Da mir der erste Band der Reihe doch ganz zugesagt hat und mich der nachfolgende Band bitter enttäuscht hat, habe ich wirklich Hoffnungen gehabt, dass der 3. Teil wieder das Ruder herumreißen kann. Fehlanzeige.
Spoileralarm, es können Informationen von den letzten Bänden erwähnt werden!
Man muss sagen, dass mir die Charaktere noch nie so unsympathisch waren - angefangen von Lou, bis hin zu ihrem Freund Sam und der Tochter von Will.
> Lou: Grundsätzlich war ich noch nie ein großer Fan von ihr, aber der Dame auch nicht gänzlich abgeneigt. In der Fortsetzung hingegen konnte ich so oft ihre Beweggründe und Gedanken nicht nachvollziehen, dass ich das Buch mehrmals aus der Hand legen musste und eine Pause gebraucht habe. Eine erwachsene Frau ist in einem Haus voller Bediensteter, samt unverschlossener Tür und sie denkt wirklich, dass es eine schlaue Idee ist, sich das Oberteil hochzuziehen und ihre Brüste über Webcam herzuzeigen? Natürlich platzt dann jemand rein und sieht sie bei der Tätigkeit. Als sie einen neuen Freund hat, ein ehrgeiziger Typ mit einem guten Posten, welcher sie mit auf ein Geschäftsessen mitnehmen will, wo er auch mehrmals andeutet, dass heute seine Beförderung anstehen könnte - da serviert sie ihn ab, da er nicht begeistert war, dass sie mit ihren Ringelstrumpfhosen antanzt? Aber hey, der Dude ist ja dementsprechend so ein Arschloch, weil er nicht von ihrem Kleidungsstil begeistert war, schließlich verdient er sie nicht, wenn er sie nicht komplett akzeptiert wie sie nun eben ist. Vergessen wir einfach den Fakt, dass sie mit über 25 Jahren wirklich überzeugt war, dass man bei einem seriösen Essen mit hohen Tieren solch ein Outfit anzieht - sie hat es doch geschafft sich bei dem klassischen Konzert und der Hochzeit im 1. Band etwas angemessener anzuziehen- warum jetzt nicht? Aber nein, man muss gleich sagen: "Schätzchen, der verdient dich nicht, du bist perfekt und brauchst dich nicht ändern" - das ist zwar grunsätzlich eine positive Message, aber in diesem Kontext ist es mir einfach nur auf die Nerven gegangen, schließlich hat es für mich nur gezeigt, dass sie sich nicht in andere Personen hineinversetzen kann.
Generell habe ich stark das Gefühl bekommen, dass ihr in diesem Buch vieles zu fliegt - Rückschläge entpuppen sich zwangsläufig dann als bessere Chancen und Personen, welche sie alle anfänglich nicht mögen oder neutral gegenüber standen, sind dann doch zum Ende hin ihre tollen Freunde oder mehr zugeneigt. Ich hätte mir wirklich gewunschen, dass es wenigstens eine sympathische Person in diesem Band gibt, welche Lou kritischer gegenübersteht und auch auch einmal die Wahrheit vor Augen führt - zum Beispiel als sie nicht die Wahrheit rausrücken wollte und daraufhin gefeuert wird. Klar ist es toll, dass sie ein Geheimnis bewahrt, auch wenn es für sie schlimme Folgen hat - aber warum weist sie niemand daraufhin, dass sie damit Nathan schaden könnte? Er hat sie schließlich seinem Arbeitsgeber empfohlen, eine - zu diesem Zeitpunkt - "Diebin" und dies könnte im Normalfall auch Folgen für ihn haben. Aber nein, das würde ihre heldenhafte Tat zu sehr abschwächen.
> Will seine Tochter: In diesem Band wirklich ein Gör, welches Sam anlügt und damit den beiden in ihrer Beziehung weiterhilft. Ähm, Prost an die Autorin, dass ein pubertäres Mädchen sich ungebeten in das Liebesleben der zwei einmischen kann, eine heftige Lüge auftischt und wieder fein aus der Sache raus ist? Warum wird sie nicht einmal konfrontiert, dass dieses Verhalten kontraproduktiv ist und eigentlich eine dämliche Aktion war? Oh warte, halt. Da Lou und Sam wieder dadurch zueinander finden wird einfach ein Auge zugekniffen. Scheiß drauf, dass Leute für ihre Taten gerade stehen sollten.
> Sam: Der Typ, welcher augenscheinlich nicht bemerkt, wenn sich seine Kollegin fast auf ihn draufwirft. Lou merkt es, Will seine Tochter merkt es, aber hey, er nicht - ist er so dumm oder tut er nur so? Ehrlich gesagt mochte ich ihn halbwegs im zweiten Band, da er ein ganz ehrlicher Typ ist und sich für Leute, welche ihm am Herzen liegen, einsetzt, aber hier fand ich ihn ziemlich unmöglich. Er verletzt Lou ziemlich lange mit seinem Verhalten und als diese, dank der großen Lüge, angeblich verlobt ist und einen neuen Freund hat, legt er eine wunderbare Selbstanalyse ab und macht eine ordentliche Wendung bei seinem Verhalten - er bereut seine ganzen Fehler, schreibt plötzlich "schwülstigere Briefe" und fährt auf einer ganz anderen Schiene. Das sollte vielleicht romantisch rüberkommen, aber hier musste ich die ganze Zeit an ein kleines Kind denken, welches sich nicht groß für sein Spielzeug interessiert, bis die Schwester kommt und damit spielen will. Es waren mir bei seinem Charakter einfach zu viele Veränderungen in einen kurzen Zeitraum erzwungen, welche ich nicht für realistisch halte.
Der erste Band um die Reihe der Detectives Hunter(!) und Garcia. Hatte vor Jahren mal den, ich glaube, dritten oder vierten Band gelesen. Hatte den zwar nicht in besonders guter Erinnerung, aber nachdem das e-book vom Crucifix Killer im Angebot war, dachte ich, warum nicht? Das Buch hat ja hochtrabende Bewertungen und Kritiken bekommen.
Ähm. Ja. Ich kann mich diesen Lobeshymnen nicht anschließen. So gar nicht. Erst mal kam mir das gesamte Buch vor, wie ein Déjà-vu.
Das gleiche Prinzip, der gleiche (Story)Aufbau und die gleiche hanebüchene Auflösung. Am schlimmsten fand ich jedoch die Darstellung der Polizeiarbeit und das ewige "Tell". Da wird seitenlang Hunters Werdegang beschrieben, der ein Wunderkind gewesen zu sein scheint. In der Schule zwei Klassen übersprungen, Uni natürlich ebenfalls in Rekordzeit und mit allen Ehren beendet um dann seine Doktor-Arbeit in forensischer Psychologie zu schreiben, die das FBI später in den Lehrplan aufnimmt.
Das - GROßE - Problem: Hunter zeigt nichts von diesen Fähigkeiten. GAR NICHTS. Im Gegenteil. Da wird z.B. nicht mal einem Hinweis auf einen Anruf nachgegangen! Obwohl sie wissen, dass das Opfer wenige Stunden vor seinem Tod noch telefoniert hat, wird an keiner Stelle erwähnt, ob er das Handy bei sich hatte oder ob die Polizei es an sich genommen hat. Ich bezweifle letzteres, weil dieses vermaledeite Handy in KEINSTER Art und Weise jemals wieder erwähnt wird! Polizearbeit, hallo?!
Ach ja. Muskelbepackt ist unser Hauptprota auch noch, dazu fliegen alle Frauen auf ihn, denn natürlich(!) ist er auch noch unvergleichlich im Bett und ein Frauenversteher noch obendrauf. Dass er säuft wie ein Loch und jede Nacht kaum schläft, tut dem Ganzen - allen voran seinem behaupteten Genie- keinerlei Abbruch. Is klar.
Dann die Auflösung. Ein einziges WTF. Auf Seite zweihundert (das Buch hat etwas über dreihundert) hab ich dann doch mal die Stirn gerunzelt, weil bis dahin weit und breit kein Verdächtiger präsentiert wurde. Ich ging das Personal des Romans durch, und es gab nur eine weitere, namentlich genannte Person, die irgendwie eine Rolle gespielt hat. Die habe ich aber als Täter sogleich wieder ausgeschlossen, da das ein einziges WTF bedeutet hätte. Tja. Wars ja dann auch.
Dazu strotzte das Buch nur so vor US-Krimi/Thriller Klisches. Nee. Zwei Bücher der Reihe reichen mir. Und ob ich jemals überhaupt wieder etwas von Chris Carter lesen werde, ist mehr als fraglich.
@erdbeerkaktus: Jetzt hab ich aus purer Neugier die Leseprobe gelesen.
Der Autor kann sich ja nicht mal entscheiden, ob er mit der 3. Person, personaler Erzähler oder mit dem auktorialen Erzähler arbeitet. Abgesehen davon, dass der Kerl schon wieder ach so eeeeeedgyyyy ist. Örks.
― H.P. Lovecraft, From Beyond
Altais
@erdbeerkaktus: Jetzt hab ich aus purer Neugier die Leseprobe gelesen.
Der Autor kann sich ja nicht mal entscheiden, ob er mit der 3. Person, personaler Erzähler oder mit dem auktorialen Erzähler arbeitet. Abgesehen davon, dass der Kerl schon wieder ach so eeeeeedgyyyy ist. Örks.
Oh Gott, ja. Diese Schlamperei mit den verschiedenen Erzählern! Furchtbar. So war aber auch schon das andere Buch, das ich von dem Autor gelesen habe. Ich habe so den Verdacht, dass der Autor einfach noch nichts von den verschiedenen Erzählperspektiven gehört hat und deswegen alle in einen Topf schmeißt. Und ja, der Hauptprota ist extrem auf edgy gebürstet. Wobei mir das einfach nur wie der Versuch vorkommt, ihn ein bisschen weniger perfekt dastehen zu lassen. Keine gelungene Mischung. Thank you, next.