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Sinad
Beitrag #51, verfasst am 21.05.2014 | 20:48 Uhr
ScharfeSchafe
Lustig, für wie wissenschaftlich neutral du unsere Geschichtswissenschaften hältst.
Hier gehts doch darum, ob die Wurstblätter aus dem 2. Weltkrieg ein authentischeres Bild als die Zeitzeugenberichte vermitteln. Und das wage ich zu bezweifeln. Zumindest wenn ich an den interpretatorischen Eifer mancher Historiker denke.
Lustig Saltwater, für wie naiv du Historiker hältst. Zeitungen sind für andere Fragestellungen relevant als Dienstakten. Aus einer Dienstakte wirst du wohl kaum erfahren, was die Deutschen glaubten oder zumindest glauben sollten.
Lustig, für wie wissenschaftlich neutral du unsere Geschichtswissenschaften hältst.
Hier gehts doch darum, ob die Wurstblätter aus dem 2. Weltkrieg ein authentischeres Bild als die Zeitzeugenberichte vermitteln. Und das wage ich zu bezweifeln. Zumindest wenn ich an den interpretatorischen Eifer mancher Historiker denke.
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Rang: Literaturgott
Beitrag #52, verfasst am 21.05.2014 | 20:58 Uhr
So, bevor das ausartet:
@ScharfeSchafe: Unterstell bitte nicht immer gleich Dinge, die kein Mensch gesagt hat.
@saltwater: Spring bitte nicht auf die Provokationen an, er kann anscheinend nicht anders 😒. Im Notfall ignorieren.
Versucht, Dinge sachlich zu klären, ohne dem anderen gleich mal ans Bein zu treten.
@ScharfeSchafe: Unterstell bitte nicht immer gleich Dinge, die kein Mensch gesagt hat.
@saltwater: Spring bitte nicht auf die Provokationen an, er kann anscheinend nicht anders 😒. Im Notfall ignorieren.
Versucht, Dinge sachlich zu klären, ohne dem anderen gleich mal ans Bein zu treten.
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Um mich hier mal als Geschichtsstudent einzumischen...
Oberstes Leitprinzip der geschichtswissenschaftlichen Methode lautet: Für jede Tätigkeit gibt es ein passendes Werkzeug. Für jede Fragestellung gibt es eine passende Quellengattung.
Wenn du genau wissen willst, was das Reichspropagandaministerium am 21.05.1943 angeordnet hat, musst du dir unweigerlich die Akten ansehen. Wenn du wissen willst, ob diese Anordnungen irgendeinen bleibenden Eindruck bei der Bevölkerung gemacht haben, schau dir Zeitzeugengespräche an.
Zum Thema: Ich selbst sehe mich dem Zweiten WK zwiespältig gegenüber. Ich sehe die nachhaltigen Veränderungen, die sich durch diesen kritischen Augenblick unserer Geschichte ergeben haben und empfinde sie durchaus optimistisch. Derart düste Kapitel mit derart langem Nachhall haben die Situation in Europa nachhaltig stabilisiert. Wir haben die UNO, wir haben die EU, wir haben Völkerverständigung, wir haben begründete Angst vor Atombomben etc. etc. All dies, weil wir in die menschlichen Abgründe des Holocausts geblickt haben und wissen, wie sehr solche Ideologien uns verblenden können.
Und dann kommt Guido Knopp.
Nein, ernsthaft, Aufklärung finde ich gut und schön. Aber manchmal finde ich es ermüdend, wie oft das Thema im Fernsehen ausgeschlachtet wird. Dabei hat es mich auch in meinem normalen Leben deutliche Spuren hinterlassen. Ich bin in einer Stadt zur Schule gegangen, in der es ein KZ gab. Wir hatten drei Exkursionen dorthin gemacht, die Schlafbaracken, die Experimentierstube der "Krankenbaracke" und die Krematorien gesehen. Ich kann sagen, dass ich eine sehr klare Vorstellung davon habe, was da drin geschehen ist.
Mit privaten Geschichten aus dem Krieg kann ich allerdings nicht sonderlich viel bieten. Meine Großeltern hatte ich nie kennen gelernt und meine Eltern hatten nur vage Krümel. Ich wüsste nicht, dass ich NSDAP-Mitglieder in der Familie hätte, kann es aber auch nicht ausschließen. Viele männliche Familienmitglieder wurden eingezogen, aber offenbar habe ich nur einen Uronkel an der Ostfront verloren, während ein anderer einen Gewehrkolben abgekriegt und sein ganzes Leben lang an Kopfschmerzen gelitten hat. Mein Großvater mütterlicherseits hatte es irgedwie auf die Reihe gekriegt, als Schiffskoch auf einem Zerstörer während eines Landgangs in Le Havre in Kriegsgefangenschaft zu geraten. Das ist aber so ziemlich alles, was ich aus der Geschichte herausbekommen habe. Wesentlich detaillierter sieht es bei der Heimatfront aus, weil meine Vorfahren allesamt aus Ostpreußen stammen und durch die Westverschiebung Polens vertrieben wurden. Vor allem meine Tante mütterlicherseits hat sich viel Mühe gemacht, die Stationen der Flucht unserer Familie von einem Dorf bei Königsberg bis nach Berlin zu rekonstruieren. Sie hatte sogar Kontakt mit der polnischen Familie aufgenommen, die jetzt auf dem kleinen Hof meiner Vorfahren lebt. Dort gab es eine alte Dame mit ihren Enkeln. Die Dame hatte sich mit ihrer Familie nach der eigenen Flucht dort angesiedelt und meine Tante gleich mit ihrem Mädchennamen angesprochen, weil sie extra für diesen Fall das originale deutsche Namensschild aufgehoben hatte. Während das meine Tante sehr berührt hatte, hatten die Enkel derweil panische Angst, dass ihre Großmutter dieser fremden Deutschen nachher noch das Haus zurückgeben will.
Meinen Mangel an Interviews aus erster Hand kann ich jetzt aber zum Glück im Rahmen meines Studiums nachholen. Im Augenblick bin ich in einem Seminar zur Oral History und habe deswegen vollen Zugriff auf diverse bekannte Video-Archive, wie z.B. das Monstrum der Schoah-Foundation mit ihren 560.000 Zeitzeugeninterviews.
Oberstes Leitprinzip der geschichtswissenschaftlichen Methode lautet: Für jede Tätigkeit gibt es ein passendes Werkzeug. Für jede Fragestellung gibt es eine passende Quellengattung.
Wenn du genau wissen willst, was das Reichspropagandaministerium am 21.05.1943 angeordnet hat, musst du dir unweigerlich die Akten ansehen. Wenn du wissen willst, ob diese Anordnungen irgendeinen bleibenden Eindruck bei der Bevölkerung gemacht haben, schau dir Zeitzeugengespräche an.
Zum Thema: Ich selbst sehe mich dem Zweiten WK zwiespältig gegenüber. Ich sehe die nachhaltigen Veränderungen, die sich durch diesen kritischen Augenblick unserer Geschichte ergeben haben und empfinde sie durchaus optimistisch. Derart düste Kapitel mit derart langem Nachhall haben die Situation in Europa nachhaltig stabilisiert. Wir haben die UNO, wir haben die EU, wir haben Völkerverständigung, wir haben begründete Angst vor Atombomben etc. etc. All dies, weil wir in die menschlichen Abgründe des Holocausts geblickt haben und wissen, wie sehr solche Ideologien uns verblenden können.
Und dann kommt Guido Knopp.
Nein, ernsthaft, Aufklärung finde ich gut und schön. Aber manchmal finde ich es ermüdend, wie oft das Thema im Fernsehen ausgeschlachtet wird. Dabei hat es mich auch in meinem normalen Leben deutliche Spuren hinterlassen. Ich bin in einer Stadt zur Schule gegangen, in der es ein KZ gab. Wir hatten drei Exkursionen dorthin gemacht, die Schlafbaracken, die Experimentierstube der "Krankenbaracke" und die Krematorien gesehen. Ich kann sagen, dass ich eine sehr klare Vorstellung davon habe, was da drin geschehen ist.
Mit privaten Geschichten aus dem Krieg kann ich allerdings nicht sonderlich viel bieten. Meine Großeltern hatte ich nie kennen gelernt und meine Eltern hatten nur vage Krümel. Ich wüsste nicht, dass ich NSDAP-Mitglieder in der Familie hätte, kann es aber auch nicht ausschließen. Viele männliche Familienmitglieder wurden eingezogen, aber offenbar habe ich nur einen Uronkel an der Ostfront verloren, während ein anderer einen Gewehrkolben abgekriegt und sein ganzes Leben lang an Kopfschmerzen gelitten hat. Mein Großvater mütterlicherseits hatte es irgedwie auf die Reihe gekriegt, als Schiffskoch auf einem Zerstörer während eines Landgangs in Le Havre in Kriegsgefangenschaft zu geraten. Das ist aber so ziemlich alles, was ich aus der Geschichte herausbekommen habe. Wesentlich detaillierter sieht es bei der Heimatfront aus, weil meine Vorfahren allesamt aus Ostpreußen stammen und durch die Westverschiebung Polens vertrieben wurden. Vor allem meine Tante mütterlicherseits hat sich viel Mühe gemacht, die Stationen der Flucht unserer Familie von einem Dorf bei Königsberg bis nach Berlin zu rekonstruieren. Sie hatte sogar Kontakt mit der polnischen Familie aufgenommen, die jetzt auf dem kleinen Hof meiner Vorfahren lebt. Dort gab es eine alte Dame mit ihren Enkeln. Die Dame hatte sich mit ihrer Familie nach der eigenen Flucht dort angesiedelt und meine Tante gleich mit ihrem Mädchennamen angesprochen, weil sie extra für diesen Fall das originale deutsche Namensschild aufgehoben hatte. Während das meine Tante sehr berührt hatte, hatten die Enkel derweil panische Angst, dass ihre Großmutter dieser fremden Deutschen nachher noch das Haus zurückgeben will.
Meinen Mangel an Interviews aus erster Hand kann ich jetzt aber zum Glück im Rahmen meines Studiums nachholen. Im Augenblick bin ich in einem Seminar zur Oral History und habe deswegen vollen Zugriff auf diverse bekannte Video-Archive, wie z.B. das Monstrum der Schoah-Foundation mit ihren 560.000 Zeitzeugeninterviews.
"In this world, there is no truth. The truth is made later on and overwrites what comes before it. Real truth doesn't exist anywhere." - Beatrice, the Golden Witch
"So if everyone accepts a lie, will that lie become the truth?" - Ushiromiya Battler
Umineko no Naku Koro ni
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Beitrag #54, verfasst am 22.05.2014 | 15:58 Uhr
@Lapis: Das war nicht als Provokation gemeint. Für mich klang Saltwaters Beitrag so, als ob sie glaubt, wir Historiker würden den "Völkischen Beobachter" lesen und dessen Darstellung des Zeitgeschehens dann unkritisch als Tatsachenbeschreibung übernehmen.
@Saltwater: Die Geschichtswissenschaft ist nie "neutral". EinE HistorikerIn ergreift vielleicht nicht für einen beschriebenen Akteur Partei, er oder sie hat aber immer eine bestimmte Botschaft. Wer z.B. über den Richtungsstreit Otto Strasser vs. Rudolf Hess und A. Hitler in der NSDAP Ende der 1920er Jahre schreibt, tut das nicht, um zu klären, ob im Nachhinein betrachtet Strasser oder Hess Recht hatte (außer er/sie ist selbst ein Nazi), sondern um davon ausgehen eine Botschaft zu vermitteln. Die Botschaft kann sein "Der Strasser-Flügel der NSDAP hat mit der KPD zusammengearbeitet, daran kann man sehen, dass alle Extremisten gegen die demokratische Mitte zusammengearbeitet haben, deshalb sind alle Extremisten, egal ob rot oder braun, zu bekämpfen", die Botschaft kann aber auch sein "Die NSDAP war vor der Machtübernahme keine monolithische Partei und in Flügelkämpfe verwickelt. Das gleiche ist heute bei der rechtsextremen Szene der Fall, an der NSDAP kann man aber sehen, dass das kein Hinderungsgrund für die Machtübernahme war, deshalb sollte man die Neonazis politisch nicht unterschätzen" oder man kann ganz akademisch sagen "Meine Erklärung dafür, dass sich Hitler und Hess gegen Strasser durchgesetzt haben, ist plausibler als die von einem/einer anderen HistorikerIn".
Der Begriff "Authentizität" wird in den Geschichtswissenschaften sehr kritisch gesehen. Quellen können als Objekt authentisch sein, d.h. es kann naturwissenschaftlich überprüft werden, ob eine Quelle echt ist, oder wie die Hitlertagebücher eine Fälschung sind. Unterschiedliche Quellen können, wie Toth geschrieben hat, für die eigene Forschung unterschiedlich sinnvoll sein, ein Zeitzeugenbericht ist aber nicht von sich aus authentischer oder genauer als ein zeitgenössischer Zeitungsartikel. Zeitzeugen sind sogar streggenommen die unzuverlässigsten Quellen, weil ihre Aussagen einer ständigen Beeinflussung ausgesetzt sind. Zeitzeugen verschweigen, lügen, vergessen, irren sich und glauben Geschichten, die ihnen andere erzählen. Selbst ein Zeitzeuge, der vollkommen ehrlich zu seinem Interviewpartner ist, weil der nicht mit ihm verwandt ist und versprochen hat, die Mitschrift des Interviews zu anonymisieren, hat seine Erinnerungen im Laufe seines Lebens so sehr mit fremden Inhalten angereichert, dass man kaum noch davon sprechen kann, dass diese Erinnerung seine persönliche ist. Das macht den Zeitzeugen als Quelle nicht unbrauchbar, trotzdem muss man alle Tatsachenbehauptungen von ihm anhand anderer Quellen und Literatur auf ihren Wahrheitsgehalt oder zumindest auf ihre Plausibilität hin prüfen. Genau die gleiche Quellenkritik muss man selbstverständlich bei Zeitungsartikeln betreiben. Man muss sich bewusst machen, wer den Artikel schreibt, für wen er ihn schreibt, warum er ihn so und nicht anders schreibt, wer die Adressaten sind. Wenn im "Völkischen Beobachter" vom 20. April 1939 in einem Leserbrief steht "Herzlichen Glückwunsch und Heil unserem Geliebten Führer zum 50. Geburtstag", dann wäre ich als Historiker schön blöd, anzunehmen, dass alle Deutschen, inklusive Juden, Sozialdemokraten, Zeugen Jehovas, Sinti, Roma, Kommunisten und Obdachlose, Adolf Hitler zum Geburtstag gratulieren wollten und einen gemeinsamen Gruß im "Völkischen Beobachter" veröffentlicht haben. Vielleicht ist der Leserbrief vom Chefredakteur Wilhelm Weiß fingiert worden, um eine breite Unterstützung des Regimes zu suggerieren. Vielleicht stammt der Brief aber auch von einem Leser, der Hitler tatsächlich von Herzen zum Geburtstag gratulieren möchte. Beide Versionen kommen mir plausibel vor. Nach deinem Verständnis von historischer Forschung müsste ich jetzt sagen "Klarer Fall, der VB ist die Parteizeitung der NSDAP, also ist der Brief von der Redaktion erfunden und deshalb als Quelle unbrauchbar". Das stimmt aber eben nicht. Der Brief kann zwar nicht zeigen, ob und in welchem Ausmaß die Deutschen mit dem Regime einverstanden waren, er kann aber zeigen, wie die Propaganda der NSDAP funktionierte. Genau so gut könnte ich sagen, dass jeder Zeitzeuge, der sagt, er habe dem Regime kritisch gegenübergestanden, lügt, denn schließlich gibt es heute kaum etwas moralisch verwerflicheres als Nazi zu sein.
Zum interpretatorischen Eifer der Historiker: Man kann nicht nicht interpretieren. Man kann nur darüber streiten, ob eine Interpretation plausibel und durchdacht ist oder nicht.
@Toth: Ich sehe es sehr kritisch, wenn man den Zweiten Weltkrieg quasi als über die Menschheit hereingebrochene Katastrophe und als Lektion versteht, die nötig war, damit etwas besseres entsteht, massenhaft Menschen zu ermorden war und ist ein Verbrechen und daran ist nichts gut. Die "nachhaltigen Veränderungen" die der Zweite Weltkrieg mit sich brachte, empfinde ich auf keinen Fall als irgendwie positiv. Die unmittelbare Nachkriegszeit war in Europa vor allem von massenhafter Obdachlosigkeit, Krankheitswellen und Lebensmittelknappheit geprägt, Jahrhunderte alte Architektur zerstört und ein Großteil der intellektuellen und wissenschaftlichen Eliten war ermordet oder vertrieben worden. Die darauf folgende europäische Integration war auch weniger ein frei gewählter Prozess der Verständigung, der auf der Erkenntnis basierte, dass Krieg an sich schlecht ist, sondern auf den (vermeintlichen) Sachzwängen der Blockkonfrontation und der (vermeintlichen) Erkenntnis, dass es schlecht ist, einen Krieg zu verlieren. Die zivile und politische Aussöhnung innerhalb der EWG/EG/EU war zwar zweifellos gut und erfolgreich und hat zumindest aus einigen stumpfsinnigen nationalen Hinterwäldlern weltoffene Freigeister gemacht, war aber kein humanistisch motivierter Selbstzweck, sondern ein Mittel, um die Integration gegen den Ostblock zu erleichtern. Die UN wiederum hat, was die Verhinderung von Kriegen und Massenmorden betrifft, im Grunde die Fehler des Völkerbundes wiederholt, im Zweifel wählt man die Nichteinmischung zu Lasten des Schwächeren, siehe Kambodscha und Ruanda.
@Saltwater: Die Geschichtswissenschaft ist nie "neutral". EinE HistorikerIn ergreift vielleicht nicht für einen beschriebenen Akteur Partei, er oder sie hat aber immer eine bestimmte Botschaft. Wer z.B. über den Richtungsstreit Otto Strasser vs. Rudolf Hess und A. Hitler in der NSDAP Ende der 1920er Jahre schreibt, tut das nicht, um zu klären, ob im Nachhinein betrachtet Strasser oder Hess Recht hatte (außer er/sie ist selbst ein Nazi), sondern um davon ausgehen eine Botschaft zu vermitteln. Die Botschaft kann sein "Der Strasser-Flügel der NSDAP hat mit der KPD zusammengearbeitet, daran kann man sehen, dass alle Extremisten gegen die demokratische Mitte zusammengearbeitet haben, deshalb sind alle Extremisten, egal ob rot oder braun, zu bekämpfen", die Botschaft kann aber auch sein "Die NSDAP war vor der Machtübernahme keine monolithische Partei und in Flügelkämpfe verwickelt. Das gleiche ist heute bei der rechtsextremen Szene der Fall, an der NSDAP kann man aber sehen, dass das kein Hinderungsgrund für die Machtübernahme war, deshalb sollte man die Neonazis politisch nicht unterschätzen" oder man kann ganz akademisch sagen "Meine Erklärung dafür, dass sich Hitler und Hess gegen Strasser durchgesetzt haben, ist plausibler als die von einem/einer anderen HistorikerIn".
Der Begriff "Authentizität" wird in den Geschichtswissenschaften sehr kritisch gesehen. Quellen können als Objekt authentisch sein, d.h. es kann naturwissenschaftlich überprüft werden, ob eine Quelle echt ist, oder wie die Hitlertagebücher eine Fälschung sind. Unterschiedliche Quellen können, wie Toth geschrieben hat, für die eigene Forschung unterschiedlich sinnvoll sein, ein Zeitzeugenbericht ist aber nicht von sich aus authentischer oder genauer als ein zeitgenössischer Zeitungsartikel. Zeitzeugen sind sogar streggenommen die unzuverlässigsten Quellen, weil ihre Aussagen einer ständigen Beeinflussung ausgesetzt sind. Zeitzeugen verschweigen, lügen, vergessen, irren sich und glauben Geschichten, die ihnen andere erzählen. Selbst ein Zeitzeuge, der vollkommen ehrlich zu seinem Interviewpartner ist, weil der nicht mit ihm verwandt ist und versprochen hat, die Mitschrift des Interviews zu anonymisieren, hat seine Erinnerungen im Laufe seines Lebens so sehr mit fremden Inhalten angereichert, dass man kaum noch davon sprechen kann, dass diese Erinnerung seine persönliche ist. Das macht den Zeitzeugen als Quelle nicht unbrauchbar, trotzdem muss man alle Tatsachenbehauptungen von ihm anhand anderer Quellen und Literatur auf ihren Wahrheitsgehalt oder zumindest auf ihre Plausibilität hin prüfen. Genau die gleiche Quellenkritik muss man selbstverständlich bei Zeitungsartikeln betreiben. Man muss sich bewusst machen, wer den Artikel schreibt, für wen er ihn schreibt, warum er ihn so und nicht anders schreibt, wer die Adressaten sind. Wenn im "Völkischen Beobachter" vom 20. April 1939 in einem Leserbrief steht "Herzlichen Glückwunsch und Heil unserem Geliebten Führer zum 50. Geburtstag", dann wäre ich als Historiker schön blöd, anzunehmen, dass alle Deutschen, inklusive Juden, Sozialdemokraten, Zeugen Jehovas, Sinti, Roma, Kommunisten und Obdachlose, Adolf Hitler zum Geburtstag gratulieren wollten und einen gemeinsamen Gruß im "Völkischen Beobachter" veröffentlicht haben. Vielleicht ist der Leserbrief vom Chefredakteur Wilhelm Weiß fingiert worden, um eine breite Unterstützung des Regimes zu suggerieren. Vielleicht stammt der Brief aber auch von einem Leser, der Hitler tatsächlich von Herzen zum Geburtstag gratulieren möchte. Beide Versionen kommen mir plausibel vor. Nach deinem Verständnis von historischer Forschung müsste ich jetzt sagen "Klarer Fall, der VB ist die Parteizeitung der NSDAP, also ist der Brief von der Redaktion erfunden und deshalb als Quelle unbrauchbar". Das stimmt aber eben nicht. Der Brief kann zwar nicht zeigen, ob und in welchem Ausmaß die Deutschen mit dem Regime einverstanden waren, er kann aber zeigen, wie die Propaganda der NSDAP funktionierte. Genau so gut könnte ich sagen, dass jeder Zeitzeuge, der sagt, er habe dem Regime kritisch gegenübergestanden, lügt, denn schließlich gibt es heute kaum etwas moralisch verwerflicheres als Nazi zu sein.
Zum interpretatorischen Eifer der Historiker: Man kann nicht nicht interpretieren. Man kann nur darüber streiten, ob eine Interpretation plausibel und durchdacht ist oder nicht.
@Toth: Ich sehe es sehr kritisch, wenn man den Zweiten Weltkrieg quasi als über die Menschheit hereingebrochene Katastrophe und als Lektion versteht, die nötig war, damit etwas besseres entsteht, massenhaft Menschen zu ermorden war und ist ein Verbrechen und daran ist nichts gut. Die "nachhaltigen Veränderungen" die der Zweite Weltkrieg mit sich brachte, empfinde ich auf keinen Fall als irgendwie positiv. Die unmittelbare Nachkriegszeit war in Europa vor allem von massenhafter Obdachlosigkeit, Krankheitswellen und Lebensmittelknappheit geprägt, Jahrhunderte alte Architektur zerstört und ein Großteil der intellektuellen und wissenschaftlichen Eliten war ermordet oder vertrieben worden. Die darauf folgende europäische Integration war auch weniger ein frei gewählter Prozess der Verständigung, der auf der Erkenntnis basierte, dass Krieg an sich schlecht ist, sondern auf den (vermeintlichen) Sachzwängen der Blockkonfrontation und der (vermeintlichen) Erkenntnis, dass es schlecht ist, einen Krieg zu verlieren. Die zivile und politische Aussöhnung innerhalb der EWG/EG/EU war zwar zweifellos gut und erfolgreich und hat zumindest aus einigen stumpfsinnigen nationalen Hinterwäldlern weltoffene Freigeister gemacht, war aber kein humanistisch motivierter Selbstzweck, sondern ein Mittel, um die Integration gegen den Ostblock zu erleichtern. Die UN wiederum hat, was die Verhinderung von Kriegen und Massenmorden betrifft, im Grunde die Fehler des Völkerbundes wiederholt, im Zweifel wählt man die Nichteinmischung zu Lasten des Schwächeren, siehe Kambodscha und Ruanda.
Wie es selten Komplimente gibt ohne Lüge, so finden sich auch selten Grobheiten ohne alle Wahrheit - Karl Marx
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Rang: Paragraphenreiter
Beitrag #55, verfasst am 22.05.2014 | 17:07 Uhr
Hallo,
ich habe eine ganze Weile überlegt, ob ich mich in dieses Thema einschalten soll oder nicht.
Fakt ist, sowohl Toth als auch ScharfeSchafe haben Recht: Geschichtswissenschaft ist nie neutral. Man muss immer die Entstehungszeit und das damalige Umfeld mit berücksichtigen, ebenso, dass alles, was von einem Menschen geschaffen ist, subjektiv gefärbt ist in gewisser Weise, auch eine wissenschaftliche Abhandlung über ein geschichtliches Thema. Und wenn es die mittelalterliche Müllkippe in Heimsbüttel ist. Man muss seinen eigenen Kopf einschalten, wenn man so etwas liest.
Ich habe das Thema in der Schule bis zum Abwinken immer wieder vor die Nase gesetzt bekommen. Leider aber auch überwiegend nur aus der Sicht, was alles schlimmes geschehen ist. Das sollte natürlich nicht vergessen werden. Aber schade finde ich im Nachhinein, das z.B. der Wiederstand, den es gegeben hat, nur sehr kurz behandelt wurde. Denkt z.B. mal an die Geschwister Scholl und die Weiße Rose. Die Edelweißpiraten, die sg. "Rote Kapelle" und die Menschen, die auf ihre Weise Widerstand geleistet, Menschen auf der Flucht geholfen haben oder auch Kriegsgefangenen mal heimlich etwas zugesteckt haben und die in keinem Geschichtsbuch stehen.
Ich finde, dieser Punkt wird viel zu oft vernachlässigt. Gerade, wenn man sich mal einen eher dokumentarischen Film über diese Zeit ansieht.
Fakt ist: Wir können die Geschichte nicht ändern, nur daraus lernen.
Meine persönliche Meinung ist: Krieg ist eine scheußliche Sache. Eigentlich gibt es bei so etwas nur Verlierer.
Und ich bewundere ehrlich gesagt die Menschen, die den Mut hatten, in irgendeiner Form Wiederstand zu leisten und die Frauen, die mit Kindern oft wochenlang auf der Flucht waren und dabei viel Furchtbares erlebt haben. Sie waren / sind alle auf eine besondere Weise sehr, sehr mutig und stark gewesen.
Zur ursprünglichen Fragestellung: Mich interessiert das Thema nach längerer Pause wieder und ich höre zu, wenn man mir so etwas erzählt. Ich vermute, zeitweilig war es uninteressant, weil ich in der Schule quasi damit überfüttert worden bin.
Deine Neugier , Sommerkatze , kann ich verstehen. Da steckt auch immer so ein bißchen die Frage, wo man eigentlich herkommt, dahinter.
Ich würde mich freuen, auch gerne per KM, wenn du erzählen magst, was du noch so herausbekommen hast.
LG,
Lyssa
ich habe eine ganze Weile überlegt, ob ich mich in dieses Thema einschalten soll oder nicht.
Fakt ist, sowohl Toth als auch ScharfeSchafe haben Recht: Geschichtswissenschaft ist nie neutral. Man muss immer die Entstehungszeit und das damalige Umfeld mit berücksichtigen, ebenso, dass alles, was von einem Menschen geschaffen ist, subjektiv gefärbt ist in gewisser Weise, auch eine wissenschaftliche Abhandlung über ein geschichtliches Thema. Und wenn es die mittelalterliche Müllkippe in Heimsbüttel ist. Man muss seinen eigenen Kopf einschalten, wenn man so etwas liest.
Ich habe das Thema in der Schule bis zum Abwinken immer wieder vor die Nase gesetzt bekommen. Leider aber auch überwiegend nur aus der Sicht, was alles schlimmes geschehen ist. Das sollte natürlich nicht vergessen werden. Aber schade finde ich im Nachhinein, das z.B. der Wiederstand, den es gegeben hat, nur sehr kurz behandelt wurde. Denkt z.B. mal an die Geschwister Scholl und die Weiße Rose. Die Edelweißpiraten, die sg. "Rote Kapelle" und die Menschen, die auf ihre Weise Widerstand geleistet, Menschen auf der Flucht geholfen haben oder auch Kriegsgefangenen mal heimlich etwas zugesteckt haben und die in keinem Geschichtsbuch stehen.
Ich finde, dieser Punkt wird viel zu oft vernachlässigt. Gerade, wenn man sich mal einen eher dokumentarischen Film über diese Zeit ansieht.
Fakt ist: Wir können die Geschichte nicht ändern, nur daraus lernen.
Meine persönliche Meinung ist: Krieg ist eine scheußliche Sache. Eigentlich gibt es bei so etwas nur Verlierer.
Und ich bewundere ehrlich gesagt die Menschen, die den Mut hatten, in irgendeiner Form Wiederstand zu leisten und die Frauen, die mit Kindern oft wochenlang auf der Flucht waren und dabei viel Furchtbares erlebt haben. Sie waren / sind alle auf eine besondere Weise sehr, sehr mutig und stark gewesen.
Zur ursprünglichen Fragestellung: Mich interessiert das Thema nach längerer Pause wieder und ich höre zu, wenn man mir so etwas erzählt. Ich vermute, zeitweilig war es uninteressant, weil ich in der Schule quasi damit überfüttert worden bin.
Deine Neugier , Sommerkatze , kann ich verstehen. Da steckt auch immer so ein bißchen die Frage, wo man eigentlich herkommt, dahinter.
Ich würde mich freuen, auch gerne per KM, wenn du erzählen magst, was du noch so herausbekommen hast.
LG,
Lyssa
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Rang: Kolumnenschreiber
Schreibwerkstättler
Beitrag #56, verfasst am 22.05.2014 | 17:31 Uhr
Ich muss sagen, ich glaube, meine Familie erzählt da immer sehr viel drüber. Allerdings ist das dann im Endeffekt leider auch nicht so viel Information, weil meine Großeltern allesamt frühestens '36 geboren wurden, also selbst noch Kinder waren. Mein Urgroßvater hat in beiden Kriegen gekämpft und war Kriegsgefangener in der Sovietunion, ich weiß noch, das er immer recht viel von der Gefangenschaft erzählt hat, leider ist er aber schon vor Jahren gestorben und ich war noch sehr klein, weshalb ich nahezu alles vergessen hab, und bei den Brocken an die ich mich noch erinnre, bin ich nicht einmal sicher, ob er das wirklich erzählt hat…
Ansonsten weiß ich halt von meinen Großeltern nur so Anhaltspunkte.
Meine Großmutter z.B. war selbst noch ein Kind, sie hat immer erzählt, dass sie während der Kriegszeit von Hamburg aufs Land geschickt wurde, weil es da sicherer war. Sie erzählt auch hin und wieder von einzelnen Ereignissen, wie Bombenalarm oder ihren Brüdern, sie hat auch von der Zeit nach dem Krieg hin und wieder mal gesprochen… Sie war der "Nachzügler" in der Familie mit zwei älteren Brüdern, von denen einer im Krieg gefallen ist.
Ich halte mich mal aus der Diskussion zur Geschichtswissenschaft raus, sonst argumentiere ich mich am Ende selbst aus - ich habe eine gewisse Tendenz dazu - und habe am Ende nichts dazu Beigetragen.
Ansonsten weiß ich halt von meinen Großeltern nur so Anhaltspunkte.
Meine Großmutter z.B. war selbst noch ein Kind, sie hat immer erzählt, dass sie während der Kriegszeit von Hamburg aufs Land geschickt wurde, weil es da sicherer war. Sie erzählt auch hin und wieder von einzelnen Ereignissen, wie Bombenalarm oder ihren Brüdern, sie hat auch von der Zeit nach dem Krieg hin und wieder mal gesprochen… Sie war der "Nachzügler" in der Familie mit zwei älteren Brüdern, von denen einer im Krieg gefallen ist.
Ich halte mich mal aus der Diskussion zur Geschichtswissenschaft raus, sonst argumentiere ich mich am Ende selbst aus - ich habe eine gewisse Tendenz dazu - und habe am Ende nichts dazu Beigetragen.
"Jeder Mensch hat das Recht ein Arschloch zu sein."
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Beitrag #57, verfasst am 22.05.2014 | 19:55 Uhr
ScharfeSchafe
Ich wollte damit nicht sagen, dass diese Ereignisse wirklich notwendig waren, auch wenn ich mir nicht vorstellen könnte, wie das heutige Europa ohne sie aussehen würde. Natürlich ist es eine unmenschliche Epoche, die sich nie wieder wiederholen sollte. Aber genau das ist der Punkt, auf den ich hinaus wollte. Sie sind geschehen und wir müssen ihrer erinnern. Andernfalls ist der ganze Sinn der Geschichte ad absurdum geführt. Ich habe bloß versucht, optimistisch zu bleiben, dass zumindest auf Europa begrenzt ein Lerneffekt eingesetzt hat. Dass noch andere Faktoren auf unsere Gesellschaft eingewirkt haben, kann niemand bestreiten. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir absolut gar nichts daraus gelernt haben. Selbst wenn es nur die reflexartige Ablehnung rechter Parteien ist.
@Toth: Ich sehe es sehr kritisch, wenn man den Zweiten Weltkrieg quasi als über die Menschheit hereingebrochene Katastrophe und als Lektion versteht, die nötig war, damit etwas besseres entsteht, massenhaft Menschen zu ermorden war und ist ein Verbrechen und daran ist nichts gut. Die "nachhaltigen Veränderungen" die der Zweite Weltkrieg mit sich brachte, empfinde ich auf keinen Fall als irgendwie positiv. Die unmittelbare Nachkriegszeit war in Europa vor allem von massenhafter Obdachlosigkeit, Krankheitswellen und Lebensmittelknappheit geprägt, Jahrhunderte alte Architektur zerstört und ein Großteil der intellektuellen und wissenschaftlichen Eliten war ermordet oder vertrieben worden. Die darauf folgende europäische Integration war auch weniger ein frei gewählter Prozess der Verständigung, der auf der Erkenntnis basierte, dass Krieg an sich schlecht ist, sondern auf den (vermeintlichen) Sachzwängen der Blockkonfrontation und der (vermeintlichen) Erkenntnis, dass es schlecht ist, einen Krieg zu verlieren. Die zivile und politische Aussöhnung innerhalb der EWG/EG/EU war zwar zweifellos gut und erfolgreich und hat zumindest aus einigen stumpfsinnigen nationalen Hinterwäldlern weltoffene Freigeister gemacht, war aber kein humanistisch motivierter Selbstzweck, sondern ein Mittel, um die Integration gegen den Ostblock zu erleichtern. Die UN wiederum hat, was die Verhinderung von Kriegen und Massenmorden betrifft, im Grunde die Fehler des Völkerbundes wiederholt, im Zweifel wählt man die Nichteinmischung zu Lasten des Schwächeren, siehe Kambodscha und Ruanda.
Ich wollte damit nicht sagen, dass diese Ereignisse wirklich notwendig waren, auch wenn ich mir nicht vorstellen könnte, wie das heutige Europa ohne sie aussehen würde. Natürlich ist es eine unmenschliche Epoche, die sich nie wieder wiederholen sollte. Aber genau das ist der Punkt, auf den ich hinaus wollte. Sie sind geschehen und wir müssen ihrer erinnern. Andernfalls ist der ganze Sinn der Geschichte ad absurdum geführt. Ich habe bloß versucht, optimistisch zu bleiben, dass zumindest auf Europa begrenzt ein Lerneffekt eingesetzt hat. Dass noch andere Faktoren auf unsere Gesellschaft eingewirkt haben, kann niemand bestreiten. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir absolut gar nichts daraus gelernt haben. Selbst wenn es nur die reflexartige Ablehnung rechter Parteien ist.
"In this world, there is no truth. The truth is made later on and overwrites what comes before it. Real truth doesn't exist anywhere." - Beatrice, the Golden Witch
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Umineko no Naku Koro ni
Beiträge: 7699
Rang: Literaturgott
Beitrag #58, verfasst am 22.05.2014 | 22:36 Uhr
ScharfeSchafe
Zur Kenntnis genommen.
Ein nutzbringender Beitrag war es trotzdem nicht. Aber das hast du ja heute mehr als ausgeglichen.
Kleine Bitte: In langen Beiträgen ein paar Absätze einbauen sorgt für bessere Lesbarkeit. So verrutscht man doch ziemlich leicht in den Zeilen.
ScharfeSchafe
Hätte ich jetzt auch nicht so verstanden.
Der Krieg war nicht "notwendig", aber da er nun einmal stattgefunden hat, sollten wir wenigstens etwas daraus lernen.
Wie man Krisenzeiten im Leben auch oft nachträglich mit Sinn füllt, indem man im Rückblick sieht, was sie an seelischer Reifung gebracht haben. Das heißt nicht, dass man nicht lieber drauf verzichtet hätte, sie überhaupt erlebt zu haben.
@Lapis: Das war nicht als Provokation gemeint. Für mich klang Saltwaters Beitrag so, als ob sie glaubt, wir Historiker würden den "Völkischen Beobachter" lesen und dessen Darstellung des Zeitgeschehens dann unkritisch als Tatsachenbeschreibung übernehmen.
Zur Kenntnis genommen.
Ein nutzbringender Beitrag war es trotzdem nicht. Aber das hast du ja heute mehr als ausgeglichen.
Kleine Bitte: In langen Beiträgen ein paar Absätze einbauen sorgt für bessere Lesbarkeit. So verrutscht man doch ziemlich leicht in den Zeilen.
ScharfeSchafe
@Toth: Ich sehe es sehr kritisch, wenn man den Zweiten Weltkrieg quasi als über die Menschheit hereingebrochene Katastrophe und als Lektion versteht, die nötig war, damit etwas besseres entsteht, massenhaft Menschen zu ermorden war und ist ein Verbrechen und daran ist nichts gut.
Hätte ich jetzt auch nicht so verstanden.
Der Krieg war nicht "notwendig", aber da er nun einmal stattgefunden hat, sollten wir wenigstens etwas daraus lernen.
Wie man Krisenzeiten im Leben auch oft nachträglich mit Sinn füllt, indem man im Rückblick sieht, was sie an seelischer Reifung gebracht haben. Das heißt nicht, dass man nicht lieber drauf verzichtet hätte, sie überhaupt erlebt zu haben.
eLISAbet
...ein schöner thread...
...interessant, was ich hier fand, erschreckend, was sich (manchmal) zwischen den Zeilen lesen ließ...
Um zur ursprünglichen Frage zu kommen: Ja, mich interessiert Geschichte im Allgemeinen (und auch der 2.WK -nicht im Speziellen- ). Zeitzeugenberichte werden mit der Zeit immer spärlicher. Und das, was man dann zu hören bekommt, wird durch den Lauf der Zeit auch sehr ... (mir fehlt hier das richtige Wort - wahrscheinlich "lesen" einige etwas Falsches in meinem Wort) ... verstaubt.
Mein Großvater (der schon 30 Jahre tot ist) erzählte ab und zu vom Krieg, den er an der West- und auch Ostfront "live" erlebte. Zu allererst sagte er immer: "Ich habe nie (wirklich) auf einen Menschen geschossen, immer nur in die Luft." So im Nachhinein "weiß" ich, dass er das im Gefangenenlager (in der Sowjetunion) gelernt hat, so zu sagen. Wenn er dann schon (leicht) alkoholisiert war, sprach er manchmal die wahren Greueltaten an, die er "gesehen" hat: wenn sich Panzer in s.g. Schützenlöcher drehten, weil dort ein feindlicher Soldat versteckt war; wenn Einer eine Handgranate in einen vorbeifahrenden Panzer warf, um die gesamte Mannschaft sozusagen inklusive vernichten konnte.
Solche Berichte waren eher spärlich. Meist sprach er über "lustige" Sachen: wenn sie irgendwo ein Schwein geklaut haben und dann 2 Tage ein Fest feierten; wenn er ein Motorrad geklaut hat und es vor den Toren der (feindlichen) Stadt vergrub, weil diese Sachen ja eigentlich verboten waren...; wenn er mit "seinem" Doppeldecker am Dorfrand landete, um seine Freundin( meine Oma) zu besuchen ...
Meine Oma erzählte (manchmal) wie es war, wenn sie 20 km (!!!) zu Fuß in die Fabriken der Stadt laufen mussten, Tag für Tag, um dort Bomben zu drehen...
Meine andere Oma hat erst kurz vor Tod ihren Mann für tot erklären lassen. Er galt seit 1944 als vermisst.Das ist auch so eine Sache...
Zeitzeugen: Ich kenne/kannte einen Mann, der mit Rommel in Afrika war...
Über "Nostalgie" mal hin und her "gemeckert": Krieg ist nichts Gutes. Irgendwie finde ich da nie eine Rechtfertigung dafür.
[offtopic]
Über die "Notwendigkeit" will ich jetzt mal nicht streiten. Es IST Vergangenheit. Punkt. Wir (alle Menschen/Völker) sollten aus der Vergangenheit lernen. ABER: Politik wird immer über finanzielle/ökonomische Interessen gemacht. Und wenn dann (innenpolitisch) genügend Menschen der Propaganda zugänglich sind, bleibt DAS nicht aus. Die Deutschen als Sündenbock hinzustellen, ist (beim 2.WK) leicht. Wie sieht/sah es aber auf dem Balkan aus (ist noch keine 20 Jahre her), wie ist es momentan in der Ukraine/Russland (da muss man nicht [unbedingt] nach Afrika/Asien schauen). Solange Irgendjemand einen (finanziellen) Gewinn aus irgendeinem Krieg zieht, wird der Krieg unausweichlich stattfinden. Auch wenn der Großteil der Menschheit Krieg verabscheut/ablehnt, gibt es leider immer noch diese "Betonköpfe", die die Strippen ziehen...
...interessant, was ich hier fand, erschreckend, was sich (manchmal) zwischen den Zeilen lesen ließ...
Um zur ursprünglichen Frage zu kommen: Ja, mich interessiert Geschichte im Allgemeinen (und auch der 2.WK -nicht im Speziellen- ). Zeitzeugenberichte werden mit der Zeit immer spärlicher. Und das, was man dann zu hören bekommt, wird durch den Lauf der Zeit auch sehr ... (mir fehlt hier das richtige Wort - wahrscheinlich "lesen" einige etwas Falsches in meinem Wort) ... verstaubt.
Mein Großvater (der schon 30 Jahre tot ist) erzählte ab und zu vom Krieg, den er an der West- und auch Ostfront "live" erlebte. Zu allererst sagte er immer: "Ich habe nie (wirklich) auf einen Menschen geschossen, immer nur in die Luft." So im Nachhinein "weiß" ich, dass er das im Gefangenenlager (in der Sowjetunion) gelernt hat, so zu sagen. Wenn er dann schon (leicht) alkoholisiert war, sprach er manchmal die wahren Greueltaten an, die er "gesehen" hat: wenn sich Panzer in s.g. Schützenlöcher drehten, weil dort ein feindlicher Soldat versteckt war; wenn Einer eine Handgranate in einen vorbeifahrenden Panzer warf, um die gesamte Mannschaft sozusagen inklusive vernichten konnte.
Solche Berichte waren eher spärlich. Meist sprach er über "lustige" Sachen: wenn sie irgendwo ein Schwein geklaut haben und dann 2 Tage ein Fest feierten; wenn er ein Motorrad geklaut hat und es vor den Toren der (feindlichen) Stadt vergrub, weil diese Sachen ja eigentlich verboten waren...; wenn er mit "seinem" Doppeldecker am Dorfrand landete, um seine Freundin( meine Oma) zu besuchen ...
Meine Oma erzählte (manchmal) wie es war, wenn sie 20 km (!!!) zu Fuß in die Fabriken der Stadt laufen mussten, Tag für Tag, um dort Bomben zu drehen...
Meine andere Oma hat erst kurz vor Tod ihren Mann für tot erklären lassen. Er galt seit 1944 als vermisst.Das ist auch so eine Sache...
Zeitzeugen: Ich kenne/kannte einen Mann, der mit Rommel in Afrika war...
Über "Nostalgie" mal hin und her "gemeckert": Krieg ist nichts Gutes. Irgendwie finde ich da nie eine Rechtfertigung dafür.
[offtopic]
Über die "Notwendigkeit" will ich jetzt mal nicht streiten. Es IST Vergangenheit. Punkt. Wir (alle Menschen/Völker) sollten aus der Vergangenheit lernen. ABER: Politik wird immer über finanzielle/ökonomische Interessen gemacht. Und wenn dann (innenpolitisch) genügend Menschen der Propaganda zugänglich sind, bleibt DAS nicht aus. Die Deutschen als Sündenbock hinzustellen, ist (beim 2.WK) leicht. Wie sieht/sah es aber auf dem Balkan aus (ist noch keine 20 Jahre her), wie ist es momentan in der Ukraine/Russland (da muss man nicht [unbedingt] nach Afrika/Asien schauen). Solange Irgendjemand einen (finanziellen) Gewinn aus irgendeinem Krieg zieht, wird der Krieg unausweichlich stattfinden. Auch wenn der Großteil der Menschheit Krieg verabscheut/ablehnt, gibt es leider immer noch diese "Betonköpfe", die die Strippen ziehen...
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Rang: Spiegelleser
Beitrag #60, verfasst am 06.11.2022 | 17:52 Uhr
Aus aktuellem Anlass wurde dies vor kurzem ins Netz gestellt: Protest gegen den Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg
"Großbritannien zu bewaffnen, verlängert den Krieg"
"Warum keinen Frieden mit Hitler?"
"Hitler hat nicht uns angegriffen"
Das kommt einem angesichts gewisser Demos im Jahr 2022 doch sehr bekannt vor! Zum Glück konnten sich die Isolationisten (z.B. vom America First Committee) letztlich nicht durchsetzen.
"Großbritannien zu bewaffnen, verlängert den Krieg"
"Warum keinen Frieden mit Hitler?"
"Hitler hat nicht uns angegriffen"
Das kommt einem angesichts gewisser Demos im Jahr 2022 doch sehr bekannt vor! Zum Glück konnten sich die Isolationisten (z.B. vom America First Committee) letztlich nicht durchsetzen.
Slawa Ukrajini!
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Rang: Literaturgott
Mein Vater war Baujahr 1923 und hat WK2 aktiv in Afrika erlebt und überlebt. Er hat mir ziemlich detailiert über seine Zeit in der Wehrmacht bis zu seiner Gefangennahme durch die Alliierten nahe Tunis erzählt. Ursprünglich war er 1941 als Bodenpersonal bei der Luftwaffe eingezogen wurden, doch mit Beginn des Russland-Feldzugs wurde er zur Panzerabwehr abkommandiert. Seine Erzählungen sind jetzt schon über dreißig Jahre her, aber ich erinnere mich vor allem an drei Dinge:
1.) Einen Großteil seiner Zeit hat er keinen Kampfeinsatz gehabt. Tatsächlich ist seine Einheit erst Anfang 1943 nach Afrika verschifft worden, als das Afrika-Korps bereits auf dem Rückzug aus Lybien war. Zu dem Zeitpunkt besaßen die Alliierten bereits die uneingeschränkte Lufthoheit. Die meiste Zeit haben sie sich vor Fliegern versteckt. Ja, sie hatten Feuergefechte mit US-Panzern, die sie meistens abgebrochen haben, weil sie aus Sorge vor den alliierten Jagdbombern die Stellung wechselten. Bei einem solchen Stellungswechsel sind ihre Zugfahrzeuge in ein Minenfeld geraten. Danach musste sie ihre verbleibenden Panzerabwehrkanonen selbst oder mit 'akquirierten' Eseln ziehen - bis sie in einem Wadi von einem Gewitter überrascht wurden. Das Wadi hat sich seinem Bericht zufolge dermaßen schnell mit Wasser gefüllt, dass sie froh waren, lebend aus der Senke herauszukommen. Danach war's mit dem Kämpfen vorbei und sie sind Richtung Tunis gezogen, bis sie auf britische Truppen gestoßen sind, denen sie sich ergeben haben.
2.) Mein Vater hat während seiner Erzählungen immer wieder betont, dass Überleben der zentrale Gedanke von ihm und seinen Kameraden gewesen sei. Sein Vater hatte WK1 überlebt und ihm mitgegeben, dass der Krieg früher oder später vorbei sei, und dass es darauf ankäme, den Krieg zu überleben - und nicht um jeden Preis zu gewinnen. Offenbar waren seine Eltern dem Krieg vglw. kritisch gegenüber gestanden und hatten Deutschland keine große Aussicht auf einen Sieg gegeben. Diese Äußerung fand ich bemerkenswert. Ich kann jedoch nicht beurteilen, ob das eine Ansicht war, die viele geteilt haben. Ferner war meinem Vater sehr bewusst, wie viel Glück er hatte. So hatte er es dem Vernehmen nach Losglück zu verdanken, dass er bei der Abkommandierung zur Panzerabwehr bei einer Einheit landete, die nach Afrika entsendet wurde und nicht zur Ostfront. Bei dem o.g. Erlebnis mit dem Minenfeld hatten sie Glück, dass ihr Zugfahrzeug eine verstärkte Ladefläche hatte, auf der sie saßen, als ihr Fahrzeug auf eine Mine fuhr. Der Druck der Explosion war so groß, dass sie etliche Meter durch die Luft flogen und mein Vater hatte erneut Glück, dass er in einem Gestrüpp landete anstatt auf den umliegenden Felsen.
3.) Über mehrere Etappen gelangte mein Vater schließlich in amerikanische Gefangenschaft. Da seine Eltern darauf beharrt hatten, dass er in und neben der Schule Englisch lernte, konnte er als Gefangenensprecher fungieren. Als er 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, hatte er gute Arbeitszeugnisse und US-Dollars in der Hosentasche, die es ihm gestatteten, sein Studium zu finanzieren. Für ihn war die US-Gefangenschaft das große Los seines Lebens. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, der den Ostfeldzug wohl von Anfang bis zum Ende als Brückenbaupionier durchgemacht hat. Mein Vater meinte, dass sein Bruder nahezu nichts über seine Kriegserlebnisse erzählt hat. Einmal habe ich jedoch selbst erlebt, wie mein Onkel meinem Vater vorgehalten hat, dass mein Vater 'Russland nicht erleben musste'.
Meine Mutter hat als 9-jähriges Mädchen die Flucht aus Ostpreußen mitgemacht. Vieles, was man zu diesem Thema aus Büchern, Filmen oder Dokumentationen kennt, deckt sich mit den Erzählungen meiner Mutter. Positives (z.B. Hilfe durch französische Zwangsarbeiter) und Negatives.
Eine meiner Tanten hat als junge Frau den Krieg in Leipzig erlebt. Von ihr kenne ich Berichte von Bombennächten in einer deutschen Großstadt, unter anderem einen Bombenangriff mit Brandbomben. Not nice.
1.) Einen Großteil seiner Zeit hat er keinen Kampfeinsatz gehabt. Tatsächlich ist seine Einheit erst Anfang 1943 nach Afrika verschifft worden, als das Afrika-Korps bereits auf dem Rückzug aus Lybien war. Zu dem Zeitpunkt besaßen die Alliierten bereits die uneingeschränkte Lufthoheit. Die meiste Zeit haben sie sich vor Fliegern versteckt. Ja, sie hatten Feuergefechte mit US-Panzern, die sie meistens abgebrochen haben, weil sie aus Sorge vor den alliierten Jagdbombern die Stellung wechselten. Bei einem solchen Stellungswechsel sind ihre Zugfahrzeuge in ein Minenfeld geraten. Danach musste sie ihre verbleibenden Panzerabwehrkanonen selbst oder mit 'akquirierten' Eseln ziehen - bis sie in einem Wadi von einem Gewitter überrascht wurden. Das Wadi hat sich seinem Bericht zufolge dermaßen schnell mit Wasser gefüllt, dass sie froh waren, lebend aus der Senke herauszukommen. Danach war's mit dem Kämpfen vorbei und sie sind Richtung Tunis gezogen, bis sie auf britische Truppen gestoßen sind, denen sie sich ergeben haben.
2.) Mein Vater hat während seiner Erzählungen immer wieder betont, dass Überleben der zentrale Gedanke von ihm und seinen Kameraden gewesen sei. Sein Vater hatte WK1 überlebt und ihm mitgegeben, dass der Krieg früher oder später vorbei sei, und dass es darauf ankäme, den Krieg zu überleben - und nicht um jeden Preis zu gewinnen. Offenbar waren seine Eltern dem Krieg vglw. kritisch gegenüber gestanden und hatten Deutschland keine große Aussicht auf einen Sieg gegeben. Diese Äußerung fand ich bemerkenswert. Ich kann jedoch nicht beurteilen, ob das eine Ansicht war, die viele geteilt haben. Ferner war meinem Vater sehr bewusst, wie viel Glück er hatte. So hatte er es dem Vernehmen nach Losglück zu verdanken, dass er bei der Abkommandierung zur Panzerabwehr bei einer Einheit landete, die nach Afrika entsendet wurde und nicht zur Ostfront. Bei dem o.g. Erlebnis mit dem Minenfeld hatten sie Glück, dass ihr Zugfahrzeug eine verstärkte Ladefläche hatte, auf der sie saßen, als ihr Fahrzeug auf eine Mine fuhr. Der Druck der Explosion war so groß, dass sie etliche Meter durch die Luft flogen und mein Vater hatte erneut Glück, dass er in einem Gestrüpp landete anstatt auf den umliegenden Felsen.
3.) Über mehrere Etappen gelangte mein Vater schließlich in amerikanische Gefangenschaft. Da seine Eltern darauf beharrt hatten, dass er in und neben der Schule Englisch lernte, konnte er als Gefangenensprecher fungieren. Als er 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, hatte er gute Arbeitszeugnisse und US-Dollars in der Hosentasche, die es ihm gestatteten, sein Studium zu finanzieren. Für ihn war die US-Gefangenschaft das große Los seines Lebens. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, der den Ostfeldzug wohl von Anfang bis zum Ende als Brückenbaupionier durchgemacht hat. Mein Vater meinte, dass sein Bruder nahezu nichts über seine Kriegserlebnisse erzählt hat. Einmal habe ich jedoch selbst erlebt, wie mein Onkel meinem Vater vorgehalten hat, dass mein Vater 'Russland nicht erleben musste'.
Meine Mutter hat als 9-jähriges Mädchen die Flucht aus Ostpreußen mitgemacht. Vieles, was man zu diesem Thema aus Büchern, Filmen oder Dokumentationen kennt, deckt sich mit den Erzählungen meiner Mutter. Positives (z.B. Hilfe durch französische Zwangsarbeiter) und Negatives.
Eine meiner Tanten hat als junge Frau den Krieg in Leipzig erlebt. Von ihr kenne ich Berichte von Bombennächten in einer deutschen Großstadt, unter anderem einen Bombenangriff mit Brandbomben. Not nice.
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Beitrag #62, verfasst am 15.02.2023 | 22:57 Uhr
Ich kenn nur die Erzählungen meiner Ur-Oma und die meines Opas. Doch zum Glück habe ich noch die Tagebücher meiner Ur-Oma (Jahrgang 1897), die sie mir hinterlassen hat.
Dort hat sie alles aufgeschrieben, auch Briefe von meinem Ur-Opa sind dabei. Jeder hat seine Meinung darüber, doch eins ist unumstritten: Im 2.WK wurden Menschen wegen der Rassenreinheit getötet. Menschen mußten sterben, weil ein Mensch etwas haben wollte, was irrsinn ist.
Dort hat sie alles aufgeschrieben, auch Briefe von meinem Ur-Opa sind dabei. Jeder hat seine Meinung darüber, doch eins ist unumstritten: Im 2.WK wurden Menschen wegen der Rassenreinheit getötet. Menschen mußten sterben, weil ein Mensch etwas haben wollte, was irrsinn ist.
Frieden ist schwer,denn man muß ihn bewahren. Krieg ist einfach,denn man kann ihn vom Zaum brechen ( von meinem Cousin)
Bunt ist schön, lässt die Seele leben
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Beitrag #63, verfasst am 04.05.2023 | 22:21 Uhr
Ich bin ein von der HAZ 2011 so bzeichnetes "Kriegskind" -
und habe meine Erinnerungen, insbesondere aber auch meine Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg mitgebracht.
und habe meine Erinnerungen, insbesondere aber auch meine Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg mitgebracht.
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Beitrag #64, verfasst am 05.05.2023 | 12:14 Uhr
Meine Eltern haben beide den Krieg erlebt, mein Großvater war im ersten Weltkrieg Soldat und geriet in die russische Gefangenschaft. Dort wurde er vom Kommunismus überzeugt und sprach perfekt russisch. Meine Mutter erwähnte, dass er immer sagte zu seiner Familie, wenn der Alarm heulte "Oh ihr müsst jetzt nicht rennen, wenn ihr Scherben klirren hört, dann rennt"
Sie wurden nach Feistritz evakuiert und verhalfen einen Soldat zur Flucht, indem sie ihn mit ihren Koffern verdeckten. Meine Mutter kann heute noch den österreichischen Dialekt sprechen.
Mein Vaters Vater hat bei der Panzerinfanterie gekämpft und ist während einer Schlacht in Brjansk verschollen. Er wurde weder bei den Toten, noch bei den Verwundeten noch bei den Gefangenen gesehen. Da er sich von seiner Frau scheiden lassen wollte (sie bekam ein Baby von einen anderen) halten wir es für möglich, dass er abgehauen ist. Ich kann nur sagen, ich hoffe er hat ein glückliches Leben gehabt, falls es so sein sollte. Meine Oma nahm sich leider einen gewalttätigen Mann als Ersatzvater für ihre vier Söhne und hat mit ihm ein fünftes Kind bekommen.
Mein Stiefopa kämpfte drei Tage an der Volksfront, als er auf eine sehr vernünftige Idee mal kam, nämlich sein Gewehr weit weg zu werfen und sein Heil in der Flucht zu suchen.
Mein Vater hat den Krieg weniger gut überstanden als meine Mutter.
Sie wurden nach Feistritz evakuiert und verhalfen einen Soldat zur Flucht, indem sie ihn mit ihren Koffern verdeckten. Meine Mutter kann heute noch den österreichischen Dialekt sprechen.
Mein Vaters Vater hat bei der Panzerinfanterie gekämpft und ist während einer Schlacht in Brjansk verschollen. Er wurde weder bei den Toten, noch bei den Verwundeten noch bei den Gefangenen gesehen. Da er sich von seiner Frau scheiden lassen wollte (sie bekam ein Baby von einen anderen) halten wir es für möglich, dass er abgehauen ist. Ich kann nur sagen, ich hoffe er hat ein glückliches Leben gehabt, falls es so sein sollte. Meine Oma nahm sich leider einen gewalttätigen Mann als Ersatzvater für ihre vier Söhne und hat mit ihm ein fünftes Kind bekommen.
Mein Stiefopa kämpfte drei Tage an der Volksfront, als er auf eine sehr vernünftige Idee mal kam, nämlich sein Gewehr weit weg zu werfen und sein Heil in der Flucht zu suchen.
Mein Vater hat den Krieg weniger gut überstanden als meine Mutter.
Schicksal dat ist Kismet,
wenn Du nicht weißt, wer der Blöde ist,
dann bist et
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Beitrag #65, verfasst am 05.05.2023 | 16:20 Uhr
Mein Großvater mütterlicherseits ist im Ersten Weltkrieg gefallen.
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Beitrag #66, verfasst am 06.05.2023 | 08:59 Uhr
Ich habe einige Familienmitglieder, die den 2. Weltkrieg erlebt haben, entweder als aktive Soldaten, Flüchtlinge oder als zivile Bürger.
Mein Urgroßvater väterlicherseits hat der Luftwaffe gedient; ich bin der Meinung er ist Kampfflugzeuge geflogen. Nach Kriegsende ist er in Gefangenschaft gegangen und meine Urgroßmutter und Großmutter haben einen Brief bekommen, dass er im Krieg gefallen sei. 1947 stand er dann plötzlich wieder bei ihnen vor der Tür.
Meine Urgroßmutter mütterlicherseits und Urgroßtante väterlicherseits waren 15 bzw. 13, als der Krieg geendet ist und erzählen auch heute noch davon, wie es war, wenn Fliegeralalarm war und sie sich an den Wänden nach Hause drücken mussten, wie Kampfflugzeuge über ihren Köpfen Richtung Hamburg geflogen sind.
Mein Großvater väterlicherseits war an seinem 3. Geburtstag im Januar 1945 auf der Flucht aus Ostpreußen. Den Treck, den sie eigentlich nehmen wollten, haben sie durch seine Schwester verpasst und seine Mutter hat sich fürchterlich aufgeregt - dieser verpasste Treck wurde später von Bomben getroffen.
Mein Urgroßvater väterlicherseits hat der Luftwaffe gedient; ich bin der Meinung er ist Kampfflugzeuge geflogen. Nach Kriegsende ist er in Gefangenschaft gegangen und meine Urgroßmutter und Großmutter haben einen Brief bekommen, dass er im Krieg gefallen sei. 1947 stand er dann plötzlich wieder bei ihnen vor der Tür.
Meine Urgroßmutter mütterlicherseits und Urgroßtante väterlicherseits waren 15 bzw. 13, als der Krieg geendet ist und erzählen auch heute noch davon, wie es war, wenn Fliegeralalarm war und sie sich an den Wänden nach Hause drücken mussten, wie Kampfflugzeuge über ihren Köpfen Richtung Hamburg geflogen sind.
Mein Großvater väterlicherseits war an seinem 3. Geburtstag im Januar 1945 auf der Flucht aus Ostpreußen. Den Treck, den sie eigentlich nehmen wollten, haben sie durch seine Schwester verpasst und seine Mutter hat sich fürchterlich aufgeregt - dieser verpasste Treck wurde später von Bomben getroffen.
I'm not great at giving advice... Can I interest you in a sarcastic comment instead?
~ Chandler Bing, Friends ~
We're family. Like we always have been - and like we always will be.
~ Jesse Katsopolis, Full House ~
Hebt man den Blick, sieht man keine Grenzen mehr.
~ Thomas Müller ~
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Beitrag #67, verfasst am 09.05.2023 | 13:39 Uhr
Ich finde diesen Thread gerade deswegen so interessant, weil man viele kleine persönliche Schlaglichter auf einen großen Themenkomplex hat. Jeder und jede Familie hat sein eigenes Schicksal, dass für ihn selber wichtig ist und zwar für andere oftmals bedeutungslos, aber ein Beispiel von vielen für die damalige Kultur und Geschehnisse ist.
So say we all.
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Ich schreibe hier nur stichpunktartig auf, was mir von den Erzählungen meiner Großeltern in Erinnerung geblieben ist, weil mir wahlweise schlecht davon wird oder mir die Tränen in die Augen treibt. Nur so viel: Mein Opa hat mir diese Dinge zum ersten Mal erzählt, als ich etwa fünf Jahre alt war.
- Uropa wurde zwangsrekrutiert und kam irgendwann mit Steckschuss im Kopf und Lungendurchschuss wieder nach Hause
- Uroma ist diverse Male an die Ostfront gelaufen (warum und wieso weiß niemand, da sie jede Nachfrage sofort abgeblockt hat und nicht drüber reden wollte)
- Opa ist mit einem Freund bei Nacht und Nebel aus einem HJ-Zeltlager abgehauen und zurück nach Hause gelaufen
- Oma hat als Mädchen (war Baujahr 1933) Zwangsarbeitern auf dem Weg in die nahe gelegene KZ-Außenstelle weich gekochte Kartoffeln und Brotscheiben durch die Bretter des Zugwagons geschoben, wenn der Transport hier am Bahnhalt warten musste
- Uropa hat einem SS- oder SA-Mann den Wachhund gestohlen (was tut man nicht alles, wenn man absolut nichts mehr zu essen hat)
- o.g. Urgroßeltern und mein Opa wurden nach dem Krieg zwangsvertrieben und konnten für zwei Erwachsene, einen Teenager (mein Opa) und ein Kleinkind (Schwester meines Opas) nur mitnehmen, was sie am Körper trugen und was in einen Bollerwagen und einen Koffer gepasst hat (warum meine Uroma ihren Christbaumschmuck mitgenommen hat, war uns immer ein Rätsel, aber wir haben ihn bis heute)
- Uropa wurde zwangsrekrutiert und kam irgendwann mit Steckschuss im Kopf und Lungendurchschuss wieder nach Hause
- Uroma ist diverse Male an die Ostfront gelaufen (warum und wieso weiß niemand, da sie jede Nachfrage sofort abgeblockt hat und nicht drüber reden wollte)
- Opa ist mit einem Freund bei Nacht und Nebel aus einem HJ-Zeltlager abgehauen und zurück nach Hause gelaufen
- Oma hat als Mädchen (war Baujahr 1933) Zwangsarbeitern auf dem Weg in die nahe gelegene KZ-Außenstelle weich gekochte Kartoffeln und Brotscheiben durch die Bretter des Zugwagons geschoben, wenn der Transport hier am Bahnhalt warten musste
- Uropa hat einem SS- oder SA-Mann den Wachhund gestohlen (was tut man nicht alles, wenn man absolut nichts mehr zu essen hat)
- o.g. Urgroßeltern und mein Opa wurden nach dem Krieg zwangsvertrieben und konnten für zwei Erwachsene, einen Teenager (mein Opa) und ein Kleinkind (Schwester meines Opas) nur mitnehmen, was sie am Körper trugen und was in einen Bollerwagen und einen Koffer gepasst hat (warum meine Uroma ihren Christbaumschmuck mitgenommen hat, war uns immer ein Rätsel, aber wir haben ihn bis heute)
"Ist denn zumindest Gott da?" - "Lemmy? Nein."
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Beitrag #69, verfasst am 12.05.2023 | 06:31 Uhr
Meine Mutter hatte einen Großonkel, der ist bei einen Einbruch getötet worden damals im Krieg. Sie kamen durch das gekippte Toilettenfenster. Sie knebelten ihn und schlugen ihn. Hätte er keinen Knebel im Mund gehabt, wäre er auch nicht an seinen Blut erstickt, das ihn aus der Nase lief. Überall hingen Plakate später aus, "Kennen Sie dieses Taschentuch?" Aber es war Krieg und es ging unter.
Sie verhörten auch meinen Opa, der leider im Hintergrund BBC laufen hatte, als die eben in sein Haus kamen. Meine Mutter und ihre Geschwister dachten sie würden ihren Vater jetzt abholen kommen, weil der eben heimlich BBC hörte (Volkssender erlaubte er nicht).
Eine Freundin erzählte, ihre Tante ist damals komplett durchgedreht und hat die Plakate angespuckt mit den Nazigrößen. Sie schrie immerzu "Ihr macht mir jetzt keine Angst mehr, ihr habt mir alles genommen. Vater, Bruder, jeden.... " Sie zerrten sie an ihren Röcken weg und wiesen sie darauf hin, dass sie immerhin noch einen Sohn zu verlieren hätte.
Auf der Flucht vor den Russen verirrten sie sich. Man hatte ihnen angedroht, wenn ihr zurück kommt seid ihr tot. Also standen sie im Wald und wußten weder rechts noch links. Ich glaube sie entschieden sich für rechts. Den ersten Bauern fragten sie "Hey Du... Ami oder Russe?" Als die Antwort Ami war tanzten sie in ihrer Freude.
Eine andere Freundin erzählte, dass ein Plakat mit den hässliche Österreicher runterkam. Die Leute lachten gehässig und brüllten, da kommt er ja euer toller Führer. Das machte die Kettenhunde richtig wild.
Ihr Bruder war bei den Gebirgsjägern. Sie hat gesagt, die Wahrsagerin sagte, er kommt ein mal noch von der Front dann nie wieder. So war es auch. Er durfte verletzt nach Hause, danach fiel er im Gebirge. Als er zurück mußte, schrie er und weinte er vor Angst. (Natürlich hat sie ihm die Prophezeiung nicht gesagt) Ihr erster Bräutigam fiel auch dort.
Sie hat ihren Bruder im Ausbildungslager besucht und mitbekommen, dass er drangsaliert wurde. Sie schubste darauf hin seinen Ausbilder ins Schwimmbecken.
Sie verhörten auch meinen Opa, der leider im Hintergrund BBC laufen hatte, als die eben in sein Haus kamen. Meine Mutter und ihre Geschwister dachten sie würden ihren Vater jetzt abholen kommen, weil der eben heimlich BBC hörte (Volkssender erlaubte er nicht).
Eine Freundin erzählte, ihre Tante ist damals komplett durchgedreht und hat die Plakate angespuckt mit den Nazigrößen. Sie schrie immerzu "Ihr macht mir jetzt keine Angst mehr, ihr habt mir alles genommen. Vater, Bruder, jeden.... " Sie zerrten sie an ihren Röcken weg und wiesen sie darauf hin, dass sie immerhin noch einen Sohn zu verlieren hätte.
Auf der Flucht vor den Russen verirrten sie sich. Man hatte ihnen angedroht, wenn ihr zurück kommt seid ihr tot. Also standen sie im Wald und wußten weder rechts noch links. Ich glaube sie entschieden sich für rechts. Den ersten Bauern fragten sie "Hey Du... Ami oder Russe?" Als die Antwort Ami war tanzten sie in ihrer Freude.
Eine andere Freundin erzählte, dass ein Plakat mit den hässliche Österreicher runterkam. Die Leute lachten gehässig und brüllten, da kommt er ja euer toller Führer. Das machte die Kettenhunde richtig wild.
Ihr Bruder war bei den Gebirgsjägern. Sie hat gesagt, die Wahrsagerin sagte, er kommt ein mal noch von der Front dann nie wieder. So war es auch. Er durfte verletzt nach Hause, danach fiel er im Gebirge. Als er zurück mußte, schrie er und weinte er vor Angst. (Natürlich hat sie ihm die Prophezeiung nicht gesagt) Ihr erster Bräutigam fiel auch dort.
Sie hat ihren Bruder im Ausbildungslager besucht und mitbekommen, dass er drangsaliert wurde. Sie schubste darauf hin seinen Ausbilder ins Schwimmbecken.
Schicksal dat ist Kismet,
wenn Du nicht weißt, wer der Blöde ist,
dann bist et
wenn Du nicht weißt, wer der Blöde ist,
dann bist et
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Rang: Literaturgenie
Beitrag #70, verfasst am 14.05.2023 | 14:07 Uhr
Coloniawitch
Sie verhörten auch meinen Opa, der leider im Hintergrund BBC laufen hatte, als die eben in sein Haus kamen. Meine Mutter und ihre Geschwister dachten sie würden ihren Vater jetzt abholen kommen, weil der eben heimlich BBC hörte (Volkssender erlaubte er nicht).
Eine Freundin erzählte, ihre Tante ist damals komplett durchgedreht und hat die Plakate angespuckt mit den Nazigrößen. Sie schrie immerzu "Ihr macht mir jetzt keine Angst mehr, ihr habt mir alles genommen. Vater, Bruder, jeden.... " Sie zerrten sie an ihren Röcken weg und wiesen sie darauf hin, dass sie immerhin noch einen Sohn zu verlieren hätte.
Das finde ich ganz interessant, weil wir ähnliche Stories zu Hause haben. Vieles wiederholt sich und viele Schicksale sind dann doch irgendwie ähnlich. Die Menschen ticken in extremen Situationen ann doch immer irgendwie gleich.
Ich bin immer am Überlegen die Sachen hier als längere Episoden-Geschichte zu veröffentlichen, weil es dann doch sehr viel ist.
So say we all.
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Rang: Literaturgenie
Sorry, für den Doppelpost, aber ich hab mich jetzt nach dem Film 1917 entschlossen ein paar Sachen doch zu teilen, weil mich eine Szene sehr an eine erzählte Geschichte erinnert hat.
Ich werde auch nur sehr grob kurz anreißen, weil ich extrem viele Geschichten und Anekdoten habe. Außerdem wollte ich sie mal komplett und ordentlich erzählt in einer Kurzgeschichtensammlung hier veröffentlichen. Vielleicht. Irgendwann.
Jemand hat mal gesagt, wir sind eine Familie von Erzählern…
Die Familie meiner Mutter:
Mein Opa hat drei Brüder, die alle zwischen September 44 und März 45 gefallen sind.
- Bruder 1 war Sanitäter und war auf dem Rückzug mit deutschen Zivilisten vor den Russen. Es war schon kalt und die mussten über einen See bei Wolmar in Lettland. Er war die letzte Nachhut und ist im Eis eingebrochen.
- Bruder 2 war der jüngste und ist am 19. Dezember 1944 in den Ardennen (Hürtgenwald) gefallen. Er war als Kanonenfutter vor den Panzern eingesetzt, die waren mehr wert als die Soldaten, wenn da Minen waren. Jemand hat beschrieben, dass er erst da war und dann war er einfach weg.
- Bruder 3 war Priesteranwärter und in russische Gefangenschaft geraten. Vorher wurde ihm ein Auge ausgeschossen. Nach ein paar Tagen kam ein betrunkener Russe ins Lager und hatte eine geladene Waffe. Mein Großonkel hat sich automatisch vor seine „Schäfchen“ gestellt und der hat sein Auge angeschaut und gemeint: „Du bist sowieso schon tot.“ Und geschossen. Er hat überlebt, ist aber nach 3 Tagen im März 45 gestorben. Wir haben relativ viele, teilweise skurrile Geschichten über ihn, weil er wohl sehr beliebt gewesen war und sich viele bei unserer Familie gemeldet haben. Ein Kamerad kam im Sommer 45 und wollte ihn besuchen und ist heulend zusammengebrochen, weil er so entsetzt darüber war, dass er noch so kurz vor Schluss gestorben ist.
- Bruder 3 hatte mit seinem Freund abgemacht, dass sie im Falle des Todes zur Familie gehen und denen Bescheid sagen, was passiert ist. Außerdem hatte er ihn schon vorher mit seiner ältesten Schwester (meine Großtante) verkuppelt, so als Brieffreundschaft, weil er kein Mädchen zum Schreiben hatte. Die haben dann geheiratet.
- Ihr Vater, mein Uropa, war im 1. WK bei einem Eisenbahngeschütz. Ihm wurde an der Somme das Auge ausgeschossen, während sein Bruder in Russland verschollen ist. (Man merkt, in dieser Familie verlierst du entweder dein Auge oder du verschwindest komplett… Nun gut.) Jedenfalls musste er nicht mehr hin, weil er noch ein paar andere Leiden hatte, etc. und musste als Ersatzleistung Kriegsgefangene (vor allem Niederländer und Polen) beaufsichtigen im Steinbruch. Als er schwer krank wurde, haben diese ihn versorgt und Milch beim Bauern eingetauscht, um ihm am Leben zu erhalten, mit der Begründung: „Wer weiß, wen wir danach kriegen. Der ist ja noch ganz in Ordnung für einen Deutschen.“
- Durch seine Position im Steinbruch und dadurch, dass vier Söhne weg und die Betten leer waren, kamen eines Tages welche „von der Partei“ und haben alles ausgemessen. Auf die Frage, was die tun, kam nur ein: „Das werden Sie ja sehen.“ Danach kamen zwangsweise Zwangsarbeiter bei uns unter. Zwei sind hierbei zu erwähnen:
- Einer war Oleg und war Russe, und Oleg war seltsam. Heute ist uns klar, dass er eindeutig eine totale PTBS hatte. Beim Bombenangriff hat er sich ans Fenster gestellt und gelacht und gesagt: „Alles kaputt.“ Und hat weiter gelacht.
- Nummer 2 war „Onkel Jan“. Jan kam aus Holland, und er sagte immer : „Ich wurde wie ein Sohn behandelt.“ Einmal hat er sogar meinen Opa mit auf Urlaub in seine Heimat genommen (War damals ja noch besetzt und irgendwie ging das.).
Und Onkel Jan hat einen Haufen Geschichten erzählt (Mehrere sind in Büchern und Zeitungsartikeln aus der Region über die Zeit gelandet.)!
Hier ein paar ausgewählte:
- Mein Uropa kam zu ihm und sagte im verschwörerischen Flüsterton: „Komm. Ich zeig dir mal was.“ Onkel Jan verunsichert hinterher. Er geht einmal ums Grundstück hin zum Misthaufen und holt eine Forke. Er schaut sich um, ob niemand kommt und hebt die Forke. Er wühlt damit im Haufen und wühlt und wühlt. Irgendwann kommt eine Büste zum Vorschein, von Hitler, völlig verdreckt mit Hühnerkot. Mein Uropa guckt sich wieder um und sagt dann zu Jan: „25 Jahre treue Dienste bei [unser regionaler Ableger von Thyssen, der heute noch existiert] und alles was ich kriege ist dieser olle Kopf hier.“
- Ein anderes Mal waren die beiden in der hintersten Ecke im Kuhstall und mein Uropa hat sich wieder umgeguckt und ein loses Dielenbrett aufgemacht. Darunter war ein Radio und eine Karte mit Stecknadeln. Dann hat mein Uropa das Radio angemacht, Volkssender, und hat genau abgesteckt, wo der Frontverlauf ist. Ost und West. Plötzlich wird Jan angegrinst: „So, ich zeig dir jetzt mal, wo die wirklich sind.“ Und mein Uropa dreht am Rädchen und dreht und dreht. Eine ganze Weile nur Rauschen. Plötzlich hört man total klar und deutlich BBC. Mein Uropa wartet die Nachrichten ab und nimmt die Nadeln und steckt sie dann neu rein. Die Front ist schon viel weiter in Holland und bei Deutschland als offiziell gesagt.
- An Weihnachten 45 wurde Jan dann verraten, weil er in der Gaststätte B. gegenüber ein paar unbedachte Worte zum Kriegsverlauf und ein paar Witze erzählt hatte. Mitten in der Nacht kam Jemand rüber und sagt, dass die Gestapo kommt, um ihn mitzunehmen Jan also sofort mit Fahrrad los. An der Grenze war es wieder dunkel und er wartet und überlegt sich, was er tun soll. Da kommt einer an und sagt dem Grenzer: „Um die Zeit kommt keiner mehr. Geh rein.“ Jan kann sein Glück kaum fassen und kommt ungesehen rüber. Bis zum Kriegsende hat er sich dann versteckt.
- Im Sommer 45 kam er dann wieder, weil es im englischen Radio hieß, die Deutschen würden hungern. Er also los. Er sagt, er hat sich total verarscht gefühlt, wie er da mit seinen kleinen Päckchen Zucker und Salz ankam und die hatten ein riesiges Schwein aufm Tisch. Meine Uroma hat gemeint, dass war super, durch den Hof waren sie versorgt, aber genau Zucker und Salz hatten sie nicht…
(Er ist ziemlich alt geworden und hat bis zu seinem Tod immer noch Kontakt zu unserer Familie.)
- Mein Opa, der Jüngste, war damals circa 14 oder 15 Jahre alt und hatte Firmung. Damals noch getrennt, Jungs durften nur männliche Firmpaten haben. Tja Männer weg im Krieg, was tun. Nehmen wir einfach die Zwangsarbeiter vom örtlichen Thyssenwerk. In der typischen Schüchternheit unserer Familie sitzt er nur in der Ecke, weil er niemanden kennt und alle sich irgendwie sofort kennen und unterhalten. Dann sollen die sich alle der Reihe nach aufstellen und er hat niemanden hinter sich. Er wird rot und wartet und betet, dass der Pastor es nicht merkt. Gerade als der zu ihm kommt, fühlt er eine riesen Pranke auf seiner Schulter (Zitat: „Ich bin richtig zusammengesackt, so schwer und riesig war die Hand.“) und jemand sagt: „Josef.“ Er hat sich nicht getraut sich umzudrehen, und hat deshalb nie das Gesicht dieses Manns gesehen, aber seitdem ist sein Firmname Josef gewesen.
- Die Tante meines Opas mütterlicherseits hieß Anna und Anna war eine „herzensgute“ und auch sehr „resolute“ Frau. Es gibt viele Anekdoten über sie, ich erzähle aber nur eine: Anna hatte einen einzigen Sohn und sonst keinen mehr und besagter Sohn stirbt an der Front. Außerdem kauft sie konsequent beim Juden im Ort ein (wofür sie in der Zeitung steht) und sagt aus diesen beiden Gründen, was sie denkt. Sie war im Ort dafür bekannt, dass sie auf den Hitlergruß immer nachdrücklich „Einen schönen guten Morgen wünsche ich.“, gesagt hat. Anna wurde abgeholt und zwar von der Gestapo und „angeklagt“ und „weggebracht“. Als sie nach Kriegsende wieder kam, war eine sonst korpulente Frau ein Strich in der Landschaft und hat sich nur ins Bett gelegt, mit dem Gesicht zur Wand. Auf die Frage, was passiert sei, hat sie nur gesagt: „Was ich gesehen habe, glaubt mir kein Mensch.“ Körperlich hat sie sich nie erholt und ist dann Anfang der 50er gestorben.
- Dann gibt es noch Ruth. Ruth ist eine angeheiratete Verwandte. Ruth wurde circa 41/42 vom Bauern schlafend im Graben gefunden. Sie hatte unglaublich feines, schickes Zeug und völlig durchgelaufene Schuhe an. Außerdem nannte sie ihren vollen Namen und war 5 Jahre alt. Jeder wusste sofort, dass Ruth beschützt werden musste. Der Bauer bringt sie zum Pastor, dessen Haushälterin Rat weiß. Bekannte von ihr haben ihre Tochter verloren, Agnes, 3 Jahre alt. Totes Kind wird in der Familiengruft der Nachbarn in einer Nacht und Nebelaktion begraben und Ruth übernimmt völlig das Leben von Agnes. Sie ist nun mal eine sehr große 3-Jährige. Dabei wurde ihr bis zur Einschulung mit 7, ähem 5, der Dialekt, Schwäbisch, völlig abtrainiert. (Wenn man bedenkt, dass sie nördlich(!) von Hannover entdeckt wurde, eine ungeheure Leistung zu Fuß dahin zu laufen.)
Später hat sie erzählt, dass sie mit ihrer ganzen Familie in einem fensterlosen Zug war und oben an der Decke war eine winzige Klappe. Ihr Onkel konnte durch eine Ritze gucken, hat sich die kleinste, Ruth, geschnappt, und geschrien: „Da hinten ist ein Wald. Ruth, lauf, Ruth.“ Dann hat er sie im selben Augenblick durch die Luke geworfen und sie ist gerannt. An mehr konnte sie sich nicht erinnern. (Durch ihr Alter und ihren Namen konnte sie rausfinden, dass sie die einzige Überlebende ihrer Familie gewesen ist. Also ist sie bei der Familie, die sie aufgenommen hat, geblieben.)
- Der Bruder meiner Oma wollte unbedingt in „Hitlers Elitetruppe“, jep, die mit dem Totenkopf. Er war bettelarmes Pächterskind. Da konnte er was werden, ohne dass auf seinen sozialen Status geachtet worden ist. [Das ist keine Entschuldigung, der Typ war ein A***, nur eine Erklärung.]
Als er keine 3 Tage da war, hatte er im Osten schon die Schnauze voll und Angst vor seinen eigenen Leuten. Dann hieß es, sie bekommen einen Sondereinsatz, an einem ganz besonderen Ort, einem Lager, dass sie bewachen sollen. Und er hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache. Sie sollten sich in einer Reihe aufstellen und dann hieß es: „Verletzte vor. Die kommen nach Hause ins Lazarett.“ Innerhalb einer Sekunde entscheidet er sich mit vorzutreten und leicht zu humpeln. Niemand hat etwas gesagt, obwohl er von vielen einen Seitenblick bekommen hatte. Die Engländer haben ihn befragt, aber freigesprochen. Anscheinend gab es Zeugenaussagen, die ihn entlastet haben. Er hat nie rausgefunden, von wem und welche. Er ist aber nie in die DDR gefahren, weil er immer Angst hatte, dass die ihn noch suchen.
- Seine Mutter, meine andere Uroma mütterlicherseits, war eine Meisterin im Tausch- und Schwarzhandel. Meine Oma hat sogar im Winter 44 eine Puppe mit Blechkopf namens Renate zu Weihnachten bekommen. Es hat aber sehr seltsame Blüten getrieben, zum Beispiel hat sie im Spätherbst jemanden 2 Liter Johannisbeeren gegen was anderes versprochen, also mussten ihre Kinder mit den Eimern durch die Büsche kriechen und es war halt nichts mehr da. Ziemlich wütend musste sie dann die paar mickrigen Beeren mit was anderes auffüllen, um ihren Teil der Abmachung einzuhalten. Sie ist auch immer zu den Engländern gegangen, um Zigaretten zu schnorren, weshalb sie dort als große Raucherin bekannt war. Sie hat nicht eines der Dinger angerührt, sondern meinte, dass gerade Zigaretten bare Goldbarren sind.
- Meine Oma war damals in der Grundschule und als die Engländer kamen, sind die zuerst in die ein Zimmer Dorfschule gegangen und haben dort zunächst gelebt, weil es neben der Kirche der größte Versammlungsort war. Nachdem die weg waren, kam der Lehrer an und hat meine Oma und eine andere Mitschülerin zu sich gerufen. Leider hätten die Engländer neben Schulbüchern auch zwei Zeugnisse verbrennen müssen, um sich warm zu halten, nämlich ihre. Das andere Mädchen hat sofort angefangen zu weinen und meine Oma dachte nur: „Du blöde Kuh.“ Die hat gar nicht gemerkt, dass die Soldaten sich genau angeguckt haben, was sie da tun. Oma hatte als einzige eine 6 in Mathe und das Mädchen als einzige eine 1 in Rassenkunde und nationalsozialistische Lehre.
- Außerdem ist das ganze Dorf und die umliegenden Gemeinden meiner Oma im tiefsten Winter um Weihnachten herum mitten im Krieg in die größte Kirche gegangen, weil nur ein Priester da war. Plötzlich hört man Motorenlärm von einem einzelnen Flugzeug. Oma schaut auf, weil der Engländer unglaublich tief geflogen ist, und winkt. Sie sieht sein Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde. Die Augen von ihm werden tellergroß und er ist richtig erschrocken. Sofort dreht er plötzlich ab und ist wieder weg. So schnell, als wäre er nie da gewesen und die meisten haben ihn nicht mal richtig bemerkt. Oma schaut sich um, weil sie überlegt, was ihn so erschrocken hat. Da sieht sie, dass durch den dichten Schnee alle dunkle Mäntel anhaben und man in die Fußstapfen des Vordermannes treten musste, um voranzukommen, sodass es von oben wahrscheinlich aussieht, als würden 500 Soldaten in einer Reihe marschieren. Von den Leuten waren die meisten Schulkinder der umliegenden Schulen und Internate. Oma meinte, dass sie so entsetzt war, dass ihr schlecht wurde, nicht weil das an sich passiert ist, sondern weil es kein Erwachsener bemerkt hatte.
Die Familie meines Vaters:
- Mein Opa ist 17 und im Heimatort im Arbeitseinsatz. Er sieht direkt neben sich wie seinem Vater eine Bombe auf den Kopf fällt und muss den ganzen Tag seine Leiche in einer Schubkarre durch den kompletten circa 60.000 Einwohner Ort fahren, weil alle Friedhöfe voll sind, bis er ihn auf dem Zentralfriedhof unterbringen kann.
- Kurz davor oder danach erfährt er, dass sein 15-jähriger Bruder auf einem U-Boot gestorben ist. Von beiden Erlebnissen hat er sich nie wieder richtig erholt.
- Die Erzeugerin meines Vaters ist Ostern 45 als Jugendliche beim Kohle holen vom Bauern und sieht im Straßengraben britische Soldaten liegen und sich verstecken. Einer hält einen Finger an die Lippen, der Zug erstreckte sich richtig bis zum Horizont und sie kriegt Panik und geht schnell weiter.
- Die Engländer gehen in die Häuser im Ort, um dort zu wohnen. Bei ihr holen sie die Kartoffeln aus dem Keller, schälen diese und schneiden sie dann zur Verwunderung aller in kleine Stifte. Diese werfen sie in einen Kochtopf mit heißem Öl. Keine Ahnung, was das ist, aber es schmeckt absolut himmlisch. Es ist ein Running Gag der Familie, dass bei uns die ersten Pommes gegessen worden sind.
- Einer aus der Familie und eine Generation vorher wollte immer zurück nach Verdun. Es war so schön da. (Er ist schon in den ersten Tagen, die er da war, verwundet worden; Februar/März 1916. Wir haben ein Foto, wo er im dichten Wald steht.). Am Ende meinte er, dass es vielleicht ganz gut ist, dass er es nie geschafft hat, weil seine Erinnerung der Landschaft eine andere ist, als das, was immer beschrieben wird. Er würde sie sich damit nur kaputt machen.
Ich werde auch nur sehr grob kurz anreißen, weil ich extrem viele Geschichten und Anekdoten habe. Außerdem wollte ich sie mal komplett und ordentlich erzählt in einer Kurzgeschichtensammlung hier veröffentlichen. Vielleicht. Irgendwann.
Jemand hat mal gesagt, wir sind eine Familie von Erzählern…
Die Familie meiner Mutter:
Mein Opa hat drei Brüder, die alle zwischen September 44 und März 45 gefallen sind.
- Bruder 1 war Sanitäter und war auf dem Rückzug mit deutschen Zivilisten vor den Russen. Es war schon kalt und die mussten über einen See bei Wolmar in Lettland. Er war die letzte Nachhut und ist im Eis eingebrochen.
- Bruder 2 war der jüngste und ist am 19. Dezember 1944 in den Ardennen (Hürtgenwald) gefallen. Er war als Kanonenfutter vor den Panzern eingesetzt, die waren mehr wert als die Soldaten, wenn da Minen waren. Jemand hat beschrieben, dass er erst da war und dann war er einfach weg.
- Bruder 3 war Priesteranwärter und in russische Gefangenschaft geraten. Vorher wurde ihm ein Auge ausgeschossen. Nach ein paar Tagen kam ein betrunkener Russe ins Lager und hatte eine geladene Waffe. Mein Großonkel hat sich automatisch vor seine „Schäfchen“ gestellt und der hat sein Auge angeschaut und gemeint: „Du bist sowieso schon tot.“ Und geschossen. Er hat überlebt, ist aber nach 3 Tagen im März 45 gestorben. Wir haben relativ viele, teilweise skurrile Geschichten über ihn, weil er wohl sehr beliebt gewesen war und sich viele bei unserer Familie gemeldet haben. Ein Kamerad kam im Sommer 45 und wollte ihn besuchen und ist heulend zusammengebrochen, weil er so entsetzt darüber war, dass er noch so kurz vor Schluss gestorben ist.
- Bruder 3 hatte mit seinem Freund abgemacht, dass sie im Falle des Todes zur Familie gehen und denen Bescheid sagen, was passiert ist. Außerdem hatte er ihn schon vorher mit seiner ältesten Schwester (meine Großtante) verkuppelt, so als Brieffreundschaft, weil er kein Mädchen zum Schreiben hatte. Die haben dann geheiratet.
- Ihr Vater, mein Uropa, war im 1. WK bei einem Eisenbahngeschütz. Ihm wurde an der Somme das Auge ausgeschossen, während sein Bruder in Russland verschollen ist. (Man merkt, in dieser Familie verlierst du entweder dein Auge oder du verschwindest komplett… Nun gut.) Jedenfalls musste er nicht mehr hin, weil er noch ein paar andere Leiden hatte, etc. und musste als Ersatzleistung Kriegsgefangene (vor allem Niederländer und Polen) beaufsichtigen im Steinbruch. Als er schwer krank wurde, haben diese ihn versorgt und Milch beim Bauern eingetauscht, um ihm am Leben zu erhalten, mit der Begründung: „Wer weiß, wen wir danach kriegen. Der ist ja noch ganz in Ordnung für einen Deutschen.“
- Durch seine Position im Steinbruch und dadurch, dass vier Söhne weg und die Betten leer waren, kamen eines Tages welche „von der Partei“ und haben alles ausgemessen. Auf die Frage, was die tun, kam nur ein: „Das werden Sie ja sehen.“ Danach kamen zwangsweise Zwangsarbeiter bei uns unter. Zwei sind hierbei zu erwähnen:
- Einer war Oleg und war Russe, und Oleg war seltsam. Heute ist uns klar, dass er eindeutig eine totale PTBS hatte. Beim Bombenangriff hat er sich ans Fenster gestellt und gelacht und gesagt: „Alles kaputt.“ Und hat weiter gelacht.
- Nummer 2 war „Onkel Jan“. Jan kam aus Holland, und er sagte immer : „Ich wurde wie ein Sohn behandelt.“ Einmal hat er sogar meinen Opa mit auf Urlaub in seine Heimat genommen (War damals ja noch besetzt und irgendwie ging das.).
Und Onkel Jan hat einen Haufen Geschichten erzählt (Mehrere sind in Büchern und Zeitungsartikeln aus der Region über die Zeit gelandet.)!
Hier ein paar ausgewählte:
- Mein Uropa kam zu ihm und sagte im verschwörerischen Flüsterton: „Komm. Ich zeig dir mal was.“ Onkel Jan verunsichert hinterher. Er geht einmal ums Grundstück hin zum Misthaufen und holt eine Forke. Er schaut sich um, ob niemand kommt und hebt die Forke. Er wühlt damit im Haufen und wühlt und wühlt. Irgendwann kommt eine Büste zum Vorschein, von Hitler, völlig verdreckt mit Hühnerkot. Mein Uropa guckt sich wieder um und sagt dann zu Jan: „25 Jahre treue Dienste bei [unser regionaler Ableger von Thyssen, der heute noch existiert] und alles was ich kriege ist dieser olle Kopf hier.“
- Ein anderes Mal waren die beiden in der hintersten Ecke im Kuhstall und mein Uropa hat sich wieder umgeguckt und ein loses Dielenbrett aufgemacht. Darunter war ein Radio und eine Karte mit Stecknadeln. Dann hat mein Uropa das Radio angemacht, Volkssender, und hat genau abgesteckt, wo der Frontverlauf ist. Ost und West. Plötzlich wird Jan angegrinst: „So, ich zeig dir jetzt mal, wo die wirklich sind.“ Und mein Uropa dreht am Rädchen und dreht und dreht. Eine ganze Weile nur Rauschen. Plötzlich hört man total klar und deutlich BBC. Mein Uropa wartet die Nachrichten ab und nimmt die Nadeln und steckt sie dann neu rein. Die Front ist schon viel weiter in Holland und bei Deutschland als offiziell gesagt.
- An Weihnachten 45 wurde Jan dann verraten, weil er in der Gaststätte B. gegenüber ein paar unbedachte Worte zum Kriegsverlauf und ein paar Witze erzählt hatte. Mitten in der Nacht kam Jemand rüber und sagt, dass die Gestapo kommt, um ihn mitzunehmen Jan also sofort mit Fahrrad los. An der Grenze war es wieder dunkel und er wartet und überlegt sich, was er tun soll. Da kommt einer an und sagt dem Grenzer: „Um die Zeit kommt keiner mehr. Geh rein.“ Jan kann sein Glück kaum fassen und kommt ungesehen rüber. Bis zum Kriegsende hat er sich dann versteckt.
- Im Sommer 45 kam er dann wieder, weil es im englischen Radio hieß, die Deutschen würden hungern. Er also los. Er sagt, er hat sich total verarscht gefühlt, wie er da mit seinen kleinen Päckchen Zucker und Salz ankam und die hatten ein riesiges Schwein aufm Tisch. Meine Uroma hat gemeint, dass war super, durch den Hof waren sie versorgt, aber genau Zucker und Salz hatten sie nicht…
(Er ist ziemlich alt geworden und hat bis zu seinem Tod immer noch Kontakt zu unserer Familie.)
- Mein Opa, der Jüngste, war damals circa 14 oder 15 Jahre alt und hatte Firmung. Damals noch getrennt, Jungs durften nur männliche Firmpaten haben. Tja Männer weg im Krieg, was tun. Nehmen wir einfach die Zwangsarbeiter vom örtlichen Thyssenwerk. In der typischen Schüchternheit unserer Familie sitzt er nur in der Ecke, weil er niemanden kennt und alle sich irgendwie sofort kennen und unterhalten. Dann sollen die sich alle der Reihe nach aufstellen und er hat niemanden hinter sich. Er wird rot und wartet und betet, dass der Pastor es nicht merkt. Gerade als der zu ihm kommt, fühlt er eine riesen Pranke auf seiner Schulter (Zitat: „Ich bin richtig zusammengesackt, so schwer und riesig war die Hand.“) und jemand sagt: „Josef.“ Er hat sich nicht getraut sich umzudrehen, und hat deshalb nie das Gesicht dieses Manns gesehen, aber seitdem ist sein Firmname Josef gewesen.
- Die Tante meines Opas mütterlicherseits hieß Anna und Anna war eine „herzensgute“ und auch sehr „resolute“ Frau. Es gibt viele Anekdoten über sie, ich erzähle aber nur eine: Anna hatte einen einzigen Sohn und sonst keinen mehr und besagter Sohn stirbt an der Front. Außerdem kauft sie konsequent beim Juden im Ort ein (wofür sie in der Zeitung steht) und sagt aus diesen beiden Gründen, was sie denkt. Sie war im Ort dafür bekannt, dass sie auf den Hitlergruß immer nachdrücklich „Einen schönen guten Morgen wünsche ich.“, gesagt hat. Anna wurde abgeholt und zwar von der Gestapo und „angeklagt“ und „weggebracht“. Als sie nach Kriegsende wieder kam, war eine sonst korpulente Frau ein Strich in der Landschaft und hat sich nur ins Bett gelegt, mit dem Gesicht zur Wand. Auf die Frage, was passiert sei, hat sie nur gesagt: „Was ich gesehen habe, glaubt mir kein Mensch.“ Körperlich hat sie sich nie erholt und ist dann Anfang der 50er gestorben.
- Dann gibt es noch Ruth. Ruth ist eine angeheiratete Verwandte. Ruth wurde circa 41/42 vom Bauern schlafend im Graben gefunden. Sie hatte unglaublich feines, schickes Zeug und völlig durchgelaufene Schuhe an. Außerdem nannte sie ihren vollen Namen und war 5 Jahre alt. Jeder wusste sofort, dass Ruth beschützt werden musste. Der Bauer bringt sie zum Pastor, dessen Haushälterin Rat weiß. Bekannte von ihr haben ihre Tochter verloren, Agnes, 3 Jahre alt. Totes Kind wird in der Familiengruft der Nachbarn in einer Nacht und Nebelaktion begraben und Ruth übernimmt völlig das Leben von Agnes. Sie ist nun mal eine sehr große 3-Jährige. Dabei wurde ihr bis zur Einschulung mit 7, ähem 5, der Dialekt, Schwäbisch, völlig abtrainiert. (Wenn man bedenkt, dass sie nördlich(!) von Hannover entdeckt wurde, eine ungeheure Leistung zu Fuß dahin zu laufen.)
Später hat sie erzählt, dass sie mit ihrer ganzen Familie in einem fensterlosen Zug war und oben an der Decke war eine winzige Klappe. Ihr Onkel konnte durch eine Ritze gucken, hat sich die kleinste, Ruth, geschnappt, und geschrien: „Da hinten ist ein Wald. Ruth, lauf, Ruth.“ Dann hat er sie im selben Augenblick durch die Luke geworfen und sie ist gerannt. An mehr konnte sie sich nicht erinnern. (Durch ihr Alter und ihren Namen konnte sie rausfinden, dass sie die einzige Überlebende ihrer Familie gewesen ist. Also ist sie bei der Familie, die sie aufgenommen hat, geblieben.)
- Der Bruder meiner Oma wollte unbedingt in „Hitlers Elitetruppe“, jep, die mit dem Totenkopf. Er war bettelarmes Pächterskind. Da konnte er was werden, ohne dass auf seinen sozialen Status geachtet worden ist. [Das ist keine Entschuldigung, der Typ war ein A***, nur eine Erklärung.]
Als er keine 3 Tage da war, hatte er im Osten schon die Schnauze voll und Angst vor seinen eigenen Leuten. Dann hieß es, sie bekommen einen Sondereinsatz, an einem ganz besonderen Ort, einem Lager, dass sie bewachen sollen. Und er hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache. Sie sollten sich in einer Reihe aufstellen und dann hieß es: „Verletzte vor. Die kommen nach Hause ins Lazarett.“ Innerhalb einer Sekunde entscheidet er sich mit vorzutreten und leicht zu humpeln. Niemand hat etwas gesagt, obwohl er von vielen einen Seitenblick bekommen hatte. Die Engländer haben ihn befragt, aber freigesprochen. Anscheinend gab es Zeugenaussagen, die ihn entlastet haben. Er hat nie rausgefunden, von wem und welche. Er ist aber nie in die DDR gefahren, weil er immer Angst hatte, dass die ihn noch suchen.
- Seine Mutter, meine andere Uroma mütterlicherseits, war eine Meisterin im Tausch- und Schwarzhandel. Meine Oma hat sogar im Winter 44 eine Puppe mit Blechkopf namens Renate zu Weihnachten bekommen. Es hat aber sehr seltsame Blüten getrieben, zum Beispiel hat sie im Spätherbst jemanden 2 Liter Johannisbeeren gegen was anderes versprochen, also mussten ihre Kinder mit den Eimern durch die Büsche kriechen und es war halt nichts mehr da. Ziemlich wütend musste sie dann die paar mickrigen Beeren mit was anderes auffüllen, um ihren Teil der Abmachung einzuhalten. Sie ist auch immer zu den Engländern gegangen, um Zigaretten zu schnorren, weshalb sie dort als große Raucherin bekannt war. Sie hat nicht eines der Dinger angerührt, sondern meinte, dass gerade Zigaretten bare Goldbarren sind.
- Meine Oma war damals in der Grundschule und als die Engländer kamen, sind die zuerst in die ein Zimmer Dorfschule gegangen und haben dort zunächst gelebt, weil es neben der Kirche der größte Versammlungsort war. Nachdem die weg waren, kam der Lehrer an und hat meine Oma und eine andere Mitschülerin zu sich gerufen. Leider hätten die Engländer neben Schulbüchern auch zwei Zeugnisse verbrennen müssen, um sich warm zu halten, nämlich ihre. Das andere Mädchen hat sofort angefangen zu weinen und meine Oma dachte nur: „Du blöde Kuh.“ Die hat gar nicht gemerkt, dass die Soldaten sich genau angeguckt haben, was sie da tun. Oma hatte als einzige eine 6 in Mathe und das Mädchen als einzige eine 1 in Rassenkunde und nationalsozialistische Lehre.
- Außerdem ist das ganze Dorf und die umliegenden Gemeinden meiner Oma im tiefsten Winter um Weihnachten herum mitten im Krieg in die größte Kirche gegangen, weil nur ein Priester da war. Plötzlich hört man Motorenlärm von einem einzelnen Flugzeug. Oma schaut auf, weil der Engländer unglaublich tief geflogen ist, und winkt. Sie sieht sein Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde. Die Augen von ihm werden tellergroß und er ist richtig erschrocken. Sofort dreht er plötzlich ab und ist wieder weg. So schnell, als wäre er nie da gewesen und die meisten haben ihn nicht mal richtig bemerkt. Oma schaut sich um, weil sie überlegt, was ihn so erschrocken hat. Da sieht sie, dass durch den dichten Schnee alle dunkle Mäntel anhaben und man in die Fußstapfen des Vordermannes treten musste, um voranzukommen, sodass es von oben wahrscheinlich aussieht, als würden 500 Soldaten in einer Reihe marschieren. Von den Leuten waren die meisten Schulkinder der umliegenden Schulen und Internate. Oma meinte, dass sie so entsetzt war, dass ihr schlecht wurde, nicht weil das an sich passiert ist, sondern weil es kein Erwachsener bemerkt hatte.
Die Familie meines Vaters:
- Mein Opa ist 17 und im Heimatort im Arbeitseinsatz. Er sieht direkt neben sich wie seinem Vater eine Bombe auf den Kopf fällt und muss den ganzen Tag seine Leiche in einer Schubkarre durch den kompletten circa 60.000 Einwohner Ort fahren, weil alle Friedhöfe voll sind, bis er ihn auf dem Zentralfriedhof unterbringen kann.
- Kurz davor oder danach erfährt er, dass sein 15-jähriger Bruder auf einem U-Boot gestorben ist. Von beiden Erlebnissen hat er sich nie wieder richtig erholt.
- Die Erzeugerin meines Vaters ist Ostern 45 als Jugendliche beim Kohle holen vom Bauern und sieht im Straßengraben britische Soldaten liegen und sich verstecken. Einer hält einen Finger an die Lippen, der Zug erstreckte sich richtig bis zum Horizont und sie kriegt Panik und geht schnell weiter.
- Die Engländer gehen in die Häuser im Ort, um dort zu wohnen. Bei ihr holen sie die Kartoffeln aus dem Keller, schälen diese und schneiden sie dann zur Verwunderung aller in kleine Stifte. Diese werfen sie in einen Kochtopf mit heißem Öl. Keine Ahnung, was das ist, aber es schmeckt absolut himmlisch. Es ist ein Running Gag der Familie, dass bei uns die ersten Pommes gegessen worden sind.
- Einer aus der Familie und eine Generation vorher wollte immer zurück nach Verdun. Es war so schön da. (Er ist schon in den ersten Tagen, die er da war, verwundet worden; Februar/März 1916. Wir haben ein Foto, wo er im dichten Wald steht.). Am Ende meinte er, dass es vielleicht ganz gut ist, dass er es nie geschafft hat, weil seine Erinnerung der Landschaft eine andere ist, als das, was immer beschrieben wird. Er würde sie sich damit nur kaputt machen.
So say we all.
Beiträge: 2818
Rang: Literaturgenie
Sorry, für den Doppelpost. Die Anzeige meinte, der Text wäre zu lang. :facepalm:
Edit: Vielleicht noch ein paar Sachen von meiner Mutter:
1. Sie hat als kleines Kindergartenkind ihren Vater gefragt, wo denn seine Brüder sind, von denen immer die Fotos überall stehen.
Opa: "Die sind im Krieg gefallen."
Mama: "Aber wenn man fällt, steht man doch wieder auf."
Opa: "Ja."
Opa hatte dann diesen seltsamen Gesichtsausdruck zwischen lachen und weinen und hat sie in den Arm genommen.
2. Einmal war sie mit ihrem Vater unterwegs. Sie sitzt im Auto und er unterhält sich mit jemanden. Es ist die ehemalige Verlobte des Bruders Nr. 1, die Mama die ganze Zeit anschaut. Sie hat sich immer überlegt, dass sie gedacht hat: "Das könnte meine Nichte, mein Familienmitglied sein." Erst nach langem Überlegen hat sie gemeint, dass sie gar nicht daran gedacht hat, sondern ob so vielleicht ein Kind von ihr ausgesehen hätte (Mama sah diesem Bruder ziemlich ähnlich.)
3. Es gab mehrere Personen, die Mama kannte, die mit ihren Onkeln gedient hatten. (Da gibt es skurrile Stories. Holla die Waldfee.)
Aber einer sticht echt heraus. Der Typ war ein A*** und sie musste in den 90ern arbeitsmäßig zu ihm nach Hause.
Plötzlich bleibt sie stehen und ihr bleibt die Luft weg. Da ist ein Foto von Bruder Nummer 3.
Der A*** merkt das und sagt sinngemäß: "Mein alter Vorgesetzter im 2. WK. Sein Name war [Bruder Nr. 3]. Das war ein toller, schlauer und guter Mann. Nicht so wie du, du dumme Kuh."
Mama hat dann entschieden nichts zu sagen, weil er ihr sowieso nie geglaubt hätte.
Edit: Vielleicht noch ein paar Sachen von meiner Mutter:
1. Sie hat als kleines Kindergartenkind ihren Vater gefragt, wo denn seine Brüder sind, von denen immer die Fotos überall stehen.
Opa: "Die sind im Krieg gefallen."
Mama: "Aber wenn man fällt, steht man doch wieder auf."
Opa: "Ja."
Opa hatte dann diesen seltsamen Gesichtsausdruck zwischen lachen und weinen und hat sie in den Arm genommen.
2. Einmal war sie mit ihrem Vater unterwegs. Sie sitzt im Auto und er unterhält sich mit jemanden. Es ist die ehemalige Verlobte des Bruders Nr. 1, die Mama die ganze Zeit anschaut. Sie hat sich immer überlegt, dass sie gedacht hat: "Das könnte meine Nichte, mein Familienmitglied sein." Erst nach langem Überlegen hat sie gemeint, dass sie gar nicht daran gedacht hat, sondern ob so vielleicht ein Kind von ihr ausgesehen hätte (Mama sah diesem Bruder ziemlich ähnlich.)
3. Es gab mehrere Personen, die Mama kannte, die mit ihren Onkeln gedient hatten. (Da gibt es skurrile Stories. Holla die Waldfee.)
Aber einer sticht echt heraus. Der Typ war ein A*** und sie musste in den 90ern arbeitsmäßig zu ihm nach Hause.
Plötzlich bleibt sie stehen und ihr bleibt die Luft weg. Da ist ein Foto von Bruder Nummer 3.
Der A*** merkt das und sagt sinngemäß: "Mein alter Vorgesetzter im 2. WK. Sein Name war [Bruder Nr. 3]. Das war ein toller, schlauer und guter Mann. Nicht so wie du, du dumme Kuh."
Mama hat dann entschieden nichts zu sagen, weil er ihr sowieso nie geglaubt hätte.
So say we all.
Beiträge: 129
Rang: Datentypist
Hallo, ich suche jemanden für eine Kollaboration. Es muss jemand sein, der sich mit der Wehrmacht gut auskennt. Da ich gerne eine Call of Duty Kampagne schreiben würde, in der man einen Deutschen spielt.
Ich hab keinen anderen Ort gefunden im Forum, wo man um sowas fragen kann.
Ich hab von den Militärrängen und von der art wie die reden würden, keine Ahnung. Auch sollte er ganz am Anfang des 2. Weltkriegs dienen und dann verletzt werden und zum Schluss Berlin verteidigen.
Ich habe keinerlei Verherlichung vor.
Ich hab keinen anderen Ort gefunden im Forum, wo man um sowas fragen kann.
Ich hab von den Militärrängen und von der art wie die reden würden, keine Ahnung. Auch sollte er ganz am Anfang des 2. Weltkriegs dienen und dann verletzt werden und zum Schluss Berlin verteidigen.
Ich habe keinerlei Verherlichung vor.
There's a time when the operation of the machine becomes so odious, makes you so sick at heart that you can't take part! You can't even passively take part! And you've got to put your bodies upon the gears and upon the wheels, upon the levers, upon all the apparatus -- and you've got to make it stop! And you've got to indicate to the people who run it, to the people who own it -- that unless you're free the machine will be prevented from working at all!!