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Schreibwerkstättler
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Liebe Schreibwerkstättler,
kurz etwas zur Entstehungsgeschichte dieses Textes: Eigentlich hatte ich diese Szene bildlich vor Augen, sie ähnelte einem Gemälde. Könnte ich malen, hätte ich es vermutlich gemalt. Da ich zwar nicht gut malen, dafür aber schreiben kann, habe ich versucht, das Bild vor meinem inneren Augen in Worte zu fassen, in Worte, die mein Bild für mich malen. Es hat sich dann als recht schwierig herausgestellt, eben weil es so explizit bildlich war. Das hier ist der Text nach der zweiten Überarbeitung, mittlerweile bin ich zumindest zufrieden genug, um den Text auf euch loszulassen, oder euch auf den Text, je nach Sichtweise.
Was ich von euch wissen möchte:
1) Die eigentliche Szene ist in eine Art Rahmenerzählung eingepasst. Eventuell, nur ganz eventuell, könnte sie in diesem Zusammenhang später mal verwendet werden, viel wahrscheinlicher bleibt das Ganze allerdings ein Oneshot. Passt diese Rahmenerzählung in das Gesamtwerk? Ich bin mir nicht sicher, aber mir schien, als braucht diese Szene einen Rahmen, sie kann nicht alleine stehen. Die beobachtende Person brauchte Hintergrund, obwohl ich diesen bewusst wirklich nur angedeutet habe. Passt das so, wie es ist?
2) Zum Schreibstil: Es ist aufgrund der Visualisierung, die ich erreichen möchte, grundsätzlich beschreibend, was auch durch die Beobachterperspektive verstärkt wird. Trotzdem wollte ich in erster Linie emotional beschreiben, sodass die Beschreibungen eher versteckt ablaufen und das Bild sich von selbst zeichnet. An welchen Stellen könnte ich noch etwas verändern, wo ist es nüchterner geschrieben, als ich beabsichtigt habe?
3) Vielleicht als Inspiration für mich: Seht ihr das Bild? Was seht ihr für Details, die ich nicht beschrieben habe?
4) Eine kurze Deutung von euch, was will ich aussagen?
5) Im Verlauf des Textes hatte ich irgendwann Schwierigkeiten, die beiden Mädchen voneinander zu unterscheiden. Die eine wurde 'Das Mädchen', die andere 'Die Junge Frau, die Kauernde'. Trotzdem fehlen mir noch ein paar Möglichkeiten, die beiden sprachlich abzugrenzen, damit immer klar ist, wer wer ist, ohne, dass ich mich wiederhole oder Namen verwenden muss. Auch auf Haarfarben oder Ähnliches möchte ich dabei nicht eingehen, weil ich es immer recht irritierend finde, von 'der Blonden' zu lesen. Habt ihr sonst noch Ideen dazu?
6) Der Titel. Ich möchte eigentlich etwas deutsches, perfekt fände ich einen schönen Neologismus, der dieses englische 'Vision in the dark' in Worte fasst oder sich auf einen anderen Aspekt des Textes bezieht. Aber Dunkelheitsvisionen/Nachtvisionen... Es gefällt mir alles nicht so wirklich. Verbesserungsvorschläge sind immer Willkommen!
7) Der Tempuswechsel ist beabsichtigt, aber sollte ich ihn vielleicht schon am Absatz machen? 'Ich sehe ein Mädchen'?
8) Alles, was euch sonst noch auffällt. Positives, negatives, Beobachtungen, Verbesserungsvorschläge. Egal ob Stil, Metaphorik, Inhalt, Wortwahl, ...
Vielen Dank schon einmal für eure Mithilfe!
So, nun zum Text:
Vision in the dark (~920 Worte, 13.12.16)
In dieser Nacht, als ich erneut zwischen Leben und Tod schwebte, hatte ich einen Traum. Nein, es war nicht nur ein Traum. Da war Wahrheit in der Art und Weise, wie ihre Körper sich bewegten, in ihren Farben und in den unausgesprochenen Worten. Vielleicht ist es am ehesten angemessen, von einer Vision zu sprechen.
Ich sah ein Mädchen, eine junge Frau. Zitternd steht sie in der Dunkelheit und blickt mich aus unergründlichen graublauen Augen an, in denen sich das Licht der Straßenlaternen widerspiegelt. Sie erinnert mich an eine streunende Katze. Die dunkelbraunen Haare vollkommen zerzaust, schaut sie mich an, wendet den Blick nicht ab, als sie bemerkt, wie ich sie mustere. Sie ist dünn, fast mager. Ihr Pullover hängt in Fetzen von ihrem Körper, darunter blitzen blutige Kratzer hervor. Mit aufgeschlagen Knien und einer Krücke unter dem rechten Arm starrt sie mich unbeirrt an und wartet - aufrecht stehend – darauf, dass ich näher komme.
Langsam gehe ich auf das Mädchen zu, vorsichtig, sie irritiert mich. Ihr Auftreten ist mir fremd und doch kommt sie mir merkwürdig vertraut vor. Als ich Schritt für Schritt näher trete, blitzt etwas in ihren Augen auf. Angst? Erschrecken? Eine Sekunde darauf wirkt sie allerdings nicht mehr erschrocken, nicht mehr ängstlich, sie erinnert mich plötzlich an eine Naturgewalt. Ein Tornado vielleicht, oder ein Flächenbrand, denn in ihren Augen lodert ein unlöschbares graues Feuer auf.
Entschlossen streckt sie mir die Arme entgegen, die Handflächen zu mir gewandt. Um mich herum wirbelt das liegengebliebene Laub kurz auf, bevor es langsam wieder zu Boden sinkt. Eine Warnung? Blutverschmierte Hände, zerschnittene Arme offenbaren sich mir. Ein unausgesprochenes STOPP, komm nicht näher. Sie spricht nicht mit mir, blickt mich nur stumm an.
Genauso wortlos nicke ich, denn ich habe verstanden. Sie hat mich auf meinen Platz verwiesen, ich bin nur Zuschauer, kein Akteur. Meine Aufgabe ist es, zu beobachten.
Ein Rascheln zu meinen Füßen. Ein einzelnes Blatt tanzt durch die Luft, überwindet die Distanz, die das Mädchen zwischen uns geschaffen hat, haltlos wirbelt das Blatt an ihr vorbei, hinein in die Dunkelheit, die sie umhüllt. Dort verglüht es innerhalb von Sekunden, alles was bleibt, ist die Asche des zuvor Lebendigen. Im Licht der Laterne blitzt für die Dauer einer Sekunde ein Messer an der Hüfte des Mädchen auf, bevor es wieder mit der Dunkelheit verschmilzt.
Mein Blick fällt auf einen Schatten, der sich vom Asphalt der Straße abhebt. Er passt nicht ins Bild, ich finde seinen Urheber nicht. Als ich genauer hinschaue, schält sich schemenhaft eine Gestalt aus der Dunkelheit. Eine junge Frau. Nackt hat sie sich auf dem Boden zusammengekauert, die Arme um die Knie geschlungen, den Kopf gesenkt. Auch ihr Körper ist von Kratzern überzogen und doch wirkt sie sicher, fast unverletzlich trotz unübersehbaren Schrammen und Blutergüsse und der greifbaren Verletzlichkeit, die sie ausstrahlt.
Während ich noch versuche, das Gesehene zu verstehen, enthüllt die Dunkelheit einen schwarzen Panther, der ihre Gestalt lauernd umkreist. Ein perfekter Kreis, als wäre die junge Frau von einer unsichtbaren Mauer umgeben. Dann bekommt der Kreis eine winzige Einkerbung, nur wenige Zentimeter, aber die Perfektion des Kreises ist durchbrochen. Knurrend fletscht der Panther die Zähne und springt.
Doch es ist nicht die Kauernde, in deren Fleisch sich seine Reißzähne graben. Schneller, als mein Auge ihre Bewegung wahrnehmen konnte, hat sich das Mädchen zwischen sie und den Panther geworfen, nimmt ihre Schmerzen auf sich und erträgt alles ohne einen Laut. Zwar öffnet sie die Lippen zu einem Schrei, doch es kommt kein Ton heraus.
Wie gelähmt schaue ich zu, unfähig, mich zu bewegen; unfähig, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Als der Panther endlich von ihr ablässt, fehlt ein Stück ihres Armes.
Zitternd dreht das Mädchen sich zur anderen um, stellt mit Blicken sicher, dass sie nicht verletzt ist, dann wendet sie sich von ihr ab und steht wieder aufrecht, bereit, die andere vor allen Dämonen zu schützen, die sich aus der Dunkelheit schälen könnten. So steht sie unter dem Licht der Straßenlaterne und wartet ab, während die Zeit vergeht. Eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten.
Nach einiger Zeit sichert das Mädchen ihre Umgebung mit Blicken, dann wendet sie sich der am Boden Kauernden zu. Stumm bewegen sich ihre Lippen, falls Worte ihren Mund verlassen, sind sie längst im Rauschen des Windes untergegangen, bevor sie bei mir ankommen. Tränen fließen über ihre Wangen, ein Zucken durchläuft ihren Körper. Tonloses Schluchzen.
Sie beugt sich um die bleiche Gestalt am Boden, kurz ähnelt ihre Körperhaltung einer Umarmung, dann zieht sie mit einem Ruck ein kurzes Messer aus dem Rücken der Kauernden. Ihr Blick fällt auf mich, doch diesmal hält sie meinem Blick nicht stand und schaut ausdruckslos zu Boden.
Das Messer in ihrer Hand ähnelt bis ins Detail dem Messer, das an ihrem Hüftgurt befestigt ist.
Sie streicht eine letzte Träne von ihrer Wange, dann umfasst sie beide Messer entschlossen und nimmt ihre Verteidigungsposition wieder ein. Ihre Haut wird fahl, rissig. Plötzlich sind da Kratzer, die eindeutig nicht durch den schwarzen Panther verursacht wurden.
Traurig und genauso wortlos schaut die junge Frau ihr hinterher, sie versucht nicht, sie aufzuhalten, als wüsste sie um die Sinnlosigkeit dieses Vorhabens. In ihren Augen findet sich kein Vorwurf, nur stille, resignierte Akzeptanz. Und ein leises, fast unsichtbares Lächeln.
Die stummen Schreie der beiden Gebrochenen ertönten noch in meinen Ohren, als ich aus dem Schlaf aufschreckte, ich hörte sie wieder und wieder, konnte dieses Geräusch einfach nicht vergessen, was ich auch versuchte. Die Erinnerung blieb, auch als ich nach einigen Wochen mein Krankenlager zum ersten Mal wieder verließ.
kurz etwas zur Entstehungsgeschichte dieses Textes: Eigentlich hatte ich diese Szene bildlich vor Augen, sie ähnelte einem Gemälde. Könnte ich malen, hätte ich es vermutlich gemalt. Da ich zwar nicht gut malen, dafür aber schreiben kann, habe ich versucht, das Bild vor meinem inneren Augen in Worte zu fassen, in Worte, die mein Bild für mich malen. Es hat sich dann als recht schwierig herausgestellt, eben weil es so explizit bildlich war. Das hier ist der Text nach der zweiten Überarbeitung, mittlerweile bin ich zumindest zufrieden genug, um den Text auf euch loszulassen, oder euch auf den Text, je nach Sichtweise.
Was ich von euch wissen möchte:
1) Die eigentliche Szene ist in eine Art Rahmenerzählung eingepasst. Eventuell, nur ganz eventuell, könnte sie in diesem Zusammenhang später mal verwendet werden, viel wahrscheinlicher bleibt das Ganze allerdings ein Oneshot. Passt diese Rahmenerzählung in das Gesamtwerk? Ich bin mir nicht sicher, aber mir schien, als braucht diese Szene einen Rahmen, sie kann nicht alleine stehen. Die beobachtende Person brauchte Hintergrund, obwohl ich diesen bewusst wirklich nur angedeutet habe. Passt das so, wie es ist?
2) Zum Schreibstil: Es ist aufgrund der Visualisierung, die ich erreichen möchte, grundsätzlich beschreibend, was auch durch die Beobachterperspektive verstärkt wird. Trotzdem wollte ich in erster Linie emotional beschreiben, sodass die Beschreibungen eher versteckt ablaufen und das Bild sich von selbst zeichnet. An welchen Stellen könnte ich noch etwas verändern, wo ist es nüchterner geschrieben, als ich beabsichtigt habe?
3) Vielleicht als Inspiration für mich: Seht ihr das Bild? Was seht ihr für Details, die ich nicht beschrieben habe?
4) Eine kurze Deutung von euch, was will ich aussagen?
5) Im Verlauf des Textes hatte ich irgendwann Schwierigkeiten, die beiden Mädchen voneinander zu unterscheiden. Die eine wurde 'Das Mädchen', die andere 'Die Junge Frau, die Kauernde'. Trotzdem fehlen mir noch ein paar Möglichkeiten, die beiden sprachlich abzugrenzen, damit immer klar ist, wer wer ist, ohne, dass ich mich wiederhole oder Namen verwenden muss. Auch auf Haarfarben oder Ähnliches möchte ich dabei nicht eingehen, weil ich es immer recht irritierend finde, von 'der Blonden' zu lesen. Habt ihr sonst noch Ideen dazu?
6) Der Titel. Ich möchte eigentlich etwas deutsches, perfekt fände ich einen schönen Neologismus, der dieses englische 'Vision in the dark' in Worte fasst oder sich auf einen anderen Aspekt des Textes bezieht. Aber Dunkelheitsvisionen/Nachtvisionen... Es gefällt mir alles nicht so wirklich. Verbesserungsvorschläge sind immer Willkommen!
7) Der Tempuswechsel ist beabsichtigt, aber sollte ich ihn vielleicht schon am Absatz machen? 'Ich sehe ein Mädchen'?
8) Alles, was euch sonst noch auffällt. Positives, negatives, Beobachtungen, Verbesserungsvorschläge. Egal ob Stil, Metaphorik, Inhalt, Wortwahl, ...
Vielen Dank schon einmal für eure Mithilfe!
So, nun zum Text:
Vision in the dark (~920 Worte, 13.12.16)
In dieser Nacht, als ich erneut zwischen Leben und Tod schwebte, hatte ich einen Traum. Nein, es war nicht nur ein Traum. Da war Wahrheit in der Art und Weise, wie ihre Körper sich bewegten, in ihren Farben und in den unausgesprochenen Worten. Vielleicht ist es am ehesten angemessen, von einer Vision zu sprechen.
Ich sah ein Mädchen, eine junge Frau. Zitternd steht sie in der Dunkelheit und blickt mich aus unergründlichen graublauen Augen an, in denen sich das Licht der Straßenlaternen widerspiegelt. Sie erinnert mich an eine streunende Katze. Die dunkelbraunen Haare vollkommen zerzaust, schaut sie mich an, wendet den Blick nicht ab, als sie bemerkt, wie ich sie mustere. Sie ist dünn, fast mager. Ihr Pullover hängt in Fetzen von ihrem Körper, darunter blitzen blutige Kratzer hervor. Mit aufgeschlagen Knien und einer Krücke unter dem rechten Arm starrt sie mich unbeirrt an und wartet - aufrecht stehend – darauf, dass ich näher komme.
Langsam gehe ich auf das Mädchen zu, vorsichtig, sie irritiert mich. Ihr Auftreten ist mir fremd und doch kommt sie mir merkwürdig vertraut vor. Als ich Schritt für Schritt näher trete, blitzt etwas in ihren Augen auf. Angst? Erschrecken? Eine Sekunde darauf wirkt sie allerdings nicht mehr erschrocken, nicht mehr ängstlich, sie erinnert mich plötzlich an eine Naturgewalt. Ein Tornado vielleicht, oder ein Flächenbrand, denn in ihren Augen lodert ein unlöschbares graues Feuer auf.
Entschlossen streckt sie mir die Arme entgegen, die Handflächen zu mir gewandt. Um mich herum wirbelt das liegengebliebene Laub kurz auf, bevor es langsam wieder zu Boden sinkt. Eine Warnung? Blutverschmierte Hände, zerschnittene Arme offenbaren sich mir. Ein unausgesprochenes STOPP, komm nicht näher. Sie spricht nicht mit mir, blickt mich nur stumm an.
Genauso wortlos nicke ich, denn ich habe verstanden. Sie hat mich auf meinen Platz verwiesen, ich bin nur Zuschauer, kein Akteur. Meine Aufgabe ist es, zu beobachten.
Ein Rascheln zu meinen Füßen. Ein einzelnes Blatt tanzt durch die Luft, überwindet die Distanz, die das Mädchen zwischen uns geschaffen hat, haltlos wirbelt das Blatt an ihr vorbei, hinein in die Dunkelheit, die sie umhüllt. Dort verglüht es innerhalb von Sekunden, alles was bleibt, ist die Asche des zuvor Lebendigen. Im Licht der Laterne blitzt für die Dauer einer Sekunde ein Messer an der Hüfte des Mädchen auf, bevor es wieder mit der Dunkelheit verschmilzt.
Mein Blick fällt auf einen Schatten, der sich vom Asphalt der Straße abhebt. Er passt nicht ins Bild, ich finde seinen Urheber nicht. Als ich genauer hinschaue, schält sich schemenhaft eine Gestalt aus der Dunkelheit. Eine junge Frau. Nackt hat sie sich auf dem Boden zusammengekauert, die Arme um die Knie geschlungen, den Kopf gesenkt. Auch ihr Körper ist von Kratzern überzogen und doch wirkt sie sicher, fast unverletzlich trotz unübersehbaren Schrammen und Blutergüsse und der greifbaren Verletzlichkeit, die sie ausstrahlt.
Während ich noch versuche, das Gesehene zu verstehen, enthüllt die Dunkelheit einen schwarzen Panther, der ihre Gestalt lauernd umkreist. Ein perfekter Kreis, als wäre die junge Frau von einer unsichtbaren Mauer umgeben. Dann bekommt der Kreis eine winzige Einkerbung, nur wenige Zentimeter, aber die Perfektion des Kreises ist durchbrochen. Knurrend fletscht der Panther die Zähne und springt.
Doch es ist nicht die Kauernde, in deren Fleisch sich seine Reißzähne graben. Schneller, als mein Auge ihre Bewegung wahrnehmen konnte, hat sich das Mädchen zwischen sie und den Panther geworfen, nimmt ihre Schmerzen auf sich und erträgt alles ohne einen Laut. Zwar öffnet sie die Lippen zu einem Schrei, doch es kommt kein Ton heraus.
Wie gelähmt schaue ich zu, unfähig, mich zu bewegen; unfähig, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Als der Panther endlich von ihr ablässt, fehlt ein Stück ihres Armes.
Zitternd dreht das Mädchen sich zur anderen um, stellt mit Blicken sicher, dass sie nicht verletzt ist, dann wendet sie sich von ihr ab und steht wieder aufrecht, bereit, die andere vor allen Dämonen zu schützen, die sich aus der Dunkelheit schälen könnten. So steht sie unter dem Licht der Straßenlaterne und wartet ab, während die Zeit vergeht. Eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten.
Nach einiger Zeit sichert das Mädchen ihre Umgebung mit Blicken, dann wendet sie sich der am Boden Kauernden zu. Stumm bewegen sich ihre Lippen, falls Worte ihren Mund verlassen, sind sie längst im Rauschen des Windes untergegangen, bevor sie bei mir ankommen. Tränen fließen über ihre Wangen, ein Zucken durchläuft ihren Körper. Tonloses Schluchzen.
Sie beugt sich um die bleiche Gestalt am Boden, kurz ähnelt ihre Körperhaltung einer Umarmung, dann zieht sie mit einem Ruck ein kurzes Messer aus dem Rücken der Kauernden. Ihr Blick fällt auf mich, doch diesmal hält sie meinem Blick nicht stand und schaut ausdruckslos zu Boden.
Das Messer in ihrer Hand ähnelt bis ins Detail dem Messer, das an ihrem Hüftgurt befestigt ist.
Sie streicht eine letzte Träne von ihrer Wange, dann umfasst sie beide Messer entschlossen und nimmt ihre Verteidigungsposition wieder ein. Ihre Haut wird fahl, rissig. Plötzlich sind da Kratzer, die eindeutig nicht durch den schwarzen Panther verursacht wurden.
Traurig und genauso wortlos schaut die junge Frau ihr hinterher, sie versucht nicht, sie aufzuhalten, als wüsste sie um die Sinnlosigkeit dieses Vorhabens. In ihren Augen findet sich kein Vorwurf, nur stille, resignierte Akzeptanz. Und ein leises, fast unsichtbares Lächeln.
Die stummen Schreie der beiden Gebrochenen ertönten noch in meinen Ohren, als ich aus dem Schlaf aufschreckte, ich hörte sie wieder und wieder, konnte dieses Geräusch einfach nicht vergessen, was ich auch versuchte. Die Erinnerung blieb, auch als ich nach einigen Wochen mein Krankenlager zum ersten Mal wieder verließ.
The earth has music for those who listen.
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Beitrag #2, verfasst am 04.03.2017 | 22:25 Uhr
Hallo :)
Den Thread gibt's zwar schon länger, aber es hat noch niemand was dazu geschrieben, von demher...
Rahmenerzählung: Ich wusste leider nicht so ganz, was du damit meinst? Als One Shot passt es auf jeden Fall. Wenn die "Rahmenerzählung" die Einleitung ist, finde ich auch, dass das nicht stört. Im Gegenteil, es stimmt mich als Leser sehr gut auf etwas halb-geträumtes, halb-reales ein, wo ich am Ende nicht weiß, wie viel echte Erinnerung und wie viel dazugedichtet wurde.
Schreibstil: Grundsätzlich flüssig zu lesen, aber ich hätte manchmal - als Autor - manches geändert, nämlich beschreibende Details zusammengruppiert und dann wieder die Vergleiche. Zum Beispiel: Sie erinnert mich an eine streunende Katze; ihr dunkelbraunes Haar ist vollkommen zerzaust. Sie fixiert mich, wendet den Blick nicht ab, als sie mich bemerkt. (Das ist beides beschreibend, aber das eine sagt mehr was über ihr tatsächliches Aussehen aus und das andere mehr über ihren Charakter, verstehst du, was ich meine?).
Ich würde mehr andere Sinne ansprechen, das würde die Erfahrung glaube ich noch verstärken. Das Rascheln der Blätter, und als es erstirbt, fällt dir auf, wie gespenstisch Still es ist; ist es kalt? wie dunkel ist es? Riecht es nach Regen? All das habe ich mir so dazugedichtet, aber nur, weil ich gemerkt habe, dass mir das eigentlich fehlt. Je weiter die Szene fortschreitet, umso weniger hat mir das gefehlt, aber bei den ersten Absätzen schon.
Zur Bedeutung - je nachdem, wenn es eine Szene in einer größeren Geschichte sein soll, dann kann die Bedeutung ja später durch Kontext (irgendeine Prophezeihung?) noch erschlossen werden; so habe ich mich etwas schwergetan. Intuitiv würde ich sagen, dass es eventuell zwei Seiten der gleichen Person sind, oder vielleicht auch zwei Personen, von denen die eine definitiv "Survivor" ist, widerstandsfähig, aufopfernd, mit großem Schutzinstinkt für die schwächere, aber dass die Moral von der Geschichte ist, dass die Kauernde hätte lernen müssen, sich selbst zu schützen und zu verteidigen, weil am Ende ja ihre Beschützerin sie unfreiwillig erstochen hat - in einem passiven Akt den wir als Leser nicht mitbekommen haben, und nach ihrer Reaktion zu schließen, unfreiwillig. Das hab ich eher symbolisch gesehen; dass sie durch ihren Schutz verhindert hat, dass die andere sich im kritischen Fall auch selbst verteidigen kann und deshalb gestorben ist.
Zur genauen Deutung kann ich nicht so viel sagen, sorry. Wenn dir was bestimmtes vorschwebte, dann würde ich das wie gesagt in der großen Geschichte drumrum einarbeiten; alles in den OS zu quetschen, damit der Leser die Deutung versteht, stelle ich mir schwierig vor.
Welches Mädchen gemeint war, hat sich mir persönlich eigentlich immer erschlossen. Da hab ich nichts anzumerken.
Besserer deutscher Titel... vielleicht lässt sich da die Deutung einbringen? Ich hab zu wenig Wissen, was du vermitteln willst, was es tatsächlich bedeutet, aber vielleicht lässt sich in der Richtung was finden.
Ich würde den Tempuswechsel tatsächlich schon mit dem Absatz machen. Wirkt besser.
Liebe Grüße,
Ally xx
Den Thread gibt's zwar schon länger, aber es hat noch niemand was dazu geschrieben, von demher...
Rahmenerzählung: Ich wusste leider nicht so ganz, was du damit meinst? Als One Shot passt es auf jeden Fall. Wenn die "Rahmenerzählung" die Einleitung ist, finde ich auch, dass das nicht stört. Im Gegenteil, es stimmt mich als Leser sehr gut auf etwas halb-geträumtes, halb-reales ein, wo ich am Ende nicht weiß, wie viel echte Erinnerung und wie viel dazugedichtet wurde.
Schreibstil: Grundsätzlich flüssig zu lesen, aber ich hätte manchmal - als Autor - manches geändert, nämlich beschreibende Details zusammengruppiert und dann wieder die Vergleiche. Zum Beispiel: Sie erinnert mich an eine streunende Katze; ihr dunkelbraunes Haar ist vollkommen zerzaust. Sie fixiert mich, wendet den Blick nicht ab, als sie mich bemerkt. (Das ist beides beschreibend, aber das eine sagt mehr was über ihr tatsächliches Aussehen aus und das andere mehr über ihren Charakter, verstehst du, was ich meine?).
Ich würde mehr andere Sinne ansprechen, das würde die Erfahrung glaube ich noch verstärken. Das Rascheln der Blätter, und als es erstirbt, fällt dir auf, wie gespenstisch Still es ist; ist es kalt? wie dunkel ist es? Riecht es nach Regen? All das habe ich mir so dazugedichtet, aber nur, weil ich gemerkt habe, dass mir das eigentlich fehlt. Je weiter die Szene fortschreitet, umso weniger hat mir das gefehlt, aber bei den ersten Absätzen schon.
Zur Bedeutung - je nachdem, wenn es eine Szene in einer größeren Geschichte sein soll, dann kann die Bedeutung ja später durch Kontext (irgendeine Prophezeihung?) noch erschlossen werden; so habe ich mich etwas schwergetan. Intuitiv würde ich sagen, dass es eventuell zwei Seiten der gleichen Person sind, oder vielleicht auch zwei Personen, von denen die eine definitiv "Survivor" ist, widerstandsfähig, aufopfernd, mit großem Schutzinstinkt für die schwächere, aber dass die Moral von der Geschichte ist, dass die Kauernde hätte lernen müssen, sich selbst zu schützen und zu verteidigen, weil am Ende ja ihre Beschützerin sie unfreiwillig erstochen hat - in einem passiven Akt den wir als Leser nicht mitbekommen haben, und nach ihrer Reaktion zu schließen, unfreiwillig. Das hab ich eher symbolisch gesehen; dass sie durch ihren Schutz verhindert hat, dass die andere sich im kritischen Fall auch selbst verteidigen kann und deshalb gestorben ist.
Zur genauen Deutung kann ich nicht so viel sagen, sorry. Wenn dir was bestimmtes vorschwebte, dann würde ich das wie gesagt in der großen Geschichte drumrum einarbeiten; alles in den OS zu quetschen, damit der Leser die Deutung versteht, stelle ich mir schwierig vor.
Welches Mädchen gemeint war, hat sich mir persönlich eigentlich immer erschlossen. Da hab ich nichts anzumerken.
Besserer deutscher Titel... vielleicht lässt sich da die Deutung einbringen? Ich hab zu wenig Wissen, was du vermitteln willst, was es tatsächlich bedeutet, aber vielleicht lässt sich in der Richtung was finden.
Ich würde den Tempuswechsel tatsächlich schon mit dem Absatz machen. Wirkt besser.
Liebe Grüße,
Ally xx
"I'm not a minimalist. Layer it on! The thicker the better! Baroque and roll!"
Beiträge: 489
Rang: Annoncenschreiber
Schreibwerkstättler
Beitrag #3, verfasst am 04.01.2018 | 16:20 Uhr
Hallo,
also mir hat der Text wirklich gut gefallen, aber ich will versuchen, auf die einzelnen Fragen noch genauer einzugehen.
1) Die eigentliche Szene ist in eine Art Rahmenerzählung eingepasst. Eventuell, nur ganz eventuell, könnte sie in diesem Zusammenhang später mal verwendet werden, viel wahrscheinlicher bleibt das Ganze allerdings ein Oneshot. Passt diese Rahmenerzählung in das Gesamtwerk? Ich bin mir nicht sicher, aber mir schien, als braucht diese Szene einen Rahmen, sie kann nicht alleine stehen. Die beobachtende Person brauchte Hintergrund, obwohl ich diesen bewusst wirklich nur angedeutet habe. Passt das so, wie es ist?
Als Oneshot kann ich es mir eher schwer vorstellen, daher bin ich eher für die Idee, eine Geschichte daraus zu machen. Ich meine, es ist ohne dem Gesamtwerk etwas schwer zu beurteilen, aber prinzipiell spricht nichts dagegen. Ganz im Gegenteil, ich finde, daraus kann man viel machen. Mich hat es auf jeden Fall neugierig gemacht.
2) Zum Schreibstil: Es ist aufgrund der Visualisierung, die ich erreichen möchte, grundsätzlich beschreibend, was auch durch die Beobachterperspektive verstärkt wird. Trotzdem wollte ich in erster Linie emotional beschreiben, sodass die Beschreibungen eher versteckt ablaufen und das Bild sich von selbst zeichnet. An welchen Stellen könnte ich noch etwas verändern, wo ist es nüchterner geschrieben, als ich beabsichtigt habe?
Ich finde es ganz gut so, wie es ist. Man kann es sich gut vorstellen, und ich fand es auch malerisch und emotional beschrieben, also von daher könnte ich jetzt nichts kritisieren.
3) Vielleicht als Inspiration für mich: Seht ihr das Bild? Was seht ihr für Details, die ich nicht beschrieben habe?
Mir fehlt vielleicht ein wenig die Umgebung. Wo findet das ganze statt? In einer Sackgasse, in einem Dorf, in einer Stadt ...
Außerdem könnte man vielleicht noch ein bisschen mehr auf die Personen eingehen, denn ich hätte wirklich gerne mehr Informationen über die Beteiligten. Das würde sich aber natürlich in einem Roman erübrigen, wenn du es dort dann als Spannungselement benutzt, gerne.
4) Eine kurze Deutung von euch, was will ich aussagen?
Es wirkt auf jeden Fall sehr mystisch und geheimnissvoll, bei mir tauchen da eher sehr viele Fragen auf, da was zu deuten ist für mich schwierig.
5) Im Verlauf des Textes hatte ich irgendwann Schwierigkeiten, die beiden Mädchen voneinander zu unterscheiden. Die eine wurde 'Das Mädchen', die andere 'Die Junge Frau, die Kauernde'. Trotzdem fehlen mir noch ein paar Möglichkeiten, die beiden sprachlich abzugrenzen, damit immer klar ist, wer wer ist, ohne, dass ich mich wiederhole oder Namen verwenden muss. Auch auf Haarfarben oder Ähnliches möchte ich dabei nicht eingehen, weil ich es immer recht irritierend finde, von 'der Blonden' zu lesen. Habt ihr sonst noch Ideen dazu?
Vielleicht wenn du auf auffällige Merkmale eingehst? Wenn eine von den beiden lila Haare oder eine Narbe im Gesicht hätte, könnte man sie auf jeden Fall besser auseinander halten. Eventuell könntest du einen Mann statt eine Frau nehmen? Dann wäre es viel einfacher, sie abzugrenzen.
6) Der Titel. Ich möchte eigentlich etwas deutsches, perfekt fände ich einen schönen Neologismus, der dieses englische 'Vision in the dark' in Worte fasst oder sich auf einen anderen Aspekt des Textes bezieht. Aber Dunkelheitsvisionen/Nachtvisionen... Es gefällt mir alles nicht so wirklich. Verbesserungsvorschläge sind immer Willkommen!
Vielleicht fällt dir ja noch etwas besseres ein, wenn du etwas mehr dazu geschrieben hast?
also mir hat der Text wirklich gut gefallen, aber ich will versuchen, auf die einzelnen Fragen noch genauer einzugehen.
1) Die eigentliche Szene ist in eine Art Rahmenerzählung eingepasst. Eventuell, nur ganz eventuell, könnte sie in diesem Zusammenhang später mal verwendet werden, viel wahrscheinlicher bleibt das Ganze allerdings ein Oneshot. Passt diese Rahmenerzählung in das Gesamtwerk? Ich bin mir nicht sicher, aber mir schien, als braucht diese Szene einen Rahmen, sie kann nicht alleine stehen. Die beobachtende Person brauchte Hintergrund, obwohl ich diesen bewusst wirklich nur angedeutet habe. Passt das so, wie es ist?
Als Oneshot kann ich es mir eher schwer vorstellen, daher bin ich eher für die Idee, eine Geschichte daraus zu machen. Ich meine, es ist ohne dem Gesamtwerk etwas schwer zu beurteilen, aber prinzipiell spricht nichts dagegen. Ganz im Gegenteil, ich finde, daraus kann man viel machen. Mich hat es auf jeden Fall neugierig gemacht.
2) Zum Schreibstil: Es ist aufgrund der Visualisierung, die ich erreichen möchte, grundsätzlich beschreibend, was auch durch die Beobachterperspektive verstärkt wird. Trotzdem wollte ich in erster Linie emotional beschreiben, sodass die Beschreibungen eher versteckt ablaufen und das Bild sich von selbst zeichnet. An welchen Stellen könnte ich noch etwas verändern, wo ist es nüchterner geschrieben, als ich beabsichtigt habe?
Ich finde es ganz gut so, wie es ist. Man kann es sich gut vorstellen, und ich fand es auch malerisch und emotional beschrieben, also von daher könnte ich jetzt nichts kritisieren.
3) Vielleicht als Inspiration für mich: Seht ihr das Bild? Was seht ihr für Details, die ich nicht beschrieben habe?
Mir fehlt vielleicht ein wenig die Umgebung. Wo findet das ganze statt? In einer Sackgasse, in einem Dorf, in einer Stadt ...
Außerdem könnte man vielleicht noch ein bisschen mehr auf die Personen eingehen, denn ich hätte wirklich gerne mehr Informationen über die Beteiligten. Das würde sich aber natürlich in einem Roman erübrigen, wenn du es dort dann als Spannungselement benutzt, gerne.
4) Eine kurze Deutung von euch, was will ich aussagen?
Es wirkt auf jeden Fall sehr mystisch und geheimnissvoll, bei mir tauchen da eher sehr viele Fragen auf, da was zu deuten ist für mich schwierig.
5) Im Verlauf des Textes hatte ich irgendwann Schwierigkeiten, die beiden Mädchen voneinander zu unterscheiden. Die eine wurde 'Das Mädchen', die andere 'Die Junge Frau, die Kauernde'. Trotzdem fehlen mir noch ein paar Möglichkeiten, die beiden sprachlich abzugrenzen, damit immer klar ist, wer wer ist, ohne, dass ich mich wiederhole oder Namen verwenden muss. Auch auf Haarfarben oder Ähnliches möchte ich dabei nicht eingehen, weil ich es immer recht irritierend finde, von 'der Blonden' zu lesen. Habt ihr sonst noch Ideen dazu?
Vielleicht wenn du auf auffällige Merkmale eingehst? Wenn eine von den beiden lila Haare oder eine Narbe im Gesicht hätte, könnte man sie auf jeden Fall besser auseinander halten. Eventuell könntest du einen Mann statt eine Frau nehmen? Dann wäre es viel einfacher, sie abzugrenzen.
6) Der Titel. Ich möchte eigentlich etwas deutsches, perfekt fände ich einen schönen Neologismus, der dieses englische 'Vision in the dark' in Worte fasst oder sich auf einen anderen Aspekt des Textes bezieht. Aber Dunkelheitsvisionen/Nachtvisionen... Es gefällt mir alles nicht so wirklich. Verbesserungsvorschläge sind immer Willkommen!
Vielleicht fällt dir ja noch etwas besseres ein, wenn du etwas mehr dazu geschrieben hast?
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