"Vollkommen richtig, ich verrate nicht, wo wir hin gehen", erwiderte ich schmunzelnd und warf kurz einen Blick zu ihr, als ich sie lachen hörte. Sie wurde langsam gelöster, nachdem sie vor einigen Minuten noch so nervös und angespannt in den Kellerraum gekommen war.
Es war schön, sie so zu sehen. So verhielt sich sonst niemand mir gegenüber, nicht wenn ich die Gestalt des Allvaters annahm und erst recht nicht, wenn ich ich selbst war. Zumindest in den letzten Jahren nicht. Das war das erste Mal seit einer sehr langen Zeit, dass sich jemand mir gegenüber entspannte.
Zielsicher lief ich durch die dunklen Gänge, während ich die Fackel in meiner Hand vor mich hielt. Auch wenn ich so lange nicht mehr diese Richtung eingeschlagen hatte, den Weg würde ich wahrscheinlich blind finden. Seit dem Tod meiner Mutter war ich nicht mehr in dieser Ecke der Gärten gewesen. Ich konnte es einfach nicht, mit dem Wissen, dass sie dieses Projekt nie zu Ende bringen konnte. Aber nun, mit Sigyn, hatte ich das Gefühl, endlich die Kraft dazu zu haben.
Da spürte ich, wie sie vorsichtig ihre Finger zwischen meine schob und ihre Hand noch etwas fester um meine schloss. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und als ich kurz zu ihr sah, bemerkte ich ihren prüfenden Blick. Sachte drückte ich ihre Hand einmal kurz, um ihr zu zeigen, dass alles in Ordnung war. Es war mehr als in Ordnung.
"Keine Sorge", meinte ich dann schmunzelnd. "Du könntest mir die Augen verbinden, mich irgendwo hier unten aussetzen und mich fünfmal im Kreis drehen und ich würde den Weg trotzdem finden."
Schließlich blieb ich vor einer Sackgasse in den Gängen stehen. Der Ausgang in die Gärten ließ sich öffnen, indem man einen der Fackelhalter an der Wand nach unten zog. Mit einem leisen Klicken ging die Tür auf.
"Geh ruhig voraus", meinte ich und lächelte sie an, während ich sie vor mir aus dem Gang treten ließ. Schließlich ging ich hinter ihr raus, schloss den Eingang zu den Geheimgängen hinter mir und wandte mich zu ihr.
Mein Blick fiel über die Blumen, die fein säuberlich geschnittenen Sträucher und die in warmes Licht getauchten Schotterwege. Es sah alles genauso aus, wie meine Mutter es sich immer vorgestellt hatte. Auf einmal hatte ich einen Kloß im Hals und musste mich räuspern
Dann sah ich zu ihr und lächelte sie an. "Hier lang", meinte ich und ging dann mit ihr weiter, über die gewundenen Wege zu dem Pavillion, der trotz der späten Stunde immer noch beleuchtet war.
"Ich ... War nicht mehr hier, seitdem meine Mutter tot ist", gab ich schließlich zu. "Ich konnte es nie über mich bringen."
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Sophie
Das Haus war ein bisschen runtergekommen und im Flur roch es muffig. Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass sein Unterschlupf in einem Luxuspenthouse oder so war. Er warnte mich vor, dass wir die Treppen nach oben laufen mussten. Ich sah zu ihm, lächelte ihn kurz aufmunternd an und folgte ihm dann nach oben. Meine Hand lag dabei die ganze Zeit weiterhin in seiner. Er war angespannt, das konnte ich an seiner Hand spüren.
Während wir die Treppen nach oben stiegen, sagte keiner von uns ein Wort. Ich hoffte einfach nur, dass er seine Sachen schnell gepackt hatte und wir schnell auf dem Weg sein konnten, wohin auch immer. Und wenn ich ihn nur bis zum Bahnhof oder so begleiten konnte, dann war das in Ordnung. Solange ich wusste, wo er hin ging.
Als wir schließlich ankamen und er dabei war, die Tür aufzusperren, erstarrte er plötzlich. Mir rutschte das Herz in die Hose und ich sah ihn beunruhigt an. Dann merkte ich, was los war.
Die Tür war bereits aufgeschlossen.
Er flüsterte mir zu, dass ich draußen warten sollte, und bevor ich reagieren konnte, war er schon in der Wohnung verschwunden. Für einen Moment blieb ich auf dem Flur stehen, bis ich hörte, wie unten die Haustür aufging.
Ich schob mich durch die Wohnungstür und schloss diese lautlos hinter mir. In der Wohnung war es mucksmäuschenstill und sofort wurde mir schlecht. War James etwas passiert?
Langsam lief ich durch den Flur und stellte mich bereits darauf ein, James auf dem Boden liegend zu sehen. Doch als ich in den Wohnraum trat, stand er dort, aufrecht. Und ihm gegenüber stand ein Mann, den ich sofort erkannte.
"Hey, Buck", hörte ich ihn sagen, während ich immer noch versuchte zu verarbeiten, was hier gerade passierte.
Ich sah zu James und trat schließlich zu ihm, legte eine Hand auf seinen Arm. Jeder einzelne Muskel war angespannt.
Steve Rogers sah kurz zu mir und lächelte mir kurz zu. "Sophie, nehme ich an." Erst da fiel mir auf, dass er das Notizbuch in den Händen hielt. Hatte James etwas über mich dort hinein geschrieben? Hatte er Angst, mich zu vergessen?
"Ich weiß, du vertraust mir nicht. Aber du bist hier nicht mehr in Sicherheit und wir haben ziemlich genau fünf Minuten Zeit, bevor eine Spezialeinheit hier ist, die dich festnehmen soll", sagte er dann, wieder an James gewandt.
Mir wurde schlecht und mein Griff an seinem Arm wurde fester.
Sigyn
Lächelnd nickte ich, ich war mir ebenfalls sicher das er diese Gänge in und auswendig kannte, jedoch war ich dennoch froh als wir schließlich in einer Sackgasse ankamen und er die Tür für uns öffnete, sodass wir aus dem engen Tunnel hinauskamen.
Loki ließ mir den Vortritt und ich schritt hinaus in die kühle Nachtluft.
Mich kurz umsehend stellte ich rasch fest das er mich also in die Gärten gebracht hatte, Blumenbeete und schmale Wege erstreckten sich vor uns und ich blickte einen Augenblick hinter mich hoch auf den Palast, aber an dieser Seite waren kaum Fenster und keine von ihnen waren um diese Uhrzeit beleuchtet, wenn es den überhaupt Schlafkammern waren.
Langsam senkte ich den Blick hinunter zu Loki, der ein Stück hinter mir stand und ein wenig weggetreten wirkte, bis er sich schließlich räusperte, zu mir wandte und mir ein Lächeln schenkte welches ich unwillkürlich erwiderte und mir dann den Weg zeigte.
Den Saum meines Kleides leicht anhebend um es vor dem Kiesweg zu schützen lief ich also neben Loki einher durch die nächtlichen Gärten des Palastes. Die Tatsache das ich mich aus meinem Zimmer geschlichen hatte, um letztlich mit dem totgeglaubten Prinzen Asgards Zeit zu verbringen hätte fast schon komisch sein können, wäre mein Puls nicht viel zu schnell gegangen und hätte es mir seine Nähe nicht schwer gemacht zu atmen.
Der Schotter knirschte unter unseren Schuhen und ein paar Meter liefen wir still schweigend, bevor er das Wort erhob. Seine Stimme schien nur etwas schwer seine Kehle zu verlassen und wenn ich mich nicht täuschte in der Dunkelheit, dann konnte ich sehen wie er die Lippen leicht zusammen presste nachdem er aufhörte zu sprechen.
Erst bei seinen Worten kam mir in den Sinn das wir uns noch hinter den Rosenhecken befinden mussten und somit in dem Teil der Gärten die erst nach Königin Friggas Tod vollständig beendet worden waren. Und in diesem Teil waren wir Hofdamen beinahe nie, war er doch zu weit entfernt von unseren Gemächern und zudem auch kein Ort den wir jemals mit unserer Herrin betreten hatten.
Nach einem kurzen Augenblick ließ ich mit einer Hand den Stoff meines Kleides los und führte sie vorsichtig zu Lokis, wo ich behutsam meine Finger um die seinen legte zum Trost sanft über seine Haut strich. Er schien wirklich nicht gern über seine Familie zu sprechen und der Tod seiner Mutter schien ihn mehr zu schmerzen als er zugeben wollte.
"Ich war nur ein oder zwei Mal hier, aber ich bin mir sicher das Königin Frigga sehr glücklich wäre wenn sie diesen Ort jetzt sehen könnte. Sie hat uns oft über ihre Pläne für die Gärten und vieles anderes erzählt. Es sieht so aus wie sie es immer wollte und sie wäre froh zu wissen das du es dir ansiehst, deine Meinung war ihr immer wichtig..." ich hielt inne, nicht sicher ob ich ihm Trost spendete oder noch mehr Schmerz mit meinen Worten hinzufügte:
"Und ich bin glücklich das du diesen Moment mit mir teilst... Ich... schätze du vermisst sie sehr?" fragte ich, ohne tatsächlich zu fragen. Die Antwort lag schließlich auf der Hand, besonders da Loki niemals hatte Abschied nehmen können von ihr. Zum Zeitpunkt der Trauerfeier hatte er sich im Verließ des Palastes befunden und bei dem Gedanken musste ich mich von ihm abwenden, hatte ich damals doch keine Sekunde an den missratenen Prinzen gedacht, der seine Mutter niemals wieder sehen würde.
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Bucky
Während ich Rogers betrachtete hörte ich schließlich Schritte in der Wohnung, welche ich sofort erkannte. Sophie war mir gefolgt und obwohl ich mich innerlich dafür verfluchte sie mitgenommen zu haben, wusste ich das Rogers... das Steve, wer auch immer er in diesem Leben war, zumindest in unserer Vergangenheit ein Freund gewesen war, auch wenn ich mich daran nicht erinnern konnte. Er würde Sophie nichts antun, aber er war unmöglich allein.
Mein Gegenüber schien Sophies Kommen auch gehört zu haben, denn er drehte sich plötzlich um, war einen Moment lang verwirrt darüber das ich ihm bereits so nahe war und wollte dann einen Schritt auf mich zukommen, etwas an meiner Haltung hielt ihn wohl jedoch davon ab.
In meinem Augenwinkel sah ich wie Sophie das Zimmer betrat und meine Gedanken überschlugen sich. Jemand war hinter mit her. Steve Rogers wollte mich vielleicht nicht tot sehen, aber wenn er meinen Aufenthaltsort kannte, dann war er ganz sicher nicht der einzige. Ich musste Sophie irgendwie von hier wegschaffen bevor es eskalieren würde. Wenn ihr etwas zustoßen würde, dann-
Meine Gedanken wurden unterbrochen als ich ihre Hand letztlich auf meinem Arm spürte. Ich schluckte. Rogers hatte mich angesprochen, schweigend verfolgte ich wie sein Blick zu Sophie ging und er sie ebenfalls mit ihrem Namen ansprach. Bebend atmete ich ein und aus, hörte ich still zu und schwieg dann kurz. Ihre Hand legte sich fester um meinen Arm.
Natürlich vertraute ich ihm nicht, ich kannte ihn ja praktisch kaum, aber ich glaubte ihm sofort das es nur wenige Minuten waren bis jemanden hier herein stürmen würde.
"Ich war nicht in Wien und ich bin nicht verantwortlich für den Angriff. So etwas mache ich nicht mehr" meinte ich langsam, wandte den Blick nicht von seinem Gesicht und biss die Zähne zusammen. Es gab keine Möglichkeit das dies hier gut ausgehen würde.
Rogers nickte leicht: "Vielleicht, aber die sehen das anders und sie wollen dich tot sehen Buck". Schluckend betrachtete ich ihn und versuchte ruhig zu bleiben.
Nach einem Moment des Überlegens lief ich ein paar Schritte nach vorn, schubste den Mann beiseite, ging in die Hocke und ließ meinen Metallarm durch den Holzboden schlagen, um an meinen Rucksack zu kommen der unter den Dielen versteckt war. Ich musste weg.
Aufstehend wandte ich mich von Rogers an Sophie: "Ich muss gehen. Du bleibst hier, sag ich hätte dich als Geisel genommen oder versucht umzubringen, er kann als Zeuge dienen" erklärte ich, die Stimme monoton, meine Gefühle zu chaotisch um Emotionen zu zeigen. Steve nickte leicht und ich setzte mir den Rucksack auf und wollte schon Richtung Tür laufen, als plötzlich das Fensterglas zerbrach und ich zwischen den Scherben eine Granate entdeckte, direkt zwischen mir und Sophie. Der Blickkontakt mit Steve Rogers war eine Millisekunde lang, allerdings warf er mir sofort sein Schild zu, welches ich über die Granate brachte und mit dem Metallarm zu Boden drückte, just im selben Moment, in dem der Sprengstoff laut explodierte.
Es fühlte sich so an, als würde Frigga jeden Moment um die Ecke kommen. Oder als würde sie auf einer der vielen Bänke sitzen, sobald wir hinter dem nächsten Strauch hervorkamen, mit einem Buch in der Hand. Noch nie seit ihrem Tod hatte ich mich ihr so nah gefühlt und gleichzeitig wurde mir nur wieder schmerzlich klar, dass ich sie nie wieder sehen würde.
Anders als die wunderschöne Frau neben mir, die meine Hand festhielt und genau zu wissen schien, wie es mir ging, ohne dass ich es aussprechen musste. Sie sprach nur sehr vorsichtig, darauf bedacht, nicht in ein Fettnäpfchen zu treten.
Schließlich sah ich zu ihr und lächelte schwach. "Ich vermisse sie jeden Tag mehr. Immer denke ich, dass das nicht möglich ist und dann wache ich morgens auf und der Gedanke, dass ... Ich mich nie von ihr verabschieden konnte, frisst mich immer weiter auf. Und dass, sie wahrscheinlich enttäuscht wäre, wenn sie mich jetzt sehen würde."
Sie hatte immer mehr in mir gesehen als jeder andere, sogar mehr als mein Bruder. Ich hatte ihr nie geglaubt bis jetzt und nun konnte ich mich nicht mal mehr bei ihr entschuldigen für all die Sorgen, die ich ihr gemacht hatte.
Ich spürte, wie der Kloß in meinem Hals nur noch größer wurde, sprach aber trotzdem weiter.
"Sie war die einzige, die mich in den Verließen besucht hat. Sie hat mir Bücher gebracht und dafür gesorgt, dass meine Zelle so gemütlich wie möglich ist, hat sich gegen die Wachen gestellt, die sich ihre Mäuler über mich zerrissen hat. Meistens ... War sie nicht wirklich dort, sondern nur eine Halluzination von ihr, um keinen Streit mit Odin anzufangen, weil er nicht der Meinung war, dass ich ihre Aufmerksamkeit verdient habe."
Für einen Moment sah ich stumm geradeaus, ohne wirklich etwas zu sehen. Ich merkte gar nicht, wie meine Augen glasig wurden.
"Sie ... War noch einmal bei mir, bevor sie getötet wurde. Und ich ... Ich bin im Streit mit ihr auseinander gegangen. Ich habe ihr gesagt, sie ... Wäre nicht meine richtige Mutter. Und ich kann das jetzt nie zurücknehmen."
Am Ende brach meine Stimme. Ich hatte das noch nie jemandem erzählt. Niemand außer ihr wusste, wie ich mit meiner Mutter auseinandergegangen war. Nicht einmal mein Bruder.
Aber Sigyn war anders. Ich kannte sie noch nicht lange und doch vertraute ich ihr mehr als einer anderen lebenden Person, weder hier in Asgard noch in einer der vielen anderen Welten.
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Sophie
Mein Kopf schwirrte ein bisschen, während ich versuchte, mir irgendetwas einfallen zu lassen, um James hier raus zu helfen. Aber mir fiel nichts ein. Steve Rogers und er waren Supersoldaten, ich war nur eine Krankenschwester. Gegen eine Spezialeinheit konnte ich nichts ausrichten.
James trat ein paar Schritte nach vorne und meine Hand rutschte von seinem Arm. Er schob Rogers zur Seite und holte einen Rucksack aus einem Versteck unter den abgetretenen Dielen. Er war wohl stets bereit zur Flucht. Ich konnte nichts machen, außer zuzusehen.
Dann wandte er sich wieder an mich. Ich sollte behaupten, er hätte mich entführt? Mein Kopf schwirrte nur noch mehr und ich hatte keine Zeit, das alles zu verarbeiten, als ich hörte, wie das Fensterglas zerschmettert wurde und ein dunkles Etwas auf dem Boden landete. Es dauerte nur eine Millisekunde, bis ich erkannte, dass es eine Granate war. Ich hatte schon genug Granaten gesehen, bisher aber nur mit vorhandenem Zünder.
Bevor ich etwas machen konnte, warf Rogers James sein Schild zu und er konnte dieses gerade noch rechtzeitig über die Granante werfen, bevor diese mit einem lauten Knall explodierte. Ich erschrak, sprang ein Stück zurück, bis ich die Wand im Rücken hatte.
"Geh, ich bringe sie hier raus", sagte Rogers zu James, nachdem er sein Schild wieder aufgehoben hatte.
Und bevor ich irgendetwas sagen konnte, mich von James verabschieden konnte oder so, war er verschwunden. Mit einem lauten Knall wurde nicht einmal zehn Sekunden später die Tür aufgebrochen und die ganze Wohnung war von jetzt auf gleich voll mit schwer bewaffneten Männern mit schusssicheren Westen.
Rogers erklärte ihnen, dass er mich hier gefunden hatte, als er den Winter Soldier in die Ecke gedrängt hatte. Ich hörte gar nicht genau, was er sagte, es fühlte sich so an, als hätte jemand Watte in meine Ohren gestopft. Das einzige, woran ich denken konnte, war James. Ich betete, dass er fliehen konnte. Auch wenn ich ihn dann wahrscheinlich nie wieder sehen würde.
Zwei der Polizisten führten mich und Rogers nach draußen. Ich sah mich ununterbrochen um, nur darauf wartend, einen Polizisten zu sehen, der James in Handschellen abführte. Doch als ich nach oben zu den Dächern schaute, sah ich nur ein schwarzes Etwas, das von einem Dach auf das nächste sprang. Rogers legte kurz eine Hand an meinen Arm und rannte dem schwarzen Etwas dann hinterher. Einer der Polizisten schob mich zu einem Auto, schloss die Tür hinter mir und das Auto setzte sich in Bewegung. Wohin sie mich brachten, wusste ich nicht.
Sigyn
Im Augenwinkel bemerkte ich wie Loki zu mir sah und ich wandte mich rasch wieder zu ihm um, ein mattes Lächeln zog sich über seine Lippen und seine Stimme war nur ein ruhiges Flüstern.
Es schmerzte zu hören das er so dachte und vor allem so fühlte und ich wollte mir gar nicht vorstellen wie oft er schon darüber nachgedacht hatte, dass er ihr niemals würde Aufwiedersehen sagen könnte so wie es angemessen war. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe während sich der Schmerz in seinen Augen wieder spiegelte und stärker zu werden schien. Es war nicht meine Absicht gewesen ihn mit meinen Worten nur noch mehr zu verletzen und es tat mir leid das ich es überhaupt weiter angesprochen hatte. Allerdings hatte ich, zumindest ein bisschen, auch das Gefühl das es ihm auf eine gewisse Weise gut tat mir das hier zu erzählen.
Schweigend erwiderte ich seinen Blick und als er sich von mir wegdrehte, die Stimme belegt, drückte ich behutsam seine Hand und hielt sie fester als zuvor. Seine Augen waren glasig geworden und als er weitersprach wurde meine Kehle trocken.
Als Hofdame hatte ich viel Zeit mit Frigga verbracht, vermutlich mehr als die meisten anderen und wenn ich etwas über sie wusste, dann das sie Loki niemals als irgendetwas anderes als ihren Sohn gesehen hatte. Und es gab nichts, da war ich mir sicher, das jemals etwas daran ändern würde, auch wenn es Loki selbst schwer fiel das zu glauben. Er hatte viel Leid gebracht, nicht nur über die anderen Welten, sondern auch über Asgard, aber an Friggas Liebe zu ihm hatte das nie etwas geändert und das hatte immer auf Gegenseitigkeit berührt.
Lokis Stimme brach am Ende seines Satzes und einen Moment lang waren wir beide still. Es stand so viel Reue in seinem Gesicht geschrieben, dass ich glaubte nichts von dem was ich sagen könnte würde ihm irgendeinen Trost spenden. Kurz öffnete ich den Mund, schloss ihn dann wieder und setzte erneut an: "Du kannst nicht zurücknehmen was du gesagt hast, aber du kannst mir glauben das Frigga dir ganz bestimmt nicht einmal eine Sekunde lang geglaubt hat als du sagtest sie wäre nicht deine wahre Mutter. Sie hat dich geliebt und du sie und das wusste sie und hätte auch niemals daran gezweifelt".
Unsicher betrachtete ich seine Mimik, wollte aufpassen das ich nicht zu weit ging und fügte dann leise hinzu: "Und sie wäre nicht enttäuscht würde sie dich jetzt sehen. Besorgt... sie wäre besorgt, aber niemals enttäuscht" vorsichtig legte ich auch die zweite Hand an die seine und hielt sie umschlossen mit den meinen, fühlte die Kühle seiner Finger: "Du bist ihr Sohn den sie liebt und wirst es immer bleiben, auch wenn es sich nicht so anfühlt, aber ich habe sie oft von dir reden hören und sie war immer Stolz deine Mutter zu sein".
Zögerlich schenkte ich ihm ein Lächeln, dachte darüber nach ihm noch näher zu kommen und ihn zu umarmen, allerdings schien es mir als bevorzugte er es im Moment etwas Abstand zwischen uns zu haben und so löste ich lediglich eine Hand von der seinen und legte die Finger nach einem kurzen innehalten an seine Schulter.
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Bucky
Sophie war zurück an die Wand gestolpert und ich blickte rasch zu ihr, um sicherzugehen das sie in Ordnung war, dann wandte ich mich zu Rogers der sein Schild wieder in der Hand hielt und sofort nickte ich.
Ich selbst kannte diesen Mann praktisch nicht, aber abgesehen davon das ich trotzdem wusste das ich ihm vertrauen konnte, war er auch die einzige Chance wie ich von ihr wegkommen konnte ohne dabei Sophie zu gefährden. Er würde sich etwas einfallen lassen und sie in Sicherheit bringen und ich konnte flüchten oder es zumindest versuchen. Bei ihm war sie in guten Händen und ich musste mir nicht mehr so viele Gedanken über ihre Sicherheit machen.
Ohne noch einmal zu ihr zu sehen, nicht sicher ob ich es dann noch schaffen würde einfach zu gehen, festigte ich den Griff um den Rucksack und war innerhalb weniger Sekunden auf die Öffnung neben dem zersplitterten Fenster zugerannt und gesprungen. Mein Herz klopfte laut obwohl ich wusste das ich mit Sicherheit weit genug springen würde um das niedrigere Dach des Nebenhauses zu erreichen und als ich schließlich mit einem dumpfen Aufprall dort aufkam, mich lediglich mit dem Metallarm abfing, schien es einen Schlag lang ganz auszusetzen. Dann waren jegliche Sinne wieder verschärft bei mir und während ich bereits begann loszusprinten setzte ich den Rucksack auf. Ich hatte keine Zeit zurück zuschauen und nach Sophie zu sehen, zuerst musste ich mich selbst retten, dann konnte ich wieder an sie denken. Im Moment war sie ganz bestimmt sicher bei Rogers. Ganz bestimmt.
Natürlich hatte ich nicht erwartet das meine Flucht reibungslos verlaufen würde, aber so schnell eingeholt zu werden war dennoch erschreckend, denn nur wenig später nach meinem Fenstersprung bemerkte ich im Augenwinkel eine schwarze Gestalt hinter mir rennen. Schnell rennen und auch wenn ich keine Ahnung hatte wer es war, so war es doch klar das ich vor jedem auf der Flucht war und so musste ich geschockt feststellen das ich schneller eingeholt wurde als mir lieb war. Die Gestalt stüzte sich auf mich und ich konnte erkennen das eine Person in einem Anzug sein musste, hatte aber weder Zeit noch Kraft mich genau darauf zu konzentrieren, sondern musste stattdessen aufpassen nicht aufgeschlitzt zu werden. Meine Kehle war trocken und als mein Gegner, abgelenkt von einem Angriff eines Hubschraubers auf uns, von mir abließ, nutzte ich die Chance und befreite mich um weiter zu rennen.
Die Dächer hinunter auf eine Brücke und schließlich von dort hinunter auf eine Autobah führte mich meine Flucht, wo ich es schaffte einem Mann sein Motorrad abzunehmen, allerdings brachte mir das weniger als erhofft und als auch mein letzter Plan fehlschlug meinen Verfolger mit einer Bombe in dem Tunnel zu begraben den wir durchquert hatten, nahm meine Flucht ein abruptes Ende, als zunächst die schwarze Gestalt und dann auch Rogers, der hinterher gekommen sein musste, mich einholten und nur wenige Momente später wir auch umstellt von Soldaten waren.
Mein Herz schien zu fallen und ich schluckte. Ich hoffte nur das Rogers sein Wort gehalten und Sophie geholfen hatte.
Ich blickte zu ihm hinüber, doch er sah nicht zurück.
Mein Blick wanderte über die unzähligen Rosen, den kunstvoll verzierten Sitzbänken und dem Pavillion im Zentrum. In der Ferne hatte man einen wunderschönen Blick auf die Regenbogenbrücke und den Bifröst. Meine Mutter hätte diesen Ort geliebt. Mit dem Bifröst im Blick hätte sie bestimmt stets hier gesessen und darauf gewartet, dass ihre Söhne nach Hause kommen.
Ich merkte, wie Sigyn nach meiner anderen Hand griff und sah sie erst still an. In ihren Augen konnte ich sehen, dass sie ihre Worte ehrlich meinte. Sie kannte meine Mutter vielleicht sogar besser als ich. Die Anspannung in meinem Körper schwand allerdings erst, als sich das Gewicht ihrer Hand auf meine Schulter legte.
Einmal atmete ich einmal tief ein und wieder aus. Dann hob ich die Hand und legte sie auf die ihre, die auf meiner Schulter lag, ehe ich ihr ein schwaches Lächeln schenkte.
Irgendwie fühlte es sich so an, als hätte meine Mutter auf irgendeine Weise dazu beigetragen, dass Sigyns und meine Wege sich gekreuzt hatten. Als wäre dies ihr Weg, um dafür zu sorgen, dass ich wieder auf den richtigen Weg gelangte. Dass ich wieder zu mir selbst fand, nach meiner ... Identitätskrise.
Für einen Moment sah ich in ihre Augen und merkte, wie ich noch ruhiger wurde. Sachte drückte ich ihre Hand.
"Danke, Sigyn", sagte ich. "Du ... Ich habe nie verstanden, nach welchen Kriterien meine Mutter ihre Hofdamen ausgesucht hat. Aber jetzt, wo ich dabei bin, dich kennenzulernen, wird mir klar, wieso sie dich ausgewählt hat. Du bist eine außergewöhnliche Frau."
Nach kurzem Zögern streckte ich eine Hand aus und strich ihr eine lose Haarsträhne aus der Stirn. Am liebsten hätte ich sie in die Arme genommen und nie wieder losgelassen, hatte aber gleichzeitig Angst, dass ihr das zu viel war.
Stattdessen drückte ich ihre Hand sachte und ging mit ihr noch ein paar Schritte weiter, bis wir vor einer der Sitzbänke stehen blieben und uns hinsetzten. Kurz überlegte ich, ob ich damit zu weit ging, aber dann hob ich den Arm um legte ihn hinter ihr auf die Rückenlehne der Bank. Den Oberkörper hatte ich zu ihr gedreht.
"Früher hielt ich die Hofdamen immer entweder für arrogant oder ... Viel zu gehörsam", sagte ich und musste schmunzeln. "Als du mich beinahe bedroht hast, mich zu enttarnen, wurde ich eines besseren belehrt."
Der Gedanke war mir peinlich, aber bei einem ersten Blick auf sie hatte ich niemals erwartet, dass sie so mutig war. Und gleichzeitig so verständnisvoll und gutherzig. Eigentlich hatte ich nie gedacht, dass ein Mensch wie sie überhaupt realistischerweise existieren könnte.
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Sophie
Auf der Rückbank des Autos sitzend drehte ich mich noch einmal um und versuchte zu sehen, was passierte, aber weder auf den Hausdächern noch auf den Straßen erhaschte ich einen Blick auf James. Ich vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte, einen vernünftigen Gedanken zu fassen, aber war nicht erfolgreich.
Am Steuer saß ein Mann in Uniform, der stumm geradeaus sah und mich nicht beachtete. Ich war mir aber nicht einmal sicher, ob er dieselbe Sprache wie ich sprach. Geschweigedenn ob er mir verraten würde, wo er mich hinbrachte. Über das Funkgerät waren hin und wieder einzelne Wortfetzen zu hören, von denen ich jedoch kein Wort verstand. Ich glaubte, es war Deutsch, war mir aber nicht sicher.
Ich zog die Beine an, legte die Arme um diese und betete einfach nur, dass James entkommen konnte. Darüber, was mit ihm passieren würde, wenn sie ihn erwischten, wollte ich gar nicht nachdenken. Ich bezweifelte auch, dass es etwas brachte, wenn ich ihnen sagte, dass er nicht für den Anschlag in Wien verantwortlich war. Sie würden mir nicht glauben.
Das Auto fuhr immer weiter, bis es draußen dunkel wurde. Noch immer sagte mir niemand, wohin sie mich brachten. Wir fuhren über Schnellstraßen und gegen Mitternacht sah ich, wie wir die deutsche Grenze überquerten.
Ich machte die ganze Nacht kein Auge zu. Zu groß war die Angst um James. Als der Wagen schließlich zum Stehen kam und ich in ein Gebäude geführt wurde, fiel mir nur für den Bruchteil einer Sekunde der große Schriftzug über dem Eingang des Gebäudes auf: Joint Terrorism Task Force.
"Was soll ich hier?", fragte ich den Mann neben mir, doch ich bekam immer noch keine Antwort. Ob James auch hier war? Oder ob sie ihn an das Königreich Wakanda oder an die Vereinigten Staaten ausgehändigt hatten?
Schließlich öffnete mir jemand die Tür zu einem Konferenzraum und als ich hineintrat, sahen mir mehrere, sehr erstaunt wirkende Gesichter entgegen. Steve Rogers war hier und als sein Blick meinen traf, schüttelte er nur leicht den Kopf.
Mir wurde übel und ich stolperte ein paar Schritte rückwärts, bis mich jemand auf einem Stuhl platzierte. Die Leute um mich herum redeten, wunderten sich, wer ich war. Tony Stark war hier und mehrere andere Gesichter, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Aber das alles spielte keine Rolle. Mein Kopf schwirrte.
Sie hatten James. Als mein Blick durch den Raum wanderte, entdeckte ich einen Bildschirm, auf dem er zu sehen war. Er saß in einer engen Zelle aus Hochsicherheitsglas, gefesselt, und mit hängendem Kopf. Ich merkte, wie ich aufstand und meine Beine mich näher zu dem Bildschirm trugen. Er hatte keine Hoffnung mehr, das sah ich durch den Bildschirm.
"Die UN hat einen Psychologen geschickt, der mit ihm reden wird. Er sollte jeden Moment hier sein", kam es von einem kleinen Mann im Anzug.
Sigyn
Lokis Hand legte sich auf die meine und behutsam drückte ich meine Finger gegen die seinen, erwiderte sein kleines Lächeln und betrachtete seinen warmen Blick, der mir einen Schauder durch den Körper laufen ließ. Ich wusste das ihn der Tod seiner Mutter schmerzte, mehr noch als ich mir vorstellen konnte und es schmerzte besonders da ich nichts daran ändern konnte.
Seine Worte die darauf folgten schienen meinen Brustkorb zu verengen und ich schaute ihn etwas ungläubig an. Mir war natürlich bereits klar gewesen das Loki mich mochte, das war so offensichtlich wie es für ihn sein musste das ich ihn mochte, aber solche Worte so aus seinem Mund zu hören war doch etwas unerwartet, wenn auch nicht ungewollt. Mein Herz begann schneller zu schlagen und als sich seine Hand zu mir streckte lehnte ich mich dieser entgegen, spürte seine kühlen Fingerspitzen auf der Haut wie sie eine Haarsträhne beiseite schoben.
Außergewöhnlich. Bis auf Frigga einmal hatte mich das niemals zuvor jemand genannt und ich würde lügen würde ich sagte das es sich nicht gut anfühlte das zu hören. Besonders es von ihm gesagt zu bekommen. Einen Augenblick lang schien er weiter gehen zu wollen, dann drückte er sanft meine Hand und führte mich ein Stück weiter über den Kiesweg bis hin zu einer der Bänke, auf welcher wir uns nieder ließen.
Hinter uns lag der Palast im Dunkeln und vor uns schien sich hinter dem Bifröst das gesamte Universum leuchtend zu erstrecken. Er hatte sich zu mir gedreht und nach ein paar Sekunden legte sich sein Arm hinter meinem Rücken entlang auf die Lehne und ich biss mir unsicher auf die Unterlippe bevor ich näher zu ihm rutschte. Die Hände hatte ich in den Schoß gelegt und meine Knie berührten leicht seine Beine, aber ich saß dennoch weit genug entfernt das wir uns ansonsten nicht tatsächlich berührten, auch wenn ich wohl nichts dagegen gehabt hätte.
Mein Blick ging vom Bifröst zu seinem Gesicht als er erneut zu sprechen begann und fiel auf das Schmunzeln auf seinen Lippen und ich spürte wie mir die Röte in die Wangen stieg. Ich wandte den Blick ab und zu Boden: "Bitte... ich bin vielleicht nicht arrogant, aber wir wissen beide sehr genau das mein Plan dich zu zu erpressen recht lächerlich war. Hättest du es wirklich gewollt, hättest du mich einfach verschwinden lassen können, selbst wenn die anderen Hofdamen sich über meine Abwesenheit gewundert hätten" gab ich leise zu Bedenken und erinnerte mich daran wie ich mit nichts außer einem kleinen Dolch bewaffnet gedacht hatte ich wäre gegen Lokis Magie und Kampfkünste gewappnet gewesen.
"Wenn du es darauf angelegt hättest, dann hätte ich keine Chance gegen dich gehabt" fügte ich hinzu und zuckte leicht mit den Schultern und seufzte, drehte den Blick wieder zur Regenbogenbrücke: "Aber außer von Königin Frigga weiß ich von niemanden der auch Magie beherrscht, außer dir... und da ich Frigga nie um Hilfe gebeten habe... naja, dachte ich das ich es bei dir versuchen kann und jetzt kann ich froh sein das es so gekommen ist und du mich nicht einfach vernichtet hast" meinte ich und schaute mit einem schiefen Lächeln zu ihm: "Ich gebe zu das es ein paar Moment bei unserem Gespräch in den Gemächern des Allvaters gab in denen ich mir sicher war mein eigenes Ende besiegelt zu haben, schließlich bist du Loki, aber da hast du mich wohl eines besseren belehrt".
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Bucky
Die Luft in der Zelle in die man mich gesteckt hatte erschien mir stickiger als sie tatsächlich war und das einzige das mich davon abhielt in eine sofortige Panik zu verfallen war das ich durch das Glas um mich herum noch immer Rogers im Raum stehen sehen konnte, dem ich hier als einzigem zumindest etwas vertraute. Und man hatte mich nicht umgebracht, schien es auch nicht vorzuhaben. Die zweite Sache die mich beruhigte. Am wichtigsten war es allerdings das ich von Rogers nicht nur wusste das man mich nach Deutschland transportiert hatte, sondern auch das Sophie in Ordnung war. In Sicherheit. Und das war von allen Dingen das wichtigste.
Niemals hätte ich mit dem gedanken leben können das ihr etwas wegen mir zustieß. Ich hatte sie schon genug in Gefahr gebracht und ich wollte sie nicht weiter gefährden.
Rogers stand mit vier anderen Leuten zusammen, alle fünf warfen mir immer wieder Blicke zu und unterhielten sich gedämpft genug das ich praktisch nicht verstehen konnte was sie sagten. Mein Körper bebte und immer wieder bewegte ich die Finger meiner festgezurrten Arme, die ich kein Stück bewegen konnte. In allen Ecken des Raumes befanden sich auf mich gerichtete Kameras. Seufzend schluckte ich und senkte den Kopf. Wer würde mir schon glauben das ich nicht in Wien gewesen war? Und selbst wenn sie es taten, hatte ich dennoch genug anderes getan wofür ich verurteilt werden würde. Auch wenn ich nichts davon bei vollem Bewusstsein getan hatte, war ich immer noch die Gefahr.
Rasch sah ich auf als ich Schritte vernahm und beobachtete wie Rogers und die anderen den Raum verließen. Sofort wurde ich nervöser. Warum wurde ich allein gelassen, wohin ging Rogers? Aber keiner schien mir diese Frage beantworten zu wollen, sie verließen lediglich den Raum und ich bekam ein aufmunterndes Lächeln von Steve, welches zu absolut nichts brachte bei mir.
Tief atmete ich aus und ballte die Hände zu Fäusten, versuchte der Unruhe in mir nicht die Oberhand zu geben. Mir blieb in dieser Zelle nichts übrig außer zu warten. Hatten sie Sophie auch hierher gebracht? Ich hatte nicht gefragt, nur ob ihr etwas passiert war.
Wieder einatmend schloss ich die Augen und schluckte.
Es verging eine ganze Weile in der ich allein in diesem Raum lieb, bevor sich eine der Türen wieder öffnete. Ein mir unbekannter Mann trat ein und sofort fühlte ich mich unwohler. Er stellte sich mir als Broussard vor und wollte mir einige Fragen stellen, allerdings betrachtete ich ihn nur schweigend. Etwas stimmte nicht mit ihm, ich konnte es fühlen, also würde ich ihm auch nicht antworten.
"James, wenn du nicht mit mir sprichst kann ich dir nicht helfen" meinte er und ich verfolgte ihn ganz genau, jeder Bewegung die er machte: "Mein Name ist Bucky" sagte ich langsam. James war nicht für seinen Mund bestimmt.
"Dann können wir wohl anfangen, Bucky" sagte er und griff in seine Jackentasche. Erschrocken blickte ich zu ihm und richtete mich auf.
Boussard holte schweigend ein Buch aus seinem Mantel und bei dem Anblick wurde mir schlecht. Er schlug eine Seite auf: "Желание".
Ich schüttelte den Kopf. Das war nicht möglich. Wer hatte ihn hier herein gelassen? Hatte Steve davon gewusst?
"Nein" kam es gehaucht über meine Lippen und es fühlte sich an als würde ich immer weiter fallen um so mehr Worte gesprochen wurden.
"Ржавый, Семнадцать". Mein Verstand verlor langsam den Halt und ich schloss kurz die Augen um tief durchzuatmen, dann begann ich zu versuchen meine Arme zu befreien: "Рассвет, Печь, Девять, Добросердечный". Das durfte auf keinen Fall passieren. Ich war nicht in Wien gewesen und war auch nicht mehr der Winter Soldier. Das hier konnte nicht passieren.
Ich schaffte es den metallenen Arm zu befreien und löste mit dessen Hand den anderen, begann mich mit aller Kraft gegen das Glas der Zelle zu werfen. Ich musste ihn aufhalten. "Возвращение на Родину". Das Glas schien nach zugeben. Ein weiteres Mal warf ich mich dagegen: "Один". Die Scheibe brach, ich hatte es geschafft mich zu befreien, stolperte aus der Zelle und wollte gerade auf den Mann zustürzen, ihn zum Schweigen bringen und mich retten, da war es bereits zu spät.
"Товарный вагон".
Mein Verstand war mit einem Mal leer gefegt. Still stehend wandte ich mich meinem Gegenüber zu, der mich mit einem Lächeln ansah: "Soldat?"
"Я жду приказаний" sagte ich und wartete auf meine Befehle.
Still beobachtete ich, wie sie zögernd eine Sitzposition einnahm, in der sie sich mir zugewandt hatte und ihre Knie meine Beine ganz leicht berührten. Sie war auch ein Stück zu mir gerutscht. Es fehlte eigentlich nur noch ein kleines Stück und ich könnte sie in den Arm nehmen. Und nur eine kleine Bewegung mit dem Kopf nach vorne und ... Nein, ich wollte das hier richtig machen. In einem Tempo, das für sie in Ordnung war.
Mir war nicht entgangen, wie sie auf meine Worte zuvor reagiert hatte. In ihren Augen hatte sich ganz kurz etwas verändert, als hätte sie niemals gedacht, dass jemand sie als außergewöhnlich betiteln würde. Und irgendwie machte sie das nur noch besonderer. Sie merkte gar nicht, wie außergewöhnlich sie war.
Ihr Kommentar zu ihrem Versuch, mich zu erpressen, brachte mich dazu, leise zu lachen. Rückblickend war es fast niedlich, wie sie dagestanden war, mit einem Dolch unter ihrem Umhang. Und der Dolch war nicht einmal sonderlich lang gewesen.
Ich hatte meinen Kopf mit einer Hand abgestützt und sah sie schmunzelnd an, während ich ihr zuhörte. Es überraschte mich ehrlicherweise sehr, dass meine Mutter ihr nie angeboten hatte, ihr mit ihren Fähigkeiten zu helfen. Denn ich war mir hundertprozentig sicher, dass Frigga von Sigyns Talenten gewusst hatte.
Als sie am Ende schmunzelnd zu mir sah, konnte ich gar nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. "Ich habe mich selbst überrascht an diesem Abend, um ehrlich zu sein", antwortete ich. "Aber in dem Moment ... Vielleicht wollte ich unbewusst einfach nur beweisen, dass ich besser bin, als die Asgardianer denken. Und wie ich selbst über mich denke."
Noch vor ein paar Wochen hätte ich wahrscheinlich anders reagiert. "Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Vor allem, da ich weiß oder hoffe, dass ich dir helfen kann. Das innere Chaos, wenn man seine Fähigkeiten nicht kontrollieren kann, das ist ... Furchteinflößend."
Ich spürte überdeutlich, wie ihr Knie mein Bein berührte. Diese kleine Stelle schien beinahe zu glühen, aber nicht in einer unangenehmen Art und Weise.
"Meine Mutter hat damals versucht, mir mit meinen Fähigkeiten zu helfen. Ihre Magie manifestiert sich nur vollkommen anders als meine, deshalb ist sie nicht sonderlich weit gekommen. Deine Magie ist wieder eine vollkommen andere als meine, aber ich hoffe trotzdem, dass du es mit meiner Hilfe irgendwie schaffst, die unkontrolllierbaren Visionen loszuwerden."
Es könnte sein, dass wir irgendwann an einen Punkt kamen, an dem ich ihr nicht mehr helfen konnte. Und dieser Gedanke gefiel mir überhaupt nicht. Hier in Asgard fiel mir auch niemand ein, der seherische Fähigkeiten hatte.
Mein Blick wanderte kurz zu meiner freien Hand, die in meinem Schoß lag. Ohne groß darüber nachzudenken, bewegte ich sie ein Stück nach vorne und legte sie schließlich über ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen. Ich konnte irgendwie gar nicht anders. Es beruhigte mich, ihre Hand zu halten. Das machte es irgendwie realistischer, dass sie wirklich hier mit mir saß.
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Sophie
Kaum hatte der kleine Mann den Psychologen erwähnt, schon beobachtete ich auf dem Bildschirm, wie die Tür zum Raum, in dem James festgehalten wurde, geöffnet wurde, und ein dunkelhaariger Mann mit Brille eintrat. Er setzte sich an den Tisch, der James gegenüber aufgestellt worden war, holte einen Computer heraus. All das machte er ganz ruhig und kontrolliert.
James hatte den Blick gehoben und schien den Psychologen zu beobachten. Skeptisch. Beunruhigt. Doch nach außen hin kalt. Ich fragte mich, ob ich die einzige war, die einen Hauch von Angst in seinen Augen sehen konnte.
"Noch einmal, wer ist sie?", hörte ich jemanden hinter mir. Die Stimme kannte ich. Tony Stark. In seiner Stimme lag Unglauben.
Ich hörte ein resigniertes Seufzen von Steve. "Sie ist Bucky wichtig. Mehr weiß ich nicht und mehr muss ich auch nicht wissen."
Die Anspannung zwischen den beiden Männern war greifbar. Erst die Geschichte mit den Sokovia-Papieren, jetzt das hier. Mir war das alles egal, solange James nichts passierte.
Auf dem Bildschirm sah ich, dass der Psychologe begonnen hatte, zu sprechen. Ich hörte nicht, was er sagte, sondern sah nur, wie sich sein Mund bewegte. James blieb weitestgehend still, sein Mund bewegte sich kaum. Während der Psychologe weiter sprach, sah ich, wie er in seine Jacke griff.
Von jetzt auf gleich war es stockdunkel. Es dauerte einen Moment, bis die Notlichter angingen, doch die Bildschirme blieben aus. Mir rutschte das Herz in die Hose. Irgendwas stimmte hier gewaltig nicht.
Die Menschen um mich herum blieben genauso wie ich ein, zwei Sekunden wie angewurzelt stehen, dann brach eine hektische Beschäftigung los. Der kleine Mann im Anzug und seine Mitarbeiter versuchten, die Videoverbindung zu James wiederherzustellen. Rogers, Stark und einige andere verließen im Laufschritt den Raum.
Ich stand immer noch wie angewurzelt dort, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Noch verstand ich nicht, was gerade passierte. Ich betete einfach nur, dass es nicht das war, was ich am meisten befürchtete.
Dass der Winter Soldier hier war.
Noch mehr Leute setzten sich in der Zwischenzeit in Bewegung, mit gezückten Waffen. Mir wurde schlecht und wie von selbst setzte auch ich mich in Bewegung. Sie durften James nichts antun. Nur über meine Leiche.
Ich merkte, wie man versuchte, mich aufzuhalten. Wie Hände nach meinen Armen griffen, doch ich riss mich los und begann, zu rennen. Erst wusste ich nicht, wohin, doch dann hörte ich aus einer Richtung einen Schuss. Meine Schritte wurden schneller und als ich in die Eingangshalle kam, wurde meine größte Sorge wahr.
Mehrere Leute liefen auf James zu, der wie wild und trotzdem kontrolliert und zielsicher um sich schlug, versuchte, eine Waffe zu greifen und aus dem Gebäude zu entkommen.
Ich stand wie angewurzelt dort und hörte nur, wie ein gehauchtes "Nein, bitte nicht", über meine Lippen kam.
Sigyn
Sein Lachen hallte leise durch die Dunkelheit und er stützte den Kopf auf seiner Hand ab, hatte einen Mundwinkel gehoben zu einem schiefen Lächeln und betrachtete mich. Erneut lief mir einen Schauer über den Rücken und mein eigenes Lächeln wurde ebenfalls breiter als es das seine wurde. Es war schön ihn so gelassen zu sehen, so viel weicher als er mir sonst immer erschienen war und auch viel offener als sonst. Im Vergleich zu dem Loki den ich früher in ihm gesehen hatte, als ich noch praktisch nichts über ihn wusste, war er nicht wiederzuerkennen.
Seine Worte waren ehrlicher als jeder sonst es von einem Gott der Lügen erwarten würde und sie ließen ein leichtes Kribbeln in meinem Körper aufkommen. Ich wollte ihm sofort sagen das er sehr viel besser war als er selbst glaubte, blieb aber zunächst still, wollte ihn nicht unterbrechen und hörte ihm stattdessen aufmerksam zu.
Ich wusste bereits das Frigga ihm mit seiner Magie geholfen haben musste und das er mir so leichtfertig davon erzählte, nachdem er mich gerade erst an diesen Ort in den Gärten gebracht hatte war doch recht erstaunlich und es gab mir ein gutes Gefühl das er mir genügend vertraute um mir davon zu berichten. Ich war gern die Person der er so etwas erzählte. Sehr gern. Und abgesehen davon konnte ich die Sorge in seiner Stimme hören. Er fürchtete das er mir womöglich nicht würde helfen können. Dabei hatte er mir schon längst mehr geholfen als jeder sonst.
Lokis Blick löste sich von meinem und ich folgte dem seinen, beobachtete wie sich seine Hand auf die meinen legte, fühlte kurz das Gewicht und die Kühle auf meiner Haut, bevor ich meine Handinnenfläche nach oben drehte, sodass ich unsere Finger verschränken konnte. Ein kleines Lächeln zog über meine Lippen bei diesem Anblick und ich schaute rasch zu ihm auf, bevor ich sofort wieder zurück auf unsere Hände sah, die seine behutsam drückte.
"An dem Abend hast du uns beide überrascht, ich hatte nicht gedacht das du tatsächlich zustimmen würdest mich zu unterrichten... ich bin mir gar nicht ganz sicher was mich überhaupt dazu getrieben hat so weit zu gehen, schließlich war es sehr riskant, aber ich schätze nun sind wir beide froh das ich es getan habe" meinte ich lächelnd und zuckte dann ein bisschen mit den Schultern: "Und mach dir keine Gedanken darüber ob du mir helfen kannst oder nicht, du hast mich bereits mehr von meiner Magie verstehen lassen als sonst jemals jemand. Allein das du mir helfen willst ist schon genug, weil meine Visionen wirklich recht... furchteinflößend sein können".
Ich legte meine andere Hand auf die seine, sodass sie zwischen den meinen lag und begann mit dem Daumen vorsichtig auf und ab über seine Haut zu streicheln, spürte die weiche Textur und seine schmalen Finger: "Außerdem habe ich auch schon längst nicht mehr so viele Visionen seitdem du mich unterrichtest. Du bist kein schlechter Lehrer, glaub mir... zumindest nicht dafür das du es zum ersten Mal tust" fügte ich hinzu und blickte mit einem Schmunzeln und gehobener Braue zu ihm, schluckte und musterte ihn dann einen Augenblick schweigend.
Der eine Arm über der Lehne, die andere Hand in meinem Schoß, sein Kopf war ein bisschen schief gelegt, immernoch ein leichtes Lächeln auf seinen Zügen und seine Körperhaltung war entspannt. Er war entspannt. Wie lange es wohl her war das er so mit jemanden zusammen gesessen hatte? Wie lange war es her das ich es getan hatte? Zögernd biss ich mir auf die Unterlippe, dann rutschte ich schließlich noch ein Stück näher zu ihm, lehnte mich nicht vollständig an ihn, aber schob mich dicht genug an ihn das sich unsere Schultern und Beine berührten und sofort wurde mir schrecklich warm und ich brachte es nicht über mich ihm ind as Gesicht zu sehen. Was wenn er es nicht mochte oder verwirrt war?
Ich betrachtete unsere Hände und legte den Kopf schief: "Und selbst wenn du es wärst, ich würde trotzdem zu unseren Treffen erscheinen. Sie sind das erste seit langem worauf ich mich immer wieder freue... und ich schätze das liegt nicht zuletzt an dir" seufzte ich und holte dann tief Luft und räusperte mich mit einem Kopfschütteln, schaute zu ihm: "Jedenfalls weiß ich das du mir helfen kannst und mir helfen willst und dafür bin ich sehr dankbar. Wer hätte je gedacht das ich einmal vom jüngsten Prinzen Asgards heimlich in den Kellerräumen unterrichtet werde?"lachte ich leise und fragte mich wohin das alles noch führen würde.
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Bucky
"Und jetzt wirst du diesen Raum verlassen und einen Weg zum Dach finden, wo ein Helikopter steht mit dem du das Gebäude verlässt" sagte der Mann vor mir nachdem er mir einige Fragen gestellt, auf die ich sofort geantwortet hatte und fügte dann langsam hinzu: "Und lass dich nicht aufhälte, wer sich dir in den Weg stellt wird bekämpft oder getötet wenn es nicht anders geht".
Ich nickte, wartete einen Augenblick auf weitere Befehle und als keine kamen setzte ich mich in Bewegung, lief auf die Tür zu und stieß sie auf. Davor standen bereits mehrere Personen die sofort auf mich zugerannt kamen. Mit wenigen Schlägen und Tritten hatte ich sie zu Boden gebracht und lief weiter. Ich musste eine Treppe finden wenn ich auf das Dach gelangen wollte.
Mir fiel eine Treppe am Ende des Ganges auf und ich rannte sie hinauf, fand mich im nächsten Stockwerk zunächst gegenüber von einem breiten Mann mit blonden Haaren und einem weiteren mit schwarzen, kurzen Haaren wieder, die mich ansahen und darauf zu warten schienen das ich angriff. Ich wusste das der erste Steve Rogers war.
"Bucky?" sagte er und einen Moment schaute ich ihn verwirrt an. Bucky...
Dann rannte ich auf die beiden Männer zu die mir im Weg standen und begann auch gegen sie zu kämpfen, auch wenn es gegen sie um einiges schwerer war. Sie waren kräftiger und besonders Steve Rogers konnte einige meiner Hiebe leicht aushalten, während ich immer mehr Kraft aufwand um zuzuschlagen. Hitze stieg in meinem Körper auf und ich konnte weiterhin nur daran denken das ich das Dach erreichen musste. Rogers hielt einige Schlage aus, fing mehrere ab, doch als er letztlich durch einen Tritt in den Bauch zu Boden rutschte und ich seinen Komplizen mit wenigen Treffern dazu brachte mir aus dem Weg zu gehen, sprintete ich an ihm vorbei zum Aufgang.
Ich nahm die Treppe, zwei Stufen in einem Schritt und gelangte in wenigen Sekunden auf die nächste Etage. Wie viele Stockwerke gab es? Wie viel höher musste ich?
Eine Gruppe von Agenten stand mir im Weg als ich oben ankam und ohne zu zögern ging ich auf den ersten los, musste aufpassen nicht von den Kugeln ihrer Pistolen erwischt zu werden, aber mein metallener Arm hielt alle ab und ich entwendete eine der Schusswaffen, setzte sie gegen meine Gegner ein bis ich durch sie hindurch weiter den Gang entlang laufen konnte.
Ich sah mich nach weiteren Bedrohungen um, zuerst links, dann rechts.
Mich nach weiteren Gegnern umsehend blickte ich nach links und dann nach rechts.
Dort stand eine Frau. Mein Lauf wurde etwas langsamer und mein Blick blieb an ihr hängen. Geschockt betrachtete sie mich und ich schluckte. Sie kam mir fast schon bekannt vor. Als hätte ich sie vor nur wenigen Stunden bereits gesehen. Als würde ich sie schon viel länger kennen als es mir bewusst war. Sie stand dort mit ihrem kleinen Körperbau und den dunkelblonden Haaren als hätte ich sie genau so bereits zuvor gesehen. Ich zog die Augenbrauen zusammen und fixierte mich auf ihr Gesicht. Dann war der Moment vorbei, ich hatte keinen Schimmer wer sie war, aber das sie mir nicht im Weg stand war sie meine Aufmerksamkeit auch nicht weiter wert.
Ein Mann mit Brille und grauem Anzug kam mir entgegen, stand somit zwischen mir und der Treppe am anderen Ende des Ganges und ich ging auch auf ihn los, nun bewaffnet mit einer Pistole. Der Mann selbst schien allerdings auch bewaffnet und was auch immer er hatte, es sendete Schockwellen durch mich. Mein Körper war wie elektrisiert, es erinnerte mich an den Stuhl in dem ich so oft gesessen hatte, die Schmerzen wenn man mir die Elektrizität durch den Körper schickte und obwohl mir dies hier nichts anhaben konnte, so löste es doch eine Wut in mir aus. Ich drängte meinen Gegenüber zurück, bis ich die Pistole auf Höhe seines Kopfes bringen konnte und drückte ab.
Die Kugel schlug in seine Brille, schien abzuprallen, aber sein Schockmoment war mir genug um ihn beiseite zu schieben und meinen Weg weiterzuführen, als mir auch schon eine weitere Person entgegen kam. Dieses Mal eine Frau mit roten Haaren, sowie eine mit blonden.
Die Frau die ich eben gesehen und die sich noch hinter mir befinden musste hatte ich schon wider vergessen.
Gebannt sah ich zu, wie ihre Hände unter meiner erst still hielten und die obere Hand sich schließlich umdrehte. Ganz vorsichtig schob sie ihre Finger zwischen meine, bis sie meine Hand fest umschlossen hielt. Ihre Handfläche fühlte sich ganz warm gegen meine an. Es fühlte sich unbeschreiblich gut an. Ich sah kurz in ihr Gesicht, sah, wie sie lächelnd unsere verwobenen Hände betrachtete. Der Anblick gefiel ihr. Und mir gefiel ihr Lächeln. Ich konnte nicht sagen, ob das auch bedeutete, dass sie glücklich war. Aber ich hoffte es. Denn ich war glücklich. Sehr sogar.
Es beruhigte mich, von ihr zu hören, dass unsere nächtlichen Unterrichtsstunden zumindest nicht vollkommen sinnlos waren. Ich wusste nicht, wie es war, Visionen zu haben. Aber ich konnte mich sehr gut daran erinnern, wie sich das Chaos anfühlte, was in ihr geherrscht haben musste, bevor unsere Treffen begonnen hatten.
Während sie sprach, zog sie ihre zweite Hand von unten hervor und legte sie über die meine. Fast augenblicklich schienen meine sonst recht kühlen Finger sich aufzuwärmen, gemeinsam mit dem Rest meines Körpers. Die sonst fast kalte Nachtluft nahm ich kaum wahr, während ihr Daumen sachte über meinen Handrücken strich.
Schmunzelnd beobachtete ich ihre Gesichtszüge, wie sie eine Augenbraue hochzog und mich schon beinahe frech ansah. Bis sie ein Stück näher zu mir rutschte, sodass ihre Beine und ihre Schulter mich berührten. Mein Herz machte einen aufgeregten Sprung. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gefühlt hatte. Oder ob ich jemals so gefühlt hatte. Die Jahre verschwammen irgendwann, wenn man so lange lebte.
Ich hob den Kopf von meiner Hand und legte den nun freien Arm um ihre Schultern. Schritt für Schritt tasteten wir uns aneinander an, der Körperkontakt wurde immer mehr. Doch ich ahnte jetzt schon, dass ich ihr vermutlich gar nicht nah genug sein konnte.
"Wenn man es genau nimmt, bin ich der einzige Lehrer, den du jemals hattest, du hast also keinen Vergleich", meinte ich dann und grinste sie an. "Im Endeffekt erzähle ich dir, was mir damals beigebracht wurde und improvisiere, wenn das nötig sein sollte. Aber solange das funktioniert..."
Ich konnte nicht leugnen, dass mein Herz aufgeregt flatterte, als sie zugab, dass sie vor allem meinetwegen zu unseren Treffen kam. Auch weil es mir nicht anders ging. An den Tagen, an denen wir uns nicht sahen, konnte ich die nächste Nacht kaum abwarten. Das erste Mal in meinem Leben gab es eine Person in meinem Leben, die mir so schnell so wichtig geworden war.
Für einen Moment sah ich sie still an. Zögernd. Doch sie hatte sich mir von selbst genähert, hatte nach meiner Hand gegriffen und wirkte nicht so, als wäre ihr meine Nähe unangenehm. Im Gegenteil. Je länger ich nachdachte, desto schneller klopfte mein Herz. Ich war davon überzeugt, dass sie meinen Herzschlag hören konnte. Oder dass sie meinen schnellen Puls an ihren Händen spürte.
Und dann sprang ich einfach über meinen Schatten. Vorsichtig und langsam beugte ich mich nach vorne, kam ihr Zentimeter für Zentimeter näher, schloss den letzten Abstand zwischen uns. Kurz vor ihren Lippen hielt ich dennoch noch einmal inne. Ich wollte sichergehen, dass das in Ordnung war, dass sie das hier auch wollte. Daher wartete ich, ob sie den letzten Schritt machte.
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Sophie
Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen. James stieß jeden, der versuchte, ihn aufzuhalten, mit wenigen, gezielten Schlägen von sich und lief weiter. Nein, das war nicht James. Das war der Winter Soldier. James traf keine Schuld.
Während ich immer noch wie angewurzelt an derselben Stelle stand, unfähig einen Weg zu finden, wie ich ihm helfen könnte, schien die Zeit für einen Moment stehen zu bleiben. Denn sein Blick traf auf meinen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich Erstaunen in seinem Gesicht. Als versuchte er, einzuordnen, wo er mich schon einmal gesehen hatte. Seine Schritte wurden langsamer, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, die Anstrengung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Er erkannte mich. James erkannte mich.
Doch dann lief er weiter. James hatte nicht die Kontrolle über seinen eigenen Körper, seinen eigenen Geist. Aber ich wusste, was ich machen musste. Von jetzt auf gleich erschien es einfach glasklar.
Der nächste, der sich ihm in den Weg stellte, war Tony Stark. Ohne Anzug. Doch darüber konnte ich jetzt nicht nachdenken, dafür war keine Zeit. Ich musste mich James irgendwie in den Weg stellen. Er musste mich ansehen. Ich konnte ihn zurückholen, davon war ich überzeugt.
Wie von selbst setzte ich mich in Bewegung. Niemand schien mich groß zu bemerken, alle waren mit James beschäftigt. Eine rothaarige Frau hatte sich in der Zwischenzeit auf seine Schultern geschwungen und versuchte so, ihn in die Knie zu zwingen. Ohne Erfolg. Auch die Blonde, die zuvor mit mir in dem Konferenzraum gesessen war, hatte keine Chance.
"Bist du verrückt geworden? Bring dich in Sicherheit!", hörte ich Tony Stark mir zurufen, als ich an ihm vorbeilief, mich James immer mehr näherte. Dieser schien mich noch gar nicht zu bemerken. Starks Ratschlag ignorierte ich. James würde mir nichts tun.
Darüber, was passieren würde, wenn er mich nicht erkannte, dachte ich nicht nach. Das brachte nichts. Und dieses Risiko ging ich ein. Das war es mir wert.
Schwer atmend blieb ich schließlich hinter James stehen, mit zwei, drei Meter Abstand. Er bemerkte mich immer noch nicht, sondern war wiederholt mit der rothaarigen Frau beschäftigt.
"James!", rief ich, schrie ihn beinahe an. Und ehe ich es mir versah, hatte ich den Lauf einer Pistole direkt vor der Nase.
Um mich herum hielten auf einmal alle inne. Auch die Rothaarige, die am Boden lag und sich die Seite hielt, starrte mich verwirrt an, sah zwischen James und mir hin und her. Sie musste mich für verrückt halten.
"James", wiederholte ich, etwas leiser diesmal. "Hör auf. Das bist nicht du. Und du wirst mir nichts tun."
Während ich sprach, machte ich einen kleinen Schritt auf ihn zu. Und noch einen. Er rührte sich nicht, sondern wirkte nur verwirrt.
Vorsichtig streckte ich eine Hand aus, vorsichtig und Zentimeter für Zentimeter. Bis meine Hand seine Wange berührte.
Sigyn
Lokis Arm rutschte von der Rücklehne zu meinen Schultern und ich lehnte mich wie von selbst weiter in seine Richtung, während mein ganzer Körper schrecklich warm wurde obwohl sowohl die Luft als auch Lokis Haut eher kühl waren. Es schien ihn also nicht zu stören das ich ihm näher kam, eher ganz im Gegenteil wie es schien.
Mein Herz klopfte laut und grinste ebenfalls, blickte zur Regenbpgenbrücke und lachte dann leise: "Das ist wohl zu deinem Vorteil, aber ein schlechter Lehrer kannst du schließlich nicht sein, deine Methoden funktionieren ja ziemlich gut" meinte ich und seufzte, lauter als gewollt und versuchte mich ein wenig zu beruhigen. Seine Nähe und vor allem die Tatsache das er genauso wie ich immer einen Schritt weiter ging war nervenaufreibend und ich wollte wohl genau wie er auf keinen Fall etwas falsch machen.
Als mein Blick vom Bifröst zurück zu ihm glitt war es allerdings auch schon vorbei mit meinem kläglichen Versuch meinen Puls zu beruhigen. Er war mir nicht näher gekommen, noch nicht, aber seine Augen betrachteten die meinen, schienen einen Moment hinunter zu meinen Lippen zu sehen und dann wieder zurück. Ich konnte das Zögern in seinem Gesicht sehen, konnte sehen wie er darüber nachdachte und wusste was er vorhatte, noch bevor er dazu ansetzte. Sofort hielt ich die Luft an, beobachtete wie er sich zu mir beugte, hatte das Gefühl nicht nur meinen, sondern inzwischen auch den seinen Herzschlag zu spüren und meine Lider waren kurz davor zuzuflattern, als er inne hielt.
Loki wollte nicht zu weit gehen. Es war seltsam beruhigend das ich in seinem Ausdruck genau zu erkennen schien was in ihm vorging und es war noch beruhigender, dass er auf mich wartete, nicht zu weit gehen und etwas kaputt machen wollte, womit wir auf der selben Seite standen.
Ein paar Sekunden vergingen, in denen ich ihn musterte, die scharfen Wangenknochen und schmalen Mund, der Blick den er mir gab, bevor ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht erschien und ich den letzten Abstand den er zwischen uns gelassen hatte überwand.
Meine Lippen landeten sanft auf den seinen und ich schloss die Augen, hob eine meiner Hände und legte sie behutsam mit den Fingern an seine Wange, drückte ihn ganz zart in meine Richtung und versuchte für den Moment an nichts zu denken. Nur Loki vor mir, ganz nah und das Gefühl seiner kühlen Haut und Lippen, das Gefühl das dies hier genau das war was wir beide wollten. Das Loki mich wollte.
Seine Wange schien warm und kalt zugleich, mein Daumen lag fast an seinem Mundwinkel und ich schob die Hand etwas zurück sodass die Fingerkuppen in seine Haare fuhren, fühlte die schwarzen Strähnen.
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Bucky
Mit voller Kraft drückte ich die blonde Frau von mir, die zurück stolperte und mir so wieder den Weg freigab. Mein Atem ging schwerer als zuvor und mein Metallarm gab ein stetiges Surren von sich, als wäre es das erste Mal seit langem das er wirklich benutzt wurde.
Fokussiert ließ ich den Blick durch den Raum gleiten, nahm wieder den Treppenaufgang ins Visier und ging gerade auf diesen los, als ich wieder laute Schritte hinter mir hörte. Sofort verlangsamte sich mein Lauf und ich blieb schließlich wieder stehen. Kurz schaute ich nach hinten. Die rothaarige Frau schien wieder zu Kraft gekommen zu sein, denn erneut kam sie auf mich zu, sprang mich an und ich brauchte ein paar Schritte um mich zu fangen bevor ich mich wehrte, sie auf einen der Tische hinunter drückte und meine Hand um ihren Hals schloss. Langsam presste ich die Finger in ihre Haut, hörte sie unterdrückt röcheln, die Augen weit aufgerissen und unter meinem Grif zappelnd. Ich hätte es zu Ende gebracht und sie getötet. Ganz sicher, wäre ich nicht abgelenkt wurden.
James. Im Bruchteil einer Sekunde gingen mir tausende Gedanken durch den Kopf, ich ließ die Rothaarige los und schnellte herum, wandte mich noch immer mit Pistole in der Hand zu der Stimme. Die dunkelblonde Frau von eben. Die Waffe auf sie gerichtet betrachtete ich sie. James.... Meinte sie damit mich?
Die Blicke aller im Raum lagen auf uns, ich konnte es im Augenwinkel sehen, aber für den Moment sollte es mich nicht stören, solange mich keiner von ihnen angriff. Sie wiederholte den Names und ich festigte die Finger um die Pistole, hielt mich beinahe an dieser fest. Was machte sie? Sie rannte weder weg, noch versuchte mich anzugreifen und sie schien auch nicht allzu besorgt das ich ihr etwas tun könnte. Verwirrt beobachtete ich wie sie einen Schritt auf mich zu machte. Mein Herz begann schneller zu schlagen und erneut kamen in meinem Verstand hunderte von Gedanken auf einmal auf, sodass es fast schmerzhaft war zuv ersuchen sich auf diese zu konzentrieren. Schluckend atmete ich ein. Sie machte einen weiteren Schritt. Dann begann sie die Hand auszustrecken.
Zuerst war mein Reflex zurück zu schrecken. Ich hatte Befehle auszuführen, ich sollte jeden umbringen der sich mir in den Weg stellte... aber das tat sie gar nicht. Wenn ich wollte konnte ich mich einfach herum drehen und sie stehen lassen. Ihre Finger näherten sich meinem Gesicht und ich drehte es ein Stück zur Seite um den Moment hinauszuzögern in dem sie mich berühren würde, doch sie war schneller als ich und ihre Haut berührte meine, lag warm an meiner Wange. Mein Mund öffnete sich ein Stück und irritiert musterte ich sie, versuchte das Gefühl einzuordnen das in mir aufkam und die Gedanken in mir wurden so viele das ich ein wimmerndes Geräusch von mir gab und die Augen fest schloss. Wer war sie? Kannte ich sie? Natürlich kannte ich sie, ich wusste das ich es tat, aber woher, wer war sie? Wie konnte ich sie kennen und gleichzeitig nichts von ihr wissen? Woher wusste ich das sie mir nicht fremd war?
Ihre Hand fühlte sich gut an meiner Haut an und ich lehnte den Kopf in diese. James... immer wieder kam der Name auf. Wer war James? Ich? Mir kamen Tränen in die Augen ohne das ich es verhindern konnte und ich wollte gerade eine Hand heben um sie auf die ihre zu legen, als ich wieder die Lider öffnete und an ihr vorbei auf den Rest des Saales, die anderen Leute blickte.
Ich hatte immer noch einen Befehl.
Mein Blick glitt zurück zu ihr, die Tränen versiegten mit einem Mal und ich legte einen Finger an den Abzug der Pistole, atmete tief ein, ein weiteres Mal und ich bemerkte wie ich nicht abdrücken konnte, es einfach nicht konnte. Erneut zog Verwirrung über mich, dann legte ich den Kopf langsam schief, ließ ab von dem Abzug und trat stattdessen einen schnellen Schritt zurück, bevor ich der Frau vor mir einen Tritt in den Oberkörper verpasste, der sie zwar zurück stolpern ließ, ihr aber ganz sicher keinen allzu großen Schaden angerichtet haben sollte.
Schnell rannte ich zu der Treppe, erreichte diese und nahm sie, zwei Stufen auf einmal, schaute am oberen Ende kurz zurück, entdeckte die Frau mit dunkelblonden Haaren und hielt erneut inne. Wer war sie? Mein Blick ging von ihr zu den anderen, die mir bereits wieder folgten und ich schüttelte den Kopf.
Keine Zeit über sie nachzudenken. Ich musste zu dem Helikopter gelangen.
Während ich nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht inne hielt und darauf wartete, dass sie irgendwie reagierte, schlug mir das Herz bis zum Hals. Tausende Gedanken gingen mir durch den Kopf. Was, wenn ich einen Fehler machte? Was, wenn sie das gar nicht wollte? Was, wenn ich zu schnell vorwärts ging? Und am aller schlimmsten... Was, wenn ihr wieder alles einfiel, was ich gemacht hatte und sie einfach aufstand und ging? Ich hätte dafür Verständnis gehabt. Für mich war es schon ein Wunder, dass sie überhaupt so offen mit mir sprach und mir zuhörte, ohne mich zu verurteilen.
Nein, ich konnte mich nicht täuschen. Sie hatte ihre Gefühle für mich ja quasi schon gestanden. Laut und deutlich. Nicht nur in meiner Vorstellung.
Für einen Moment sah sie mir schweigend in die Augen. Mein Herz musste eigentlich bald einfach aus Erschöpfung stehen bleiben, so schnell klopfte es. Doch dann sah ich, wie sich ihre Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen und sie mir entgegenkam.
Und dann lagen ihre Lippen auf meinen und von jetzt auf gleich schwand sämtliche Anspannung aus meinem Körper. Sie wollte mich genauso sehr, wie ich sie wollte. Mich, genauso wie ich war, mit meiner Vergangenheit und all den schrecklichen Dingen, die ich getan hatte.
Erst konnte ich mich vor lauter Überraschung nicht rühren, bis ich ihre Finger an meiner Wange spürte und sie mich mit sanftem Druck noch näher zu sich zog. Ihre Lippen und ihre Haut fühlten sich wunderbar warm und weich an und ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich jemals so viel Glück verspürt hatte. Mein Arm, der über ihren Schultern lag, rutschte ein Stück nach unten. Die Hand legte ich auf ihren unteren Rücken und ich zog sie vorsichtig noch etwas enger an mich, bis ihr Oberkörper meinen auf ganzer Länge berührte.
Während unsere Lippen sich vorsichtig vortasteten und sich sachte gegeneinander bewegten, ich ihren Körper eng an meinem spürte und ihre Hand in meinem Haar, konnte ein Teil von mir es zwar immer noch nicht so ganz fassen, was gerade passierte. Aber ich war glücklich. Sigyn machte mich unbeschreiblich glücklich. Ich merkte gar nicht, wie sich meine Augen vor lauter Überwältigung mit Tränen füllten. Doch dann kullerte eine Träne meine Wange hinunter und ich schmeckte etwas salziges auf meinen Lippen.
Sachte und langsam löste ich den Kuss und wischte mir kurz über die Augen, musste dann aber trotzdem leise lachen. "Entschuldige", meinte ich dann, ohne dass mein Lächeln verschwand. Ich konnte gar nicht anders. Vorsichtig legte ich meinen anderen Arm auch noch um sie, zog sie eng an mich und legte den Kopf auf ihrer Schulter ab.
"Du bist wundervoll, Sigyn", sagte ich leise und schloss die Augen. "Ich habe jemanden wie dich gar nicht verdient."
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Sophie
Was, wenn ich einen Fehler machte? Das hier konnte wahnsinnig in die Hose gehen, dessen war ich mir bewusst. Aber ich wusste einfach, dass er mir nichts tun würde. Obwohl er seinen Finger nicht vom Abzug der Pistole nahm und einfach nur abdrücken müsste.
Er drehte seinen Kopf weg, versuchte, meiner Berührung auszuweichen, aber da schloss ich den letzten Abstand mit einem Schritt und meine Hand lag an seiner Wange. Ich konnte seinen rasenden Puls spüren, das leichte Kratzen seines Bartes und seine Haare kitzelten meinen Handrücken ein wenig. Standfest sah ich in sein Gesicht, sah ihm in die Augen, auf der Suche nach irgendeiner Reaktion.
Etwas rührte sich in seinen Augen, als ich seinen Namen wiederholte. Und ich konnte in seinem Blick sehen, dass er mich erkannte. Oder zumindest wusste, dass er mich kannte. Irritation und Verwirrung lag in seinen Augen und er hatte den Mund geöffnet, als wollte er etwas sagen. Doch es kam kein Wort über seine Lippen, sondern nur ein beinahe kapitulierendes Wimmern. Er schloss die Augen, ließ seinen Kopf in meine Hand sinken und ich wollte mich schon fast etwas entspannen. Ich sah, wie seine Augen sich mit Tränen füllten und ich wagte zu hoffen, dass ich es geschafft hatte.
Er öffnete die Augen wieder und von jetzt auf gleich verschwand die Wärme wieder aus ihnen. Wieder richtete er die Waffe auf mich, sah mich beinahe verzweifelt an und ich konnte seinen inneren Kampf in seinen Augen sehen. Bevor ich jedoch noch etwas machen konnte, trat er einen Schritt zurück und verpasste mir einen Tritt, der mich auf den Boden stolpern ließ. Nicht so fest, dass er mir ernsthaft weh tat. Aber immerhin so fest, dass ich hinfiel und er weiterlaufen konnte, bevor ich etwas machen konnte.
Mr Stark trat neben mich und half mir auf, während Steve James hinterherlief. Als ich wieder stand, sah ich zu der Treppe, die James gerade nach oben gelaufen war und sein Blick traf noch einmal auf meinen. Wieder stand Verwirrung in seinem Gesicht. Doch als er merkte, wie viele Leute ihm die Treppen nach oben folgten, schüttelte er kapitulierend den Kopf.
Ich gab noch nicht auf.
Sachte, aber bestimmt, schob ich Mr Starks Hand von meiner Schulter und lief James und Steve mit entschlossenem Blick hinterher. So schnell ich konnte lief ich Treppen nach oben, vorbei an Leuten, die James aus dem Weg geräumt hatte und die sich die Seiten haltend und keuchend auf dem Boden lagen. Ich rannte weiter, bis ich auf einem Helikopterlandeplatz ankam. Kurz hielt ich inne, als ich sah, wie Steve versuchte, gegen James anzukommen und keine Chance hatte. Nicht einmal er hatte eine Chance. Als James ihn wegstieß und auf den Helikopter zulief, rannte ich los, an Steve vorbei.
"Sophie, lass ihn gehen!", rief Steve mir hinterher. Doch ich beachtete ihn nicht.
"James!", rief ich stattdessen, aus vollster Lunge. Ich sah, wie er sich zu mir umdrehte und bevor er irgendetwas machen konnte, schloss die Arme so fest ich konnte um seinen Hals und legte die Lippen auf seine. Mir liefen Tränen über die Wangen, während ich mich so fest ich konnte an ihn drückte und ihn küsste, als würde mein Leben davon abhängen. Irgendwie tat es das auch. Ich konnte nicht ohne ihn und ich wusste, dass James noch irgendwo in diesem Körper war.
Es dauerte ein paar Augenblicke bis Loki sich rührte und in den Kuss lehnte. Ein paar Sekunden in denen er vollkommen reglos war, als wäre er vollkommen überrumpelt von dem Kuss den er praktisch selbst begonnen hatte, dann lockerte sich seine Haltung jedoch und sein Arm glitt von meinen Schultern aus tiefer, bis die Hand an meinem Rücken lag. Behutsam zog er mich näher zu sich, mein Oberkörper drückte sich an den seinen und wir ließen uns beide tiefer in die Berührungen fallen, ich ließ mich vollkommen von ihm einnehmen, von der Art wie vorsichtig und wie sanft er war. Meine Finger waren noch immer ein Stück weit in seinen Haare vergraben und ein warmes Kribbeln ging durch meinen ganzen Körper während sich unsere Lippen immer wieder berührten, ein warmes Kribbeln das direkt von meinem zu schnell schlagendem Herzen zu kommen schien. Es fühlte sich großartig an ihm zu nah zu sein, wissend das wir uns beide darauf einließen weil es war was wir wollten.
Wie seltsam der Verlauf von uns doch war. Noch vor weniger als einem Monat hatte ich ihn tot geglaubt und es nicht einmal bedauert, hatte ihn eigentlich nicht einmal wirklich gekannt und nun saßen wir hier in den Gärten der Königin, dicht beieinander als wäre das schon immer so gewesen. Als hätte es schon immer so sein sollen. Mein Lächeln mischte sich in unseren Kuss und ich spürte seine Nase an der meinen, spürte seinen tiefen Atem auf der Haut, tief und fast schon erleichtert.
Ein leises Aufseufzen entwich meinen Mund als sich Loki schließlich von mir löste und ein Stück zurück lehnte. Sofort vermisste ich die Nähe, die Initmität des Moments und folgte seinen Bewegungen, der Hand die er hob um sich über die Augen zu wischen. Erst jetzt fiel mir das verräterische Glänzen in diesen auf, der leichte Schimmer von versiegenden Tränen. Er hatte geweint, wenn auch nur ein bisschen.
Mein Herz schmerzte für seine Erleichterung die ich ihm ansah als mir das Lächeln auffiel und er leise lachte. Rasch erwiderte ich sein Lächeln. Ich hatte gar nicht bemerkt wie er begonnen hatte zu weinen und auch wenn ich wusste das es keine Tränen der Trauer waren, so war es dennoch schwer ihn so zusehen.
"Du hast nichts zu entschuldigen" entgegnete ich ruhig während seine zweite Hand sich von der meinen löste: "Wegen eines Kusses von mir hat bisher noch keiner Freudentränen vergossen" schmunzelte ich und legte den Kopf schief: "Ich sollte mich geschmeichelt fühlen". Loki legte den anderen Arm um mich und zog mich dicht an seinen Körper, senkte den Kopf bis er auf meiner Schulter ruhte und in einer Art Reflex hob ich eine Hand und ließ sie auf seinem dunklem Haar nieder, begann in langsamen Bewegungen immer wieder von oben nach unten über diese zu fahren.
Mir wurde heiß bei seinen Worten und Röte stieg in meine Wangen. So direkt hatte mir bisher noch keiner gesagt das er mich mochte. Seine Stimme war lediglich ein Hauchen. Ein leichter Wind kam auf, eine Haarsträhne löste sich aus meiner Frisur und ich legte die freie Hand an seinen Rücken, drückte gegen den warmen Stoff und strich mit der anderen weiter über seinen Schopf.
"Wenn ich dir darin zustimmen würde, wäre ich jetzt nicht hier" meinte ich, fragte mich wie er so wenig von sich selbst halten konnte und lehnte meine Wange sacht an seinen Kopf, flüsterte: "Denke nicht so schlecht von dir selbst, damit tust du dir nur Unrecht. Du bist nicht weniger wundervoll als ich".
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Bucky
Mit einigen gezielten Schlägen schaffte ich mir den blonden Mann aus dem Weg, der sich mir erneut entgegen gestellt hatte.
Nach den ersten beiden Etagen war ich die letzten schnell durchgegangen, hatte wenig Leute gehabt die mich versuchten aufzuhalten und nun hatte ich letztlich das Dach erreicht. Ein Helikopter stand am anderen Ende. Das war mein Ziel, nur noch ein paar Meter.
Ich stieß den Blonden endgültig beiseite und ging die letzten Schritte auf den Helikopter zu.
James. Schon wieder dieser Name. Sofort drehte ich mich abgelenkt von meinen Befehlen um. Die Frau von eben kam auf mich zugerannt, ihre Wangen gerötet, die Augen wie in Schock geweitet und meine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt.
James wiederholte ich in meinem Kopf. Sie meinte ganz eindeutig mich damit. Aber warum fühlte ich mich dann nicht angesprochen. Meine Defensive war durch meine Gedanken für ein paar Sekunden ausgeschaltet und bevor ich mich versehen konnte lagen ihre Arme um meinen Hals, zogen mich zu sich und ihre Lippen pressten sich auf die meinen. Für einen Augenblick war alles verschwommen. Ein Gefühl kam in mir auf das ich nicht zu beschreiben wusste und mein Verstand schien sich zu drehen. Warum fühlte sich ihre Nähe vertraut an? Als wäre es nicht das erste Mal das ich in ihrer Nähe war. Warum wusste ich das ich sie kannte?
Ihre Lippen lagen weich auf meinen, ich atmete zitternd aus ließ kurzzeitig geschehen was passierte, genoss die chaotische Stille in meinem Kopf, dann kamen die Befehle zu mir zurück und verwirrt löste ich mich von ihr, schob sie kräftig von mir.
Wer war sie? Und was wollte sie? Gehörte sie zu Hydra, spielten sie ein Spiel mit mir? War es ein Test? Aber warum fühlte es sich dann vertraut an?
Die chaotische Stille verlor sich ohne unseren Kontakt in einen Lärm, mir wurde schwindelig und in einer Art Fluchtreaktion holte ich mit dem Metallarm aus, traf mit der Faust ihre Schläfe und drehte mich dann um, den Weg weiter fortsetzend.
Ich sah nicht zurück, aber sie angegriffen zu haben fühlte sich falsch an. Warum fühlte es sich falsch an wenn ich doch nur Befehle ausführte? Mein Metallarm surrte, ich bewegte die Finger vorsichtig, betrachtete das glänzende Material. Sie hatte mich geküsst. In meinem Kopf schwirrte es. Was hatte sie sich dabei gedacht? Und warum James? Woher dieser Name? Es kam mir vor als hätte ich diesen Namen vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gehört. Als hätte ihn jemand für mich verwendet in einem anderen Leben.
Mit jedem Schritt wurden meine Tritte unsicherer. Mein Herzschlag schneller. Und ihr Name kam mir so plötzlich in den Sinn das mir schlecht wurde.
Sophie. Der Name der Frau war Sophie. Sofort kamen die Erinnerungen zu mir zurück. London. Die Gasse. Ihre Wohnung. Sie hatte mein Leben gerettet und unsere Wege hatten sich bis Bukarest getrennt.
Meine Beine gaben nach und ich stolperte ein paar Schritte weiter, bis ich zu Boden fiel, mich mit den Armen abstüzte und den Kopf senkte. Beinahe hätte ich mich übergeben. Meine Vergangenheit war mir noch immer verschwommen, auch wie genau ich hierher gekommen war, aber mit einem Mal war alles zurück was ich über Sophie wusste und damit kam auch langsam der Rest zurück. Steve, der uns vor allen anderen gefunden hatte. Berlin, die Zelle in der ich gewesen war. Broussard. Das Buch. London. Die Wunde die uns überhaupt erst zueinander geführt hatte.
Meine Hand schnellte an meine Seite, wo die von ihr genähte Verletzung gewesen war. Man konnte davon nichts mehr sehen, nicht einmal eine Narbe, aber als ich die Hand von dort löst eund betrachtete, klebte Blut an dieser. Kurz war ich verwirrt, dann entdeckte ich das Blut auch an meiner zweiten Hand. Nicht viel, aber meine Knöcheln waren rot von fremden Blut und ich musste die Augen schließen, wagte es nicht hinter mich zu sehen und musste mich darauf konzentrieren nicht zu brechen.
Während mein Kopf an ihrer Schulter ruhte atmete ich einmal tief durch. Dabei stieg mir ihr sanfter, dezenter Geruch in die Nase. Ein wenig blumig, gemischt mit etwas, was ich nicht richtig zuordnen konnte. Etwas, was charakteristisch für sie war. Ich merkte, wie ich ruhig wurde, besonders als sie begann, mit ihren Fingern über mein Haar zu streichen. Ihre Hand lag mit einem angenehmen Gewicht an meinem Rücken und drückte mich sachte näher an sie. Nach ein paar Sekunden spürte ich schließlich, wie sie ihren Kopf auf meinem bettete.
Ihre geflüsterten Worte erreichten mein Ohr und sie gingen mir durch Mark und Bein. Ich war nicht weniger wundervoll als sie? Für mich war es ein Rätsel, wie sie mich so sehen konnte. Aber sie log nicht, das wusste ich. Und wenn sie mich so sah, konnte ich es vielleicht eines Tages auch.
"Sag das noch ein paar Mal und ich glaube es dir vielleicht eines Tages", murmelte ich und während ich sprach berührten meine Lippen leicht die weiche Haut an ihrem Hals. Für ein paar Momente blieb ich noch so sitzen, doch dann merkte ich einen kühlen Luftzug an meinem Nacken.
Vorsichtig hob ich meinen Kopf, nahm meinen Umhang ab und legte ihn Sigyn über die Schultern. Ich wollte nicht, dass sie in ihrem kurzärmligen Kleid anfing zu frieren. Mit einigen schnellen Handgriffen schloss ich die Knöpfe an ihrem Hals und strich den Umhang dann über ihren Schultern glatt. Ich bemerkte eine lose Haarsträhne in ihrer Stirn, lächelte sanft und strich ihr diese hinters Ohr.
Meine andere Hand legte sich automatisch wieder um seine und ich verschränkte die Finger mit ihren. Mit dem Daumen strich ich sachte über ihren Handrücken und sah lächelnd in ihr weiches Gesicht. Dann hob ich ihre Hand an meine Lippen und küsste sie sachte auf den Handrücken.
"Ich werde Odin zurückholen", sagte ich dann und sah sie an. "Ich kann diese Maskerade nicht weiter aufrecht erhalten, nicht nach allem, was passiert ist. Wenn Odin bei seiner Entscheidung bleibt und nicht zurückkommen möchte, werde ich nach meinem Bruder suchen." Sachte drückte ich ihre Hand. "Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich meine Maske ablege, aber ... Von dir wird mich nichts und niemand fernhalten können. Das verspreche ich dir."
Dass die Möglichkeit bestand, dass ich aus Asgard verbannt werden konnte, falls mein Vater wirklich seinen Thron zurücknahm, sprach ich nicht laut aus. Aber das wusste sie. Wenn das passieren sollte, würde ich aber niemals von ihr verlangen, dass sie ihre Heimat und ihr Leben als Hofdame für mich hinter sich ließ.
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Sophie
Obwohl es nicht lange anhielt, spürte ich unter meinen Händen, wie sich seine Schultern für den Bruchteil einer Sekunde ein kleines bisschen entspannten. Sonst rührte er sich nicht, seine Arme hingen neben seinem Körper. An meiner Wange spürte ich, wie er zittrig einatmete. Und dann schob er mich von sich. Nicht so fest, dass er mir weh tat, aber dennoch kräftig genug, dass ich ein, zwei Schritte rückwärts stolperte, bevor ich das Gleichgewicht wieder fand.
Schwer atmend sah ich ihn an, rührte mich aber nicht. Die Zeit schien für einen Moment stehen zu bleiben. Ich konnte den inneren Kampf in seinem Gesicht sehen. Er wusste, dass er mich kannte. Dessen war ich mir sicher. Aber er wusste nicht genau, wer ich war.
Plötzlich begann er zu schwanken. Ich wollte noch etwas sagen, doch bevor auch nur ein Wort meine Lippen verlassen konnte, holte er mit seiner metallenen Armprothese aus und traf mich an der Schläfe. Während er sich umdrehte und mit wackeligen Schritten auf den Helikopter zulief, sank ich zu Boden und hielt mir die Stelle, an der er mich getroffen hatte. Die Haut über meiner Augenbraue war aufgeplatzt und blutete und mein ganzer Schädel dröhnte.
Ich wandte den Blick zu James. Er war zu Boden gesunken und stand dort auf allen Vieren, mit gesenktem Kopf. Er atmete schwer, rührte sich sonst aber zunächst nicht. In der Zwischenzeit begann ich, doppelt zu sehen. Ich wusste, dass ich vermutlich eine Gehirnerschütterung hatte, aber das war vorerst nicht wichtig.
Angestrengt beobachtete ich ihn, gab alles dafür, dass ich ihn im Blick behielt. Ich sah, wie seine Hand zu seiner Seite wanderte, genau an die Stelle, an der er angeschossen worden war, als ich ihn gefunden hatte. Er war zurück. Er erinnerte sich.
Ich versuchte, mich aufzurappeln und näher zu ihm zu gehen, schwankte jedoch und stolperte schließlich über meine eigenen Füße. Steve fing mich auf, bevor ich auf dem Boden landete und mich noch ernsthafter verletzte, und hielt mich fest.
"Buck", sagte er dann an James gewandt. "Wir müssen hier weg, bevor sie dich wieder einsperren."
Irgendwie schaffte Steve es, erst mich und dann, wenn auch etwas schwerfälliger, James in den Helikopter zu verfrachten, und diesen dann in die Lüfte zu erheben.
Ich saß auf einer der beiden Sitzbänke im Passagierraum des Helikopters und hielt mir noch immer den Kopf. Die Wunde an meinem Kopf hatte aufgehört zu bluten, doch schwindelig war mir noch immer. Daher legte ich mich auf der Bank ab und schloss kurz die Augen.
Schließlich, als mein Kopf etwas weniger dröhnte, öffnete ich die Augen und sah zu James, der mir gegenüber saß. Ich streckte die Hand aus und berührte ihn am Arm. "Du bist wieder da", murmelte ich und lächelte ihn so gut es ging an.
Sigyn
Lokis Atem kitzelte an meinem Hals als er leise murmelte und meine Hand hielt bei seinen Worten inne, ruhte reglos auf seinem Haar. Es schmerzte mehr als es nach so kurzer Zeit sollte, zu wissen das er so wenig von sich selbst hielt und hätte ich überhaupt etwas hervorgebracht, ich hätte ihm auf der Stelle noch einmal versichert das ich alles genau so meinte wie ich sagte. Er war nicht weniger wundervoll als ich, auch wenn ihm das nicht bewusst war.
Schweigend blieben wir eine kurze Zeit so sitzen, ich fühlte seinen Atem und blickte über seine Schulter hinweg in die Dunkelheit, fragte mich ob irgendjemandem jemals wirklich aufgefallen war wie gebrochen der jüngste Prinz war, denn im Augenblick war das alles was ich sah. Frigga hatte es gewusst oder zumindest geahnt, denn wenn ich jetzt darüber nachdachte fiel mir auf wie oft sie sich um ihren Sohn gesorgt hatte, wie oft sie ihre Sorgen mit uns geteilt und versucht hatte Loki zu helfen. Loki hatte länger mit sich selbst zu kämpfen als mir tatsächlich bewusst war.
Er hob den Kopf, ich ließ die Hand sinken und er nahm sich den Umhang ab, bevor er ihn mir um die Schultern legte und mit flinker Gekonntheit die Knöpfe schloss. Ein Lächeln zog sich über mein Gesicht und vorsichtig zog ich den Stoff dichter um meine nackten Arme, war froh das Loki so umsichtig war, denn mir fiel erst jetzt auf das ich etwas fror: "Danke" flüsterte ich. Behutsam strich er eine Strähne von meiner Stirn zurück und zufrieden beobachtete ich wie sich daraufhin seine Hand sofort wieder um die meine legte und er unsere Finger verschränkte als könnte er nicht genug Kontakt haben. Ich drückte leicht seine Hand während er die meine an seine Lippen führte und erwiderte dann den ernsten Blick den er mir gab.
Seine nächsten Worte waren ruhiger, bestimmter und mit jeder Silbe die seinen Mund verließ schnürte sich mein Brustkorb fester zu. Auch ich wollte nicht das er weiterhin sein Spiel fortführen musste, konnte ich doch sehen das ihn das ständige Verstellen und Verstecken erschöpfte, aber wie er es sagte: Wir wussten beide nicht was passieren würde wenn er seine Maskerade auflöste.
Wer auch immer es war, der hierher zurück kommen würde, entweder Odin oder Thor, sie beide hatten das höhere Recht am Thron und damit auch jedes Recht Loki so zu bestrafen wie sie es für angemessen hielten. Womöglich zurück in die Zelle? Oder der Tod? Soweit würden sie nicht gehen, das glaubte ich nicht, wollte es nicht glauben... aber Verbannung? Verbannung schien realistisch und ich musste mich dazu zwingen Luft zu holen und seinen Händedruck aufmunternd zu erwidern. Ich wollte ihn nicht verunsichern, wenn es mir doch so vorkommen als würde er zurück zum richtigen Weg finden.
Am liebsten hätte ich ihm gesagt das er nicht versprechen sollte was er womöglich nicht halten konnte, das wir nicht wussten ob wir nicht doch getrennt würden oder was überhaupt passieren würde, aber stattdessen schenkte ich ihm ein schmales Lächeln: "Versprich mir das du alles tun wirst um bei mir zu bleiben und ich verspreche dir das ich alles tun werde um dir zu helfen. Um Odin zurück zu holen oder Thor zu finden. Ich tue alles das dir irgendwie helfen kann" meinte ich ruhig und ein paar Sekunden schiweg ich, saß mit ihm zusammen in der Stille, wissend das dieses Vorhaben für unser Zusammensein fatal sein könnte, aber brachte das nicht über die Lippen.
"Gemeinsam werden wir eine Lösung finden, da bin ich mir sicher" fügte ich zuversichtlich hinzu und streckte eine Hand aus um über seine Wange zu streichen: "Schließlich wäre es sehr schade wenn das hier endet bevor es wirklich angefangen hat" lächelte ich und spürte wie ich von meinen eigenen Worten errötete, auch wenn es die Wahrheit war. Loki und ich lebten seit Jahren in diesem Palast und auch wenn er mich erst vor kurzer Zeit zum ersten Mal wahr genommen hatte, so kam es mir dennoch wie eine Verschwendung vor, das wir so lange gebraucht hatten um zueinander zu finden und ich wollte nicht das das was wir hatten irgendwann in naher Zukunft enden würde.
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Bucky
Ich hatte beinahe vergessen wie viel schmerzhafter es war seine Erinnerungen zurück zu erlangen, als sie ausgelöscht zu bekommen. Mein ganzer Körper schien sich krampfartig zusammen zu ziehen und mir wurde schrecklich heiß, ich schwitzte in meinem Shirt und bekam kaum Luft so schwindelig war mir zumute und ich konnte nicht einmal abschätzen ob ich mich tatsächlich übergeben musste oder es mir nur so vorkam.
Vor meinen Augen betrachtete ich verschwommen die kleinen Blutflecken an meinen Händen und obwohl ich wusste das ich gerade durch ein ganzes Gebäude gestürmt war, war der einzige Gedanke den ich hatte das etwas von dem Blut mit Sicherheit Sophie gehörte. Ich hatte sie geschlagen, hatte es ganz genau vor Augen und konnte mich gleichzeitig nicht wirklich erinnern. Aber ich hatte es getan. Mir wurde nur noch übler und ich würgte trocken was in ein Husten überging. Die eine Person der ich niemals hatte weh tun wollen und die sich vermutlich auch von allen hier am wenigstens wehren konnte, war nun diejenige die ich verletzt hatte. Niemals würde ich mir das verzeihen können.
Ich kam überhaupt erst wieder etwas zu mir als ich Rogers Stimme hinter mir hörte und wandte mich zu ihm um. Er hielt Sophie im Arm, deren Gesicht leichenblass war, eine blutende Wunde an der Schläfe und war froh zu sehen das sie nicht ohnmächtig war, musste mich jedoch auch sofort wieder wegdrehen. Im Moment hatte ich nicht die Kraft sie anzusehen. Mein Kopf drehte sich, ich wusste nur das ich sie verletzt hatte und schwerfällig rappelte ich mich auf, verarbeitete Rogers Worte nur langsam und verwirrt und stüzte mich einen Augenblick auf seine Schulter als er zu mir zurück kam und mich zu dem Hubschrauber zog.
"Sophie?" kam es leise und zitternd aus meiner Kehle, Steve blickte kurz zu mir und nickte dann zum Helikopter: "Sie ist bereits drinnen, ihr geht es gut, mach dir keine Gedanken", aber das brachte mich überhaupt nicht von meinen Gedanken ab.
Wir erreichten unser Fluchtmittel und ich hievte mich hinein, gefolgt von Rogers der sofort an mir vorbei lief und sich in den Sitz ganz vorne fallen ließ, direkt begann Knöpfe zu drücken und kurz nachdem ich mich auf eine der Sitzbänke hatte fallen lassen hoben wir ab.
Im Augenwinkel sah ich Sophie auf der Bank mir gegenüber liegend. Ohnmächtig? Vielleicht, aber auf jeden Fall verletzt. Ein kleines Rinnsaal von Blut war ihre Schläfe hinab gelaufen und ich spannte den Kiefer an, ließ die Schultern sinken, war den Tränen nahe. Das war nicht meine Absicht gewesen, nichts von alledem, aber dennoch zeigte es mir das ich noch immer gefährlich war und es war meine Schuld. Ich hätte sie nicht nach Rumänien kommen lassen sollen. Ich war gefährlich, eine Killermaschiene und ich wollte das sie sicher war, was hieß das ich sie so schnell wie möglich weit weg von mir bringen sollte.
Sophies Augen blieben eine ganze Weile geschlossen und ich beobachtete angestrengt das Heben und Senken ihres Brustkorbes. Als sie ihre Augen schließlich öffnete erwiderte ich den Blick und schluckte, mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich bereute es mich jemals auf sie eingelassen zu haben, denn ohne mich wäre sie jetzt sicher und wohlbehalten in London anstatt verletzt und wahrscheinlich mit Gehirnerschütterung in einem Helikopter auf der Flucht zusammen mit einem gesuchten Auftragskiller der unfreiwillig zusammenschlug wer ihm am nächsten stand.
Sie streckte die Hand aus, ich fühlte für einen Wimpernschlag den Kontakt, bevor ich wegrutschte und langsam den Kopf schüttelte.
Das hier war meine Schuld und ich würde dafür sorgen das es niemals wieder soweit oder sogar noch weiter gehen würde. Das hatte sie nicht verdient. Sie war mir wichtig, das wichtigste das es gab und deshalb musste ich sie sicher wissen. Sicher vor mir.
Ich wandte mich schweigend von ihr ab und drehte mich zu Steve: "Wohin fliegen wir? Wohin bringen wir Sophie?" fragte ich mit rauer Stimme, als wäre ich gerade erst aufgewacht und er sah über die Schulter hinweg kurz zu mir, zuckte dann mit dieser und legte den Kopf schief: "Wir werden sehen".
Sophie ignorierend blieb ich Rogers zugewandt und fügte nach kurzem Schweigen hinzu: "Es gibt noch mehr... Winter Soldier, der Psychologe hat nach ihnen gefragt und ich habe ihm die Standorte genannt. Er wird sie holen wollen" gab ich hinterher, hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen um mich selbst von dem Chaos in mir drinnen abzulenken und schluckte.
Wir wussten beide, dass es für mich schwierig sein würde, dieses Versprechen zu halten. Die Verbannung war von allen Strafen, die Odin oder mein Bruder mir für meine Taten auferlegen könnten, die wahrscheinlichste. Ich würde Asgard nicht mehr betreten dürfen. Und ich würde Asgard auch kaum betreten können, ohne dass der regierende Herrscher oder Heimdall es mitbekamen. Was ich aber auf keinen Fall machen würde, war Sigyn dazu zu bringen, mit mir zu gehen. Asgard war ihre Heimat. Es stand mir nicht zu, ihr das zu nehmen.
Ich hörte, was sie sagte als Antwort auf mein Versprechen. Ein weiteres Versprechen. Wir wussten nicht, was passieren würde, wenn meine Maskerade aufflog. Wobei ich hoffte, dass wir das einfach im Hintergrund klären konnte, ohne dass die gesamte Bevölkerung Asgards mitbekam, dass sie monatelang belogen wurden. Dass ihr König nicht ihr wahrer König war. Mein Vater würde das ganze vermutlich nicht in die Öffentlichkeit ziehen wollen. Bei meinem Bruder war ich mir da nicht so sicher. Ich wollte in erster Linie Sigyn nicht mit reinziehen. Sie sollte wegen meinen Fehlern nicht leiden müssen.
Ihre nächsten Worte gaben mir jedoch wieder etwas Mut. Sie wollte nicht, dass das zwischen uns endete, bevor es begonnen hatte. Ich wusste, was sie meinte. Es kam mir vor, als hätten wir jetzt schon viel zu viel Zeit vergeudet, weil ich so lange hier gelebt hatte, ohne sie jemals zu bemerken. Nun war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob ich bei Sinnen bleiben könnte, ohne sie jeden Tag wenigstens einmal kurz zu Gesicht zu bekommen.
Ich sah sie für einen Moment an und bemerkte, wie ihre Wangen rot wurden, während ihre Finger an meiner Wange lagen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich beugte mich ein Stück nach vorne, während ich den freien Arm um sie legte, um sie etwas näher zu mir ziehen zu können. Meine andere Hand drückte sachte ihre Finger.
"Keine Sorge, Odin müsste Himmel, Hölle und alle sieben Welten in Bewegung setzen, um mich davon abzuhalten, dich zu sehen. Und auch wenn ... Ich verbannt werden sollte", sagte ich und stockte kurz. "Ich finde immer einen Weg zurück zu dir. Egal, was es kostet."
Es gab nichts wichtigeres mehr als sie. Nicht einmal ich selbst und das, obwohl ich in den letzten Jahren immer nur aus egoistischen Gründen gehandelt hatte. Aber das war jetzt vorbei.
Sie hatte mich zu einem anderen Mann gemacht.
Sachte strich ich über ihren Rücken, küsste sie sanft auf die Stirn und schloss für einen Moment die Augen. Es würde nicht leicht werden. Aber sie war es mir wert. Das zwischen uns war mir alles wert.
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Sophie
Meine Hand lag nur für den Bruchteil einer Sekunde auf seinem Arm. Er hielt meinem Blick mit seinem fest, bis er von mir weg rutschte, sodass meine Hand in den Fußraum fiel. Er schüttelte den Kopf und wandte sich von mir ab. Der Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben. Schmerz, weil er mich verletzt hatte.
Er hatte keine Kontrolle über sich gehabt. Das war nicht James gewesen, sondern der Winter Soldier. James hätte das niemals getan.
Ich zog meine Hand wieder zurück und ohne, dass ich etwas machen konnte, fielen meine Augen zu. Mein Kopf dröhnte noch immer und ich verstand nur Bruchteile von dem, was James mit Steve sprach. Es kostete mich einiges an Kraft, um nicht einfach wegzudriften.
Noch mehr Winter Soldier? Ich konnte nur langsam fassen, was das bedeutete. Wenn dieser sogenannte Psychologe die anderen Winter Soldiers fand... Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was dann passierte. Auch wenn ich mir kein sinnvolles Motiv dafür vorstellen konnte, dass er die Kontrolle über eine ganze Armee an Auftragskillern haben wollte. Also außer pures Verlangen nach Macht.
Steve schien das ähnlich zu sehen. "Du musst mir alles Wort für Wort erzählen, was du ihm gesagt hast", meinte er an James gewandt. "Und dann ... Müssen wir wohl einfach schneller sein als er." An seiner Tonlage konnte ich hören, dass er jetzt schon wusste, dass das keine einfache Aufgabe werden würde.
Was danach passierte, bekam ich nicht mehr mit. Ohne etwas dagegen machen zu können, driftete ich weg. Mein Kopf wurde immer schummriger. Wenn ich die Augen öffnete, blendete mich das Tageslicht so sehr, dass mein Kopf nur noch mehr dröhnte. Und irgendwann konnte ich nicht mehr dagegen ankämpfen und verlor das Bewusstsein.
Wie lange ich abwesend war, wusste ich nicht. Als ich wieder zu mir kam, waren wir auf jeden Fall nicht mehr in dem Helikopter. Ich konnte aber auch nicht sagen, ob wir noch in Berlin waren. Geschweigedenn in Deutschland.
Ich lag auf einer improvisierten Unterlage, einer alten Decke oder ähnlichem. Auf mir lag eine Jacke, die ich nach kurzer Verwirrung als die Lederjacke von James identifizierte. Mein Kopf pochte noch ziemlich und ich brauchte einen Moment, bis mein Sichtfeld scharf war. Ich befand mich in einem großen Raum, wahrscheinlich eine alte Fabrikhalle. Und aus einer Ecke hörte ich Stimmen.
Eine der Stimmen gehörte Steve, die andere kannte ich nicht, aber Steve sprach den Mann als Sam an. "Kann man deinem Kontakt vertrauen, Sam?"
"Hier kann sie nicht bleiben. Zurück nach England können wir sie auch nicht schicken, zu riskant. T'Challa hat es auf Bucky abgesehen und weiß jetzt, dass Sophie seine Schwachstelle ist. Afrika fällt also auch weg", kam es von der anderen Stimme. Sam, nahm ich an.
Steve seufzte einmal tief und blieb für einen Moment still. "Es ist deine Entscheidung, Buck", meinte er dann.
Sie wollten mich verstecken? Oder wollte ... James mich in Sicherheit wissen? Nicht nur vor diesem Psychologen, sondern auch vor sich. Würde ich ihn jemals wieder sehen?
Langsam setzte ich mich auf, hielt mir aber trotzdem noch den Kopf.
Sigyn
Lokis Hand an meiner Wange fühlte sich noch kühler an, als die Hitze in mein gesicht kam und ich erwiderte sein Lächeln sanft während ich mich näher zu ihm ziehen ließ. Behutsam erwiderte ich den Händedruck und ließ die freie Hand auf sein Bein sinken, betrachtete sein Gesicht, welches so weich und entspannt aussah wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte.
Ich hörte seinen Worte zu und ließ mich zumindest für den Moment von diesen beruhigen, auch wenn mir sein kurzes Stocken sagte das er genauso wie ich ganz genau wusste, dass er nach einer Verbannung ganz sicher nicht einfach einen Weg zurück hierher finden konnte, dafür würden Odin oder Thor sorgen, aber ich entschied mich dafür kein Wort darüber zu verlieren und biss mir stattdessen leicht auf die Lippe.
Ich fühlte mich Loki bereits mehr verbunden als es die kurze Zeit die wir uns kannten hätte hervorbringen sollen, aber wenn es unser Schicksal sein sollte uns bald wieder zu verlieren, dann wollte ich zumindest die zeit die wir jetzt hatten so sehr genießen wie es uns möglich war. Meine Finger drückten sich fester um die seinen und ich fühlte mein Herz laut klopfen, drückte mich vorsichtig enger an ihn als eine erneute Brise durch den Garten zog. Seine Hand strich über meinen Rücken und ich fühlte schließlich seine Lippen an meiner Stirn. Das zwischen uns schien plötzlich alles zu sein was ich jemals gewollt hatte und der Gedanke das es zum Scheitern verdammt sein könnte schmerzte in meiner Brust. Loki hatte ganz Asgard betrogen und dafür würde es eine Strafe geben, davon konnten wir ausgehen, auch wenn ich daran glaubte das er besser war als er von sich selbst dachte und auch wenn er jetzt versuchen würde es rückgängig zu machen. der Verrat an Asgard war schon längst geschehen. Und mir hätte es nicht weniger egal sein können.
"Ich bin mir sicher wir werden einen Weg finden wenn du dazu bereit bist dich zu ändern" meinte ich und redete mir ein wirklich daran zu glauben: "Wenn ich meine Magie besser verstehen würde könnte ich sie vielleicht dazu benutzen Thor zu finden... oder Odin" brachte ich hervor und kurz blieb mir der Mund offen stehen, ein wenig ershcrocken über meine eigenen Worte. Hatte ich nicht noch vor kurzer Zeit das alles was ich wollte war meine Visionen loszuwerden?
Aber was wenn meine Visionen Loki helfen konnten? Wollte ich das denn nicht?
"Ich meine... wer weiß wie lange das dauert, vielleicht findet Thor uns auch bevor wir ihn finden" fügte ich hinzu und schluckte: "Aber wenn ich irgendwie helfen kann, dann will ich es auch tun" erklärte ich erhlich und löste mich ein Stück von ihm um ihn anzusehen: "Und bis das passiert möchte ich so viel zeit mit dir verbringen wie möglich, auch wenn das vielleicht nicht viel ist solange du den Allvater ersetzen musst".
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Bucky
Ich seufzte leise auf Steves Worte hin und betrachtete eine Weile stumm den Boden und versuchte mich daran zu erinnern was ich dem Mann vorhin alles erzählt hatte, musste mehrfach schwer schlucken bevor ich antworten konnte und schließlich kam meine Stimme nur stockend hervor. Es war nicht meine Absicht gewesen ihm das alles zu erzählen, ihm von dem ganzen Winter Soldier Projekt zu erzählen oder ihn gar wissen zu lassen wo er sie finden konnte und das machte es noch viel schlimmer als wenn ich es ihm freiwillig erzählt hatte.
Steves Schweigen ließ mich wissen das er genau wusste wie schlimm das ganze war und wir beide sagten nichts als ich fertig war. Ich wollte gar nicht daran denken was passieren würde wenn man die Winter Soldier vor uns finden würde. Und ich wollte noch viel weniger daran denken was ich Sophie angetan hatte, aber mein Blick glitt immer wieder zu ihr hinüber. Ihr Arm war von der schmalen sitzbank hinunter gerutscht und obwohl ich mir einredete das sie nur schlief, war ich mir doch sehr sicher das sie ohnmächtig sein musste. Das war zu erwarten bei dem Hieb den ich ihrer Schläfe verpasst hatte.
Mein Brustkorb zog sich zusammen und ich wandte mich von ihr ab und starrte stattdessen zurück auf den Boden. Vielleicht hätte ich es beenden sollen während ich auf der Flucht war. Ich wollte nicht sterben, aber mit dem Winter Soldier so tief in meinem Kopf wäre es vielleicht am besten gewesen ich hätte dem irgendwo in Rumänien ein Ende gesetzt und all das hier heute wäre niemals passiert.
"Ich denke ich kenne jemanden der uns weiter helfen kann" vernahm ich Steves Stimme und ich nickte: "Dann weißt du eher was wir tun sollen als ich" und diese Worte blieben unser letzter Austausch bevor wir landeten.
Eine leerstehende Halle befand sich auf recht freiem Feld und langsam erhob ich mich. Sophie war noch immer bewusstlos und Steve stand einen Moment neben mir, betrachtete mich fragend, aber ohne auf eine wirkliche Antwort zu warten trat er schließlich zu ihr heran und hob sie auf seine Arme. Ihr Körper lag reglos und ich folgte Steve nachdem er aus dem Helikopter gestiegen war und gemeinsam betraten wir die Halle.
Drinnen erwartete uns ein Mann den ich bereits gesehen hatte, heute in dem Gebäude in Berlin und meinen unsicheren Blick bemerkend drehte sich Steve zu mir: "Sam" meinte er und Sam schaute mich genauso misstrauisch an wie ich ihn.
Es dauerte eine Weile ihn davon zu überzeugen das ich nicht gleich wieder anfangen würde um mich zu schlgen und am liebsten hätte ich Steve unterbrochen und angemerkt das das sehr wohl der Fall sein konnte, aber letztlich schien Sam uns doch genug zu vertrauen, denn er setzte sich in Bewegung und zog eine staubige Decke aus den zurückgelassen Gegenständne und breitete sie aus: "Leg sie hierher, wir haben viel zu besprechen".
Sophie wurde vorsichtig abgelegt, wachte noch immer nicht auf und nach kurzem Zögern zog ich meine Jacke aus und hielt sie Steve entgegen. Es war kühl in der Halle und kurz erwiderten wir Blicke, dann nahm er die Jacke an und legte sie über ihren Körper, bevor wir und Sam uns ein Stück von ihr in eine Ecke stellten.
Unser Gespräch schien mir lang und unnütz und umso mehr Sam sprach, desto mehr dachte ich es wäre am einfachsten wenn es hier einfach das Ende wäre. Ich wäre kein WinterSoldier mehr, niemand wäre meine Schwachstelle, Steve wusste alles was ich über die anderen Winter Soldier wusste und mehr brauchte niemand zu wissen.
Mein Blicklag wieder auf Sophie. Es war einfacher sie von einer etwas größeren Distanz anzusehen.
"Es ist deine Entscheidung, Buck" sagte Steve schließlich und ich kniff die Augen zusammen, nicht sicher ob Sophie wach war oder nicht, bis sie sich schließlich aufsetzte und ihren Kopf hielt. Alles in mir zog sich zusammen und ich hielt die Luft an.
"Buck?". Ohne mich von ihr abzuwenden nickte ich langsam: "Ich schätze wir haben keine andere Wahl wenn ich will das sie in Sicherheit ist".
Ich wollte sie nicht erneut verlieren, aber ich wollte auch nicht das sie sich wegen mir verletzte und das war nun schon passierte. Schluckend blinzelte ich schnell Tränen weg die mir in die Augens tiegen, hoffte das sie keine gesehen hatte und drehte mich schnell von ihr weg
"Ich hoffe nur das du Recht hast mit deiner Kontaktperson" sagte ich zu Sam, der daraufhin nickte: "Ganz sicher".
Steve atmete tief ein: "Wann können wir uns mit deinem Kontakt treffen?"
Same runzelte die Stirn: "Ich werde anrufen, aber mit Sicherheit in wenigen Stunden, allerdings werden wir wohl ein Auto brauchen". Mit diesen Worten stand er auf, zog ein Handy aus der Hosentasche und lief noch ein bisschen weiter von uns weg um zu teleofnieren.
Während ich weiter auf die Wand blickte, bemerkte nun auch mein Gegenüber das Sophie aufgewacht war und ging zu ihr hinüber, was ich nur im Augenwinkel verfolgte und ich hörte seine Stimme: "Du bist wach, wie geht es dir?".
Natürlich wollte ich nicht, dass ich dazu gezwungen wurde, sie zu verlassen. Aber es fühlte sich einfach falsch an, meine Maskerade aufrecht zu erhalten, nur um weiterhin bei ihr bleiben zu können. Früher hätte ich vielleicht so gehandelt, aber ich war nicht mehr so egoistisch wie damals. Wegen Sigyn. Ich würde sie nicht verdienen, wenn ich in alte Muster zurückfiel.
Wenn wir nach Thor suchten statt nach Odin gab es vielleicht eine kleine Chance, dass er Gnade walten lassen würde. Er war noch immer mein Bruder und trotz allem, was ich getan hatte, schien er immer noch zumindest einen kleinen Teil seiner brüderlichen Zuneigung zu mir übrig zu haben. Aber hundertprozentig sicher war ich mir da nicht.
Da sagte sie, dass sie mir helfen können würde, wenn sie nur ihre Magie besser verstehen könnte. Überrascht sah ich zu ihr. War es nicht immer ihr Ziel gewesen, ihre Visionen loszuwerden? Und jetzt wollte sie eine Vision gezielt erzwingen? Ich wusste es wirklich zu schätzen, dass sie helfen wollte. Aber verwundern tat es mich trotzdem.
Kurz dachte ich darüber nach. "Gut möglich, dass ich dir vermutlich eher dabei helfen kann, deine Kräfte gezielt einzusetzen", meinte ich schließlich. "Ich musste selbst nie lernen, meine Fähigkeiten ... In eine Kiste zu sperren, wenn man so will. Aber ich habe gelernt, sie kontrolliert zu verwenden."
Ich strich sachte über ihren Rücken. "Aber nur, wenn du dir auch wirklich sicher bist. Ich möchte nichts tun, für das du nicht bereit bist."
Ihr letzter Satz brachte mich jedoch dazu, leicht zu lächeln. Sie hatte recht. Wir wussten beide nicht, wie viel Zeit uns noch blieb, und diese Zeit sollten wir nutzen. Ich sah ihr in die Augen, in die wunderschönen, reinen Augen, und merkte dann, wie ich langsam anfing, schief zu lächeln.
"Nun ja ... Auch der richtige Allvater hat hin und wieder seine Privaträume für mehrere Tage am Stück nicht verlassen. Es gäbe sicherlich Wege, mit denen wir uns einfach für ein paar Tage zurückziehen könnten", meinte ich und sah sie schmunzelnd an. "Und auch Hofdamen werden hin und wieder krank. Ich glaube also nicht, dass sich irgendwer große Gedanken machen würde, wenn wir beide für eine kurze Weile von der Bildfläche verschwinden."
Um ehrlich zu sein konnte ich mir gerade nichts besseres vorstellen. Meine Maske nicht nur in der Nacht ablegen zu können, sondern für mehrere Tage am Stück, ununterbrochen... Und dann auch noch in ihrer Gesellschaft. Aber nur, wenn sie das auch wollte.
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Sophie
Ich musste die Augen kurz zusammenkneifen, sobald ich mehr oder weniger aufrecht saß. Mein Kopf fühlte sich etwas an, als hätte man ihn in Watte gewickelt. Dumpf. Aber immerhin war mir nicht mehr so schwindelig und nach ein paar Sekunden brannte das Licht nicht mehr so sehr in meinen Augen. Wobei es in dieser Halle nicht gerade hell war, ein Teil der Fenster war verhängt.
Die Männer in meinem Rücken waren still, die Anspannung im Raum war greifbar. Man hörte nichts, kein Atmen, keine Schritte, nichts.
Ich strich mit einer Hand die Lederjacke auf meinem Schoß glatt, während ich mir mit der anderen noch immer den Kopf hielt. Es war ziemlich kühl in der Halle und durch die teilweise kaputten Fensterscheiben wehte der Wind von draußen herein.
"Buck?", hörte ich hinter mir, nachdem James immer noch nicht auf seine Frage geantwortet hatte. Als er immer noch nichts sagte, fing ich langsam an, mich zu den drei Männern umzudrehen. Es dauerte einen Moment, bis ich sie mehr oder weniger scharf sehen konnte. James' sah von der Seite zu mir.
Noch für einen Moment war es still, dann hörte ich James' Antwort.
Er stimmte zu, weil er mich in Sicherheit wissen wollte. Und ich wusste nicht, ob ich es mir einbildete, aber seine Augen schienen für einen Moment zu glänzen, ehe er den Kiefer anspannte und sich von mir wegdrehte.
Was sie danach sagten, hörte ich nur halb. Ich schwankte im Sitzen ein bisschen und musste mich mit einer Hand abstützen. Mir war ein kleines bisschen übel und ich musste die Augen noch einmal kurz schließen.
Wohin wollten sie mich bringen? Trotz meines schummrigen Kopfes verstand ich, warum sie mich verstecken wollten. Auch wenn der Gedanke, dass ich James vielleicht nie wieder sehen würde, mir überhaupt nicht gefiel. Ich kannte ihn gut genug, dass er sich selbst als größte Gefahr für mich sah. Aber das glaubte ich nicht. Er würde mir niemals etwas antun.
"Du bist wach, wie geht es dir?", hörte ich dann Steves Stimme vor mir und als ich die Augen öffnete, sah ich, dass er vor mir in der Hocke war.
Mein Blick wanderte wie von selbst wieder zu James. Ich konnte nur seinen Rücken sehen, aber es war kaum zu übersehen, dass jeder Muskel in seinem Rücken angespannt war. Als müsste er sich sehr zusammenreißen, um sich unter Kontrolle zu haben.
Ich hörte ein Seufzen von Steve neben mir. "Als wir jung waren, hat er mich immer verteidigt, bevor ich auch nur dazu kam, mich mit anderen anzulegen", sagte er. "Er hat nie jemandem auch nur ein Haar gekrümmt, der ihm nahe steht. Und du stehst ihm näher als jeder andere."
"Das war nicht er", meinte ich mit gebrochener Stimme und sah wieder zu Steve. "Wohin wollt ihr mich bringen?"
"Sam hat einen Kontakt aus Singapur", antwortete er mir. "Es tut mir leid, dass wir dich so aus deinem Leben reißen, aber für deine Sicherheit ist das die einzige Möglichkeit."
Meine Antwort war nur ein Nicken.
Da kam Sam zurück zu uns. "Er trifft sich in vier Stunden mit uns. Und er schickt uns ein Auto, das ist in einer Stunde hier." Sein Blick wanderte zu James und er schien zu zögern. "Es ist wahrscheinlich am sichersten, wenn ich mit ihr alleine gehe."
Mir wurde schlecht als ich das hörte und ich sah sofort zu James. Was, wenn das die letzte Stunde mit ihm war?
Sigyn
Ich wollte mit meiner Magie keinen Schaden anrichten, vor allem nicht bei mir selbst, denn ich würde noch verrückt werden wenn ich diese Visionen für immer hätte, aber wenn ich damit Loki helfen konnte, dann wollte ich das in Kauf nehmen. Zumal kontrollierte Visionen sicherlich noch immer besser waren als zufällige und wenn es ihm leichter fiel mir zu erklären wie ich meine Magie in den Griff bekam anstatt sie zu verschließen, dann war es so vielleicht am besten. Wir könnten versuchen Thor oder Odin zu finden und womöglich ließen sie eher Gnade walten wenn Loki zuerst auf sie zukam und seine Fehler eingestand, auch wenn diese groß waren.
Dennoch war es gut zu wissen das er nichts tun wollte wobei ich mir unsicher war, auch wenn mir ganz klar war das ich helfen wollte so gut es ging, auch wenn das ein wenig gegen meine Vorsätze verstieß.
Mein Blick erwiderte den seinen während er lächelte und ich hörte seinen Worten zu, wobei sich sein Lächeln eher zu einem Schmunzeln wandelte und mein Herzschlag schneller und meine Wangen rot wurden.
Mehrere Tage miteinander zu verbringen klang besonders verlockend bei dem Gedanken das wir uns vielleicht eines Tages nie wieder sehen würden, je nachdem welche Strafe die rechtmäßigen Herrscher als angemessen sehen würden. Und es war noch verlockender als ich bedachte das wir beide nicht wussten wie viel Zeit uns tatsächlich blieb. Womöglich waren es auch wirklich nur diese paar Tage die kommen würden und ich hatte noch niemanden gegenüber so gefühlt wie Loki. Vor allem nicht nach so kurzer Zeit, aber es fühlte sich richtig und ehrlich an und ich wollte es mehr als alles jemals zuvor.
Auf der anderen Seite hatte ich jedoch auch Bedenken was passieren würde wenn wir erwischt wurden. Eine Hofdame die sich mit einem Mann traf war im Palast bereits tuscheln wert und eine unverheiratete Hofdame in den privaten Gemächern eines Mannes war schon fast ein Skandal, aber wenn mich irgendjemand in der Gesellschaft des Allvaters für längere Zeit bemerken würde... nicht auszudenken. Oder wenn Loki unachtsam wurde und ihn jemand entdeckte der von nichts wusste?
Lokis schiefes Lächeln und der Blick der den meinen fest hielt machten es schwer rational zu entscheiden.
Vorsichtig nickte ich ohne mich abzuwenden: "Wir werden sehr vorsichtig sein müssen, einfach krank zu tun wird bei mir nicht funktionieren, wegen meiner Zofe, aber ich könnte sagen das ich meine Mutter besuche. Es ist eine ausgefallene Ausrede, aber es ist auch nicht völlig abwegig das ich sie besuchen würde, die anderen Hofdamen und meine Zofe würden mir sicherlich glauben und es würde niemanden weiter interessieren... Bist du dir denn sicher das du als Allvater einfach für ein paar Tage verschwinden kannst? Ich will nicht das du in Schwierigkeiten gerätst" erklärte ich dann rasch, wusste das letzteres unvermeidbar war aber sagte nichts dazu und erwiderte stattdessen sein Lächen behutsam.
Kurz biss ich mir auf die Lippe: "Es würde mich sehr freuen ein einige Tage mit dir zu verbringen" fügte ich ehrlich hinzu und nahm seine Hand zwischen die meinen: "Auch wenn es sich für eine Hofdame eigentlich nicht gehört solange nur in Begleitung eines Mannes zu sein" murmelte ich leise hinterher, spürte wie die Hitze noch mehr in mein Gesicht stieg und blickte kurz von seinen Augen weg zu seiner Brust: "Aber wenn wir es sowieso geheim halten müssen und keiner davon erfährt, dann macht es ja nichts".
Ich legte den Kopf schief: "Und es wäre mir eine Ehre dich einmal von so nahem bei Tageslicht zu sehen und nicht nur immerzu im Halbdunklen".
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Bucky
Sophies Blick lag auf mir, ich konnte es spüren obwohl ich von ihr abgewandt saß, fühlte irgendwie ihren Blick der auf meinem Rücken lag und es fiel mir schwer mich nicht umzudrehen und ihn zu erwidern, aber ich wusste das es besser war wenn ich es nicht tat. Und zumindest für diesen Moment wollte ich mich auf meinen Kopf verlassen können.
Ich vernahm ihre und Steves Stimme nur leise, aber es war still genug um uns herum das ich zumindest noch genug verstehen konnte um mir selbst zusammen zu denken was sie sagten.
Meine Arme lagen um meine Knie, ich hörte Steves Seufzen, dann seine Worte die meinen Brustkorb zusammen ziehen ließen und wären sie nicht so nah an mir dran gewesen, hätte ich ebenfalls geseufzt. Alles in mir spannte sich an, ich wusste nicht einmal ganz wovon Steve redete, mir fiel es noch immer schwer mich zu erinnern... An irgendetwas zu erinnern, aber ich wusste das wir uns lnge vor dieser Zeit gekannt hatten und ich wusste das es sich richtig anfühlte ihm zu helfen, das es richtig war. Er war mein Freund oder zumindest so etwas in der Art und ich hatte niemals vorgehabt ihm oder irgendeinem Freund von mir weh zu tun. Geschweigedenn Sophie zu verletzen. Steves Worte spannten jeden Muskel in mir an und ich biss die Zähne zusammen, betrachtete meine Hände.
Es klebte immer noch ein wenig Blut an diesen, vor allem an den kleinen Metallkanten, zwischen den beweglichen Teilen und ich musste mich zwingen wegzusehen um überhaupt noch atmen zu können.
Sophies Worte konnte ich kaum verstehen, ihre Stimme war leise und schwach, was mir noch mehr schmerzte und ich wuste nur durch Steves Antwort das sie wissen wollte was mit ihr passieren würde. Ich wollte sie nicht verlieren, aus ihrem Leben reißen, aber ich wollte auch nicht das ihr noch mehr zu stieß, nicht wegen mir.
Sam kam zurück. Sein Blick legte sich zögernd auf mich und ich legte meine Hände ineinander, drückte sie so fest zusammen das es weh tat und nickte ohne ihn anzusehen: "Ich schätze das ist eine gut Idee, du wirst sie in Sicherheit bringen" brachte ich hervor, musste es heraus pressen und schloss die Augen. Er hatte recht, aber tatsächlich zu hören das ich nicht der einzige war der mich für eine Gefahr für Sophie hielt war unangenehmer als erwartet.
"Ist das in Ordnung für dich?" wandte sich Sam an Sophie als hätte sie eine Wahl und ich drehte mich ein kleines Stck in ihre Richtung um einen Blick zu ihr zu werfen. Steve kniete neben ihr. Ihre Schläfe war immer noch ein bisschen blutig, sie sah blass von hier aus und meine Jacke war von ihr gerutscht. Kurz suchte ich aus Reflex ihren Blick, wollte Bestätigung das es wirklich in ordnung für sie war, dann blickte ich sie wieder einfach nur regungslos an und mein Blick lag auf ihr ohne den ihren zu kreuzen.
"Wir haben keine andere Wahl" meinte Steve während er sich erhob und er schaute ebenfalls zu mir, dann zu Sam und stüzte die Hände an die Hüfte: "Und du bist dir sicher das du sie allein mitnehmen willst? Das mit deinem Kontakt ist so sicher?"
Sam nickte: "Ganz sicher, das kriege ich schon hin, im Gegensatz zu euch bin ich nicht hundert Jahre alt" versuchte er zu scherzen, entlockte aber lediglich Steve ein halbherziges Lächeln.
"Wenn wir noch eine Stunde hier bleiben müssen werde ich nachsehen ob es im Hubschrauber womöglich etwas zu trinken gibt" schlug Steve vor: "Etwas Wasser würde deinen Kopfschmerzen sicherlich gut tun" sagte er zu Sophie und ich drehte ihr den Rücken zu.
Eine Stunde. Mir kam es vor als hätte ich sie vor erst einer Stunde in Rumänien wiedergesehen. Das war nicht viel Zeit.
War es unvernünftig, ihr vorzuschlagen, einfach für ein paar Tage von der Bildfläche zu verschwinden? Wahrscheinlich. Aber es war mir egal. Zum einen, da niemand sagen konnte, wie lange wir noch so wie jetzt zusammen sein konnten. Zum anderen, da wir dann genug Zeit und Ruhe hatten, um einen Plan zu schmieden, wie wir Thor oder Odin hierher brachten. Wobei mir im Moment der erste Punkt wichtiger war. Solange wir noch zusammen sein konnten und noch etwas Zeit hatten, wollte ich diese mit ihr nutzen. Und nicht damit, weiterhin Tag für Tag den Allvater zu immitieren.
Trotzdem war ich etwas nervös, wie sie reagieren würde. Sie sah mich für einen Moment stumm an, schien zu überlegen. Wenn man sie bei mir finden würde, wäre es skandalös. Sie könnte vielleicht sogar ihre Stellung unterhalb der Hofdamen verlieren, es gehörte sich für eine Frau wie sie eigentlich nicht, sich mit einem Mann alleine in seinen Gemächern herum zu tummeln, wenn sie nicht mit ihm verheiratet waren. Und dann auch noch nicht mit irgendeinem Mann, sondern mit mir. Für sie stand viel auf dem Spiel und ich hätte vollstes Verständnis dafür, wenn ihr das Risiko zu hoch war.
Schließlich nickte sie langsam, erst kaum erkennbar, doch dann immer deutlicher. Dass sie ihre Mutter besuchte, war wirklich eine glaubhaftere Ausrede als eine Erkältung. Ich schmunzelte und sah ihr ununterbrochen ins Gesicht, während sie sprach.
"Das gute daran, der Allvater zu sein, ist, dass niemand es hinterfragt, wenn ich verlange, für ein paar Tage alleine gelassen zu werden", antwortete ich dann auf ihre besorgte Aussage. "Und wenn ich sage, dass niemand meine Gemächer betreten soll und ich nicht gestört werden möchte, dann passiert das auch so." Das war so ziemlich das einzige gute, was dieses Versteckspiel mit sich brachte. "Also mach dir keine Sorgen, ich bekomme keine Schwierigkeiten."
Als sie sich leicht auf die Lippe biss, stellte das ganz seltsame Sachen mit mir an. Aber ich konzentrierte mich auf ihre Worte. Meine Hand fühlte sich kühl an gegen ihre warmen Hände.
Sachte drückte ich ihre Hände und lächelte sie aufmunternd an. "Ich würde dich nie zu etwas zwingen, was du nicht möchtest", sagte ich dann sanft, ehe meine Lippen sich wieder zu einem Schmunzeln verzogen und ich etwas lachen musste. "Vielleicht sollte ich das Licht in meinen Gemächern noch etwas dimmen, nicht, dass du meine Falten siehst und die Flucht ergreifst, weil ich zu alt für dich bin."
Ich beugte mich nach vorne und küsste sie sanft auf die Stirn. "Willst du noch etwas sitzen bleiben? Oder ist die zu kalt? Dann bringe ich dich zurück zu deinen Gemächern. Wir können uns morgen Abend dann treffen und ich zeige dir den Weg zu meinen Gemächern durch die Geheimgänge."
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Sophie
Mein Kopf drehte sich wieder etwas mehr, aber ich wusste nicht, ob es an der Gehirnerschütterung lag oder an dem, was Steve mir gerade erzählt hatte. Singapur? Das war ... So weit weg. Ich kannte die Kultur nicht, ich kannte dort niemanden und ... Ich hatte dort keine Bleibe, keinen Job. Wie sollte das gehen? Ich hoffte einfach, dass Sams Kontakt wusste, was er tat, und mich nicht einfach dort hinbrachte und dann sitzen ließ.
Ich hörte, was James sagte, hörte seine gepresste Stimme, und in mir zog sich alles zusammen. Eine Stunde. Mehr nicht. Eine Stunde und dann würde ich James vielleicht nie wieder sehen. Und ich konnte gerade nicht einmal geradeaus denken, ohne dass mein Kopf pochte.
Sam wandte sich jetzt an mich, fragte, ob das in Ordnung für mich war. Wie von selbst sah ich rüber zu James und nur für den Bruchteil einer Sekunde traf mein Blick direkt auf seinen. Aber es reichte um den Schmerz in seinen Augen zu sehen. Ich schluckte einmal, sein Blick lag immer noch auf mir, aber er sah nicht mehr in mein Gesicht.
Bevor ich etwas antworten konnte, sagte Steve die einzig richtige Antwort. Wir hatten keine Wahl, das sah ich auch. Das machte es aber nicht besser. Auch Sams Versuch, mit einem Scherz die Stimmung aufzulockern, veränderte nichts.
Steve ging dann zum Helikopter, um nach etwas zum Trinken zu suchen. Sam stand für einen Moment etwas unentschlossen da, sah zwischen James und mir hin und her. Schließlich räusperte er sich und lief Steve hinterher.
James und ich waren alleine, vielleicht zum allerletzten Mal.
Es blieb still. James hatte sich von mir weggedreht, die Beine angezogen und beide Arme fest darum geschlungen. Ich sah durch sein Oberteil, dass jeder einzelne Muskel in seinen Schultern angespannt war, doch er bewegte sich keinen Millimeter.
"Ich...", begann ich zu sprechen, musste mich dann aber räuspern, damit meine Stimme nicht so abgebrochen klang. "Werde ich dich jemals wieder sehen?"
Ich wusste, dass seine instinktive Antwort darauf nein war. Aber ein Nein würde ich nicht akzeptieren. Das ... Konnte ich einfach nicht.
"Das warst nicht du. Und ich weiß, dass du das anders siehst und mir nicht glaubst, dass ... Der Winter Soldier nicht dieselbe Person ist wie du. Aber eines Tages ... Wenn du das auch erkennst ... Komm zurück zu mir, wo auch immer ich dann bin."
Jetzt konnte er mich nicht mitnehmen, dem war ich mir bewusst. Zu gefährlich, für ihn und für mich. Aber wenn das alles vorbei war, wenn sie diesen Psychiater gefunden und James' Namen reingewaschen haben ... War dann nicht alles wieder möglich?
Sigyn
Das Risiko erwischt zu werden war wohl unumgehbar, aber es war mir lieber dieses Risiko einzugehen als keine Zeit mit Loki zu verbringen. Zudem schien er zu wissen was er tat, er war für einige Zeit nun der Allvater gewesen und solange er sich sicher war nicht in Schwierigkeiten zu geraten, beruhigte mich das. Und ich vertraute ihm genug das er auch so gut wie möglich darauf achten würde das ich nicht entdeckt wurde.
Solange wirklich niemand misstrauisch wurde wenn der Allvater sich längere Zeit nicht blicken ließ, so wie er sagte, würde schon alles so funktionieren. Mir würden die Hofdamen und Zofen bestimmt auch glauben das ich mich kurzfristig dazu entschieden hatte meine Mutter zu besuchen. Ich besuchte sie zwar nicht oft, aber es war lange her das ich sie gesehen hatte und da es ohne Frigga oder überhaupt eine Allmutter auch keinen gab dem wir direkt dienten, war es auch kein Problem wenn ich so spontan verschwand.
Sein Lächeln erwidernd als ich seinen Händedruck spürte nickte ich. Ich wusste das er mich nicht zu etwas zwingen würde wozu ich nein sagte, dennoch war es gut es von ihm so ausgesprochen zu hören. Schließlich war es nicht so als hätte ich bereits besonders viel zeit in meinem Leben allein in Begleitung eines Mannes verbracht, so gaben mir seine sanften Worte doch mehr Sicherheit als ich angenommen hatte.
Auf sein Lachen hin zuckte ich mit den Schultern und hob einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln: "Da müsstest du das Licht in deinen Gemächern schon ganz ausmachen", bevor ich leise ausatmete und ernster hinzufügte: "So viel älter als ich bist du sicherlich nicht".
Als sich seine Lippen an meine Stirn legten dachte ich darüber nach mich nach vorn in seine Arme fallen zu lassen, so wie er mich noch vor wenigen Minuten nach unserem Kuss gehalten hatte, aber ich blieb doch still sitzen und hielt seine Hand.
Einatmend glitt mein Blick von ihm für einen Moment weg und zum sternenbesetzten Horizont hinter den Gärten und dem Palast und es fiel mir schwer zuzugeben das es doch recht kühl war. Es war mitten in der Nacht und ein bisschen windig, vermutlich hätte ich mir etwas wärmeres anziehen sollen, aber ich hatte nicht wissen können das Loki vorhatte mich hierher zu bringen, auch wenn ich mich darüber ganz und gar nicht beschweren wollte.
Und abgesehen von der Kälte musste ich auch daran denken das ich morgen früh aufstehen musste, um es glaubwürdig zu machen das ich tatsächlich zu meiner Mutter reisen würde. Ich würde meine Sachen packen und mich von allen für einige Tage verabschieden müssen, damit weder die Hofdamen noch die Zofen mir auf die Schliche kommen würden. Allerdings wollte ich mich auch nicht von Loki trennen.
Hin- und hergerissen legte ich dann den Kopf schief und seufzte: "Ich schätze du solltest mich zurück in meine Gemächer bringen, wenn wir uns morgen wirklich treffen wollen dann werde ich ein bisschen zu tun haben und es ist wirklich ein bisschen kalt" erklärte ich und schaute zurück zu ihm: "Und dir muss doch sicherlich auch zumindest ein wenig kühl sein, deine Hände sind eiskalt... auch wenn sie das eigentlich immer sind" fügte ich hinzu und raffte mich dann auf, erhob mich ohne seine Finger loszulassen und strich mit der freien hand mein Kleid zurecht.
"Auch wenn es mir schwer fällt mich auch nur für diese Nacht und den morgigen Tag von dir zu trennen".
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Bucky
Steve verließ die Halle und ich hörte wie kurz darauf auch Sam die Halle verließ, sah seinen Schatten im Augenwinkel Richtung des Ausgangs zu Steve gehen und am liebsten wäre ich aufgesprungen um ihn aufzuhalten, aber ich kontne mich kaum rühren. Es gefiel mir überhaupt nicht allein mit Sophie zu sein. Steve und Sam würde sich gegen den WinterSoldier zumindest wehren, Sophie würde ich einfach umbringen wenn es keine Hindernisse gab und die gab es nicht wenn wir hier so allein waren.
Mein Brustkorb zog sich bei diesen Gedanken zusammen und es fiel mir schwer zu atmen. Ich spürte ihren Blick noch immer im Rücken und zog die Arme noch fester um meine Knie. Mein ganzer Körper war angespannt und obwohl ich sie nicht ansah achtete ich ganz genau auf jedes noch so kleine Geräusch das aus ihrer Richtung kam, sogar ihren Atem vernahm ich ganz leise.
Ihre Stimme schnitt förmlich durch die Luft und ich wünschte mir sie würde gar nichts sagen und das hier nicht noch schlimmer für mich machen als es war. Sie musste sich räuspern, dann fuhr sie fort und ich regte mich kein Stück während ich ihr zuhörte.
Meine Augen fingen bei ihrer Frage an zu brennen und die Antwort war sofort da ohne das ich darüber nachdenken musste. Wenn es für sie Sicherheit bedeutete, dann wollte ich sie nie wieder sehen. Ich war vielleicht eine Killermaschine, aber zumindest war ich nicht egoistisch. Ich würde damit leben können sie nie wieder zu sehen solange sie in Sicherheit war und abgesehen davon wusste ich das sie auch bestens ohne mich klar kommen würde.
Bevor ich aussprechen konnte was ich dachte sprach sie bereits weiter und ich seufzte still in mich hinein. Warum konnte sie es nicht einfach sein lassen? Sie wusste doch bereits was meine Antwort war.
Ich wollte mich zu ihr drehen, lehnte mich in ihre Richtung und hielt dann, von ihr abgewandt, inne: "Selbst wenn ich nicht der Winter Soldier bin, ist er trotzdem Teil von mir. Ich weiß nicht was-" ich musste Luft holen und schob die metallene Hand in meine Haare: "Was sie bei Hydra in meinen Kopf gemacht haben, aber solange es dort ist wird der Winter Soldier auch immer in mir bleiben und ich werde nicht riskieren das ich dich verletzte... Oder irgendjemanden" meinte ich stockend, schloss kurz die Augen und bereute es überhaupt mit ihr gesprochen zu haben. Zu Schweigen wäre einfacher gewesen.
"Ich bin vielleicht nicht der Winter Soldier, aber das spielt keine Rolle weil es trotzdem ich war der das alles getan hat. Es war trotzallem ich und ich werde nicht zulassen das ich dich jemals wieder verletze" ich musste hart schlucken und blinzelte Tränen weg, bevor ich mich doch ein Stück in ihre Richtung drehte und ernst und kühlerer Stimme sagte:
"Es tut mir leid dich in all das hineingezogen zu haben. Ich hätte dich in Rumänien niemals anrufen oder sogar hinkommen lassen sollen und .... am besten wäre es gewesen du hättest mich in London in der Gasse gelassen und ich hätte darauf bestanden das du mich allein lässt, dann wäre es niemals so weit gekommen das ich dein Leben so zerstöre, aber dafür ist es zu spät, deswegen will ich zumindest dafür sorgen das ich es nicht noch schlimmer mache".
Tief atmete ich ein wobei mein ganzer Körper zitterte und ich drehte mich wieder ganz von ihr weg: "Am besten vergisst du ganz einfach das du mich jemals gekannt hast und fängst ein neues Leben an. Vergessen ist einfacher und schmerzloser als sich zu erinnern, glaub mir".