Auch wenn dein Beitrag schon ein bisschen her ist, kann ich dir hoffentlich noch helfen. Ich bin Intensiv- und Anästhesieschwester und seit 5 Jahren in der Anästhesie. In meinen beiden Krankenhäusern in denen ich bis jetzt gearbeitet habe wird es wie folgt behandelt:
FelisFelis
In der Klinik
Welche Untersuchungen werden gemacht?
(Ultraschall? CT? Röntgen? )
-> (Verdachts)Diagnose: Blinddarmdurchbruch + Bauchfellentzündung
-> Not-OP
Wird eine Magensonde zur Druckentlastung gelegt?
Gastrointestinale Sonde: wird bei perforierter Appendizitis oder Präoperativ nicht nüchternen Patienten gelegt
Also Ultraschall wird gemacht und auch mittlerweile immer öfter ein CT. Dann Blutbild mit Entzündungswerten, Elektrolyten und Gerinunng. Der Patient bekommt in der Klinik auch erstmal Schmerzmittel (z.B. Dipidolor 7,5mg als Kurzinfusion) und etwas gegen die Übelkeit (z.B. Vomex 62mg i.V.) und Flüssigkeit (Sterofundin 1L freilaufend).
Not OP ist subjektiv. Dein Patient sollte innerhalb von >2 Stunden operiert werden, das heißt er wird in der nächsten freien OP Kapazität dieser Fachrichtung (in großen Klinken und in kleinen Kliniken einfach der nächste freie Saal) geplant. In diesem Saal wird dann also noch in Ruhe z.B. die nicht Notfall Galle zu ende gebracht und danach der Notfall. Bei einem richtigen Notfall, wird ein OP Saal gestoppt, die Narkoseeinleitung vom eigentlichen Patienten wird verhindert und der Notfall wird reingeschoben. Da kann es dann auch mal sein, dass im ambulaten HNO OP ein Schädel aufgesägt wird, da das der nächste Saal ist der frei war. Denn die 20min die es gedauert hätte den nicht Notfall Rücken (auch Fachrichtung Neurochirurgie) fertig zu machen, konnte man nicht warten.
Jein zur Magensonde präoperativ. Manche Anästhesisten wollen es bei einem Appendix, manche nicht. Es muss auf jeden Fall eine RSI (rapid sequenz induction ) gemacht werden. Eine sehr schnelle Narkoseeinleitung mit schnellwirksamen Medikamenten um eine Aspiration (Einatmung von Mageninhalt) zu vermeiden. Er gilt auf keinen Fall !! als nüchtern, da er sich erbrochen hat und ein akutes Abdomen hat.
Wird am Ende der OP eine Drainage gelegt?
Nach der OP ITS + Antibiose
Wie lange muss er voraussichtlich auf der ITS bleiben?
Am Ende wird in der Regel 1 (selten 2) sogenannte Esay Flow Drainage gelegt, die die Spülflüssigkeit sowie Wundwasser aus dem Bauch abführt. Dann musst du dich entscheiden ob die OP laparoskopisch (mit Kamera und nur 3 Einstichen für Instrumente) oder offen gemacht wird. Auch wieder in der Regel laparokopisch, selbst bei deinem Beispiel. Antibiose gibt es zuerst im OP (wenn nicht schon in der Notaufnahme) z.B. Metronidazol 500mg und Ceftriaxon 2g . Diese Antibiose gibt es dann nach der OP auch weiter.
Möchtest du das dein Patient auf ITS landet? Denn nach Appendektomie landen die Patieten im Aufwachraum und von da aus auf Normalstation. Nur wenn sie intraoperativ total schlecht werden. Kreislauf einbricht oder Beatmung schwierig ist, anaphylaktische Reaktion auf Medikamente etc und die Patienten dann sogenannte Katecholamie (mittel die Herzfrequenz und/oder Blutdruck) steigern benötigen gehen auf eine Intermediate Care IMC Station zur Postoperativen Überwachung. Auf Intensiv geht es nur wenn es keine IMC gibt oder noch viele Invasive Maßnahmen nötig sind, wie eine postoperative Beatmung und Sedierung.
Ab wann kann er das Bett verlassen um z.B. aufs Klo zu gehen?
Wenn er auf der ITS liegt hat er einen Blasenkatheter und darf nur auf die Bettpfanne. Auf der IMC dürfter er auch auf einene Klostuhl. Auf normal Station darf er aufstehen (erstes mal mit der Schwester) und da wird ihn auch keiner davon Abhalten Rauchen zu gehen. Wir nennen es scherzhaft Frühmobilisation :)
Wie wird es ihm nach der OP und in den folgenden Tagen voraussichtlich gehen?
Er wird Schmerzen haben (je nach dem ob intraoperativ ein Schmerzblock gelegt worden ist bis zu 12h danach keine) und den Tag der OP sehr wahrscheinlich nur noch schleierhaft in Erinnerung haben. Er kann immer noch mit Übelkeit zu kämpfen haben.
Wie und wann wird er über die durchgeführten Maßnahmen aufgeklärt?
Vor OP! Er ist wie gesagt kein super Notfall, von daher wird er vorher mit dem Chirurgen sprechen und auch mit dem Anästhesisten. Alleine um mögliche Allergiene, Vorerkranken etc zu erfahren. Zur Not auch erst in der Schleuse zum OP oder in dem Anästhesie Einleitungsraum
Wann kann er rauchen?
Je nachdem wie lange das dauert wird er unter Entzug leiden...
Zwischen können und sollten ist ein großer Unterschied. Er sollte aufgrund vom Risiko für Wundheilungsstörung nicht rauchen. Wenn er auf Normalstation liegt und sich auf den Beinen halten kann, wird ihn aber wie gesagt keine von Abhalten.
Werden ihm gegen den Entzug ggf Medikamente (z.B. Nikotinpflaster) verabreicht?
Es kann ein Mittel gegeben z.B. Clonidin 0,15mg werden. Das hemmt die Entzugserscheinung, wie zittern, schwitzen und beruhigt einen auch. Ich habe noch nie mitbekommen das ein Nikotinpflaster geklebt wird. Das Rauchen wird auch eher nicht so das Problem, der Alkohol schon eher. Aber dagegen wirkt Clonidin sehr gut.
Wann kann er Besuch empfangen bzw mit der Außenwelt in Kontakt treten (Smartphone, etc)?
Smartphone, sobalt er es in die Finger bekommt und einigermaßen Fit ist es zu bedienen. Besuch am nächsten Tag. Am Tag der Op bringt es nicht viel. Da ist er noch zu Müde, abgeschlagen etc.
Ab wann geht es ihm gut genug, dass er mit der Außenwelt in Kontakt treten will und gewillt ist seiner Arbeit nachzugehen (das wird er so schnell wie möglich wollen), Langeweile hat, ...?
In zeiten von Homeoffice, kann er wenn er möchte mit Laptop vom Krankenhaus arbeiten. Verbieten kann man es ihm nicht, es ist nur nicht empfehlenswert , da Stress auch zu Wundheilungsstörung führt.
Welche speziellen Maßnahmen werden wegen Corona ergriffen, außer Besucherlimit?
Mitarbeiter müssen sich 2x die Woche abstreichen mit Antigen Schnelltest; geplante Patienten zur OP oder stationären Aufnahme bekommen einen PCR Test und es wird wenn möglich die OP oder der Aufenthalt bei positivem Ergebnis verschoben; Notfälle bekommen dierekt bei Ankunft einen Antigenschnelltest und einen Schnell PCR Test der dauert 3 Stunden. Wenn es schneller gehen muss gibt es auch noch einen Schnell POCT Test, der dauert 30min ist aber nicht so verlässlig wie ein PCR Test aber besser als ein Antigen Schnelltest; Corona Patienten werden isoliert und Personal das mit denen auf ITS oder im OP in Kontakt kommen haben FFP3 Maske auf (da ist durch die Intubation und Beatmung und damit verbunderer Aersolschleuderung das Risiko mit am höchsten)
Ich hoffe ich konnte dir Helfen, wenn sonst noch Fragen bestehen, kannst du mich gerne anschreiben :)
LG Lilly