Vicktoria
Wie Rune weiter oben schrieb, meistens haben sie einfach zu viel Angst, es zu versuchen und sich den Background anzueignen. Reden sich mit irgendwas raus, das sie keine Zeit haben. Es gibt immer Zeit. Abends, am Wochenende, und wenn es nur eine halbe Stunde jedes Wochenende ist.
Na, ich denke es ist keine Angst, sondern tatsächliche Überzeugtheit, dass das nicht so schwer sein kann, die Idee, die einem während einer langen Autofahrt oder so kommt, mal halt eben so niederzuschreiben. Jeder der schreiben kann (also eine Tastatur oder einen Stift bedienen kann) kann schreiben, oder?
Das sind dann häufig auch so die Leute, die Logiklücken oder Inkonsequenzen in Bestsellern kritisieren und nicht sehen oder sehen wollen, dass das aber notwenig war, die Handlung weiterzubringen. Andernfalls wäre der Held vielleicht sicher gewesen und ihm wäre nichts zugestoßen, aber die Handlung wäre mit quitschenden Reifen zum Stillstand gekommen. (So nach dem Motto: Warum haben die Adler Frodo nicht zum Schicksalsberg gebracht, duh?!)
Nun schreibe ich seit September 2020 an Gedichten. Ich denke, dass es sich dennoch gelohnt hat die Göttergeschichten zu schreiben, da ich sie als Gedichte umgeschrieben habe. Die Göttergedichte kommen auch besser an.
Lennon
Darüber hinaus verraten meine Werke auch, wenigstens partiell, ziemlich viel über mich selbst (ob ich das nun will oder nicht) und ich werde ungern "durchschaut". Bei einer anonymen Leserschaft ist das etwas anderes, weil mich niemand real kennt.
Genau das ist der Grund, warum ich niemandem verrate, das ich schreibe. Mir geht es nicht darum, dass ich das Schreiben an sich peinlich finde oder mich vor Kritik fürchte oder denke, dass ich nicht gut genug bin oder so. Es ist mehr die Tatsache, dass in den Storys und den einzelnen Charakteren so viel von mir steckt, die mich davon abhält, meine Schreiberei zu teilen. Und da ich das Gefühl habe, dass einzelne Exponenten in meinem Umfeld - vor allem mein Partner - vermutlich lesen wollen würden, was ich schreibe, behalte ich es lieber für mich.
Da ich vermutlich aber nicht schreiben würde, wenn ich keine Leserschaft hätte, ist dieses Forum der optimale Platz für mich. Selbst wenn ich jemanden hier tatsächlich im realen Leben kennen würde, wäre ich durch mein Pseudonym geschützt.
Aber irgendwie empfinde ich es auch als mühsam, die Schreiberei zu verheimlichen. Vor allem dann, wenn ich gerade einen Lauf habe und mir alles, was in mir vorgeht von der Seele schreiben möchte, aber irgendwie nicht kann, weil ich ja niemandem sage, dass ich es tue. Wie gehen die anderen Anonymos hier mit diesem Problem um?
Aber es war nicht immer gut oder angenehm. Ich finde es selbstverständlich, dass in manchen Charakteren viel von sich selber steckt, oft auch unbewusst. Es ist an sich nicht schlimm, dass man als Autor durchschaut wird, es kann sogar eine Bereicherung sein. Nur kommt es auf die Reaktion der Anderen an, an die Worte, an die Ablehnung oder Akzeptanz. Es ist mir passiert, dass ich Sachen von mir ans Licht gebracht habe, die ich lieber für mich hätte behalten wollen. Manchmal hat mich das Feedback tatsächlich unangenehm berührt oder verletzt.
Vielleicht gibt es einen guten und einen schlechten Zeitpunkt, sich der Meinung der Bekannten durch eine Geschichte auszusetzen. Wenn man noch im Prozess ist und die Gefühle ganz stark oder wenn man sich verletzlich fühlt, weil man in einer Figur extrem viel investiert ... dann ist es vielleicht besser, sich erstmal zu schützen. Nun kommt bei mir aber das Problem, dass ich gerade in dieser Phase etwas Unterstützung und Feedback brauche. Wenn man mich in dieser Phase als Autorin zu Tode analysiert, fürchte ich, dass der "Fluss" des Schreibens unterbrochen wird, dass ich das Interesse verliere. Schließlich kann Analyse zwar Klarheit verschaffen, aber auch die Inspiration töten.
Loulou Go
Es ist mehr die Tatsache, dass in den Storys und den einzelnen Charakteren so viel von mir steckt, die mich davon abhält, meine Schreiberei zu teilen.
Jo Steglitz
Ich finde es selbstverständlich, dass in manchen Charakteren viel von sich selber steckt, oft auch unbewusst.
Mich überrascht das etwas. Ich durchleuchte gerade meine Figuren, ob in ihnen irgendetwas von mir steckt. Aber ich finde nichts. Meiner Prota habe ich zwar eine Lieblingsfarbe zugewiesen, die auch meine ist, aber das ist ein so unbedeutendes Detail, dass es nicht ins Gewicht fällt. Darüber hinaus steckt nichts von mir in meinen Figuren, weder Äußerlichkeiten noch Charakterzüge oder Wesensmerkmale. Es sind reine Fantasiegebilde mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit.
Eine handzahme und pflegeleichte NamYensa wäre total OOC.
Und das ist natürlich nicht immer so, aber manchmal eben doch.
Lennon
Darüber hinaus verraten meine Werke auch, wenigstens partiell, ziemlich viel über mich selbst (ob ich das nun will oder nicht) und ich werde ungern "durchschaut". Bei einer anonymen Leserschaft ist das etwas anderes, weil mich niemand real kennt.Genau das ist der Grund, warum ich niemandem verrate, das ich schreibe. Mir geht es nicht darum, dass ich das Schreiben an sich peinlich finde oder mich vor Kritik fürchte oder denke, dass ich nicht gut genug bin oder so. Es ist mehr die Tatsache, dass in den Storys und den einzelnen Charakteren so viel von mir steckt, die mich davon abhält, meine Schreiberei zu teilen. Und da ich das Gefühl habe, dass einzelne Exponenten in meinem Umfeld - vor allem mein Partner - vermutlich lesen wollen würden, was ich schreibe, behalte ich es lieber für mich.
Das ist bei mir 1:1 genau gleich. Bei mir weiß es aus meinem Umfeld auch niemand (also dass ich beruflich wissenschaftlich schreibe, weiß natürlich jeder, aber die Rede ist von der Freizeit). Nicht weil ich glaube dass ich schlecht wäre oder mir Schreiben an sich peinlich wäre, sondern weil einfach aus den hier genannten Gründen.
Als Kind hatte ich auch schon geschrieben, meine Familie wusste es und hatten meine Geschichten auch gelesen*. Sogar der Chef meiner Patentante hatte es gelesen. Da war ich auch stolz drauf.
Aber von der Geschichte, wegen der ich mich hier angemeldet hatte, weiß niemand. Klar sind die Geschichten und Charaktere erfunden, aber trotzdem stecken doch immer wieder einige Wahrheiten drin. Damit meine ich jetzt nicht nur, dass die Charaktere unbewusst etwas von realen Personen mitbekommen haben, und dass manche Dialoge in ähnlicher Form so stattgefunden haben - sondern hauptsächlich, dass sich darin viele Wünsche und innere Konflikte abbilden, die ich tatsächlich mal hatte/habe, und die so persönlich sind dass nun wirklich niemand real Bekanntes davon wissen muss.
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*(btw: Ich erinnere mich noch, dass ich meinen Eltern und Großeltern damals ausdrücklich gesagt habe dass sie ehrlich sein sollen, ob sie die Geschichte gut finden - und durch die Bank weg hatten sie gesagt, dass es total gut wäre und sie es so abdrucken lassen würden. Wenn ich die Geschichte aus heutiger Sicht betrachte, kann ich über diese Unehrlichkeit nur den Kopf schütteln...)
Neben den Geschichten, die ich hier poste, schreibe ich auch für den Gemeindebrief meiner Kirche. Die Kinderseite dort, ist zumeist eine von mir verfasste kleine Geschichte. Da weiß natürlich jeder (oder fast), dass sie von mir sind. Dort schreibe ich auch mit meinem Klarnamen.
Meine Geschichten hier sind mir aber teilweise doch zu persönlich.
Irgendjemand schrieb hier, er möchte dem, der die Geschichte gelesen hat, hinterher nicht in die Augen schauen.
Das kann ich gut nachvollziehen. Bzw. ich könnte demjenigen dann nur in die Augen schauen, wenn ich ihm wirklich vertraue. Meinen Mann und meinen Sohn würde ich lesen lassen (Nur mag der eine keinen Slash und der andere ist noch zu jung - also bekommen beide immer nur einzelne Häppchen vorgesetzt.), ebenso gute Freunde. Längst aber nicht alle Personen aus meiner Familie und auch nicht jeden Bekannten.
Und wenn ich mir vorstelle, meine Kollegen würden meine Geschichte lesen, damit hätte ich dann wirklich ein Problem. Zumal ich nicht weiß, ob ich von ihnen allzu viel Verständnis ernten würde.
Aber auch so, würde ich das Licht der Öffentlichkeit scheuen. Meine "Kunden" sind nicht unbedingt immer nett. Allein aus Selbstschutz ist es mir daher wichtig, Privates privat zu halten, wozu auch meine Geschichten gehören würden.
Alles in allem aber stelle ich fest, dass, je länger ich schreibe, ich umso selbstbewusster werde. Ich stehe mehr zu meinen Geschichten, bin vielleicht sogar stolz auf sie, und bin geneigt, den Kreis derer, denen ich sie von Angesicht zu Angesicht überlassen würde, größer werden zu lassen.
Don Quichotte de la Mancha
"Klugscheißen, der Weg zur dunklen Seite der Macht er ist."
frei nach Yoda
Auch ich finde es unangenehm, dass Menschen, die mich kennen, über meine Texte Rückschlüsse auf mich ziehen können. Zum einen ist da die Fehlinterpretation à la "ich schreibe über eine Figur mit bestimmten Problemen, also muss ich diese Probleme auch haben". Zum anderen sind manche Dinge ja aber wirklich erkennbar. Wie Charaktere sich entwickeln, ob das positiv oder negativ dargestellt wird und was die Moral ist, das bin alles wirklich ich. Auch die Themen, über die ich überhaupt schreibe, sagen Dinge über mich. Wenn ich zum Beispiel über Traumata schreibe oder über menschliche Abgründe, dann heißt das ja, dass ich mich mIt diesen Dingen beschäftigt habe.
Die andere Seite ist, dass Rückmeldung von RL-Menschen häufig nicht nur kommt, wenn man sie darum bittet, sondern auch und gerade irgendwann später. Das geht Hand in Hand mit den oben angesprochenen Fehlinterpretationen: "Ach, jetzt tust du XYZ? Ja weißt du, das erinnert mich an diese eine Geschichte von dir, da hat der Bösewicht das auch gemacht! Drehst du jetzt durch und wirst zum Psychopathen oder was?" oder "Ach übrigens, was mir spontan einfällt, diese eine Geschichte von dir, die sich mit einem Thema beschäftigt, über das du eigentlich nur reden willst, wenn du dafür in Stimmung bist..."
Ich würde sagen, Menschen, mit denen man seine Geschichten teilt, müssen die richtigen sein. Und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand richtig ist, ist in einer Community für Schreiberlinge und Leser schlicht höher als bei zufällig zusammengewürfelten RL-Menschen mit verschiedenen Hobbys und Interessen.
Tintenstreuner
Ich würde sagen, Menschen, mit denen man seine Geschichten teilt, müssen die richtigen sein. Und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand richtig ist, ist in einer Community für Schreiberlinge und Leser schlicht höher als bei zufällig zusammengewürfelten RL-Menschen mit verschiedenen Hobbys und Interessen.
Das unterschreibe ich so. 😊
~ Ezio Auditore da Firenze