Es erleichterte mich, dass er zumindest schon einmal nicht davon sprach, mich umzubringen, um mich zum schweigen zu bringen. Verbannt oder eingesperrt wollte ich aber auch nicht sein.
"Ihr seid einer der besten Magier, die es gibt, warum solltet ihr kein guter Lehrer sein?" erwiderte ich und schwieg vorerst über den zweiten Teil seiner Worte. Er würde mich doch nicht wirklich einsperren oder gar verbannen lassen? Ich liebte meine Freiheit, aber ich liebte es auch Teil Asgards zu sein, schließlich war das mein Zuhause, meine Heimat. Lieber wollte ich gar nicht darüber nachdenken, es verlassen zu müssen.
Soweit würde ich es nicht kommen lassen: "Außerdem" begann ich meinen Satz, genauso wie er es getan hatte: "ist es für euch viel leichter, mich einmal die Woche meine Magie zu lehren, als mich einzusperren oder zu verbannen. Die anderen Hofdamen sind nicht dumm, ihr würdet euch nur eine wirklich plausible Erklärung für mein Verschwinden einfallen lassen müssen. Mehr verlange ich nicht. Nur ein Treffen, einmal in der Woche, eine Stunde, vielleicht zwei. Und kein Wort wird jemals meine Lippen verlassen, dass auch nur in irgendeiner Weise mit eurem Schauspiel zu tun hat".
Obwohl ich es nicht gewollt hatte, war meine Stimme fast schon in ein Flehen übergegangen, was mich beschämte, aber ehrlich war. Ich wollte nicht mehr unkontrolliert Visionen haben, dieses Mal hatten sie mir zwar ein interessantes Geheimnis verraten, aber es gab Tage, an denen ich Dinge sehen musste, die mich Nächtelang quälten.
Loki hatte nach dem Wein gegriffen und ich wurde noch ein wenig lockerer. Auch er schien nicht vor zu haben, mich in der nächsten Sekunde anzugreifen.
"Meine Mutter hat mir verboten meine Fähigkeiten zu nutzen oder sie zu üben. Sie hatte Angst davor und ich habe es danach niemals jemandem gesagt, dass ich Magie besitze, weil..." ich verstummte langsam und blickte ihn an.
Weil ich Angst hatte, dass andere sich auch davor fürchten würden, so wie meine Mutter, die jedes Mal totenblass geworden war, wenn ich ihr etwas erzählt hatte, dass ich gar nicht hätte wissen sollen, dachte ich. Weil ich Angst hatte, die Leute würden Angst vor mir haben. Aber das würde ich ihm nicht sagen. "Ich habe es ganz einfach niemanden gesgagt, aber ihr habt es ja sowieso schon gewusst".
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Bucky
Ihre offenen Haare gefielen mir mehr, als ihr Pferdeschwanz. Sophie Reynolds Haare hatten die richtige Länge und den genauen Schwung, um ihr Gesicht zu umrahmen.
Während sie mir half aufzustehen, wofür ich ihr sehr dankbar war, weil ich mich wackeliger auf den Beinen fühlte als erwartet, schaute ich auf meine Hose und dann zu meinem Oberteil, welches blutig am Boden lag: "Ich möchte keine unnötigen Umstände machen..." begann ich, aber sah dann selbst ein, dass ich in diesen Sachen unmöglich wieder auf die Straße würde gehen können: "Aber vermutlich wäre es das Beste, wenn du sie waschen würdest. Das wäre wirklich wundervoll" gab ich nach.
Sie führte mich in das Badezimmer.
"Sachen von deinem Exfreund" ich grinste, obwohl die ganze Nacht wohl eher weniger dazu einlud: "Du klingst ja hocherfreut, wenn du über ihn redest". Mit der metallenen Hand hielt ich mich am Waschbeckenrand fest, während ich mit der anderen das Wasser aufrdehte, damit ich das, inzwischen längst getrocknete Blut abwaschen konnte.
Ihr Exfreund also... vermutlich hatte sie momentan keine Beziehung, wenn sie seine alten Klamotten noch bei sich liegen hatte oder sie hatten sich erst vor kurzem getrennt, darüber war ich mir nicht sicher.
Langsam löste sich das Blut von meiner Haut, färbte das Wasser rot, wobei Sophie mich noch immer ein wenig stützte, als hätte sie Angst, ich würde jeden Augenblick wieder zusammen brechen. Verübeln wollte ich ihr diese Gedanken nicht, schließlich hatte sie mich nur vor einer kurzen Weile noch sterbend aufgefunden. Ich schüttelte mich ein wenig.
Vermutlich war ich dem Tod knapper entkommen, als ich wirklich realisierte: "Hatte dein Freund auch Klamotten die meinen Arm verdecken?" fragte ich und stellte das Wasser ab. Meine Hand war sauber und die Silberfinger, die ein paar Wasserspritzer abbekommen hatten, wischte ich an meiner Hose ab
Sie hatte eindeutig mehr Mumm, als ich anfänglich vermutet hatte. Bisher hatte ich in meinem nicht gerade kurzen Leben nicht viele getroffen, die sich so etwas getraut hätten. Prinzipiell gab sie mir zwar immer noch eine Wahl, sie entweder zu unterrichten oder zu verbannen. Letzteres erschien mir im ersten Moment einfacher.
Zumindest, bis sie wieder zu sprechen begann. Darüber, was ich den anderen Hofdamen über ihr plötzliches Verschwinden erzählen sollte, hatte ich um ehrlich zu sein noch nicht wirklich nachgedacht. Alle Optionen, die mir spontan einfielen, klangen nicht unbedingt überzeugend. Im Gegenteil, sie klangen sogar ziemlich unglaubhaft und verdächtig. Denn auch da hatte sie recht, die Hofdamen waren alles andere als einfältig. Frigga war dafür bekannt gewesen, ihr Gefolge sehr sorgfältig auszuwählen. Jede ihrer Hofdamen war in irgendeiner Weise besonders beziehungsweise begabt.
Sie wirkte beinahe verzweifelt. Ich wurde hellhörig, als sie von ihrer Mutter erzählte und wie sie ihr verboten hatte, ihre Gaben einzusetzen. Das war so ziemlich das schlimmste, was man einem Kind antun konnte: Ihm verbieten, es selbst zu sein. Noch schlimmer, ihm zu sagen, dass es unnormal war und dass es etwas schlechtes, furchteinflößendes war, besondere Fähigkeiten zu haben.
Langsam ließ ich den Weinkrug sinken und sah sie nachdenklich an. Ganz, ganz tief in mir regte sich etwas. Ein Wort dafür kannte ich nicht oder nicht mehr, aber andere würden es wohl Mitgefühl nennen.
Mit einem Seufzen gab ich schließlich nach. Ich würde ihr selbstverständlich nicht zeigen, was in mir vorging. Solange sie noch wenigstens ein Quäntchen Angst vor mir hatte, musste ich das zu meinem Vorteil nutzen. Für sie und die meisten anderen war ich ein gefühlloser Betrüger und um ehrlich zu sein jagte mir der Gedanke, dass irgendwer herausfand, dass das nicht immer unbedingt der Fall war, eine Heidenangst ein.
"Na schön", meinte ich schließlich, nach einer gar nicht so kurzen Stille. "Eine Stunde, einmal die Woche. Aber nur, wenn du mir versprichst, nicht das Handtuch hinzuwerfen, wenn es nach den ersten paar ... Unterrichtsstunden noch nicht funktioniert. Bei manchen dauert es Jahre, bis sie ihre Gabe kontrolliert einsetzen können."
Einer dieser Personen war ich. Heute verwandelte ich mich, andere und Gegenstande mit Leichtigkeit, aber noch vor einigen hundert Jahren hatte ich unkontrolliert irgendwelche Dinge geschehen lassen, ohne es wirklich zu merken. Ich wusste also ganz genau, wie sich das anfühlte.
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Sophie
Auch als er am Waschbecken stand hielt ich ihn weiterhin leicht fest. Dabei stand ich recht nahe neben ihm und mir stieg sein Geruch in die Nase. Er roch ein kleines bisschen nach Schweiß und Blut, aus offensichtlichen Gründen, aber da war noch etwas anderes, was ich nicht direkt identifizieren konnte. Es gefiel mir aber.
"Sagen wir einfach, ich hab mich nicht unbedingt im Guten von ihm getrennt. Er war ein Idiot", sagte ich und zuckte etwas mit den Schultern. "Aber er hat die Klamotten, die er irgendwann mal in meinem Schrank platziert hat, nie abgeholt und ich hatte keine große Lust, auch nur noch einmal mit ihm kommunizieren zu müssen, deshalb ... Sind sie immer noch da."
Ich sah zu, wie er sich die Hand wusch. Unter dem vielen Blut kam eine kräftige Hand zum Vorschein, wenn auch sicherlich nicht so kräftig wie die aus Metall.
"Unter seinen Sachen ist bestimmt auch ein Pullover oder sowas, keine Sorge", sagte ich und lächelte ihn an. "Ich bring dich jetzt in mein Schlafzimmer, such dir Klamotten raus und lass dich dann kurz allein, damit du dich umziehen kannst."
Gesagt, getan. Ihn weiterhin stützend ging ich mit ihm eine Tür weiter in mein Schlafzimmer, wo ich ihn auf dem Bett platzierte. Dann suchte ich aus dem Schrank eine Unterhose, eine Hose und einen dünnen Pullover heraus, ehe ich ihm alles reichte.
"Wenn du Hilfe brauchst, ich bin direkt vor der Tür", sagte ich und lächelte ihn an, ehe ich aus dem Raum trat und die Tür hinter mir schloss.
"Natürlich verspreche ich das". Mein Mund blieb offen stehen und meine Stimme war ein wenig kratzig gewesen. Ich hatte nicht mehr mit einer Zustimmung seinerseits gerechnet, nachdem er so lange geschwiegen hatte, aber er hatte es getan. Er würde mir dabei helfen meine Gabe, wie er es nannte, zu beherrschen und nicht andersherum sie mich. Und solange ich den Mund hielt, so wie ich es gesagt hatte, würde er mich weder verbannen, noch einsperren lassen.
Erleichtert atmete ich aus, leise, damit er es nicht hörte und ließ die Hand endgültig vom Dolch sinken. Dabei war ich noch immer etwas misstrauisch. Es war Loki, kein ehrlicher Mann. Vielleicht versprach er mir auch nur irgendetwas, nur um es dann nicht zu halten und mich irgendwann nachts, hinterlistig, doch umzubringen.
Vermutlich spielte das aber keine Rolle mehr. Loki hatte vermutlich die Fähigkeiten, um mich, auch mit einem Dolch bewaffnet, jetzt umzubringen.
Ich faltete die Hände ineinander: "Ich verspreche euch, dass ich nicht einfach aufgeben werde, wenn es nicht gleich funktioniert, ich habe mehr Ehrgeiz, als ihr glaubt" erzählte ich, wobei mein Ehrgeiz vor allem darauf beruhte, dass ich diese Visionen los werden wollte, die kamen und gingen wann sie wollten. Zu oft hatte ich schon Dinge gesehen, die ich nicht hatte sehen wollen.
Und dafür erschien mir der Preis, zu schweigen, recht gering. Loki hatte als Allvater Asgard ja auch nicht in den Ruin getrieben und wenn er so weiter machte wie bisher, machte es auch wenig Unterschied, ob es er oder tatsächlich der Allvater war, der regierte.
Vielleicht tat ich den anderen ja auch einen Gefallen, wenn ich meine Erkenntnisse für mich behielt. Schließlich waren auch sie zufrieden und Lokis Geheimnis zu verraten würde nicht nur eine Panik auslösen, sonders wahrscheinlich auch wirklich zu meinem Tod führen.
"Ich habe nur noch eine Frage" begann ich unsicher: "Bin ich die einzige die davon weiß, von euch als Allvater?" wollte ich wissen und schaute ihn fragend an. Er konnte es doch unmöglich geschafft haben ganz allein die Stellung zu halten.
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Bucky
Tatsächlich hatte sie unter den Klamotten ihres Exfreundes einen Pullover gefunden. Er war nicht so dick wie meiner und hatte auch eine hellere Farbe, aber es würde reichen, um meinen Metallarm wieder zu verstecken. Ich zog diesen zuerst über, schließlich war mein Oberkörper auch noch frei und brauchte eine Weile, um ihn mir über den Kopf zu ziehen, weil es recht schwierig war, mit nur einer Hand. Die andere konnte ich nur bedingt nutzen, weil sie bei jeder Bewegung die Wunde ebenfalls in Bewegung brachte, weshalb ich mich dazu entschied, lediglich mit einer Hand zu arbeiten.
Letzlich schaffte ich es aber und stand wieder in einem frischen Pullover da, bevor ich dazu überging die rot gefärbte Hose umzuziehen, was nicht ganz so schwierig war, sodass ich bald wieder gänzlich angezogen war. Der silberne Arm war auch nicht mehr zu sehen, abgesehen von der Hand natürlich, aber dafür hatte ich die Handschuhe. Die mussten aber wohl noch neben dem Tisch liegen, bei dem ich auch meine Jacke gelassen hatte. Wenn ich diese wieder hatte, konnte ich das Metall wieder komplett verstecken.
Langsam richtete ich mich auf und arbeitete mich etwas wackelig zur Tür vor, wobei ich mich ständig an der Wand oder dem Schrank abstüzte. Vorsichtig drückte ich die Klinke hinunter und lehnte mich dann an den Türrahmen: "Die Sachen von deinem Freund passen mir, er hatte wohl ungefähr meine Größe nehme ich an und den Arm verdeckt der Pullover auch. Danke" meinte ich und blickte mich dann suchend auf dem Boden um.
"Mir fehlt nur noch der Handschuh" sagte ich: "Ich habe ihn vorhin zusammen mit der Jacke ausgezogen, er muss hier noch irgendow sein" erklärte ich und suchte weiter, wobei ich die Augen ein wenig zusammen kneifen musste, weil die Müdigkeit und vermutlich auch der Alkohol mich ein wenig schwammig sehen ließen.
Sie erschien mir wirklich verzweifelt. Ich wusste zwar immer noch nicht, was ihre Fähigkeit war, aber wenn sie so sehr darauf erpicht war, sie kontrollieren zu lernen, musste sie von ihr wirklich gequält zu werden. Nicht nur in der Hinsicht, dass ihr sehr lange eingeredet wurde, jemand wie sie wäre unnormal oder gar gefährlich oder unheimlich, was vollkommener Schwachsinn war. Wahrscheinlich war die einzige, die sie in Gefahr brachte, sie selbst.
Ob sie allerdings wirklich durchhalten würde, konnte nur die Zeit zeigen. Auf den ersten Blick erschien sie mir nicht so, als würde sie an Frustration gewöhnt sein. Klar, der erste Blick täuschte oft, aber ich ging lieber mit niedrigeren Erwartungen an diese ... Aufgabe heran.
"Das werden wir noch sehen", antwortete ich also nur auf ihre Worte und trank noch einen Schluck von dem Wein, womit der Krug leer war.
Ich hoffte wirklich, dass sie ihr Versprechen hielt und kein Wort über mein Geheimnis verlor. Vertrauen tat ich ihr nicht und würde ich sicherlich auch nicht so schnell, vielleicht auch gar nicht. Mir war bewusst, was für ein Risiko ich damit einging. Manche Leute würden bestimmt den einfachereren Weg wählen und sie einfach wegsperren oder endgültig beseitigen. Aber nicht ich. Risiko machte das Leben spannend.
Ihre letzte Frage war schnell beantwortet. "Selbstverständlich nicht. Die meisten Wachen wissen bescheid und natürlich auch der Wächter des Bifröst." Sie konnte sich sicherlich denken, weshalb die Kontrolle über den Bifröst wichtig war. Nur diejenigen, die ich wirklich hier haben wollte, würden nach Asgard kommen. Und falls doch mal jemand hierher kommen würde, den ich aus gewissen Gründen nicht gebrauchen konnte, würde ich es auch wissen.
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Sophie
Zwar wusste ich, dass es für ihn vermutlich schwierig war, mit der frisch genähten Wunde und zusätzlich dem Alkohol im Blut, sich alleine umzuziehen. Aber ich wollte ihm in diesem Fall etwas Privatsphäre geben. Natürlich konnte er sich dafür die Zeit nehmen, die er brauchte, ich wartete solange geduldig vor der Tür des Schlafzimmers.
Nach einer Zeit hörte ich Schritte auf der anderen Seite der Tür und kurz darauf öffnete sich diese schon. Eins stand fest, ihm standen die Klamotten eindeutig besser als meinem Ex. Aber ich glaubte, er könnte alles anziehen und sah immer noch gut aus. Metallener Arm hin oder her.
"Keine Ursache", sagte ich und lächelte ihn an.
Er suchte allerdings noch nach seinen Handschuhen. Ich glaubte, mich daran zu erinnern, dass er sie ausgezogen hatte, bevor ich ihm sein Oberteil ausgezogen hatte. Allerdings war er sehr wackelig auf den Beinen.
"Leg dich ruhig schlafen, ich wasche deine Handschuhe gemeinsam mit dem Rest deiner Klamotten. Die sind sicherlich auch mit Blut besudelt", sagte ich und hielt ihn leicht an den Schultern fest, als er abermals das Wanken anfing. "Schmerztabletten und Alkohol sind keine besonders gute Kombination, da hilft eigentlich nur Schlaf. Du kannst dich ruhig in mein Bett legen, ich nehme das Sofa."
Noch immer war ich nicht ganz sicher, wie ich seine Zustimmung erhalten hatte, aber eines war sicher. Diese Möglichkeit würde ich nutzen, auf jeden Fall. Und ich würde nicht aufgeben, ganz gleich wie er dachte oder genau deshalb würde ich durchhalten, weil er es mir nicht zu zutrauen schien. Also würde ich auch schweigen und niemandem etwas über sein Geheimnis erzählen, obwohl ich ja nicht die einzige war, die davon wusste.
Der Wächter des Bifröst wusste davon und auch ein paar Wachen waren also eingeweiht. Natürlich, wie wollte er sonst aufpassen, dass seiner Herrschaft nicht doch etwas entgegen kam? Thor oder doch noch einmal der tatsächliche Odin, von dem ich mir trotzdem nicht vorstellen konnte, dass er uns einfach allein mit seinem Sohn Loki ließ. Vielleicht war er auch tot und Loki erzählte mir nur Lügenmärchen, vielleicht würde er mir auch gar nicht wirklich helfen. Bei Loki konnte man sich nicht sicher sein, ich war nicht sicher, aber für den Moment würde ich ihm glauben schenken.
Unsicher darüber was ich als nächstes Tun sollte betrachtete ich ihn einen Augenblick still. Was machte ich hier nur?
"Wo werden wir uns treffen? Und wann?" fragte ich und schob mir eine Haarsträhne zurück, welche mir in das Gesicht fiel: "Wo können wir uns treffen, wo uns keiner sieht? Oder habt ihr eine Idee wie ich den anderen Hofdamen erklären könnte, dass ich mich einmal die Woche mit dem Allvater treffe?".
Das würde bloß Gerüchte geben, wenn die anderen Frauen davon erfahren würden und ganz abgesehen davon konnte ich ihnen ja nichts vom Training erzählen. Zum einen, weil Loki nicht auffliegen durfte, wenn ich mein Leben behalten würde und zum anderen, weil ich nicht wollte, dass sie von meinen Fähigkeiten wussten.
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Bucky
Hauptsache ich würde die Handschuhe zurück bekommen, bevor ich ihre Wohnung wieder verlassen würde. Sie mochte ruhig reagiert haben, aber normalerweise waren Menschen erschrocken über metallene Arme und Hände oder wurden zumindest unruhig und das war nur auffällig. Der Handschuh über meiner Prothese sorgte für mehr Ruhe und auch ich fühlte mich dann nicht ständig beobachtet, was wohl relativ war, in Anbetracht der Tatsache, dass ich eigentlich auf der Flucht war.
Langsam blickte ich sie an. Nein, der Whiskey und die Schmerztabletten waren eine ganz furchtbare Kombination, bei der ich mir nicht einmal sicher war von was mir schlecht und von was ich müde wurde. Ihre Hände an meinen Schultern sorgten dafür, dass ich mein Gleichgewicht ganz gut halten konnte.
Kopfschüttelnd betrachtete ich sie: "Ich kann dich doch in deiner eigenen Wohnung nicht auf dem Sofa schlafen lassen" gab ich beinahe empört von mir. Ich hatte ihr eine Menge Zeit gestohlen und dazu hatte sie mir das Leben gerettet und jetzt sollte ich ihr auch noch den Schlafplatz weg nehmen, ganz so als hätte ich keinen Anstand.
"Du wirst in deinem Bett schlafen" meinte ich, in der Hoffnung mich einfach bald hinsetzen oder am besten legen zu können und atmete aus: "Das Sofa reicht mir und du hast genug für mich getan, nicht zuletzt mich gerettet".
Es war ja wohl das Mindeste, dass ich sie nicht aus ihrem Schlafzimmer verbannte... Sowieso... hatte sie keine Angst, dass ich ihr in der Nacht etwas tun würde? Schließlich war ich noch immer ein fremder Mann, den sie in einer schmutzigen Gasse gefunden hatte, sterbend.
Loki
Das konnte ja noch was werden. Zwar würde ich, wahrscheinlich, mein bestes geben, allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie sich in mir den besten oder gar geduldigsten Lehrer ausgesucht hatte. Nicht nur für sie war es eine große Herausforderung. Ich sollte dringend versuchen, mich an meinen eigenen Lehrer zu erinnern, doch das war bereits ewig viele Jahre her.
Über das wo und wann des Beginns unserer kleinen ... Unterrichtsstunde musste ich kurz nachdenken. Sicherlich nicht am helligen Tage, da war das Risiko, von irgendjemandem entdeckt zu werden, viel höher.
"Morgen um Mitternacht, in den Katakomben unter dem Thronsaal", sagte ich schließlich nach kurzer Bedenkzeit. "Du wirst ja wohl kaum mit allen Hofdamen in einem Zimmer schlafen. Nachts musst du niemandem erklären, was du wo und mit wem treibst."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Und wenn du willst, dass ich dir wirklich helfen soll, deine Fähigkeiten unter Kontrolle zu bringen, sollte ich vielleicht wissen, was das für Fähigkeiten sind."
Darüber hatte sie bisher kein einziges Wort verloren. Allerdings musste sie dank ihrer Gabe herausgefunden haben, wer wirklich im Körper des Allvaters steckte. Oder wer meistens in dem Körper steckte. Nur ob sie Zauber durchschauen, die Vergangenheit sehen oder alles auf einmal konnte, war mir ein Rätsel. Immerhin konnte ich abschätzen, in welche Richtung es bei ihr ging, ein Künstler des Schabernacks wie ich war sie sicherlich nicht.
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Sophie
Er wirkte ein bisschen durcheinander, höchstwahrscheinlich war das der Alkohol. Irgendwie war das ziemlich ... Niedlich? Eine bessere Beschreibung fiel mir nicht ein.
Ich schmunzelte ein bisschen, als er so schockiert darauf reagierte, dass ich mein Bett an ihn abtreten wollte. Er wehrte sich sofort, meinte, er würde sich niemals erlauben, in meinem Bett zu schlafen. Erklärte sich bereit, das Sofa zu nehmen. Zwar hatte ich genau das erwartet, aber es gehörte für mich zum guten Ton, ihm zumindest mein Bett anzubieten. Immerhin war er mein Gast.
"Na schön", sagte ich dann. "Dann ab auf's Sofa. Aber langsam, bevor du mir umkippst."
Also stellte ich mich hinter ihn und führte den großen, schweren, leicht wankenden Mann zurück in den Wohnbereich. Dort angekommen platzierte ich ihn auf dem Sofa und ließ ihn dann langsam los, sobald ich mir einigermaßen sicher war, dass er nicht einfach wieder runter kippte.
Ich legte ihm noch die Wolldecke von der Rückenlehne auf den Schoß und lächelte ihn dann an.
"Wenn du irgendwas brauchst, dann kannst du jederzeit einfach zu mir kommen. Egal, was es ist", meinte ich.
Daraufhin sammelte ich noch seine Klamotten ein, die um den Couchtisch verteilt lagen. Als ich mich wieder aufrichtete, wandte ich mich nochmal ihm zu.
"Schlaf gut, Bucky", sagte ich, lächelte ihn noch einmal an und verschwand dann im Flur.
Schnell steckte ich noch seine Klamotten in die Waschmaschine, dann zog ich mich um und legte mich selbst schlafen. Besonders viel schlief ich allerdings nicht, die meiste Zeit lag ich da, starrte an die Decke und dachte über ihn nach.
Mitternacht. Ziemlich spät und ich würde darauf hoffen müssen, dass mich keine Wachen sahen. Zumindest keine, die nicht von Loki wussten, sonst würde nur auch das Gerüchte geben. Und in die Katakomben müsste ich um diese Zeit auch erst einmal kommen.
Ich wusste ja schon im Hellen kaum den Weg. Die anderen Hofdamen und ich waren vielleicht zwei oder drei Mal zusammen mit Frigga dort hinunter gestiegen. Allein hatte ich noch nie dorthin finden müssen, aber ich würde es schon irgendwie schaffen.
"Morgen Mitternacht in den Katakomben... in Ordnung, ich werde da sein" sagte ich, fast schon so, als müsste ich mich selbst dazu motivieren und legte die Hände zusammen, als er die Arme vor der Brust verschränkte.
Die Art meiner Fähigkeiten wollte er wissen, dabei war ich mir selbst gar nicht so sicher, was genau es eigentlich war. Unsicher zuckte ich mit den Schultern, verschränkte meine Finger ineinander.
"Ich bin mir nicht so sicher" begann ich, obwohl ich wusste, dass dies wohl nicht die beste Antwort war, die man geben konnte, weshalb ich hinzufügte: "Ich... ich nenne es Visionen, aber ich weiß nicht genau was es ist. Manchmal sehe ich Dinge, die ich nicht sehen sollte. Manchmal sind es Szenen, die im selben Raum passieren und manchmal sehe ich Dinge, die an Orten passieren, die ich noch nie gesehen habe. Es ist ein bisschen so... als würde ich sehen was anderen passiert, in genau diesem Augenblick... denke ich".
So recht wusste ich ja selbst nicht einmal was ich mir manchmal ansehen musste. Ich hatte es ja auch nie wirklich erforscht.
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Bucky
Behutsam legte ich die Decke auseinander, die sie mir gegeben hatte. Sie war weich und warm und der bloße Gedanke, mich ausruhen zu können, machte mich unglaublich zufrieden. Die Flucht und die Wunde hatten mich mehr erschöpft, als ich dachte aushalten zu können und eine Müdigkeit hatte sich in mir breit gemacht, die für viele Stunden Schlaf reichen würde.
"Ich wünsche dir auch eine Gute Nacht, Sophie" antwortete ich ihr leise und hörte noch zu, wie sie meine Sachen, in einem Nebenzimmer, in die Waschmaschine stopfte, um sie sauber zu bekommen.
Dann erst legte ich mich nieder, als ich vernehmen konnte wie sie die Tür des Schlafzimmers hinter sich schloss, und passte darauf auf, dass ich in keinster Weise auf der genähten Verletzung lag.
Vorsichtig breitete ich die Decke über mir aus, rückte mich zurecht und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Obwohl ich mit meinen hinteren Gedanken noch immer auf der Flucht war und vermutlich weiter laufen, als hier herum liegen sollte, schlief ich innerhalb weniger Sekunden ein, sobald ich die Augen schloss. Zu sehr hatte ich mich in den letzten Stunden angestrengt und zu warm und bequem war es und ich zu erschöpft, als dass ich weiter hätte wach bleiben können.
Trotz des schnelle Einschlafens, blieb es keine sonderlich erholsame Nacht. Nur eine Weile, dann schlichen sich die dunklen Gedanken, Fragen und Schuldgefühle in meinen Kopf und mein Schlaf glitt langsam in einen Albtraum hinein.
Natürlich war mir klar, dass ich mir sicherlich nicht die einfachste Uhrzeit und schon gar nicht den unkompliziertesten Treffpunkt ausgesucht hatte, aber wir beide wollten schließlich, dass das hier möglichst unauffällig über die Bühne ging. Sie, weil niemand über ihre Fähigkeiten bescheid wissen sollte, und ich, weil ich meine Rolle als König von Asgard so sehr genoss. Es war mir gleich, wie sie dorthin kam, Hauptsache, sie war pünktlich da und wurde nicht bemerkt.
Sobald ich ihre Gaben ansprach, wurde sie wieder unsicher. Ich wartete geduldig, bis sie mit der Sprache rausrückte, beobachtete sie aber die ganze Zeit aufmerksam. Man konnte ihrem Gesicht ansehen, wie sich die Zahnräder drehten.
Dann begann sie zu reden und ich hörte ihr zu, sagte dabei kein Wort, um ihre Aussagen einzuordnen. Von so etwas hatte ich tatsächlich noch nie gehört. Ich hatte schon einmal jemanden getroffen, der die Vergangenheit sehen konnte und jemanden, der verschiedene Versionen der Zukunft kannte, aber so etwas war mir neu.
"Hm", machte ich erst einmal nur, immer noch nachdenklich. "Das würde zumindest erklären, weshalb du über mich bescheid weißt."
Kurz betrachtete ich sie noch einmal, dann hob ich die Hände und massierte mir die Schläfen leicht. Was für ein Tag.
"Wenn du dann so gnädig wärst, mich allein zu lassen. Wir ... Sehen uns, morgen Nacht", sagte ich zu ihr und drehte ihr daraufhin den Rücken zu.
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Sophie
Erst gegen drei oder vier Uhr nachts schlief ich langsam ein. Obwohl ich so lange gearbeitet und dann auch noch quasi Überstunden an meinem eigenen Couchtisch gemacht hatte, wollte ich einfach keinen Schlaf finden. Mir ging so viel durch den Kopf. Ich wusste nichts über den Mann in meinem Wohnzimmer, nur seinen Namen und die Tatsache, dass irgendwer versucht hatte, ihn zu erschießen. Aber warum hatte es jemand auf ihn abgesehen? Weshalb hatte er eine Armprothese aus Metall, die sich verhielt, als wäre sie sein echter Arm? Das war alles so verrückt und gleichzeitig so faszinierend.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, schien die Sonne durch das große Fenster meines Schlafzimmers und als ich auf die Uhr schaute, war es kurz nach zehn Uhr. Ich rappelte mich auf, zog mir einen dicken Pullover über und verließ dann vorsichtig mein Schlafzimmer.
Mein Gast schlief noch, wenn auch nicht sonderlich ruhig. Ich ging leise in die Küche und kochte erst einmal Kaffee. Den konnte Bucky wahrscheinlich auch gut gebrauchen, genauso wie eine weitere Kopfschmerztablette.
Während der Kaffee aufbrühte, machte ich Frühstück. Zumindest improvisierte ich ein Frühstück mit dem, was ich im Kühlschrank hatte.
Ich beobachtete wie Loki sich, ein wenig entnervt, die Finger an die Schläfen legte. Sein Gesichtsausdruck war noch angestrengter geworden als zuvor schon und ich nickte leicht, obwohl er ja doch nicht zu mir sah.
Das war wohl ganz sicher die Erklärung dafür, dass ich von ihm Bescheid wusste. Langsam schluckte ich. Er schien fast schon ein wenig wütend darauf, dass ich es heraus bekommen hatte... Gut, vermutlich hatte er auch jedes Recht dazu, bis vor wenigen Stunden war sein Geheimnis schließlich noch vollkommen sicher gewesen. Und wirklich vertrauen tat er mir wohl kaum.
Loki wandte sich mit einer schwunghaften Umdrehung von mir ab und schickte mich zu gehen.
Einen Moment zögerte ich. Schließlich hatte ich noch viele andere Fragen, aber vermutlich war es klüger ihn nicht weiter zu reizen. Ich wollte schließlich seine Meinung nicht doch noch ändern und mich in den Kerker bringen. Und spätestens morgen Mitternacht würde ich ihn wieder sehen, auch wenn er seinen Befehl ruhig etwas netter hätte sagen können.
"Ganz wie ihr wünscht" meinte ich einen Ticken schärfer als gewollt und drehte mich ebenfalls auf dem Absatz um, lief auf die Tür zu und verschwand dann aus dieser, gin zielstrebig in Richtung meiner eigenen Gemächer, ohne den Wachen vor der Tür noch einmal einen Blick zuzuwerfen.
Erst in meinen Räumen angekommen, blieb ich stehen und ließ mich dann auf das Bett fallen. War es nun gut das ich es mitbekommen hatte oder nicht? Würde Loki mir wirklich helfen können? Zu viele Fragen, zu wenige Antworten. Mein kleiner Finger begann wieder zu zucken. Ich war gar nicht wirklich dazu in der Lage einzuordnen was eben passiert war, aber da ich sowieso bald einschlief, machte das wohl keinen Unterschied.
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Bucky
Es mussten einige Stunden vergangen sein in denen ich geschlafen hatte, weil die Sonne schien als ich aufwachte. Zudem war mir auch nicht mehr schwindelig vom Alkohol, wofür ich aber die Wunde auch wieder stärker spürte. Allerdings nicht so sehr, als dass es nicht auszuhalten gewesen wäre. Zur Sicherheit schob ich die Decke hinunter und den Pullover hoch, um fest zustellen das der Verband auch noch recht sauber war. Die Naht hatte gehalten, sie hatte ganze Arbeit geleistet. Erneut kamen mir die Gedanken wie knapp ich doch dem Tod entkommen war.
Ich war noch immer müde und fühlte mich ein wenig erschöpft, obwohl ich von allein wach geworden war, aber ich hatte auch nicht mehr das Bedürfnis zu schlafen. Vorsichtig setzte ich mich auf und stüzte den Kopf kurz in den Händen ab, bevor ich mir die Haare zurück strich und langsam aufstand, wobei ich mich am Sofa abstützen musste.
Nein, auch heute war eine Weiterreise auf der Flucht kaum möglich, dazu fühlte ich mich noch zu unwohl und zuerst musste die Verletzung richtig heilen, das wusste ich und doch war mir auch klar, dass ich nicht lange hier bleiben konnte. Man würde mich finden, ganz bestimmt.
Eine Hand legte ich über den Verband, um so ein wenig darauf aufzupassen, dass sich Wundstelle nicht zu sehr bewegte und mit meinem metallenen Arm stüzte ich mich beim Laufen an der Wand ab.
Ich konnte Geräusche aus einem Nebenzimmer hören und obwohl es mir recht unhöflich vorkam in jemandes fremder Wohnung einfach herum zu laufen, entschied ich mich dazu den Geräuschen zu folgen, sodass ich bald in ihrer Küche stand.
Die Änderung in ihrem Ton entging mir nicht, für den Augenblick war es mir aber auch ziemlich egal. Vielleicht war sie auch einfach nur launisch. Sollte mir alles recht sein, solange sie morgen pünktlich am vereinbarten Treffpunkt eintraf. Ohne entdeckt zu werden, selbstverständlich.
Kurz drehte ich mich nochmal um und sah, wie sie sie sich auf dem Absatz schwungvoll umdrehte und aus dem Zimmer rauschte, ohne auch nur einmal zurück zu schauen. War sie wütend? Frauen waren mir manchmal wirklich ein Rätsel und diese Frau war vielleicht das größte Rätsel, mit dem ich jemals in Berührung gekommen war.
Die Tür fiel ins Schloss und ich atmete einmal tief durch. Das hätte ordentlich schief gehen können. Ich trank den wieder gefüllten Weinkrug mit ein paar Schlucken aus und zog mich dann in meine Schlafgemächer zurück.
Sobald ich im Bett lag und an die Decke starrte, dachte ich ununterbrochen über Sigyn nach. Erst bedrohte sie mich damit, allen mein kleines Geheimnis zu erzählen, und dann bat sie mich plötzlich um meine Hilfe. Wie verzweifelt musste man sein? Eins war sicher, die nächsten paar Wochen würden sicherlich nicht langweilig werden.
Am nächsten Morgen wurde ich früh wie immer wach, nahm ein Bad und wechselte daraufin mein Erscheinungsbild. Wie immer warf ich einen kurzen Blick in den Spiegel, um mein Aussehen, beziehungsweise Odins Aussehen, zu überprüfen. Um zu sehen, ob es überzeugend aussah. Aber ich sah keine Mängel, weshalb ich mich direkt auf den Weg zu meinen Tagesaufgaben machte.
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Sophie
Dass sich im Wohnzimmer etwas rührte, bekam ich nicht mit, ich war ziemlich in Gedanken versunken. Mir war der Mann auf meinem Sofa immer noch ein Rätsel und ich hoffte, dass er mir mehr über sich erzählen würde. Wobei ich mir auch sicher war, dass ich manches gar nicht wissen wollte.
Im Kühlschrank waren noch Eier und etwas Speck und im Schrank ein paar Scheiben Toast. Während der Speck in der Pfanne brutzelte, verquirlte und würzte ich die Eier. Gleichzeitig war das Brot im Toaster.
Auch die Schritte im Flur hörte ich nicht, stattdessen summte ich leise vor mich hin. Das machte ich öfter, ohne es wirklich zu bemerken. Es passierte einfach.
Als ich mich in der schmalen Küche einmal umdrehte, um nach dem Kaffee zu sehen, sah ich Bucky, der etwas wackelig im Türrahmen stand. Ich erschrak fast zu Tode, zuckte einmal zusammen und legte mir eine Hand auf die Brust. Dann musste ich lachen.
"Im Anschleichen bist du echt gut", sagte ich daraufhin und musste leicht grinsen. "Guten Morgen. Ich hoffe, du hast Hunger."
Trotz den Ereignissen des gestrigen Tages schlief ich die ganze Nacht durch und öffnete die Augn erst wieder als mich meine Zofe weckte. Für einen Augenblick fragte ich mich, ob ich es vielleicht nur geträumt hatte, aber ich trug noch immer den Dolch unter dem Gewand, welches ich gestern nicht ausgezogen hatte, bevor ich eingeschlafen war und da mich die Zofe auch fragte wie es mir ging, weil ich bei der gestrigen Feier plötzlich verschwunden und nicht wieder gekommen war, hatte ich keine Zweifel daran.
Der Allvater war Loki und das wusste ich und heute Nacht würde ich mir meinen Weg in die Katakomben suchen.
Die Zofe half mir dabei mein Kleid zu wechseln und machte mir meine Haare, bevor ich aus meinen Gemächern zum Morgenmahl lief und mich zu den andere Hofdamen an die Tafel setzte.
Diese fragten mich natürlich auch sofort wie es mir ging und warum ich gestern nicht mehr zurück zum Fest gekommen war, aber ich schwieg über meine Erlebnisse, meinte lediglich das es mir nicht gut gegangen wäre und hoffte das niemand diese Lüge bemerkte. Vielleicht war es auch keine Lüge, besonders wohl fühlte ich mich nämlich nicht. Worauf hatte ich mich eingelassen?
Der restliche Tag verging schneller als mir lieb war und schien doch Ewigkeiten zu dauern, aber die Sonne versank irgendwann im Horizont und ich wartete darauf, dass die Zeit weiter voran ging.
Ich hatte noch eine Stunde bis Mitternacht und trotzdem öffnete ich schon die Tür meiner Gemächer, um zu den Katakomben zu laufen. Schließlich wusste ich noch nicht wie lange ich brauchen würde, um diese zu finden.
Die Wache im Flur der Hofdamen stand nur ein paar Meter weiter, glücklicherweise aber mit dem Rücken zu mir. An die hatte ich gar nicht gedacht. Schnell, aber leise schloss ich die Tür hinter mir und begab mich eben so rasch hinter eine der großen Säulen. Man schien mich nicht bemerkt zu haben. Ich atmete durch. Der Weg würde wohl schwieriger werden als erwartet, die Wachen waren schließlich auch nachts überall und sie neigten auch gern einmal zum tratschen.
Ich blickte den Gang entlang. Zuerst musste ich zum Thronsaal kommen. Und dann darunter.
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Bucky
Entschuldigend hob ich meine Hand: "Ich wollte dich nicht erschrecken" erklärte ich ehrlich. Aber vermutlich war ich gar nicht mehr dazu fähig nicht zu schleichen, nicht mehr seit dem Krieg und nicht mehr seit meiner Flucht, vermutlich war es zu einer Angewohnheit geworden.
Mit einem Blick betrachtete ich das Zimmer einmal. Sie war tatsächlich dabei Frühstück zu machen und der Geruch von Kaffee kam mir entgegen. Hunger hatte ich auf jeden Fall, darüber musste ich nicht einmal nach denken. Ich wusste gar nicht so genau wann ich das letzte Mal etwas gegessen hatte, gestern zumindest nicht und den Tag davor wohl auch nur etwas zur Mittagszeit.
Ich nickte: "Hunger habe ich" und wie zur Zustimmung knurrte mein Magen. Leicht lächelnd schaute ich wieder zu ihr: "Und einen Kaffee würde ich auch sehr gern nehmen... vielleicht auch zwei" gab ich zu. Ich hatte zwar geschlafen, aber besonders erholt fühlte ich mich eben trotzdem nicht und wenn sich etwas darauf verstand Müdigkeit zu verringern, dann war es Kaffee und den brauchte ich. Zumal sie den ja auch schon machte, wofür ich wirklich dankbar war.
Einen Moment schweigend schaute ich sie an, bevor mir neben dem Kaffeeduft noch etwas anderes in die Nase stieg. Toast, vermutlich eher verbrannter Toast, dem Geruch nach zu urteilen.
Der Toaster stand näher an mir, sodass ich an ihn heran trat, um das Brot heraus zu nehmen, aber er war recht seltsam aufgebaut, man schien die Scheiben mit den bloßen Fingern gar nicht heraus zu bekommen. Fragend blickte ich Sophie an. Das hatte aber Mal definitiv anders funktioniert, da war ich mir sicher. Noch eine Sache mehr, die ich zu meiner imaginären Liste der Dinge die für mich neu und für den Rest der Welt Alltag waren, hinzufügen konnte.
Wie jeden Morgen nahm ich erst einmal mein Frühstück zu mir, ehe ich mich den Sorgen und Problemen der Asen annahm. So gut ich es konnte. Dabei musste ich natürlich darauf achten, immer das zu machen, was der richtige Odin machen würde und das war manchmal sehr schwer für mich. Ich war nun einmal nicht wie der Allvater. In manchen Punkten war ich das genaue Gegenteil von ihm. Aber bisher hatte noch niemand - außer eine junge Hofdame, die Visionen hatte - mein Spiel durchschaut.
Der Abend kam zum Glück recht schnell und nach dem Abendessen zog ich mich in meine Gemächer zurück, um abzuwarten, dass es Mitternacht wurde. So ganz genau wusste ich noch nicht, wie ich die ganze Sache angehen sollte, aber ein bisschen Improvisation hatte noch nie geschadet. Improvisation war mein Spezialgebiet.
Eine Viertelstunde vor Mitternacht machte ich mich auf den Weg zum Treffpunkt. Ich kannte die Korridore und Geheimgänge des Schlosses besser als jeder andere, daher war es eine Leichtigkeit, den Wachen auszuweichen. Für den Weg hatte ich noch nicht einmal das Aussehen Odins angenommen, mich würde ohnehin niemand außer Sigyn sehen. Als ich in den Katakomben ankam, war es noch etwa zwei Minuten vor Mitternacht. Von Sigyn war noch nichts zu sehen.
Kurz sah ich mich im Raum um. Quasi niemand kam hier runter und dementsprechend sah es auch aus. Ich fing also an, noch ein bisschen was von dem Krempel, der hier unten rumstand, zur Seite zu räumen, damit wir genug Platz für unsere ... Unterrichtsstunde hatten.
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Sophie
"Alles in Ordnung, kein Problem", erwiderte ich schmunzelnd, ehe ich den Speck in der Pfanne einmal umdrehte. "Wahrscheinlich war ich auch einfach nur in Gedanken versunken und hab dich deshalb nicht kommen hören."
Bei einem prüfenden Blick auf ihn stellte ich fest, dass er um einiges besser aussah. Er war nicht mehr so blass, war wieder gescheit durchblutet und hatte wieder etwas Farbe im Gesicht. Die genähte Wunde musste ich mir später noch einmal ansehen, aber das hatte Zeit bis nach dem Frühstück. Sie war auf jeden Fall nicht aufgegangen, sonst würde er jetzt nicht hier stehen.
"Essen ist gleich fertig", meinte ich und lächelte ihn an. Einen Kaffee bekam er natürlich auch.
Der Kaffee war in der Zwischenzeit fertig. Ich nahm zwei Tassen aus dem Schrank und schenkte in beide Kaffee. Da ich nicht wusste, ob er Milch oder Zucker oder beides in seinem Kaffee mochte, stellte ich sowohl die Zuckerdose als auch eine Packung Milch neben seine Tasse, dann konnte er sich selbst bedienen. Ich selbst füllte etwas Milch in die andere Tasse und trank dann einen großen Schluck, wobei ich mir den Mund ein bisschen verbrannte.
Da stieg auch mir der Geruch nach dem Toast in die Nase und als ich mich umdrehte, sah ich, wie er versuchte, den Toast mit den Händen aus den Schlitzen des Toasters zu holen. Für einen Moment beobachtete ich das, sehr verwundert. Es war, als ob er noch nie einen Toaster gesehen hatte.
Ich trat neben ihn, drückte auf einen Knopf an der Seite des Toasters und der Toast sprang heraus. Dann nahm ich zwei Teller, gab etwas Rührei und Speck auf beide und legte noch eine Scheibe Toast dazu.
"Komm, gehen wir zum Essen ins Wohnzimmer", sagte ich und lächelte ihn an. Dann nahm ich die beiden Teller und trug sie zum Esstisch.
Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit verging, bis ich in der Nähe des Thronsaals die Tür fand, von der ich relativ sicher war, dass es hinter dieser zu den Katakomben ging, aber es war eine ganze Weile. Vor allem weil es zunächst einmal schwierig gewesen war überhaupt hierher zu kommen, ohne entdeckt zu werden. Und die Tür zu finden war auch nicht einfach gewesen.
Vorsichtig legte ich die Hand an die Tür und schob den Riegel beiseite, abgesehen von diesem war sie nicht abgeschlossen, sodass ich sie langsam aufstoßen konnte.
Dahinter eröffnete sich mir eine dunkle Treppe die hinab führte, keine Fackeln oder sonstige Beleuchtung und um mir nochetwas zu holen war es zu spät. Ich wollte Loki nicht unnötig warten lassen.
Tief atmete ich ein und schloss die Tür hinter mir, bevor ich die Treppe hinunter stieg, wobei ich mich immer an den Wänen fest hielt, damit ich mir den Weg suchen konnte. Unten wurde es wieder heller, der Raum in den ich kam war beleuchtet und ich wurde wieder ein wenig ruhiger, nachdem mich die Dunkelheit beim Treppenabstieg ein wenig nervös gemacht hatte.
Für einen Moment war ich nicht sicher ob ich hier wirklich an dem ort war, an dem wir uns treffen wollten. Alles war zugestellt und staubig, aber dann entdeckte ich weiter hinten im Raum Loki.
Er hatte sich nicht verwandelt, wozu auch und war dabei etwas von den Kisten und anderem Zeug beiseite zu räumen. Unsicher ging ich auf ihn zu. Tatsächlich schien er sein Versprechen halten zu wollen, zumindest wirkte es nicht so als hätte er noch vor mich doch zu beseitigen.
Zögernd blieb ich bei ihm stehen, wollte etwas sagen, aber brachte dann doch nichts über die Lippen.
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Bucky
Etwas erschrocken zuckte ich zusammen als Sophie den Toast per Knopfdruck aus dem Gerät springen ließ. Nein, so hatte ich das nicht mehr in Erinnerung. Nicht einmal die neuesten Modelle die ich gekannte hatte, waren dazu in der Lage gewesen.
Glücklicherweise schien sie mein Unwissen nicht allzu schlimm zu finden, denn sie nahm den Toast einfach heraus und legte ihn auf die Teller, bevor sie an mir vorbei in Richtung Wohnzimmer lief.
Ich blieb noch kurz stehen, dann griff ich nach den Tasse, in denen sie uns Kaffee eingegossen hatte und folgte ihr, in einem etwas langsameren Tempo als sie, während ich schon ein wenig von dem Kaffee trank. Er war noch recht heiß, aber es war in Ordnung, solange er mir dabei helfen würde mich erholter zu fühlen.
Sophie stellte die Teller auf einem Tisch ab und ich setzte mich auf einen der Stühle, setzte die Tassen vor mir auf der Fläche ab. Der Geruch des Essens war wirklich verlockend und mein Magen stimmte mir erneut zu. Inzwischen bemerkte ich meinen Hunger erst so richtig.
Ich rückte mich ein wenig zurecht auf dem Stuhl und wandte mich dann an Sophie: "Danke für das Essen" meinte ich und nahm mir wieder die Tasse: "Und für den Kaffee auch". Erneut trank ich ein wenig von dem dunklen Getränk und strich mit meiner Metallhand ein paar Haare zurück, die sich wie so oft den Weg in mein Gesicht suchten.
Bevor ich begann zu essen wartete ich darauf, dass Sophie ebenfalls Platz nahm.
Wenn wir hier erstmal loslegten, konnte es gut passieren, dass irgendetwas zu Bruch ging. Mit unkontrollierbarer Magie, vollkommen egal welche Art von Magie, war nicht zu spaßen. Bei den Dingen, die hier unten waren, war es nicht so tragisch, wenn etwas kaputt ging. Noch ein Grund, weshalb das hier der wohl geeignetste Ort für diese ... Unterrichtsstunden war.
Leise hörte ich schließlich, wie die große Uhr am höchsten Turm des Palasts Mitternacht schlug. Bisher war von Sigyn keine Spur, aber etwas Zeit ließ ich ihr noch. Der Ort, den ich ausgesucht hatte, war nicht gerade am leichtesten unbemerkt zu erreichen. Ich ging davon aus, dass sie den Geheimgang hierher nicht kannte und deshalb einmal durch den ganzen Thronsaal musste, der nachts selbstverständlich bewacht wurde. Ich musste später daran denken, ihr den Geheimgang zu zeigen.
Die einfachen Palastwachen wussten nichts von meiner richtigen Identität, nur deren Befehlshaber. Eine einfache Wache hatte aber auch nie persönlichen Kontakt mit dem Allvater, daher war das nicht nötig. Die Befehlshaber wussten jedoch alles.
Da hörte ich ein Geräusch hinter mir, drehte mich um und sah sie, die noch halb im Schatten stand. Sie sagte kein Wort, schaute mich einfach nur mit einer undurchschaubaren Miene an.
Ich drehte mich gänzlich zu ihr herum und verschränkte die Arme vor der Brust. Kurz betrachtete ich sie, von oben bis unten, dann machte ich meinen Mund auf.
"Hat dich jemand gesehen?", fragte ich. Meine Stimme war nicht unfreundlich, strotzte aber auch nicht gerade vor Freundlichkeit. Sie war sehr neutral. Solange sie noch ein bisschen Respekt vor mir hatte, würde ich das auszunutzen wissen.
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Sophie
Als der Toast ihm nach dem Knopfdruck entgegensprach, erschrak er, zuckte zusammen. Ich sagte zwar nichts weiter dazu, aber etwas wundern tat mich das schon. Die Toaster in den Vereinigten Staaten funktionierten doch sicherlich nicht anders. Aber vielleicht interpretierte ich einfach zu viel in das ganze hinein, daher machte ich mir nicht weiter Gedanken darüber. Konnte ja sein, dass er bisher noch keinen Toaster gesehen hatte, der sich so bedienen ließ, wie meiner.
Am Esstisch stellte ich die beiden Teller ab, während er sich schon einmal hinsetzte. Er bewegte sich zwar etwas langsam, aber das war nun wirklich nicht verwunderlich. Die Wunde zog sicherlich immer noch ziemlich. Dazu kam die nicht gerade unbeachtliche Menge Alkohol. Dafür war er ohnehin noch ziemlich gut beeinander.
Ich setzte mich schließlich hin und lächelte ihn an. "Keine Ursache", sagte ich auf seine Worte hin. Für einen Moment beobachtete ich, wie er sich die langen dunklen Haare aus dem Gesicht schob. Irgendwie lenkte mich diese kleine Geste für einen Moment ziemlich ab.
Zurück in der Realität nahm ich das Besteck in die Hände. "Hast du noch starke Schmerzen?", fragte ich ihn beiläufig. "Wenn wir aufgegessen haben, würde ich mir die Wunde gern nochmal anschauen und den Verband wechseln und so weiter."
Langsam schüttelte ich den Kopf: "Nein, ich denke nicht. Ich habe aufgepasst" antwortete ich und überging die Tatsache das er eine Begrüßung ausgelassen hatte.
"Vielleicht hat mich eine der Wachen vor dem Thronsaal gehört, aber gesehen hat mich keiner, da bin ich mir relativ sicher" gab ich dann zu, ein wenig eingeschüchtert von seinem Auftreten, aber keinesfalls gewillt klein beizugeben: "Wie seid ihr hierher gekommen? Den normalen Gang scheint ihr nicht genommen zu haben".
Schließlich war die Treppe vollkommen dunkel gewesen und vermutlich hätte er irgendwie ein Licht entzündet wenn er diesen Weg genommen hätte. Abgesehen davon war es Loki, vermutlich kannte er Wege oder Zauber um hierher zu kommen, von denen ich noch nie gehört hatte.
Ich legte die Arme vor meinen Körper zusammen und schaute mich ein wenig um. Wir waren vollkommen allein hier unten und niemand wusste das ich hier war, ich konnte nur hoffen das es keine allzu dumme Idee gewesen war. Zudem war es recht kühl und ich fröstelte ein wenig. Aber das würde ich über mich ergehen lassen, solange er mir helfen würde. Auch wenn das hieß jede Woche einmal hier hinunter zu finden und auch wenn es hieß, sich auf Loki einlassen zu müssen, was wohl mehr als verrückt war.
Vielleicht war ich ja auch verrückt. Wie viele Personen außer mir hatten wohl solche Visionen oder was auch immer es war?
Erwartungsvoll wandte ich mich wieder zu Loki, ohne so recht zu wissen was wir nun vor hatten.
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Bucky
"Nein, die Schmerzen lassen sich aushalten" verneinte ich und biss beherzt in das Toastbrot, bevor ich hinunter schluckte und hinzu gab: "Es zieht nur noch ein wenig... ich glaube der Verband stützt die Wunde ganz gut. Ohne wäre es sicherlich schlimmer".
Oh ja, das Essen hatte ich gebraucht. Ich fühlte mich sofort ein wenig besser während wir aßen und ich versuchte mich zurück zu halten und nicht allzu sehr zu schlingen.
Schließlich gehörte sich das nicht und vor der Frau, die mir vor ein paar Stunden noch geholfen hatte am Leben zu bleiben, wollte ich mich benehmen. Andere Möglichkeiten um ihr zu danken hatte ich ja kaum. Ich besaß nichts und war ein Verfolgter, ich würde ihr vermutlich nie zeigen können wie dankbar ich ihr dafür war, dass sie mir das Leben gerettet hatte.
Vor allem, weil ich gerade erst dabei war genau herauszufinden... nun, wer ich gewesen war.
Unsicher ließ ich die Gabel in meinen Händen sinken und blickte langsam zu Sophie auf als mir ein Gedanke durch den Kopf schoss: "Als du mich gestern gefunden hast... Hatte ich... hatte ich ein Notizbuch dabei? Ist es hier irgendwo?".
Ich wurde ein wenig nervös bei dem Gedanken, dass ich es verloren haben musste. Ich hatte so viele Dinge über mich dort hinein geschrieben.
Ich nahm stark an, dass es deutlich zu spüren war, dass ich mir mindestens zehn Dinge denken konnte, die ich gerade lieber machen würde. Aber gleichzeitig sollte sie wissen, dass ich mich an mein Wort halten würde. Man konnte über mich sagen, was er wollte, aber ein Versprechen hielt ich immer.
Zufrieden nickte ich leicht. Die Wache, die sie gehört hatte, hatte das Geräusch wahrscheinlich schon lange wieder vergessen. Nachts waren im Palast häufig Geräusche hörbar, die man nicht zuordnen konnte. Solange diese Wache sie nicht gesehen oder gar verfolgt hatte, war alles im grünen Bereich.
Mir entging nicht, wie alarmiert und auf der Hut sie war. Als ob sie erwartet, dass ich ihr jeden Moment einen Dolch durchs Herz jagte. Verübeln konnte ich es ihr nicht, schließlich wusste sie wahrscheinlich nur das über mich, was ihr in irgendeiner Weise zu Ohren gekommen war und die meisten Dinge, die über mich kursierten, waren nicht positiv.
"Na schön", murmelte ich schließlich, mehr zu mir selbst als an sie gewandt. Ich atmete einmal tief durch. Was genau trieb ich hier eigentlich gerade? Ich musste verrückt sein, mich darauf einzulassen. Aber jetzt gab es wohl keinen Weg zurück mehr. "Dann fangen wir wohl an."
Ich trat einen Schritt von ihr zurück. "Stell dich hier hin, genau in die Mitte des Raums", sagte ich, dieses Mal etwas lauter. "Schließ die Augen. Und dann will ich, dass du in dir nach der Magie suchst, die in dir ruht. Sie ist wahrscheinlich schwer zu finden, aber sie ist da, du musst dich nur mit allen deinen Sinnen auf die Suche konzentrieren."
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Sophie
Er hatte einen ordentlichen Appetit, das war auf jeden Fall ein gutes Zeichen, dass er auf dem Weg der Besserung war. Es würde ohne jeden Zweifel noch Wochen dauern, bis die Wunde gänzlich verheilt war und sehr wahrscheinlich würde er eine Narbe behalten, die ihn an die ganze Sache erinnern würde.
Ich schmunzelte etwas, während ich ihn beim Essen beobachtete. Bestimmt würde er am liebsten alles runterschlingen und sich dann direkt noch einen Nachschlag holen, auch wenn mein Kühlschrank hiermit leer war.
Wieder einmal fragte ich mich, was für ein Mensch er war. Ich hatte ihn in meine Wohnung gelassen, ihm das Leben gerettet, weil es das richtige für mich war. Aber ich wusste nichts von ihm, nur seinen Namen. Ich war mir allerdings auch nicht sicher, ob er mir irgendetwas verraten würde.
Plötzlich veränderte sich sein Verhalten. Er wirkte auf einmal geschockt, beinahe besorgt. Fragte nach einem Notizbuch. Ich dachte über seine Frage nach, erinnerte mich an die Gasse, in der ich ihn gefunden hatte, doch ich konnte mich an kein Notizbuch erinnern.
"Ich ... Es tut mir leid", sagte ich vorsichtig. Ich war nicht sicher, wie er darauf reagieren würde, denn so, wie er danach fragte, stand in diesem Notizbuch wahrscheinlich irgendetwas, was ihm etwas bedeutete. "Ich hab kein Notizbuch gesehen, gestern Nacht."
Mit wackligen Schritten begab ich mich auf die Stelle, welche er mir zeigte. Genau die Mitte des Raumes.
Er war ganz sicher alles andere als erfreut über unser Vorhaben, aber schien es halten zu wollen, sein Versprechen, was noch lange nicht hieß das ich ihm vertrauen würde.
Loki war ein guter Schauspieler, sein Schein konnte immer trügen.
Aus genau diesem Grund wurde mir auch mulmig zu Mute, als er meinte, ich solle die Augen schließen. Meine Wenigkeit und Prinz Loki allein in einem abgeschiedenen Zimmer und ich, so wehrlos wie ich gegen ihn wohl sowieso schon war, sollte nun auch noch die Augen schließen.
Aber würde er sich so viele Mühe machen, nur um mich dann umzubringen?
Ausatmend schloss ich die Augen, nur um sie wenige Sekunden später, wegen meines lauten Herzklopfen, wieder zu öffnen, aber Loki stand noch immer anders selben Stelle wie zuvor und machte auch keine Anstalten einen Dolch zu ziehen oder mich anderweitig aus dem Leben zu befördern....
Weshalb ich vorerst beschloss ihm wenigstens für dieses Vorhaben zu vertrauen und machte meine Augen dann wieder zu.
"Wie soll ich nach etwas suchen, wovon ich weder weiß wie es aussieht, noch wie es sich anfühlt?" wollte ich wissen, meine Stimme rauer als erwartet. Was dachte er wie ich das machen sollte?
Trotz meiner Frage versuchte ich mich zu konzentrieren, was schwierig war mit dem ständigen Gedanken im Hinterkopf, dass Loki mich gerade so einfach töten konnte.
Ich hielt die Luft an und schluckte. Meine Fingerkuppen hatten ein wenig begonnen zu Kribbeln, aber sonst war nichts geschehen.
"Woher weiß ich das ich die Magie in mir gefunden habe?" fragte ich weiter und blinzelte für den Bruchteil einer Sekunde, doch Loki hatte noch immer nichts verdächtiges getan.
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Bucky
Schweigend legte ich die Gabel ab. Das Notizbuch... Ich musste es irgendwo während meiner Flucht verloren haben, womöglich sogar als ich angeschossen worden war. Oder doch schon eher?
So viele Informationen. So viele Informationen, die ich dort über mich hinein geschrieben hatte, eine mühselige Arbeit, die ich verloren hatte. All meine Ergebnisse und Antworten auf die Frage wer ich war... gewesen war.
Hin. Denn wenn sie es nicht hatte, dann hatte ich es verloren. Ein wenig aus der Bahn geworfen strich ich mir über die Haare, schüttelte den Kopf ein wenig: "Es braucht dir nicht Leid zu tun, es ist nicht deine Schuld, ich muss es schon vor unserer Begegnung verloren haben".
Gab es eine Chance das ich es noch wieder finden würde? Aber wie? Wo sollte ich anfangen? Leise seufzte ich.
Vermutlich war es einfach weg und es war vor allem unersetzbar. Ich hatte so lange über mich recherchiert...
"Es war nur... Es war nur wichtig für mich, deswegen habe ich gefragt, aber ich werde wohl auch ohne dem Buch zurecht kommen" fügte ich hinzu und begann auf der Unterlippe zu kauen.
Wie hatte mir dieser Verlust nur passieren können?
So konnte das nichts werden. Sie konzentrierte sich nicht, war noch damit beschäftigt, mich zu beobachten, weil sie wahrscheinlich immer noch befürchtete, dass ich ihr jeden Moment in den Rücken fiel. Wie konnte ich sie nur davon überzeugen, dass das nicht passieren würde? Zumindest im Moment nicht, solange sie ihr Wissen über mich nicht mit ganz Asgard teilte.
Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete ich wie sie mehrmals versuchte, die Augen richtig zu schließen und sich auf sich selbst zu fokussieren, es jedoch einfach nicht machte. Ich hatte die Arme vor der Brust verschränkt und mir entwich ein Seufzen.
Wenn das so weiter ging, würden wir Jahre hierfür brauchen.
Und natürlich wusste sie noch nicht mal, wie sie die Magie in sich finden sollte oder wie sie sich anfühlte. Ich atmete einmal tief durch, um nicht die Kontrolle über mich zu verlieren. Sie hielt mich für ein Monster, aber ich wollte sie vom Gegenteil überzeugen. In manchen Hinsichten zumindest.
Ich atmete einmal tief durch und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich versuchte, nicht die Kontrolle zu verlieren. Sie dachte zwar, dass ich ein Monster bin, aber ich gab mir zumindest Mühe, einigermaßen freundlich zu sein. Ich hielt mich nicht für ein Monster.
"Glaub mir, wenn du sie gefunden hast, dann weißt du es", sagte ich schließlich. "Ich kann dir nicht genau sagen, wie es sich für dich anfühlen wird, das ist für jeden anders. Den einen wird wahnsinnig warm, der nächste bekommt eine Gänsehaut am ganzen Körper und ein anderer fängt an zu lachen, weil er so von Glück erfüllt ist."
Ich war schon wirklich gespannt, wie sie reagieren würde, wenn sie die Magie denn endlich mal gefunden hatte.
"Es wird aber nicht funktionieren, wenn du alle zwei Sekunden die Augen öffnest, weil du Angst hast, dass ich dir gleich in den Rücken falle", sagte ich.
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Sophie
Ihn schien es ernsthaft zu treffen, dass sein Notizbuch weg war. Ob er es verloren hatte, bevor ich ihn gefunden hatte, oder ob ich es am Abend zuvor im Eifer des Gefechts übersehen hatte, wusste ich nicht. Es würde auch nichts daran ändern, das brachte das Notizbuch nicht zurück.
Was stand darin, dass ihm so viel daran lag? War es sein Tagebuch? So viele Fragen schossen mir durch den Kopf, aussprechen konnte ich allerdings keine. Ich wollte ihm nicht zu nahe treten, es ging mich ja eigentlich nichts an, was in dem Buch stand.
Zögerlich streckte ich eine Hand aus, hielt jedoch kurz vor seinem Arm inne. Ich wusste nicht, ob es so schlau wäre, ihn zu berühren, ob er damit einverstanden wäre. Aber ich wollte ihm auch zeigen, dass ich ihn zumindest in gewisser Weise verstand. Jeder hatte schließlich schon mal etwas verloren, was ihm wichtig ist.
Ich legte also schließlich die Hand sachte auf seinen Arm und lächelte ihn herzlich an. Er kaute auf seiner Unterlippe herum, ich tätschelte sachte seinen Arm.
"Ich würde dir so gerne helfen, es wieder zu finden, ich wüsste nur nicht, wie", sagte ich.
Wenig später hatten wir beide aufgegessen und ich trank meinen Kaffee aus. Ich sah zu ihm rüber und lächelte ihn abermals an. "Dürfte ich mir jetzt die Naht anschauen? Nur, um sicherzugehen."
"Brauche ich mir denn keine Sorgen zu machen, dass ihr mich nicht doch noch hinter geht?" fragte ich ein wenig trotzig, meinte es aber ernst und konnte meine eigene Stimme dabei ein wenig zittern hören. Ich wollte das Loki mir half und ich wollte ihm vertrauen, aber das war nicht sonderlich leicht, wenn man schon so viele Geschichten über ihn gehört hatte.
Innerlich unruhig schloss ich die Augen einfach wieder, zwang mich dazu sie dieses Mal geschlossen zu halten und mich wirklich nur darauf zu konzentrieren, meine Magie in mir zu finden. Ich fragte mich, wie es sich für mich wohl anfühlen würde und ich fragte mich auch, wie es für Loki war, wenn er auf seine Magie zurück griff.
Einen Moment dachte ich darüber nach ihn zu fragen, aber dann begannen meine Fingerkuppen stärker zu kribbeln und ich hörte mit einem Mal auf über irgendetwas nach zu denken. Meine Augen blieben verschlossen und bis auf den Gedanken an meine Visionen, blieb für ein paar Wimpernschläge nichts in meinem Kopf. Weder dachte ich an die Worte meiner Mutter, noch an meine Angst und auch nicht an Loki. Kurzzeitig war da nur ich und ein neues Gefühl in mir.
Es wurde mir aber nicht warm und ich verspürte auch keine Gänsehaut oder ein unglaubliches Glück. Da war nur das Kribbeln, welches sich über meinen Körper verteilte, nicht unangenhem, aber ungewohnt. Und dann, mit einem Mal, war es, als würde ich alle Emotionen gleichzeitig spüren und ich wusste das es meine Magie sein musste, die sich so anfühlte.
Zwar drang ein leises Lachen aus meiner Kehle und ich verspürte so etwas wie Zufriedenheit, aber gleichzeitig trieb es mir Tränen des Leids in die Augen. Zwar fühlte ich mich unglaublich geliebt und mächtig, auf der anderen Seite aber gleichermaßen hilflos und einsam. Ich konnte nicht mehr denken, nur noch fühlen und weil ich auf einmal Angst bekam, riss ich mich selbst aus diesen Gefühlen heraus und öffnete die Augen ein wenig hektisch.
Nein, so wollte ich nicht das sich meine Magie anfühlte. Vielleicht war es ja auch nur beim ersten Mal so intensiv? Oder hatte ich irgendetwas falsch gemacht? Mein Finger hatte begonnen zu zucken.
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Bucky
Man konnte die Fragen praktisch in ihrem Gesicht ablesen, aber dennoch schwieg ich. Es reichte für das erste das sie über meinen Arm Bescheid wusste, sie musste nicht auch noch erfahren, dass ich eigentlich schon lange tot sein sollte und für den Augenblick wollte ich über meinen Verlust auch lieber keine Worte verlieren. Zudem fragte sie ja auch nicht.
Ihre Finger an meinem Arm trösteten mich einen Moment lang mehr, als sie es vermutlich hätten sollen und trotzdessen ich mich alles andere als besonders gut fühlte nach dieser Erkenntnis, erwiderte ich ihr aufmunterndes Lächeln.
"Ich weiß auch nicht wie du mir dabei helfen könntest" schluckte ich und nahm die Gabel wieder auf: "Aber du hast mir sowieso schon genug geholfen" erklärte ich ehrlich und begann weiter zu essen, ohne das Thema noch einmal auf das Notizbuch zu lenken.
Darüber wollte ich nicht reden, wusste ich doch das ich es nicht wieder finden würde. Vermutlich nie mehr. Das Buch war einfach weg und damit Erinnerungen aus meinem Leben, an die ich mich ohne dem Buch nicht mehr erinnern würde. Erinnerungen an ein Leben und eine Welt die so nicht mehr existierten.
Es verging eine Weile, in der ich schweigend weiter aß, meinen Hunger stillte, den Blick auf den Tisch gerichtet, bis Sophie wieder das Wort erhob. Ich sah auf und nickte langsam: "Natürlich, ist wohl besser so" stimmte ich ihr zu und hoffte das mit der Wunde alles in Ordnung war.
"Gehen wir dazu wieder auf das Sofa?" wollte ich wissen und leerte ebenfalls meine Kaffeetasse in einem Zug.
Loki
Eigentlich konnte ich Personen, die so dickköpfig waren wie sie, nicht leiden. Bei ihr war es aber irgendwie was anderes. In ihrem Fall fand ich es irgendwie amüsant. Natürlich vertraute sie mir nicht, ich gab ihr auch keinen Grund dazu. Wahrscheinlich würde sie mir auch in einigen Wochen nicht vollkommen vertrauen, aber vielleicht zumindest ein kleines bisschen.
"Ich werde dich nicht hintergehen. Nicht hier und nicht jetzt", antwortete ich betont ruhig. Dann trat ich in den Schatten, damit sie mich nicht mehr so leicht sehen konnte und sich mehr auf sich selbst konzentrieren konnte.
Sie schloss wieder die Augen, kämpfte für einige Sekunden noch damit, sich auf sich zu fokussieren, doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ich legte den Kopf schief und beobachtete sie aufmerksam, jede Rührung ihres Körpers. Ihre Finger zuckten ein bisschen. Es funktionierte, das wusste ich.
Wenig später fing sie plötzlich das Lachen an und das überraschte mich so, dass ich zusammen zuckte. Doch in ihren Augen standen Tränen. Als wüsste sie entweder nicht, was sie fühlen sollte, oder als würden alle möglichen Emotionen sie gleichzeitig überrollen. Ihr Atem wurde schwerer, Panik stand in ihrem Gesicht und dann riss sie von jetzt auf gleich die Augen wieder auf, war wieder im Hier und Jetzt. Panisch wirkte sie aber trotzdem noch.
Nun trat ich langsam zurück in das schummrige Licht, in ihr Blickfeld. "Hab doch gesagt, du weißt, wenn es soweit ist", sagte ich erst einmal ruhig. Daraufhin schnippste ich einmal mit dem Finger und hatte im nächsten Moment einen Trinkkelch mit Wein in der anderen Hand. Diesen reichte ich ihr.
"Keine Sorge, das ist nur Wein", sagte ich. Nicht, dass sie dachte, ich würde sie vergiften oder sowas. "Das ist für die meisten beim ersten Mal ziemlich ... Überwältigend. Die Magie in ihrem vollem Ausmaß zu spüren ist kräfteraubend, aber leider notwendig."
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Sophie
Noch nie hatte ich eine Person getroffen, die so viele Geheimnisse und Rätsel mit sich herum trug. Er wirkte zwar entspannter, seitdem ich seinen Arm gesehen und nicht ausgeflippt war, aber die Last, die er auf den Schultern hatte, war beinahe sichtbar. Natürlich würde er mir, einer Fremden, nicht einfach alles erzählen, das verlangte ich auch gar nicht. Ich hoffte nur, dass er irgendwann mal jemandem so sehr vertrauen konnte, dass er mit ihm oder ihr all das, was ihn quälte, teilen konnte.
"Ja, das wäre wahrscheinlich die beste Idee", antwortete ich auf seine Frage, ob wir für die Nachuntersuchung auf's Sofa umziehen würden. "Setz dich ruhig schon mal auf die Couch, ich geh noch schnell mein Verbandszeug holen."
Damit stand ich auf, ging kurz ins Bad und als ich ins Wohnzimmer zurückkam, hatte er es sich bereits bequem gemacht. Ich setzte mich neben ihn, stellte meine Tasche auf den Couchtisch vor mir.
"Am besten wäre es wahrscheinlich, wenn du das Oberteil wieder ausziehst", sagte ich und lächelte ihn an. Nach seiner Zustimmung half ich ihm dabei, den Pullover meines Exfreundes auszuziehen, wodurch der Verband sichtbar wurde.
Vorsichtig löste ich den Verband und wickelte ihn ab, sodass die beiden genähten Wunden sichtbar wurden. Auf den ersten Blick waren weder Blut noch Eiter oder ähnliches zu sehen, das war schon mal ein gutes erstes Zeichen. Aufgegangen war die Naht auch nicht, auch wenn mich das nicht wunderte. Wenn das passiert wäre, hätte er gerade nicht so gemütlich mit mir gefrühstückt. Den gebrauchten Verband legte ich zur Seite, um ihn dann wegzuwerfen, ehe ich vorsichtig die Naht abtastete.
"Hast du noch starke Schmerzen?", fragte ich ihn und sah kurz hoch zu seinem Gesicht.
Trotz seiner Worte nahm ich nur skeptisch einen Schluck aus dem Kelch, nicht sicher ob der Wein mir tatsächlich helfen würde oder es nur schlimmer machen würde, in welcher erdenklichen Weise auch immer.
Ich setzte den Kelch von meinen Lippen ab und strich mir mit der freien Hand über die Wangen, wischte Tränen beiseite, die mir über das Gesicht gelaufen waren und konnte Schamesröte aufsteigen fühlen. Es war mir unangenehm das er mich so gesehen hatte, noch immer sah, denn ich konnte mich bei den meisten Emotionen die ich eben gespürt hatte, nicht einmal mehr daran erinnern, wann ich sie zuletzt gefühlt hatte oder ob ich sie schon jemals erlebt hatte. Und es war mir schrecklich peinlich, dass ausgerechnet Prinz Loki mich dabei beobachtet hatte. Mich so hilflos gesehen hatte.
Mir stiegen erneut Tränen, dieses Mal über meine Schwäche in die Augen, aber ich hielt sie zurück und schluckte. Das Kribbeln war vollständig aus meinem Körper verschwunden, nach Lachen war mir auch nicht mehr zu Mute und ich fühlte mich recht allein hier unten.
"Das war schrecklich" gab ich leise zu, wobei ich es nicht wagte in sein Gesicht zu blicken und mir eine Haarsträhne zurück strich, welche sich aus meiner Frisur gelöst hatte und störend in meiner Stirn hing. Ich bereute es tatsächlich für eine Sekunde mit dieser Idee aufgekommen zu sein. Warum hatte ich Loki nicht einfach Odin sein lassen und ihn nicht drauf angesprochen? Ich hatte diese unkontrollierten Visionen los werden wollen, aber ob das hier so viel besser war... dachte ich für ein paar Momente, bevor ich für mich selbst den Kopf ein wenig schüttelte und mich an ein paar zurückliegende Visionen erinnerte.
Nein, das hier war nicht so schlimm wie das was ich bisher sehen musste. Wenn es mir aber nur nicht so unglaublich peinlich wäre.
"Wird das immer so schlimm sein?" fragte ich und trank mit zitternder Hand den Rest des Weinkelches in einem Zug aus.
-
Bucky
Auch heute, bei hellem Sonnenlicht und ausgeschlafenen Zustand sagte Sophie kein Wort über meinen metallenen Arm.
Sie hatte mir geholfen mich wieder des Pullovers zu entledigen und saß neben dem Sofa, auf dem ich mich befand. Der, eigentlich noch saubere, Verband lag ebenfalls auf dem Boden und ich warf einen Blick auf die genähnte Wunde. Noch immer saß die Naht und es schien, zumindest bei der Verletzung die ich an meinem Oberkörper sehen konnte, auch kein Blut ausgetreten zu sein. Es war ganz sicher nicht die erste Naht die sie gesetzt hatte. Natürlich nicht.
Vorsichtig lehnte ich den Kopf zurück und meine Augen schnellten wieder zu ihren, nur um festzustellen, dass sie sich wirklich absolut nicht an meiner außergewöhnlichen Prothese störte. Kein Zucken, keine unsicheren Seitenblicke zu meinem silbernen Arm. Nichts. Fasziniert betrachtete ich Sophie.
Zumindest bis sie Hand anlegte und die Wunden abtastete. Leise zischend atmete ich ein. Man sollte meinen nach allem durch das ich gegangen war, war ich weniger schmerzempfindlich, aber der Druck auf die Naht sandte einen Schmerz durch meinen Körper, der beinahe so schlimm war wie gestern noch. Weil ich so unvorbereitet darauf gewesen war trieb es mir kurzzeitig Tränen in die Augen. Trotzdem blieb ich leise und biss mir auf die Lippe, vor allem, weil ich, obwohl sie mir mit ihren Berührungen Schmerzen zufügte, nicht zurück zuckte.
Erst als sie zu mir blickte und mich ansprach atmete ich wieder aus: "Solange du nicht gerade auf den Wunden herum drückst, lassen sich die Schmerzen aushalten" erklärte ich mit einem halben, kläglichen Lächeln und fügte fragend hinzu: "Ist denn alles in Ordnung?"
So herzlos das auch klang, aber sie musste wohl oder übel noch öfter da durch, wenn sie lernen wollte, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Daran führte kein Weg vorbei. Sie musste die Magie spüren, in jedem Körperteil, um sie dann an einem Punkt zu sammeln und gezielt einsetzen zu können.
Still beobachtete ich, wie sie sich wieder sammelte, den Wein trank und sich die Tränen von den Wangen wischte. Ihre Wangen färbten sich etwas rot, darüber dachte ich aber nicht weiter nach. Sie kannte mich nicht und hielt mich sogar für einen schlechten Menschen, natürlich schämte sie sich dafür, vor meinen Augen so die Kontrolle über ihre Emotionen zu verlieren. Ich sagte einfach nichts dazu. Das hier war schon unangenehm genug für sie.
Sobald der Wein leer war, ließ ich den Kelch mit einem weiteren Schnipsen wieder verschwinden und atmete dann einmal tief durch.
"Ja, am Anfang schon", antwortete ich schließlich auf ihre Frage. "Aber irgendwann nicht mehr."
Vielleicht gewöhnte man sich einfach daran, vielleicht verschwand das quälende Gefühl auch einfach, je mehr Kontrolle man über sich und seine Fähigkeiten gewann. Ganz genau konnte ich es nicht sagen, nur, dass es besser wurde.
"Folgendes müssen wir erreichen", sprach ich dann weiter, langsam und deutlich, damit sie jedes Wort in sich aufnehmen konnte. "Im Moment ist deine Magie verteilt über deinen ganzen Körper, über alles, was du bist. Du musst jedes kleinste Quäntchen finden und alles in einem einzigen Punkt sammeln. Stell es dir vor, als wären all die kleinen Magie-Teilchen eine riesige Masse an ... Kindern, die du nur wirklich unter Kontrolle hast, wenn du sie alle in einem Raum hast."
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Sophie
Mir tat es sofort leid, als er die Luft so schnell einzog, als ich die Wunde berührte. Ich versuchte, dabei so vorsichtig wie möglich zu sein, aber vermeiden konnte ich es nicht, dass er kurz Schmerzen haben musste. Aber ich konnte nichts besorgniserregendes ertasten, daher konnte ich ihn schnell von den Schmerzen befreien und nahm meine Hände wieder von ihm.
"Tut mir leid, leider Gottes war das nötig. Ist aber schon wieder vorbei", sagte ich und sah lächelnd zu ihm hoch. "Die Naht sieht gut aus, sie ist nicht aufgegangen und es scheint sich auch nichts entzündet zu haben, das sind alles gute Zeichen."
Während ich sprach, machte ich nebenbei schon einmal alles bereit, um die Wunde abermals zu desinfizieren. Das schadete zumindest nicht.
"Es dauert aber noch ein paar Tage, bis ich die Fäden ziehen kann", sagte ich daraufhin, bis mir auffiel, was ich da gerade gesagt hatte. In ein paar Tagen war er wahrscheinlich gar nicht mehr da. Wahrscheinlich wollte er so bald wie möglich verschwinden und der Gedanke wurmte mich aus irgendeinem Grund. "Also... Beziehungsweise es dauert noch ein paar Tage, bis irgendwer die Fäden ziehen kann."
Um ihm nicht mehr ins Gesicht sehen zu müssen, fing ich schnell an, die Wunde zu desinfizieren. Vorsichtig tupfte ich die Naht ab und holte daraufhin einen frischen Verband heraus.
Warum gefiel der Gedanke, dass er jeden Moment aufstehen und aus meiner Wohnung spazieren würde, überhaupt nicht? Ich kannte ihn schließlich quasi nicht. Aber er strahlte eine für mich unerklärliche Faszination aus, etwas, was ich noch nie erlebt hatte.
Das klang zumindest ein wenig besser. Irgendwann würde es nicht mehr ganz so schlimm sein... fragte sich nur wann und wie lange ich vorhatte das über mich ergehen zu lassen. Viel anderes blieb mir aber wohl nicht übrig, schon allein, weil aufgeben für mich keine Option war. Zum einen nicht, weil die Visionen aufhören mussten und zum anderen, weil ich Loki gesagt hatte, dass ich nicht gleich aufgeben würde.
Vor allem nicht jetzt, wo wir noch gar nicht wirklich begonnen hatten. Nicht einmal ansatzweise.
Er schwieg über meinen ... Gefühlsausbruch, worüber ich dankbarer war, als ich selbst mir gegenüber zu gab und ich blinzelte ununterbrochen, um selbst die letzten Tränen los zu werden, die noch in meinen Augen saßen.
"Eine Masse von Kindern?" fragte ich ein wenig unsicher über diesen Vergleich und musste, obwohl die Situation das eigentlich nicht her gab, darüber ein wenig grinsen. "Das ist ein seltsamer Vergleich" gab ich leise von mir, nicht sicher ob er es in dieser Laustärke überhaupt gehört hatte oder ob er es überhaupt hatte hören sollen und richtete mich wieder auf, obwohl meine Knie weiterhin leicht zitterten. Ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.
Schluckend atmete ich aus, noch immer jeglichen Blickkontakt vermeidend und strich mir über die Nase. Mein Atem war noch nicht wieder vollkommen zur Normalität zurück gekehrt.
"Ich glaube nicht das ich so viele Kinder behüten kann, auch nicht wenn sie in einem Raum sind" unsicher strich ich mir über die Arme und wusste selber nicht genau, ob ich damit meine Magie meinte oder tatsächlich doch einfach nur wirklich Kinder, aber dieser Ausdruck war mir für den Moment lieber.
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Bucky
In Sophies Worten schwang eine schon fast bittere Note mit und ich betrachte sie schluckend. Vor allem, weil sie mir wieder in die Gedanken rief, dass ich auf der Flucht war.
Lange konnte ich nicht hier bleiben, das stand außer Frage, schließlich würde das nicht nur mich, sondern auch sie in Gefahr bringen. Sie, die seit Ewigkeiten die erste war, die mir mit Freundlichkeit und Akzeptanz entgegen trat, als gäbe es nichts selbstverständerlicheres für sie. Ob sie wusste wer ich war und was ich getan hatte?
Eigentlich musste ich so schnell wie möglich wieder weiter weg, weg von hier, irgendwo hin. Nur wohin? E
Esgab keinen Platz an den ich gehörte, HYDRA hatte ich den Rücken zugewendet und schon bei dem bloßen Gedanken daran wurde mir schlecht und ich konnte beinahe fühlen wie ich bleich wurde und mein Atem für ein paar Takte zitterte, bevor ich ihn wieder in den Griff bekam... und an einen anderen Ort konnte ich mich nicht erinnern oder zumindest nur vage, ab und zu.
Ich war ein Mann ohne Heimat; ohne eine Vergangenheit, die er kannte.
Und Noch hatte mich keiner gefunden und es würde doch wohl kaum einer vermuten das ich mich bei einer fremden Frau im Haus versteckte und sie das sogar freiwillig geschehen ließ... Außerdem brauchte meine Wunde noch ein wenig Ruhe oder etwa nicht?
"Kann ich... kann ich noch eine Nacht hier bleiben?" meine Stimme brach unter meiner Unsicherheit und meine Augen zuckten hektisch zu den ihren. "Nur, wenn es keine Umstände macht... ich bleibe auch nicht länger... ich will mich nur...".
Ausruhen. Einmal, für ein paar Stunden, zugehörig fühlen.
Ich ließ die ungesagten Worte in der Luft hängen und obwohl sie noch nicht einmal verneint hatte fügte ich ein raues: "Bitte" an, welches eigentlich unhörbar war und ich bewegte fast nur stumm die Lippen.
"Zugegeben, der Vergleich war nicht gerade der beste", gab ich zu und zuckte etwas mit den Schultern. Besser konnte ich es momentan nicht beschreiben. "Mit der Zeit wirst du aber sicherlich verstanden haben, was ich damit meine."
Es wäre gelogen, zu behaupten, dass nicht eine Menge Arbeit vor ihr lag. Anstrengende Arbeit, besonders psychisch. Wahrscheinlich würde sie in der Zeit Dinge über sich erfahren, die sie vorher nie wusste oder gar wissen wollte. Sie musste in die tiefsten Tiefen ihrer Psyche vordringen. Zu lernen, wie man seine Energie kontrollierte, war auch immer damit verbunden zu lernen, mit sich selbst voll und ganz im Klaren zu sein. Das würde sie früher oder später noch selbst herausfinden.
Immer noch wirkte sie sehr verunsichert, strich sich nervös über die Arme und wich meinem Blick aus. Ihr war es unangenehm, so vor mir zu stehen, einem Mann, den sie nicht kannte, wahrscheinlich sogar verabscheute. Ich gab mir Mühe, professionell und ruhig zu bleiben. Ihr zuliebe.
Ich legte mir zwei Finger ans Kinn und dachte nach, ehe ich weiter sprach. "Der Vergleich mit den Kindern war wirklich nicht besonders gut gewählt", murmelte ich, dann redete ich deutlicher weiter. "Solange die Magie so wie jetzt in deinem ganzen Körper verteilt ist, deinem ganzen Selbst, spielt sie verrückt. Jedes Teil macht, was es will, da kannst du noch so viel versuchen, deine Visionen unter Kontrolle zu haben. Wenn du aber alle Teile einsammelst, dir alles zu eigen machst und an einem Ort in deinem Inneren sammelst, übernimmst du das Sagen darüber, was deine Fähigkeiten mit dir anstellen. Du kannst sie gänzlich unterdrücken, wenn du das möchtest, oder einsetzen, aber nur, wenn es dir wirklich passt und nicht aus heiterem Himmel."
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Sophie
Seinen Blick auf mir bemerkte ich erst gar nicht so richtig. Ich zwang mich dazu, mich auf das Anbringen des frischen Verbands zu konzentrieren. Wieder band ich den Verband recht fest, damit er das Ziehen der Wunde nicht bei jeder Bewegung spüren musste und das ganze gleichzeitig gut gestützt wurde.
Erst, als ich merkte, wie sein Atem kurz unregelmäßig wurde, hob ich den Blick. Er wirkte irgendwie verunsichert, sein Blick huschte durch die Gegend, als würden ihm unzählige Dinge gleichzeitig durch den Kopf gehen. Verwunderte beobachtete ich ihn. Hatte ich etwa etwas falsches gesagt? Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen.
Da wirkte es plötzlich so, als würde er Blickkontakt mit mir suchen, sich aber nicht trauen, mir dauerhaft in die Augen zu sehen. Er wirkte auf einmal so anders, irgendwie ... Schüchtern. Und dann fragte er, ob er noch eine Nacht bleiben durfte. Mein Herz machte einen aufgeregten Sprung.
Meine Lippen verformten sich langsam zu einem Lächeln und ich legte sachte eine Hand auf seine Hand, die auf seinem Bein ruhte. Die metallene Hand.
"Du darfst so lange hier bleiben, wie du möchtest. Bevor ich nicht sicher sein kann, dass dir wegen deiner Wunder nichts zustößt, könnte ich dich ohnehin nicht ohne ein schlechtes Gewissen gehen lassen", meinte ich und lächelte ihn an. Dann packte ich mein Zeug wieder weg und richtete mich auf.
"Irgendwann im Laufe des Tages muss ich noch Einkaufen gehen und ich habe Nachtschicht, ab etwa neun Uhr bin ich heute Abend also weg, bis morgen Früh", informierte ich ihn. "Aber sonst ... Bin ich deine persönliche Krankenpflegerin."
Das hoffte ich zumindest. Das ich es eines Tages, möglichst bald, verstehen würde was genau er mit dem Vergleich gemeint hatte. Im Moment war ich mir da nicht ganz so sicher. Aufmerksam hörte ich ihm zu und besiegte das Tränenwasser in meinen Augen vollkommen und schaffte es auch meinen Atem gänzlich zu beruhigen.
Diese Visionen los zu sein hörte sich unglaublich gut an und ich atmete bei dem Gedanken, einmal dazu fähig zu sein, mir nicht alles ansehen zu müssen, was ich gar nicht erblicken wollte lange aus. Loki wusste wahrscheinlich nicht einmal wie glücklich ich war, endlich jemanden gefunden zu haben, der mir helfen konnte und das obwohl ich gleichzeitig eine ziemliche Angst vor ihm hatte. Dabei machte er ja nicht einmal irgendetwas in diese Richtung. Eigentlich half er mir ganz einfach nur, so wie er es versprochen hatte und er war tatsächlich auch nicht übermäßig unfreundlich zu mir, auch wenn er ganz sicher nicht das Gegenteil davon war.
"Ich mochte den Vergleich ganz gern" gab ich ehrlich zu, weil er mich eben noch zum Grinsen gebracht hatte, trotz der Tatsache das ich ihn nicht ganz verstand und wagte es nun doch wieder ihm langsam in das Gesicht zu blicken. "Ist es egal wo ich meine Magie sammle? Oder... oder gibt es einen Punkt an dem es einfacher ist?" fragte ich und fügte dann hinzu: "Habt ihr das auch gemacht? Eure Magie an einer Stelle gesammelt?". Interessiert blickte ich ihn an und faltete meine Hände ineinander, um das Zittern meines kleinen Fingers zu verbergen, der meine bestehende Nervosität preisgab, obwohl ich mich ansonsten wieder im Griff hatte.
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Bucky
Ich zuckte ein wenig zusammen als sie ihre Hand auf das Metall der meinen legte und betrachtete unsere Berührung für ein paar Sekunden stumm, obwohl ich sie gar nicht wirklich fühlte. Zumindest anders fühlte als würde Haut auf Haut treffen und war seltsam fasziniert und zugleich verwirrt davon, wie unbesonnen sie mich anfasste. Ohne Abscheu, ohne die Absicht mir weh zu tun. Einfach nur so, ohne Hintergedanken.
In meinem Kopf machte sich kurz der Gedanke breit, das ich dieses Gefühl schon kannte, als wären mir solche Berührungen schon hundert Mal passiert und ich bekam leichte Kopfschmerzen, aber im nächsten Augenblick konnte ich mich kein Stück mehr daran erinnern.
Es vergingen ein paar Momente, dann zog ich meine Hand erschrocken zurück, schluckte und legte sie mir auf die Brust.
"Dann... dann bleibe ich noch" wiederholte ich, sie nicht mehr ansehend und beschämt von so viel Fürsorge, die sie mir entgegen brachte: "Es macht auch nichts wenn du kurz gehen musst. Ich kann auf mich aufpassen".
Wer war ich das ich so viel Fürsorge verdient hatte? Wer war ich überhaupt? Mehr als ein Name und Bilder von Blut, Leid und Tod fielen mir auf diese Frage nicht ein. Ich begann ein wenig zu zittern. Das war alles so seltsam. Bis vor kurzem hatte ich noch geglaubt mein Name wäre Winter Soldier und dann hatte ich für einen Augenblick geglaubt ich wäre Bucky, nur um dann festzustellen, dass ich nicht wusste wer das war und nun saß ich hier auf dem Sofa einer, noch immer recht fremden Frau und hatte seit langem wieder Zeit wirklich zu denken.
"Kann ich etwas trinken?" fragte ich leise, zum einen, weil meine Kehle wirklich trocken geworden war und zum anderen, weil ich irgendetwas sagen wollte, nur nicht wusste was.