ich stelle ich heute meine erste richtige FanFiktion vor, von der bei mir mehr als ein Kapitel rum fliegt. Da es meine erste Geschichte ist und ich trotz recht positiver Rückmeldung noch nicht zufrieden bin, wollte ich euch einmal rüber lesen lassen. Die Geschichte handelt von OCs in der Welt von The Witcher, deshalb ist Vorwissen nicht zwangsläufig, nötig.
Link zur FanFiktion
Fragen an euch:
Charaktere:
Sind die Handlungen der Charaktere nachvollziehbar? Sind die Charaktere dreidimensional oder wirken sie auf einen Charakterzug reduziert? Ergeben die Handlungen zwischen den Charakteren Sinn oder wirken sie unangemessen?
Ist die Charakterentwicklung von Arin gut getroffen? Wirkt er im späteren Verlauf symphatischer?
Spannung:
Wird Spannung aufgebaut? Dies ist einer der wenigen Geschichten in denen ich mit Action Szenen nicht gerade um mich schmeisse, deshalb bin ich unsicher ob es nicht zu langweilig wird. Sind die Kapitel zu lang gezogen oder wirken Handlungen unnötig?
Atmosphäre/Umgebung
Gibt es Punkte die ich zu oft betone? Meine Betaleserin hat mir zum Beispiel geraten, Charaktere nicht immer über ihre Haarfarbe zu beschreiben. Habe ich weitere solcher Beschreibungen die immer wieder auftauchen? Wirkt die Umgebung gut beschrieben? Gibt es eine gute vorstellbare Atmosphäre?
Allgemein
ist es in Ordnung in die Geschichte hereingeworfen zu werden, oder wünscht man sich mehr Vorwissen? Stören die Fachbegriffe zum Thema Segeln? Wenn sich jemand mit dem Thema auskennt, sind dort Fehler vorzufinden? Wirkt der Humor gut gewählt oder ist er eher störend?
Wie wirkt das "Gesamtpaket"?
Kapitel 1: Wie man navigiert
„Sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Jarnrik und starrte hinaus auf die dunkle aufgewühlte See. Kleine Schneeflocken rieselten auf ihn herab, bedeckten seine Kleidung und behinderten seine Sicht. Dennoch war er sich im Klaren darüber, dass das hier nicht der Ort war, den sie hatten erreichen wollen.
„Ja“, antwortete Arin knapp. Der velener Händler steckte in einem dicken, bis zur Nasenspitze zugeknöpften Mantel, sodass zwischen dicker Fellmütze und Mantelkragen nur zwei blaue Augen zu erkennen waren. Diese waren stur auf die Karte in seiner Hand gerichtet, glitten so zwischen Pergament und Umgebung hin und her, als wisse er, was er tue.
Jarnrik war sich bewusst, dass Arin nichts vom Steuern von Schiffen oder gar Kartenlesen verstand. Dafür brauchte der Rothaarige nicht einmal das Wissen, das er in knapp 15 Jahren auf den Meeren um Ard Skellige gesammelt hatte. Ein Blick auf die Karte, die der Händler falsch herum hielt, genügte. Der junge Mann stöhnte. „Dir ist schon bewusst, dass Norden auf Karten normalerweise oben ist, oder?“, fragte er provokativ „Oder liest du die Dinger immer über Kopf?“
Die hellen Augen richteten sich auf den Skelliger und ein leises Schnauben war unter der Menge von Fellen neben ihm zu vernehmen, dann folgte ein gedämpftes „Was soll ein Wilder wie du von so einer hohen Kunst verstehen?“
Jarnriks Gesichtsfarbe änderte sich im Bruchteil weniger Sekunden zu einem dunklen Rot. Er fletschte die Zähne und knurrte:„ Auf jeden Fall mehr als du!“
Skalldar beendete die Kabbelei, indem er sich zwischen die beiden Streithähne an die Reling lehnte. „Wir haben uns verfahren.“, stellte er mit seiner tiefen beruhigenden Stimme fest.
„Schön, dass du auch darauf gekommen bist.“, machte Jarnrik seiner Wut Luft „Das alles haben wir unserem wunderbaren Steuermann hier zu verdanken, der nicht einmal in der Lage ist, eine Karte zu lesen.“
Der Velener versuchte, diese Aussage mit einem arroganten Blick zu quittieren, der elendig daran scheiterte, dass sein Gegner fast einen Kopf größer war als er.
Der Streitschlichter drehte sich wortlos zu dem Händler um und klaubte ihm den Plan aus der Hand als wäre es das Natürlichste der Welt. Arin widersetzte sich nicht, vielleicht hatte er eingesehen, dass er ein miserabler Kapitän war, oder ihm war bewusst geworden, dass er wohl nie wieder Land sehen würde, wenn er auf seinen Fähigkeiten beharrte.
Langsam wanderten die dunklen Augen des Skelligers über das Pergament. Dann rollte er das Stück Papier zusammen. „Das bringt uns jetzt nicht weiter. Wir haben keine Anhaltspunkte, an denen wir uns orientieren können, und nicht die geringste Ahnung, wo wir sind. Also können wir nur das Steuer ruhig halten und hoffen, nicht allzu weit abgetrieben zu werden.“
„Du sprichst mir aus dem Geist, genau dies wollte ich auch vorschlagen. Außerdem hätte ich uns ohne Umwege zu unserem Ziel gebracht, aber ihr habt hier ja immer so schreckliches Wetter. Da ist es doch ein Elend, sich zu orientieren“, warf der Händler mit vor Überheblichkeit triefender Stimme ein.
„Ja, sicher hättest du uns da hin gebracht.“, erwiderte Jarnrik gereizt „Und Schafe können fliegen.“ Mit diesen Worten drehte er sich abrupt um und ging mit schnellen Schritten zum Heck des Einmasters. Er wollte nur möglichst schnell möglichst weit von diesem schmierigen Festländer weg, dessen bloßer Anblick ihm Übelkeit bereitete und in ihm das tiefste innere Bedürfnis weckte, dessen hochnäsige Visage mit seiner Faust zu malträtieren. Wie konnte man nur so ein elendes Großmaul sein! Dieser Arsch bekam nichts auf die Reihe und spielte sich trotzdem auf als wäre er der Größte und Beste.
Wütend krallte er seine Finger in das lose fest gebundene Steuer bis seine Gelenke knackten. Sein Griff lockerte sich erst, als seine Hand zu schmerzen begann. Aber er starrte weiterhin stur zum Horizont, in der Hoffnung, irgendeine Landzunge zu entdecken, die ihm einen Anhaltspunkt gab, wo zum Teufel sie waren und wie sie wieder nach Ard Skellige fanden.
Seine Hoffnung wurde enttäuscht, die Zeit verging, aber nichts Wesentliches geschah. Das einzige, das sich änderte war, dass die Flocken vor seinen Augen größer wurden und der Schneefall dichter. Das Wetter verhagelte Jarnrik buchstäblich die Laune, raubte es dem jungen Skelliger doch die letzte Hoffnung, an diesem Tag noch Land zu sehen. Also würden sie wohl auf dem Schiff schlafen müssen. Er seufzte leise, sodass sein Atem kleine Nebelwölkchen in der klirrend kalten Luft hinterließ. Er hatte keine Lust, sich auf dem Boot des Scheusals länger als nötig aufzuhalten. Vor allem, da er sich nicht vorstellen konnte, dass sich so jemand die Mühe gemacht hatte, die Kajüten sonderlich angenehm zu gestalten. Egal. Er hatte schon viel schlimmere Verhältnisse ertragen. Mit einem amüsiertem Grinsen im Gesicht erinnerte er sich an die Sommer, die er im Inneren des Landes als Schafhirte verbracht hatte. Das waren noch Zeiten gewesen, damals.
Ein Schatten fiel über das Gesicht des Rothaarigen. Er hob den Kopf um zu beäugen, wer es wagte, sich ihm in die nicht vorhandene Sonne zu stellen. Natürlich war es Skalldar. Wer sonst? Immerhin waren sie nur zu dritt auf diesem Schiffchen unterwegs und Arin war fast einen Kopf kleiner als er. Also vollends außerstande, ihm das Licht zu stehlen, selbst wenn er sich dafür auf einen Eimer gestellt hätte.
Der Riese mit dem gepflegten Vollbart sah aus dunklen Augen zu ihm herunter. „Soll ich dich ablösen?“, fragte er mit seiner tiefen, leicht brummenden Stimme. „Sehr freundlich von dir, darauf zu achten, dass ich nicht an Langeweile sterbe.“, erwiderte Jarnrik mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht.
„Natürlich, wenn du tot bist, kannst du ja nicht mehr arbeiten.“, antwortete der Dunkelhaarige trocken. Die Mundwinkel des Rothaarigen hoben sich noch ein Stück, er liebte diese Wortgefechte mit seinem Bruder. „Und das wollen wir ja beide nicht, stimmt's?“, mit diesen Worten ließ er vom Ruder ab und klopfte dem Riesen freundschaftlich auf den Arm, da er nicht imstande war seine Schulter zu erreichen. Skalldar nahm seinen Platz ein. Das Steuerrad fest in der Hand starrte er auf das wilde Grau des Meeres, welches sich mit dem gleichfarbigen Horizont zu einer einzigen unendlichen Masse verband, in der nur die hellen Flocken in der Luft einen minimalen Kontrast bilden konnten.
Der Jüngere der Beiden lief mittlerweile auf Deck umher. Seine Beine waren vom ganzen Stillstehen vollkommen gefühllos geworden. Er versuchte, diesem mit Umherlaufen entgegen zu wirken, aber auf dem gerade einmal 40 Fuß langem Segelschiff gab es wenig Platz, sich zu bewegen. Überall standen Fässer, Kisten oder Ähnliches herum.Viele von ihnen waren nicht einmal fest gebunden, sondern schaukelten einfach im Gleichtakt des Bootes hin und her. Immer wieder musste der junge Mann den Gegenständen ausweichen und begann sich langsam zu fragen, was Arin überhaupt von der Schifffahrt verstand. So wie es aussah gar nichts. Allerdings musste er ja irgendwie von Velen in den Hafen von Kaer Trolde gefunden haben. Ein bloßer Zufall war bei den beinahe negativen Fähigkeiten des Mannes vollkommen ausgeschlossen. Vielleicht hatte er ja eine Mannschaft gehabt, ein paar Matrosen die ihm geholfen hatten, diesen Kahn von A nach B zu manövrieren. Aber selbst dann hätten diese Männer ganz schöne Nichtswisser sein müssen, so wie es hier aussah.
Mittlerweile hatte er das Schiff einmal umrundet und sah die riesenhafte Gestalt seines Blutsverwandten wieder vor sich. Hoch thronend auf der leichten Erhöhung, die zum Steuerrad führte. Vielleicht könnten sie sich ein wenig unterhalten, denn etwas besseres fiel ihm nicht ein, um seine Langeweile zu vertreiben. Auf anderen Fahrten hatten sie bei solchen Gegebenheiten normalerweise Karten mit der restlichen Besatzung gespielt oder sich irgendwelches Seemannsgarn erzählt.
„Hey Brüderchen, und hat sich schon was verändert?“, fragte Jarnrik, ohne seine komplette Aussage verstehen zu können. Die Hälfte seines Satzes ging in einem das Trommelfell zerfetzenden Kreischen unter. Instinktiv wandte sich sein Blick zur Quelle dieses Lauts, weit hinaus aufs Meer. Doch das Wetter ließ nicht zu, dass er irgendetwas ausmachen konnte. Musste es aber auch nicht. Jarnrik war lange genug auf See gewesen, um zu wissen, woher der Lärm stammte, und der Gedanke daran jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. „Wir müssen abwenden, schnell!“, sprudelte es fast schon panisch aus seinem Mund „ Gib mir das Ruder und kümmere dich um die Segel!“, fügte er mit Blick zu seinem Bruder hinzu.
„Es ist zu spät!“, antwortete Skalldar dumpf und starrte hinaus in die aufgewirbelte See. Der Jüngere folgte seinem Blick. Seine Augen waren gerade noch in der Lage, einen ledrigen Flügel über ihnen auszumachen, dem ein erneutes Kreischen folgte.
„Hol die Waffen.“, sprach sein Bruder mit beunruhigender Ruhe in der Stimme. Er hatte bereits das Tau in der Hand und begann mit schnellen geübten Bewegungen, das Steuer festzubinden. Der rothaarige Skelliger ließ sich dies nicht zweimal sagen. Von Angst getrieben, huschte er zwischen den auf Deck verstreuten Lagergefäßen hindurch, bis er schließlich das leere Fass unterhalb des Mastes ausmachen konnte. Schnell griff er hinein, zog Bogen und Köcher, sowie eine doppelseitige Axt hervor. Ersteres beides hängte der junge Mann sich um die schmalen Schultern. Dann rannte er zurück. Weit kam er nicht. Eine von Fellkleidung verschleierte Gestalt tauchte zwischen zwei Fässern auf und versperrte ihm den Weg. „Was ist das für ein Krach?“, beschwerte sich Arin und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
Du musst ihm gar nichts sagen, blitze es durch Jarnriks Verstand, soll er doch von Sirenen zerrissen werden, so ein Großmaul wie er hat eh nichts anderes verdient. Lass ihn doch sterben. Er würde mit dir das gleiche tun, wenn er könnte. „Sirenen“, keuchte der Skelliger entgegen seiner Gedanken „Sie greifen an. Halt den Kopf unten und lass dich nicht fressen!“ Der Händler erbleichte. Mit zittrigen Bewegungen wich er zurück. Der Rothaarige glaubte noch so etwas wie „Wir sind verloren!“ zu hören, als er an dem Mann vorbei stürmte.
Ein erneutes Kreischen ertönte. Es war viel zu nah. Instinktiv duckte sich der Bogenschütze. Es rettete ihm das Leben. Nur wenige Zentimeter über ihn schlugen lange Krallen in die Luft. Ein weiterer ohrenbetäubender Laut ertönte, dann gewann die geschuppte Bestie wieder an Höhe. Jarnrik ließ die Axt fallen. Schnappte sich seinen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Seine Finger waren steif gefroren, seine Bewegung hektisch und so ging der Schuss mehrere Meter daneben. Der junge Mann fluchte derb, während er versuchte die Flugbahn des Ungetümes mit seinen Blicken zu verfolgen. Es war vergebens. Der dichte Schneefall kam dem Monster zu gute, verbarg jede Spur seiner Anwesenheit. Jarnrik behielt den Bogen in der Hand und begann sich langsam im Kreis zu drehen, die Augen fest auf den Horizont gerichtet. Nur im Hintergrund bekam er mit wie sein Bruder sich neben ihn stellte, die Axt in Händen. „Alles in Ordnung“, vernahm er dessen tiefe Stimme. Er nickte nur kurz als Antwort. Irgendwo in der Ferne war erneut der Laut der Bestie zu vernehmen, gefolgt von einem weiterer Ruf einer anderen Sirene. Mehr Ungeheuer mischten sich in den Klangteppich ein, bis schließlich das ganze Meer vom auf und abschwellenden Kreischen der Wesen erfüllt zu sein schien. Der junge Skelliger fasste seinen Waffe fester, versuchte zu verhindern, dass sie ihm aus den kalten verschwitzten Händen glitt. Warum griffen die geflügelten Fischweiber nicht an?
Als er eine Veränderung am Horizont bemerkte, richtete er beinah automatisch seinen Bogen aus und zog die Sehne bis zum Mundwinkel an. Erst dann realisierte er, dass es sich nur um ein Felsmassiv handelte. Langsam ließ er die Waffe sinken, wandte sich, ohne seine Aufmerksamkeit zu reduzieren, seinem Bruder zu. Ein Blick genügte um sich zu verständigen, denn das Problem lag auf der Hand. Sie mussten das Boot abwenden, wen sie nicht auf unschöne Art und Weise Bekanntschaft mit dem Felsen machen wollten. Langsam wichen die beiden Gestalten zum Heck zurück, als der junge Mann erneut etwas Dunkles aus dem Augenwinkel wahrnahm.
Er drehte sich und zog instinktiv den Arm zurück. Der Rotschopf sah den Schuss nicht, der sich tief in die Brust des hässlichen Wesens bohrte. Er bemerkte nur, wie etwas abstürzte und von den tiefen des Meers verschlungen wurde. Doch damit war es nicht genug. Als hätten die Monster plötzlich Blut gewittert, näherten sich ihm zwei Sirenen in rasender Geschwindigkeit, ihre hässlichen schuppigen Arme ausgestreckt, um ihn zu zerfleischen. Zum zweiten Mal an diesem Tag konnte er sich nur durch gekonntes Ducken vor dem sicheren Tod retten. Doch scheinbar ließen sich diese Exemplare nicht so leicht abspeisen wie ihr Vorgänger. Jarnrik spürte, wie sich spitze Krallen in seinen Rücken bohrten, wie es an seinem Fleisch riss, um ihn hinauf in den Himmel zu tragen. Er schrie auf und versuchte, sich zu wehren. Doch er hatte den Bogen bei seinem Ausweichversuch fallen gelassen.
Die Sirene hatte ihn gerade einmal eine Handbreit von den sicheren Planken entfernen können, als ein hässliches Knirschen zu hören war, dann brach das Monster über ihm zusammen und begrub den Skelliger unter sich. Einen Moment lang war er wie betäubt, spürte nur das Gewicht des leblosen Körpers auf sich, roch den stechenden Geruch von verwesendem Fisch und Algen, der von dem schuppigen Körper ausging. Es raubte ihm den Atem. Er drehte sich, versuchte, die Arme unter seinem Körper hervor zu ziehen, und spürte dabei wie etwas warmes und feuchtes seine Kleidung tränkte. Bitte lass es nur das Blut der Sirene sein, schoss es durch seinen Verstand. Doch dies nachzuprüfen hatte er keine Möglichkeit. Er wand sich so gut er konnte, und nach einer gefühlten Ewigkeit bekam er endlich die Hände frei. Nun stemmte er seine Arme gegen den kalten Körper, schaffte es, den Leichnam gerade genug anzuheben um sich unter diesem hervor zu rollen. Schnell rappelte er sich auf, griff nach dem Bogen, den er bei seinem Ausweichversuch hatte fallen lassen, und richtete ihn erneut auf den Himmel, aber dort war nichts. Zumindest nicht in näherer Umgebung. Wenn er richtig zu sehen glaubte, herrschte auf der anderen Seite des Felsmassives rege Bewegung. Der junge Mann kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, um was es sich handelte, doch dies war von seinem Standpunkt aus unmöglich.
Er drehte sich um, versuchte einen Überblick über die Lage zu bekommen. Skalldar hatte mittlerweile das Ruder übernommen. Er riss es heftig herum um zu verhindern, dass sie den Felsen rammten.
Es würde knapp werden. Der Strand, der den Felsen umgab, war nur noch wenige Meter entfernt, und auch wenn das Boot bereits eine gehörige Schieflage angenommen hatte, war der Raum doch gering. Der Rotschopf rannte los. Hin zum Aufstieg der zum Steuer führte, zu seinem Bruder. Doch da erbebte bereits das Schiff. Es gab ein lautes Knirschen, als der Boden des Einmasters auf dem dunklen Kiesstrand aufsetzte. Ein heftiger Ruck ging durch die hölzerne Konstruktion, riss den jungen Skelliger von den Füßen und ließ ihn über die Reling ins eiskalte Wasser fallen.
Mittlerweile sind die Charaktere auf einer weiteren Insel gestrandet. Auf der ersten Insel, aus Kapitel 1 sind sie auf einen Hexer getroffen, der sie nun ebenfalls begleitet.
Kapitel 6: Wie man sich helfen lässt
Jarnrik erwachte von trappelnden Schritten auf Deck. Er fuhr reflexartig hoch, brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, und stieg dann, so schnell es eben ging, aus der Hängematte. War sein Bruder schon zurück? Wie lange hatte er überhaupt geschlafen? So schnell es im Halbschlaf eben ging, schlüpfte er in seine Schuhe und lief die Treppenstufen hinauf. Das Licht blendete ihn, das zweite Mal an diesem Tag, mit grausamer Gewalt. Der junge Mann hielt sich eine Hand vor die Augen und sah sich um. Das Schiff wirkte so leer wie eh und je. Erst auf den dritten Blick erkannte er den Aufruhr am Bug. Schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg dorthin.
Schnell konnte er seinen Bruder und den Hexer ausmachen, die bei Arin standen. Der Velener schien auf Skalldar einzureden, der mit gewohnter Ruhe auf den Wortschwall reagierte. Der Hexer stattdessen stand abseits. Er wirkte, als ginge ihn das alles nichts an. Seine gelben Augen waren das einzige Anzeichen, dass dies nicht komplett der Wahrheit entsprach. Sie wanderten unablässig hin und her als müssten sie einem unsichtbarem Feind folgen. Dieser Mann war wirklich gruselig.
Die Stimme von Arin verstummte abrupt, als Jarnrik ihn erreichte.
„Was ist passiert? Wisst ihr jetzt, wo wir sind?“
Skalldar nickte. „Wir sind auf Faroe. Ich habe mit den Bewohnern des Ortes in der Nähe gesprochen. Sie meinten, sie würden ein paar Ruderboote schicken und gucken, ob sie uns damit raus gezogen kriegen.“
Jarnrik nickte, das klang gut, sehr gut. Vor allem da es schien, als würde sich das Wetter erneut ändern. Kleine graue Wolken streckten sich über den Himmel und verdunkelten die Sonne.
Bitte lass es nicht erneut regnen, schneien, hageln, oder was du auch sonst planst vom Himmel herunterfallen zu lassen, schickte Jarnrik ein Stoßgebet an irgendeinen Heiligen, der ihm vielleicht zuhörte.
„Ich hoffe, sie haben dort ein Wirtshaus oder ähnliches, denn ich hätte wirklich nichts gegen ein weiches Bett.“, hörte er sich selbst sagen.
Skalldar schüttelte den Kopf „Ich habe nichts dergleichen gesehen. An sich scheint das Dorf sehr klein zu sein, da können wir von Glück reden, dass uns die Bewohner überhaupt so freundlich gesinnt sind.“
Jarnrik seufzte leise. Also würden sie wohl noch weitere Nächte auf dem Kahn verbringen müssen.
„Ist sonst noch irgendetwas interessantes während eurer Erkundung geschehen?“, fragte er.
„Nichts wirklich Bedeutsames, außer dass wir nass geworden sind und herausgefunden haben, dass diese Insel ein ziemliches Wolfsproblem zu haben scheint.“
Jarnrik zog die Brauen hoch, um ihm zu sagen, dass er fortfahren sollte.
„Nun ja, wir sind auf einige Kadaver von kleineren Tieren aufmerksam geworden, außerdem entdeckte der Hexer einige Wolfsspuren.“
„Das ist kein gutes Zeichen.“, antwortete Jarnrik. „Wenn sich die Bewohner nicht einmal um ein paar Wölfe kümmern können, dann ist hier irgendetwas faul. Wir sollten das Schiff möglichst schnell reparieren lassen und dann verschwinden.“
Skalldar nickte zustimmend.
„Ich habe da auch noch ein Wörtchen mitzureden!“, mischte sich Arin barsch ein. „Die Frage ist nämlich, wie wir die Reparatur des Schiffes bezahlen sollen.“
Skalldar und Jarnrik starrten den Händler perplex an. Ihre Blicke hielten so lange an, dass der kleine Mann schon begann, unruhig mit den Füßen zu scharren.
„Willst du damit sagen, dass du keine müde Krone an Bord hast?“, fragte Jarnrik, nachdem er seine Sprache wieder gefunden hatte.
„Naja also, ja“, stotterte Arin während er versuchte, seinen Blick irgendwie nur nicht auf Jarnrik, Skalldar oder den Hexer zu richten.
„Wie, im Namen aller Heiligen, hattest du dann vor, uns zu bezahlen?“, fragte der jüngere Skelliger. Seine Stimme war bedrohlich leise geworden.
„Ich hätte sicher noch etwas gefunden, um euch Barbaren abzuspeisen.“ Arins Stimme begann zu zittern. Die Hochnäsigkeit war aus seinem Gesicht gewichen und wurde von kalter Angst ersetzt. Er schluckte hart und sah in das hassverzerrte Gesicht des Rothaarigen Skelligers.
Heiße Wut rann durch Jarnriks Adern. Er hatte die ganzen Sticheleien, die Arroganz, dieses kleinen Mistkäfers ertragen, war davon ausgegangen, dass ein reicher Händler nun einmal so war und dass er bald mit einem guten Batzen Geld das Schiff verlassen konnte. Aber dieser Arsch hatte sie die ganze Zeit nur ausgenutzt. Er hatte nie vorgehabt, ihnen irgendetwas zu zahlen. Es reichte ihm.
Jarnrik schlug zu. Seine Faust landete in der hässlichen Fratze des Veleners, wenn auch nicht mit der Wucht, die er beabsichtigt hatte. Skalldar hatte ihn am Arm gepackt und riss ihn nun mit brutaler Wucht zurück. Doch triumphierend sah der er, wie Arin zu Boden ging.
„Das hast du nun davon, du Arschloch!“, brüllte der Rothaarige. „Dein Hochnäsiges Getue kannst du dir sonst wohin stecken. Du hast kein Recht, uns irgendetwas vorzuenthalten uns zu betrügen, denn wir sind stärker als du, besser als du. Es ist ohnehin ein Wunder, dass deine Mutter dich nicht schon als Kind den Ghulen vorgeworfen hat, so dumm und unfähig wie du bist. Du warst doch schon immer nicht mehr als eine Belastung für die Familie. Du unfähiger Drecksack!“
Jarnrik warf noch mit einigen wüsten Beschimpfungen um sich, während Skalldar ihn vom Schauplatz des Geschehens wegzerrte.
Arin allerdings blieb liegen, rollte sich wie ein kleines verletztes Tier zusammen und weinte still. Nicht über den Schmerz seines pulsierenden Gesichts, nein. Jarnrik hatte ihn nicht ansatzweise so hart getroffen, wie er das beabsichtigt hatte. Arin weinte, weil er wusste, dass das, was ihm der Skelliger hasserfüllt an den Kopf geworfen hatte, stimmte. Er weinte, weil er sich dafür hasste, dass es stimmte.
„Du hast es übertrieben.“, sagte Skalldar und sah seinen Bruder vorwurfsvoll an. Der Kleinere verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Er hat es nicht anders verdient.“
Skalldar raufte sich die Haare, ehe er fortfuhr. „Das ist kein Argument. Du kannst nicht einfach jemandem eine reinhauen, weil dir nicht passt, was er sagt.“
„Darum ging es doch gar nicht. Dieser Arsch hat es doch die ganze Zeit darauf angelegt, dass ihm jemand mal richtig die Fresse poliert. Diese ganzen Sticheleien und diese Wichtigtuerei. Für ihn sind wir doch nicht mehr Wert als der Dreck unter seinen Schuhen, und für so jemanden habe ich mein Leben riskiert.“ Jarnrik redete sich erneut in Rage, seine Stimme wurde schneller und er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg.
Sein Bruder legte ihm eine Pranke auf die Schulter. „Das ist alles immer noch dein Problem und nicht seines. Du bist hier, um einen Job für diesen Mann zu erledigen, und nicht, um dich mit ihm anzufreunden. Du siehst das alles viel zu sehr auf dich bezogen, immerhin hast du nicht dein Leben für ihn riskiert, sondern dich selbst gerettet, während er dies auch auf seine eigene Art getan hat.“
Skalldars Vortrag wurde von dem Geräusch schlagender Ruder unterbrochen. Jarnrik warf einen kurzen Blick über Bord und entdeckte zwei lange Ruderboote, die auf sie zu kamen. Wahrscheinlich der Trupp, den das Dorf geschickt hatte, um sie aus ihrer prekären Situation zu befreien.
Der junge Skelliger entwand sich dem Griff seines Bruders „Ich werde mich nicht entschuldigen für das, was ich getan habe, und ich bereue es auch nicht, aber falls dich das beruhigt, werde ich mich von dem Händler fernhalten.“, waren die letzten Worte, die er an seinen Blutsverwandten richtete, bevor er die Treppe hinunter stieg, um die Ruderer einzuweisen.
Es waren acht Männer mit drei Booten. Sie schienen alle recht freundlich zu sein und hörten aufmerksam zu, als Jarnrik ihnen die Lage erklärte. Sie hatten selbst Taue mit gebracht, die der Skelliger an der vorderen Reling befestigte. Hoffentlich würde der Zug ausreichen, um sie, von wo auch immer sie auflagen, zu lösen.
Sein Bruder lief ihm erneut über den Weg und Jarnrik fragte ihn, ob er das Steuer übernehmen könnte.
„Warum machst du das denn nicht?“, kam die Frage zurück.
Der Jüngere verzog das Gesicht „Nach Gestern habe ich wirklich keine Lust, noch einmal diesen Höllenkahn zu steuern.“
Jarnrik glaubte, ein schiefes Grinsen auf dem Gesicht seines Bruders zu sehen und ein gemurmeltes „Glaubst du, ich habe das?“zu hören. Doch trotz der scheinbaren Abneigung begab sich Skalldar zum Ruder.
Die Koordination der nächsten Schritte gestaltete sich schwieriger als gedacht. Auch wenn die Faroer ein eingespieltes Team waren, handelte es sich doch um ein etwas größeres Segelschiff, das einiges an Kraft benötigte, bevor es sich freisetzen ließ. Jarnrik sah, wie die Seile an der Reling sich festzogen und fürchtete einen Moment lang, dass sie eher reißen könnten, als dass sie frei kamen, doch dann ging ein Stöhnen durch das Holz des Schiffes, und mit einem Ruck trieben sie wieder auf dem Wasser.
Die Ruderboote schleppten sie den größten Teil der Strecke in den nächsten Hafen, da sie mit zerfetzten Segel und Tauen so gut wie keine Fahrt machten. Jarnrik starrte mit Sorge auf die kleine Ansammlung von windschiefen Häusern, die sich wie verängstigte Tiere an die Küste drückten. Dies sollte ein Hafen sein?
Bei so einem kleinen Ort schien es hier keine guten Möglichkeiten zu geben, ihr Schiff reparieren zu lassen, schon gar nicht ohne Geld. Der junge Mann begann an seiner Lippe zu kauen. Sollten sie es nicht schaffen, das Boot wieder hochseetauglich zu machen, saßen sie bis zum Frühjahr hier fest. Ziemlich düstere Aussichten.
Die fremden Männer befestigten ihr Segelschiff an einem der maroden Stege, die nicht sonderlich weit ins Wasser hinein reichten. Jarnrik löste die Seile von der Reling und bedankte sich bei den Männern, die sich freundlich verabschiedeten. Man sah ihnen die Anstrengung an den roten Gesichtern an. So ein Schiff zu ziehen, war wohl doch Kräfte zehrender, als nur auf Deck zu stehen und die Menschen dabei zu beobachten.
„Wisst ihr wo man einen Bootsbauer findet?“, rief Jarnrik den Männern noch hinterher. Einer von ihnen drehte sich um „Joar der wohnt im drittn Haus dort an der Küste, hat so'n komisches Netz aufm Dach, kannste nicht verpassen.“
Der junge Skelliger nickte und wollte sich erneut bedanken, doch da waren die Männer schon außer Hörweite. Jarnrik starrte einen Moment lang in die karge Landschaft. Nun ja, es war so besser, als irgendwo auf dem Wasser schlafen zu müssen, aber irgendwas an diesem Ort verunsicherte ihm. Es lag nicht an Ärmlichkeit, die offen zur Schau gestellt wurde. Es gab viele Orte auf Skellige, die arm waren, nein, es war die Stille, die Einsamkeit. Denn obwohl mehrere Reihen Häuser dicht an dicht standen, war kein Mensch draußen zu sehen. Nicht einmal Kinder spielten irgendwo im Schlamm oder alte Damen kümmerten sich um ihre Wäsche. Es war fast totenstill.
„Dieser Ort ist komisch.“, stellte eine Stimme hinter ihm fest. Es war Skalldar, der zu ihm gesprochen hatte.
„Erst die vielen Wolfsspuren und dann noch dieser unnatürlich Stille, wenn ich mich nicht irre, haben die Menschen vor irgendwas Angst.“, schlussfolgerte Jarnrik.
„Wir können nur hoffen, dass es, was auch immer es sein mag, uns nicht in die Quere kommt. Aber nun zu etwas anderem, du hast doch sicher in Erfahrung gebracht, wo der Bootsbauer wohnt?“
Jarnrik nickte.
„Gut, dann sollten wir jetzt dahin. Am besten nehmen wir auch Arin mit, immerhin ist es sein Schiff.“
Der jüngere Skelliger verzog das Gesicht, sagte aber nichts weiter, was Skalldar als schweigende Zustimmung deutete. Der Hüne entfernte sich von der Reling und begann mit der Suche nach dem blonden Mann. Lange musste er sich nicht umsehen. Der kleine Velener lehnte an der Kajüte unter dem Aufstieg. Sein Gesicht hatte am linken Jochbein einen deutlichen roten Abdruck, wo Jarnriks Faust ihn erwischt hatte. Auch schienen seine Augen rot und verklebt zu sein, hatte er etwa geweint?
„Arin, wir wollten den örtlichen Bootsbauer aufsuchen, damit er sich das Schiff ansieht. Du solltest mitkommen, immerhin ist es dein Eigentum.“
Der Händler zuckte vor Schreck zusammen als er angesprochen wurde. Für einen kurzen Moment glaubte Skalldar, Panik in dem Gesicht des Mannes aufblitzen zu sehen, die aber schnell einem verängstigtem Ausdruck wich. Der Mann starrte auf den Boden, als er ihm antwortete.
„Natürlich komme ich mit.“ Aus seiner Stimme war aller Hochmut gewichen. Stattdessen klang sie kalt, fast gleichgültig.
Skalldar runzelte die Stirn. Dieses Verhalten war so dermaßen abnormal, dass er begann, sich Sorgen zu machen. Es war klar gewesen, dass Arin sie nicht mehr von oben herab behandeln würde, nachdem Jarnrik ihm gezeigt hatte, was er davon hielt. Aber dass er so unterwürfig wurde, war ebenso wenig normal. Skalldar beschloss, die beiden Streithähne später noch einmal an einen Tisch zu setzen und dafür zu sorgen, dass sie sich aussprachen. Aber erst einmal sollten sie diesen Bootsbauer finden, bevor es dunkel wurde.
Beide Männer folgten ihm brav, als sie das Schiff verließen. Es gab keine weiteren Kabbeleien, nein, im Gegenteil. Arin war verdächtig still, schien sich von Jarnrik so weit wie möglich fernzuhalten, während dieser vor ihnen lief und ihnen den Weg zeigte.
Wenig später klopfte Skalldar an eine windschiefe Tür, die zu einem ebenso windschiefen, leicht baufälligen Haus gehörte, über dessen eine Seite des Daches ein Fischernetz gespannt war. Erst herrschte stille, dann hörte der Hüne ein leises Klappern, und schließlich öffnete sich die Tür einen Spalt breit und dunkle, unsichere Augen lugten hervor. „Was wollt ihr?“, verlangte eine Stimme zu wissen.
„Unser Schiff ist in einen Sturm geraten. Nun brauchen wir neue Tampen und Segel. Außerdem muss sich jemand Fachkundiges ansehen, ob die Masten und Schoten noch funktionsfähig sind.“
Die Tür wurde komplett aufgezogen und enthüllte einen kleinen bärtigen Mann in einfacher Kluft. Er beäugte die Neulinge kritisch ehe er antwortete: „Seit ihr die Gestrandeten?“
Skalldar nickte nur, wollte sich noch erklären, aber da fuhr der Mann schon fort.
„Türlisch kann isch mich um euer Schiff kümmern. Aber dafür lasst ihr es am besten ne Nacht hier stehen, schlaft nischt drauf, oder so. Dann kann isch mir die Schäden ansehen und geb euch dann morgen den Preis.“
Skalldar spürte einen Knoten in der Brust. Es fühlte sich nicht gut an, jemanden für sich Arbeiten zu lassen mit dem Wissen, dass man ihn nicht bezahlen konnte, aber im Moment blieb ihnen nichts anderes übrig. Sie konnten nur hoffen, dass der Schaden nur aus Segeln und Seilen bestand, denn dann hätten sie vielleicht die Möglichkeit, die Materialien mit Arbeit zu bezahlen. Der Hüne sah hilfesuchend zu seinen Gefährten. Arin war keine große Hilfe. Im Gegenteil, er schien sich eher noch kleiner zu machen, als er ohnehin war.
Nur Jarnrik ergriff das Wort. „Wisst Ihr, bei wem wir so lange unterkommen können, wie Ihr Euch um das Schiff kümmert?“
Der Bärtige schien einen Moment zu überlegen. „Da gibt’s en Mädel, den Weg hoch in ner großen Hütte, mit ganz vielen Blumen drum rum. Die nimmt euch sicher bei sich auf.“, antwortete er mit einem Gesichtsausdruck, den Jarnrik nicht zu deuten wusste.
„Dann bis Morgen.“, verabschiedete er sich trotzdem freundlich und hörte nur noch, wie hinter ihnen schnell die Tür zugezogen wurde.
Kapitel 7: Wie man sich betrinkt
„Sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Arin vorsichtig. Jarnrik drehte sich mit einem leicht verwirrten Ausdruck im Gesicht zu ihm um. Waren das nicht genau die gleichen Worte, die er an den Velener gerichtet hatte, bevor das ganze den Bach runter ging?
Der Händler sah beschämt, zur Seite, als er Jarnriks Blick auf sich bemerkte. „Ich meine ja nur.“, murmelte er leise.
Damit hatte er allerdings recht. Das Haus, vor dem sie standen, sah mehr als nur verfallen aus. Es glich einer riesigen Ruine. Das Dach war in Teilen eingesackt, die Holzwände schienen morsch zu sein, und die Tür hing schief in den Angeln. Wären nicht überall um das Haus herum Kräuter und Blumen angepflanzt, die nicht aussahen, als gehören sie hier her, hätte man denken können, dies wäre nur eine Ruine und der Bootsbauer hätte sie betrogen.
„Na, Jemand Lust zu klopfen? Wenn wir Pech haben, lebt da drin irgendein Geist oder eine Verfluchte, obwohl, dafür hätten wir ja einen Fachmann anwesend.“, versuchte Jarnrik, mit Blick auf den Hexer, seine Nervosität zu überspielen. Dieser Ort war ihm beim besten Willen nicht geheuer, und wer an so einem Ort wohnte, war es noch weniger.
„Dort drinnen ist nur eine menschliche Frau“, stellte der Hexer ungerührt fest. Er hatte seine Stoffkleidung wieder gegen die Lederne Rüstung getauscht und trug nun zwei Schwerter auf dem Rücken. Jarnrik war sich nicht sicher, ob er sie schon besessen hatte, als sie sich das erste Mal auf dem Eiland begegnet waren. Er hatte damals anderes zu tun gehabt, als das Outfit des Hexers zu bewundern.
„Das ist sehr beruhigend.“, murrte der Skelliger und stellte sich vor die Tür. Als er seine Faust gegen das Holz schlug, fürchtete er für einen Moment, die marode Tür könne zerbrechen, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen hörte er, wie sich etwas im Inneren rührte. Der Skelliger trat vorsichtshalber einen Schritt zurück.
Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen und Jarnrik starrte auf ein ziemlich tiefes Dekolletee. Die nicht geraden kleinen Brüste waren deutlich unter dem schweren Stoff zu erahnen, schienen ihn gar zu spannen. Weiter kam Jarnrik in seiner Beobachtung nicht, den jemand verpasste ihm einen Schlag an den Kopf.
„Au“, kam es gleichzeitig von ihm und Arin, dem das gleiche Schicksal widerfahren war.
Er rieb sich den Kopf, drehte sich um und sah seinen Bruder mit einem Gesichtsausdruck, der sagte „Wenn ihr das erste mal eine Frau seht, glotzt ihr gefälligst nicht auf die Brüste.“
Jarnrik widmete seine Aufmerksamkeit wieder ihrer neuen Bekanntschaft . Sie war klein, fast noch kleiner als Arin, hatte abnormal grüne Augen, die ein wahnsinniger Ausdruck zeichnete, und war eher kompakt als schlank gebaut, obwohl die spitzen Ohren, die aus ihrem unsauber geschnittenen braunen Haaren stachen, eigentlich etwas anderes hätten vermuten lassen.
Alles in allem bildete die Frau in Männerkleidung ein unharmonisches Bild. Auch wenn man nicht hätte sagen können, dass sie hässlich war. Dafür war das weibliche an ihr doch zu deutlich zu erkennen.
Jarnrik räusperte sich, was dafür sorgte, dass die grünen Augen auf ihm verharrten. „Man sagte uns, dass wir hier einen Unterschlupf für die Nacht finden könnten.“, begann er vorsichtig.
„Ach, ihr seit echt?“, fragte die Frau und drehte dabei ihren Kopf wie eine Eule zur Seite. „Dass der vatt'ghern kommt, war mir bewusst. Aber warum er Geister mitbringt... Nun, er wird schon seine Gründe haben.“
„Wir sind keine Geister,“, versuchte Jarnrik vorsichtig zu widersprechen, doch die Elfe reagierte nicht auf ihn.
„Ihr seit natürlich willkommen, kommt rein, kommt rein. Soll doch niemand sagen, dass ich unhöflich bin, nicht einmal zu Geistern, obwohl, dieser eine Verfluchte damals...“, murmelte sie leiser, während sie im Inneren der Hütte verschwand. Die drei Männer sahen sich verwirrt an. Sie waren sich nicht sicher, wie sie mit der jungen Frau umgehen sollte.
„Die hat doch ne Schraube locker.“, stellte Arin schließlich fest.
„Mehr als nur eine.“, stimmte Jarnrik ihm zu und wunderte sich im gleichen Atemzug, dass er mit diesem Mann einer Meinung war. Er hätte nie gedacht, dass dieser Tag jemals kommen würde.
„Zumindest scheint sie nicht unfreundlich zu sein, und wenn ihr nicht gerade Lust habt, unter freiem Himmel zu schlafen, würde ich vorschlagen, wir nehmen ihr Angebot an.“, meinte Skalldar.
Jarnrik zweifelte immer noch daran, ob es eine gute Idee war, bei dieser Frau zu bleiben. Er traute ihr nicht. Andererseits waren sie drei, nein, eher zwei bewaffnete Männer und ein Hexer. Die Frau musste schon sehr obskure Sachen auspacken, um gegen sie ankommen zu können.
Also folgte er seinem Bruder, der den Kopf hatte einziehen müssen, um durch die Tür zu kommen. Das erste, was dem jungen Skelliger entgegenschlug, war der starke Geruch nach Kräutern. Er sah nach oben und bemerkte, dass die ganze Decke mit kleinen Bündeln von Pflanzen bedeckt war. Er erkannte Schöllkraut und Arenaria, aber die meisten anderen Gewächse waren ihm unbekannt. Die zweite Überraschung, die er erlebte, war, dass es im inneren des Hauses sehr sauber war. Alles wichtige war in unzähligen kleinen Schränken verstaut. Es gab eine kleine saubere Kochnische und eine Schlafecke, die mit Matten und Decken vollgestopft war.
„Ich bin übrigens ein Zebra.“, stellte sich die Elfe freundlich vor.
Jarnrik kam der Begriff Zebra wage bekannt vor, aber die Art, wie sie sich vorstellte, war mehr als seltsam.
„Ist Zebra nicht ein Tier, das in den wärmeren Regionen lebt? Das sieht doch ein bisschen so aus wie ein Pferd mit Streifen.“, sagte Arin.
Die Fremde schüttelte den Kopf, sodass ihre hellen Haare durch die Luft wirbelten. „Ich bin ein Zebra.“
Niemand versuchte ihr zu widersprechen, stattdessen kehrte eine unangenehme Stille ein. Die Männer starrten sich befangen an und Zebra begann in irgendwelchen Schränken zu kramen. Etwas klirrte, dann zog sie ein kleines Fläschchen hervor und drückte es Jarnrik in die Hand.
„Trink das.“, sagte sie und starrte ihm dabei ernst in die Augen. Ihre grünen Iriden waren wirklich unheimlich.
„Dankeschön.“, antwortete er und wog das Gefäß in den Händen, etwas schwappte im Inneren gegen die Gefäßwand.
„Jetzt trinken.“ Ihre Pupillen schienen sich in ihn zu bohren. Peinlich berührt sah der junge Mann sich um, hoffte auf Unterstützung von irgendeinem seiner Begleiter, aber nicht einmal Skalldar machte den Eindruck, als würde er ihm helfen wollen. Also ergab er sich seinem Schicksal. Wenn diese Frau ihn vergiften sollte, konnte er zumindest seine Begleiter als Geist heimsuchen und ihnen vorwerfen, dass sie nichts getan hatten, um ihn zu retten.
Jarnrik entkorkte die Flasche und schüttete das Zeug in einem Zug herunter. Es schmeckte widerlich, bitter, brennend und leicht nach Kräutern. Es trieb ihm die Tränen in die Augen und er begann zu husten.
„Gut, und nun vatt`ghern, geht euch rasieren und die Haare schneiden, ihr seht schrecklich aus. So kann ich euch ihnen nicht vorstellen. Also los. Hinter dem Haus ist eine Wasserschale, und ein Messer habt ihr ja selber.“
Es war das erste Mal, dass Jarnrik in dem Gesicht des Hexers etwas anderes als Desinteresse oder Abwesenheit sah. Er schien ehrlich überrascht darüber zu sein, angesprochen zu werden, und dann auch noch auf diese Art und Weise.
„Na los, los. Ich spreche doch keine ältere Sprache.“ Mit diesen Worten scheuchte sie ihn aus dem Haus.
Zurück blieben drei sehr verwirrte Männer, die sich im großen und ganzen nicht sicher waren, was sie tun sollten. Normalerweise hätten sie rebelliert, allein schon aus dem Grund, dass ein Weib sie wie aufgeschreckte Hühner von A nach B scheuchte und ihnen sagte, was sie zu tun hatten. Allerdings wollte auch niemand von ihnen riskieren, dass sie draußen übernachten mussten, weil die Hausherrin sie hochkant herausschmiss. Also warteten sie ruhig und leise und hofften, nicht von ihr bemerkt zu werden.
Tatsächlich wandte sich die Frau von ihnen ab und begann irgendwo in einem der Schränke herum zu kramen. Jarnrik erlaubte sich wieder zu atmen.
Dann sah er die anderen beiden fragend an. Ihre Gesichter zeigten den gleichen Ausdruck. Scheinbar wurden sie aus diesem Weib genauso wenig schlau wie er. Was vermutlich daran lag, dass sie mehr als nur ein paar Schrauben locker hatte. Andererseits schien sie nicht feindlich zu sein.
Die Frau trat wieder in ihr Sichtfeld. Jarnrik erstarrte und drückte sich instinktiv tiefer in die Ecke. Er hatte keine Lust, erneut irgendein Höllengebräu aufgeschwatzt zu kriegen. Die Elfe kam tatsächlich mit einer Flasche in der Hand zurück, drückte sie aber wortlos Arin in die Hand und verschwand wieder in irgendwelchen Ecken ihres Hauses. Erneut wurden verwunderte Blicke getauscht, dann schraubte der Hellhaarige vorsichtig das Gefäß auf und schnupperte.
„Das ist Schnaps.“, stellte der Händler gleichermaßen überrascht wie fröhlich fest.
Bald scharten sich die drei Männer um einen Kamin am Rand des halb zerstörten Hauses. Denn es war kalt geworden und langsam begann es im Raum dunkler zu werden. Sie reichten die Flasche herum, die wahrhaftig sehr schmackhaften Kräuterschnaps enthielt, und starrten wortlos in die Flammen.
Wenig später erschien auch der Hexer. Ohne Bart und verfilzte Haare sah er noch jünger aus. Jarnrik begann sich zu fragen, ob er überhaupt schon die 20 Jahre auf dem Buckel hatte, die er ihm zugetraut hatte, oder ob er nicht noch weniger Winter zählte.
Er setzte sich zu den anderen vor den Kamin. Das Licht strahlte sein Gesicht an und zeigte einige Narben, die unter dem langen Haar verborgen gewesen waren. Seine Wange zierte ein heller Strich, bis hinunter zum Kinn, und an seiner Schläfe befand sich eine wulstige Narbe. Zusammen mit der frischen Wunde, die er sich erst gestern zugezogen hatte, machte er genau den Eindruck, der von einem Hexer erwartet wurde, gefährlich und kampferfahren. Wäre er nur nicht so verdammt jung gewesen.
Jarnrik reichte die Schnapsflasche an ihn weiter, nachdem er sich selbst einen ordentlichen Schluck gegönnt hatte. Das Zeug schien recht stark zu sein, er bemerkte schon, wie es ihm zu Kopfe stieg. Hoffentlich wurde er jetzt nicht redselig. Jarnrik wusste nämlich aus verlässlichen Quellen, dass er die reinste Tratschtante wurde, wenn er einen über den Durst trank.
Doch es war nicht der rothaarige Skelliger, der als erster das Wort an sich riss, sondern Arin.
„Schon seltsam. Jetzt sitze ich hier mit einer Gruppe, die ich nicht kenne, in einem verfallenem Haus, bei einer Irren.“ Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche. „Hätt nicht gedacht, dass dies das Ergebnis meiner Reise ist, als ich Novigrad verlassen habe.“
„Bist du nicht Velener?“, fragte Jarnrik.
„Ja, aber der Hauptsitz des Betriebs meines Vaters liegt in Novigrad, wo denn auch sonst?“ Ein heiseres Lachen entkam seiner Kehle, das keiner der Anderen so richtig deuten konnte. Die Flasche wechselte noch dreimal den Besitzer, ehe er wieder zu sprechen begann.
„Ich hätte niemals dieses Boot betreten sollen.“, murrte er leise vor sich hin.
„Warum den nicht?“, fragte Jarnrik. Der Alkohol war ihm mittlerweile deutlich zu Kopf gestiegen, sodass seine Worte nur noch verwaschen seinen Mund verließen „Sieh doch, hättest du das nicht getan, dann wärst du all den netten Leuten hier niemals begegnet.“
„Aber ich kann gar kein Schiff fahren. Ich wollte es auch nie.“, erwiderte der Händler. Unter seinen Augen zeigte sich langsam aber sicher ein rötlicher Schimmer.
„Das haben wir aber alle noch nicht gemerkt, das musst du echt gut verstecken können.“, spottete Jarnrik. Der Kleinere ging nicht darauf ein.
„Weißt du, eigentlich wollte ich Maler werden. Malen, das kann ich. Ich war im Unterricht bei einigen hohen Gelehrten und die meinten, meine Bilder hätten echt Potenzial. Doch dann verschwand mein Bruder. Mein Vater hatte immer alles auf ihn gesetzt. Er sollte irgendwann einmal das große Imperium der Lothgars übernehmen. Er hat ihn von der Pike auf mit der Arbeit vertraut gemacht. Mein Bruder, der konnte alles, wirklich alles. Doch dann sollte er ein Schiff mit Stoffen nach Nazair bringen und... Puff.“ Arin machte eine vielsagende Geste mit der Hand. „Schiff weg, Stoffe weg, Bruder weg, alles einfach so. Dann musste ich ran. Der missratene Sohn. So ein Imperium braucht ja immer ein Regenten, und mein Vater, der ist langsam zu alt für so was. Der kann das ganze Rumgeplansche auf dem Wasser nicht mehr ab.“ Arin starrte in das leuchtende Rot.
„Ja, Väter sind schon was Tolles.“, griff Jarnrik das Thema wieder auf. „Meiner war ein Trinker, ein Hurenbock und ein Schläger.“
„Sei leise, du bist betrunken.“, sagte Skalldar, doch seine Stimme war bei diesen Worten nicht so ruhig wie sonst. Nein, er klang erregt, vielleicht sogar wütend.
„Willst du es etwa abstreiten?“, lallte Jarnrik. „Es war doch so. Er schlug dich, er schlug mich und er schlug Mutter. Er versoff alles, was wir oder sie mühsam nach Hause brachten. Es ist gut, dass er nun unter der Erde liegt, obwohl der Tod für ihn eigentlich noch zu gnädig ist.“
„Jarnrik!“ Skalldars Stimme war schärfer geworden. „Die anderen interessiert das nicht, sei bitte still.“, fügte er mit weicherem Klang hinzu.
„Also, ich find das nicht schlimm. Er kann doch erzählen.“, sagte Arin.
Skalldar schenkte ihm einen vernichtenden Blick, der wahrscheinlich sogar einen Schwarm Sirenen zum Verstummen gebracht hätte. Daraufhin kehrte erneut Stille ein.
„Weißt du, Hexer.“, sagte schließlich Jarnrik. Es war schon reichlich spät und der Schnaps neigte sich langsam zum Ende. „Wie heißt du eigentlich? Hexer kann doch nicht dein Name sein, oder nummeriert man euch durch, um euch zu unterscheiden? Sicher nicht!“ Er hickste leise und starrte dann den Fremden mit den Katzenaugen neugierig an. Die Flammen warfen helle Schatten auf sein Gesicht und ließen ihn noch mysteriöser aussehen als sonst. Eine ganze Zeit lang geschah nichts, und die Gruppe hatte sich schon damit abgefunden, keine Antwort mehr zu bekommen, als den Lippen des Hexers doch ein Wort entwich.
„Kian“, sprach er zwischen dem Knacken zweier Holzscheite.
„Das kann doch nicht alles sein.“, erwiderte Jarnrik. „Niemand heißt nur Kian, der da zum Beispiel“, er zeigte auf Arin, „ist ein Lothgar, und ich und Skalldar sind an Craites. Du musst doch irgendeinen Stamm haben. Irgendwas.“ Er wedelte wild mit den Händen und hörte erst damit auf, als man ihm erneut die Schnapsflasche reichte.
„ad Kovir“, sprach der Mutant und starrte dabei geistesabwesend ins Feuer. In seinen dunklen geschlitzten Pupillen schienen sich die Flammen zu spiegeln, oder vielleicht waren es auch nur die Flammen, die ihn selbst heimsuchten.
„Kian ad Kovir, also. Ein schöner Name.“, hickste Jarnrik. Den Schluckauf wurde er den ganzen Rest des Abend nicht mehr los.
Danke für alle, die bis hier her gekommen sind und ich freue mich auf jede Kritik.
Mit freundlichen Grüßen,
TheDemon
Die Kurzbeschreibung lautet:
Vier Männer, die einander mehr oder minder fremd sind, stranden auf einer Insel und sehen sich mit der Aufgabe konfrontiert einen Drachen zu töten. Unterstützung bekommen sie dabei nur von einem verwirrtem Zebra.
Fragen an euch
Weckt die Beschreibung das Interesse? Passt der Titel zur Geschichte? Würdet ihr die Geschichte, wenn ihr Titel und Kurzbeschreibung seht lesen?
Huhu du. ^-^
Ich habe endlich Zeit gefunden, um mir deine Textauszüge mal anzusehen und werde dir mal deine Fragen beantworten. Denk bitte daran, dass einige Punkte sehr subjektiv zu bewerten sind und von anderen Leuten durchaus anders aufgefasst werden können. :)
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Fragen:
- Charaktere
1. Sind die Handlungen der Charaktere nachvollziehbar?
Von meinem Standpunkt aus ja, ich kann das natürlich nicht für den ganzen Text sagen, da ich nur diese Ausschnitte kenne, doch sie verhalten sich relativ authentisch.
2. Sind die Charaktere dreidimensional oder wirken sie auf einen Charakterzug reduziert?
Sie sind nicht ganz so dreidimensional, wie sie es sein könnten. Du arbeitest die Gefühle gut raus, aber mir ist aufgefallen, dass du ihre Sinne nicht genug einbeziehst. Meine Lektorin hat mir mal gesagt, dass ich mir die Situation beim Schreiben vorstellen soll. In deinem Falle wäre es beim ersten Kapitel als vielleicht "stürmischer Wind, der kühl über den schweißnassen Nacken streicht", "Eiskristalle auf dem Mantel, die bei jeder Bewegung knirschen", "das Tosen der aufschäumenden See, welche gegen das Schiff knallen" oder "der salzige Geschmack auf den Lippen". Also.. beziehe mehr hören, sehen, fühlen, riechen und schmecken ein.
3. Ergeben die Handlungen zwischen den Charakteren Sinn oder wirken sie unangemessen?
Auch diesen Punkt kann ich positiv beantworten. Seine Charaktere wirken in ihren Taten authentisch und durchaus nachvollziehbar.
4. Ist die Charakterentwicklung von Arin gut getroffen?
Hierzu kann ich nicht viel sagen, wenn man sich Kapitel eins und sieben ansieht, wirkt es, als würde er etwas selbstbewusster werden und eine Spur weit abhärten. Ich würde also sagen, dass du dieses Detail gut eingefügt hast.
5. Wirkt er im späteren Verlauf symphatischer?
Das auf jeden Fall. Am Anfang in Kapitel eins mochte ich ihn nicht besonders, aber seine Art gefällt mir im siebten Part besser.
- Spannung:
1. Wird Spannung aufgebaut?
Ja, das gefällt mir besonders im ersten Kapitel sehr gut. Ich denke allerdings, dass du dies mit meinen Anmerkungen bei der zweiten Frage vom Punkt Charaktere noch etwas steigern könntes. Vielleicht zittern seine Hände vor Mühe die Bogensehne zu spannen oder ihm läuft geschmolzener Schnee über das Gesicht.
2. Sind die Kapitel zu lang gezogen oder wirken Handlungen unnötig?
Das würde ich überhaupt nicht sagen. In den Ausschnitten wirken die Szenen genau passend und sind angenehm zu lesen. Gerade dieses Bildliche macht einen angenehmen Lesefluss aus.
- Atmosphäre/Umgebung
1. Gibt es Punkte die ich zu oft betone?
Nein, ich denke nicht. Um das aber vollständig zu beantworten, müsste ich die ganze Geschichte lesen und nicht nur diese Ausschnitte. Hier ist es allerdings nicht der Fall. Das mit den Haarfarben kann man ruhig machen, es gibt den Charakteren einen Wiedererkennungswert, pass eben nur auf, dass du variierst und nicht nur diese Beschreibung benutzt.
2. Habe ich weitere solcher Beschreibungen die immer wieder auftauchen?
Die Augen scheinen es dir angetan zu haben, außerdem du scheinst den Tonfall sehr zu lieben, denn diese Beschreibung taucht bei Gesprächen immer wieder auf.
3. Wirkt die Umgebung gut beschrieben?
Ja, obwohl du auch ihr mehr dreidimensionalität verpassen solltest. Rauschende Wellen, knisterndes Feuer... Solche Dinge eben.
4. Gibt es eine gute vorstellbare Atmosphäre?
Sie ist ausbaubar. Versuch die Anmerkungen von 3tens zu realisieren, dann sollte sich das ändern.
- Allgemein
1. Ist es in Ordnung in die Geschichte hereingeworfen zu werden, oder wünscht man sich mehr Vorwissen?
Ich finde es ganz gut, dass man direkt mit einer solchen Stelle startet. Das bindet den Leser an die Geschichte. Beachte allerdings: Wenn man mit soviel Spannung startet, sollte man sie in den kommenden Kapiteln auch miteinbauen, sonst wird es auf Dauer langweilig. Denk dabei an den berüchtigten Spannungsbogen, welcher nicht direkt am Anfang stehen und dann direkt "abfallen" sollte.
2. Stören die Fachbegriffe zum Thema Segeln?
Ein wenig, zumal ich fast keine Ahnung von diesem Thema habe. Das kannst du allerdings umgehen, indem du im nächsten Satz einfach den gleichen Begriff umschrieben einbaust. In Satz eins beispielsweise Heck und im folge Satz dann etwas wie "Die Planken auf der hinteren Seite des Schiffes waren...". Dies wäre eine Möglichkeit... Oder du fügst vor dem ersten Kapitel einen Link zu einer Seite ein, wo es genau steht und verweißt darauf, dass dieses Wissen für die Geschichte wichtig sein könnte.
3. Wenn sich jemand mit dem Thema auskennt, sind dort Fehler vorzufinden?
Diesen Punkt lasse ich mal aus, zwecks mangelndem Fachwissen.
4. Wirkt der Humor gut gewählt oder ist er eher störend?
Der Humor ist klasse, vorallem die Sache mit der Karte im ersten Kapitel war super und hat mich zum Lächeln gebracht, als ich daran dachte, dass es mir ähnlich passieren würde. Man kann sich also gut mit dem Humor identifizieren.
5. Wie wirkt das "Gesamtpaket"?
Alles in allem ist die Geschichte gut geschrieben und durchaus einer Verfolgung wert. Wenn du dir die Punkte ansiehst, welche ich oben aufgelistet habe, sollte es vielleicht sogar noch besser werden. Vorallem die Dreisimensionalität von Charakteren und Umgebung solltest du dir nochmal zu Herzen nehmen.
-Kurzbeschreibung/Titel
1. Weckt die Beschreibung das Interesse?
Da ich selbst im Witcher Bereich lese, kann ich dir diese Frage aus meiner Sicht mit einem eher nein beantworten. Ich habe die Geschichte deshalb nämlich linksliegen lassen. Deine Geschichte ist großartig, diese Kurzbeschreibung wirkt dagegen eher unnötig witzig und etwas kindisch. (Übrigens "einem verwirrten Zebra" niemals zwei m hintereinander bei Artikel und Adjektiv. ^-^ Dieser grammatikalische Fehler hat mich auch abgeschreckt, weil man dann immer vom Schlimmsten ausgeht und eine grauenhafte Grammatik erwartet. Lass Kurzbeschreibungen immer direkt von der Betaleserin mitkorrigieren.)
2. Passt der Titel zur Geschichte?
Wenn ich von den Ausschnitten ausgehen, nein. Dort wird nirgens auch nur der Drache erwähnt und du gehst eher auf die Verbindung zwischen den Charakteren ein. Die Titel der Kapitel gefallen mir dagegen mit ihrem wiederkehrenden Muster sehr gut.
3. Würdet ihr die Geschichte, wenn ihr Titel und Kurzbeschreibung seht lesen?
Wie in Frage eins bereits beantwortet, lautet die Antwort hierzu nein. Sie wirkt durch diese beiden Punkte wie eine ziemlich gewöhnliche 08/15 Geschichte die in sich keinen Sinn macht.
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Das hat nun über eine Stunde gedauert und ich hoffe, dass ich all deine Punkte bedacht habe. Solltest du noch Fragen oder Anmerkungen haben, tu dir keinen Zwang an.
Hab einen zauberhaften Tag.
Gruß Lissa
~ Stolzes Mitglied des Ordens des barmherzigen Fuchses. ♥
Ich werde deine Kritik annehmen und nocheinmal den Text überarbeiten. Es ist lustig das du ansprichst, dass ich zu wenig Beschreibungen einfüge, in den letzten Geschichten, die ich geschrieben habe waren es nämlich eher zu viel und ich habe dann irgendwann in den ganzem Gewirr den Faden verloren. Deswegen wollte ich mich in dieser mehr auf das wesentliche konzentrieren. Aber wenn dies zu Lasten des Leseerlebnisses geht, werde ich natürlich nochmal über meine Geschichte drüber gucken, wo man nicht doch noch etwas ändern könnte.
Auch wegen den ganzen Fachbegriffen zum Thema Segeln, werde ich mich nocheinmal ransetzen und gucken ob ich dort noch für größere Verständlichkeit sorgen kann.
Mein drittes Problem ist allerdings die Kurzbeschreibung, bei der ich keine Ahnung habe was ich aus ihr machen soll. Das mit dem Drachen töten ist praktisch einer der letzten Schritte. Und taucht erst am Ende der Geschichte auf, aber da dies auch im Titel auftaucht, wollte ich es eigentlich auch in der Kurzbeschreibung haben. Auch war das mit dem "verwirrten Zebra" eine Anspielung auf den dritten Band der Geralt Bücher in denen es in der Kurzbeschreibung heißt "Ein verirrtes Einhorn ist ihr einziger Gefährte" und in meiner FanFiktion gibt es ja schon ein verwirrtes Zebra.
Andererseits kann ich deine Bedenken nachvollziehen, weiß aber auch nicht wie ich es besser machen könnte. Deswegen wünsche ich mir dahingehend vielleicht noch ein paar Tipps was ich verbessern könnte oder wie eine passendere Kurzbeschreibung aussehen könnte.
Dir ist aufgefallen das ich die Augen und die Stimmlage oft betone, ist dies störend? Oder einfach nur eine Marotte des Autors die man hinnehmen kann?
Erstmal ein ganz großes Danke, dass du dir die Zeit genommen hast diese Ausschnitte zu bewerten. Es hat mir sehr weiter geholfen, deine Kritik zu lesen. Ich werde versuchen so viele der angesprochenen Aspekte wie ich kann umzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen,
TheDemon
Hm.. die Kurzbeschreibung...
Ich weiß, welche Anspielung du dort eingebaut hast, aber im Gegenteil zu deinem "Zebra" spielt das Einhorn bei The Witcher einfach eine wichtige Rolle. Jeder Witcher-Fan kennt beispielsweise die nette Kombination aus Hexer, Zauberin und Einhorn.. :D
Die Kurzbeschreibung sollte vielleicht die Stimmung der Geschichte mehr aufgreifen... Ich kann dir da nicht sonderlich gut helfen, weil es mir selbst nicht gut liegt. Welchen Schritt ich dir aber in diesem Bezug wärmstens ans Herz legen möchte, ist die Suche nach einem speziellen Kritiker oder einem Betaleser (falls du etwas in der Art noch nicht hast). Die sind dann mehr in der Materie drin und können dir besser helfen, weil sie den gesamten Text kennen und ich nur ein paar Ausschnitte. Kritiker findest du in diesem Thread: *Klick* Ich helfe meinen Autoren da auch immer, wenn ich eine Geschichte betalese. :)
Ansonsten ist hier auch nochmal ein spezieller Thread für Kurzbeschreibungen: *Klick*
Die Betonung ist übrigens nicht störend, du hattest nur gefragt, ob es Dinge gibt, die du häufig hervorhebst. ^-^
Hab einen zauberhaften Abend.
Gruß Lussa
~ Stolzes Mitglied des Ordens des barmherzigen Fuchses. ♥
|Charaktere|
Sind die Handlungen der Charaktere nachvollziehbar? Sind die Charaktere dreidimensional oder wirken sie auf einen Charakterzug reduziert? Ergeben die Handlungen zwischen den Charakteren Sinn oder wirken sie unangemessen?
Ich find die Handlung der Charaktere durchaus nachvollziehbar, auch wenn ich Arins Motivation nicht vollends begriffen habe. Aber er scheint nicht einfach nur ein gieriger Kaufmann zu sein, sondern auch dieser Charakter hat seinen Hintergrund. Aber warum er am Anfang so ekelig war, erschließt sich mir nicht zu 100%. Meine Vermutung war aber, dass er seine Unsicherheit hinter dem authoritären Gehabe verstecken wollte und er dabei grandios über das Ziel hinausgeschossen ist.
Jarkrin und Skallgar, in die zwei bekommt man gute Einblicke. Obwohl man von ihrem Hintergrund sogar noch weniger mitbekommt. Nur das, was Jarnrik im Suff rausrutsch.
Aber dennoch habe ich eine Frage: Wie ist es im deinen Erzähler bestellt? Ich gebe zu, mich etwas schwergetan zu haben, mich einzufinden, da sich die Geschichte zunächst sehr personal las, letztlich aber mehr auktoriale Züge aufwies, da jeder Charakter mal sein Innerstes offenbart hat. Anfänglich dachte ich, es ginge nur um Jarkrin.
Was mir jedenfalls sehr gut gefallen hat, war, aus Sicht der beiden die Motive für ihr Handeln. Weshalb sie Arin anfänglich folgen, ihren Ärger unterdrücken und warum die Situation letztlich doch eskaliert. Das wirkte sehr menschlich.
Ist die Charakterentwicklung von Arin gut getroffen? Wirkt er im späteren Verlauf symphatischer?
Ja, nach hinten hin wird er sympatischer, weil man mehr Einblicke in den Charakter bekommt und eben mehr von seinen Beweggründen offenbart werden. Das macht ihn jetzt nicht unglaublich sympatisch, aber er ist nicht mehr der nutzlose Kotzbrocken *hust* vom Anfang. Also, eigentlich schon noch ein bisschen, aber man nimmt ihn anders wahr.
|Spannung|
Wird Spannung aufgebaut?
Ich gebe zu, an dem Punkt war ich doch etwas erstaunt. Du sagtest, die Geschichte sei jetzt nicht so actiongeladen, andererseits haben wir hier einen Angriff von Sirenen auf ein kleines Segelschiff in der Brandung von gefährlichen Klippen. Was bezeichnest du sonst so als Action?
Was ich an solchen Szenen immer unglaublich schwer finde, ist, sie knapp genug zu halten, um der Schnelligkeit der Ereignisse gerecht zu werden, aber auch detailiert genug zu beschreiben, dass der Leser sich ein Bild machen kann. Letzteres gelingt dir sehr gut, aber meiner Meinung nach solltest du gerade solche Szenen noch mehr straffen. Entferne Füllwörter (nur, schließlich, dann etc.) aus solchen Passagen und jeden unnötigen Satz. Formulier kurz und klar. Jede Negierung, jede Kopplung von Hauptsätzen mittels Und zieht den Text in die Länge und damit die Erzählzeit, die hier im besten Fall gleich der erzählten Zeit ist. Bedenke, dass auch deine Charaktere in der Situation vermutlich nicht viel für Ausschmückungen übrig haben. Arbeite da noch mehr die Gefährlichkeit und Bedrohlichkeit der Situation heraus, um deutlich zu machen, dass es hier echt um das Leben der drei Segler geht. Gerade solche Andeutungen wie "Es war vergebens." woraufhin du dann anschließend die Folgen beschreibst, nimmt das Tempo aus der Situation, da du nicht chronologisch vorgehst, sondern in den Ereignissen springst - nicht 1, 2, 3, sondern stattdessen 1, 3, 2.
Im Gesamten muss man aber sagen, das der Text dennoch spannend ist und auch die ruhigen Passagen interessant zu lesen sind. Mich persönlich fesseln so soziale Konflikte zwischen den Personen weit mehr als kriegerische Auseinandersetzungen, aber das ist eine persönliche Vorliebe.
Sind die Kapitel zu langgezogen oder wirken Handlungen unnötig?
Nein, unnötige Handlungen sind nicht zu finden. Trotz, dass ich es inzwischen höchst ungewohnt finde, die breiten Texte auf FF.de zu lesen, hab ich mir zwischenzeitlich nicht gedacht "Herrgott, musste das nun erwähnt werden?" Du beschränkst dich auf für den Verlauf wichtige Vorkommnisse und was nicht dringend wichtig für den Plot ist, das dient zur Charaktersierung oder der Bildung der Atmosphäre.
|Atmosphäre/Umgebung|
Gibt es Punkte die ich zu oft betone?
Nein, da hast du genügend Varianz drin.
Habe ich weitere solcher Beschreibungen die immer wieder auftauchen?
Händler. Davon ab spickst du gern Sätze gleich mit mehreren Beschreibungen, was es umso schwerer macht, sie nicht zu oft zu gebrauchen und damit abzunutzen. Hier beispielsweise. "Das Wetter verhagelte Jarnrik buchstäblich die Laune, raubte es dem jungen Skelliger doch die letzte Hoffnung, an diesem Tag noch Land zu sehen." Wir haben die Nennung beim Namen (Jarnrik) und eine Beschreibung (junger Skelliger). Da es ein Satz ist, hättest du bei einem der beiden Vorkommen schlicht und einfach "er" bzw. "ihm" sagen können und hättest dir so eine der beiden Nennungen für einen späteren Satz aufgespart. Neben "junger Skellinger" bleibt dir außerdem noch das schnöde "junger Mann" oder durch seine Kenntnisse auf See auch "Seefahrer". Manchmal gilt doch: Keep it simple ;-)
Und tatsächlich erwähnst du die Haarfarbe recht häufig ...
Nebenbei bemerkt, hätte der Begriff "Landratte" anstatt Festländer noch besser die Abneigung zwischen den beiden Figuren untermauert.
Wirkt die Umgebung gut beschrieben?
Ich gebe zu, mir von den Sirenen kaum ein echtes Bild machen zu können. Vom Segelschiff weiß ich, dass es ein Einmaster mit 40 Fuß Länge ist, könnte jetzt aber nicht sagen, ob die Reling aus Holz oder nur mit Stegen und Tau gezimmert worden ist. Oder welche Farbe/Größe/Form die Segel haben. Und ich weiß, dass es schneit, aber ist es hell? Anfänglich ging ich von Dunkelheit aus - wegen der dunklen aufgewühlten See. Ob es dämmert oder die Sonne nur wegen der Flocken nicht sichtbar ist, das blieb mir lange schleierhaft, bis Jarnrik meinte, ihm stünde jemand in der Sonne. Da könntest du noch mehr rausholen.
Gibt es eine gute vorstellbare Atmosphäre?
Von der Atmosphäre her, fand ich es dennoch gut gemacht. Gerade bezüglich des Konflikts. Wie gesagt, bei der Kampfszene hat mir da etwas die Bedrohung gefehlt, die ich erst dann wirklich wahrgenommen habe, als Jarnrik verletzt wurde.
|Allgemein|
Ist es in Ordnung in die Geschichte hereingeworfen zu werden, oder wünscht man sich mehr Vorwissen?
Insgesamt ist das wohl ein Punkt, den dir jeder Leser anders beantworten kann. Je nachdem, wie hoch dessen Frustrationstoleranz bzw. Geduld ist.
Ein Punkt, an dem du das Unwissen dem Leser hättest etwas erträglicher hättest machen können, war der velener Händler. Ich stockte kurz, ob velener womöglich ein Schreibfehler im Adjektiv war, bis ich darauf stieß, dass der Herr vermutlich fantastischer Herkunft ist. Könntest du deutlicher machen, indem du ihn zu einem Händler mit velenischen Wurzeln machen würdest. Als du später Jarnik als Skelliger bezeichnest, ist das deutlich, da du vorher den Ort Ard Skellige erwähnst und man so einen Bezug hat.
Sonst ist es gut nachvollziehbar.
Stören die Fachbegriffe zum Thema Segeln?
Nein, die wenigen Fachbegriffe, die du aufgreifst, sind im Kontext allesamt sehr gut zu verstehen und stören auch gar nicht.
Wirkt der Humor gut gewählt oder ist er eher störend?
Ich ... hab den Humor ehrlich gesagt nicht gefunden. Hier und da ist mal zwischen den Geschwistern eine kurze Konversation, welche die Atmosphäre etwas auflockert und das geschwisterliche Verhältnis herausstellt, aber großes humoristisches Potenzial hatte da für mich keine Stelle.
Die Backpfeife von Jarnrik kam nicht überraschend genug und ist eine zu oft verwendete Trope, um große Erheiterung hervorzurrufen, hat mich aber auch nicht großartig gestört.
Die Sache mit dem Zebra ... njao ... Persönlich nicht mein Humor, da ich die Einschätzung der drei Jungs teile, Wahnvorstellungen aber eher bedauerlich als amüsant finde. Aber ich vermute, da fehlt mir der Fandomhintergrund. Von "The Witcher" hab ich nämlich null Ahnung.
Noch eine Anmerkung, die hier nirgendwo reinpasst: Der Punkt, am Ende der wörtlichen Rede, obwohl ein Nachsatz fehlt, ist inzwischen falsch. War mal zwischenzeitlich optional. Der muss gestrichen werden. (https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/anfuehrungszeichen#K7 ; Regel D11.1) Hier mal ein korrigierter Beispielsatz von dir: „Schön, dass du auch darauf gekommen bist(...)“, machte Jarnrik seiner Wut Luft(.) „Das alles haben wir unserem wunderbaren Steuermann hier zu verdanken, der nicht einmal in der Lage ist, eine Karte zu lesen.“
Dann wäre "festgebunden" so ein Wort, welches sich zusammenschreibt. Ansonsten sind sie mit irgendwas gebunden und diese Wicklung/Bindung ist fest, aber nicht an etwas festgebunden.
Und wenn du Dialekt mit reinbringen willst, solltest du die Apostrophe konsequent als Auslassungszeichen anwenden: „Joar(,) der wohnt im dritt(')n Haus dort an der Küste, hat so'n komisches Netz auf(')m Dach, kannst(')e nicht verpassen.“
Und wenn du zwei Hauptsätze hast, die sich in ihrer Funktion (Aussage, Ausruf, Frage) unterscheiden, solltest du die unbedingt trennen. "Auch schienen seine Augen rot und verklebt zu sein, hatte er etwa geweint?" -> "Auch schienen seine Augen rot und verklebt zu sein. Hatte er etwa geweint?" Sonst wird die Funktion beider Teilsätze nicht richtig klar.
Und da versteckt sich bei dir noch der ein oder andere Seid/Seit-Fehler.