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Beitrag #26, verfasst am 25.04.2010 | 11:39 Uhr
na ja, ging ja nicht ums KZ Buchenwald. 😉
das fand ich eh immer so "gruslig": Auschwitz kennt man, Buchenwald auch, Bergen-Belsen natürlich auch, u.a. wegen Anne Franks Tagebuch... aber da gab es ja noch so viel mehr KZ's...
Ich bin ja "zugezogen" und wußte damals gar nicht, was es hier so alles zu Kriegszeiten gab in der Umgebung/Region. Das war sonst immer alles "so weit weg". Und dann erfährt man, in nem Nachbarort mußten Zwangsarbeiter in ner Munitionsfabrik schuften und in nem anderen Nachbarort gabs nicht nur ein, sondern gleich 3 KZ's (aus dem halt auch die Zwangsarbeiter kamen).
Genauso die "Grenze" (DDR). Ich weiß noch, ich bin als Kind mit meinen Eltern & Großeltern mal in den Harz gefahren, zum Brocken - na ja, so dicht, wie man halt ran kam. (Mein Opa hat dann noch son blöden Witz gemacht und so getan, als ob er über den Stacheldrahtzaun klettern würde. Die Wachleute auf den Türmen hatten schon blöd geguckt - und ich, vielleicht 4 oder 5 so in etwa, hatte ne panische Angst, er würde abgeknallt. Gott, sowas kann sich heut wahrscheinlich kaum noch wer vorstellen - und ich werds mein Lerben lang nicht vergessen.) Jedenfalls kam mir die Fahrt dahin so lang vor. Und nun bin ich nur nen Stück weitergezogen und mußte feststellen: die Grenze war gar nicht so weit weg, die ist fast "um die Ecke" hier gewesen, zum "greifen nah". Als Kind kam sie mir echt voll weit weg vor. Ich hätte nie gedacht, dass die praktisch nur 2-3 Städte weiter schon losging. Und noch komischer, wenn ich jetzt in die Nachbarstadt fahre und auf nem Bus als Fahrtziel eine Stadt sehe, zu der man zu DDR-Zeiten niemals mal eben so gekommen wäre. 20 Jahre, und es ist so "normal" geworden, einfach überall hinzukönnen...
Und was auch so verrückt klingt für mich: hier in der Gegend werden Teile des Bernsteinzimmers vermutet. Es besteht wohl nur keine Möglichkeit mehr, noch großartig danach zu suchen, aufgrund einer Explosion zu Kriegszeiten, etc.
das fand ich eh immer so "gruslig": Auschwitz kennt man, Buchenwald auch, Bergen-Belsen natürlich auch, u.a. wegen Anne Franks Tagebuch... aber da gab es ja noch so viel mehr KZ's...
Ich bin ja "zugezogen" und wußte damals gar nicht, was es hier so alles zu Kriegszeiten gab in der Umgebung/Region. Das war sonst immer alles "so weit weg". Und dann erfährt man, in nem Nachbarort mußten Zwangsarbeiter in ner Munitionsfabrik schuften und in nem anderen Nachbarort gabs nicht nur ein, sondern gleich 3 KZ's (aus dem halt auch die Zwangsarbeiter kamen).
Genauso die "Grenze" (DDR). Ich weiß noch, ich bin als Kind mit meinen Eltern & Großeltern mal in den Harz gefahren, zum Brocken - na ja, so dicht, wie man halt ran kam. (Mein Opa hat dann noch son blöden Witz gemacht und so getan, als ob er über den Stacheldrahtzaun klettern würde. Die Wachleute auf den Türmen hatten schon blöd geguckt - und ich, vielleicht 4 oder 5 so in etwa, hatte ne panische Angst, er würde abgeknallt. Gott, sowas kann sich heut wahrscheinlich kaum noch wer vorstellen - und ich werds mein Lerben lang nicht vergessen.) Jedenfalls kam mir die Fahrt dahin so lang vor. Und nun bin ich nur nen Stück weitergezogen und mußte feststellen: die Grenze war gar nicht so weit weg, die ist fast "um die Ecke" hier gewesen, zum "greifen nah". Als Kind kam sie mir echt voll weit weg vor. Ich hätte nie gedacht, dass die praktisch nur 2-3 Städte weiter schon losging. Und noch komischer, wenn ich jetzt in die Nachbarstadt fahre und auf nem Bus als Fahrtziel eine Stadt sehe, zu der man zu DDR-Zeiten niemals mal eben so gekommen wäre. 20 Jahre, und es ist so "normal" geworden, einfach überall hinzukönnen...
Und was auch so verrückt klingt für mich: hier in der Gegend werden Teile des Bernsteinzimmers vermutet. Es besteht wohl nur keine Möglichkeit mehr, noch großartig danach zu suchen, aufgrund einer Explosion zu Kriegszeiten, etc.
Stell Dir vor, es ist Krieg, und Keiner geht hin...
~ Treguna mekoides trecorum satis dee ~
Wer sich vor dem Wolf fürchtet, der soll nicht in den Wald gehen. (estnisches Sprichwort)
* Nothing is forgotten, nothing is ever forgotten. * (Robin of Sherwood)
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Beitrag #27, verfasst am 26.04.2010 | 00:09 Uhr
Ich war wohl noch nicht so richtig wach... stimmt ja... naja.
Ja, Du hast Recht, man kennt eigentlich nur die beiden großen KZs. Spontan fällt mir außer den von Dir genannten auch nur noch Sobibor, Dachau und Mittelbau-Dora ein. Hm... Zeimlich wenig, eigentlich. Aber wer will sich mit diesem Schrecken schon näher auseinandersetzen? Ich fand die Erfahrungsberichte, die ich für ein Projekt lesen musste, arg an der Grenze des Erträglichen, weil ich eben wusste, dass es _wirklich_ war.
Gegen DDR-Geschichte hab ich mich bisher erfolgreich gewehrt. Ich bin hier sowieso der "Wessi", weil ich in Göttingen geboren bin, und dieses "in der DDR war alles toll"-Gerede hat mich skeptisch gemacht. Abgesehen davon, dass mir dieses Ossi-Wessi-Getue auf den Geist geht. Es gibt seit 20 !!! Jahren keine Grenze mehr -.- Naja, wie auch immer. Ich bin ja auch erst nach der Wende geboren.
o.O Das Bernsteinzimmer? Wow. Ich denke ja, das ist irgendwann stückchenweise verschwunden.
Ist schon irre, was man so rausfindet, wenn man mal interessiert nachforscht =)
So. Ich mach die Geschichte jetzt doch. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht genug anderes zu tun... Studium, zum Bleistift. Oder mein anderes Monsterprojekt... Egal. Ich mach es.
Ja, Du hast Recht, man kennt eigentlich nur die beiden großen KZs. Spontan fällt mir außer den von Dir genannten auch nur noch Sobibor, Dachau und Mittelbau-Dora ein. Hm... Zeimlich wenig, eigentlich. Aber wer will sich mit diesem Schrecken schon näher auseinandersetzen? Ich fand die Erfahrungsberichte, die ich für ein Projekt lesen musste, arg an der Grenze des Erträglichen, weil ich eben wusste, dass es _wirklich_ war.
Gegen DDR-Geschichte hab ich mich bisher erfolgreich gewehrt. Ich bin hier sowieso der "Wessi", weil ich in Göttingen geboren bin, und dieses "in der DDR war alles toll"-Gerede hat mich skeptisch gemacht. Abgesehen davon, dass mir dieses Ossi-Wessi-Getue auf den Geist geht. Es gibt seit 20 !!! Jahren keine Grenze mehr -.- Naja, wie auch immer. Ich bin ja auch erst nach der Wende geboren.
o.O Das Bernsteinzimmer? Wow. Ich denke ja, das ist irgendwann stückchenweise verschwunden.
Ist schon irre, was man so rausfindet, wenn man mal interessiert nachforscht =)
So. Ich mach die Geschichte jetzt doch. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht genug anderes zu tun... Studium, zum Bleistift. Oder mein anderes Monsterprojekt... Egal. Ich mach es.
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Beitrag #28, verfasst am 26.04.2010 | 12:30 Uhr
Ich interessiere mich schon sehr für die Zeit zwischen 1933 und 1950. Ich lese viel darüber, versuche aber auch meine Großeltern oder andere Zeitzeugen darüber auszuhorchen. Manchmal werden mir die Berichte auch zu viel und ich muss erstmal ein paar Monate Pause einlegen. Es ist einfach zu grausam, zu verrückt und zu beängstigend. Aber ich finde es extrem wichtig, sich daran zu erinnern. Immerhin hat Geschichte die böse Angewohnheit sich zu wiederholen.
Der eine Opa war zu jung, als dass er groß etwas mitbekommen hätte. Alles was nichts mit seinem Bauernhof zu tun hat, interessiert ihn nicht *grins*
Der andere Opa kommt aus Böhmen, war in der HJ und erzählt manchmal davon, dass die Gruppe wie eine Art Pfadfinderlager funktionierte. Ein Haufen Jungs, die sich hochoffiziell im Matsch kloppen durften - für ihn war das Spaß. Außerdem waren er und sein Zwillingsbruder die einzigen mit Uniform (meine Uroma hat sie aus irgendwelchen Altkleidern zusammengenäht), was zusätzlich noch Bewunderungspunkte von den anderen gab.
Gegen Ende des Krieges wurde er dann auch "eingezogen". Eine Handvoll Kinder (der Älteste 18, der Jüngste 13) wurden ausgeschickt die feindlichen Panzer aufzuhalten. Mit ein paar Schuss Munition. Gott sei Dank war der Älteste der Gruppe intelligent genug, die Waffen und Abzeichen zu vergraben und sich dann zu ergeben. Sonst gäbs mich vermutlich nicht.
Über die anschließende Gefangenschaft und Vertreibung spricht er nie. Letztes Jahr war er mit meinem Bruder wieder einmal in Böhmen. Als sie in einer Kirche standen, fing er an zu weinen und meinte, dass er noch einmal hier stehen würde, hätte er sich noch vor ein paar Jahren nicht träumen lassen.
In der Schule hatte ich eine Lehrerin, die die Vertreibung als kleines Kind mitbekommen hat. Sie konnte immer super erzählen und wir klebten ihr an den Lippen. Sie hat uns auch erzählt, dass ihr Vater sich nach Theresienstadt bewerben wollte, um näher bei Frau und Kind zu sein. Sein Kommandant / Oberst / wie auch immer hat ihn dann zu sich gerufen und ihm abgeraten.
"Dahin wollen Sie bestimmt nicht! Da werden Sie zum Mörder."
Der eine Opa war zu jung, als dass er groß etwas mitbekommen hätte. Alles was nichts mit seinem Bauernhof zu tun hat, interessiert ihn nicht *grins*
Der andere Opa kommt aus Böhmen, war in der HJ und erzählt manchmal davon, dass die Gruppe wie eine Art Pfadfinderlager funktionierte. Ein Haufen Jungs, die sich hochoffiziell im Matsch kloppen durften - für ihn war das Spaß. Außerdem waren er und sein Zwillingsbruder die einzigen mit Uniform (meine Uroma hat sie aus irgendwelchen Altkleidern zusammengenäht), was zusätzlich noch Bewunderungspunkte von den anderen gab.
Gegen Ende des Krieges wurde er dann auch "eingezogen". Eine Handvoll Kinder (der Älteste 18, der Jüngste 13) wurden ausgeschickt die feindlichen Panzer aufzuhalten. Mit ein paar Schuss Munition. Gott sei Dank war der Älteste der Gruppe intelligent genug, die Waffen und Abzeichen zu vergraben und sich dann zu ergeben. Sonst gäbs mich vermutlich nicht.
Über die anschließende Gefangenschaft und Vertreibung spricht er nie. Letztes Jahr war er mit meinem Bruder wieder einmal in Böhmen. Als sie in einer Kirche standen, fing er an zu weinen und meinte, dass er noch einmal hier stehen würde, hätte er sich noch vor ein paar Jahren nicht träumen lassen.
In der Schule hatte ich eine Lehrerin, die die Vertreibung als kleines Kind mitbekommen hat. Sie konnte immer super erzählen und wir klebten ihr an den Lippen. Sie hat uns auch erzählt, dass ihr Vater sich nach Theresienstadt bewerben wollte, um näher bei Frau und Kind zu sein. Sein Kommandant / Oberst / wie auch immer hat ihn dann zu sich gerufen und ihm abgeraten.
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"Wir essen jetzt Opa -> Satzzeichen können Leben retten!"
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Mein einer Opa (lebt nicht mehr) stammt aus Schlesien (heutiges Luban) wo meine Vorfahren eine Pferdezucht betrieben. Im Krieg mussten sie dann flüchten. Mein Opa diente bei der Kavallerie, hatte aber das Glück nie ernsthaft verwundet zu werden. Er hatte so einiges zu erzählen, meine Oma übrigens auch.
Mein anderer Opa war in Stalingrad, hat- unter Verlust einiger Fußzehen- überlebt und lebt trotz jahrzehntelangem Kettenrauchen auch heute noch. 😄 Sein Bruder ist allerdings gefallen. Nur spricht mein Opa nie über das Thema und darf auch nicht darauf angesprochen werden.
Von beiden gibts noch Bilder in Uniform. Interessant finde ich das Ganze schon, aber hauptsächlich bin ich froh, dass diese Zeiten vorbei sind.
Mein anderer Opa war in Stalingrad, hat- unter Verlust einiger Fußzehen- überlebt und lebt trotz jahrzehntelangem Kettenrauchen auch heute noch. 😄 Sein Bruder ist allerdings gefallen. Nur spricht mein Opa nie über das Thema und darf auch nicht darauf angesprochen werden.
Von beiden gibts noch Bilder in Uniform. Interessant finde ich das Ganze schon, aber hauptsächlich bin ich froh, dass diese Zeiten vorbei sind.
I'm sick but I'm pretty.
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Taliessina
Und wo wohnst du nun, rein interessehalber? oder hattest du das wo geschrieben? 😄
Und wie lange hast du in Göttingen gelebt? Weil, als (Ex-)Göttinger müßten dir sonst meine Sachen bekannt vorkommen. 😉
Gegen DDR-Geschichte hab ich mich bisher erfolgreich gewehrt. Ich bin hier sowieso der "Wessi", weil ich in Göttingen geboren bin,
Und wo wohnst du nun, rein interessehalber? oder hattest du das wo geschrieben? 😄
Und wie lange hast du in Göttingen gelebt? Weil, als (Ex-)Göttinger müßten dir sonst meine Sachen bekannt vorkommen. 😉
Stell Dir vor, es ist Krieg, und Keiner geht hin...
~ Treguna mekoides trecorum satis dee ~
Wer sich vor dem Wolf fürchtet, der soll nicht in den Wald gehen. (estnisches Sprichwort)
* Nothing is forgotten, nothing is ever forgotten. * (Robin of Sherwood)
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Beitrag #31, verfasst am 27.04.2010 | 00:00 Uhr
@ Gaya: Ich wohn bei Erfurt, schon mein ganzes Leben lang. In Göttingen bin ich nur geboren, ich war noch kein Jahr alt, als wir da weg gezogen sind. Daher wird mir wohl kaum was bekannt vorkommen. Außer Ebergötzen =)
@ Ninniach: Jetzt, wo Du es sagst: mein Opa hat auch mal über die HJ gesprochen und meinte auch, es war eher so wie bei den Pfadfindern, und dass es gut gewesen wäre für die Kinder... Und die Kinder da zum Schluss noch gegen die Panzer zu schicken... da gruselts mich auch. Das ist ja mal so pervers -.-
@ Ninniach: Jetzt, wo Du es sagst: mein Opa hat auch mal über die HJ gesprochen und meinte auch, es war eher so wie bei den Pfadfindern, und dass es gut gewesen wäre für die Kinder... Und die Kinder da zum Schluss noch gegen die Panzer zu schicken... da gruselts mich auch. Das ist ja mal so pervers -.-
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Beitrag #32, verfasst am 27.04.2010 | 18:58 Uhr
Zweiter Weltkrieg finde ich schon sehr interessant. Bzw. eigentlich überhaupt beide Weltkriege.
Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich aus Südtirol komme. Keine Ahnung, inwieweit das bei euch überhaupt durchgenommen wird, jedenfalls kam Südtirol nach dem 1. Weltkrieg von Österreich zu Italien und gegen Ende des 2. Weltkrieges noch einmal ganz kurz zum Deutschen Reich.
Kurz gesagt: Grenzgebiet zwischen Faschisten und Nazis. Inklusive Umsiedelung, Sprachwechsel bzw. Deutschverbot und Kampf auf wechselnden Seiten.
Mein Urgroßvater war dann in Russland und geriet in Kriegsgefangenschaft. Von ihm weiß ich ziemlich viel, da es auch teilweise niedergeschrieben wurde. Von seinen sieben Brüdern sind vier gefallen.
Mein Großvater hatte mit dem Herz Probleme und wurde deshalb nicht eingezogen. Seine beiden Brüder haben zuerst für Italien gekämpft. Als sie dann für Deutschland eingezogen werden sollten (um gegen ihre ehemaligen Kameraden zu kämpfen) sind sie in die Berge geflüchtet. Darauf kam die ganze Familie in Sippenhaft.
Meine Großtante musste als junges Mädchen im Gefängnis arbeiten. Sie erzählt nicht viel davon, ich weiß nur, dass sie einmal fast erwischt worden wäre, als sie Briefe hinaus geschmuggelt hat.
Meine Oma erzählte manchmal noch von den "Bombenangriffen" - unter Anführungszeichen, da es eigentlich keine gezielten Angriffe waren, sondern die Flugzeuge einfach die restlichen Bomben im Grenzgebiet abgeworfen haben, da sie mit den Bomben nicht landen durften (?).
Als die Deutschen am Ende nur noch auf Rückzug waren, sind unglaublich viele Waffen und Panzer bei uns liegen geblieben. Die Soldaten sind über die Täler hinein und haben erst drinnen festgestellt, dass es keinen mit Fahrzeuge passierbaren Pass gab. Umkehren ging nicht mehr, also wurde alles liegen gelassen und es ging zu Fuß und mit so wenig Gepäck wie möglich weiter.
Bei meinem Vater Zuhause auf einer Almhütte hatten sie noch einen Zaun, der mit Gewehren als Zaunpfähle gebaut war.
Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich aus Südtirol komme. Keine Ahnung, inwieweit das bei euch überhaupt durchgenommen wird, jedenfalls kam Südtirol nach dem 1. Weltkrieg von Österreich zu Italien und gegen Ende des 2. Weltkrieges noch einmal ganz kurz zum Deutschen Reich.
Kurz gesagt: Grenzgebiet zwischen Faschisten und Nazis. Inklusive Umsiedelung, Sprachwechsel bzw. Deutschverbot und Kampf auf wechselnden Seiten.
Mein Urgroßvater war dann in Russland und geriet in Kriegsgefangenschaft. Von ihm weiß ich ziemlich viel, da es auch teilweise niedergeschrieben wurde. Von seinen sieben Brüdern sind vier gefallen.
Mein Großvater hatte mit dem Herz Probleme und wurde deshalb nicht eingezogen. Seine beiden Brüder haben zuerst für Italien gekämpft. Als sie dann für Deutschland eingezogen werden sollten (um gegen ihre ehemaligen Kameraden zu kämpfen) sind sie in die Berge geflüchtet. Darauf kam die ganze Familie in Sippenhaft.
Meine Großtante musste als junges Mädchen im Gefängnis arbeiten. Sie erzählt nicht viel davon, ich weiß nur, dass sie einmal fast erwischt worden wäre, als sie Briefe hinaus geschmuggelt hat.
Meine Oma erzählte manchmal noch von den "Bombenangriffen" - unter Anführungszeichen, da es eigentlich keine gezielten Angriffe waren, sondern die Flugzeuge einfach die restlichen Bomben im Grenzgebiet abgeworfen haben, da sie mit den Bomben nicht landen durften (?).
Als die Deutschen am Ende nur noch auf Rückzug waren, sind unglaublich viele Waffen und Panzer bei uns liegen geblieben. Die Soldaten sind über die Täler hinein und haben erst drinnen festgestellt, dass es keinen mit Fahrzeuge passierbaren Pass gab. Umkehren ging nicht mehr, also wurde alles liegen gelassen und es ging zu Fuß und mit so wenig Gepäck wie möglich weiter.
Bei meinem Vater Zuhause auf einer Almhütte hatten sie noch einen Zaun, der mit Gewehren als Zaunpfähle gebaut war.
Beiträge: 240
Rang: Spiegelleser
Beitrag #33, verfasst am 09.05.2010 | 13:01 Uhr
Familienmitglieder, die den Krieg überlebt haben, habe ich eigentlich zu genüge, aber niemand redet darüber. Beinahe so als wär all das nie geschehen.
Na ja, ich weiß nur, dass meine Uroma im Krieg einiges geleistet hat, als die Stadt bombadiert wurde.
Na ja, ich weiß nur, dass meine Uroma im Krieg einiges geleistet hat, als die Stadt bombadiert wurde.
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Beitrag #34, verfasst am 28.12.2013 | 18:30 Uhr
Hallo,
ja ich habe noch genau 1 Mitglied meiner Familie, das den 2. WK miterlebt hat. Erzählen tut er allerdings nie etwas. Mich persönlich hat Geschichte ja schon immer fasziniert und es würde mich auch wirklich brennen persönliche Details zu erfahren. Deshalb habe ich es auch sehr genossen, als mir in meinem Praktikumsjahr im Altenheim die Menschen dort, etwas über ihr Leben damals erzählt haben.
Was ich immer bereut habe - aber auch nichts dafür kann - ist das ich nie die Chance hatte mit meinem Urgroßvater zu reden. Er starb ein paar Jahre vor meiner Geburt. Ich bin auf gar keinen Fall - zu 0% - stolz darauf was er getan hat. Nicht das mir das jetzt jemand unterstellt. Er war ein Verräter, hat mein Volk verraten - ok das hört sich jetzt seltsam an, I know :D. Mit meinem "Volk" meine ich jetzt nicht die Deutschen. Ich bin Halbkroatin. Was er genau war will ich jetzt hier öffentlich nicht wirklich erzählen. Wenn es also interessiert, darf mich gerne anschreiben.
Ich sag nur, dass er ziemlich nah an der Quelle saß und mir bestimmt faszinierendes hätte erzählen können. Wenn ich die Chance hätte mit ihm zu reden, ich denke ich würde es auf alle Fälle tun.
Lebe lange und in Frieden
ja ich habe noch genau 1 Mitglied meiner Familie, das den 2. WK miterlebt hat. Erzählen tut er allerdings nie etwas. Mich persönlich hat Geschichte ja schon immer fasziniert und es würde mich auch wirklich brennen persönliche Details zu erfahren. Deshalb habe ich es auch sehr genossen, als mir in meinem Praktikumsjahr im Altenheim die Menschen dort, etwas über ihr Leben damals erzählt haben.
Was ich immer bereut habe - aber auch nichts dafür kann - ist das ich nie die Chance hatte mit meinem Urgroßvater zu reden. Er starb ein paar Jahre vor meiner Geburt. Ich bin auf gar keinen Fall - zu 0% - stolz darauf was er getan hat. Nicht das mir das jetzt jemand unterstellt. Er war ein Verräter, hat mein Volk verraten - ok das hört sich jetzt seltsam an, I know :D. Mit meinem "Volk" meine ich jetzt nicht die Deutschen. Ich bin Halbkroatin. Was er genau war will ich jetzt hier öffentlich nicht wirklich erzählen. Wenn es also interessiert, darf mich gerne anschreiben.
Ich sag nur, dass er ziemlich nah an der Quelle saß und mir bestimmt faszinierendes hätte erzählen können. Wenn ich die Chance hätte mit ihm zu reden, ich denke ich würde es auf alle Fälle tun.
Lebe lange und in Frieden
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Nhyt
Kein Fragezeichen. Das war wohl bis zum Eint ritt der USA ein Riesenproblem, weil die Flugzeuge kein Radar hatten und so die dunklen Städte nicht gefunden haben. Dann sind sie geflogen bis der Sprit gerade noch für den Rückweg gereicht hat und haben dann abgeworfen. Deswegen haben sie den Bauernhof meiner Groß- Großtante zerbombt, die Stadt, in der meine Oma gelebt hat, aber nie erwischt... bis die Amerikaner kamen, dann war der Bahnhof und die Flugzeugwerke weg.
Wir haben eine Riesenkiste Fotos daheim, alles dabei, Westfront, Ostfront, Waffenübungen, zerstörte Städte, ... es ist echt gruselig. Und ein Wörterbuch Französisch- Deutsch für den Soldaten, inklusive: "Was haben sie vor dem Krieg gearbeitet?".
Meine Oma erzählte manchmal noch von den "Bombenangriffen" - unter Anführungszeichen, da es eigentlich keine gezielten Angriffe waren, sondern die Flugzeuge einfach die restlichen Bomben im Grenzgebiet abgeworfen haben, da sie mit den Bomben nicht landen durften (?).
Kein Fragezeichen. Das war wohl bis zum Eint ritt der USA ein Riesenproblem, weil die Flugzeuge kein Radar hatten und so die dunklen Städte nicht gefunden haben. Dann sind sie geflogen bis der Sprit gerade noch für den Rückweg gereicht hat und haben dann abgeworfen. Deswegen haben sie den Bauernhof meiner Groß- Großtante zerbombt, die Stadt, in der meine Oma gelebt hat, aber nie erwischt... bis die Amerikaner kamen, dann war der Bahnhof und die Flugzeugwerke weg.
Wir haben eine Riesenkiste Fotos daheim, alles dabei, Westfront, Ostfront, Waffenübungen, zerstörte Städte, ... es ist echt gruselig. Und ein Wörterbuch Französisch- Deutsch für den Soldaten, inklusive: "Was haben sie vor dem Krieg gearbeitet?".
Ich kann dreistimmig singen: Laut, falsch und mit Begeisterung.
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Beitrag #36, verfasst am 28.12.2013 | 20:16 Uhr
Mich interessiert es sehr.
Meine Urgroßeltern sind beide aus (Ost?-)Preußen und mein Uropa hat im Krieg gekämpft. Er ist mittlerweile aber auch schon tot. Er hat keine großen Verletzungen davongetragen (die seelischen abgezogen), nur eine Schussverletzung am Ohr.
Meine Uroma hat im Krieg ihren Bruder, der erst zum Kriegsdienst gerufen wurde als sie schon nach Deutschland geflohen waren (und somit für Deutschland kämpfen musste), und ihren damaligen Verlobten verloren. Beide kaltblütig erschossen, soweit wir wissen von Russen und aus einem Hinterhalt.
Mein Opa ist mitten im Krieg geboren und sein Bruder hat gekämpft. Der kam aber glücklicherweise zurück. An Heiligabend, ganz spät am Abend.
Mein Heimatdorf wurde fünfmal fast zerbombt. Warum weiß bis heute keiner...
Meine Ururgroßmutter hat beide Weltkriege miterlebt und in einem Tagebucheintrag nach Kriegsende heißt es, dass der Zweite Weltkrieg noch schlimmer und grausamer war als der erste und dass sie nicht glauben konnte, zu was Menschen fähig sind. Und dass sie hofft, dass es in Zukunft besser werden wird. Bei dem Eintrag war sie schon 83 Jahre alt und ist ein Jahr danach gestorben (grusligerweise am exakt gleichen Tag)
Meine Urgroßeltern sind beide aus (Ost?-)Preußen und mein Uropa hat im Krieg gekämpft. Er ist mittlerweile aber auch schon tot. Er hat keine großen Verletzungen davongetragen (die seelischen abgezogen), nur eine Schussverletzung am Ohr.
Meine Uroma hat im Krieg ihren Bruder, der erst zum Kriegsdienst gerufen wurde als sie schon nach Deutschland geflohen waren (und somit für Deutschland kämpfen musste), und ihren damaligen Verlobten verloren. Beide kaltblütig erschossen, soweit wir wissen von Russen und aus einem Hinterhalt.
Mein Opa ist mitten im Krieg geboren und sein Bruder hat gekämpft. Der kam aber glücklicherweise zurück. An Heiligabend, ganz spät am Abend.
Mein Heimatdorf wurde fünfmal fast zerbombt. Warum weiß bis heute keiner...
Meine Ururgroßmutter hat beide Weltkriege miterlebt und in einem Tagebucheintrag nach Kriegsende heißt es, dass der Zweite Weltkrieg noch schlimmer und grausamer war als der erste und dass sie nicht glauben konnte, zu was Menschen fähig sind. Und dass sie hofft, dass es in Zukunft besser werden wird. Bei dem Eintrag war sie schon 83 Jahre alt und ist ein Jahr danach gestorben (grusligerweise am exakt gleichen Tag)
Man muss sich entscheiden,
Was man tut oder lässt.
Welche Maske man trägt
Und wohin man gehört.
Man kann flieh'n oder leiden,
Nur eines steht fest:
Der einfache Weg
Ist immer verkehrt!
~ Der einfache Weg (aus Mozart!) ~
Was man tut oder lässt.
Welche Maske man trägt
Und wohin man gehört.
Man kann flieh'n oder leiden,
Nur eines steht fest:
Der einfache Weg
Ist immer verkehrt!
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Beitrag #37, verfasst am 28.12.2013 | 21:16 Uhr
Das passt grad richtig gut.
Ich hab ein Foto von meinem Opa, wo er in Uniform auf nem Pferd sitzt , vor irgendner Hütte. Hab blöderweise zu spät erfahren, dass er bei ner berittenen Truppe war. Da hätte mich noch mehr interessiert, wie was wo. Aber das einzige, was er öfter mal erzählt hat und was ich behalten habe ist, dass er nen Bauchschuss abbekommen hatte.
Ich würde zu gern mehr herausbekommen, wo das Foto aufgenommen wurde, welche Einheit das war etc. (In meiner Familie wurde schon bei anderen Dingen so viel gelogen, da wäre ich mir einfach gern sicher, dass er wirklich nicht zu den Nazis gehörte.)
Aber das wird wohl nix. (Ist auch bloß nen kleines Foto, eher Bewerbungsfoto-Größe. Erkennt man halt nicht wirklich was, das nen Anhaltspunkt liefern könnte.)
Mein Vater hat mir auch öfter mal was vom Krieg erzählt, was er so von seinen Eltern etc erzählt bekommen oder sonst wie erfahren hat. Er selbst ist erst gegen Ende geboren worden.
Meine Geburtsstadt hat beim Krieg nicht so extrem viel abbekommen. Also die Innenstadt zumindest wohl nicht. (Bahnhof und so schon.) Da gibts dann immer die Geschichte zu hören: Der einzige größere Schaden entstand, als man vor der Bauschule einen Wagen voll beladen mit Sprengkörpern etc abstellte und das Teil dann in die Luft flog. Die Einwohner habens also praktisch selber geschafft, Teile ihrer Stadt zu zerstören. 😣
Ich hab ein Foto von meinem Opa, wo er in Uniform auf nem Pferd sitzt , vor irgendner Hütte. Hab blöderweise zu spät erfahren, dass er bei ner berittenen Truppe war. Da hätte mich noch mehr interessiert, wie was wo. Aber das einzige, was er öfter mal erzählt hat und was ich behalten habe ist, dass er nen Bauchschuss abbekommen hatte.
Ich würde zu gern mehr herausbekommen, wo das Foto aufgenommen wurde, welche Einheit das war etc. (In meiner Familie wurde schon bei anderen Dingen so viel gelogen, da wäre ich mir einfach gern sicher, dass er wirklich nicht zu den Nazis gehörte.)
Aber das wird wohl nix. (Ist auch bloß nen kleines Foto, eher Bewerbungsfoto-Größe. Erkennt man halt nicht wirklich was, das nen Anhaltspunkt liefern könnte.)
Mein Vater hat mir auch öfter mal was vom Krieg erzählt, was er so von seinen Eltern etc erzählt bekommen oder sonst wie erfahren hat. Er selbst ist erst gegen Ende geboren worden.
Meine Geburtsstadt hat beim Krieg nicht so extrem viel abbekommen. Also die Innenstadt zumindest wohl nicht. (Bahnhof und so schon.) Da gibts dann immer die Geschichte zu hören: Der einzige größere Schaden entstand, als man vor der Bauschule einen Wagen voll beladen mit Sprengkörpern etc abstellte und das Teil dann in die Luft flog. Die Einwohner habens also praktisch selber geschafft, Teile ihrer Stadt zu zerstören. 😣
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Wer sich vor dem Wolf fürchtet, der soll nicht in den Wald gehen. (estnisches Sprichwort)
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Beitrag #38, verfasst am 28.12.2013 | 23:53 Uhr
Hm... irgendwie würd es mich ja schon interessieren, zumal ich generell das Gefühl hab, einfach sehr wenig über meine Familie zu wissen.
Als meine Uroma (väterlicherseits) noch lebte, war ich zu jung, um schon darüber bescheid zu wissen. Mein Opa und meine Oma haben von sich aus eigentlich nie darüber gerdet.
Meine Oma lässt nur hin und wieder verlauten, wie schlimm es damals war. Aber näher geht sie nicht darauf ein und ich hab mich ehrlich gesagt auch nie getraut, einfach mal nachzufragen.
Ich hätte sehr gern auch mit meinem Opa darüber gesprochen, aber der lebt seit ein paar Jahren leider schon nicht mehr.
Und meine Oma mütterlicherseits brauch ich gar nicht erst fragen. Die erzählt ohnehin nur Unsinn - war bei ihr aber schon immer so.
Und mein Opa, den ich nie kennengelernt hab, war Italiener. Aber selbst von ihm weiß ich nur, dass er irgendwo aus der Nähe von Rom stammt.
Hab da nie weiter nachgeforscht...
Als meine Uroma (väterlicherseits) noch lebte, war ich zu jung, um schon darüber bescheid zu wissen. Mein Opa und meine Oma haben von sich aus eigentlich nie darüber gerdet.
Meine Oma lässt nur hin und wieder verlauten, wie schlimm es damals war. Aber näher geht sie nicht darauf ein und ich hab mich ehrlich gesagt auch nie getraut, einfach mal nachzufragen.
Ich hätte sehr gern auch mit meinem Opa darüber gesprochen, aber der lebt seit ein paar Jahren leider schon nicht mehr.
Und meine Oma mütterlicherseits brauch ich gar nicht erst fragen. Die erzählt ohnehin nur Unsinn - war bei ihr aber schon immer so.
Und mein Opa, den ich nie kennengelernt hab, war Italiener. Aber selbst von ihm weiß ich nur, dass er irgendwo aus der Nähe von Rom stammt.
Hab da nie weiter nachgeforscht...
A rose is a rose but a scar lasts forever.
"Das letzte mal hattest du Angst."
"Naja, da hatte ich auch ne Waffe an der Schläfe."
"Das war lustig."
#815
"Das letzte mal hattest du Angst."
"Naja, da hatte ich auch ne Waffe an der Schläfe."
"Das war lustig."
#815
Beiträge: 2785
Rang: Literaturgenie
Beitrag #39, verfasst am 28.12.2013 | 23:57 Uhr
Meine Großeltern sind schon Tot. Und meine Tante ist damals zu jung gewesen um sich an irgendetwas konkretes zu erinnern.
Die Sachen die ich weiß, weiß ich nur von meiner Mutter.
Der Großvater väterlicher Seits war SPDler. Er wurde im Krieg eben an die Front als Kanonenfutter eingesetzt, hat den Krieg aber überlebt. Er kam in Amerikanische Gefangenschaft, und musste Später als er entlassen wurde von irgendwo in Bayern nach Bielefeld Zufuß. Meine Großmutter väterlicher Seits wurde als Staatenlos erklärt, da sie niederländische Verwandte hatte, und ihr Mädchennahme auch niederländischen Ursprungs war.
Sie hatte damals sehr viel mut, denn für dass, was sie getan hat, hätte sie ins KZ kommen können. Irgendwann hat jemand ihr ein Hitlerbild gegeben und ihr gesagt, sie solle das anstatt Jesus in der Küche aufhängen. Da hat sie das Fenster auf gemacht, das Bild auf die Straße geworfen, und gesagt. "Das Schwein kommt mir nicht ins Haus."
Von der Familie meiner Mutter weiß ich, dass es Drecksnazis waren.
Ihr Vater hat in Auschwitz gearbeitet. Es gab von ihm eine Fotografie, wie er unter dem Schriftzug "Arbeit macht Frei"stand, grinste und einen Schäferhund an der Leine führte. Ihre Mutter war auch so eine braune Braut. Sie vergötterte ihren Mann.
Meine Mutter bekam das leider erst heraus, als beide Tot waren. Sie sagt immer, dass wenn er da noch gelebt hätte, hätte sie ihn dafür hinter Gittern gebracht.
Die Sachen die ich weiß, weiß ich nur von meiner Mutter.
Der Großvater väterlicher Seits war SPDler. Er wurde im Krieg eben an die Front als Kanonenfutter eingesetzt, hat den Krieg aber überlebt. Er kam in Amerikanische Gefangenschaft, und musste Später als er entlassen wurde von irgendwo in Bayern nach Bielefeld Zufuß. Meine Großmutter väterlicher Seits wurde als Staatenlos erklärt, da sie niederländische Verwandte hatte, und ihr Mädchennahme auch niederländischen Ursprungs war.
Sie hatte damals sehr viel mut, denn für dass, was sie getan hat, hätte sie ins KZ kommen können. Irgendwann hat jemand ihr ein Hitlerbild gegeben und ihr gesagt, sie solle das anstatt Jesus in der Küche aufhängen. Da hat sie das Fenster auf gemacht, das Bild auf die Straße geworfen, und gesagt. "Das Schwein kommt mir nicht ins Haus."
Von der Familie meiner Mutter weiß ich, dass es Drecksnazis waren.
Ihr Vater hat in Auschwitz gearbeitet. Es gab von ihm eine Fotografie, wie er unter dem Schriftzug "Arbeit macht Frei"stand, grinste und einen Schäferhund an der Leine führte. Ihre Mutter war auch so eine braune Braut. Sie vergötterte ihren Mann.
Meine Mutter bekam das leider erst heraus, als beide Tot waren. Sie sagt immer, dass wenn er da noch gelebt hätte, hätte sie ihn dafür hinter Gittern gebracht.
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Beitrag #40, verfasst am 29.12.2013 | 00:05 Uhr
Gaya Lupin
...es gibt immer noch Leute, die dieses Märchen glauben? O_o
Wer so was behauptet, war wohl nie in der Wehrmachtsausstellung und hat auch nicht Neitzel/Wenzel gelesen. Und da dachte ich schon, dass inzwischen jeder schon mal davon gehört hat...
Was das mit der "SS" und Nazis angeht: man darf nicht vergessen: wirklich "Nazis" waren gar nicht so viele. Es gab genug, die "einfach nur Soldaten" waren.
...es gibt immer noch Leute, die dieses Märchen glauben? O_o
Wer so was behauptet, war wohl nie in der Wehrmachtsausstellung und hat auch nicht Neitzel/Wenzel gelesen. Und da dachte ich schon, dass inzwischen jeder schon mal davon gehört hat...
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Ehrwürdigste und entsetzlichste aller Katastrophen.
-----
"Pain is just weakness leaving the body."
---
I will always place the mission first.
I will never accept defeat.
I will never quit.
I will never leave a fallen comrade.
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Beitrag #41, verfasst am 05.04.2014 | 18:40 Uhr
Der zweite weltkrieg war tragisch. Meine oma ist sehr wenige jahre danach geborn. Mein geschichtelehrer hat uns erzählt dass sein vater durch den hals geschossen wurde und weitergelebt hat
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Beitrag #42, verfasst am 09.05.2014 | 21:03 Uhr
Am 20.04 hatte Hitler geburtztag. Ich war voll geschockt als ne freundin ihm ein Lied gesungen hat.
Ich bin Schwul aber was solls?
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Rang: Schreibkraft
Beitrag #43, verfasst am 10.05.2014 | 01:59 Uhr
Also mein Großvater ist vor knapp 2 Jahren gestorben und war einer der jungen Männer, die damals noch kurz vor Kriegsende, praktisch zu sterben an die Ostfront geschickt wurden.
Er verlor dort mit 17 ein Bein und überlebt als einziger seiner Einheit.
Meine Großmutter wurde als junges Mädchen brutal aus Preußen vertrieben.
Mein Opa kam immer deutlich besser mit seinen Erlebnissen zurecht, hatte ich zumindest das Gefühl.
Vor allem als er älter wurde, hat er immer mal wieder erzählt wie das alles so war.
Er war ein total Kriegs bzw. Militärgegner und hat auch irgendwie es geschafft, meinen Vater vor der Wehrpflicht (gabs noch als mein Vater jung war) zu bewahren.
Meine Oma hat erst als sie auf dem Sterbebett lag vieles "erzählt" bzw. in Alpträumen, und nicht wirklich klaren Zuständen gerufen.
Das war wirklich grausam.
Ich will mir gar nicht vorstellen, was jungen Frauen bei diesen Vertreibungen alles passiert ist!
Ich weiß nur, dass mein Vater als Junge sehr unter diesem "Totschweigen" gelitten hat, dass ja nach dem Krieg seeeeehr verbreitet war.
Meine Großeltern haben es nie geschafft mit ihm darüber zureden, als er jung war. Mein Vater wuchs in dieser Generation "alle um uns herum könnten/sind Altnazis sein“ auf und er hat sich auch mit 16 seine Eltern eine lange Zeit ganz abgewandt wegen dieser Unsicherheit.
Ich finde es unvorstellbar und bedrückend, was meine Großeltern, in meinem alter schon alles durchlitten hatten und natürlich ist da auch immer dieses komische Gefühl, dass einen fragt: wie weit sind sie wohl schuldig gewesen?
Er verlor dort mit 17 ein Bein und überlebt als einziger seiner Einheit.
Meine Großmutter wurde als junges Mädchen brutal aus Preußen vertrieben.
Mein Opa kam immer deutlich besser mit seinen Erlebnissen zurecht, hatte ich zumindest das Gefühl.
Vor allem als er älter wurde, hat er immer mal wieder erzählt wie das alles so war.
Er war ein total Kriegs bzw. Militärgegner und hat auch irgendwie es geschafft, meinen Vater vor der Wehrpflicht (gabs noch als mein Vater jung war) zu bewahren.
Meine Oma hat erst als sie auf dem Sterbebett lag vieles "erzählt" bzw. in Alpträumen, und nicht wirklich klaren Zuständen gerufen.
Das war wirklich grausam.
Ich will mir gar nicht vorstellen, was jungen Frauen bei diesen Vertreibungen alles passiert ist!
Ich weiß nur, dass mein Vater als Junge sehr unter diesem "Totschweigen" gelitten hat, dass ja nach dem Krieg seeeeehr verbreitet war.
Meine Großeltern haben es nie geschafft mit ihm darüber zureden, als er jung war. Mein Vater wuchs in dieser Generation "alle um uns herum könnten/sind Altnazis sein“ auf und er hat sich auch mit 16 seine Eltern eine lange Zeit ganz abgewandt wegen dieser Unsicherheit.
Ich finde es unvorstellbar und bedrückend, was meine Großeltern, in meinem alter schon alles durchlitten hatten und natürlich ist da auch immer dieses komische Gefühl, dass einen fragt: wie weit sind sie wohl schuldig gewesen?
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Meine Großeltern mütterlicherseits haben beide den Krieg miterlebt und mir auch schon einiges aus dieser Zeit erzählt.
Mein Opa ist 1929 geboren und auf dem Land aufgewachsen. Der Einzige, der in seinem Heimatort durch eine abgeworfene Bombe gestorben ist, war ausgerechnet ein englischer Kriegsgefangener. Fragt mich nicht, warum der irgendwo auf dem Land anscheinend alleine in Gefangenschaft gewesen ist, da müsste ich mich noch einmal bei ihm erkundigen, aber so hat er es mir jedenfalls erzählt. Kurz vor Kriegsende als ihnen die erwachsenen Männer mehr oder weniger ausgegangen sind, wurde er mit einem zweiten jungen Mann in seinem Alter noch einberufen, und sie waren schon auf dem Weg in Richtung Osten als Gott sei Dank der Krieg vorbei war, bevor sie die Grenze passieren konnten. Dann ging es auf einem Panzer sitzend wieder zurück in die Heimat.
Meine Oma ist 1932 geboren und in Linz aufgewachsen, was aufgrund der dort ansässigen Rüstungsindustrie ziemlich zerbombt wurde. Sie hat mir oft vom Krieg und den Zeiten davor erzählt, und das waren Zustände, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Das Gefühl, richtig Hunger zu leiden, weil es an Grundnahrungsmitteln fehlt, oder sich panisch in Luftschutzkeller zu flüchten und nur noch beten zu können, dass man am nächsten Tag noch lebt, kennen wir alle Gott sei Dank nicht mehr. Ein paar ihrer Schulfreundinnen sind durch Bombenabwürfe gestorben, ein jüdisches Mädchen aus ihrer Klasse ist von einem Tag auf den anderen nicht mehr aufgetaucht (das war noch ziemlich am Kriegsanfang oder sogar noch davor und die Familie hat es wohl Gott sei Dank geschafft, sich rechtzeitig ins Ausland abzusetzen).
Meine Oma hat Hitler bei seinem Einzug in Österreich aus wenigen Metern Entfernung gesehen, das find ich schon... hmm, keine Ahnung was das richtige Wort dafür ist - irgendwie erstaunlich, dass eines meiner Familienmitglieder jemanden, der in die Weltgeschichte eingegangen ist und den wir nur mehr aus Geschichtsbüchern und uralten Aufnahmen kennen, noch live gesehen hat. Das hört sich jetzt blöd an, aber mir hat das erst so richtig bewusst gemacht, wie lange meine Großeltern eigentlich schon leben und wie vollkommen anders sie die heutige Zeit, die für mich selbstverständlich ist, wahrnehmen müssen.
Meine Oma hat auch öfters gesagt, dass es ihnen als sechsköpfige Familie unter Hitler zunächst schlagartig besser ging bis der Krieg ausbrach. Um die politischen Hintergründe zu verstehen, war sie damals natürlich noch zu jung und hat das mit der Judenverfolgung usw. erst später überhaupt in seiner Gesamtheit erfahren und erfasst. Dabei wäre es ihr und ihrer Familie selber beinahe an den Kragen gegangen - ihr Onkel ist im KZ Mauthausen gestorben, weil er ein Sozialdemokrat war und gemeinsam mit neun anderen von jemandem denunziert wurde. Von diesen neun Männern ist nur einer lebend zurückgekommen, der wiederum ihrer Großmutter die Nachricht vom Tod ihres Sohnes überbracht hat, woraufhin diese meine Oma und ihre Geschwister nie wieder zu einem Kirchgang verdonnert hat. Mein Uropa, also der Bruder des im KZ verstorbenen Onkels, war auch kurz davor, samt Familie abgeholt zu werden, weil er ebenfalls Sozialdemokrat war. Er hat meine Oma und ihre Geschwister lange dazu angehalten, lieber bei "Grüß Gott" zu bleiben, anstatt mit "Heil Hitler" zu grüßen, was sie in ihrer Naivität natürlich auch befolgt haben, woraufhin sie mehrmals böse und skeptisch angebellt wurden, ob sie denn den "richtigen Gruß" nicht kennen würden. Als es richtig brenzlig wurde und kurz bevor besagter Onkel ins KZ abtransportiert wurde, hat ein Kollege meinen Uropa gewarnt, dass er aufpassen müsse, weil man auf ihn und seine Familie aufmerksam geworden sei. Daraufhin hat er sich zurückgenommen und auch seine Kinder angewiesen, sie sollen das mit dem "Grüß Gott" doch besser lassen. Meine Oma glaubt, dass sie und ihre Familie nur deshalb verschont blieben, weil ihr Vater in der Rüstungsindustrie beschäftigt und ein recht geschickter Handwerker war, sodass man dank der Männerknappheit wohl zu dem Entschluss kam, dass er dort von mehr Nutzen wäre als im KZ. Gott sei Dank, denn sonst würde ich jetzt wahrscheinlich nicht hier sitzen und diese Zeilen tippen.
Irgendwann wurde meine Oma dann aufs Land zwangsverfrachtet, weil die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde, und in den letzten Wochen vor Kriegsende ist sie dann aber kilometerweit zu Fuß zurück nach Hause gelaufen, weil sie nicht wusste, ob ihre Familie noch lebt und diese Ungewissheit nicht mehr aushielt. Gott sei Dank waren sowohl ihre Geschwister als auch ihre Eltern noch am Leben und kurz nach der Wiedervereinigung mit ihrer Familie war der Krieg dann zu Ende. Ein anderer ihrer Onkel war noch einige Jahre in Kriegsgefangenschaft in Russland und ist als gebrochener Mann zurückgekommen.
Mein Opa ist 1929 geboren und auf dem Land aufgewachsen. Der Einzige, der in seinem Heimatort durch eine abgeworfene Bombe gestorben ist, war ausgerechnet ein englischer Kriegsgefangener. Fragt mich nicht, warum der irgendwo auf dem Land anscheinend alleine in Gefangenschaft gewesen ist, da müsste ich mich noch einmal bei ihm erkundigen, aber so hat er es mir jedenfalls erzählt. Kurz vor Kriegsende als ihnen die erwachsenen Männer mehr oder weniger ausgegangen sind, wurde er mit einem zweiten jungen Mann in seinem Alter noch einberufen, und sie waren schon auf dem Weg in Richtung Osten als Gott sei Dank der Krieg vorbei war, bevor sie die Grenze passieren konnten. Dann ging es auf einem Panzer sitzend wieder zurück in die Heimat.
Meine Oma ist 1932 geboren und in Linz aufgewachsen, was aufgrund der dort ansässigen Rüstungsindustrie ziemlich zerbombt wurde. Sie hat mir oft vom Krieg und den Zeiten davor erzählt, und das waren Zustände, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Das Gefühl, richtig Hunger zu leiden, weil es an Grundnahrungsmitteln fehlt, oder sich panisch in Luftschutzkeller zu flüchten und nur noch beten zu können, dass man am nächsten Tag noch lebt, kennen wir alle Gott sei Dank nicht mehr. Ein paar ihrer Schulfreundinnen sind durch Bombenabwürfe gestorben, ein jüdisches Mädchen aus ihrer Klasse ist von einem Tag auf den anderen nicht mehr aufgetaucht (das war noch ziemlich am Kriegsanfang oder sogar noch davor und die Familie hat es wohl Gott sei Dank geschafft, sich rechtzeitig ins Ausland abzusetzen).
Meine Oma hat Hitler bei seinem Einzug in Österreich aus wenigen Metern Entfernung gesehen, das find ich schon... hmm, keine Ahnung was das richtige Wort dafür ist - irgendwie erstaunlich, dass eines meiner Familienmitglieder jemanden, der in die Weltgeschichte eingegangen ist und den wir nur mehr aus Geschichtsbüchern und uralten Aufnahmen kennen, noch live gesehen hat. Das hört sich jetzt blöd an, aber mir hat das erst so richtig bewusst gemacht, wie lange meine Großeltern eigentlich schon leben und wie vollkommen anders sie die heutige Zeit, die für mich selbstverständlich ist, wahrnehmen müssen.
Meine Oma hat auch öfters gesagt, dass es ihnen als sechsköpfige Familie unter Hitler zunächst schlagartig besser ging bis der Krieg ausbrach. Um die politischen Hintergründe zu verstehen, war sie damals natürlich noch zu jung und hat das mit der Judenverfolgung usw. erst später überhaupt in seiner Gesamtheit erfahren und erfasst. Dabei wäre es ihr und ihrer Familie selber beinahe an den Kragen gegangen - ihr Onkel ist im KZ Mauthausen gestorben, weil er ein Sozialdemokrat war und gemeinsam mit neun anderen von jemandem denunziert wurde. Von diesen neun Männern ist nur einer lebend zurückgekommen, der wiederum ihrer Großmutter die Nachricht vom Tod ihres Sohnes überbracht hat, woraufhin diese meine Oma und ihre Geschwister nie wieder zu einem Kirchgang verdonnert hat. Mein Uropa, also der Bruder des im KZ verstorbenen Onkels, war auch kurz davor, samt Familie abgeholt zu werden, weil er ebenfalls Sozialdemokrat war. Er hat meine Oma und ihre Geschwister lange dazu angehalten, lieber bei "Grüß Gott" zu bleiben, anstatt mit "Heil Hitler" zu grüßen, was sie in ihrer Naivität natürlich auch befolgt haben, woraufhin sie mehrmals böse und skeptisch angebellt wurden, ob sie denn den "richtigen Gruß" nicht kennen würden. Als es richtig brenzlig wurde und kurz bevor besagter Onkel ins KZ abtransportiert wurde, hat ein Kollege meinen Uropa gewarnt, dass er aufpassen müsse, weil man auf ihn und seine Familie aufmerksam geworden sei. Daraufhin hat er sich zurückgenommen und auch seine Kinder angewiesen, sie sollen das mit dem "Grüß Gott" doch besser lassen. Meine Oma glaubt, dass sie und ihre Familie nur deshalb verschont blieben, weil ihr Vater in der Rüstungsindustrie beschäftigt und ein recht geschickter Handwerker war, sodass man dank der Männerknappheit wohl zu dem Entschluss kam, dass er dort von mehr Nutzen wäre als im KZ. Gott sei Dank, denn sonst würde ich jetzt wahrscheinlich nicht hier sitzen und diese Zeilen tippen.
Irgendwann wurde meine Oma dann aufs Land zwangsverfrachtet, weil die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde, und in den letzten Wochen vor Kriegsende ist sie dann aber kilometerweit zu Fuß zurück nach Hause gelaufen, weil sie nicht wusste, ob ihre Familie noch lebt und diese Ungewissheit nicht mehr aushielt. Gott sei Dank waren sowohl ihre Geschwister als auch ihre Eltern noch am Leben und kurz nach der Wiedervereinigung mit ihrer Familie war der Krieg dann zu Ende. Ein anderer ihrer Onkel war noch einige Jahre in Kriegsgefangenschaft in Russland und ist als gebrochener Mann zurückgekommen.
Courage,
dear heart.
- C. S. Lewis
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Schreibwerkstatt-Autor
Ich finde den zweiten Weltkrieg (und allgemein Geschichte) auch sehr spannend. Nur leider kenne ich überhaupt keine richtigen Zeitzeugen. Mein Uropa Killian hat noch im Krieg gekämpft und dabei sein Bein verloren. Er ist leider schon gestorben als ich noch sehr jung war, ich kann mich nur noch an ihm im Krankenbett erinnern.
Meine Oma hat den Krieg nur als Recht junges Mädchen mitbekommen und darüber reden will sie sowie so nicht. Sie winkt da immer gleich ab. Mein Opa ist auch schon früh gestorben, damals hat mich das Thema nie interessiert und so hab ich ihn nie danach gefragt. Jetzt bereue ich das.
Der einzige der ein bisschen was zu dem Thema weiß ich der neue Lebenspartner meiner Oma, der war aber in der Zeit auch noch recht jung und hat damals nicht so viel mitbekommen. Dafür hat er ein riesiges und spannendes Sammelsorium von Geschichten aus unserem Ort. Erst gestern hat er mir auf das Stichtwort "Freund mit amerikanischen Wurzeln" beim telefonieren erzählt, wie damals amerikanische Soldaten die in unserer Stad stationiert waren, versucht hatten im Stammlokal von ihm und seinen Freunden die Mädels anzumachen und es dann ne große Schlägerei gab und dann immer wieder Ausseinandersetzungen. Ich finde es echt immer wieder erstaunlich, wie detailreich er das erzählen kann und das er immer alle Namen von den Beteiligten kennt und sogar wer von denen noch lebende Nachfahren in unserem Dorf hat.
Immer wieder denke ich, das man die Sachen eigentlich mal aufschreiben müsste, aber eigentlich fehlt mir die Zeit dazu.
Meine Oma hat den Krieg nur als Recht junges Mädchen mitbekommen und darüber reden will sie sowie so nicht. Sie winkt da immer gleich ab. Mein Opa ist auch schon früh gestorben, damals hat mich das Thema nie interessiert und so hab ich ihn nie danach gefragt. Jetzt bereue ich das.
Der einzige der ein bisschen was zu dem Thema weiß ich der neue Lebenspartner meiner Oma, der war aber in der Zeit auch noch recht jung und hat damals nicht so viel mitbekommen. Dafür hat er ein riesiges und spannendes Sammelsorium von Geschichten aus unserem Ort. Erst gestern hat er mir auf das Stichtwort "Freund mit amerikanischen Wurzeln" beim telefonieren erzählt, wie damals amerikanische Soldaten die in unserer Stad stationiert waren, versucht hatten im Stammlokal von ihm und seinen Freunden die Mädels anzumachen und es dann ne große Schlägerei gab und dann immer wieder Ausseinandersetzungen. Ich finde es echt immer wieder erstaunlich, wie detailreich er das erzählen kann und das er immer alle Namen von den Beteiligten kennt und sogar wer von denen noch lebende Nachfahren in unserem Dorf hat.
Immer wieder denke ich, das man die Sachen eigentlich mal aufschreiben müsste, aber eigentlich fehlt mir die Zeit dazu.
That moment when you finish a book, look around and realize that everyone is just carrying on with their lives....
As thought you didnt just experience emontional trauma at the hands of a paperback
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Rang: Spiegelleser
Beitrag #46, verfasst am 19.05.2014 | 21:50 Uhr
Les Miserables
Nichts gegen deinen Großvater LesMis, er war bestimmt ein guter Mensch, aber Zeitzeugen sind völlig überbewertet. Der Psychologe Harald Welzer hat 2003 das Buch "Das kommunikative Gedächtnis" herausgegeben, in dem er beschreibt, wie Erinnerungen sich verändern, ganz ohne dass man böswillig Dinge verschweigt oder lügt. Die besten Mittel die Geschichte zu erforschen, sind immer noch Dienstakten, Zeitungen und archäologische Ausgrabungen. Nach dem Krieg machte es z.B. wenig Sinn, freigelassene Kriegsgefangene oder ehemalige KZ-Häftlinge zu fragen, ob sie etwas über Angehörige wussten, nach denen man suchte. Gerade zu Kriegsende wurden Einheiten und Gefangenenkolonnen ständig verlegt bzw. verschleppt, sodass man kaum jemanden näher kennenlernen konnte, von den kognitiven Schäden durch Traumata, Unterernährung und körperliche Strapazen ganz zu schweigen. Dafür haben aber die Armee- bzw. Lagerverwaltungen über alles minutiös Buch geführt.
Ich finde den zweiten Weltkrieg (und allgemein Geschichte) auch sehr spannend. Nur leider kenne ich überhaupt keine richtigen Zeitzeugen. Mein Uropa Killian hat noch im Krieg gekämpft und dabei sein Bein verloren. Er ist leider schon gestorben als ich noch sehr jung war, ich kann mich nur noch an ihm im Krankenbett erinnern.
Nichts gegen deinen Großvater LesMis, er war bestimmt ein guter Mensch, aber Zeitzeugen sind völlig überbewertet. Der Psychologe Harald Welzer hat 2003 das Buch "Das kommunikative Gedächtnis" herausgegeben, in dem er beschreibt, wie Erinnerungen sich verändern, ganz ohne dass man böswillig Dinge verschweigt oder lügt. Die besten Mittel die Geschichte zu erforschen, sind immer noch Dienstakten, Zeitungen und archäologische Ausgrabungen. Nach dem Krieg machte es z.B. wenig Sinn, freigelassene Kriegsgefangene oder ehemalige KZ-Häftlinge zu fragen, ob sie etwas über Angehörige wussten, nach denen man suchte. Gerade zu Kriegsende wurden Einheiten und Gefangenenkolonnen ständig verlegt bzw. verschleppt, sodass man kaum jemanden näher kennenlernen konnte, von den kognitiven Schäden durch Traumata, Unterernährung und körperliche Strapazen ganz zu schweigen. Dafür haben aber die Armee- bzw. Lagerverwaltungen über alles minutiös Buch geführt.
Wie es selten Komplimente gibt ohne Lüge, so finden sich auch selten Grobheiten ohne alle Wahrheit - Karl Marx
Sinad
ScharfeSchafe
Na bloß gut, dass die Zeitschriften damals so differenziert in ihrer Darstellung politischer Zusammenhänge waren. Ansonsten käme vielleicht noch einer einer auf den Gedanken, dass könne Propaganda gewesen sein ;)
Zumal auch damals, wie in allen Diktaturen eine Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung bestanden haben wird.
Dann doch lieber die Dienstakten ...
Die besten Mittel die Geschichte zu erforschen, sind immer noch Dienstakten, Zeitungen und archäologische Ausgrabungen.
Na bloß gut, dass die Zeitschriften damals so differenziert in ihrer Darstellung politischer Zusammenhänge waren. Ansonsten käme vielleicht noch einer einer auf den Gedanken, dass könne Propaganda gewesen sein ;)
Zumal auch damals, wie in allen Diktaturen eine Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung bestanden haben wird.
Dann doch lieber die Dienstakten ...
Beiträge: 268
Rang: Spiegelleser
Beitrag #48, verfasst am 21.05.2014 | 12:18 Uhr
Lustig Saltwater, für wie naiv du Historiker hältst. Zeitungen sind für andere Fragestellungen relevant als Dienstakten. Aus einer Dienstakte wirst du wohl kaum erfahren, was die Deutschen glaubten oder zumindest glauben sollten.
Wie es selten Komplimente gibt ohne Lüge, so finden sich auch selten Grobheiten ohne alle Wahrheit - Karl Marx
Beiträge: 365
Rang: Aktenwälzer
Beitrag #49, verfasst am 21.05.2014 | 13:51 Uhr
ScharfeSchafe
Geb ich dir absolut Recht.
Zeitschriften haben ebenfalls einen wichtigen Quellenstatus, und sind je nachdem, um welches Thema es sich handelt, durchaus relevanter als Dienstakten. Ich persönlich würde zumindest nicht darauf verzichten, wenn man sich ein ganzes Bild von der damaligen Zeit machen will.
Und klar ist in der deutschen Presse viel von Propaganda und Hetze durchzogen, aber man sich ja nicht nur auf das Dritte Reich beziehen ;) Bei internationalen Zeitschriften dürfte der Blick ein bisschen differenzierter sein, wage ich mal zu behaupten.
Und ich persönlich muss auch sagen, dass ich Zeitzeugenaussagen auch ziemlich interessant finde. Ok, ich lege nicht jedes Wort auf die Goldwaage und weiß sehr wohl, dass einen das Gedächtnis Streiche spielen kann, besonders nach solch einer langen Zeit, aber dennoch ist hier und da immer wieder ein kleines Körnchen.
Gerade was Alltagssituationen angeht höre ich meiner Großmutter immer gerne zu, wie sie von früher erzählt. Lebensmittelknappheit, Arbeit, Schule, etc. Ich würde darauf alleine sicher keine Diplomarbeit aufbauen, aber es hat doch was Interessantes.
Lustig Saltwater, für wie naiv du Historiker hältst. Zeitungen sind für andere Fragestellungen relevant als Dienstakten. Aus einer Dienstakte wirst du wohl kaum erfahren, was die Deutschen glaubten oder zumindest glauben sollten.
Geb ich dir absolut Recht.
Zeitschriften haben ebenfalls einen wichtigen Quellenstatus, und sind je nachdem, um welches Thema es sich handelt, durchaus relevanter als Dienstakten. Ich persönlich würde zumindest nicht darauf verzichten, wenn man sich ein ganzes Bild von der damaligen Zeit machen will.
Und klar ist in der deutschen Presse viel von Propaganda und Hetze durchzogen, aber man sich ja nicht nur auf das Dritte Reich beziehen ;) Bei internationalen Zeitschriften dürfte der Blick ein bisschen differenzierter sein, wage ich mal zu behaupten.
Und ich persönlich muss auch sagen, dass ich Zeitzeugenaussagen auch ziemlich interessant finde. Ok, ich lege nicht jedes Wort auf die Goldwaage und weiß sehr wohl, dass einen das Gedächtnis Streiche spielen kann, besonders nach solch einer langen Zeit, aber dennoch ist hier und da immer wieder ein kleines Körnchen.
Gerade was Alltagssituationen angeht höre ich meiner Großmutter immer gerne zu, wie sie von früher erzählt. Lebensmittelknappheit, Arbeit, Schule, etc. Ich würde darauf alleine sicher keine Diplomarbeit aufbauen, aber es hat doch was Interessantes.
"Fallen ist weder gefährlich noch eine Schande. Liegenbleiben ist beides." (Konrad Adenauer, 1876-1967)
Beiträge: 2124
Rang: Lektor
Beitrag #50, verfasst am 21.05.2014 | 20:05 Uhr
Wieso sich auf eine Quelle versteifen? Außerdem sollte man sich immer vor Augen halten, dass _jede_ Quelle kritisch hinterfragt werden muss, selbst die, die mit den besten Absichten verfasst worden sind.
Zeitzeugen halte ich durchaus für sehr informativ, aber sie sind natürlich auch sehr subjektiv gefärbt. Jemand, der den zweiten Weltkrieg auf einem Dorf verbracht hat, hat ihn in der Regel anders erlebt, als jemand, der jede Nacht im Keller gesessen hat. Jemand der die rote Armee erleben durfte, hat einen ganz anderen Sichtwinkel als jemand im Westen, der die Amerikaner traf.
Ich sehe das Problem beim zweiten Weltkrieg eher darin, dass es mittlerweile "so lange her ist" und alle Berichte nur noch aus zweiter Hand sind und natürlich, je nach Verfasser, unterschiedlich gewichtet werden sollten. Obgleich wir uns natürlich vor allem das berühmte Zitat "Geschichte wird von den Siegern geschrieben" vor Auge halten müssen.
Zeitzeugen halte ich durchaus für sehr informativ, aber sie sind natürlich auch sehr subjektiv gefärbt. Jemand, der den zweiten Weltkrieg auf einem Dorf verbracht hat, hat ihn in der Regel anders erlebt, als jemand, der jede Nacht im Keller gesessen hat. Jemand der die rote Armee erleben durfte, hat einen ganz anderen Sichtwinkel als jemand im Westen, der die Amerikaner traf.
Ich sehe das Problem beim zweiten Weltkrieg eher darin, dass es mittlerweile "so lange her ist" und alle Berichte nur noch aus zweiter Hand sind und natürlich, je nach Verfasser, unterschiedlich gewichtet werden sollten. Obgleich wir uns natürlich vor allem das berühmte Zitat "Geschichte wird von den Siegern geschrieben" vor Auge halten müssen.
"Beim Schreiben ist es wie bei der Prostitution. Zuerst macht man es aus Liebe, dann für ein paar Freunde und schließlich für Geld."
Suche Zeichner! Wer das gut kann, einfach bei mir melden. Es geht um Personen / Figuren meiner Romane / Projekte.
Meine neue Autorenseite: https://www.shantai.de
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