschwimmen?
Ich würde spontan sagen - die Personen wissen voneinander, was bei multipler PS oft nicht zwingend so ist. Und Fiktophile scheinen sich meist bewusst zu sein, dass es nur sie als Person tatsächlich gibt.
Dennoch kann ich mir vorstellen, dass die Abgrenzung zu gewissen Diagnosen in der Richtung schwierig sein könnte, zumindest bei Härtefällen, die tatsächlich die Verbindung zur Realität verlieren...
Danke.
Ich habe gerade auch ein wenig weiter geschaut, lese generell mal so durch, was alles noch unter Persönlichkeitsstörungen fällt.
Ich denke auch, dass es eben ein recht schmaler Grat ist.
So lange einem bewusst ist, dass die fiktive Person nicht real ist und sich dies nicht irgendwie negativ auf die eigene Lebensweise ausübt, hätte ich jetzt keine Bedenken.
Ist halt die Frage, ob die Betroffenen immer auf dem Level bleiben oder die Grenzen irgendwann verschwimmen?
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Deschayne
Beitrag #90, verfasst am 31.03.2014 | 23:56 Uhr
ShyLee
Bei einer MPS wird durch schwerstes (meist lang anhaltendes / wiederholtes) Trauma in frühester Kindheit eine zweite (in der Regel aber mehr) Persönlichkeiten abgespalten. Diese Persönlichkeiten sind kein Zustand des Urkindes, sondern weitere vollwertige Ichs, die neben dem Host (die Persönlichkeit, die in der Regel den Alltag schmeisst und die meiste Zeit da ist, oft fälschlicherweise als Hauptperson erachtet) existieren und manchmal den Körper übernehmen (switchen). Entweder freiwillig, oder sie werden "getriggert".
Diese Persönlichkeiten erfüllen konkrete Aufgaben, die dem Opfer das Überleben sichern. Manche identifizieren sich mit den Misshandlungen und machen das Ertragen auf die Weise leichter, andere erfüllen zB. Beschützerfunktionen.
Das ist jetzt sehr allgemein und simpel gefasst, aber jedes multiple System ist auch individuell gestrickt. Mit "Ich verliebe mich und dann erscheint derjenige in meinem Kopf" hat das nichts zu tun, die Hintergründe sind weit ernster und die Motivation ist keine Fiktophilie oder Partnerschaft. Man kann auch nicht auf Wunsch multipel werden.
Meine Partner sind keine Innis (= andere Persönlichkeiten).
Ich habe eine Welt in meinem Kopf, die mehr wie eine extrem realistische, konstante Tagtraumwelt ist. Meine fiktiven Personen sind keine eigenständigen Persönlichkeiten, sondern eben nur Vorstellungen. Sie denken nicht unabhängig von mir, wie ein Inni es würde und haben kein eigenes Bewusstsein, wie ein Inni es hätte. Natürlich wirken sie auf mich als Beobachterin so, das sollen sie ja auch, aber wenn ich nicht zu ihnen schaue, existieren sie nicht unabhängig von mir weiter.
Ein weiterer Unterschied ist, dass ich sie größtenteils zu Marionetten machen könnte, wenn ich wollte. Ich entscheide mich lediglich bewusst dagegen. Bei einem Inni könnte man es versuchen wie man wollte, es wäre vergeblich.
Es ist bei mir mehr so, wie wenn man einen sehr intensiven Tagtraum einfach "laufen lässt". Bilder tauchen von selbst auf, man stellt sich zum Beispiel einen See vor, und plötzlich schwimmen Enten vorbei, ohne dass man bewusst gedacht hat "Hey, da sollen jetzt Enten schwimmen". ;)
Nur dass ich dazu eben inzwischen keine Ruhe, Entspannungs-CDs oder autogenes Training mehr brauche. Ich schau hin und plopp! ist die Welt da.
@Deschayne: Sorry, wenn ich das jetzt so frage, aber wenn du sagst, die Charaktere handeln eigenständig, inwieweit unterscheidet sich das dann von einer MPS (multiple Persönlichkeitsstörung)?
Ich möchte dir damit nicht zu nahe treten.
Mich interessiert nur, wie sich das unterscheidet?
Bei einer MPS wird durch schwerstes (meist lang anhaltendes / wiederholtes) Trauma in frühester Kindheit eine zweite (in der Regel aber mehr) Persönlichkeiten abgespalten. Diese Persönlichkeiten sind kein Zustand des Urkindes, sondern weitere vollwertige Ichs, die neben dem Host (die Persönlichkeit, die in der Regel den Alltag schmeisst und die meiste Zeit da ist, oft fälschlicherweise als Hauptperson erachtet) existieren und manchmal den Körper übernehmen (switchen). Entweder freiwillig, oder sie werden "getriggert".
Diese Persönlichkeiten erfüllen konkrete Aufgaben, die dem Opfer das Überleben sichern. Manche identifizieren sich mit den Misshandlungen und machen das Ertragen auf die Weise leichter, andere erfüllen zB. Beschützerfunktionen.
Das ist jetzt sehr allgemein und simpel gefasst, aber jedes multiple System ist auch individuell gestrickt. Mit "Ich verliebe mich und dann erscheint derjenige in meinem Kopf" hat das nichts zu tun, die Hintergründe sind weit ernster und die Motivation ist keine Fiktophilie oder Partnerschaft. Man kann auch nicht auf Wunsch multipel werden.
Meine Partner sind keine Innis (= andere Persönlichkeiten).
Ich habe eine Welt in meinem Kopf, die mehr wie eine extrem realistische, konstante Tagtraumwelt ist. Meine fiktiven Personen sind keine eigenständigen Persönlichkeiten, sondern eben nur Vorstellungen. Sie denken nicht unabhängig von mir, wie ein Inni es würde und haben kein eigenes Bewusstsein, wie ein Inni es hätte. Natürlich wirken sie auf mich als Beobachterin so, das sollen sie ja auch, aber wenn ich nicht zu ihnen schaue, existieren sie nicht unabhängig von mir weiter.
Ein weiterer Unterschied ist, dass ich sie größtenteils zu Marionetten machen könnte, wenn ich wollte. Ich entscheide mich lediglich bewusst dagegen. Bei einem Inni könnte man es versuchen wie man wollte, es wäre vergeblich.
Es ist bei mir mehr so, wie wenn man einen sehr intensiven Tagtraum einfach "laufen lässt". Bilder tauchen von selbst auf, man stellt sich zum Beispiel einen See vor, und plötzlich schwimmen Enten vorbei, ohne dass man bewusst gedacht hat "Hey, da sollen jetzt Enten schwimmen". ;)
Nur dass ich dazu eben inzwischen keine Ruhe, Entspannungs-CDs oder autogenes Training mehr brauche. Ich schau hin und plopp! ist die Welt da.
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Okay, soweit habe ich das verstanden und ist es auch durchaus nachvollziehbar für mich.
Nichts anderes passiert in meinen Tagträumereien oder wenn ich an einer Geschichte arbeite.
Hin und wieder sehe ich die Figuren förmlich vor mir, habe den Klang ihrer Stimmen im Ohr und lasse mich davon leiten.
Ich denke nicht mehr bewusst darüber nach, was ich schreibe oder in welche Richtung die Geschichte gehen soll, geschweige denn, wie die Charaktere handeln sollen.
Ich lasse quasi meinem Kopfkino seinen Lauf und schreibe es auf.
Insoweit scheinen wir uns schonmal nicht so arg voneinander zu unterscheiden 😉
Aber wie muss ich mir die Beziehung jetzt vorstellen?
Das ganze, nur als Self-Insert, der in meinem Kopf stattfindet und dann schaue ich, wie die Charaktere darauf (also auf mich) reagieren?
Und wie funktioniert das mit den Gefühlen? Finden die dann auch nur im Kopf statt oder fühlst du tatsächlich eine Veränderung (Herzrasen, schwitzende Hände etc.)?
Nichts anderes passiert in meinen Tagträumereien oder wenn ich an einer Geschichte arbeite.
Hin und wieder sehe ich die Figuren förmlich vor mir, habe den Klang ihrer Stimmen im Ohr und lasse mich davon leiten.
Ich denke nicht mehr bewusst darüber nach, was ich schreibe oder in welche Richtung die Geschichte gehen soll, geschweige denn, wie die Charaktere handeln sollen.
Ich lasse quasi meinem Kopfkino seinen Lauf und schreibe es auf.
Insoweit scheinen wir uns schonmal nicht so arg voneinander zu unterscheiden 😉
Aber wie muss ich mir die Beziehung jetzt vorstellen?
Das ganze, nur als Self-Insert, der in meinem Kopf stattfindet und dann schaue ich, wie die Charaktere darauf (also auf mich) reagieren?
Und wie funktioniert das mit den Gefühlen? Finden die dann auch nur im Kopf statt oder fühlst du tatsächlich eine Veränderung (Herzrasen, schwitzende Hände etc.)?
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Beitrag #92, verfasst am 01.04.2014 | 00:15 Uhr
ShyLee
Da es sich bei diesem Phänomen mehr um Halluzinationen handelt, kommt dafür mehr die Schizophrenie in Frage.
Die Abspaltung der Wahrnehmung (affektiv, visuell und so weiter) kann zu Halluzinationen führen, die für den Betreffenden real sind.
Der Schizophrene besitzt dann eine argumentativ nicht angreifbare Überzeugung, in Geschehnisse verwickelt zu sein, die für andere nicht nachvollziehbar sind, unlogisch sind oder den Naturgesetzen widersprechen.
Wenn also jemand steif und fest behauptet, einen fiktiven Partner zu lieben, dann wäre es durchaus nachvollziehbar, dass die Welt darauf mit Skepsis reagiert, weil die meisten dann sicherlich an obiges Szenario denken.
Die natürliche Reaktion wäre Widerspruch, weil man vermutlich an der geistigen Gesundheit eines "Fiktophilen" zweifeln würde.
Ich bin mir auch nicht sicher, wie ich in dem Fall reagieren würde, sollte jemand aus meinem Freundeskreis plötzlich solche Behauptungen in den Raum stellen.
Allerdings gibt es da noch weitere Kriterien, die vorhanden sein müssten, um eine mögliche geistige Erkrankung zu untermauern.
Wenn das Verhalten einer Person wahnhaft ist, wird es auch ungesunde Züge annehmen, die sich in der Störung des täglichen Lebens und in der Änderung der Verhaltensweisen zeigen.
@Deschayne: Sorry, wenn ich das jetzt so frage, aber wenn du sagst, die Charaktere handeln eigenständig, inwieweit unterscheidet sich das dann von einer MPS (multiple Persönlichkeitsstörung)?
edit: Wobei MPS vielleicht die falsche Wahl ist.
Ich möchte dir damit nicht zu nahe treten.
Mich interessiert nur, wie sich das unterscheidet?
Da es sich bei diesem Phänomen mehr um Halluzinationen handelt, kommt dafür mehr die Schizophrenie in Frage.
Die Abspaltung der Wahrnehmung (affektiv, visuell und so weiter) kann zu Halluzinationen führen, die für den Betreffenden real sind.
Der Schizophrene besitzt dann eine argumentativ nicht angreifbare Überzeugung, in Geschehnisse verwickelt zu sein, die für andere nicht nachvollziehbar sind, unlogisch sind oder den Naturgesetzen widersprechen.
Wenn also jemand steif und fest behauptet, einen fiktiven Partner zu lieben, dann wäre es durchaus nachvollziehbar, dass die Welt darauf mit Skepsis reagiert, weil die meisten dann sicherlich an obiges Szenario denken.
Die natürliche Reaktion wäre Widerspruch, weil man vermutlich an der geistigen Gesundheit eines "Fiktophilen" zweifeln würde.
Ich bin mir auch nicht sicher, wie ich in dem Fall reagieren würde, sollte jemand aus meinem Freundeskreis plötzlich solche Behauptungen in den Raum stellen.
Allerdings gibt es da noch weitere Kriterien, die vorhanden sein müssten, um eine mögliche geistige Erkrankung zu untermauern.
Wenn das Verhalten einer Person wahnhaft ist, wird es auch ungesunde Züge annehmen, die sich in der Störung des täglichen Lebens und in der Änderung der Verhaltensweisen zeigen.
"Heilige Scheiße!", murmelte das Mädchen dumpf und starrte mit großen Augen in Richtung Bühne, auf der eine Band
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
Deschayne
Beitrag #93, verfasst am 01.04.2014 | 00:34 Uhr
ShyLee
Genau diesen Effekt meinte ich. :)
ShyLee
Ja, das mit dem Self Insert kommt hin.
Wie weit ich körperlich reagiere, hängt von der Intensität des Szenarios ab und wie tief ich eintauche. Wenn ich in meiner Vorstellung einen Burger esse und mein Magen knurrt in echt, macht der mich natürlich nicht satt (eher im Gegenteil). Wenn ich jemanden küsse, kriege ich selbstverständlich Herzklopfen. Aber das geht ja auch jedem real Verliebten so, wenn er sich vorstellt, seinen Schwarm zu küssen. ;)
Panthera
Was du hier alles aus der Kiste kramst.
Ich habe weder Halluzinationen noch Pseudohalluzinationen (ich nehme an, der Unterschied ist dir bekannt). Und da du irgendwie immer an denen, die tatsächlich so fühlen, vorbeipostest, hier nochmal für dich: Ich habe eine Tagtraumwelt in meinem Kopf. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Schizophrener hält seine Vorstellungen für real und ist nicht davon abzubringen, dass sie nicht real sind. Ich tue ironischerweise das exakte Gegenteil, schließlich bin ich fiktophil. Würde ich also glauben, meine Partner wären real, hätte ich als Fiktophile ein Problem.
Panthera
Nein.
Weil Menschen wie du uns Halluzinationen andichten (du hast es als Fakt formuliert) und somit Falschwissen verbreiten.
Okay, soweit habe ich das verstanden und ist es auch durchaus nachvollziehbar für mich.
Nichts anderes passiert in meinen Tagträumereien oder wenn ich an einer Geschichte arbeite.
Hin und wieder sehe ich die Figuren förmlich vor mir, habe den Klang ihrer Stimmen im Ohr und lasse mich davon leiten.
Ich denke nicht mehr bewusst darüber nach, was ich schreibe oder in welche Richtung die Geschichte gehen soll, geschweige denn, wie die Charaktere handeln sollen.
Ich lasse quasi meinem Kopfkino seinen Lauf und schreibe es auf.
Insoweit scheinen wir uns schonmal nicht so arg voneinander zu unterscheiden
Genau diesen Effekt meinte ich. :)
ShyLee
Aber wie muss ich mir die Beziehung jetzt vorstellen?
Das ganze, nur als Self-Insert, der in meinem Kopf stattfindet und dann schaue ich, wie die Charaktere darauf (also auf mich) reagieren?
Und wie funktioniert das mit den Gefühlen? Finden die dann auch nur im Kopf statt oder fühlst du tatsächlich eine Veränderung (Herzrasen, schwitzende Hände etc.)?
Ja, das mit dem Self Insert kommt hin.
Wie weit ich körperlich reagiere, hängt von der Intensität des Szenarios ab und wie tief ich eintauche. Wenn ich in meiner Vorstellung einen Burger esse und mein Magen knurrt in echt, macht der mich natürlich nicht satt (eher im Gegenteil). Wenn ich jemanden küsse, kriege ich selbstverständlich Herzklopfen. Aber das geht ja auch jedem real Verliebten so, wenn er sich vorstellt, seinen Schwarm zu küssen. ;)
Panthera
Da es sich bei diesem Phänomen mehr um Halluzinationen handelt, kommt dafür mehr die Schizophrenie in Frage.
Die Abspaltung der Wahrnehmung (affektiv, visuell und so weiter) kann zu Halluzinationen führen, die für den Betreffenden real sind.
Der Schizophrene besitzt dann eine argumentativ nicht angreifbare Überzeugung, in Geschehnisse verwickelt zu sein, die für andere nicht nachvollziehbar sind, unlogisch sind oder den Naturgesetzen widersprechen.
Was du hier alles aus der Kiste kramst.
Ich habe weder Halluzinationen noch Pseudohalluzinationen (ich nehme an, der Unterschied ist dir bekannt). Und da du irgendwie immer an denen, die tatsächlich so fühlen, vorbeipostest, hier nochmal für dich: Ich habe eine Tagtraumwelt in meinem Kopf. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Schizophrener hält seine Vorstellungen für real und ist nicht davon abzubringen, dass sie nicht real sind. Ich tue ironischerweise das exakte Gegenteil, schließlich bin ich fiktophil. Würde ich also glauben, meine Partner wären real, hätte ich als Fiktophile ein Problem.
Panthera
Wenn also jemand steif und fest behauptet, einen fiktiven Partner zu lieben, dann wäre es durchaus nachvollziehbar, dass die Welt darauf mit Skepsis reagiert, weil die meisten dann sicherlich an obiges Szenario denken.
Nein.
Weil Menschen wie du uns Halluzinationen andichten (du hast es als Fakt formuliert) und somit Falschwissen verbreiten.
Beiträge: 2112
Rang: Lektor
Beitrag #94, verfasst am 01.04.2014 | 00:53 Uhr
Deschayne
Genau das.
Ich bin auch leicht erstaunt, wie hier fiktophiel mit Psychosen (und nichts anderes ist eine Schizophrenie) zusammen erwähnt wird, ehrlich gesagt 😮
PantheraDa es sich bei diesem Phänomen mehr um Halluzinationen handelt, kommt dafür mehr die Schizophrenie in Frage.
Die Abspaltung der Wahrnehmung (affektiv, visuell und so weiter) kann zu Halluzinationen führen, die für den Betreffenden real sind.
Der Schizophrene besitzt dann eine argumentativ nicht angreifbare Überzeugung, in Geschehnisse verwickelt zu sein, die für andere nicht nachvollziehbar sind, unlogisch sind oder den Naturgesetzen widersprechen.
Ich habe weder Halluzinationen noch Pseudohalluzinationen (ich nehme an, der Unterschied ist dir bekannt). Und da du irgendwie immer an denen, die tatsächlich so fühlen, vorbeipostest, hier nochmal für dich: Ich habe eine Tagtraumwelt in meinem Kopf. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Schizophrener hält seine Vorstellungen für real und ist nicht davon abzubringen, dass sie nicht real sind. Ich tue ironischerweise das exakte Gegenteil, schließlich bin ich fiktophil. Würde ich also glauben, meine Partner wären real, hätte ich als Fiktophile ein Problem.
Genau das.
Ich bin auch leicht erstaunt, wie hier fiktophiel mit Psychosen (und nichts anderes ist eine Schizophrenie) zusammen erwähnt wird, ehrlich gesagt 😮
"he kissed her cheek and then she knew, you could be homesick for people too" (unknown)
Beiträge: 3091
Rang: Literaturnobelpreisträger
Panthera
Die Schizophrenie habe ich deswegen nicht angesprochen, da sich Fiktophile ja durchaus darüber bewusst sind, dass die Figuren nicht real sind. (Zumindest habe ich so den Eindruck von denjenigen, die sich dazu bereits geäußert haben.)
Das ist aber bei der Schizophrenie nicht der Fall.
Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung. Sie ist durch Störungen des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität gekennzeichnet.
Aber es handelt sich ja nicht um eine Wahrnehmungsstörung. Auch nicht um eine Denkstörung.
Diese Vorstellungen (Träumereien) sind anders als bei der Schizophrenie ja gewollt.
ShyLee@Deschayne: Sorry, wenn ich das jetzt so frage, aber wenn du sagst, die Charaktere handeln eigenständig, inwieweit unterscheidet sich das dann von einer MPS (multiple Persönlichkeitsstörung)?
edit: Wobei MPS vielleicht die falsche Wahl ist.
Ich möchte dir damit nicht zu nahe treten.
Mich interessiert nur, wie sich das unterscheidet?
Da es sich bei diesem Phänomen mehr um Halluzinationen handelt, kommt dafür mehr die Schizophrenie in Frage.
Die Abspaltung der Wahrnehmung (affektiv, visuell und so weiter) kann zu Halluzinationen führen, die für den Betreffenden real sind.
Der Schizophrene besitzt dann eine argumentativ nicht angreifbare Überzeugung, in Geschehnisse verwickelt zu sein, die für andere nicht nachvollziehbar sind, unlogisch sind oder den Naturgesetzen widersprechen.
Die Schizophrenie habe ich deswegen nicht angesprochen, da sich Fiktophile ja durchaus darüber bewusst sind, dass die Figuren nicht real sind. (Zumindest habe ich so den Eindruck von denjenigen, die sich dazu bereits geäußert haben.)
Das ist aber bei der Schizophrenie nicht der Fall.
Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung. Sie ist durch Störungen des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität gekennzeichnet.
Aber es handelt sich ja nicht um eine Wahrnehmungsstörung. Auch nicht um eine Denkstörung.
Diese Vorstellungen (Träumereien) sind anders als bei der Schizophrenie ja gewollt.
A rose is a rose but a scar lasts forever.
"Das letzte mal hattest du Angst."
"Naja, da hatte ich auch ne Waffe an der Schläfe."
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Beitrag #96, verfasst am 01.04.2014 | 01:27 Uhr
Deschayne
Da die Multiple Persönlichkeitsstörung erwähnt wurden, lag es nahe, Halluzinationen ebenfalls zu erwähnen. Und es gibt sicherlich Fälle, in denen Fiktophilie fließend in Wahnvorstellungen übergeht.
Erotomanie beginnt eben mit diesem Eintauchen in eine solche Traumwelt, bis die Person die Realität gänzlich zurücklässt und den Bezug zu ihr verliert.
Glücklicherweise ist das eher eine selten auftretende Erkrankung. (Und man müsste wohl auch erforschen, ob Fiktophilie sich damit überhaupt überschneidet.)
Also alles rein theoretisch betrachtet und nicht persönlich.
Deschayne
Nein, ich dichte niemandem etwas an.
Ich habe nur eine mögliche Wahrnehmung dargestellt, die ich nun nicht als weit hergeholt bezeichnen würde.
Wenn ich morgen auf die Straße gehe und hundert Leute befrage, was sie von einem Menschen halte, der sich "einbildet" eine fiktive Person zu lieben und mit ihr eine Beziehung zu führen, dann würden vermutlich 90 % der Befragten dies Verhalten als abweichend bezeichnen. Nicht normal oder krank. (Und das wieder ohne meine persönliche (Ab-)Wertung).
Ich behaupte nicht, dass Eintauchen in Fantasiewelten, krankhaftes Verhalten ist, da müsste ich mich selbst als verrückt bezeichnen, weil ich seit zig Jahren schreibe und mich auch in solchen Welten aufhalte.
Du hast allerdings angedeutet, dass deine Umwelt ziemlich skeptisch reagiert und ich liefere die Erklärung dafür. Es wird für die wenigsten Menschen nachvollziehbar sein.
Ich werde ja schon schief angeschaut, wenn ich im Bekanntenkreis verlauten lasse, dass ich Fantasy-Geschichten schreibe. Warum auch immer. ^^
Alles, was nicht ins gängige Weltbild passt, wird eben nicht einfach hingenommen sondern hinterfragt und kritisch beäugt.
Was du hier alles aus der Kiste kramst.
Ich habe weder Halluzinationen noch Pseudohalluzinationen (ich nehme an, der Unterschied ist dir bekannt). Und da du irgendwie immer an denen, die tatsächlich so fühlen, vorbeipostest, hier nochmal für dich: Ich habe eine Tagtraumwelt in meinem Kopf. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Schizophrener hält seine Vorstellungen für real und ist nicht davon abzubringen, dass sie nicht real sind. Ich tue ironischerweise das exakte Gegenteil, schließlich bin ich fiktophil. Würde ich also glauben, meine Partner wären real, hätte ich als Fiktophile ein Problem.
Da die Multiple Persönlichkeitsstörung erwähnt wurden, lag es nahe, Halluzinationen ebenfalls zu erwähnen. Und es gibt sicherlich Fälle, in denen Fiktophilie fließend in Wahnvorstellungen übergeht.
Erotomanie beginnt eben mit diesem Eintauchen in eine solche Traumwelt, bis die Person die Realität gänzlich zurücklässt und den Bezug zu ihr verliert.
Glücklicherweise ist das eher eine selten auftretende Erkrankung. (Und man müsste wohl auch erforschen, ob Fiktophilie sich damit überhaupt überschneidet.)
Also alles rein theoretisch betrachtet und nicht persönlich.
Deschayne
PantheraWenn also jemand steif und fest behauptet, einen fiktiven Partner zu lieben, dann wäre es durchaus nachvollziehbar, dass die Welt darauf mit Skepsis reagiert, weil die meisten dann sicherlich an obiges Szenario denken.
Nein.
Weil Menschen wie du uns Halluzinationen andichten (du hast es als Fakt formuliert) und somit Falschwissen verbreiten.
Nein, ich dichte niemandem etwas an.
Ich habe nur eine mögliche Wahrnehmung dargestellt, die ich nun nicht als weit hergeholt bezeichnen würde.
Wenn ich morgen auf die Straße gehe und hundert Leute befrage, was sie von einem Menschen halte, der sich "einbildet" eine fiktive Person zu lieben und mit ihr eine Beziehung zu führen, dann würden vermutlich 90 % der Befragten dies Verhalten als abweichend bezeichnen. Nicht normal oder krank. (Und das wieder ohne meine persönliche (Ab-)Wertung).
Ich behaupte nicht, dass Eintauchen in Fantasiewelten, krankhaftes Verhalten ist, da müsste ich mich selbst als verrückt bezeichnen, weil ich seit zig Jahren schreibe und mich auch in solchen Welten aufhalte.
Du hast allerdings angedeutet, dass deine Umwelt ziemlich skeptisch reagiert und ich liefere die Erklärung dafür. Es wird für die wenigsten Menschen nachvollziehbar sein.
Ich werde ja schon schief angeschaut, wenn ich im Bekanntenkreis verlauten lasse, dass ich Fantasy-Geschichten schreibe. Warum auch immer. ^^
Alles, was nicht ins gängige Weltbild passt, wird eben nicht einfach hingenommen sondern hinterfragt und kritisch beäugt.
"Heilige Scheiße!", murmelte das Mädchen dumpf und starrte mit großen Augen in Richtung Bühne, auf der eine Band
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
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in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
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Deschayne
Ich käme mir reichlich albern dabei vor, nach dem Befinden eines fiktiven Partners zu fragen oder ihm Grüße auszurichten😕.
Ich kann verstehen, dass Fiktophilie befremdlich ist, aber es tut weh, zu wissen, dass nie gefragt wird, wie es meinem Partner geht, dass ihm nie Grüße ausgerichtet werden, dass ich niemals kleine Anekdoten erzählen kann, die man einfach gern teilen will. Meine Beziehungen sind für mich Normalität und mein größter Wunsch wäre es, wenn sie auch als etwas Normales behandelt werden würden.
Ich käme mir reichlich albern dabei vor, nach dem Befinden eines fiktiven Partners zu fragen oder ihm Grüße auszurichten😕.
Stroppinski
Beitrag #98, verfasst am 01.04.2014 | 09:17 Uhr
Panthera
Es wird immer so getan, als wäre jedes "von der Norm abweichende" Verhalten besonders anfällig für irgendwelche ausschweifenden schlimmen Sachen und nur einen halben Schritt vom Wahnsinn entfernt. Wenn man so argumentiert, dann tut es mir leid, aber dann haben ganz normale Heterosexuelle Zepter und Krone in der Hand, wenn es um Vergewaltigungen und Kindesmissbrauch geht. Kindesmissbrauch wird nämlich zu 98% nicht -wie die Gesellschaft es gerne hätte- von Pädophilen begangen, sondern von stinknormalen Heteros - Väter, Onkel, Nachbarn, die definitiv nicht auf Kinder stehen - da ist das Kind nur eine wehrlose Person, über die man Macht ausüben kann... Hat Heterosexualität nun also eine besonders hohe Komorbidität zu Gewalt? Du würdest sicherlich zustimmen, wenn ich sagen würde, es muss etwas ganz anderes im Oberstübchen kaputt sein, damit man jemanden vergewaltigt oder ein Kind missbraucht, als die Heterosexualität. Warum also sollte es bei Fiktophilen anders sein? Da müsste genauso etwas ganz anderes im Kopf kaputt sein, um Wahnvorstellungen zu bekommen.
Es gibt ne klare Abgrenzung zwischen Fiktophilie und Erotomanie. Der Erotomane hat das Objekt der Begierde in der Realität und versucht es genau dort mit zweifelhaften Mitteln zu bekommen. Das sind keine fiktiven Gestalten, sondern unerreichbare Leute im Sinne von "kein Interesse an einer Beziehung" - wie zb der Dozent an der Uni oder sonstwer, den sie kennen, aber nicht haben können.
Die Vorlage für meinen derzeitigen Helden hat auch mal gelebt, ist aber schon lange tot. Aber gesetzt dem Fall, er würde noch leben, würde ich trotzdem nichts unternehmen, um ihm zu begegnen oder seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Aus dem einfachen Grunde, dass das Ideal, das ich in ihm sehe, immer nur in meinem Kopf ist, aber niemals dort auf dem Sofa! Selbst wenn er real dort sitzen würde, wäre er nie das, was ich mir unter ihm vorstelle.
ShyLee
Wieso sollten die Grenzen verschwimmen? Ich kann genauso gut Realität von Träumerei unterscheiden wie jeder andere. Selbst in einer ausgeprägten Fiktophase weiss ich immer noch sehr genau, was "da draussen" ist und was "da drinnen". Das verschwimmt nicht, dazu müsste meine Wahrnehmung kaputt sein, aber eine Präferenz verursacht sowas nicht. Entweder sie ist kaputt, was dann aber nicht an der Präferenz liegt, oder sie ist es nicht - völlig unabhängig von der Präferenz. Schnupfen verursacht ja auch keine radioaktive Strahlung.
Und es gibt sicherlich Fälle, in denen Fiktophilie fließend in Wahnvorstellungen übergeht.
Es wird immer so getan, als wäre jedes "von der Norm abweichende" Verhalten besonders anfällig für irgendwelche ausschweifenden schlimmen Sachen und nur einen halben Schritt vom Wahnsinn entfernt. Wenn man so argumentiert, dann tut es mir leid, aber dann haben ganz normale Heterosexuelle Zepter und Krone in der Hand, wenn es um Vergewaltigungen und Kindesmissbrauch geht. Kindesmissbrauch wird nämlich zu 98% nicht -wie die Gesellschaft es gerne hätte- von Pädophilen begangen, sondern von stinknormalen Heteros - Väter, Onkel, Nachbarn, die definitiv nicht auf Kinder stehen - da ist das Kind nur eine wehrlose Person, über die man Macht ausüben kann... Hat Heterosexualität nun also eine besonders hohe Komorbidität zu Gewalt? Du würdest sicherlich zustimmen, wenn ich sagen würde, es muss etwas ganz anderes im Oberstübchen kaputt sein, damit man jemanden vergewaltigt oder ein Kind missbraucht, als die Heterosexualität. Warum also sollte es bei Fiktophilen anders sein? Da müsste genauso etwas ganz anderes im Kopf kaputt sein, um Wahnvorstellungen zu bekommen.
Es gibt ne klare Abgrenzung zwischen Fiktophilie und Erotomanie. Der Erotomane hat das Objekt der Begierde in der Realität und versucht es genau dort mit zweifelhaften Mitteln zu bekommen. Das sind keine fiktiven Gestalten, sondern unerreichbare Leute im Sinne von "kein Interesse an einer Beziehung" - wie zb der Dozent an der Uni oder sonstwer, den sie kennen, aber nicht haben können.
Die Vorlage für meinen derzeitigen Helden hat auch mal gelebt, ist aber schon lange tot. Aber gesetzt dem Fall, er würde noch leben, würde ich trotzdem nichts unternehmen, um ihm zu begegnen oder seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Aus dem einfachen Grunde, dass das Ideal, das ich in ihm sehe, immer nur in meinem Kopf ist, aber niemals dort auf dem Sofa! Selbst wenn er real dort sitzen würde, wäre er nie das, was ich mir unter ihm vorstelle.
ShyLee
Ist halt die Frage, ob die Betroffenen immer auf dem Level bleiben oder die Grenzen irgendwann verschwimmen?
Wieso sollten die Grenzen verschwimmen? Ich kann genauso gut Realität von Träumerei unterscheiden wie jeder andere. Selbst in einer ausgeprägten Fiktophase weiss ich immer noch sehr genau, was "da draussen" ist und was "da drinnen". Das verschwimmt nicht, dazu müsste meine Wahrnehmung kaputt sein, aber eine Präferenz verursacht sowas nicht. Entweder sie ist kaputt, was dann aber nicht an der Präferenz liegt, oder sie ist es nicht - völlig unabhängig von der Präferenz. Schnupfen verursacht ja auch keine radioaktive Strahlung.
Beiträge: 2397
Rang: Pulitzerpreisträger
Beitrag #99, verfasst am 01.04.2014 | 09:29 Uhr
Ich habe mir mal jetzt die letzten Beiträge durchgelesen und stelle fest, dass hier vieles doch persönlicher genommen wird, als es eigentlich gedacht ist.
Es gibt viele, bei denen das in Wahnvorstellungen übergeht. Viele, nicht alle.
Das sind hier alles nur Vermutungen und diesen Begriff gibt es so gut wie nirgends, daher sind das reine Spekulationen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für einen Außenstehenden, wie ich einer bin klingt das doch ser abstrus und strange. Das mag für die "Betroffenen" kein Problem darstellen, aber wenn diejenigen, die fiktophil sind, das Ganze versuchen würden objektiv zu betrachten, dann würden sie vielleicht sehen, dass es für einen Menschen, der nichts damit anfangen kann doch sehr befremdlich ist.
Ich bin wirklich eine tolerante Person und versuche mir Dinge vorzustellen. Ich verurteile niemanden hier und ich akzeptiere die fiktophilie. Allerdings begreife ich sie nicht und ob ich es gutheißen kann, weiß ich auch nicht, denn immerhin befinden wir uns noch in der Anfangsphase und nichts wurde erforscht oder sonst wie erprobt.
Klar, man kann jetzt endlos darüber diskutieren, aber ich glaube, ihr werdet es sehr schwer damit haben, Leuten die Fiktophilie begreifbar zu machen.
Es gibt viele, bei denen das in Wahnvorstellungen übergeht. Viele, nicht alle.
Das sind hier alles nur Vermutungen und diesen Begriff gibt es so gut wie nirgends, daher sind das reine Spekulationen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für einen Außenstehenden, wie ich einer bin klingt das doch ser abstrus und strange. Das mag für die "Betroffenen" kein Problem darstellen, aber wenn diejenigen, die fiktophil sind, das Ganze versuchen würden objektiv zu betrachten, dann würden sie vielleicht sehen, dass es für einen Menschen, der nichts damit anfangen kann doch sehr befremdlich ist.
Ich bin wirklich eine tolerante Person und versuche mir Dinge vorzustellen. Ich verurteile niemanden hier und ich akzeptiere die fiktophilie. Allerdings begreife ich sie nicht und ob ich es gutheißen kann, weiß ich auch nicht, denn immerhin befinden wir uns noch in der Anfangsphase und nichts wurde erforscht oder sonst wie erprobt.
Klar, man kann jetzt endlos darüber diskutieren, aber ich glaube, ihr werdet es sehr schwer damit haben, Leuten die Fiktophilie begreifbar zu machen.
Die Kunst im Leben ist es, im Regen zu tanzen, anstatt auf die Sonne zu warten.
– Unbekannt
– Unbekannt
Stroppinski
Beitrag #100, verfasst am 01.04.2014 | 09:38 Uhr
Joy Sander
Und das weisst du woher? Quelle bitte.
Joy Sander
Wieso musst du denn gutheissen, wenn jemand fiktophil ist? Du kannst immer nur von deinem eigenen Standpunkt heraus urteilen, steckst aber nicht in der Haut des Fiktophilen, daher ergibt sich gar nicht die Situation, wo du über jemand anderen urteilen kannst. Ich maße mir ja auch nicht an, darüber zu urteilen, ob normale Realoliebe gutzuheissen ist oder nicht - das muss derjenige, der damit lebt, selber entscheiden. Das habe ich einfach nicht zu bewerten, wenn ich nicht in der Haut desjenigen stecke, der es lebt. 😟
Es gibt viele, bei denen das in Wahnvorstellungen übergeht. Viele, nicht alle.
Und das weisst du woher? Quelle bitte.
Joy Sander
Ich verurteile niemanden hier und ich akzeptiere die fiktophilie. Allerdings begreife ich sie nicht und ob ich es gutheißen kann, weiß ich auch nicht, denn immerhin befinden wir uns noch in der Anfangsphase und nichts wurde erforscht oder sonst wie erprobt.
Wieso musst du denn gutheissen, wenn jemand fiktophil ist? Du kannst immer nur von deinem eigenen Standpunkt heraus urteilen, steckst aber nicht in der Haut des Fiktophilen, daher ergibt sich gar nicht die Situation, wo du über jemand anderen urteilen kannst. Ich maße mir ja auch nicht an, darüber zu urteilen, ob normale Realoliebe gutzuheissen ist oder nicht - das muss derjenige, der damit lebt, selber entscheiden. Das habe ich einfach nicht zu bewerten, wenn ich nicht in der Haut desjenigen stecke, der es lebt. 😟