Gefühlt jede Prinzessin wartet irgendwie auf ihren Prinzen, oder versucht immerhin irgendwie mit ihm anzubandeln. Und jeder Held muss sich natürlich nach einer besseren Hälfte umschauen.
Und selbst bei vielen anderen Disney Filme, wo die Liebe nicht unbedingt der Haupthandlungsstrang ist kommt sie doch vor. Mowgli, der wegen ein paar hübscher Augen das super leben bei seinen Freunden im Dschungel verlässt, um in einem langweiligen Menschendorf zu leben. Simba und Nala, welchde die Vorstellung ein Paar zu sein, zuerst total eklig finden, kommen dann natürlich doch zusammen. Atlantis wo Milo und Kida ein Paar werden, usw. usw.
Natürlich gibt es auch einige Filme, die als Hauptthema Freundschaft haben wie zum Beispiel Toy Story, Oliver und Co Kg, Bärenbrüder oder Susi und Strolch 2, aber dafür, dass Liebe für Kinder noch nicht so wirklich interessant ist, kommt es doch recht häufig vor. Irgendwie hätte ich mir als Kind noch mehr Disney-Filme gewünscht wo Freundschaft und Abenteuer mehr im Vordergrund stehen. Klar gibt es dafür auch andere Filmreihen wie Feivel oder in einem Land vor unserer Zeit. Aber ich denke mir, dass es irgendeinen Grund geben muss, warum Disney so hartnäckig an seinen Love-Storys festhällt. Ist es, weil die Disney Filme für die "ganze Familie" sein sollen und sie sich denken, wenn keine Liebe drin vor kommt ist es für die "Großen" nicht interessant? Soll es so ein typisches Disney Feeling sein, dass man nur schlecht ohne Liebe hinbekommt? Fällt ihnen schlicht nichts anderes ein? Was könnte es sein?
Was denkt ihr denn darüber? Hat euch das als Kind auch gestört? Wie findet ihr es jetzt?
Auch Kinder sind in der beständigen Suche nach einem, der sie genau so annimmt, wie sie sind, in all ihren Fehlern und Unperfektheiten. Und sie suchen durchaus auch außerhalb der Kernfamilie. Es ist mit Sicherheit nicht das, was wir unter Liebe verstehen, und die fragwürdige Botschaft: "Finde deinen Märchenprinzen und heirate deine erste Liebe" ist sicher nicht mehr zeitgerecht. Immerhin werden in den neueren Disney Filmen genau diese alten Konzepte aufs Korn genommen. Bei Elsa siegt die Geschwisterliebe über die romantische, und der Prince Charming ist doch nicht ganz so charming auf den zweiten Blick, bei Malificent ist der wahre Kuss der Liebe nicht mehr der ausgesandte Prinz, sondern jener der -äh- Patentante?
Wenn ich mit meinem Neffen (7) Disneyfilme gucke, (meistens geht das nicht, alles, was über "Sandmännchen" hinaus geht, ist offenbar zu gruselig für ihn) verdreht er tatsächlich bei jedem Kuss die Augen, oder rennt gar raus, weil er es "eklig" findet, aber insgesamt, denke ich, versteht er die gewaltige Motivation und Triebkraft, durch welche die Liebe die Helden miteinander verbindet. Mit seiner Sandkastenliebe (die zwei sind unzertrennlich seit dem zarten Alter von 3 Jahren, und gehen mit einer Vertrautheit miteinander um, die fast gruselig ist, selbst wenn sie sich ein halbes Jahr nicht gesehen haben, also eine halbe Ewigkeit, in Kinderjahren) spielt er gerne Hochzeit, Familie, und wirbt um sie in seltsamen Eskapaden kindlichem Angebertum, den er bei anderen Mädchen oder seinen männlichen Freunden nicht an den Tag legt. Natürlich küssen und knutschen sie nicht, machen sich keine flammenden Liebesgeständnisse und jammern in Verzweiflung, wenn der/die andere gerade nicht da ist, aber irgendwo ahmen die Kinder aus einem inneren Bedürfnis heraus Rollenspiele nach, die sie in ihrer Umgebung wahrnehmen. Und Liebe ist da schon ein wichtiger Aspekt drin.
Ich bezweifle, dass Kinder alle Anspielungen in den Disney Filmen verstehen. Die Liebesszene zwischen Nala und Simba, mit Nalas... sehr aufforderndem Blick... hab ich erst als Erwachsene als "Vorspiel" erkannt XD
Und ich meine mich dunkel auch bei Cap und Capper an eine Andeutung einer gemeinsam verbrachten Nacht zu erinnern.
Als ich Mowgli das erste Mal gesehen habe, ich war... hm... 8 oder 9?, hab ich nicht gedacht, er folgt ihr wegen ihrer süßen Augen, sondern weil er sich eh schon fragte, wer er eigentlich ist, und aus Neugierde, weil sie ein "neues Tier im Dschungel" ist, das er noch nie gesehen hat und deshalb näher kennen lernen will.
Als Kind war mir ein "happy end" immer wichtig, und lächelnde Prinzessinnen, die gerade eine neue, glückliche Familie mit vielen weiteren Prinzessinnen gründen würden, fand ich ein Happy End. Wie ein "Vater-Mutter-Kind"-Spiel, das (im Märchen) Wirklichkeit wurde.
Missing Tales
Ich würde nicht sagen, dass Liebe für Kinder nicht interessant ist.
Auch Kinder sind in der beständigen Suche nach einem, der sie genau so annimmt, wie sie sind, in all ihren Fehlern und Unperfektheiten. Und sie suchen durchaus auch außerhalb der Kernfamilie
Eben darum finde ich, dass es höchste Zeit war, dass Disney seine Filme ändert.
Für ein Kind, das sich in der Kernfamilie aus irgendeinem Grund nicht geliebt und angenommen fühlt - und fast alle Kinder fühlen sich zeitweise mal ungeliebt - ist "heirate einen Prinzen" nämlich keine praktikable Lösung. Beziehungsweise, wir wollen ja gar nicht, dass eine Dreizehnjährige mit einem erwachsenen Mann durchbrennt, der sich als Prince Charming präsentiert.
(Bei dem neulich wiedergefundenen Fünfzehnjährigen wird wohl auch vermutet, dass der mehr oder minder freiwillig weggelaufen war ... tja.)
Dass Kinder romantisch-sexuelle Liebe als die einzige Form von Liebe ansehen, die sie außerhalb der biologischen Familie kriegen können, ist aus diversen Gründen nicht wirklich wünschenswert.
"Such dir eine nette Patentante" oder "rede endlich mal wieder mit deiner Schwester" ist dagegen eher das, von dem wir wollen, dass Kinder es tun.
Dass die meisten Disneyfilme Romanzen sind dürfte unter anderem damit zusammenhängen (wobei das Susi und Strolch und den König der Löwen auch nicht erklärt), dass Grimms Märchen eigentlich Geschichten waren, die Erwachsene, oder meinetwegen junge Erwachsene sich gegenseitig erzählten, und die gar nicht ursprünglich für Kinder gedacht waren. (Allerdings war in der Zeit wohl fast nichts ausschließlich für Kinder gedacht. Mir fiele da höchstens "Der Wolf und die sieben Geißlein" oder "Rotkäppchen" ein - Geschichten, die eindeutig als Warnung gedacht sind. Reine Unterhaltung für Kinder war wohl nicht so sehr der Fokus.)
Mich hat es als Kind nicht gestört, aber ich habe auch gar nicht so viele Disneyfilme konsumiert. Meine Eltern hielten da, glaube ich, nicht so viel davon. Möglicherweise gerade wegen der Romanzen. Tarzan habe ich mal im Kino gesehen. Da ist, meine ich, auch eine Romanze drin, aber die war nicht der Hauptplot, und man hätte auch nicht damit rechnen können, dass sie vorkommt, während das bei den Märchen ja von vornherein klar ist.
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