Freie Arbeiten / Prosa / Erotik [Drama/Romanze] / Schattenblatt
derzeit (vorsichtshalber) unter Erotik und P18 geführt, weil im späteren Verlauf grafische Sex-Beschreibungen enthalten sind; für mich eher eine Liebesromanze – Rating des Auszugs: P12
KB: Annika hat sich aus der Ehe mit ihrem fremdgehenden Mann befreit, wagt mit 37 einen Neuanfang und trifft auf Matthias, den nicht nur eine große, hässliche Narbe im Gesicht tagtäglich an seine inneren Dämonen erinnert. Haben die zarten Gefühle, die sich zwischen den beiden entwickeln, eine Chance gegen das dunkle Geheimnis, das Matt an seine sehr auf ihren eigenen Vorteil bedachte Ehefrau kettet?
Link zur Geschichte: https://www.fanfiktion.de/s/5c9fd08a0008929435371016/1/Schattenblatt
Ich hadere mit dem Einstieg in die Story – ist das zu langweilig? Kommt der erste Konflikt zu spät? Wenn ja, hat jemand einen Tipp, wie ich mehr Knall hineinbringen kann? Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob das für ein Kapitel zu viele Leute sind, die da von Anfang an auf den Leser einstürmen. Andererseits – ist halt so, wenn man einen neuen Job anfängt und seine Kollegen kennenlernt. Meinungen dazu?
Ansonsten sehr gern alles, was euch auf- und einfällt – und ein herzliches Dankeschön im Voraus für die Unterstützung!!! <3
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Hm, zu lang, obgleich es keine 3.300 Wörter hat - ich probiere es in zwei Antworten ...
Ein traumhafter Sonnenaufgang empfing Annika, als sie ihren guten alten Golf die lange Auffahrt zum Stallkomplex hinauf lenkte. Sanft bergan zog sich die Privatstraße in einer leichten Linkskurve. Sie war früh genug losgefahren, um noch ein kleines Zeitpolster für Unvorhergesehenes zu haben, deshalb konnte sie jetzt vom Gas gehen und diesen Anblick mit allen Sinnen genießen. Rechts und links säumten bereits große Weiden für die Pferde die schmale Straße. Noch herrschte idyllische Ruhe, wahrscheinlich fraßen die Tiere in den Ställen gerade ihr Morgenheu.
Der rote Sonnenball im Osten tauchte das gesamte Gebäudeensemble in ein fast unwirkliches gelboranges Leuchten, als sie jetzt die Anhöhe erreichte. Linkerhand lagen die Offenställe, in denen die Pferde in Gruppen lebten und nach Lust und Laune drinnen oder draußen sein konnten. Das kleinere Gebäude auf der rechten Seite war der Stall für die Beritt- und Ausbildungspferde, die nur kurz hier blieben, um etwas vom Ernst des Lebens zu lernen. Etwas abseits lag die Reithalle, direkt davor der große Sandplatz, wo die Pferde geritten wurden.
Im Moment breitete sich eine freudige Wärme in ihrem Körper aus. Von Kindesbeinen an war sie eine begeisterte Reiterin, nicht unbedingt zur Freude ihrer Eltern. Beruflich hatte sie sich also anders orientiert. Nach ihrer Scheidung hatte sie die längst überfällige Kündigung in ihrem alten Job gleich mit durchgezogen – wenn neues Leben, dann richtig! – und eine Anstellung im Verlagshaus von Wilhelm Lehmann bekommen. Der hatte ihr vor wenigen Wochen dann das Angebot unterbreitet, auf eine Halbtagsstelle als verantwortliche Redakteurin im neu geschaffenen Bereich Ernährung zu wechseln und für die andere Hälfte ihrer Arbeitszeit in seinem Ausbildungsstall mitzuarbeiten. Mit jetzt 37 Jahren hatte sich für sie ein Traum erfüllt und sie hoffte inständig, dass es kein böses Erwachen gab. So ganz sicher war sie sich nämlich nicht, dass die Kollegen jemanden wie sie – also ohne richtige Berufsausbildung – so einfach akzeptieren würden.
Ihr Ziel war das Verbindungsgebäude zwischen Offen- und Boxenstall. Hier waren die Wirtschaftsräume untergebracht – die Sattel- und die Futterkammer, das Büro und natürlich auch der Aufenthaltsraum, in dem die Angestellten ihre Pausen verbrachten. Beim Vorstellungsgespräch hatte sie schon gesehen, dass das „Stüberl“ sehr gemütlich eingerichtet war, von einem urigen Dauerbrandofen bei Bedarf mollig warm gehalten wurde und über eine Küchenzeile verfügte.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch fünf Minuten hatte. Sie stieg aus, griff nach ihrer kleinen Tasche, ihren Stiefeln und ihrer Jacke, warf noch einen prüfenden Blick an sich herab und sah sich kurz im Außenspiegel ins Gesicht. Sollte passen, befand sie. Sie straffte ihre Schultern und machte sich energischen Schrittes zu ihrer neuen Wirkungsstätte auf, folgte dem Stimmengewirr und fand ihre neuen Kollegen im Stüberl. Jedenfalls vier davon.
Mit strahlendem, ehrlich offenem Lachen kam ihr eine quirlig wirkende Mittzwanzigerin mit blonder Kurzhaarfrisur entgegen. „Hey, guten Morgen! Du musst Annika sein?“
Annika nickte und ergriff die dargebotene Hand.
„Ich bin Kathrin“, stellte sich ihr Gegenüber vor, drehte sich dann leicht und wies auf den Kollegen ganz links, den einzigen Mann der Runde. „Und das ist Sebastian.“
„Basti heiße ich“, brummte der unwillig, reichte Annika die Hand und ergänzte: „Du bist ja pünktlich wie die Maurer.“
Kathrin zwinkerte ihr zu. „Nichts draus machen. Der kann auch nett, aber erst ab Mittag.“
Annika schmunzelte, erfuhr dann, dass Kathrin und Basti für die Isländer zuständig waren. Die beiden anderen gehörten zum Team Warmblut, für das auch Annika arbeiten würde. Mechthild konnte höchstens sechzehn oder siebzehn sein und hatte ihr sehr schüchtern die Hand gereicht, während sie sich beim Anblick von Sarah die hochgezogene Augenbraue heftig verkneifen musste. Annika schätzte sie auf dreißig, sie trug einen kreischbunten Schlabberpulli, eine ziemlich ausgeflippt gemusterte Reithose, bei deren Betrachtung Annika fast schwindelig wurde, und war stark geschminkt. Ihre Begrüßung wirkte eher desinteressiert und endete mit einem „kannst du denn außer pünktlich noch was?“. Aufgesetzt hatte sie dazu ein schiefes Lächeln und eine Miene, aus der Annika wahrlich nicht herauslesen konnte, ob das ein Scherz sein sollte oder ob Sarah sie jetzt schon nicht ausstehen konnte.
„Sind die Chefs beim Kindermachen, oder was?“, maulte Basti, schlug sich aber fast im selben Moment beim Blick auf die Tür die Hand erschrocken vor den Mund. Im Türrahmen stand ein Mittdreißiger, dessen linker Mundwinkel belustigt nach oben wanderte. Um ein Haar wäre Annika Bastis Beispiel gefolgt und hätte ihre Hand entsetzt vor den Mund geschlagen, als er sich jetzt Basti zuwandte und damit seine rechte Gesichtshälfte ins Licht drehte. Eine große, hässliche Narbe verunstaltete das Gesicht des Mannes und verlieh ihm ein geradezu bedrohliches Aussehen.
Die angenehme, dunkle Stimme, mit der er jetzt schief grinsend „nee, wir überlegen, mit welchem Wochenenddienst wir dich am meisten ärgern“ sagte, mochte so gar nicht zu seinem verwegenen Gesicht passen.
„Ihr kennt euch wahrscheinlich schon?“, fragte Kathrin unsicher und ihr Blick huschte zwischen Annika und ihm hin und her. Beide schüttelten den Kopf, sie war einen Tick schneller als er, streckte ihm mit ihrem Namen auf den Lippen und einem offenen Lächeln die Hand entgegen.
„Matthias“, gab er zurück, schlug ein und ließ seinen Blick einmal rasch prüfend über sie gleiten.
„Sie sind dann also mein Teamleiter?“
„Ja, bin ich. Und wir duzen uns hier alle. Nenn’ mich einfach Matt, wie alle anderen.“
Mit ganz offensichtlich schmerzbedingt zusammengebissenen Zähnen kam nun auch Wolfgang ins Stüberl, zog sein linkes Bein deutlich nach. Den kannte sie, der war beim Vorstellungsgespräch dabei gewesen. Und offenbar hatte er sich bei Lehmann auch ziemlich stark dafür gemacht, dass Annika angestellt wurde. So hatte es Lehmann ihr jedenfalls mit verschmitztem Grinsen erzählt, als sie den Vertrag unterschrieben hatte. Ein Lächeln huschte über Annikas Gesicht, als sie ihn begrüßte.
„Willkommen im Team, Annika! Ich hoffe, du fühlst dich wohl hier. Und wenn’s Probleme oder Fragen gibt, immer raus damit! Ach ja, mich kannst du, wie alle anderen, gern Wolfe nennen. Wir haben’s nicht so mit der Langversion.“
Die übliche kurze Tagesbesprechung reichte und jeder wusste, was zu tun war. Annika bekam gleich einen bunten Reigen an Arbeiten zugewiesen, hatte zuerst mit Sarah ein ganz junges Pferd zu longieren, hatte dann zwei recht angenehme Pferde aus dem eigenen Bestand des Stalles unter dem Sattel und holte schließlich mit Mechthild zusammen die Pferde von den Weiden in den Stall, die „Frühschicht“ hatten. Dafür kamen die bereits fertig gearbeiteten Pferde der „Spätschicht“ raus. Als letztes Pferd für sie vor der Mittagspause und damit ihrem Feierabend stand Donna auf ihrer To-do-Liste. Matt hatte ihr in kurzen Worten die Vorgeschichte, den Ausbildungsstand und die Eigenheiten der Rappstute geschildert, die vor wenigen Wochen als Korrekturpferd hergekommen war, Mechthild zeigte ihr rasch, wo das Sattelzeug hing. Als sie in die Halle kam, arbeitete Wolfe gerade zusammen mit Kathrin einen jungen Isländer. Auf dem anderen Zirkel longierte Matt einen Vollblüter, der direkt von der Rennbahn gekommen war, um „umzuschulen“. Mit stoischer Ruhe brachte er das ziemlich hibbelige Tier dazu, sich wenigstens kurze Phasen auf eine kleine Aufgabe zu konzentrieren, um ihn dann überschwänglich zu loben.
Annika lächelte versonnen in sich hinein. Was herrschte hier eine himmlische Ruhe in der Halle! Sie kannte es ganz anders. In den meisten Ställen hatte niemand die Zeit, sich so geduldig mit einem solchen Pferd zu befassen. Dem hätte man wohl schon längst mit mehr oder minder legalen Zwangsmethoden Gehorsam und Mitarbeit eingetrichtert. Oder ihn eben abgeschrieben als untauglich. Gab ja genügend andere Pferde, die bei weitem nicht so viele Probleme machten.
Annika führte Donna noch länger im Schritt und zog den Sattelgurt nur ganz langsam nach und auch nur so fest, wie es unbedingt sein musste. Das hatte man bei der Stute wohl mal gründlich versaut – bei zu schnell oder zu stramm angezogenem Gurt konnte sie sich schon mal unkontrolliert auf den Boden werfen. Im Moment machte Donna jedoch einen recht entspannten Eindruck, lauschte interessiert Annikas Worten und ließ sogar – entgegen Mechthilds Warnung – problemlos aufsitzen. Donna machte ihre Sache ausnehmend gut, sodass Annika zwischendrin ganz kurz auch Ansätze zu etwas schwierigeren Übungen einbaute. Sie war sehr zufrieden mit der Stute und lobte sie nach der Arbeit ausgiebig, während sie sie im Schritt noch verschnaufen ließ. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass Matt sie die ganze Zeit über beobachtet hatte.
„Kurze Manöverkritik“, hielt er sie auf, als sie Donna wieder zurück in den Stall gebracht hatte. „Keine schwierigen Sachen! Ich will nicht, dass sie durch eine unüberlegte Überforderung das Vertrauen verliert, das sie in den letzten Wochen gewonnen hat. Vorwärts-abwärts, an Takt und Losgelassenheit arbeiten, aber nicht mehr.“
„Sorry dafür. Sie hat sich angeboten und ich wollte ihr ein Erfolgserlebnis …“
„Keine Rechtfertigung“, unterbrach er sie. „Fragen gern, aber ansonsten strikt nach Plan.“ Er musterte sie eindringlich und sie stellte zum wiederholten Mal an diesem Tag fest, dass sein Gesichtsausdruck recht verschlossen war. Mochte er sie nicht? Oder war das seine Art? Besonders gesprächig war er ja auch nicht, hatte sie schon festgestellt. Wenn er korrigierte, waren das ziemlich kurze Ein- oder Zwei-Wort-Anweisungen, bei denen sie sich nicht immer sicher war, ob sie sie richtig interpretierte oder verstand. Erneut blieb ihr Blick an der auffälligen, wulstigen, großen Narbe hängen, die sein Gesicht verunstaltete – sie begann oberhalb der rechten Augenbraue fast in Stirnmitte, sparte das Auge aus und verlief dann diagonal über die gesamte Wange bis hinunter zum Kieferknochen. Eine unangenehme Gänsehaut lief ihr über den Rücken, als sie daran dachte, was für ein schwerer Unfall das verursacht haben musste.
„Du Glückspilz“, grinste Basti sie mit unverhohlenem Neid an, als Annika sich im Spind ihre Tasche holte und gerade verabschieden wollte. Sie blickte ihm fragend ins Gesicht.
„Na, erwischt für den ersten Arbeitstag gleich einen Samstag und hat Mittag schon aus. Wir dürfen uns jetzt hier noch volle Kanne krummlegen, damit uns morgen die Begeisterungsstürme überrollen.“
Den Seitenhieb im ersten Teil des Satzes hatte sie wohl verstanden, aber morgen? Begeisterungsstürme? Von was redete er da? Sie musste wohl sehr verdutzt ausgesehen haben, denn Basti setzte ungefragt zu einer Erklärung an. „Tag der offenen Tür – wusstest du nicht?“
„Morgen? Nee, davon hat Lehmann nichts gesagt.“ Sie warf einen kurzen Blick über die Runde. „Wenn ihr noch zwei helfende Hände brauchen könnt – ich hab’ dies Wochenende nichts Dringendes vor.“
Matt und Wolfe sahen überrascht von ihrer Unterhaltung auf, blickten beide kurz zu Annika und dann wieder einander an. „Gerne“, nahm Matt das Angebot an.
„Ist zwar alles eingeteilt, aber es wird schon etwas knapp und stressig werden – gegen ein Helferlein mehr hat sicher niemand was einzuwenden“, ergänzte Wolfe. „Müsstest du dann allerdings mit Lehmann klären, ob und wie er dir die Arbeit zahlt.“
Annika winkte ab und zuckte mit den Schultern. „Sehen wir dann.“
Es war schon wirklich ein ziemliches Paket Arbeit, was auf sie wartete. Die Halle musste abgezogen und gewässert, der Zuschauerbereich abgetrennt, die Spiegel mit Bannern und Transparenten verdeckt werden. Stangen und Fahnen, die für die Schaubilder benötigt wurden, mussten versteckt paratgelegt werden, die Bande abgekehrt und die Bierbänke im Zuschauerbereich aufgebaut werden. Zu guter Letzt kam der Blumenschmuck noch zum Aufbau. Die Außenanlagen mussten noch einmal sorgfältig nachgekehrt oder -geharkt werden, Absperrbänder gespannt, Parkplätze ausgeschildert werden. Die vierbeinigen Akteure des kommenden Tages bekamen die Schweife gewaschen, verlesen und geschnitten, wurden schon mal grundgeputzt und die Mähnen wurden verzogen und eingeflochten. Das Sattelzeug bekam noch seinen letzten Hochglanz, unter die Sättel kamen die passenden Schabracken, an die Trensen kleine Blüten und Schleifchen. Büro und Stüberl wurden zur Schmankerlgasse umgebaut. Fünf ehemalige Ausbildungspferde würden morgen zu Gast sein und die Boxen für diese Pferde mussten noch hergerichtet und eingestreut werden.
Nebenbei wollten die normalen Arbeiten auch noch durchgeführt werden. Die nicht für den großen Tag eingesetzten Pferde brauchten ihre Bewegung und Weidegang, gemistet wollte werden, gefüttert und natürlich alles für den kommenden Tag gleich vorbereitet. Fehlte noch, dass jemand in der ganzen Hektik und bei dem Lampenfieber erst noch Heu in die Vorratskammern packen musste.
Für Annika war es sehr interessant zuzusehen, wer sich wie in die Arbeiten einbrachte. Basti schien jemand zu sein, der eher Dienst nach Vorschrift schob. Sarah drückte sich um alles, was mit Arbeit zu tun hatte, und sah ihre Aufgabe eher in Organisation und Einteilung der anderen, was für einige genervte Blicke von Matt und Wolfe sorgte. Kathrin war mit vollem Ehrgeiz und Einsatz dabei, hatte auch ihren Freund mitgebracht – Freddy machte sich beim Aufbau in der Halle nützlich. Mechthild glühten förmlich die Wangen, so eifrig war sie bei allem dabei. Im Gegensatz zu Kathrin, die durchaus ein Auge dafür hatte, was noch nicht fertig war, wartete das Küken des Teams allerdings stets darauf, von den Chefs eingeteilt zu werden.
„Trockenkuchen müssten jetzt wirklich genug sein, aber mit Gabelkuchen sieht es noch mager aus“, resümierte Caro mit Blick auf ihre Liste. „Und ob die Salate reichen?“ Plötzlich riss sie ihre Augen erschrocken auf. „Verdammt, wir haben bei den pikanten Sachen überhaupt nichts dabei für Vegetarier oder Veganer.“
Annika überschlug im Kopf kurz den Inhalt ihres Kühlschranks und der immer noch nicht vollständig eingerichteten Vorratskammer. „Wenn jemand meine Vorräte noch ergänzen kann – ich könnte ’ne Kühlschrank-Torte beisteuern und je einen veganen Nudel- und Kartoffelsalat. Das schaff ich heute Abend und morgen früh noch.“
Caro sah sie genauso überrascht an wie die beiden Männer, die alarmiert auf die Aussage der Küchenchefin hochgeblickt hatten. „Kühlschrank-Torte?“, fragte Caro.
Annika setzte zu einer Erklärung an, winkte dann aber ab. „Die ging bei unseren Zuchtschauen immer gut weg. Braucht aber Kühlung.“
„Kein Problem“, versicherte Caro, „und wann willst du das alles schaffen?“
„Mit Einkaufen kann ich dienen“, warf Kathrins Mutter ein. „Meiner Nachbarin gehört der Supermarkt in Ortsmitte – die sperrt dir garantiert für so einen Notfall schnell auf. Weißt du, was du brauchst? Warte, ich ruf sie gleich an …“
Annika stand auf und klatschte in die Hände. „Auf geht’s!“ Sie warf Matt und Wolfe einen kurzen Blick zu. „Reicht es, wenn ich um sieben mit Menschenfutter antrete, oder braucht ihr mich für den Stall vorher?“ Immerhin wusste sie, dass man für so ein Ereignis den vierbeinigen Akteuren morgens garantiert noch einmal die nun ganz anders aussehende Halle zeigen würde.
„Nein, sieben reicht“, kam es unisono von gegenüber und Annika entgingen die Blicke zwischen Matt, Wolfe und Caro nicht. Sie war sich sicher, dass sie – und ihre Zuverlässigkeit – jetzt Gesprächsthema zwischen den dreien war.
Mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ bugsierte sie um zehn vor sieben zwei große, aber buffettauglich vorzeigbare Salatschüsseln mit gut sichtbar eingesteckten Fähnchen mit der Aufschrift „vegan“ in den Küchenbereich.
„Wow“, kam sofort von Caro, die einen genauen Blick auf die Lieferung warf. „Oh, gleich mit Deckel, Namensschild und Salatbesteck, super! Du machst sowas nicht zum ersten Mal, oder?“
Grinsend schüttelte Annika den Kopf. Eine weitere große Schüssel mit ebenfalls veganen pikanten Blätterteigschnecken und eine große Torte schoben sich anschließend in die Küche, Annika lugte vorsichtig an ihrem Turm vorbei, um nirgends anzuecken.
„Blätterteigschnecken?“, kam von Kathrins Mutter, die auch schon in der Küche stand und Butterbrezen schmierte. „Wo hast du die noch eingeschoben?“
„Der Ofen war doch grad’ warm.“ Annika zuckte mit den Schultern und registrierte amüsiert, dass Caro zwei Gabeln in der Hand hielt und sie fragend ansah. „Klar, bitte!“
Die beiden Küchenfeen probierten Annikas Salate – und ein geradezu verzückter Ausdruck legte sich auf die Gesichter. „Gosh, das schmeckt gar nicht wie vegan“, rutschte Caro heraus.
Annika lachte laut auf. „Vegan schmeckt nicht unbedingt nach Tofu und Seitanpappe oder fad.“
„Habt ihr eure Kü…“, kam es in dem Moment von der Tür und Matt verschluckte beim Anblick von Annika den Rest seiner Frage. Sie grinste in sich hinein, wohl wissend, dass er sich erkundigen wollte, ob die Neue ihre vollmundigen Versprechen auch gehalten hatte.
Ein markerschütternder Schrei aus der Stallgasse ließ sie zusammenfahren und alle stürmten in Richtung des Geräusches. Kathrin lag vor der Tür der Sattelkammer auf der Stallgasse und atmete pumpend. „Scheiße, verdammte, ich kann null auftreten, komm nicht mal hoch.“
„Mei, Mäuschen, was ist denn passiert? Wie hast du das angestellt?“, fragte ihre Mutter besorgt und versuchte sie zu stützen.
„Aus der Sattelkammer raus und umgeknickt“, murrte sie und schüttelte nur den Kopf. „Lass das, Mama, ich bin viel zu schwer.“
Matt stand schon neben ihr, murmelte nur: „Lassen Sie mich mal“ und hob Kathrin an, stellte sie dann vorsichtig mit dem gesunden Fuß auf den Boden. Gestützt auf Matt und ihre Mutter humpelte Kathrin zum Auto. Annika pfiff Freddy, der noch in der Halle stand und Blumentöpfe umrangierte, aber sofort auf den Pfiff hersah. Sie winkte ihm. Bevor die beiden Richtung Krankenhaus verschwanden, holte Annika sich geistesgegenwärtig noch den To-do-Zettel von Kathrin. Irgendjemand musste ja auch diese Arbeiten erledigen …
„Lehmann at his best“, knurrte Wolfe mit verdrehten Augen und Annika musste grinsen. „Dem fällt doch immer auf die letzte Minute noch dies, das und das Highlight des Tages ein.“
„Ja, so kennen wir ihn doch, oder? Der hat da keinen Blick fürs Machbare oder so. Ist im Verlag dasselbe.“
Der Besitzer des Stalles war gerade mal eine halbe Stunde vor dem planmäßigen Beginn der Veranstaltung ins Haus geschneit, hatte bestens gelaunt alle Mitarbeiter begrüßt, wobei ihm weder aufgefallen war, dass Kathrin fehlte, noch dass Annika mitten im Gewusel steckte. So mal eben ganz spontan hatte er den Plan der Schaubilder gewaltig aus den Angeln gehoben. Matt und Wolfe hatten ziemlich geschwitzt, bis sie alles auf der Reihe hatten, Mechthild hatte sich mit Basti zusammen darum gekümmert, dass die eigentlich nicht eingeplanten Pferde Zöpfchen bekamen, geputzt wurden und das Sattelzeug ausstaffiert wurde.
Annika würde zum einen – ebenso wie Mechthild – die Isländer-Quadrille mitreiten, was ihr doch ziemliches Bauchgrimmen bereitete, schließlich hatte sie noch nie in ihrem Leben auf einem solchen Pferd und in einem solchen Sattel gesessen, geschweige denn eine Ahnung, wie sie den kleinen Irrwisch unter ihrem Hintern dazu bewegen sollte, sich in die Isländer-Spezialgangart Tölt zu begeben. Zudem würde sie Matt drei seiner Pferde nicht nur aufsatteln, sondern auch warmreiten müssen, weil er die nacheinander in die Halle zu bringen hatte. Allzu lange Pausen zwischen den Schaubildern gingen nicht und Wolfe saß schon daran, stichpunktartig seine Texte zusammenzubauen, die er als fachkundiger Ansager für die Überbrückung der Pausen brauchte.
„Ach, da sind Sie ja!“ Lehmanns Laune nahm ja beängstigende Ausmaße an, dachte Annika noch, bevor er sofort, an sie gewandt, fortfuhr: „Ich hätte da noch eine tolle Idee für ein Highlight vor dem Abschlussbild.“ Oh, nee, bitte nicht! „Matthias und Sie könnten doch ein Pas de deux reiten. Denn unser Schwerpunkt ist ja die klassische Ausbildung und da könnten wir ein bisschen Werbung vertragen, finde ich. Kato und Perry sind doch beide fähig, eine M-Kür zu gehen, oder? Und ’ne Choreografie hat Matthias sicher noch vom vorletzten Jahr, da hat er doch sowas Ähnliches schon mal gemacht.“
„Herr Lehmann, der kommt ja jetzt schon kaum aus der Halle – wie soll der sich da noch einen Kopf um eine M-Kür machen und das Pferd vorbereiten?“, gab Annika zu bedenken, aber Lehmann grinste nur und schlug ihr jovial auf die Schulter.
„Das hält der schon aus, und Sie beide schaffen das, da bin ich mir sicher.“ Und weg war er.
Bevor Annika auch nur einen Ton rausbrachte, flitzte Mechthild um die Ecke und rief: „Wo sind denn die Heunetze für die Gastpferde? In den Boxen hängt noch nichts.“ Das war einer der Jobs auf Kathrins Zettel – und ganz offensichtlich war sie noch nicht dazu gekommen.
Nach den ersten vier Absätzen habe ich beim Lesen zum ersten Mal unterbrochen. Das ist an sich schonmal ein sehr schöner Einstieg. Schön geschrieben, man kann sich die Szenerie super vorstellen. Ich habe da eigentlich nichts dran auszusetzen. Aber: Vor allem Absatz drei (und auch etwas vier) ist etwas, über das ich immer wieder stolpere. Klar, du möchtest sofort mitteilen, wer deine Prota ist und ein wenig die aktuelle Situation erklären, das brauchst du aber nicht sofort. Jeder Autor handhabt es unterschiedlich und ich kann dir dabei nur meine subjektive Meinung aufs Auge drücken, aber wenn die die ersten vier Absätze streichst und die Erklärungen erst etwas später einflechtest, erzeugst du mehr „Spannung“.
Mir fällt gerade kein besseres Wort als Spannung ein. Aber nehmen wir den ersten Satz von Absatz 5: Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch fünf Minuten hatte. Das macht neugierig. Warum nur noch fünf Minuten, was hat sie vor? Blablabla. Und dann nach dem ersten Absatz ist es gleich noch „spannender.“ Warum neue Kollegen? Stüberl? Warum ist sie da? Und so weiter. Das regt gleich dazu an, direkt weiterlesen zu wollen.
Kathrin zwinkerte ihr zu. „Nichts draus machen. Der kann auch nett, aber erst ab Mittag.“
Bis zu diesem Satz war ich begeistert. Sehr dynamisch und schnell, Interesse an den Charakteren bleibt erhalten und so weiter. Dann aber die darauf folgende Raffung. Das ist jetzt keine Raffung, in der du ein drei Stunden Gespräch zusammenfasst, was ansonsten langweilig wäre, deswegen würde ich es persönlich besser finden, wenn du es ausschreiben würdest. An dieser Stelle auch der kleine Tipp: Nehmen wir an, die Absätze 1-4 existieren nicht, dann könnte Annika hier den anderen etwas von sich erzählen. Da hat man nicht diese zähen Erklärungsabsätze und trotzdem Erklärungen, aber eben in einem Dialog, was dynamisch und die Geschichte lebendig macht.
Die angenehme, dunkle Stimme, mit der er jetzt schief grinsend „nee, wir überlegen, mit welchem Wochenenddienst wir dich am meisten ärgern“ sagte, mochte so gar nicht zu seinem verwegenen Gesicht passen.
Das ist jetzt meine absolut persönliche Meinung: Ich finde es schöner, wenn wörtliche Rede vom Fließtext getrennt ist und nicht eingebettet. Das hat sich doch gerade etwas seltsam gelesen.
Annika lächelte versonnen in sich hinein. Was herrschte hier eine himmlische Ruhe in der Halle! Sie kannte es ganz anders. In den meisten Ställen hatte niemand die Zeit, sich so geduldig mit einem solchen Pferd zu befassen. Dem hätte man wohl schon längst mit mehr oder minder legalen Zwangsmethoden Gehorsam und Mitarbeit eingetrichtert. Oder ihn eben abgeschrieben als untauglich. Gab ja genügend andere Pferde, die bei weitem nicht so viele Probleme machten.
Keine Anmerkung: Hier wäre eine ideale Stelle für Background-Info zum Charakter. (Nicht unbedingt bei genau diesem Absatz, aber eben in diesem Zeitpunkt der Geschichte). Also quasi ihr Weg in diese Stallungen. Und warum (wenn das nicht warten kann). Da hat die Geschichte schon Fahrt aufgenommen und wer bis jetzt noch nicht abgesprungen ist, liest auch weiter.
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Das sind soweit die einzigen Dinge, die ich mir während des Lesens schon aufgeschrieben habe. Ich bin kein Spezialist, was das Plotten von Liebesromanen angeht - mir fehlt hier die unheilvolle Verkündung vom Ende der Welt ;-) (nein, kleiner Scherz) - aber genug Spannung hast du allein mit Matthias' Aussehen hereingebracht. Und beim Rest muss ich sagen, dass ich jetzt schon spekulieren könnte, wie gewisse Dinge, wie zum Beispiel Kathrins Verletzung, noch wichtig werden für eventuelle Plotpunkte/Konflikte. Wobei ich aber auch Vorbelastet bin und ein ziemlicher Fan von Chekhov’s Gun... an der Stelle wäre es gut, wenn sich nochmal einige Nicht-Autoren dazu melden würden. Ich persönlich habe dem nix auszusetzen :)
Die Kurzbeschreibung erledigt den Rest. Jeder weiß, wer Matt ist, jetzt will auch jeder wissen, wie die beiden sich annähern.
Ich finde übrigens nicht, dass es zu viele Charaktere sind. Wie du schon selbst sagst: Am ersten Tag auf der Arbeit ist das eben so. Und außerdem würde ich mir, wäre ich Annika, auch nicht sofort die Namen von allen merken können, genausowenig wie ich mir jetzt bei einmal Lesen alle Namen gemerkt habe. Das kommt aber immer mit Voranschreiten der Geschichte, von daher: Mach dir deswegen keine Gedanken.
Und, nochmal zu etwas anderem: Der erste Konflikt kommt nicht zu spät. Eigentlich ist der erste Konflikt ja schon der: Neue Arbeit, neue Kollegen, Matthias schiere Anwesenheit. Bzw. die ersten Konflikte. Plural.
Hin und wieder habe ich bei einigen Raffungen mir auch gedacht: gut, gerade ist es für mich etwas langweilig. Genauso wie die Geschichte mit dem veganen Essen. Aber da bliebe jetzt die Frage, inwiefern die Dinge, die du bisher mit uns geteilt hast, noch relevant sein könnten. Dafür müsste man mehr von der Geschichte kennen. Wenn sie relevant sind, dann gibt es ja nichts zu diskutieren, wenn sie nicht relevant sind, würde ich überlegen, einige Dinge rauszustreichen.
Ich hoffe, das war zumindest irgendwie hilfreich.
LG
Danke auch für das Kompliment, da werde ich ja direkt rot … Ich weiß, dass ich mit Deutsch nicht gerade auf Kriegsfuß stehe, habe allerdings recht frustriert festgestellt, dass das wohl eines der Kriterien ist, die am wenigsten zählen – jedenfalls für Leser, wie sie hier auf FF vertreten sind.
Dein Vorschlag mit dem Weglassen der ersten Absätze und dem Einstieg mit dem Blick auf die Uhr hat was – und ich bin auch sofort dabei, was die „Vorstellung“ der Prota angeht. Da kann ich mir jetzt bloß die Hand vor die Stirn klatschen …
Was mir dagegen Kopfweh bereitet: Den ersten Eindruck von der Anlage kriege ich nie (zumindest nicht in die Anfangsphase der Story) wieder hin. Bei meiner anderen Geschichte wurde ich gerügt, dass ich viel zu wenig „Ortsbeschreibung“ habe und man sich als Leser nicht vorstellen könnte, wie und wo mein Trüppchen da rumturnt. Du siehst die Krux?
Interessant finde ich auch deinen Eindruck von der „Raffung“ zu den anderen Kollegen. Das muss ich unbedingt ausprobieren (inklusive Annikas Infos für die anderen). Ich hatte die Befürchtung, dass es langatmig wird …
*schmunzel* Wörtliche Rede im Fließtext ist eine kleine Sucht von mir – ich versuche, es zu vermeiden …
Die unheilvolle Verkündung vom Ende der Welt? Hilft es, eine unheilvolle Verkündung vom Ende der Beziehung einzubauen? Ich bin da immer hin- und hergerissen, wenn da sowas steht wie: „Wie sehr er sich doch täuschen sollte“.
Mit Chekhov’s Gun sagst du was! Nein, Kathrins Verletzung hat keinen anderen Sinn als die Situation noch stressiger zu machen. Zu wenig? Die Einlage mit Annikas „Kochkünsten“ hatte keinen anderen Sinn als zu zeigen, womit sie sich in der anderen Hälfte ihrer Arbeitszeit befasst. Zu bedeutungslos? Streichen?
Nochmals ganz, ganz herzlichen Dank für die Rückmeldung und die konstruktiven Anmerkungen – die finden todsicher Eingang in das Einstiegskapitel …
Liebe Grüße – Karin
Nicht für alle. Ich würdige sowas definitiv. Deine Art zu schreiben ist einfach schön. Und wenn ich sowas bemerke, teile ich das auch immer mit.Danke auch für das Kompliment, da werde ich ja direkt rot … Ich weiß, dass ich mit Deutsch nicht gerade auf Kriegsfuß stehe, habe allerdings recht frustriert festgestellt, dass das wohl eines der Kriterien ist, die am wenigsten zählen – jedenfalls für Leser, wie sie hier auf FF vertreten sind.
Was mir dagegen Kopfweh bereitet: Den ersten Eindruck von der Anlage kriege ich nie (zumindest nicht in die Anfangsphase der Story) wieder hin. Bei meiner anderen Geschichte wurde ich gerügt, dass ich viel zu wenig „Ortsbeschreibung“ habe und man sich als Leser nicht vorstellen könnte, wie und wo mein Trüppchen da rumturnt. Du siehst die Krux?
Ich verstehe, was du meinst. Es gibt da auch so viele unterschiedliche Ansichten... aktuell lese ich ein Buch, dass zu 50% nur aus Beschreibungen besteht. Geilen Beschreibungen, wirklich. Und dann höre ich einen Autoren-Podcast, in dem darüber diskutiert wird, wie wenig Beschreibung man eigentlich braucht. Eine Fraktion beschreibt so viel wie möglich, die andere so wenig wie möglich mit der Begründung: Der Leser braucht weniger Details als der Autor. Ich habe auch schon Dinge von Autoren gelesen, die sehr minimalistisch schreiben - was mir persönlich wiederum gar nicht gefallen hat.
Wenn ich mal so frei sein dürfte und einen Vorschlag einbringen kann: Ein Absatz nach dem ersten Gespräch mit den neuen Mitarbeiter beginnt so: "Die übliche kurze Tagesbesprechung reichte und jeder wusste, was zu tun war." Würde es gehen, wenn du dann einfach beschreibst, wie Annika wieder aus dem aktuellen Raum rausgeht und sich die Umgebung betrachtet und erst danach mit der Beschreibung ihrer Handlung fortfährst? Oder würde das von dir aus gar nicht passen?
Was das Thema angeht, kann ich dir natürlich nur meine eigene Meinung mitteilen. Einen richtigen Weg gibt es (ein Glück) nicht. Ich mag In medias res Einstiege. Erst Handlung und Personen und zunächst eher minimalistisch und darauf dann Beschreibungen, die dieses kleine Bild immer größer werden lassen, als würde man ein Gemälde nicht erst mit dem Hintergrund beginnen, sondern zunächst einen Punkt in der Mitte malen und danach immer weiter zu den Rändern vordringen, bis irgendwann das Gesamtbild steht. Gleiches mit Vorgeschichten und co. Du solltest aber das machen, mit dem du dich am wohlsten fühlst.
Nein, blos nicht! Das war nur ein dummer Witz von mir, wirklich :DDie unheilvolle Verkündung vom Ende der Welt? Hilft es, eine unheilvolle Verkündung vom Ende der Beziehung einzubauen? Ich bin da immer hin- und hergerissen, wenn da sowas steht wie: „Wie sehr er sich doch täuschen sollte“.
Mit Chekhov’s Gun sagst du was! Nein, Kathrins Verletzung hat keinen anderen Sinn als die Situation noch stressiger zu machen. Zu wenig? Die Einlage mit Annikas „Kochkünsten“ hatte keinen anderen Sinn als zu zeigen, womit sie sich in der anderen Hälfte ihrer Arbeitszeit befasst. Zu bedeutungslos? Streichen?
Eins von beiden würde ich auf jeden Fall streichen, zumal noch der Anfang der Geschichte ist. Vielleicht sogar eher das mit dem Essen. Du hast noch eine ganze Geschichte Zeit, um zu zeigen, wie Annika sonst ihre Zeit verbringt. Ich habe gerade mal neugierig auf dein Profil geschielt, diese Geschichte hat ja schon ordentlich Länge, da würde ich sowas wirklich eher später einbauen.
Und gerne. Freut mich, dass es ein wenig geholfen hat :)
Liebe Grüße
*schmunzel* Ja, ich neige eher dazu, einiges der Leserfantasie überlassen. Deshalb gibt es bei mir auch keine wirklich detaillierten Personenbeschreibungen (außer bei einer Person später). Und ich persönlich zähle eher zu den Lesern, die von (langen) Beschreibungen schnell gelangweilt sind. Ein paar (am liebsten skurrile) Details, insbesondere wenn sie gerade zur Stimmung passen oder der Prota sich bei einem schwierigen Gespräch mit den Augen daran „festhält“ – prima, aber so etwa eine Wohnung oder einen Raum bis zur letzten Wandfliese – gäääähn …
Ich mochte zwar eigentlich den Einstieg, so wie er jetzt ist, gern. Aber ich habe die Befürchtung, dass es für „sensationshungrige“ Leser zu langsam geht und die schneller das Buch zuklappen als Annika am Hof angekommen ist. Ist vielleicht auch eine Krux bei mir – meine Geschichten werden immer dramatisch, kriegen immer Krimielemente. Aber eben viel zu spät, um einen Leser zu bannen.
Erst Handlung und Personen und dann – ggfs. sogar in einer Rückblende – Beschreibung ist aber ein sehr guter Tipp, den ich mir mal ins Schatzkästchen lege. Gutes Bild mit dem Bild übrigens 😉
Ha, schön – dann sind wir beide uns ja schon einig, WAS zu streichen ist.
Ich lasse die ganzen Gedanken dieses Wochenende mal im Unterbewusstsein herumgeistern und mache mich nächste Woche daran, das umzuschaufeln – und als Kapitel 1Ü online zu stellen. Die Geschichte hat übrigens noch drei Kapitel, die so gut wie fertig hier auf dem Rechner liegen und jeden Oktober-Dienstag hochgeladen werden, und einen Epilog, bei dem ich mich noch entscheiden muss …
Allerbesten Dank für die Anstöße und Anregungen, du hast mir sehr geholfen!
Liebe Grüße – Karin
Technisch gesehen springen mir bei der KB zwei Dinge ins Auge:
den nicht nur - für mich fehlt dann da ein zweiter Teil, also ein sondern auch (Text/Unhalt einfügen).KB: Annika hat sich aus der Ehe mit ihrem fremdgehenden Mann befreit, wagt mit 37 einen Neuanfang und trifft auf Matthias, den nicht nur eine große, hässliche Narbe im Gesicht tagtäglich an seine inneren Dämonen erinnert.
Haben die zarten Gefühle, die sich zwischen den beiden entwickeln, eine Chance gegen das dunkle Geheimnis, das Matt an seine sehr auf ihren eigenen Vorteil bedachte Ehefrau kettet?
a) Fehlt nach Matt ein "sich" b) Also ich persönlich finde das nicht gut wenn in der KB schon zwei verschiedene Namen für ein und die Selbe Person stehen - dazu erweckt es erst den Anschein in deutschsprachigen Raum zu spielen, und dann folgt der eher englisch klingende "Matt" . Da ist für mich keine Kontinuität - entweder Annika und Matthias, oder Ann und Matt. Was später in der Geschichte folgen könnte ist was anderes, aber in der KB finde ich es nicht gut.
Zumal Du auch schreibst "ob das für ein Kapitel zu viele Leute sind", naja, da sollte man mit verschiedenen Benennungen nicht für Charaktere nicht schon in der KB beginnen.
Zum Text der Geschichte an sich - ist aber vielleicht auch eine Frage des persönlichen Geschmacks bzw, Stils - finde ich es bei Dialogen besser wenn dabei steht wer was sagt, so kommt man als Leser nicht durcheinander oder muss eventuell nachgrübeln von wem jetzt die wörtliche Rede stammt - zumal Du ja, siehe oben, von vielen Charakteren sprachst. Dazu könnte man dann noch hier und da etwas schreiben was derjenige dabei tut (Gesten, Mimik, beiläufige Bewegungen/Handlungen, Betonungen usw. etc. pp.), wäre dann plastischer.
* "May God grant us the wisdom to discover right, the will to choose it, and the strength to make it endure. Amen."
* "Ein ritter sô gelêret was, daz er an den buochen las, swaz er dar an geschriben vant."
* "A Knight is sworn to valour! His heart knows only virtue! His blade defends the helpless! His might upholds the weak! His word speaks only truth! His wrath undoes the wicked!"
Verflixt – die KB und ich. Wir werden wohl nie ein Liebespaar werden *rolleyes*
Da hast du natürlich Recht – wenn man „nicht nur“ sieht, wartet man förmlich auf „aber auch“. Wäre „nicht allein“ eine Lösung?
Und auch für den Hinweis auf die Erwähnung von zwei Namen für eine Person müsste ich mir mit der Hand vor die Stirn klatschen. Eindeutig No-Go …
Wo ich ein Verständnisproblem habe: sich? Nee, da fehlt keines – das Geheimnis kettet Matthias. Nicht Matthias kettet sich selbst. Hab‘ ich ein Brett vor dem Kopf?
Bei deiner Anmerkung zur wörtlichen Rede musste ich lachen – ich habe vor wenigen Wochen einen Schreibworkshop besucht, bei dem uns der Dozent genau das Gegenteil eingetrichtert hat. Optimalerweise sollte man an Stil/Dialekt etc. erkennen, wer spricht – und alle „sagte“, „fragte“ etc. seien nur Krücken, deren Verwendung sparsam zu sein habe … Ich lasse den Text mit deiner Einlassung nochmal auf mich wirken und versuche, die Goldene Mitte zu treffen …
Hab‘ nochmals ganz lieben Dank, dass du dich mit der Geschichte so intensiv beschäftigt hast!
Liebe Grüße – Karin
Gerngesschehen. Wenn man sich hier schon als Kritiker anmeldet steht man gewissermaßen in der Pflicht und sollte dieser nach seinen Möglichkeiten auch nachkommen. 😉 Das ist (glaube ich) der Sinn der Schreibwerkstatt. 😁Hotte
Dankeschön, dass du dich damit befasst hast!
Bin ja auch ehrlich und sag das - konstruktiven Senf kann man ja trotzdem darlassen, ohne das Geschriebene niederzumachen. Musste (gefült) sehr lange auf eine Antwort/Kritik zu meinem Post warten, und leider gibt es auch keine Hinweis-/Alert-/Benachrichtigungsfunktion technsich bedingt hier im FF-Forum.
Hotte
Wo ich ein Verständnisproblem habe: sich? Nee, da fehlt keines – das Geheimnis kettet Matthias. Nicht Matthias kettet sich selbst. Hab‘ ich ein Brett vor dem Kopf?
Nee, da hatte ich wohl ein Brett vor'm Kopp (obwohl ich ritter und kein Schmied bin). eine Chance gegen das dunkle Geheimnis, das (im Sinne von "welches") Matt an seine sehr auf ihren eigenen Vorteil bedachte Ehefrau kettet?
Touche, Du hast Recht.
Hotte
Wäre „nicht allein“ eine Lösung?
"und trifft auf Matthias, den nicht allein nur eine große, hässliche Narbe im Gesicht tagtäglich an seine inneren Dämonen erinnert." Joa, das macht durchaus Sinn, und läßt dabei offen das da noch mehr (verborgen) sein könnte - was wahrscheinlich Deine Intention war?
Hotte
Bei deiner Anmerkung zur wörtlichen Rede musste ich lachen [...] die Goldene Mitte zu treffen …
Ist wie gesagt vielleicht auch eine Geschmacksfrage - letztendlich entscheidest Du als Autorin, ist Deine Geschichte. 😉
Hab allerdings hier auch schon Geschichten gelesen da musste ich die Sätze und die davor mehrmals lesen um das gesagte dann jeweils zuzuordnen, gerade wenn mehrere Charaktere kommunikativ miteinander interagieren. Deshalb solltest eventuell einfach im Blick behalten das der Leser, für den anders als bei Dir alles unbekannt ist, nicht durcheinander kommt.
* "May God grant us the wisdom to discover right, the will to choose it, and the strength to make it endure. Amen."
* "Ein ritter sô gelêret was, daz er an den buochen las, swaz er dar an geschriben vant."
* "A Knight is sworn to valour! His heart knows only virtue! His blade defends the helpless! His might upholds the weak! His word speaks only truth! His wrath undoes the wicked!"
Sehr altmodisch gewordenes Verständnis von Interessengemeinschaften 😉. Da liegen wir auf einer Wellenlänge, wobei ich nicht weiß, welche von den hier eingestellten „alten“ Texten noch aktuell sind und mich deshalb auf die Zukunft konzentriere …Gerngesschehen. Wenn man sich hier schon als Kritiker anmeldet steht man gewissermaßen in der Pflicht und sollte dieser nach seinen Möglichkeiten auch nachkommen. 😉 Das ist (glaube ich) der Sinn der Schreibwerkstatt. 😁
Bin ja auch ehrlich und sag das - konstruktiven Senf kann man ja trotzdem darlassen, ohne das Geschriebene niederzumachen. Musste (gefült) sehr lange auf eine Antwort/Kritik zu meinem Post warten
Genau – alles wollte ich ja nun in der KB nicht verraten …und läßt dabei offen das da noch mehr (verborgen) sein könnte - was wahrscheinlich Deine Intention war?
Willkommen im Club! Solche sind mir auch schon untergekommen – und ich gelobe, mich um Lesersicht zu bemühen …Hab allerdings hier auch schon Geschichten gelesen da musste ich die Sätze und die davor mehrmals lesen um das gesagte dann jeweils zuzuordnen, gerade wenn mehrere Charaktere kommunikativ miteinander interagieren. Deshalb solltest eventuell einfach im Blick behalten das der Leser, für den anders als bei Dir alles unbekannt ist, nicht durcheinander kommt.
Hab‘ Dank für deinen Input, der bereits Eingang in die KB gefunden hat – und genieße die (zumindest bei uns so angekündigte) letzte Goldherbstwoche!
Liebe Grüße – Karin