Einst sprach der Teufel: „Fauna und Flora, wir wollen einen Wettstreit machen. Wer von euch mir das teuflischste eurer Werke zeigen kann, der soll gewinnen.“ So zeigten ihm Flora und Fauna, was sie vollbracht hatten. Eine Phantabel aus dem Jetzt.
Wofür ich gerne Rückmeldung möchte:
Ist die Fabel vom Stil her lesbar?
Ist die Kurzbeschreibung/der Titel ansprechend?
Ist das Ende zu vorhersagbar?
Hämmert hier zu sehr eine "grüne Moralkeule"?
Fällt euch sonst etwas ein, was ich hier besser machen könnte?
Ich habe dieses kleine Werk vor ungefähr zwölf oder fünfzehn Jahren geschrieben. Jetzt kommt es mir etwas kindlich/naiv vor und ich weiß nicht, was ich daran verändern könnte.
Freue mich über eure Rückmeldungen!
Kapitel 1 von 1:
"eine Phantabel"
Einst sprach der Teufel:
„Fauna und Flora, wir wollen einen Wettstreit machen. Wer von euch mir das teuflischste eurer Werke zeigen kann, der soll gewinnen.“
So führte ihn Fauna zu einem Ameisenhaufen. Und Fauna sprach:
„Siehe, Teufel, ich habe gewonnen. Ich weiß, wie sehr du deine Freiheit schätzt. Diese meine Geschöpfe aber leben in einer Hölle aus Monotonie. Sieh, wie sie Reih in Glied hintereinander her trotten, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Viele verlassen nicht einmal den Bau und bleiben ihr Lebtag lang blass und schwach.“
Und der Teufel sprach:
„Du hast Recht, Fauna. Das ist schon recht teuflisch. Aber, habt ihr nicht etwas noch teuflischeres?“
So führte ihn Flora in eine Wüste. Und Flora sprach:
„Siehe, Teufel, ich habe gewonnen. In dieser Hölle aus Sand und Gestein gedeihen meine Geschöpfe schlecht. Sieh nur, wie das Wenige hier braun und verbrannt ist. Siehe diese Pflanzen, welche auf ewig an einer Stelle verharren müssen, grausame Stacheln jenen entgegen streckend, die an ihnen den brennenden Durst zu löschen versuchen. Tag für Tag, Jahr für Jahr, ist hier nichts als heißer Wind und glühende Sonne und der Keimling liegt bereits im Sterben, sobald er seine erste Wurzel ausstreckt.“
Und der Teufel sprach:
„Du hast Recht, Flora, das ist schon recht teuflisch. Aber, habt ihr nicht etwas noch teuflischeres?“
So führte ihn Fauna zu einer Viehmast. Und Fauna sprach:
„Siehe, Teufel, ich habe gewonnen. Diese meine Geschöpfe leben in einer Hölle aus Unrat und Gestank. Niemals sehen sie Tageslicht außer in jenen Momenten, da der Bauer ihnen das Futter bringt und an dem Tage, da sie in engen Käfigen zum Schlachter gefahren werden. Ihr Leben lang stehen sie auf Rosten, verklebt von ihrem Unrat. Das Essen, welches sie bekommen, macht sie krank und wahnsinnig und darum bekommen sie Mittel, welche die Krankheiten unterdrücken, sodass sie mit ihrem Fleische auch den Menschen krank machen können.“
Und der Teufel sprach:
„Du hast abermals Recht, Fauna. Das ist schon sehr teuflisch. Aber, habt ihr nicht etwas noch teuflischeres?“
So führte ihn Flora in eine Plantage. Und Flora sprach:
„Siehe, Teufel, ich habe gewonnen. Diese meine Geschöpfe leben ein Leben ewiger Monotonie. Meilen um Meilen um Meilen, von Horizont bis Horizont, erstreckt sich diese Kultur einer einzigen Pflanze, streng in Reih und Glied gebracht und völlig entleert von tierischem Leben. Denn in der Luft hängen Giftwolken, und das Gift liegt auf jedem Blatt und tötet alles, was von dem Blatt isst. Wird es doch einmal geerntet, so macht es die Menschen, die es ernten, krank, und dann wird es verzehrt und macht die Menschen, die es verzehren, krank.“
Und der Teufel sprach:
„Auch du hast abermals Recht, Flora. Das ist wieder sehr teuflisch. Aber, habt ihr nicht etwas noch teuflischeres?“
Da führte Fauna ihn zu einer Straßenkreuzung in einer Millionenstadt. Und Fauna sprach:
„Siehe, Teufel, ich habe gewonnen. Diese meine Geschöpfe leben in einer Hölle aus Stahl und Beton. Der Zeitdruck beherrscht ihr Leben, sie müssen schneller, besser, stärker sein und sie hetzen Meilen um Meilen um Meilen auf asphaltierten Wegen. Von Horizont zu Horizont erstrecken sich Betonwüsten, beherrscht von ohrenbetäubendem Lärm und alles erstickenden Abgasen. Durch den gelben Smog kommt nur fahles Tageslicht und doch wird es niemals dunkel durch die kopfschmerz-auslösende Flut an bunten, blinkenden Lichtern. Und meine Geschöpfe sind bleich und abgezehrt und entwickeln täglich neue Krankheiten.“
Da wusste Flora nichts darauf zu erwidern.
Und der Teufel sprach:
„Du hast zum dritten Male Recht, Fauna. Das ist wahrhaft teuflisch. Du hast gewonnen.“
"Wie Flora und Fauna einen Wettstreit machten"
und mein (neologes) Genre "Phantabel" ist eher sowas wie der Untertitel.
Und falls jemand sich seine (wohlverdienten) Kekse noch abholen will: es darf natürlich auch Kritisches als Review unter der Geschichte gepostet werden. Aber Rückmeldungen hier reichen mir vollkommen.
Also, von Stil und flüssiger Lesbarkeit habe ich ebenso wenig Einwände wie in Sachen grüne Moralkeule. Jedenfalls, wenn es auch für sehr junge Leser (P6) gedacht sein soll. Sprachlich sehr schön finde ich, dass du beim letzten, also dem „Gewinner-Werk“ ganz leichte Änderungen in den Einleitungssatz eingebracht hast.
Auch die Kurzbeschreibung passt meiner Ansicht nach.
Mehr Bauchweh habe ich da mit dem Titel. Erstens stimmt es nicht, denn den Wettstreit hat ja der Teufel ausgeschrieben, F und F machen höchstens mit. Zweitens – und das kann durchaus persönlicher Geschmack sein – würde mir etwas wie „Der Wettstreit von Flora und Fauna“ besser gefallen. Als Titel.
Vorhersagbar im Sinne von Spannung vorwegnehmen ist das Ende nicht. Eher ist man als Leser gespannt, welche Menschheits-Todsünden du noch aufführst – womit wir bei meinem größten Problem mit dieser Phantabel wären: dem Inhaltlichen.
Das einzige, was wirklich ein Werk von Flora bzw. Fauna ist, sind die jeweils ersten Vorstellungen, nämlich das Ameisenleben und die Wüste. Alles andere sind Werke des Menschen. Nie und nimmer haben Flora oder Fauna Viehmast, Monokultur und Betonwüsten im Abgasnebel „auf dem Gewissen“.
Wenn ich noch mehr kritteln wollte, dann ein leichter Stolperer, der mich beim jeweiligen „Siehe, Teufel, ich habe gewonnen“ rausgebracht hat. Der Teufel ist der, der entscheidet – also müssten F und F eher sagen: „Siehe, Teufel, damit gewinne ich sicher“ oder ähnlich.
Das ist das, was mir an deinem Text aufgefallen ist – vielleicht hilft es dir?
Liebe Grüße – Karin
Gibt es im Forum irgendwo die Möglichkeit, einem Topic zu folgen und bei neuen Posts benachrichtigt zu werden?
Anyway, danke, Karin, für deine Einschätzung!
Die grüne Moralkeule ist also in Ordnung, wenn es für P6 geschrieben ist. Sonst eher nicht? Oder was meinst du damit?
Der Titel scheint nicht zu benennen, wer den Wettstreit ausgeschrieben hat, aber vielleicht ist das nur mein Empfinden. Andere Meinungen?
Dein inhaltliches Manko ist ja schon ein sehr umfängliches, das die gesamte Phantabel praktiach ad absurdum führen würde. Wie wäre es, wenn ich den Eingangssatz des Teufels jetzt etwas abändern würde, z.B in dieser Art:
Wer von euch mir das Teuflischste aus euren Reichen zeigen kann, der hat gewonnen.
Dann würde er ja nicht mehr nach dem fragen, was beide mit ihren Händen geschaffen, sondern was ihre Kreaturen sich selbst schaffen bzw was ihre Kreationen (objektiv beobachtend) ausgesetzt sind, ohne die Frage nach dem Schuldigen.
Die Wettbewerbsbeiträge könnten vielleicht so beginnen:
"Siehe, Teufel, ich gewinne." Sie kreieren ja die Bedingungen nicht in dem Moment, da der Teufel danach fragt, sondern zeigen ihm nur das, was in ihren Reichen bereits existiert. Daher hätte ich mit der Zukunftform "werde gewinnen" eher Bauchschmerzen als mit Gegenwart oder Vergangenheit.
Danke aber nochmal für deine Zeit und Mühen :)
was das Forum und Benachrichtigungen angeht – keine Ahnung, ich bin aber auch noch (lass mich schnell nachsehen) ABC-Schütze ;-)))
Moralkeule: Wenn es für alle ab 6 verständlich sein soll, dann muss es explizit genug geschrieben sein – hättest du es als Erwachsenengeschichte deklariert, hätte ich das Ganze vielleicht „verkleideter“ erwartet.
Mag ja durchaus mein persönliches Empfinden sein, aus dem ich jetzt um Gottes willen kein Dogma machen will – aber wenn es heißt „sie machen“, dann heißt das für mich EIGENE Idee, EIGENE Spielregeln etc.
„Das Teuflischste aus euren Reichen“ wäre in meinen Augen eine Superlösung – dann impliziert das nicht, dass Flora und Fauna das erschaffen haben …
Nein, die Bedingungen stehen fest, aber der Teufel ist der Schiedsrichter. Deshalb fände ich es schon mindestens anmaßend, ihm die Entscheidung mit so einer Formulierung ab- oder vorwegzunehmen. Vielleicht etwas wie „damit gewinne ich sicher“ oder „damit muss ich gewinnen, Schlimmeres gibt’s nicht“ oder so ähnlich?
Ich hoffe, ich konnte meine Gedankengänge erklären – und es soll dich auch nur zum drüber Nachdenken anregen. Deine Geschichte, deine Handschrift – du musst dich damit wohlfühlen und dazu stehen können …
Liebe Grüße – Karin
Liest sich sehr gut. Ist alles sehr strukturiert und kontinuierlich aufgebaut, hat eine angenehme Länge, passt aus meiner Sicht, eine Runde Sache.
Ist die Kurzbeschreibung/der Titel ansprechend?
Durchaus, finde jetzt nicht daran was mich abschrecken würde. Selbst würde ich vielleicht "aus dem Hier und Jetzt" formulieren, aber das ist mein persönlicher Geschmack.
Ist das Ende zu vorhersagbar?
Nö, finde ich nicht. Wobei es ja allgemein bekannt ist, daß das boshafteste Wesen auf diesem Planeten nun einmal die Spezies "homo sapiens" ist, wobei ich bei vielen Vertretern der selbigen das "sapiens" mit einem sehr großen Fragenzeichhen versehen würde.
Wobei ja auch die Menschheit (ergo Fauna) für Monokulturen, und machmal auch für Wüsten verantwortlich ist. Das ist Inhaltlich nicht ganz so gelungen. Wüßte jetzt aber auch nicht was man sonst noch so nehmen könnte - selbst invasive Arten wie Riesenbärenklau oder Ambrosia sind auch auch mehr oder weniger vom Menschen eingeschleppt worden.
Hämmert hier zu sehr eine "grüne Moralkeule"?
Da Du es wie DU selbst sagst vor ca. anderthalb Jahrzehnten geschrieben hast kann man Dir nun nicht vorwerfen Du würdest auf der "Fridays-for-Future"- oder "Greta"-Welle mitreiten. Aber traurig das es immer noch aktuell ist, was zeigt, daß die Menschheit immer noch nicht dazu gelernt hat. Von daher, nein, hämmert nicht zu sehr, sondern so wie es durchaus in Anbetracht der Tatsachen gerechtfertigt ist.
Fällt euch sonst etwas ein, was ich hier besser machen könnte?
Finde jetzt staatenbildende Insekten nicht unbedingt "monoton", von einem gewissen Standpunkt aus. Dafür sind die Gebilde zu komplex. Auch bei Bienen usw., da gibt es schon eine Aufgabenteilung.
Da fände ich jetzt vom Gefühl eher Eintagsfliegen viel "monotoner" ... alles für den einen Tag, und *Peng* das wars. Wobei natürlich alles in der Natur irgendwo seinen Sinn hat. Im Sinne der Geschichte und derer Intention kann man dieses jedoch gelten lassen.
* "May God grant us the wisdom to discover right, the will to choose it, and the strength to make it endure. Amen."
* "Ein ritter sô gelêret was, daz er an den buochen las, swaz er dar an geschriben vant."
* "A Knight is sworn to valour! His heart knows only virtue! His blade defends the helpless! His might upholds the weak! His word speaks only truth! His wrath undoes the wicked!"
ich bin zwar noch neu in der Schreibwerkstatt, aber vielleicht helfen dir meine Kommentare ja :)
Ist die Fabel vom Stil her lesbar?
Den Stil fand ich ganz gut; ich würde ihn nicht als hervorragend einstufen, aber für eine Fabel durchaus passend.
Ist die Kurzbeschreibung/der Titel ansprechend?
In der Kurzbeschreibung hat mich irritiert, dass du einmal „Fauna und Flora“ und einmal „Flora und Fauna“ geschrieben hast. Normalerweise ist es in Texten übrig, „Flora und Fauna“ zu schreiben und nicht umgekehrt. Oder hatte diese Reihenfolge einen bestimmten Grund?
Beim Titel schließe ich mich Hotte an, „Wie Flora und Fauna einen Wettstreit machten“ klingt so, als hätten die beiden sich den Wettstreit ausgedacht. Eventuell würde ich Hottes Vorschlag noch erweitern zu „Der teuflische Wettstreit zwischen Flora und Fauna“, da dann die Stimmung im Text schon im Titel widergespiegelt wird. Beim jetzigen Titel hatte ich eher an ein kindlich-fröhliches „yippie, wir machen einen Wettstreit!“ gedacht :-D
Ist das Ende zu vorhersagbar?
Also ich dachte mir schon nach der Kurzbeschreibung, dass am Ende bestimmt Fauna mit dem Menschen gewinnt, war aber doch gespannt darauf, unter welchen Umständen.
Hämmert hier zu sehr eine "grüne Moralkeule"?
Na ja, was bedeutet schon „zu sehr“? Natürlich hämmert eine grüne Moralkeule, aber eine Fabel soll ja auch per Definition den Leser belehren. Von daher finde ich es passend.
Fällt euch sonst etwas ein, was ich hier besser machen könnte?
Erstens erschließt sich mir nicht ganz, warum du ein Genre neologisiert hast – wieso nennst du es nicht einfach „Fabel“?
Zweitens habe ich auch noch Kritik am Inhalt. So wie ich deinen Text verstehe, zählst du den Menschen zur Fauna. Damit fällt dann genau genommen die (von Menschen angelegte) Plantage auch unter Fauna. Deine vorgeschlagene Umformulierung „wer von euch mir das Teuflischste aus euren Reichen zeigen kann […]“ würde dem entgegenwirken, daher fände ich sie gut.
Was die Wüste betrifft: Da stimme ich dir nicht so ganz zu. Zum einen betreffen die harschen Lebensbedingungen dort die Tiere ja genauso wie die Pflanzen. Zum anderen sind die Pflanzen an ebendiese Lebensbedingungen angepasst. Ein Kaktus könnte in einem feuchttropischen oder einem gemäßigten Klima gar nicht überleben – in Ersterem wäre er der Konkurrenz durch die anderen, viel schneller wachsenden Pflanzen im wahrsten Sinne des Wortes nicht gewachsen, würde also nicht genug Licht bekommen und sterben; in Letzterem würde er im Winter erfrieren. Ein Kaktuskeimling läge also viel eher im Sterben, wenn er nicht in einem trocken-heißen Klima wurzeln würde, das ihm die Konkurrenz vom Hals hält. Und die allermeisten Pflanzen, egal ob in der Wüste oder anderswo, verharren „auf ewig an einer Stelle“. Diesen Punkt könntest du zum Beispiel weiter ausführen und anstelle des Wüstenpunktes nennen – dass eine Pflanze dazu verdammt ist, dort, wo ihr Samen zufällig hinfällt, zu wachsen oder zu sterben. Oder du nimmst dir die enorme Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe, die dazu führt, dass nur ein winziger Bruchteil aller Samen zu einer ausgewachsenen Pflanze wird und die allermeisten sterben. Oder parasitierende Pflanzen, die anderen Pflanzen über lange Zeit lebensnotwendige Nährstoffe abzwacken und damit ihren Wirt (je nach Art) sogar töten können (wobei es das natürlich auch bei Tieren gibt).
Und auch ein Ameisenleben stelle ich mir nicht wirklich monoton vor – ständig gibt es was Neues zu entdecken, neue Landschaft, neues Futter, neue Feinde … Es gibt so viele verschiedene Arten, die zum Teil echt krasse Dinge können. Und Ameisen müssen ja nicht hinter anderen hertrotten, sondern können hingehen, wo sie wollen – nur wenn halt schon eine Ameise eine gute Futterquelle gefunden hat und dann eine Duftspurt dorthin legt, wollen die anderen Ameisen da eben auch hin und was von diesem Futter abbekommen. Vielleicht fällt dir ja stattdessen noch ein anderes Beispiel ein?
Liebe Grüße,
Viperzahn
Yvain:
Wobei ja auch die Menschheit (ergo Fauna) für Monokulturen, und machmal auch für Wüsten verantwortlich ist. Das ist Inhaltlich nicht ganz so gelungen. Wüßte jetzt aber auch nicht was man sonst noch so nehmen könnte - selbst invasive Arten wie Riesenbärenklau oder Ambrosia sind auch auch mehr oder weniger vom Menschen eingeschleppt worden.
Nun, Flora und Fauna sind insgesamt nicht wirklich die Handelnden in der Fabel. Sieh sie mehr als "Könige" über die Königreiche der unbelebten und der belebten Natur. Natürlich sind diese Königreiche ineinander verwoben. Fauna und Flora existiert immer und überall nebeneinander und eine Wüste ist für Faunas Geschöpfe ebenso karg wie für Floras. Generell wollte ich hier wirklich eher Umwelt/Lebensbedingungen im allgemeinen darstellen, und dort belebte vs unbelebte gegenüberstellen. Die "Erkenntnis", dass die zunehmend grausameren Bedingungen menschengemacht sind, zieht der Leser, nicht Flora oder Fauna. Sie zeigen dem Teufel nur das, was da ist in ihren Reichen, und werten es auf ihre eigene, gefärbte Art und Weise (Flora in Bezug auf pflanzliches und Fauna in Bezug auf tierisches Leben.)
Yvain:
Finde jetzt staatenbildende Insekten nicht unbedingt "monoton", von einem gewissen Standpunkt aus. Dafür sind die Gebilde zu komplex. Auch bei Bienen usw., da gibt es schon eine Aufgabenteilung.
Da gebe ich dir Recht. Ein anderer Erzähler hätte die Stadt vermutlich ebenfalls als "lebendig", "vibrierend", "farbenfroh" und "aufregend" beschrieben. Fauna hat hier tatsächlich eher negative Aspekte herausgestrichen, der Blick eines Betrachters von oben statt von innen, ähnlich wie beider Stadt auch. Von oben sind es lange, monotone Blechlawinen (nicht unähnlich der Lebensweise der Ameisen), von innen vielleicht eine Familie mit aufgeregten Kindern, die zwar jetzt im Stau sitzen, sich aber auf lange Sicht auf einen wunderbaren Urlaub freuen.
Witzigerweise fände ich das Leben einer Eintagsfliege viel weniger monoton als das der Ameisen im Sinne von: es gibt viel weniger Routine. Für sie ist jeder Moment des Tages neu, nie da gewesen, die gesamte Existenz eines Lebens, von der Geburt über die Partnerfindung zur Fortpflanzung zum Tod, alles komprimiert in einen einzigen, aufregenden, einzigartigen Tag.
@Hotte: hab eben mal nachgesehen: es gibt wohl (noch) keine Forumsbenachrichtigungen, es steht bei den OP's aber hoch auf der "To Do" Liste, also... keep up waiting^^
Hotte
Ich hoffe, ich konnte meine Gedankengänge erklären – und es soll dich auch nur zum drüber Nachdenken anregen. Deine Geschichte, deine Handschrift – du musst dich damit wohlfühlen und dazu stehen können …
Jepp, konntest du und meine Gedankenmaschine läuft :)
Nachtrag:
Viperzahn
In der Kurzbeschreibung hat mich irritiert, dass du einmal „Fauna und Flora“ und einmal „Flora und Fauna“ geschrieben hast. Normalerweise ist es in Texten übrig, „Flora und Fauna“ zu schreiben und nicht umgekehrt. Oder hatte diese Reihenfolge einen bestimmten Grund?
Ich glaube ich hatte es in den Worten des Teufels umgedreht, weil Fauna mit dem ersten Beitrag beginnt, und bin erst in der allwissenden Erzählerstimme wieder auf das allgemein übliche "Flora und Fauna" umgeschwenkt.
Viperzahn
Beim Titel schließe ich mich Hotte an, „Wie Flora und Fauna einen Wettstreit machten“ klingt so, als hätten die beiden sich den Wettstreit ausgedacht. Eventuell würde ich Hottes Vorschlag noch erweitern zu „Der teuflische Wettstreit zwischen Flora und Fauna“, da dann die Stimmung im Text schon im Titel widergespiegelt wird. Beim jetzigen Titel hatte ich eher an ein kindlich-fröhliches „yippie, wir machen einen Wettstreit!“ gedacht :-D
Ah, an diesen Eindruck hatte ich gar nicht gedacht. Das erklärt einiges XD. Dein Titelvorschlag finde ich super! Wird gleich geändert, der hat nen tollen Klang in sich.
Viperzahn
Fällt euch sonst etwas ein, was ich hier besser machen könnte?
Erstens erschließt sich mir nicht ganz, warum du ein Genre neologisiert hast – wieso nennst du es nicht einfach „Fabel“?
Irgendwie sitzt die Vorstellung fest in meinem Kopf, dass Fabeln von sprechenden Tieren handeln. Da Flora und Fauna jetzt nicht richtig Tiere sind, sondern eher... hm... phantastische, metaphorische Wesen, hab ich das bei mir nicht vollständig den Fabeln untergeordnet, obwohl sonst alle Kriterien einer Fabel hier zutreffen.
Was deine inhaltliche Kritik angeht, gebe ich dir Recht, jeder Lebensraum schafft sich das ihm angepasste Leben, ein Leben, das genau diesen Lebenraum und keinen anderen benötigt. Der Kaktus leidet nicht darunter, dass er in der Wüste ist, und die Ameise leidet nicht im Ameisenstaat. Es sind Lebensbedingungen, auf das die Kreaturen aus Faunas und Floras Reichen nur sehr bedingt Einfluss haben, und dazu Bedingungen, die diese wahrscheinlich nicht mal ändern würden.
Kontrastiert werden diese "natürlichen" Bedingungen mit Lebensräumen, die den Bedürfnissen des Menschen angepasst wurden. Also im Prinzip eine Umkehr der ersten Beiträge, in denen sich die Pflanzen/Tiere einer vorhandenen Umgebung (mehr oder weniger "freiwillig", wenn man so will) angepasst haben, wurden im zweiten Teil die Lebensbedingung den Pflanzen/Tieren aufdiktiert, ohne dass sie darauf angepasst waren.
Das mit dem "Keimling im Sterben" und "ewig verharren an einer Stelle" könnte tatsächlich allgemeiner gefasst werden. Flora könnte hier über die Wüste hinaus von den Beschränkungen ihrer Welt erzählen. Ich werde diesen Teil noch einmal überdenken, danke.
Viperzahn
Und auch ein Ameisenleben stelle ich mir nicht wirklich monoton vor – ständig gibt es was Neues zu entdecken, neue Landschaft, neues Futter, neue Feinde … Es gibt so viele verschiedene Arten, die zum Teil echt krasse Dinge können. Und Ameisen müssen ja nicht hinter anderen hertrotten, sondern können hingehen, wo sie wollen – nur wenn halt schon eine Ameise eine gute Futterquelle gefunden hat und dann eine Duftspurt dorthin legt, wollen die anderen Ameisen da eben auch hin und was von diesem Futter abbekommen. Vielleicht fällt dir ja stattdessen noch ein anderes Beispiel ein?
Vielleicht konnte ich deinen Blick auf diese Metapher mit den Ausführungen, die ich an Yvain richtete, etwas erweitern? Ich bewundere die Komplexität eines Ameisenhaufens ebenfalls, nur, an der Oberfläche betrachtet, kann man ihr ewig gleiches, von tagtäglicher Routine gezeichnetes, vorhersagbares Leben nicht mit dem z.B. einer Schwalbe vergleichen, die (in meinen Augen) eine große Unabhängigkeit und dieses Versprechen von Freiheit auszeichnet.
;-)
(dann bereite ich mal langsam den nächsten Beitrag zum Zerpflücken vor, da ist noch mehr, wo das hier her kam^^)