"Zu weit", antwortete er mit einem Seufzen. "Mal ganz abgesehen davon, dass wir über den Fluss müssen und das könnte mit den Freys als Todfeiden schwierig werden." Am Ende mussten sie wieder schwimmend durch das Wasser kommen. Eine andere Möglichkeit fiel ihm gerade nicht wirklich ein. Stark-Territorium zu erreichen war aber auch ihre einzige Rettung. Im Süden lauerten die Lennisters und die hatten es auch auf ihr Leben abgesehen.
Wenig später brachen sie auf, um eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Sie kamen an einem Ort vorbei, einem kleinen Dorf, in dem ein Fest gefeiert wurde. War irgendein Feiertag? Oder feierten sie einfach nur einen Geburtstag oder eine Hochzeit? Am liebsten wäre er ja einfach in das Dorf gegangen, hätte nach etwas zum Essen und einem Bett sowie nach einem Bett gefragt. Aber das Risiko war einfach zu Hoch. Sein Gesicht war im ganzen Land bekannt.
Allerdings hatten sie Glück. In einem Waldstück etwa eine halbe Stunde zu Fuß von dem Dorf entfernt war eine kleine Jägerhütte. Niemand war zu sehen und es sah auch nicht so aus, als würde hier jemand leben. Seine Erleichterung war wirklich unglaublich groß. Sein Bein hatte mit jedem Schritt mehr geschmerzt und sein Gesicht war von Schweiß überzogen. Außerdem war ihm seltsam warm... Das letzte, was er jetzt brauchen konnte, war eine Wundinfektion mit Fieber und allem drum und dran!
Sie betraten die kleine Hütte und Robb sah sich kurz um. Es gab sogar ein schmales Bett. Am liebsten hätte er sich sofort darauf geschmissen und für drei Tage durchgeschlafen.
"Ich nehme, was ich kriegen kann", murmelte er als Antwort und nahm die Hose und das Hemd entgegen. Sogar für diese einfache Kleidung war er im Moment einfach nur dankbar. Er schlüpfte aus seiner Kleidung und schaute die Wunde an seinem Bein erst gar nicht an. Aber sie hatte sich wirklich entzündet. Hoffentlich bemerkte Talisa das nicht, sie sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen...
Dann schüttelte er mit dem Kopf. "Wir können kein Risiko eingehen. Ich komme schon zurecht." Damit zog er sich das frische Hemd über den Kopf. "Sind da auch Klamotten drin, die du anziehen kannst?"
Sansa Stark
Als Margaery sie ansprach, hob sie den Blick von ihrer Hand und lächelte leicht. "Er ist wunderschön", antwortete sie leise und sah sie an. Wieder griff ihre Freundin nach ihrer Hand, diesmal um den Ring anzusehen. "Da war deine Großmutter aber sehr optimistisch. Ich ... Hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass Joffrey dem hier zustimmt. Er ... Er hasst mich. Warum sollte er jemals etwas tun, was mir zugute kommt?" Sie wusste aber auch, wem sie dieses Glück eigentlich zu verdanken hatte. "Danke, Margaery", sagte sie leise und mit belegter Stimme, schaute ihrer Freundin in die Augen, nur für einen kurzen Moment. "Dank dir werde ich diese Stadt endlich verlassen können. Ich ... Weiß gar nicht, wie ich dir danken soll."
In dem Moment hielt die Kutsche mit einem Ruckeln an. Anscheinend hatten sie ihr Ziel erreicht. Sansa erhob sich und stieg aus der Kutsche, um die Schneiderei zu betreten,
Die nächsten zwei Stunden half sie dem Schneider beim Entwurf für ihr Hochzeitskleid. Sie wollte auf jeden Fall Rosen in die Robe eingestickt haben, schließlich würde sie an diesem Tag zu einer Tyrell werden und das sollte man sehen. Außer den roten Rosen wählte sie aber eher bedeckte Farben. Zu viel Prunk war einfach nichts für sie, sie war nicht wie die Königin. Und es war ihre Hochzeit und ihr Kleid.
Am Ende war sie mit dem Kleid wirklich sehr zufrieden. Margaery hatte auch ein paar Vorschlage eingebracht. Sansa wusste zwar genau, dass Loras ihr Kleid vielleicht gefallen würde, aber er würde sie nicht mehr begehren oder so ähnlich, wenn sie in ihr Kleid einige aufreizende Elemente einarbeitete. Deshalb hatte sie das nicht getan.
Drei Wochen noch. Nur drei Wochen und sie wäre endlich weg. Ihre einzige Sorge war, dass sie Margaery dann wahrscheinlich nicht mehr so schnell sehen würde...
Talisa Stark
Es war allerhöchste Zeit, dass sie endlich diese Hütte gefunden hatten, wo sie sich ausruhen konnten. Talisa hatte schon die ganze Zeit über bemerkt, wie schwer ihm das Gehen fiel und da sie auch kein Pferd als Transportmittel hatten, mussten sie einige Meilen zu Fuß zurücklegen. So waren sie inzwischen so weit weg, dass die Zwillingstürme nicht mehr gesehen werden konnten.
Die Hütte war wenigstens besser als eine Scheune und das Bett würde auch bequemer sein als nur Heu und Stroh. Sie reichte ihm die schlichten Kleidungsstücke und sah dann aus dem Augenwinkel hinüber zu seinem Bein, als er sich umzog. Es sah nicht gut aus, blutete immer noch und wenn das so weiter ging, würde es sich höchstwahrscheinlich entzünden. Währenddessen suchte sie auch nach etwas tragbarem für sich selbst, war jedoch in Gedanken ständig am Überlegen, was sie nur tun konnte. Wenn Fieber hinzu käme, hatten sie vielleicht am Ende noch ein größeres Problem, zumal es dann noch länger dauern würde, bis Robb wieder auf die Beine käme. Es war alles so gut gelaufen mit der Flucht und dann ausgerechnet im Wasser musste solch ein spitzer Stein sein, der ihn traf.
Ruhig durchsuchte sie weiter den Schrank und fand dann auch für sich etwas, das passen könnte. "Mhm.. ja hier ist ein Kleid. Das könnte passen.. Die Jagdhütte gehört wohl Eheleuten, wenn hier auch Frauenkleidung zu finden ist", stellte sie fest und zog sich dann auch um. Das Küchenmesser, welches sie bei den Freys eingesteckt hatte, legte sie auf den Tisch und die nasse Kleidung über einen der Stühle. Das Kleid passte mehr oder weniger und würde auf jeden Fall für die weitere Reise genügen. Dann würden sie hoffentlich ein Haus erreichen, welches zu den Bannern der Starks gehörte. "Leg dich doch schon mal hin und versuch zu schlafen. Ich versuche derweil, in dem Ofen ein Feuer zu machen. Vielleicht gibt es hier auch Verbandszeug.." In Gedanken war Talisa jedoch immer noch bei dem kleinen Dorf. Dort würde sie sicher alles bekommen, was sie für solch eine Wunde bräuchte und sicherlich auch etwas zu essen. Auch wenn Robb strikt dagegen war, dort hinzugehen, ließ sie der Gedanke einfach nicht los und um sein Leben zu retten würde sie nahezu alles auf sich nehmen..
Margaery Tyrell
"Oh ja, das ist er", stimmte sie Sansa zu und musterte den Verlobungsring ihrer Mutter noch einmal genau. "Ja, Großmutter verliert selten den Glauben an etwas. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, dann ist sie fest entschlossen", antwortete sie dann grinsend und sah aus dem Fenster der Kutsche, wo sie an Häusern und Gassen vorbei fuhren. Überall waren die Menschen auf den Straßen unterwegs. Menschen, die teilweise arm waren, andere verkauften auf der Straße ihre Waren, andere sprachen einfach nur miteinander und einige Kinder spielten fangen auf dem Marktplatz. Margaery seufzte kurz. "Ich liebe Kinder ja, aber irgendwie bezweifle ich, dass es mit Joffrey möglich ist süße brave Kinder in die Welt zu setzen", meinte sie leicht nachdenklich und musste dabei schmunzeln.
Sansa bedankte sich dann bei ihr dafür, dass sie mit Joffrey gesprochen hatte und dass sie nun die Möglichkeit hatte, Königsmund endlich zu verlassen. "Ach was. Das habe ich doch gerne für dich getan. Wir sind doch Freundinnen", meinte die junge Königin lächelnd und neigte den Kopf ein wenig zur Seite.
Dann waren sie endlich angekommen beim Schneider und sie verließ direkt nach Sansa die Kutsche. Der Laden war ein Traum. Überall teure Stoffe, Gewänder in allen möglichen Großen und Modellen, schlichte und bunte Sachen. Einfach wunderschön. Hier könnte sie sich wohlfühlen. Der Meister begrüßte die beiden Ladies förmlich und machte sich dann direkt daran, Sansas zierlichen Körper zu vermessen, um zu wissen, wie er das Brautkleid im Grund genommen schneidern musste. "Ja, das mit den Blumen am Kleid ist eine tolle Idee", stimmte sie Sansa zu, während Margaery selbst gerade einen samtweichen Stoff in den Händen hielt und diesen neugierig begutachtete. Nach einer Weile schien dann alles soweit besprochen zu sein. Der Schneider versprach, mit dem Kleid demnächst im Schloss zur Anprobe zu erscheinen und so verließen die beiden jungen Frauen kurze Zeit später das Atelier. "Was hältst du davon, wenn wir nicht gleich zurück fahren, sondern irgendwo was trinken gehen? Wir könnten ein wenig durch den Markt schlendern?"
Robb Stark
Um sein schmerzenden Bein ein bisschen zu entlasten, lehnte er sich an die Kante des einfach zusammengezimmerten Tischs. Direkt hinlegen wollte er sich eigentlich nicht, auch wenn er so müde war. Erst wollte er auf Nummer sicher gehen, dass es seiner Frau zumindest den Umständen entsprechend gut ging. Sicher, sie hatte aufgrund ihres Berufs schon vieles gesehen, aber ein solches Massaker... Das würde selbst ihm immer im Gedächtnis bleiben, da war er sich sicher. Die Nachricht von dieser etwas anderen Hochzeitsfeier würde sich bald in ganz Westeros verteilt haben, ebenso wie die Tatsache, dass Robb und Talisa entkommen und nun auf der Flucht waren. Sobald diese Nachricht Königsmund erreichte, würde der sogenannte König sie sehr wahrscheinlich für vogelfrei erklären, da war er sich sicher.
"Gut", sagte er leise, als sie meinte, in dem Kleiderschrank wäre auch ein Kleid, welches ihr zumindest einigermaßen passte. Allerdings merkte er sofort, dass die Frau, der das Kleid eigentlich gehörte, eine nicht ganz so schmale Figur wie seine Talisa hatte, auch mit leicht gewölbtem Schwangerschaftsbauch. Der Stoff saß recht locker und hüllte sie vollständig ein. Es musste wohl oder übel genügen.
"Sicher, dass du dabei keine Hilfe brauchst?", fragte er sofort. In Ordnung, er humpelte mehr als dass er ging. "Du brauchst die Ruhe außerdem genauso wie ich.
Dass sie heimlich daran dachte, doch noch in das Dorf zu gehen, ahnte er ja nicht. Er würde das niemals befürworten, das war viel zu gefährlich. Außerdem gefährdete sie damit nicht nur sich, sondern auch ihr gemeinsames Kind.
"Komm, lass mich dir helfen", sagte ich und legte eine Hand an ihren Arm. "Holzscheite stapeln bekomme ich auch mit verletztem Bein hin."
Sansa Stark
Ja, die Tyrells und ihre Dickköpfigkeit. Olenna war dafür das perfekte Beispiel, auch wenn sie in erster Linie für ihren unerschütterlichen Ehrgeiz bekannt war. Eine Eigenschaft, die sie an ihre Enkeltochter vererbt hatte, denn Margaery war in dieser Hinsicht genauso wie die alte Lady Tyrell. Auch Sansa würde bald den Namen Tyrell tragen, auch wenn sie im Herzen immer eine Stark bleiben würde. Sie hoffte wirklich sehr, dass Loras ihr erlauben würde, Kontakt zu ihren Brüdern aufzunehmen. Und vielleicht würde sie es mit seiner Hilfe sogar schaffen, Arya aufzuspüren. Wenn sie denn überhaupt noch am Leben war...
Als sie beim Schneider fertig waren, kletterte Sansa gerade wieder in die Kutsche, als Margaery vorschlag, noch ein wenig in der Stadt zu bleiben. Überrascht sah sie ihre Freundin an. Von sich selbst wäre sie niemals auf die Idee gekommen, in einer der ganz normalen Gaststätten einen Kelch Met zu trinken oder den Markt zu besuchen. Wenn sie mal so richtig darüber nachdachte, hatte sie von der Stadt noch fast gar nichts gesehen, obwohl sie schon so lange hier war, gezwungenermaßen.
"Ähm...", meinte sie zögerlich, aber dann gab sie sich einfach einen Ruck und kletterte wieder aus der Kutsche. "Sicher, warum nicht", antwortete sie dann auf ihre Frage und lächelte leicht. Ihr war das nur recht, wenn sie so dem Bergfried länger fernbleiben konnte.
Sie ließen die Kutsche also einfach links liegen und gingen die schmalen Gassen entlang. Margaery schien ganz genau zu wissen, wo sie hinwollte. Letztendlich bogen sie um eine Ecke und Sansa erblickte einen weitläufigen Markt mit unzähligen Ständen, an denen man alles erdenkliche der Welt kaufen konnte. Von Gewürzen über Fisch, Fleisch, Gemüse und Obst, Stoffe, Schuhe, Leder, einfach alles. Was sie jedoch am meisten begeisterte, waren die vielen Gerüche, die gleichzeitig auf sie einströmten. Ein Lächeln wanderte auf ihr Gesicht und sie schaute zu ihrer Freundin.
"Ich wusste gar nicht, dass es in dieser Stadt so ... Schöne Dinge gibt", gab sie leise zu.
Das was sie heute erlebt hatten, würden sie beide wohl nicht so schnell vergessen. Diese anfangs doch relativ schöne Hochzeit wurde am Ende zu einem Blutbad und nur mit viel Glück hatten sie es lebend da raus geschafft.
Kurze Zeit später waren sie beide dann umgezogen und Talisa musste leicht lächeln, als ihr Ehemann meinte, sie bräuchte die Ruhe ebenso wie er. "Ja ich bekomme das schon hin.. Außerdem bin ich nur schwanger, nicht krank oder verletzt. Mach dir keine Sorgen", meinte sie lächelnd. Es war rührend, wie sehr er sich trotz seines Zustands und unter solchen Schmerzen noch um sie sorgte. Trotz, dass sie ihm versichert hatte, es wäre alles in Ordnung und sie würde das hinbekommen, wollte er ihr wohl doch zur Hand gehen. Gerade, als Talisa ein Stück Holz in den Ofen legen wollte, spürte sie seine warme, genau genommen viel zu warme und beinahe schon heiße Hand an ihrem Arm. Daraufhin ließ sie vom Holz ab und wandte sich zu ihm um, wo sie eine Hand auf seine Stirn legte. "Du glühst ja", stellte Talisa zu ihrer Verzweiflung fest. "Seit wann hast du Fieber?" Das war gar nicht gut.. Sicher hatte sich die Wunde bereits entzündet.
"Du solltest dich wirklich hinlegen. Ich hole mal Wasser", meinte sie dann und schnappte sich eine Schüssel die im Regal neben dem Tisch stand. Mit dieser verließ sie dann die Hütte. Zum Glück hatten sie auf dem Weg hierher ganz in der Nähe einen Bach entdeckt, aus welchem sie nun Wasser holen konnte. Wenig später kehrte Talisa dann mit der Schüssel voll Wasser zurück und tunkte ein Stück Stoff hinein, um Robb damit abtupfen zu können.
Margaery Tyrell
Margaery stand noch vor der Kutsche, als sie Sansa den Vorschlag machte, den Markt oder eine Gaststätte zu besuchen. Sie musste leicht schmunzeln, als Sansa dann wieder aus der Kutsche kletterte und auf ihren Vorschlag einging. So wie die zukünftige Lady Tyrell von Rosengarten sich dann umsah, wusste Margaery, dass sie wohl noch nie oder wenn dann nur selten in der Innenstadt von Königsmund unterwegs gewesen war. Diese Vermutung bestätigte sich spätestens dann, als Sansa meinte, sie wusste gar nicht, dass es so schöne Dinge in Königsmund gab. Daraufhin musste Margaery kurz lachen. "Du bist noch nie hier gewesen? Na die müssen dich im Bergfried ja gar nicht rausgelassen haben", sagte sie grinsend und nahm dann Sansa an der Hand, in dem sie sich einfach bei ihr einhakte und sie so am Arm mitten in den Markt und zwischen all die Leute hinein zog. Da sie zudem normal gekleidet waren, würden sie wohl nicht auffallen, es sei denn, jemand hatte sie zuvor schon in Verbindung mit der Königsfamilie gesehen. Des Weiteren war Margaery ohnehin beim Volk beliebt, so würde man ihnen sicher nichts tun und Wachen waren ohnehin auch ständig durch die Märkte unterwegs.
Sie kamen an einer Gauklertruppe vorbei, die Kunststücke aufführten und an den Ständen konnten sie kleine Häppchen der Waren probieren oder die Stoffe begutachten.
Eins musste er zugeben, in der Hinsicht hatte er recht. Die Schwangerschaft schränkte sie irgendwie überhaupt nicht ein. Sie war aber auch noch nicht so schwanger, dass sie eine riesige Kugel vor sich herschob. Es war erst gute zwei Monate her, dass sie ihm von der Schwangerschaft erzählt hatte, dass hieß, sie war wahrscheinlich erst im dritten Monat. Trotzdem, man durfte sich doch wohl Sorgen machen.
Ihm fiel gar nicht auf, wie warm seine Hände wirklich waren und wie fiebrig er war. Diese verdammte Wunde... Nein, er würde jetzt nicht an einer Wundinfektion enden. Ehe er es sich versah, hatte seine Frau ihm die Hand auf die mit Schweiß benetzte Stirn gelegt und fühlte seine Temperatur.
"Aber...", konnte er gerade noch sagen, aber da war sie auch schon mit einer hölzernen Schüssel aus der Hütte gestürmt. Immerhin musste sie zum Wasser holen nicht weit weg, in der Nähe war ein kleiner Bach. "Na schön", murmelte er dann zu sich, setzte sich aufs Bett und legte sich dann zurück. Erst da merkte er, wie erschöpft er eigentlich war. Sein ganzer Körper schrie nach Ruhe, mal ganz abgesehen davon, dass es sich anfühlte, als würde sein Blut in den Adern kochen. Wie von selbst fielen ihm die Augen zu.
Er musste sich erholen, er musste einfach. Er musste seine Frau in Sicherheit bringen, richtig in Sicherheit. Seine Frau und ihr ungeborenes Kind. Und dazu musste er bei Kräften sein, wer wusste schon, wie lange das dauern würde?
Sansa Stark
"Nein, sie haben mich nie rausgelassen", antwortete sie leise und konnte den Blick gar nicht von den vielen verschiedenen, leuchtenden Farben losreißen. "Ich war nur draußen, als ... Sie meinen Vater getötet haben und wenn ich zur Septe musste wegen Joffreys Krönung oder deiner Hochzeit." Und jedes Mal war sie stets von Wachen umgeben gewesen, die ein Auge auf sie hatten. Diese Stadt war ihr goldener Käfig und sie hätte niemals gedacht, dass sie auch etwas schönes innerhalb ihrer Mauern verbarg.
Margaery verlor keine Zeit, griff nach Sansas Hand und zog sie mit sich in das Menschengetummel. Die junge Stark musste lachen und stolperte ihr hinterher. Mit leuchtenden Augen sah sie den Gauklern beim jonglieren und beim Menschenpyramiden bauen zu, während unglaubliche Gerüche in ihre Nase stiegen. An einem Stand blieben sie stehen und probierten ein paar Sachen.
Da war aber etwas, was ihr auf dem Herzen lag. "Sag mal ... Hat Joffrey dich letzte Nacht gut behandelt?", fragte sie leise. Sie wollte nicht, dass er Margaery, ihrer engsten und auch einzigen Freundin, etwas antat. Sie schlenderten gerade an einem Stand vorbei, an dem es dornischen Wein gab.
Talisa Stark
In dieser Situation konnte sie nun wirklich keine Rücksicht auf etwaige Zweifel nehmen, vor allem ging es um sein Leben und dafür holte sie doch gerne kühles Wasser und noch viel mehr. Talisa tauchte die Schüssel in den Bach und kam dann wenig später mit dem Wasser zurück, um ihn endlich etwas abkühlen zu können. Als sie dann die Jagdhütte wieder betrat und die Tür hinter sich schloss, bemerkte sie, dass Robb sich inzwischen doch endlich hingelegt hatte und Ruhe gab. Bei näherem Betrachten fiel ihr dann auf, dass er wohl bereits eingeschlafen war. Wenn er so schnell in den Schlaf sank und das trotz der Schmerzen, dann war er wohl wirklich sehr erschöpft.
Gemächlich setzte sie sich neben ihm ans Bett und tupfte ihm dann mit dem nassen, kühlen Tuch ein wenig die schweißnasse Stirn ab. Es tat ihr leid, ihn so zu sehen und wenn sie etwas ändern könnte, würde sie es auf der Stelle tun. Dabei kam ihr wieder das Dort in den Sinn und nachdenklich tupfte sie weiter seine Arme, den Hals und den Oberkörper ab. Einige Minuten später, nachdem er einen ziemlich unruhigen, vom Fieber gequälten Schlaf aufwies, fasste sie dann den Entschluss, es doch zu versuchen. Langsam erhob Talisa sich wieder vom Bett und durchsuchte alle Schalen und Behälter, die in der Hütte herumstanden. Und tatsächlich fand sie ein paar Münzen, die hier wohl als Vorrat aufgehoben wurden. Damit müsste sich so einiges besorgen lassen.
Schnell schnappte Talisa sich ihren Mantel und eine der in der Ecke stehenden Fackeln und verließ dann mit den Münzen und einem Korb die Hütte. Gerade war es ihr nahezu egal, was Robb von ihrem riskanten Alleingang halten würde. Ja, sie riskierte gerade viel, aber es war auch nicht ohne triftigen Grund.. Sie konnte ihn ja nicht einfach sterben lassen. Mit der brennenden Fackel in der Hand machte sie sich dann auf den Weg. Der Wald war still und nur das Geräusch des Baches war zu hören. Knappe 20 Minuten brauchte sie diesesmal zum Dorf.
Margaery Tyrell
Den ganzen Tag einfach nur drinnen im Bergfried zu sitzen stellte Margaery sich nicht schön vor. Die Wände waren eintönig und führten schnell zu Langeweile. "Das stelle ich mir ziemlich einsam vor", warf Margaery ein und betrachtete Sansa von der Seite her. "Umso besser, dass du in Rosengarten die meiste Zeit draußen verbringen kannst. Die Blumen und Obstbäume sind wunderschön. Einfach wunderbar farbenfroh und hell", verschaffte sie Sansa schon mal einen Vorgeschmack auf das, was sie in Rosengarten erwarten würde.
Sie wanderten durch den Markt und gerade als Margaery dabei war, getrocknetes Obst bei einem Händler zu verkosten, fragte Sansa sie nach ihrer Hochzeitsnacht mit Joffrey. Das war ohne Frage ein heikles Thema für wohl jede Frau, auch wenn Margaery sich schon lange nicht mehr als Jungfrau hatte bezeichnen können und letzte Nacht nicht wirklich etwas neues für sie war. "Jüa..", antwortete sie, nachdem eine Scheibe eines getrockneten Apfels in ihrem Mund verschwunden war. "Man muss nur wissen, wie man mit ihm umgehen muss, dann ist das kein Problem. Wenn man ihm den Ton angibt, kommt er selbst nicht ganz so sehr dazu, seinen Kopf durchzusetzen", erklärte Margy ihr leicht grinsend und schnappte sich ein Stück Feige. Dann ging es weiter zu einem Stand mit dornischem Wein. "Hast du den schon mal probiert? Dornische Weine haben eine besonders fruchtige Note."
Das Fieber führte wirklich dazu, dass er innerhalb von wenigen Minuten eindöste. Schon lange hatte er nicht mehr gefiebert, das letzte Mal war vor Jahren auf Winterfell gewesen. Seine Mutter hatte tagelang neben seinem Bett gesessen und über ihn gewacht, hatte ihm Geschichten erzählt und ihm beim Einschlafen zugesehen. So wie die Frauen im Norden das eben machten. Damals war er knapp mit dem Leben davon gekommen, da wusste er also genau, wie gefährlich ein Fieber sein konnte. Vor allem, wenn es von einer entzündeten Wunde kam.
Sein Atem ging flach und ziemlich schwach, er lag auf dem Rücken. Als Talisa wieder zurückkam, bekam er davon gar nichts mit, genauso wenig von dem befeuchteten Tuch, mit dem sie seinen Körper abtupfte. Und natürlich bemerkte er auch nicht, wie sie die Hütte verließ und zum Dorf lief.
Er träumte zunächst von seiner Mutter. Seine Mutter, die für ihn gestorben war. Er hoffte wirklich, dass sie nun an einem besseren Ort war, einem Ort ohne Krieg, wiedervereint mit ihrem Mann, Robbs Vater. Sie hatte in den letzten Monaten ihres Lebens genug leiden müssen. Dann änderte sich der Traum. Er sah Winterfell und seine Frau. An ihrer Hand führte sie einen kleinen, dunkelhaarigen Jungen, der ganz genau ihre Augen hatte. Grinsend schaute er zu seiner Mutter rauf. Bei dem Anblick wurde ihm ganz warm ums Herz. Das war ein schöner Traum...
Sansa Stark
Einsam war wohl das perfekte Wort, um ihr Leben in Königsmund zu beschreiben. Vor allem seit dem Tod ihres Vaters und ihre Schwester war ja auch nicht mehr hier. Sie war umgeben von den Menschen, die sie am allermeisten hasste. Nur die Tyrells mochte sie, alle von ihnen. Sogar Margaerys Vater. Sie freute sich wirklich sehr auf Rosengarten. Endlich weg von hier. Auch wenn sie zugeben musste, dass sie Königsmund jetzt doch ein wenig mit anderen Augen sah. Der Markt gefiel ihr wirklich unheimlich gut.
Als Margaery sich die getrockneten Früchte gekauft hatte, hatte sie ein paar gebrannte Nüsse erworben, die sie jetzt aus einer Papiertüte aß. Es hatte sie einiges an Überwindung gekostet, ihre Freundin nach ihrer Hochzeitsnacht zu fragen. Das nagte wirklich ziemlich an ihr, der Gedanke, dass Joffrey ihr am Ende sogar wehtat... Den konnte sie einfach nicht ertragen.
Dann wurde sie allerdings hellhörig. Wenn man ihm den Ton angab? Ihre Wangen färbten sich bei dem Gedanken knallrot. Kein Wunder, dass ihre Freundin mit Joffrey viel besser zurechtzukommen schien, sie war viel selbstbewusster als Sansa. "Hauptsache, er tut dir nicht weh", sagte sie leise und schob sich noch eine Erdnuss in den Mund.
An dem Stand mit Wein griff sie nach einem der kleinen Bechern mit Proben und roch vorsichtig daran. "Der hier riecht ein ganz kleines bisschen nach Erdbeere und Zitrone", meinte sie fasziniert. So roch der Wein im Norden nicht. Obwohl man im Norden ja sowieso vor allem Bier trank, Sansa war erst seit ihrer Ankunft in der Hauptstadt auf den Geschmack gekommen, was das Weintrinken anging.
Wenig später erreichte Talisa dann das Dorf. Das Fest war noch in vollem Gange, Musik spielte und zunächst blieb sie erstmal noch in Deckung im Wald. Sollte sie einfach hingehen und nach den den Heilmitteln fragen? Mit etwas Glück ahnten sie nicht, wer sie war oder was auf den Zwillingen bei ihrem Lehensherrn Walder Frey passiert war. Zur Verteidigung hätte sie wenn dann nur das Messer dabei.
Da es aber nichts brachte und Robb so sicher nicht schneller wieder gesund wurde, betrat sie dann doch das Dorf und fand auch schnell den Maester. Dieser war alt und stellte keine Fragen, was auch gut so war. Vermutlich sah er schon schlecht und erkannte gar nicht, dass sie niemand aus seinem Dorf war. Noch dazu war es sicher von Vorteil, dass im Dorf kaum jemand unterwegs war, da alle beim Fest waren.
Mit der Tinktur, einigen fiebersenkenden Kräutern und etwas zu Essen, was sie beim Verlassen des Dorfs u. a. mitgehen ließ, war sie schnell wieder auf dem Rückweg und auch bald wieder bei der Hütte. Leise öffnete sie die Tür und sah, dass Robb immer noch schlief. Gut, dann mussten sie wenigstens nicht sofort darüber diskutieren, wie unvernünftig und gefährlich es doch gewesen war, in dieses Dorf zu gehen.
Sie legte den Mantel ab und schnappte sich dann gleich die Tinktur, um diese auf seine Wunde aufzutragen. Da er ohnehin schlief und fiebrig war, würde er wahrscheinlich eher weniger vom brennenden Gefühl der Tinktur mitbekommen. Über die Stunden verteilt kühlte sie ihn außerdem immer wieder mit dem nassen Tuch ab, bis sie dann erschöpft und von der Müdigkeit überwältigt neben ihm liegend und mit dem Kopf auf seinem Oberkörper ebenfalls einschlief..
Margaery Tyrell
Sansa stand die Überraschung regelrecht ins Gesicht geschrieben, als sie dann auf die Hochzeitsnacht zu sprechen kamen und Margaery ihr erklärte, wie man Joffrey handhaben musste. Margaery musste leicht über ihren Gesichtsausdruck lachen und genoss weiterhin die getrockneten Früchte, während Sansa Nüsse zu essen hatte.
Sansa hatte wohl nicht damit gerechnet, dass irgendjemand den verrückten jungen Mann ein wenig in seine Schranken weisen konnte. "Was ist?", fragte sie die Rothaarige grinsend. "Ich habe eben das Temperament und die List meiner Großmutter geerbt. Sie hatte damals ihrer Schwester den Verlobten geklaut, indem sie nachts in seine Gemächer kam und ihm zeigte, dass sie die bessere Wahl ist. Wie man heute weiß, war sie schon damals sehr überzeugend."
Amüsiert ging Margaery weiter und stand dann mit Sansa vorm Stand des dornischen Weinhändlers. Auch sie nahm sich einen der Probebecher und roch kurz daran. "Mhm.. und der hier hat eine leichte Pflaumennote", stellte sie fest und roch noch an ein paar weiteren Weinen, ehe sie sich dann für einen Wein entschieden hatten und Margaery dann für sie und Sansa je einen Becher bestellte.
Aus diesem Traum wollte er am liebsten gar nicht mehr aufwachen, die Realität war aktuell nicht mal ansatzweise so schön. Auf der Flucht mit seiner schwangeren Frau und umgeben von unzähligen Feinden, von denen er nicht mal mit hundertprozentiger Sicherheit wusste, wer sie wirklich waren. Vielleicht steckten noch viel mehr Leute und Häuser als Frey dahinter. Er bezweifelte nämlich, dass Frey nur von sich aus so weit gehen würde.
Dass seine Frau zurück kam von ihrem kleinen Ausflug, dem er niemals zugestimmt hätte, bemerkte er gar nicht. Das Fieber sorgte dafür, dass er tief und fest schlief und von seiner Umwelt gar nichts mehr mitbekam. Auch die Tinktur, die von seiner Frau auf seinem Bein verteilt wurde, bemerkte er nicht. Genauso wenig wie von dem nassen Stück Stoff, mit dem sie ihn immer wieder abtupfte in dem Versuch, seine Temperatur etwas zu senken. Er schlief tief und fest. Allerdings legte er wie von selbst einen Arm um seine Frau, als diese sich mitten in der Nacht nach stundenlanger Behandlung schließlich neben ihn schlafen legte.
Als er am nächsten Tag wach wurde, war die Sonne bereits lange aufgegangen. Er öffnete seine Augen und musste ein paar mal blinzeln wegen des hellen Lichts. Zuerst bemerkte er seine Frau, die sich im Schlaf an ihn gekuschelt hatte. Lächelnd legte er eine Hand auf ihren leicht gerundeten Bauch.
Moment mal. Er fühlte sich nicht mehr so, als würde das Blut in seinen Aders kochen. Das Fieber war gesunken. Was so eine Mütze Schlaf alles bewirken konnte... Als nächstes sah er zu seinem Bein und runzelte die Stirn. Da waren Reste von einer grünlichen Paste oder sowas ähnlichem erkennbar. Die Wunde sah besser aus. Sein Blick wanderte zu seiner Frau. Hatte er irgendwas verpasst? Offensichtlich.
Sansa Stark
Es verunsicherte sie ein kleines bisschen, dass Margaery über ihre Reaktion lachen musste. Hatte sie etwas falsches gesagt? Bestimmt klang sie total einfältig und naiv, unerfahren wie sie wirklich war. Auf ihren Mann würde sie allerdings wohl nie einen solchen Einfluss haben, denn Loras würde sie wohl niemals wirklich begehren. Das fand sie aber auch vollkommen in Ordnung. So war es ihr lieber, als mit einem alten Sack verheiratet zu werden, für den sie nur für das eine nützlich war.
"Scheint so, als wäre dieses ... Talent, wenn man es so nennen mag, dir wirklich in die Liege gelegt worden", meinte Sansa und schmunzelte dann etwas. Ein wenig beneidete sie ihre Freundin. Sie war für so etwas einfach nicht geschaffen. Männer um den Finger zu wickeln war nicht unbedingt ihre Stärke. Zum Glück musste sie sich darum zukünftig keine Gedanken mehr machen, als verheiratete Frau und Lady von Rosengarten.
Wenig später bestellten beide an dem Weinstand jeweils einen Becher Wein, Sansa hatte sich für den mit der Erdbeernote entschieden. Sie nippte einmal daran und schloss dann die Augen. "Das hier ist der beste Wein, den ich jemals getrunken hab", gab sie zu. "Der Wein im Norden schmeckt quasi nur nach Alkohol und ein kleines bisschen nach Traube, aber zu Hause habe ich immer lieber gestrecktes Bier getrunken. Aber das hier..." Sie war ganz begeistert und trank direkt noch einen Schluck.
Es war bereits spät nachts, als Talisa sich dann auch schlafen legte. Auch sie brauchte den Schlaf und die Ruhe, um wieder Kraft für den nächsten Tag tanken zu können.
Am nächsten Morgen stand bereits die Sonne am Himmel, als sie neben ihrem Mann aufwachte und langsam die Augen öffnete. Noch müde strich sie sich erst einmal kurz übers Gesicht und sah dann rüber zu Robb, der ebenfalls schon wach war. "Guten Morgen", meinte sie lächelnd und legte ihm eine Hand an die Wange. Sofort kamen ihr der nächtliche Ausflug ins Dorf und die Stunden danach, in denen sie versucht hatte, sein Fieber zu senken, in den Sinn. "Wie gehts dir? Du siehst besser aus und bist auch nicht mehr so fiebrig wie gestern Abend", stellte Talisa sichtlich erleichtert fest und setzte sich dann im Bett auf, um sein Bein kurz in Augenschein zu nehmen. "Die Tinktur scheint auf jedenfall zu helfen", meinte sie zufrieden.
Wenn er weiter so gut genesen würde, konnte er das Bein in einigen Tagen zumindest wieder weitgehend schmerzfrei belasten. Dann würden sie gut voran kommen und bald die Grenze erreichen, wo sie dann auf Stark-Territorium sein würden und ein Stück mehr in Sicherheit.
"Hast du Hunger?", schloss sie dann gleich die nächste Frage an und sah hinüber zum Korb, wo ein paar Lebensmittel aus dem Dorf drinnen waren, die sie auch besorgt hatte. Sie mussten schließlich auch essen und wieder zu Kräften kommen nach so einem langen und aufregenden Tag wie gestern. Erst mit der Frey-Hochzeit und dem blutigen Spektakel, bei dem auch Lady Catelyn ums Leben kam, und dann noch ihr Tauchgang im Fluss inklusive Robbs Verletzung. Sie würde ihn später mal auf den Verlust seiner Mutter ansprechen, vielleicht würde Robb ja darüber reden wollen..
Margaery Tyrell
Margaery fand es einfach niedlich und lieb, wie Sansa sich Gedanken darüber machte, ob sie von Joffrey auch gut behandelt wurde. Sie vermutete mal, dass sies daher rührte, da anfänglich eigentlich Sansa Joffrey Gemahlin hätte werden sollen und da Sansa bereits viele schlechte Erfahrungen mit dem jungen König gemacht hatte, wollte sie nicht, dass Margaery das gleiche Schicksal ereilte.
Auf ihre Worte hin nickte die junge Königin dann schmunzelnd. "In der Tat. Meine Großmutter hat wirklich viele Fähigkeiten und Charakterzüge an mich weitergegeben. Eiserner Wille, Ehrgeiz, Selbstbewusstsein.. Verführungskünste.." Beim letzten Wort warf sie Sansa leicht grinsend einen 'Du-weißt-schon-was-ich-meine'-Blick zu.
Wenig später hatten sie dann beide einen Becher Wein in der Hand und Margaery konnte mit Freude beobachten, wie Sansa ihre Liebe zu dornischem Wein entdeckte. "Dornische Weine sind wirklich die Besten. Dadurch, dass es immer so warm ist, reifen die Trauben und Früchte gut. Dorne wollte ich auch schon mal besuchen. Wäre sicher ebenfalls eine Reise wert, was meinst du?" Ein Mädchen aus dem kalten Norden im heißen Dorne. Margaery konnte sich im Hinblick auf Sansa vorstellen, dass sie sich wohl überall zurechtfinden und eingliedern könnte.
Es dauerte nicht lange, bis Talisa ebenfalls wach wurde. Er wusste nicht so genau, ob er sauer auf sie sein sollte. Sie hatte sich in Gefahr gebracht, für ihn, für seine Gesundheit, damit er wieder gesund wurde. Ihr war aber nichts passiert, zum Glück. Die Dorfbewohner hatten sie anscheinend nicht erkannt.
"Morgen", murmelte er und gähnte nochmal. Er legte einen Arm um sie und zog sie vorsichtig näher an ihn. Wenn er seine Umgebung ignorierte, war er fast davon überzeugt, dass alles wieder beim Alten war. Sie lagen in ihrem Zelt im Feldlager oder vielleicht sogar im Zimmer seiner Eltern auf Winterfell... Er hoffte wirklich, dass er seiner Frau eines Tages den Ort zeigen konnte, an dem er aufgewachsen war. Während ihrer Ehe waren sie immer nur unterwegs gewesen.
Wieder sah er zu seinem Bein. "Was ist das für ein Zeug?", fragte er. "Wo du das her hast kann ich mir allerdings denken..." Er sah wieder zu ihr und seufzte leise. "Was ist, wenn dich jemand erkannt hätte? Du hast dich in riesige Gefahr begeben, weißt du das?"
Besorgt sah er sie an und seufzte dann einmal leise. Hunger hatte er allerdings wirklich. Das Festmahl bei Frey war schon lange her. Mal ganz abgesehen davon, dass er gar nicht fertig essen konnte, weil das ganze ja dann etwas eskaliert war.
Vorsichtig setzte er sich auf und sah zu dem Korb neben dem Bett, der bis zum Rand mit Essen gefüllt war. Dann wanderte sein Blick wieder zu seiner Frau, die immer noch auf der dünnen Matratze lag. Er lächelte schwach, beugte sich über sie und gab ihr einen sanften Kuss.
Sansa Stark
Dieses Thema war wirklich keins, über das sie normalerweise viel nachdachte. Sie mied es im Normalfall, da sie darüber von Frauen so gut wie nie etwas positives gehört hatte. Außer von ihrer Mutter vielleicht, aber sie und ihr Vater hatten sich geliebt, das ist etwas anderes und sehr, sehr seltenes. Jedenfalls färbten sich ihre Wangen bei dem Wort "Verführungskünste" knallrot und sie räusperte sich einmal kurz. Vielleicht war es besser, das Thema erstmal sein zu lassen. Damit konnte die junge Stark einfach nicht umgehen.
"Ich weiß nicht, ob die Wärme dort unten im Süden so ... Mein Ding ist", gab sie zu und nippte nochmal an dem wunderbar süßen Wein. Sie musste wirklich aufpassen, dass sie davon nicht zu viel trank, denn die Gefahr bestand durchaus. Wenn sie zu viel Wein trank, fing sie immer an, ihre Geheimnisse auszuplaudern und fand alles wahnsinnig witzig. "Ich meine, hier ist es auch warm, das weiß ich, aber im Vergleich zu Dorne ist das bestimmt gar nichts. Um ehrlich zu sein ist es mir hier manchmal schon etwas zu warm."
Sie sah zu ihrer Freundin. Der Gedanke, mit ihr eine kleine Reise zu machen, gefiel ihr allerdings sehr. Sie verbrachte so gerne Zeit mit ihr, mit ihr war einfach alles ... Wahnsinnig einfach. Nicht so verbissen wie mit allen anderen, mit denen sie in dieser Stadt zu tun hatte. Es war sogar einfacher als mit den Mädchen auf Winterfell, mit denen sie Sticken und Nähen gelernt hatte. So ungezwungen, Sansa musste nicht die ganze Zeit darauf achten, gerade zu sitzen oder ja kein falsches Wort in den Mund zu nehmen.
Talisa Stark
Kurz nachdem sie sich einen guten Morgen gewünscht hatten, spürt sie, dass Robb einen Arm um sie legte und sie an sich zog. Seine Berührungen waren immer etwas Schönes und die gegenseitige Vertrautheit ebenso. Hätte er das Frey-Mädchen an ihrer Stelle geheiratet, dann hätten sie diese blutige Hochzeit, bei der so viele und unter anderem auch Lady Catelyn draufgegangen waren, vielleicht vermeiden können. Jedoch wäre es auch dann wohl nicht vollkommen auszuschließen gewesen, ob Lord Bolton ihn nicht selbst dann verraten hätte..
Talisa hatte schon damit gerechnet, dass er sie wohl bald auf die Tinktur an seinem Bein ansprechen würde. Ziemlich begeistert war der Tonfall dabei nicht, was sie verstehen konnte. "Eine Mischung aus verschiedenen Heilkräutern gegen die Entzündung und zur Sauberhaltung der Wunde", erklärte sie ihm kurz und ließ die genauen Zutaten dabei außen vor, da sie davon ausging, dass ihr Ehemann sich zwar in Sachen Schlachtpläne schmieden und Schwertkämpfen ging auskannte, aber dafür hingegen bei solchen Dingen wie Heilpflanzen nicht gerade viel Ahnung hatte. Die Hauptsache war doch, dass es ihm inzwischen deutlich besser ging und das Fieber auch gesunken war.
"Natürlich weiß ich das", entgegnete Talisa dann schnell zur Sache mit der Gefahr. "Aber ich würde es immer wieder tun. Schließlich konnte ich dich nicht einfach an einer Entzündung sterben lassen.. Nachdem wir so viel durchgemacht haben. Unser Kind soll immerhin die Chance haben, seinen Vater kennenzulernen." Beim letzten Satz legte sie eine Hand an ihren Bauch und lächelte ihn mit einem Schmunzeln an.
Sanft erwiderte sie dann seinen Kuss und richtete sich anschließend ebenfalls im Bett auf, um sogleich aufzustehen und hinüber zum Korb zu gehen. "Auf was hast du Lust? Ich hab hier ein paar Brötchen, getrockneten Fisch.. Den scheint es in den Flusslanden überall zu geben", stellte sie grinsend fest und hielt kurz einen der Fische hoch. "Habt ihr auch traditionelle Speisen im Norden?"
Margaery Tyrell
Inzwischen hatte Margaery mit ihrem Wein in der Hand auf einer Bank etwas abseits vom Stand des Weinhändlers platzgenommen. Sie liefen schon genug durch die Straßen, um von einem Stand zum anderen zu kommen, da sollte eine kleine Pause auch drinnen sein. "Komm setz dich", forderte sie Sansa kurz auf und klopfte neben sich auf das braune Holz der Bank, welches an manchen Stellen tiefe Furchen aufwies.
"Hmm..", dachte sie kurz über Sansas Aussage zum warmen Klima von Dorne nach. "Ja, es.. würde sicher eine Umstellung sein. Aber stell dir mal die vielen Obstplantagen vor.. Orangenbäume, Trauben, Melonen.. Das alles kommt größtenteils aus Dorne und die Farbenpracht würde ich zu gerne mal mit eigenen Augen sehen, als immer nur auf den Bildern oder von Erzählungen der Händler." In Gedanken an Dorne schwelgend nippte Margaery an ihrem Becher und biss sich dann kurz auf die Unterlippe. "Dann kann ich dich beruhigen: In Rosengarten herrscht in etwa solch ein Klima wie hier in Königsmund. Nur nicht so übel riechende Straßen und Massen an bunten Blumen. Das wird dir gefallen!"
Vor Freude breit lächelnd legte sie Sansa einen Arm um die Schultern und zog sie kurz ein wenig an sich. "Ich freu mich schon so! Zum einen für dich, dass du diese öde Stadt endlich verlassen kannst. Aaaber.. auch ein wenig für mich. Rosengarten ist nicht im Entferntesten mit Königsmund zu vergleichen. Im positiven meine ich natürlich", zwinkerte sie ihr zu und trank dann ihren Becher aus. "Na dann. Willst du dir noch was ansehen? Oder sollen wir die Heimreise antreten?"
"Du bist wirklich verrückt", murmelte er gegen ihre Lippen und richtete sich dann auf. Dass sie so ein Risiko einging, um ihm helfen zu können... Wenn das nicht so glimpflich ausgegangen wäre, hätten die Tinktur und das Essen weder ihr noch ihm geholfen. Er wollte gar nicht daran denken, was alles hätte passieren können. "Mach sowas nie wieder. Bitte. Zum Glück bin ich nicht zwischendurch wach geworden, als du nicht da wärst. Ich hätte wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen", sagte ich und richtete mich dann auch vorsichtig auf. Mein Bein schmerzte immer noch ziemlich, aber die Entzündung schien sich im Rahmen zu halten. Den Göttern sei Dank. Aber ob er jetzt schon wieder dazu fähig war, tagelang zu laufen, bezweifelte er...
Sie wuselte bereits durch die kleine Hütte und ging zu dem mit Essen gefüllten Korb. Er bewunderte es, wie viel Energie sie immer an den Tag legte, vollkommen gleich, in welcher Zwickmühle sie steckten. Er schmunzelte etwas und schwang vorsichtig die Beine über die Bettkante.
"Oh ja, das haben wir", antwortete er auf ihre Frage. "Wir essen viele Eintöpfe, weil es bei uns oben selbst im Sommer relativ kühl ist. Da gibt es nichts, was den Körper besser erwärmt, als ein guter Eintopf und ein Krug Bier. Oder zwei Krüge Bier." Er schmunzelte etwas. Wein war zwar schön und gut, aber Wein kam niemals an das Bier aus dem Norden heran.
Wenig später hatte er in der einen Hand ein kleines Brötchen und in der anderen etwas getrockneten Fisch. Sein Magen knurrte hungrig und er fing sofort an zu essen.
Sansa Stark
Sie war froh, dass ihre Freundin eine Bank am Rand des Markts zusteuerte. Ihre Füße schmerzten etwas von der ganzen Lauferei. Erleichtert setzte sie sich hin, legte die kleine Tüte mit den gerösteten Nüssen auf ihren Schoß und trank noch einen kleinen Schluck von dem hervorragenden Wein.
"Da hast du allerdings recht", sagte sie und lächelte leicht. "Wir hatten vor vielen Jahren einmal Besuch aus Dorne, auf Winterfell. Da war ich vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Er hatte einen großen Korb Orangen dabei. Bis heute hab ich nie so gute Früchte gegessen."
Dann lächelte sie leicht und schaute zu ihr. Rosengarten würde ihr sicher gefallen, das wusste sie jetzt schon. Vielleicht würde sie sich sogar eines Tages dort Zuhause fühlen. Sie wünschte es sich wirklich. Winterfell war nicht mehr das, was es mal war. Es gehörte nicht mehr ihrer Familie. Oder dem, was von ihrer Familie übrig war.
Auf einmal legte ihr Margaery die Arme um die Schulter. Sie lächelte sie an und erwiderte die Umarmung für einen Moment. Das fühlte sich irgendwie schön an... Schnell verdrängte Sansa diesen Gedanken. Sie waren Freunde. Nicht mehr und nicht weniger.
"Nein, lass uns zurück gehen", sagte sie dann, trank ihren Becher aus und stand auf. Sie brachten noch die Becher zurück zum Weinhändler und gingen daraufhin zurück zur Kutsche, die sie zum Bergfried brachte. Zum Abendessen ließ sie Cerseis Anwesenheit und Joffreys dumme Sprüche über ihre anstehende Hochzeit über sich ergehen. Sie war froh, als sie nach dem Essen die Tür ihres Zimmers hinter sich zuziehen konnte.
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Die Hochzeit rückte immer näher und Sansa war so glücklich. Loras und sie unterhielten sich viel, lernten sich etwas besser kennen. Er war wirklich ein netter Mann. Aber natürlich ließen sie manche Themen bewusst aus. Das war auch vollkommen in Ordnung so.
Talisa musste über seine Worte leicht schmunzeln. Wenn sie damit sicherstellen konnte, dass es ihm gut ging, dann war sie gerne ein bisschen verrückt. Sie konnte ihm zwar nicht versprechen, sich nie wieder in Gefahr zu begeben, schließlich konnte man nie wissen, welche Überraschungen das Leben noch so für sie beide bereit hielt, aber natürlich wollte Talisa sich auch nicht mutwillig der nächstbesten Gefahr stellen.
"Deswegen habe ich auch gewartet, bis du geschlafen hast. Du hättest mich sonst ja nie gehen lassen. Aber es war notwendig", erklärte sie ruhig und dachte daran zurück, als sie gedanklich abgewogen hatte, ob sie den Gang ins Dorf wagen sollte und sich letztendlich auch dafür entschieden hatte.
Auch sie nahm sich etwas zu Essen aus dem Korb, während Robb auf ihre Frage hin ein wenig vom Norden und den Mahlzeiten dort erzählte. "Das wird sicher eine ganz schöne Umstellung für mich. Vom heißen Volantis ins kühlere Westeros und nun weiter in den kalten Norden", meinte sie und lächelte Robb dabei schief an. "Ich bin schon gespannt auf unsere künftige Heimat."
Dann aber fiel ihr wieder ein, was auf der Roten Hochzeit mit seiner Mutter passiert war und dass er sich früher oder später der Wahrheit stellen und den Verlust verarbeiten musste. Langsam ging sie um den Tisch herum und nahm dann neben ihm auf der Bank platz. "Ich frage mich... ob du vielleicht darüber reden willst, was mit deiner Mutter.." Zögernd und mit gewisser Vorsicht im Blick sah sie ihn von der Seite her an und wartete erst einmal, was seine Reaktion darauf war. Es musste Robb sicher schmerzen, nach dem Tod seines Vaters nun auch noch seine Mutter zu verlieren.
Margaery Tyrell
Margaery genoss den Tag sichtlich. Hier durch die Straßen zu wandern und an den interessanten Ständen halt zu machen, war so viel besser als mit Joffrey im Thronsaal zu sitzen oder gar mit ihm das Bett zu teilen. Auch auf die spöttischen Kommentare und Blicke von Cersei konnte sie gut und gern verzichten, zumal weder sie noch ihr Sohn die angenehmsten Zeitgenossen waren. Mit Sansa hingehen fühlte sie sich wohl und die Chemie stimmte zwischen den beiden auch. Langsam machten sie sich dann auf den Rückweg und trafen zum Abendessen auf die anderen.
Die darauffolgenden Wochen vergingen verhältnismäßig schnell und schon bald stand der Tag an, an dem Loras und Sansa vermählt werden sollten. In den königlichen Gärten war bereits alles vorbereitet für die Feier danach und die Hochzeitstorte konnte es fast mit der des Königspaares aufnehmen. Margaery hatte sich ein neues Kleid anfertigen lassen mit grünen Verzierungen und Blumenmustern. In knapp einer Stunde würde die Zeremonie beginnen und um sicherzustellen, dass alles glatt lief, hatte sie soeben bei Loras' Gemächern vorbei geschaut und war nun auf dem Weg zu Sansa, wo sie nach einem kurzen Klopfen eintrat. Die Dienstmädchen halfen der Braut gerade beim Anziehen und eine bastelte dann an Sansas Frisur herum. "Na wie weit sind wir?"
"Und ich hab mir vor dem Einschlafen noch kurz gedacht, dass ich vielleicht warten sollte, bis die auch schläfst", meinte er und sah zu ihr. "Als ob ich etwas geahnt hätte..." Besonders begeistert war er von ihrer heimlichen Aktion mitten in der Nacht immer noch nicht, aber immerhin war ihr nichts passiert. Sie war sicher, hier bei ihm. Sie waren sicher, vorerst zumindest. Nun hatten sie erstmal Gelegenheit, um wieder zu Kräften zu kommen.
Er musste über ihre Worte über ihre Reise von Volantis hierher lächeln. Manchmal fragte er sich, ob ihr ihre Heimat fehlte. Er selbst kannte nichts anderes als Westeros und selbst von Westeros hatte er nur einen Bruchteil mit eigenen Augen gesehen. Die wärmeren Gebiete kannte er nicht, also fiel es ihm schwer, sich das Klima in Volantis anfühlen musste. Man hatte ihm mal erzählt, dass die Hitze in Dorne nichts im Vergleich zu Volantis war.
"So wie ich dich einschätze, wirst du den dicken Wolfspelzmantel gar nicht mehr ablegen", sagte er und grinste leicht. "Meine kleine Frostbeule." Sie fror wirklich schnell, einfach weil sie die Temperaturen nicht gewohnt war.
Er schob sich noch etwas Brot in den Mund und sah kurz auf sein Bein. Die Entzündung war zum Glück zurückgegangen, vielleicht würden sie am nächsten Tag weitergehen können.
Da sprach sie ein Thema an, an das er eigentlich so lange wie möglich nicht denken wollte. Seine Mutter. Seine tote Mutter. Er schluckte einmal und seufzte dann. "Viel kann man darüber nicht sagen", sagte er leise. "Sie ist weg. Genauso wie Vater. Und meine jüngere Schwester, wahrscheinlich. Von meiner Familie ist fast nichts mehr übrig." Genau deshalb führte er diesen Krieg. Wegen dem, was manche Menschen, allen voran die Lennisters, seiner Familie angetan hatten.
Sansa Stark
Noch nie war sie so nervös und glücklich zugleich gewesen. Heute war ihr erster Tag in Freiheit. Aus Sansa Stark würde Lady Sansa Tyrell werden und am nächsten Morgen würde sie Königsmund dann auch schon verlassen, gemeinsam mit ihrem frisch angetrauten Mann und ihrer Schwägerin, die mittlerweile wohl das war, was einer besten Freundin am nächsten kam.
Sie war sehr früh geweckt worden, da bis zur Zeremonie eine stundenlange Prozedur anstand. Erst nahm sie ein Bad mit vielen duftenden Ölen, daraufhin wurden ihr sämtliche Haare rausgerissen. Laut ihrer Magd mochten Männer aus dem Süden das so. Sie bezweifelte, dass ihr Mann sich überhaupt darum scherte, aber gut, sie ließ ihnen ihren Spaß, auch wenn es stellenweise für sie sehr schmerzhaft war. Als das vorbei war, ging es mit den Haaren los, nachdem sie bereits das Unterkleid angezogen hatte. Allerdings kamen sie langsam unter Zeitdruck, weshalb sie gleichzeitig angekleidet und frisiert wurde. Sie hielt einfach still.
Auf einmal klopfte es an der Tür und Sansa hob den Blick, als ihre zukünftige Schwägerin den Raum betrat. "Fast fertig, meine Königin", antwortete eine der Mägde und schien mit ihrem Werk recht zufrieden zu sein. Sansa lächelte Margaery an und versuchte, ihre Aufregung nicht allzu sehr offensichtlich zu machen.
Im nächsten Moment traten die Mägde zurück, das Werk war wohl vollbracht. Sansa stieg vorsichtig von dem Podest, auf dem sie gestanden hatte und warf einen Blick in den Spiegel. Das Kleid war wirklich atemberaubend. Der Schneider hatte ihre Vorschläge alle umgesetzt. Die vielen Rosen, die vor allem im Rock zu finden waren, gefielen ihr unglaublich gut. Loras würde das sicher auch gefallen. Sie waren mittlerweile Freunde geworden. Das war bereits mehr, als Sansa sich gewünscht hatte.
"Was meinst du? Kann ich so gehen?", fragte sie Margaery und sah mit einem kleinen Lächeln zu ihr. Die Mägde waren bereits verschwunden, die beiden Frauen waren für einen letzten ruhigen Moment allein.
Talisa Stark
"..dann hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht aufhalten lassen", erwiderte Talisa, denn sie wusste, dass die Entzündung sonst nur noch schlimmer geworden wäre. "Ich denke mal, es wäre dir auch nicht recht, wie der junge Soldat zu enden, dem ich bei unseren ersten Treffen auf dem Schlachtfeld das Bein abnehmen musste, hm?" Ihr Blick ging zu seiner Verletzung, die nun nicht mehr so schlimm wie zuvor aussah und sein Bein schien sich wohl langsam zu erholen. Sie würde bald noch mehr Verantwortung übernehmen müssen. Für ihr gemeinsames Kind, für gewisse Vorgänge in Winterfell, wenn sie denn je dort ankommen würden, und noch so einiges mehr. Noch hatte Talisa sich aus vielem raushalten können, zumal sie im Krieg nicht wirklich Ahnung von der Materie hatte und sich dabei nur um die Verwundeten kümmerte. Dieser Krieg hatte ihr gesamtes Leben verändert. Sie hatte Robb kennengelernt und war nun verheiratet und mit einem Kind schwanger.
"Das kann schon sein. Die Mäntel sind ja auch warm und kuschelig", meinte sie schmunzelnd mit einem leichten Schulterzucken. "Von der Hitze von Volantis in den kälten Norden.. Größere Temperatur-Unterschiede kann es wohl kaum geben." Sie sah daraufhin kurz aus dem Fenster. Es war einfach nur pure Dunkelheit zu sehen. Kein noch so kleines Licht erhellte die Nacht. Aber so waren sie wenigstens in Sicherheit und liefen nicht Gefahr entdeckt zu werden.
Nachdem Talisa dann soweit aufgegessen hatte, stieß sie sich vom Tisch ab und ging hinüber zu Robb, wo sie seine Hand nahm und ihm einen sanften Kuss auf die Schläfe gab. Es war kein einfaches Thema, über die halbwegs verstorbene, größtenteils ermordete Familie zu sprechen. Schon gar nicht, wenn die letzten Geschehnisse gerade mal einen Tag zurück lagen. "..und deine andere Schwester sitzt in Königsmund fest..", fügte Talisa nachdenklich hinzu, wobei es das sicher nicht besser machte. Genauso waren seine kleinen Brüder vermisst. Hingegen konnte Talisa dann aber nicht zustimmen, dass von seiner Familie kaum mehr was übrig war. "Das stimmt so nicht", meinte sie und setzte sich neben ihn. "Du hast mich.. und unser Kind.. und deine Schwester werden wir auch früher oder später aus den Fängen der Lannisters befreien", versuchte sie ihm Mut zu machen und legte ihren Kopf an seine Schulter.
Margaery Tyrell
Auch Margaery hatten diesen Tag bereits lange herbeigesehnt. Ihr Bruder Loras würde ihre beste Freundin Sansa zur Frau nehmen. Auch wenn die eheliche Beziehung zwischen den beiden wohl in bettlichen Angelegenheiten nicht so ereignisreich verlaufen würde, da ihr Bruder viel lieber mit anderen jungen Männern durchs Laken rollte. Loras würde sie trotz alledem gut behandeln und das war Margaery am Wichtigsten zu wissen. Sie hatte gerade den Raum betreten, als eine der Mägde ihr Werk an Sansas Haaren vollendete und eine andere noch kurz das Kleid zurecht rückte. Dann verschwanden die beiden Mädchen aus dem Zimmer. Mit ihrem typischen Margaery-Schmunzeln auf den Lippen näherte Marge sich dann Sansa und reichte ihr die Hand, um ihr mehr symbolisch vom Podest herunter zu helfen. "Du sieht wunderschön aus!", strahlte sie Sansa an, nahm beide Hände in ihre eigenen und beäugte sie dann kurz von oben bis runter zu den Fußen. "Das Kleid sitzt einfach perfekt. Ganz zu schweigen von den hübschen Blumen." Auch in Sansas Haarschmuck waren einige Blümchen verarbeitet worden, die stark an eine Frühlingshochzeit erinnerten.
"Bist du nervös?", erkundigte sie sich dann, da sie bemerkte, wie Sansa leicht zittrige Hände hatte und sonst auch etwas lebhafter als sonst wirkte. So eine Hochzeit war immer etwas besonderes, auch wenn sie das von ihrer eigenen inzwischen nicht mehr so ganz behaupten konnte. Joffrey war launisch und unfair und das schon seit einiger Zeit. Auch ihre Großmutter ließ kein gutes Haar mehr an dem jungen König, zumal Margaery ihr fast tagtäglich vom ihm berichtete. Dabei fielen häufig Bezeichnungen wie 'verzogener Bengel' oder schlimmeres..
Robb Stark
Er lehnte sich gegen die Kante des hölzernen Tisches, dessen Beine sich unter seinem Gewicht gefährlich bogen. Nur belastete er sein verletztes Bein lieber erstmal nicht zu sehr. Sie hatten bis in Stark-Gebiet einen langen Weg vor sich und ehe sie die Füße nicht auf Stark-Boden setzten, waren sie nicht einhundertprozentig sicher. Irgendwie musste das doch möglich sein. Vielleicht, wenn sie sich vor allem nachts fortbewegten. Die Nacht war allerdings auch gefährlicher als der Tag, allerlei Gesindel trieb sich in den Wäldern herum.
"Ja", sagte er dann leise, als sie das letzte, noch nicht erwähnte Mitglied seiner Familie erwähnte. Von Sansa hatte sie seit diesem ominösen Brief über den angeblichen Verrat seines Vaters nichts mehr gehört. In diesem hatte sie noch geschrieben, dass die Lennisters sie gut behandelten, aber daran zweifelte er doch sehr stark. Für das blonde Pack war seine Schwester doch nichts anderes als ihr wichtigstes Druckmittel gegen ihn. Wahrscheinlich saß sie im Bergfried in einer Zelle, während Cersei auf den richtigen Moment wartete, dieses Druckmittel einzusetzen.
Er sah zu seiner Frau und strich leicht über ihre Hand. "Du und unser Kind seid für mich das wichtigste auf der Welt", meinte er. "Ihr seid mein wichtigster Grund dafür, diesen Krieg trotz allem weiterzuführen und ihn zu gewinnen. Unser Kind soll in einer sicheren, friedlichen Welt aufwachsen. Nicht in der Welt, wie sie jetzt ist."
Auch sein Blick wanderte dann zum Fenster. Draußen war es stockdunkel. Robb ging zu dem winzigen Schrank und zog die beiden einigermaßen warmen Mäntel heraus. "Wir müssen aufbrechen. Bevor irgendwer aus dem Dorf auf die Idee kommt, dir zu folgen und uns hier findet. Das ist immer noch Frey-Land", meinte er und reichte ihr den Mantel. "Wenn wir zum nächsten Dorf kommen, besorgen wir uns ein paar Pferde. Bis dahin müssen wir wohl laufen."
Wenig später verließen sie die Jägershütte und gingen Richtung Norden weiter. Zum Glück hatte sein Vater ihn schon früh mit zur Jagd genommen, er fand sich im Wald zurecht.
Sansa Stark
Sofort ergriff sie die Hand ihrer Freundin und stieg vorsichtig von dem Podest runter. Zum Glück war der Rock des Kleides ausladend genug, dass sie darunter bequeme Schuhe anziehen konnte. Sonst würde sie wahrscheinlich auf dem Weg zum Hohen Septon und ihrem Zukünftigen in der Septe über ihre eigenen Füße stolpern. Margaery ließ ihren Blick einmal über ihren kompletten Körper wandern und Sansa lächelte leicht. Die beiden jungen Frauen waren sich mittlerweile sehr nahe. Freundschaftlich nahe, versteht sich.
"Danke", sagte sie leise und sah ihre Freundin an. "Du siehst auch toll aus. Die Farbe steht dir hervorragend."
Sie konnte es nicht verhindern, dass ihre Finger ein bisschen zitterten. Natürlich war sie nervös, das war schließlich der Tag ihrer Hochzeit. Nicht, dass sie Angst hatte, sie war sogar ziemlich glücklich. Am nächsten Morgen wäre sie schon auf dem Weg nach Rosengarten und ihre Freundin würde sie begleiten, ohne ihren schrecklichen Ehemann.
"Ein bisschen", gab sie dann aber zu und lächelte ein bisschen. Sie atmete nochmal tief durch. Wenn sie die Mägde richtig verstanden hatte, standen sie ein bisschen unter Zeitdruck, also sollte sie sich wohl so bald wie möglich auf den Weg zur Septe machen.
"Fährst du mit mir zur Septe?", fragte sie Margaery und lächelte schwach. Da ihr Vater nicht mehr lebte, konnte er das nicht machen. Genauso wenig, wie er sie zum Altar führen konnte. Sie würde sehr wahrscheinlich allein zum Altar gehen, unter den spöttischen und hasserfüllten Blicken sämtlicher anwesender Lennisters.
Talisa Stark
Sie befanden sich zweifelsohne in schwierigen und vor allen Dingen gefährlichen Zeiten. Eigentlich wollte Talisa Robb nicht noch mehr Gründe liefern, um traurig gestimmt zu sein, doch fand sie, dass es vielleicht sinnvoll wäre, über den Tod seiner Mutter mit ihr zu sprechen. Damit es nicht unausgesprochen zwischen ihnen stand und auch, da sie selbst die Erfahrung gemacht hatte, dass es besser war, über belastende Sachen offen zu sprechen, statt die Probleme und Ängste totzuschweigen.
Umso erleichterter war die junge Frau dann, als Robb erwähnte, sie und das gemeinsame, noch ungeborene Kind, seien das Wichtigste für ihn und dass er wegen ihnen diesen Krieg auch trotz all der Steine, die ihnen in den Weg gelegt wurden, weiterführen wolle. Zwar war sie wie die meisten niemand, die gerne mit Kriege in Berührung kamen, doch war sie es zum einen bereits durch ihren Beruf gewöhnt und zum anderen ähnelte es fast schon einem Liebesbeweis.
"Lass es uns erst einmal wieder in den Norden schaffen..", meinte Talisa dann und nahm seine Hand in ihre. "Wir wissen nicht, wo das Heer im Moment ist oder wer aller noch am Leben ist. Vielleicht sind alle in die verschiedensten Richtungen geflüchtet oder höchstwahrscheinlich auch wieder auf dem Weg in den Norden. Die meisten werden denken, du .. oder wir hätten das Attentat nicht überlebt.." So traurig und niederschmetternd sich das aus ihrem Mund auch anhörte, so viel Wahrheit steckte wohl auch in ihren Worten. Im Moment war der Krieg gegen die Lannisters eher nebensächlich. Talisa würde bereits heilfroh sein, wenn sie es einfach nur unversehrt in den Norden geschafft hatten.
Umso überraschter war Talisa dann wiederum, als Robb plötzlich zum Schrank ging und Mäntel herauszog. "Du willst aufbrechen?! Was ist mit deinem Bein? So schnell wirkt die Kräutertinktur nun auch wieder nicht..", wandte sie besorgt ein und nahm den Mantel entgegen. Dass sie dann trotz ihrer Einwände aufbrachen, gefiel ihr nicht sonderlich, aber Robb musste wohl selbst wissen, wie viel er sich zumuten wollte. Schnell steckte sie wieder das Messer der Freys ein und griff nach dem Korb, in welchem noch etwas Essen und ein wenig Gold und Kleidung war, und verließ anschließend mit ihm die Hütte. "Du.. sagst mir aber, wenn es mit den Schmerzen wieder schlimmer wird, oder?", fragte sie nach rund einer Meile. Bald würde der Morgen anbrechen.
Margaery Tyrell
Margaery fand, dass Sansa einfach nur bezaubernd aussah. Das tat sie zwar immer, da sie zweifelsohne eine Naturschönheit war, aber in dem Kleid und so herausgeputzt sah sie unschlagbar gut aus. "Mein Bruder kann sich so glücklich schätzen, eine so wunderhübsche junge Lady zur Frau nehmen zu dürfen", meinte sie und grinste Sansa an, auch wenn sie im Hinterkopf hatte, dass er sich deswegen auch nicht mehr zu ihr hingezogen fühlen würde. Da könnte die schönste Frau der Welt daherkommen und bei ihrem Bruder würde sich nichts regen. Eigentlich schade, aber das war nun mal nicht zu ändern, dass Loras Männer bevorzugte.
"Danke", erwiderte Margaery auf Sansas Kompliment hin. "Aber heute geht es ausnahmsweise mal nicht um mich, sondern ausschließlich um die zukünftige Lady Tyrell von Rosengarten!" Sansas rotes Haar würde perfekt zu den strahlenden Farben der Blumen der Weite passen.
"Natürlich. Ich begleite dich zur Septe", versicherte sie ihr, während ihr noch ein anderer Gedanke in den Sinn kam. "Ich.. kann mir vorstellen, dass du deine Familie vor allem an einem so besonderen und einzigartigen Tag wie diesen vermissen musst.. Es tut mir wirklich leid, dass dein Vater dich nicht zum Altar führen kann oder deine Mutter und deine Geschwister anwesend sein können. Du hast dir dein Leben sicher ganz anders vorgestellt, als du damals von Winterfell nach Königsmund aufgebrochen bist." Margaery senkte kurz den Blick und sah dann wieder zu Sansa hoch. "Aber ich wünsche dir, dass du nie den Mut verlierst, dich dein Herz auf den richtigen Weg führt und du dir selbst treu bleibst. Dass du in Rosengarten einen kompletten Neuanfang ohne all das Schlechte aus der Vergangenheit starten kannst.."
Einen Augenblick später klopfte es dann an der Tür und eine Magd meinte, es wäre nun an der Zeit, sich auf den Weg zu machen. Das wars dann wohl erst einmal mit den sentimentalen Gedanken. "Na dann.. Hast du alles? Können wir los?"
Robb Stark
Da hatte seine Frau allerdings recht, sie konnten nicht sagen, wo sich sein Heer im Moment befand. Beziehungsweise das, was von dem Heer noch übrig war. Niemand von ihnen wusste, was von seinem einst mächtigen Heer nach der Sache bei den Zwillingen noch übrig war. Er konnte nur hoffen, dass der Rest so vernünftig war und sich so schnell wie möglich in den Norden begab. Es sei denn, sie waren der vollen Überzeugung, dass ihr König diese Hochzeit nicht überlebt hatte... Er konnte nicht sagen, was in diesem Fall passieren würde.
"Darüber werden wir wahrscheinlich erst wirklich bescheid wissen, wenn wir den Norden erreicht haben", sagte er. Niemand von den beiden wusste so genau, wann das sein würde. Der Weg von hier in den Norden war weit. Dazu kam, dass er verletzt war und seine Frau war schwanger. Noch war sie noch recht gut auf den Beinen, aber ihr Bauch wölbte sich bereits und keiner von ihnen konnte wirklich sagen, wie lange sie unterwegs sein würden.
Wenig später war er schon in Aufbruchsstimmung, sie hatten schließlich keine Zeit zu verlieren. Je schneller sie sich Richtung Norden bewegten, desto schneller würden sie am Ziel ankommen, so sah er das zumindest. Das letzte, was ihn da aufhalten würde, war sein verletztes Bein. "Ich komm schon zurecht", winkte er ab und ignorierte den Schmerz einfach, der bei jedem Schmerz durch sein Bein schoss. Es gab auch Krieger, die mit nur einem Arm oder mit einem Pfeil in der Brust in einer Schlacht weiterkämpfen konnten. Da war seine Verletzung nichts dagegen.
Zu zweit stapften sie durch den Wald, immer weiter Richtung Norden. Zum Glück hatten sie vorerst kein konkretes Ziel, im Moment war es mehr als genug, wenn sie nördliches Territorium erreichten. Dann würden sie sich auf den Weg nach Winterfell machen. Kurz vor der Morgendämmerung hatten sie bereits eine Meile hinter sich und das bedeutete, dass sie eine Meile näher an seinem Zuhause waren.
"Alles gut, wirklich", antwortete er auf ihre Worte und sah zu ihr. "Ich will einfach nur so schnell wie möglich das Land von Walder Frey verlassen. Dann bin ich schon etwas beruhigter, wenn ich weiß, dass das Kind und du in Sicherheit seid." Auch wenn das bedeutete, dass er ein paar Schmerzen ertragen musste.
Es dauerte einige Tage, bis sie wieder ein Dorf erreichten. Sie beobachteten die Bewohner erst einmal von weitem und zum Glück schien es nur eine Ansammlung von einigen kleinen Bauernhöfen zu sein. Keine Soldaten in Sicht und die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Bauern sein Gesicht erkannte, war recht gering. Sie näherten sich also den Häusern und wurden von einer freundlichen Frau mittleren Alters begrüßt, die ihnen sogar ein Obdach für die Nacht anbot. Sie schien die beiden wirklich nicht zu erkennen und darüber war Robb mehr als erleichtert. Dankbar nahm er das Angebot an, schließlich waren sie seit Tagen auf den Beinen. Also blieben sie eine Nacht bei den Bauersleuten, die sogar ihr Abendessen mit ihnen teilten und am nächsten Tag tauschten sie etwas von dem Gold, was sie bei sich hatten, gegen zwei Pferde. So kamen sie etwas schneller voran und näherten sich dem Norden so immer weiter.
Sansa Stark
Es bedeutete Sansa wirklich viel, dass ihre Freundin auf ihre Familie einging. Normalerweise wurde das Thema vor allem in ihrer Anwesenheit so gut es ging totgeschwiegen. Alle hatten Angst vor Sansas Reaktion oder sowas ähnliches. In Wahrheit sehnte sie sich aber danach, mit jemandem über ihre Familie reden zu können. Margaery war die einzige Person auf dieser Welt, der sie so weit vertraute.
Die Worte ihrer Freundin rührten sie wirklich sehr und sie sah sie mit einem kleinen Lächeln an. So ehrlich war sonst niemand zu ihr und niemand gab sich die Mühe, sie aufzumuntern oder ihr Mut zuzusprechen. Sie drückte Margaerys Hände einmal sanft und umarmte ihre Freundin dann einmal fest. "Danke", sagte sie leise neben ihrem Ohr und schloss für einen Moment die Augen. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet, dass du sowas sagst." Sie löste die Umarmung vorsichtig wieder und als sie den Blick hob, sah sie für einen kurzen Moment direkt in Margaerys Augen. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, welches sie im Moment nicht wirklich einordnen konnte. Sie wollte gar nicht mehr wegsehen, es war fast magisch.
Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und der magische Moment war wieder vorbei. "Ja, lass uns gehen", antwortete sie und machte sich dann mit ihr auf den Weg.
Sie fuhren mit einer prachtvollen Kutsche in die Septe. Die ganze Fahrt über war Sansa in Gedanken versunken. Als sie ankamen, brauchte sie mit ihrem ausladenden Kleid etwas zum Aussteigen, aber dann war sie bereit. Sie hakte sich bei ihrer Freundin ein und betrat mit ihr die Septe. Vorne beim hohen Septon stand Loras und er sah grandios aus. Er lächelte sie freundschaftlich und warm an und sofort fühlte sie sich wohler. Oder lag es an Margaery? Wahrscheinlich an beiden.
Die Zeremonie ging zum Glück recht schnell und ohne Zwischenfälle über die Bühne. Nachdem die beiden die Worte gesprochen hatten und Loras ihr einen Umhang um die Schultern gelegt hatten, fehlte nur noch der Kuss. Ihr jetziger Ehemann beugte sich vor und küsste sie ganz vorsichtig, nur für einen kurzen Augenblick.
Nach der Zeremonie ging es zurück in die Gärten des Bergfrieds, wo die Hochzeitsfeier stattfand. Es gab reichlich Essen und noch mehr Wein. Sansa saß zwischen Loras und Margaery, an deren anderer Seite Joffrey saß, leider. Aus dessen Mund kamen immer wieder beleidigende Worte, die Sansa demütigen sollten.
Talisa Stark
Sie bezweifelte, dass es Robbs Gesundheit diente, wenn sie nun so überstürzt aufbrachen. Aber wenn ihr Ehemann und König sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war er - genauso wie Talisa selbst auch - nur schwer davon abzubringen. In der Hinsicht hatten sie einiges gemeinsam: einen sturen Kopf und völlige Überzeugung, etwas in die Tat umzusetzen. Also machten sie sich wenig später bereits auf den Weg. Bald schon erhellte der Morgen die Wälder, durch welche sie wanderten, und der Tag stand kurz vorm Anbruch. In diesem Tempo könnte sie gut und gerne noch einige Meilen zurücklegen. Immerhin hatte sie Ausdauer von der Arbeit auf den Schlachtfeldern und durch den Umstand, dass sie und einige andere Heilerinnen früher viele Meilen zu Fuß zurückgelegt hatten. Das Wandern war sie also mehr als gewöhnt.
Sie fand es wirklich rührend, wie sehr Robb sich für sie und ihr Kind einsetzte und dabei die Schmerzen, die sein Bein verursachte - auch wenn er dies ganz sicher nicht offen zugeben wollte -, in Kauf nahm. Dabei war ihr Prinz oder ihre Prinzessin noch gar nicht bei ihnen auf der Welt und bis es so weit war, würde noch einige Zeit ins Land ziehen. Bis dahin hatten sie es auf jeden Fall bis nach Winterfell geschafft, solange sie bis dahin noch am Leben waren. Aber daran wollte die junge Frau nun wirklich nicht denken. Es war immerhin auch so offensichtlich genug, dass ihr Leben davon abhängig war, ob Walder Freys Männer sie irgendwo fanden oder ob dem nicht so sein würde. Natürlich waren beide der Hoffnung, dass letzteres schlussendlich eintreten würde.
Einige Tage später erreichten sie dann das erste Dorf seit langem. Es bestand nur aus einfachen Leuten; Bauersleute und deren Bedienstete, also Mägde und Knechte. Auf dem Weiden grasten einige Rinder und Pferde, Schafe und Ziegen, so wie es nahezu überall üblich war. Zum Glück wurden sie von niemandem erkannt und bekamen sogar ein Zimmer und Verpflegung bei einem der Häuser. Nach der aufregenden Flucht und dem anschließenden tagelangen Marsch nun erstmals wieder ein Dach über dem Kopf zu haben und ein ordentliches Bad nehmen zu können, war eine Wohltat. Ebenso bekamen sie eine wirklich gute Mahlzeit und glücklicherweise auch zwei Pferde. Für das in dieser Region eher ärmliche Bauernvolk war das bisschen Gold, welches sie im Gegenzug für die Pferde bekamen, wohl allem Anschein nach eine ganze Menge.
Auf den Pferden unterwegs zu sein brachte zwei Vorteile: zum einen mussten sie nun nicht mehr zu Fuß über die teils steinigen oder matschigen Wege spazieren und zum anderen kamen sie so viel schneller voran, so dass sie bereits binnen weniger weiterer Tage die Grenze zum Stark-Territorium erreichten und diese passierten. Das nächste größere Haus, welches sie erreichten, war Haus Reet von Grauwasser Wacht. Als sie vor den Toren der Festung ankamen, konnte Talisa graugrüne Fahnen erkennen, die von den Mauern hangen und an den Turmspitzen befestigt waren. Auch das Klima war kühler geworden, je weiter sie hinein in den Norden ritten. Nun endlich eine Burg von Bannermännern der Starks zu erreichen, ließ Talisa ein wenig beruhigter werden. Sicher würden sie hier gut versorgt und erst einmal aufgenommen werden. Mit einem leichten Anziehen der Zügel brachte sie ihr Pferd zum stehen und blickte dann rüber zu Robb. "Und nun? Klopfen wir einfach an den Toren und hoffen, dass man uns aufmacht?", fragte sie und sah ein wenig nervös zum großen Tor.
Margaery Tyrell
Margaery war froh, dass sie Sansa mit ein paar einfachen, aber doch sehr lieb gemeinten Worten so viel Mut zusprechen konnte. Umso länger sie sich nun kannten, desto mehr und mehr schien sie die junge Lady Stark und nun ebenfalls baldige Lady Tyrell zu schätzen und zu mögen. Sansa war wie die Schwester, die Margaery nie hatte. Da ihre Eltern Alerie und Maes Tyrell ansonsten nur mit Söhnen gesegnet waren und sie ihre einzige Tochter war, hatte Margy schon früh gelernt, sich gegen ihre Brüder durchzusetzen und heute war ihr das vor allem bei Joffrey und in manch anderen Situationen eine große Hilfe. Wobei sie bei Joffrey schon und vor allem dann punkten konnte, wenn sie vorgab ihn zu bewundern und zu verehren. Wie hatte sie einst gesagt: Sie hätte ihn aus der Ferne lieben gelernt und viel über ihn gehört. Schon damals war es eine Lüge gewesen und bis heute hatte sich das nicht geändert. Joffrey war und blieb nun mal ein Monster. Ein rücksichtsloser, verrückter und ganz klar auch von seiner Mutter Cersei verzogener Junge, der leider auf dem Eisernen Thron saß und dieses Land regierte. Aber durch die Hochzeit mit ihm war sie nun wenigstens Königin der Sieben Königslande von Westeros.
Dann aber war es Zeit zu gehen. Gemeinsam mit Sansa verließ sie deren Gemächer und fuhren mit der wunderbar geschmückten Kutsche die Straßen von Königsmund entlang, bis sie wenig später bei der Septe von Baelor ankamen und sie Sansa beim Aussteigen aus der Kutsche half. In der Septe angekommen, ließ Margaery ihren Blick kurz nach vorne zum Altar gleiten. Dort stand bereits der hohe Septon zusammen mit ihrem jüngsten Bruder Loras und die Stufen darunter waren die nächsten Angehörigen, wie ihr Vater Maes und ihre Großmutter Olenna. Kaum drinnen angekommen, kam auch schon Joffrey auf sie zu und Sansa sollte sich bei ihm unterhaken, damit er sie anschließend stellvertretend nach vorne führen konnte. Die beiden gingen voraus und Margaery folgte ihnen und gesellte sich dann zu ihrer Familie.
Nach der Hochzeitszeremonie fuhren sie dann in Kutschen zurück und alle Gäste begaben sich anschließend in die Gärten, wo auch bereits bei der Vermählung von ihr und Joffrey gefeiert worden war. Margaery hoffte, dass Joffrey dieses Mal keinen Streit anzettelte, zumal es beim letzten Mal beinahe zwischen ihm und Tyrion gekracht hätte. Doch bereits beim Hauptgang, der aus gebratenem Fisch und Gemüse-Beilagen bestand, fielen die ersten zynischen Kommentare. Dieses Mal nicht in Richtung seines Onkels, sondern in Richtung von Sansa und manchmal wurde auch Loras in Mitleidenschaft gezogen. Als er irgendwann so weit ging und auf Loras' angebliche Liebschaft zu Renly Baratheon anspielte, fand sie, dass das Maß nun voll war. "Liebster", sprach sie Joffrey an und legte ihre Hand auf seine, während die Diener gerade die Teller abräumten. "Erweist Ihr mir die Ehre und schenkt mir einen Tanz, ehe es gleich die Torte gibt?" Als Joffrey daraufhin zustimmte, war sie fürs erste beruhigt, ihn wenigstens ein wenig ablenken und Sansa und Loras etwas Ruhe verschaffen zu können. Die Musiker spielen ein mittelschnelles Tanzlied und kurze Zeit später wurde dann auch die Torte herbei gebracht. Am Rande bekam sie mit, dass ihre Großmutter Olenna bei Loras und Sansa am Tisch stand. Vermutlich überbrachte sie gerade ihre Glückwünsche. Auch Petyr Baelish gesellte sich dazu und warf ihm vorbeigehen versehentlich Joffreys Becher vom Tisch, wovon der König während des Tanzes zum Glück nichts mitbekam, sonst wäre vermutlich bereits der nächste Streit in vollem Gange.
Irgendwie fühlte Robb sich wie Freiwild. Es brauchte nur einen aufmerksamen Fußsoldaten oder sogar vielleicht nur einen weltgewandten reisenden Händler, der seine Frau und ihn erkannte und die beiden waren so gut wie tot. Während der tagelangen Reise zum Haus Reet von Grauwasserwacht war er zum zerbersten angespannt. Er passte auf, dass Talisa nachts wenigstens etwas Schlaf bekam, selbst schlief er so gut wie gar nicht. Schließlich war er für ihre Sicherheit verantwortlich. Mal ganz abgesehen davon, dass er nicht nur auf einen Menschen aufpasste, wenn er auf seine Königin aufpasste.
Nach ein paar Tagen erreichten sie endlich die Festung von Grauwasserwacht. Die grauen Mauern erschienen von dem Hügel, auf dem Talisa und er standen, trügerisch ruhig. Man musste aber bedenken, dass die Reets diejenigen seiner Bannermänner waren, die dem Feind am nächsten waren. Wenn jemand angriff, dann würde es sie mit als erstes treffen. Nachdenklich zog er etwas an den Zügeln meines Pferds, damit es ruhig blieb.
„Etwas anderes bleibt uns wohl nicht übrig“, antwortete er seiner Frau dann und seufzte einmal. Er zog die Kapuze seines Umhangs tief in sein Gesicht. Die Hoffnung, dass er in dieser Nacht endlich wieder ein Bett zum Schlafen haben würde, trieb ihn jedoch an. Es war ein Risiko, aber das würden sie eingehen müssen. „Los“, meinte er dann und trieb sein Pferd an. Gemeinsam mit seiner Frau ritt er zu den Toren der Festung. Dort standen zwei Wachen, die ohne das Gesicht zu verziehen vor dem Eingangstor standen und sich nicht von der Stelle bewegten. „Ich erbitte Audienz bei Lord Reet“, meinte Robb und saß dabei kerzengerade auf seinem Pferd, um möglichst autoritär zu wirken. „Mein Name ist Robb Stark von Winterfell, König des Nordens. Und das ist meine Frau Talisa. Wir sind auf der Flucht vor den Freys.“
Sansa Stark
Den Göttern sei Dank brachte Margaery ihren Mann, den König, dazu, mit ihr zu tanzen. Diese Schikane war langsam wirklich nicht mehr auszuhalten für Sansa und auch ihrem frisch angetrauten Ehemann schien das ziemlich gegen den Strich zu gehen. Mit einem leisen Seufzen lehnte sie sich zurück und nahm ihren Krug mit Wein, um einen Schluck zu trinken. Olenna kam zu ihnen und überbrachte ihnen ihre herzlichsten Glückwünsche. Sansa mochte sie, sie war Margaery sehr ähnlich und war zu Sansa auch immer sehr freundlich gewesen. Sie unterhielt sich noch etwas mir Loras‘ Großmutter und musste sogar etwas lächeln, als sie ihm erzählte, dass ihr Mann wohl ein bisschen schnarchte und manchmal im Schlaf redete. Damit kam sie klar. Mal ganz abgesehen davon, dass sie wohl sowieso nicht allzu oft neben ihm schlafen würde.
Da hörte sie ein polterndes Geräusch. Petyr Baelish hatte im Vorbeigehen aus Versehen Joffreys Becher vom Tisch gestoßen. Ausgerechnet Joffreys Becher. Zum Glück bekam der davon nichts mit, er tanzte immer noch mit seiner Frau. Kleinfinger stellte den Becher zurück auf den Tisch, nickte Sansa kurz zu und ging dann weiter. Bis heute war der Mann ihr unheimlich, man wusste nie, was er wirklich im Schilde führte.
Etwas später kam das Königspaar zurück zum großen zentralen Tisch. Der König kam gerade so dazu, einen Schluck aus seinem Krug zu nehmen und Sansa einen fiesen Blick zuzuwerfen, ehe die Musik wechselte und die monströse Torte durch die Menschenmassen geschoben wurde. Sansa lächelte schwach und senkte den Blick. Joffrey ging hinunter zur Torte und wollte etwas sagen, aber anscheinend hatte er einen Frosch im Hals, denn er fing das Husten an und klopfte sich leicht auf die Brust. Daran wäre eigentlich nichts ungewöhnliches gewesen, doch er hörte einfach nicht auf. Aus dem Husten wurde ein Würgen. Erschrocken stand Sansa auf und sah Joffrey an. Cersei sprang auf und rannte zu ihrem Ältesten.
„Joffrey!“, rief sie erschrocken und fing ihn auf, als seine Knie auf einmal nachgaben. Aus seinem Mund quoll etwas Schaum und sein Gesicht lief violett an. Noch ein röchelnder Atemzug und er lag regungslos in den Armen seiner Mutter.