ich bin gerade dabei mehrere Zoomaniafanfiktions zu übersetzen und habe für mich folgendes System gefunden:
Ich kopiere den Originaltext in ein neues Word-Dokument. Meist nicht alles auf einmal, sondern so viel, wie ich mir für die jeweilige Sitzung vornehme. Im Hintergrund habe ich mehrere Wörterbücher im Internetbrowser laufen.
Dann übersetze ich relativ wörtlich einen Abschnitt nach dem anderen, wobei ich teilweise schon die Satzstruktur etwas umstelle, so wie L1ghty es beschrieben hat.
Dann lösche ich den gerade übersetzten Absatz und mache mit dem nächsten weiter.
Aus diese Weise ersetzt sozusagen der deutsche Text das Original langsam.
Der Vorteil ist, dass es mir nicht passieren kann, dass ich versehendlich z. B. einen Satz oder vielleicht einen ganzen Absatz beim Übersetzten übersehe und womöglich weglasse. Außerdem habe ich festgestellt, wenn die Texte nebeneinander stehen, dass ich mehr Zeit mit Suchen im Original verbringe wo ich gerade war, als dass ich wirklich übersetzte.
Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich muss der ganze Text vorher so gut verinnertlicht sein, dass die Absätze nicht sinnfrei aneinandergereiht sind. Daher lasse ich auch, wenn ich eine Unterbrechung mache, immer den gerade übersetzten Absatz in beiden Versionen stehen und lösche erst dann das Original, wenn ich mich wieder neu an die Arbeit mache.
Danach lasse ich den Text ein paar Tage ruhen. (je länger desto besser)
Jetzt 2. Durchlauf: Vollkommen losgelöst vom Original wird der Text in einen sinnvollen deutschen Stil gebracht. Eventuell typische englische Redewedungen entfernt, wenn noch nicht beim 1. Durchgang geschehen und, wenn sie existieren, deutsche eingefügt. Hier kann es auch passieren, dass ich gewisse Sätze aus dem Original vollkommen streiche oder neue eigene einfüge, um die Verständlichkeit zu erhöhen. (z. B. hatte ich das Problem, dass an einer Stelle in einer sehr emotionalen Szene Nick Wilde den Drang versprührt zu heulen. Ich wollte unbedingt klarmachen, dass es sich nicht um Weinen sondern tierisches Heulen handelt, es hätte vom Kontext her beides gepasst. Hier muss eben im deutschen Text zwei drei Sätze rein, die die Intention klar machen. )
Dann wieder ruhen lassen. (wie guter Wein :-) )
Öfters wiederhole ich diesen 2. Druchgang noch ein oder mehrmals, solange, bis ich das Gefühl habe, dass der Sprachfluss gut ist.
Finaler Duchgang:
Jetzt den Originaltext und den übersetzten Text nebeneinander und vergleichen, ob nicht beim den Stilanpassungen der Sinn zu stark verfremdet wurde (passiert selten, kann aber vorkommen). Hier dann eventuell nachbessern.
Und schon fertig. Dauert etwas, hat aber den Vorteil, dass ein, nach meiner Meinung recht eigenständiger Text herauskommt, dem man nicht sofort ansieht, dass er eine Übersetzung ist.
Grüße
Mr. Manchas
Lapislazuli67
Aber das ist für mich trotzdem kein Grund, von Nicht-Muttersprachlern mangelhaft auf Englisch geschriebene Geschichten toll zu finden.
Ja, ich hab auch schon so einige Geschichten von Nicht-Muttersprachlern gelesen, die richtig gut waren. In aller Regel waren das Autorinnen, die auch beruflich mit Englisch zu tun hatten und meistens Nordeuropäerinnen. Besonders Finnen tun sich da hervor. Die lernen es aber auch von klein auf und sind insofern wahrscheinlich fast schon Zweisprachler.
Sehr viel öfter finde ich allerdings welche, wo man sehr gut merkt, dass das ein Nicht-Muttersprachler geschrieben hat. Was meist an der verkorksten Grammatik liegt.
Lustig ist auch, wenn ich genau weiß, was eine deutsche Autorin ausdrücken wollte, weil ich eine deutsche Konstruktion dahinter erkenne, die es aber so auf Englisch nicht gibt. Das ist zwar sprachlich interessant, aber für begeistertes Lesen eher nicht förderlich.
Und natürlich kommt es auch auf die Plattform an. Ich kenne einige, die sehr großen Wert auf gutes Englisch legen und gar zu fehlerbehaftete Geschichten gar nicht erst freischalten.
MonaGirl
Was hat meine Englischlehrerin immer gesagt: Wir sind alle nicht perfekt. Hauptsache wir können uns verständigen.
Im täglichen Umgang sehe ich das durchaus auch so ;-P. Da sehe ich das auch nicht so eng. Aber Geschichten sind für mich etwas ganz anderes.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, eine Geschichte zu übersetzen, der ich mich sprachlich nicht gewachsen fühle. Und davon gab es einige. Fand ich schade, aber lieber gar nicht übersetzt als miserabel übersetzt. Ich hätte mich geschämt, das dann online zu stellen (obwohl auch dafür vermutlich lobende Worte gekommen wären, wie ich die damalige Leserschaft einstufe ...).
Übrigens habe ich mich auch als Betaleserin für Übersetzungen zur Verfügung gestellt (Englisch ---> Deutsch, so wie meine eigenen Übersetzungen auch). Da habe ich eine recht lustige Geschichte erlebt. Eine junge Autorin (noch Schülerin, Englisch-LK) hat eine Geschichte übersetzt und mich um Beta-Arbeit gebeten. Nach dem ersten Durchlesen habe ich ihr leider schreiben müssen, dass ich die nochmal komplett neu übersetzen müsste, weil einfach unglaublich viele seltsame Satzkonstruktionen drin waren und manche Dinge schlicht falsch übersetzt waren (weil man die in der Schule halt nicht lernt) und ich das so nicht wolle. Ich habe ihr einige Tipps gegeben, wie Übersetzen funktioniert und der zweite Anlauf war um ein Vielfaches besser - den konnte ich dann auch problemlos korrekturlesen. Und wahrscheinlich wäre auch hier der erste Anlauf von der Leserschaft begeistert aufgenommen worden, ich habe hier genug solcher fürchterlichen Übersetzungen gefunden, wo die Leser froh waren, die Geschichte auf Deutsch lesen zu können *grusel*.
Lapislazuli67
MonaGirl
Was hat meine Englischlehrerin immer gesagt: Wir sind alle nicht perfekt. Hauptsache wir können uns verständigen.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, eine Geschichte zu übersetzen, der ich mich sprachlich nicht gewachsen fühle. Und davon gab es einige. Fand ich schade, aber lieber gar nicht übersetzt als miserabel übersetzt. Ich hätte mich geschämt, das dann online zu stellen (obwohl auch dafür vermutlich lobende Worte gekommen wären, wie ich die damalige Leserschaft einstufe ...).
Übrigens habe ich mich auch als Betaleserin für Übersetzungen zur Verfügung gestellt (Englisch ---> Deutsch, so wie meine eigenen Übersetzungen auch). Da habe ich eine recht lustige Geschichte erlebt. Eine junge Autorin (noch Schülerin, Englisch-LK) hat eine Geschichte übersetzt und mich um Beta-Arbeit gebeten. Nach dem ersten Durchlesen habe ich ihr leider schreiben müssen, dass ich die nochmal komplett neu übersetzen müsste, weil einfach unglaublich viele seltsame Satzkonstruktionen drin waren und manche Dinge schlicht falsch übersetzt waren (weil man die in der Schule halt nicht lernt) und ich das so nicht wolle. Ich habe ihr einige Tipps gegeben, wie Übersetzen funktioniert und der zweite Anlauf war um ein Vielfaches besser - den konnte ich dann auch problemlos korrekturlesen. Und wahrscheinlich wäre auch hier der erste Anlauf von der Leserschaft begeistert aufgenommen worden, ich habe hier genug solcher fürchterlichen Übersetzungen gefunden, wo die Leser froh waren, die Geschichte auf Deutsch lesen zu können *grusel*.
MonaGirl
Das ist dann vielleicht eher eine persönliche Hemmschwelle, die man hat. Oder wie bei dir, dass du das Gefühl hast, zu schlecht zu sein. Was ja durchaus ein subjektives Gefühl sein könnte.
Ja, natürlich ist das mein persönlicher Anspruch an mich selbst. Aber von dem werde ich nicht abgehen, obwohl ich genau weiß, dass ich auch mit deutlich weniger guten Übersetzungen noch Publikum finden würde.
Ich habe zwei, drei Übersetzungen, auf die ich richtig stolz bin.
Da lag mir die Thematik, da lag mir der Sprachstil, da hat alles gepasst. Und so wünsche ich mir das.
Ich habe auch darüber nachgedacht zu übersetzen und wie ich es dann angehen würde.
Aus Neugier habe ich dann mal einen Ausschnitt in den Google-Übersetzer gehauen - was soll ich sagen, mittlerweile übersetzt er schon recht gut. Nicht perfekt, aber ganz gut. Sofern man natürlich auch korrektes deutsch schreibt.
Ich werde es also mit der Vorgehensweise versuchen: In den Google-Übersetzer hauen, ins Schreibprogramm kopieren und überarbeiten. Denn Fehler macht der Übersetzer schon und wählt nicht immer die passendste Übersetzung. Da ich in englisch aber soweit gut bewandert bin, erkenne ich das auch. Insofern wird das für mich also die weniger Zeitaufwendige Methode, als alles komplett nochmal in englisch zu schreiben. Denn wirklich vieles, was mir der Übersetzer ausspuckte, könnte man direkt so nehmen. Beim Rest muss man eventuell ein Wort oder einen Satzteil ändern. Seltener müsste man einen Satz umschreiben.
eigentlich hat das Programm mit dem ich schreibe (Google Docs), schon die Funktion, dass ich mein Dokument gleich komplett übersetzen lassen kann. Aber, warum auch immer, werden nur die ersten paar Seiten übersetzt und der Rest ist dann weiterhin in deutsch. Also leider absolut nicht Hilfreich.
Ist dann vermutlich jetzt auch nicht die Methode des Profis, aber so lange dabei etwas gutes rauskommt, warum nicht. Mir spart es viel Zeit ein.
In der Browser-Anwendung kann man die Absätze seiner Story einfach ins Chat-Fenster kopieren (ich beschränke mich auf zwei Absätze pro Übersetzungseinheit, damit ich den Überblick nicht verliere und das Programm nicht überfordert ist damit). Die Übersetzung prüfe ich dann im Hemingway Editor und korrigiere händisch ein Paar Sachen heraus, die mir nicht gefallen oder zu verschachtelt formuliert wurden.
Tatsächlich kann ich einzelne Sätze von ChatGPT alternativ übersetzen oder vereinfachen lassen. Was mir besonders gut gefällt ist, dass die KI sich den Kontext der Geschichte merkt und anhand dessen auch Übersetzungen/Formulierungen begründet.
Vorher habe ich versucht, Texte über DeepL in Form zu bringen. Aber das war mir dann auf Dauer tatsächlich zu chaotisch. Noch dazu war ich mir nie richtig sicher, ob die Übersetzung sauber ist. ChatGPT kann ich meine Ideen präsentieren und zusätzlich fragen, ob man das so lassen kann. So entsteht eine richtige Interaktion. Es erklärt sogar, wieso man manche Sachen anders schreiben sollte. Oder was gängig oder weniger gängig in der Sprache ist. Da lernt man also noch ein Paar Dinge. Und über Hemingway Editor bleiben die Satzkonstrukte immer fein leserlich (Grade 6).
Für ein Kapitel brauche ich so zwischen 1-2 Stunden. Ich lasse die Übersetzung dann gerne nochmal einen Tag ruhen, bevor ich sie poste, weil ich finde, dass man mit etwas Abstand zum Text ein besseres Gefühl dafür bekommt.
Auf diese Weise kann ich mir tatsächlich vorstellen, meine Geschichten künftig regelmäßig zu übersetzen. Mal schauen, wie's von den englischen Lesern aufgenommen wird. Dass ich mit Hilfe der KI übersetzt habe, habe ich nämlich in meinem Vorwort erwähnt.