Hallo liebe Autoren und Autorinnen der Schreibwerkstatt.
Diesmal brauche ich eure Hilfe bei einem etwas anderen Thema als sonst. In diesem Kapitel, einem Auszug aus meiner umfangreicheren Freien Arbeit „Tigerkäfig“, ein work in progress, bin ich aus meiner Comfort Zone herausgegangen.
Die Szene spielt in einem Hochsicherheitsgefängnis irgendwo in Deutschland, allerdings ist Ghetto/Gefängnis-Sprech, brutale, gewalttätige Männer in einer reinen Männergruppe sowie handgreifliche Konflikte zu schreiben echt nicht meine Stärke.
Zu dem Gesamtwerk: Es gehört wohl in das Genre der Urban Fantasy, bzw. hier die „realitätsbezogene Fantasy“ und wird voraussichtlich als P16, möglicherweise auch P18 wegen Gewalt und Radikalisierung eingestuft werden. Es gibt einige wenige Fantasyelemente wie außermenschliche Spezies, spielt aber ansonsten in unserer Welt im heutigen Deutschland. Obwohl das Kapitel mitten in der Story liegt, werden alle Charaktere hier zum ersten Mal vorkommen und frisch eingeführt, also erspare ich euch mal die gesamte Vorgeschichte.
Mit dem ersten Teil, dem in der Ich-Perspektive, bin ich noch ganz gut zufrieden und habe keine speziellen Fragen, das hab ich nur angefügt, um euch die Protagonisten besser zu charakterisieren und näher zu bringen. Mit wem ich nicht zufrieden bin, ist der Typ namens BigBoss (und ja, mir fiel noch nicht mal ein besserer Name ein...). In meinem Kopf sollte er wie ein brutaler, überlegener, starker Charakter vorkommen, der seine Position an der Spitze der Hierarchie aus Gefängnislogik heraus wirklich verdient. Ein (rechtsradikaler) selbstherrlicher Mann im gestandenen Alter, der seine gute Portion an Gewalt und Gefängniserfahrung gemacht hat.
Aber
Meine erste Frage: wirkt und spricht er nicht eher wie ein tumber Teenagerschläger á la Crabbe und Goyle (Malfoys Muskelmänner, Harry Potter)? Woran könnte das liegen? Was kann ich anders machen (und ihn trotzdem gegen Jonas verlieren lassen)? Oder wirkt er auf euch doch anders?
Meine zweite Frage: Wie würdet ihr hier Jonas charakterisieren? Was empfindet ihr diesem Charakter gegenüber?
und schließlich
Meine dritte Frage: Im zweiten Abschnitt stehen zu dem Konflikt im Grunde zwei Perspektiven im Kontrast zueinander. Wird das deutlich genug oder trägt es nur zur Verwirrung (bzw perspektivischem „Pingpong-Spiel“) bei?
Habt ihr noch weitere Gedanken oder Tipps zu diesem Ausschnitt, bin ich auch gespannt, diese zu hören. Ich danke schon mal fürs Lesen!
Lg Tales
Käfigkönig
Mein Gefängnis ist kahl und klein. Drei Schritte bis zur Tür, einen Schritt zur Seite, drei Schritte zurück zum schmalen, vergitterten Fenster hoch oben in der Mauer. Mein Himmel ist viereckig. Wenn er blau ist, wache ich. Wenn er schwarz ist, schlafe ich. Wie lange ich schon hier bin, weiß ich nicht. Warum ich hier bin, weiß ich schon. Sie fürchten mich.
Sie nennen mich das Raubtier. Ich kann wohl froh sein, dass sie mich noch immer für einen Menschen halten. Keine Todesstrafe für Menschen in dieser Gegend.
Drei Schritte vor, an der stählernen Tür vorbei, drei Schritte zurück, Blick durch das Fenster. Hoch oben zieht ein Vogel durch das Blau. Das ist der einzige Unterschied zwischen mir und Raubtieren im Zoo und Zirkus. Die Käfige dort sind drei Längen die Tür entlang und eine Länge in den Raum. Die lange Seite ist offen, denn das Raubtier soll gesehen werden. Seine Schritte sind Teil der Show. Ich soll nicht gesehen werden. Ich werde verborgen in einem Zoo menschlichen Abschaums. Zutritt nur für Befugte.
Das helle Viereck kriecht an meiner Wand entlang. Vier Stunden lang ist es zu sehen, ich habe sie gezählt. Ist es verschwunden, wird mein Wärter kommen. Ich darf wieder in den Hof. Ich bin brav gewesen. Seht, wie gut ihr mich dressiert habt!
Ich höre die Schritte des Wärters und die klappernden und rasselnden Geräusche der anderen Insassen. Schon weiche ich bis an die äußere Wand zurück, noch ehe die barsche Anweisung des Schließers kommt. Zeit für die Raubtierprozession ohne Zuschauer. Keine Ketten für mich diesmal. Vertrauensbildende Maßnahmen auf beiden Seiten.
Doch was spielt das für eine Rolle? Ich werde hier alt werden und sterben. Der Hof, rund und hoch umgittert wie eine Menangerie, wird das Zentrum meiner Welt bleiben bis zum Ende. Die Welt ist eine Scheibe. Zwanzig Meter im Durchmesser und bevölkert von kaputten Menschen. Wie ich sie verachte, diese heruntergekommenen, erbärmlichen Kreaturen, die hier ihre vergitterte Freiheit genießen.
Jenen dort, den Bulligen mit der Glatze, der unter dem Basketballkorb an der Mauer lehnt, als gehöre ihm alles. Wie stolz er ist auf die wenigen Flecken bleicher Haut, die noch unter seinen Tattoos durchschimmern. Seht ihr, wie sich ihm die anderen andienen? Ein Käfigkönig mit seinem Hofstaat. Sie alle sehnen sich nach Hierarchie und Fremdbestimmung und hassen es sogleich, an ihrem untersten Ende zu stehen. Der Käfigkönig aber, mit seiner Glatze und seiner Farbe auf der Haut, er hat Macht, denn sie verleihen ihm welche.
Nach einer angemessenen Zeit des Speichelleckens darf gespielt werden. BigBoss gibt den Korb frei. Keiner hier ist englischsprachig. Bei manchen ist es ein Wunder, dass sie überhaupt sprechen und nicht grunzen. Dennoch nennen ihn alle BigBoss. Vielleicht macht es das offizieller.
Das Spiel beginnt und mein Interesse schweift ab. Selten wird die menschliche Verwandtschaft zum Affen so offensichtlich wie beim Basketball. Für den Rest des Hofganges werden sie sich damit beschäftigen, sich das kokosnussförmige Spielgerät gegenseitig abzujagen und durch die Gegend zu schleudern, während sie wortlose Schreie und Rufe ausstoßen. Selbst ihr Gang wird immer breitbeiniger, ihre Oberkörper neigen sich nach vorn und ihre Arme scheinen mithilfe des beständig zwischen Boden und Händen umherprellenden Balls gleichsam bis zum Boden zu wachsen.
Dieser ewig gleiche Affenzirkus wird das Letzte sein, das ich sehe, wenn ich sterbe. Es sei denn, es passiert etwas, das die Monotonie meiner Tage durchbricht. Etwas muss geschehen.
Was nun kommt, weiß ich, ehe es passiert, denn das Prinzip ist immer gleich. Gegenüber dem Fußvolk hat der Käfigkönig seine Position klar gemacht. Die Primaten dürfen spielen gehen. Nun ist es Zeit, die Grenzen abzustecken. In einer Welt von zwanzig Metern Durchmesser ist das nicht leicht, aber selbst hier ist die Welt groß genug für Ausgrenzung.
Da ist das Opfer, der Schwächling, dessen einzige Verbrechen demotivierte und unterbezahlte Anwälte waren. Da ist der Kinderschänder, dessen Leidenschaft ihn selbst hier zum gesellschaftlichen Tabu macht. Aber der ist nur noch selten im Hof. Und da bin ich, der sich nicht beugen will unter der Tattookrone.
Heute aber gibt es einen neuen Mitspieler. Er trägt seine Grenze schon auf der Haut. Obwohl er an Farbenpracht die meisten der Primaten und ihren König weit unterbietet, nennen sie ihn den Farbigen, wenn sie sich heimlich, den Nigger, wenn sie sich offen zu ihrem Bessermenschentum beglückwünschen. Er riecht die Duftmarke des Meuteführers bereits und hält sich abseits, doch noch trägt er die Fahne nicht tief genug.
BigBoss winkt seinem Hund, dem schlichtesten und stärksten seiner Speichellecker. Mit ihm als Rückendeckung stolziert er nach Gorilla-Art auf den Neuling zu. Fast möchte man glauben, ihn behindern auch zwei Kokosnüsse zwischen den Beinen an der artgerechten Fortbewegung, doch es sind maximal Kirschen. Ich hab' hingesehen.
Sein Hund lässt die Muskeln spielen und schaut böse. Das ist seine Aufgabe und darin ist er gut. Mit diesem Mann aber wird er kein leichtes Spiel haben. Der Neue ist wie ein Stier, der die Füße erst tiefer in den Boden gräbt und die Stirn senkt, doch keinesfalls aus Demut. Auch er wird seinen Grund abstecken, denn zurückweichen wird er nicht. Wortfetzen fliegen hin und her, verbales Brusttrommeln auf der einen, Hufscharren auf der anderen Seite. Der Hund kann nur knurren und sorgt für das bedrohliche Ambiente.
Beim ersten Körperkontakt werfe ich einen kurzen Blick hinter die Grenzen unserer Welt. Dort lauern die wahren Feinde, gegen die wir machtlos sind. Zur Unterscheidung tragen sie andere Uniformen als wir. Ihre Macht ist durch Streifen auf der Schulter gekennzeichnet und mit Stock und Strom und Eisen halten sie uns in den Grenzen unserer Welt. Ihre Aufgabe ist der Schutz. Das Draußen muss vor uns geschützt werden. Und drinnen müssen wir vor uns selbst geschützt werden. Doch für Hackordnungsrangeleien fühlen sie sich nicht zuständig.
Der Stierkampf geht in die zweite Runde, der Gorilla hat das rote Tuch gefunden. Dies ist spannender als das Kokosnussspiel. Alle schauen zu, aber niemand greift ein. Auch der Hund nicht. Er ist nur die Absicherung. So ist der Codex, der Codex zwischen denen draußen und denen drinnen.
Die Technik des Gorillas ist überlegt und schnell und der Stier liegt am Boden, vorerst. Doch noch ist ihm kein Nasenring angelegt. Er wird wieder aufstehen.
Zurück zum Spiel! Alle Primaten zurück zum Spiel! Seht, er ist der König. Der Käfigkönig. Er gefällt sich in seinem Sieg. Seine Fäuste sind noch immer hungrig, sein Blut lechzt nach mehr. Für diesen Moment sind seine Kirschen wieder Kokosnüsse, sein Körper ein Hulk und sein Königreich eine Weltmacht. Seine lüsternen Augen irren suchend umher. Und finden mich.
Etwas wird geschehen.
Käfigkönig! Käfigkönig!
„Was glotzt du so?“ Die tiefe Stimme von BigBoss hallte gebieterisch über den Hof.
Es war ein gewöhnlicher Tag wie alle anderen, mit den üblichen Rangeleien und Hahnenkämpfen. Man musste den Jungs Gelegenheit geben, ihre Konflikte untereinander zu regeln. Klaus Wittich, wie alle seine Schließerkollegen, fühlte sich nicht zum Kindergärtner berufen und schließlich war das hier kein Kurort, sondern eine Strafanstalt. Keiner war schuldlos hier und in der rauen und brutalen Welt, die sie gewählt hatten, musste man für sich selbst sorgen können.
Fast gelangweilt sah Wittich jetzt durch die Gitterwände in den Innenhof der Sträflinge. BigBoss hatte den Farbigen zurechtgebogen, na und? Seine Art, die Regeln klar zu stellen, waren hart und effektiv. Und mit ihm konnte man reden. Er sorgte für Ruhe und erfuhr im Gegenzug gewisse Vergünstigungen. Nichts Großes, natürlich nicht. Vorschrift war schließlich Vorschrift.
Nun hatte sich BigBoss vor dem klaren Außenseiter von Block 9 aufgebaut. Ihrem größten Problemfall. Wer den schmächtigen, jungen Mann ansah, mochte kaum glauben, zu was er fähig war. Er sah so erschreckend normal aus, wie der sympathische Nachbarsjunge, der morgens die Zeitung austrägt, weil er auf ein eigenes Auto spart. Ein Gesicht wie jedes andere, mit seinen alternativ wirkendem, halblangen Haar und diesem schmalen Bartring um Oberlippe und Kinn, der jetzt auch bei jungen Leuten wieder modern war.
Er wirkte auf den ersten Blick so harmlos und friedfertig wie ein Baumknutscher-Hippie. Solange man ihn in Ruhe ließ, mochte das auch stimmen. Dann hockte er während der gesamten Hofpause am Rand, beobachtete die anderen und murmelte pausenlos etwas in einer unbekannten Sprache. Die psychologische Gutachterin hatte gemeint, er müsse sie in den Jahren ohne jeglichen menschlichen Kontakt selbst erfunden haben.
Obwohl er auch Deutsch verstehen konnte, sprach er es nur ungern und so wenig wie möglich. Auch jetzt zeigte er mit keiner Regung, dass das Drohgebaren des Glatzköpfigen ihn beeindruckte. Er sah ihn nur weiter an, mit diesem seltsamen Blick, den auch Wittich schon ein paar Mal auf sich gerichtet gesehen hatten. Jedes Mal war ihm, Wittich, am ganzen Leib eine Gänsehaut entstanden, auch wenn er sich nicht recht erklären konnte, wieso. Er war weiß der Teufel keine Memme.
Aber darum wunderte es ihn nicht, dass auch BigBoss diesen Blick nicht auf sich sitzen lassen konnte. „Glotz' nicht so bescheuert. Hast du'n Problem oder so?“ Big Boss kam näher, seine Brust siegesgewohnt herausgedrückt.
Wittich griff nach den Schlüsseln zum Hoftor. Ein Blick auf seine Kollegen zeigte ihm, dass auch sie den sich anbrauenden Ärger bemerkt hatten. Nach so vielen Jahren im Dienst entwickelte man eine Art sechsten Sinn für so etwas. Instinktiv lockerte Wittich das Schockgerät an seinem Gürtel, als der junge Mann sich langsam aus seiner kauernden Position aufrichtete.
Obgleich um einiges schmaler als die meisten Häftlinge, wohl auch wegen seines jungen Alters, schien sein Körper dennoch sehnig und geschmeidig zu sein. Jede seiner Bewegungen zeugte von einer kontrollierten Kraft und machten dem Spitznamen, den ihm die Medien gegeben hatten, alle Ehre. Das Raubtier. Mit geschmeidigen Bewegungen, die tatsächlich etwas raubtierhaftes an sich hatten, wich er einen Schritt zur Seite, brachte Platz zwischen sich und BigBoss. Seine Nasenspitze reichte dem bulligen Kerl kaum bis zur Brust, doch hob er den Kopf nicht einen Millimeter. Nun wirkte es, als versuche er, mit seinem Blick Löcher in das schmuddelige Unterhemd zu brennen, das BigBoss trug.
„Kluger Junge“, dachte Wittich und gab seinen Kollegen einen Wink. Alarm zurück.
So sah niemand aus, der es auf eine Konfrontation ankommen lassen wollte. Stattdessen begann er wieder mit seinen Litaneien. Das machte er ständig. Auf dem Hof, in der Zelle, beim Essen, einfach überall. Sinnlose Aneinanderreihungen von Silben. Fantasieworte, bis ins Unendliche wiederholt.
BigBoss spuckte dramatisch auf den Boden. „He, ich hab dich was gefragt, Wichser. Bist du behindert oder so? Was laberst du da in dieser Assi-Sprache?“
Die intelligenten Gesichtszüge des Raubtiers zeigten keine Regung, als er mit überraschend weicher Stimme antwortete: „Ich habe nicht mir dir geredet.“
„Bah, dicke Hose, was? Ich hab aber mit dir geredet, kapiert? Keiner weiß, was du da rumquatscht, Mann.“
Käfigkönig! Käfigkönig! Seht ihr, wie er sich auf die Brust trommelt? Farbensüchtiger. Farbenhasser. Seht hin!
„Willst aufs Maul oder was? Spresch gefälligst Deutsch, wir sind hier in Deutschland!“
Das Raubtier sah sich um, als zweifle er an diesen Worten. „Offensichtlich“, antwortete er, „aber danke für die Erinnerung.“ Sein Deutsch war fließend, doch mischte sich die winzige Spur eines eigenartigen Akzents in seine Worte.
Für diese Feinheiten hatten Menschen wie BigBoss besonders empfindliche Antennen. „Bist du'n kack Ausländer oder was?“, war seine scharfsinnige, aber unzutreffende Schlussfolgerung.
Nach Recherchen der Polizei war der Mann, der nun als „Raubtier“ bekannt war, dem gutbürgerlichen Ehepaar Walter und Dorothee Bäcker geboren worden und hatte als Jonas Bäcker den Eintrag in das Taufregister von Aschelau gefunden. Ganz sicher konnte sich aber niemand sein, da Herr und Frau Bäcker vor vielen Jahren unter mysteriösen Umständen den Tod gefunden hatten. Ihr damals fünfjähriger Sohn verschwand ohne eine Spur.
Wenn es aber etwas gab, das BigBoss mehr aufregen konnte als die weit über die Ohren reichenden Haare des Raubtiers, dann war das der unverzeihliche Fehler einer falschen Geburt.
„Na los, Winzling, sag schon. Frisst du dich jetzt in Deutschland durch, weil es in deinem Assiland keinen Mülleimer mehr für dich gab? He?“
Der junge Mann mit dem so gewöhnlichen Namen trat sachte zur Seite, als BigBoss ihm zu nahe kam und starrte weiter unbeirrt vor sich hin, als höre er die Beleidigungen nicht. Vielleicht hörte er sie wirklich nicht. Wer konnte das schon sagen.
Menschenaffe. Affensprache. Seht, wie stark er sich fühlt!
„Hast du mich nicht verstanden? Ich rede Deutsch mit dir, also antworte auch auf Deutsch! Das ist ne Frage des Respekts, Mann, kapiert?“
Trotz seiner lauten Worte schien es auch BigBoss nicht wirklich auf eine körperliche Konfrontation abgesehen zu haben, denn im Unterschied zu seinem Gerangel mit dem Farbigen eben gebrauchte er jetzt weder übermäßig vulgäre Beleidigungen noch versuchte er, das Raubtier durch einen Griff an Arm oder Kragen an seiner schleichenden Flucht zu hindern. Es gab einen Grund, weshalb seine Art und Weise, Ordnung zu schaffen, von den Schließern akzeptiert wurde.
Folgerichtig breitete Jonas Bäcker seine Arme auch schon wie in einer Beschwichtigungsgeste aus, die Handinnenflächen unterwürfig nach oben gerichtet.
Trau dich, König. Tattookönig. Toter König.
Wittich entspannte sich. Vielleicht würde das Raubtier niemals seine Fantasiesprachenergüsse kontrollieren können, aber die Therapie im Antiaggressionstraining schien vielversprechende Fortschritte zu machen. Er stand nun geduckt, seitlich vor BigBoss, keine Angriffsfläche, keine Herausforderung.
Wieder murmelte Jonas leise, sanft, wieder in seiner Fantasiesprache.
Der Zellengenosse von BigBoss, der wie ein Sekundant ihre Begegnung bewacht hatte, zog den bulligen Mann nun am Arm. „Komm schon, BB, lass gut sein“, sagte er, „der hat genug.“
BigBoss aber posierte noch eine halbe Sekunde länger über dem Raubtier, um ihn seine Überlegenheit spüren zu lassen. Er saß ein wegen mehrfachen Mordes und schwerer Körperverletzung, Jungen wie Jonas hätte er draußen zum Frühstück verspeist. Verächtlich spuckte er dem Raubtier vor die Füße. „Brav, Kleiner. Ich will dich nicht verprügeln müssen wie den Nigger dort“, sagte er im Gehen.
Seht doch her. Etwas muss geschehen. Blinder König. Schwacher König. Toter König.
BigBoss drehte sich wieder zu ihm um. „Was heißt das, was du da dauernd wiederholst, 'Nissut' oder so? Ist das 'nen scheiß Schimpfwort? Hast du Kanacke mich gerade beleidigt?“ [nisut/nesut: altägyptische Bezeichnung für König]
Von dort, wo Wittich stand, hatte er eine gute Sicht auf Jonas, als dieser nun langsam den Kopf hob und BigBoss direkt ansah, und dieser Blick war so angefüllt von tiefster Verachtung, dass alle seine Polizistensinne zu kribbeln begannen. Doch statt die Gittertüren zum Hof aufzuschließen und die beiden Streithähne zu trennen, konnte er nur in einer seltsamen Faszination zusehen.
Auch BigBoss begann zu zittern, nun aber aus offenkundiger Wut. „Ich hab dich was gefragt! Antworte, sonst geb' ich dir die Antwort!“
„Du drohst mir? Du?“
Seine sanfte Stimme war nicht um ein Hauch lauter oder schärfer geworden. Wie konnte in dieser Stimme, in diesem schmächtigen, geduckten Körper solch ein überwältigendes Gefühl von Bedrohung mitschwingen? Der Blick des Raubtiers glitt wie zufällig zu Wittich herüber. Ihre Blicke trafen sich und etwas in Wittich gefror innerlich. „Oh, shit!“
Lang lebe der König!
Was nun geschah, passierte zu schnell für Wittichs Augen. BigBoss packte Jonas am Kragen und schüttelte ihn, nur um im nächsten Moment gurgelnd zusammenzuklappen. Jonas hatte sich kaum bewegt und doch pulsierte nun heiß und schrecklich rot das Blut aus der Kehle seines Angreifers und tränkte in Sekundenschnelle sein schmuddeliges Hemd.
„Der verfluchte Wichser muss 'ne Waffe haben!“, schoss es Wittich durch den Kopf. Seine Kollegen waren schneller im Hof als er, zogen BigBoss aus der Gefahrenzone und pressten Lappen auf die Blutung. Vier Mann überwältigten das Raubtier, das sich nicht einmal dagegen wehrte, drückten ihn zu Boden, saßen auf seinen Armen und Beinen und durchsuchten ihn fieberhaft nach was immer er sich als Waffe gebastelt haben musste. Fassungslos und angewidert fasziniert starrte Wittich auf Jonas herunter und Jonas sah zu ihm herauf. Ein feines Lächeln lag auf den Lippen des Raubtiers und beinah verschwörerisch zwinkerte er Wittich zu. Eine Waffe fanden sie nicht. Eine Waffe fanden sie nie.
Bevor ich näher auf deine Fragen eingehe, nenne ich einfach, was mir positiv aufgefallen ist und mich auch beeindruckt hat. Die einfache Tatsache, wie flüssig und eindrucksvoll du diesen Teil geschrieben hast. Die Atmosphäre ist in mit Verbindung zu den Vergleichen greifbar und man bekommt ein gutes Gefühl für den Charakter.
Wirkt und spricht er nicht eher wie ein tumber Teenagerschläger á la Crabbe und Goyle (Malfoys Muskelmänner, Harry Potter)? Woran könnte das liegen? Was kann ich anders machen (und ihn trotzdem gegen Jonas verlieren lassen)? Oder wirkt er auf euch doch anders?
Ich finde, man kann BigBoss schon ernst nehmen, wenn du jedoch nicht ganz zufrieden bist, gibt es Wege, dies noch überzeugender zu gestalten.
1. Du könntest den Namen ändern. BigBoss spricht für ein großes Ego (und dementsprechend ist der Name nicht schlecht gewählt), aber wenn man ihn sogar respektiert, wenn man ihn bei seinem Nachnamen nennen muss, dann wäre der Charakter auf jeden Fall schon mächtiger, da er sein Name für ihn das Größte ist und er es nicht respektiert, wenn man ihn anders nennt. Er schämt sich also nicht für sich selbst und verstellt sich auch nicht. Das würde zumindes den Anschein erheben, dass BigBoss ein wirklicher Charakter und nicht nur ein stereotypisches, mächtiges Arschloch ist. Geeignete Nachnamen, welche Deutsch sein sollten, aber nicht sofort lächerlich wirken, wäre zum Beispiel "Aas", "Mayor" oder "Sadler", aber es gibt bestimmt noch mehr.
Doch ich finde nicht, dass man den Namen unbedingt ändern müsste, ich schätze nur, dass es für dich den Eindruck, dass er wie ein Teenager, nicht ernst zu nehmen ist, ändern würde.
2. Du hast schön geschrieben, dass andere Leute ihm Macht geben, dadurch, dass sie sich unterdrücken lassen. Dementsprechend besitzt er diese Macht und hat sie auch schon ausgeübt. Es wäre also durchaus passend, wenn er Jonas Blick bemerkt, erst einmal mit einer simplen Handbewegung zeigt, dass man Jonas zu ihn bringen soll. So würde er seine Macht nutzen, um andere zu kontrollieren und würde in gewisser Weise dadurch mächtiger wirken, dass er nicht zu Jonas kommt, sondern Jonas zu ihm. (Da weiß ich aber nicht, wie du es mit deinem bisherigen Text vereinbaren könntest.)
Hier könnnte man dann auch seine Frage etwas ändern mit z.B. "Dein Blick sollte gefälligst bei dir bleiben!" anstatt von "Was glotzt du so?". Indem man es zu einer Aussage macht, gibt BigBoss niemanden das Gefühl, dass er sich für die Meinung anderer interessierern würde, sondern macht einfach klar, was er möchte.
Ab da könnte es dann so wie geschrieben weitergehen, da sein drohlicher Ton nichts gebracht hat und ihn das so aufregt, dass er Jonas etwas Macht gibt, da dieser es geschafft hat ihn wütend zu machen.
Wie würdet ihr hier Jonas charakterisieren? Was empfindet ihr diesem Charakter gegenüber?:
Jonas wirkt, wenn man seine Sichten außen vorlässt und einfach nur sein Verhalten gegenüber BigBoss und später gegenüber Wittich betrachtet, auf mich ziemlich überlegend, dadurch, dass er still ist und niemand ihn versteht. Er scheint in seiner eigenen Welt mit seiner eigenen Sprache zu leben, was ihn für mich ziemlich mächtig macht, da niemals jemand ihn verstehen könnte, egal wie sehr man sich bemüht. Er scheint etwas besonderes zu sein und das er keine Angst hat, macht ihn nur noch mächtiger. Deswegen passt auch der Begriff "Raubtier" sehr gut zu ihn, da es ihn bedrohlich wirken lässt.
Dieses Augenzwinkern und Lächeln wirken erschreckend auf einen, auch wenn ich lächeln musste. Jonas ist einfach ruhig und lässt sich nicht von den Wachen, die ihn festhalten stören, denn er hat klar gewonnen und bereut seine Tat nicht.
Im zweiten Abschnitt stehen zu dem Konflikt im Grunde zwei Perspektiven im Kontrast zueinander. Wird das deutlich genug oder trägt es nur zur Verwirrung (bzw perspektivischem „Pingpong-Spiel“) bei?:
Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei Wittichs erster Sicht kurz verwirrt war, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Doch ansonsten war es für mich nicht verwirrend, sondern recht interessant, was aber wohl daran liegen könnte, dass ich generell viele Geschichten mit Sichtenwechsel lese. Leute, die es nicht gewohnt sind, könnten es anders empfinden.
Weitere Gedanken:
Du hast im Kapitel einen Begriff so erklärt "[nisut/nesut: altägyptische Bezeichnung für König]". Diese Erklärung finde ich als absolut störend. Davor hast du sehr schön die Spannung mit der Situation aufgebaut und dann kommt da diese Erklärung, welche einfach in den Text geworfen wird, damit der Leser sich nicht denkt "Was heißt bitteschön 'nisut'?". Ich verstehe den Wunsch, dass man den Leser seine Gedanken erklären möchte, damit er nicht irritiert ist, aber es zerstört einfach die Atmosphäre und den Lesefluss. Und ich glaube, mit dieser Meinung bin ich nicht alleine.
Wenn du es jedoch drinnen haben möchtest, dann könntest du es als Fußnote kennzeichnen (davon bin ich zwar auch nicht der Fan, ist aber etwas besser) oder du könntest es versuchen es in den Text einzubauen. Entweder als Teil von einer leicht auktoriellen Anmerkung z.B. "BigBoss verwendete einen Begriff, denn er selbst nicht verstand. Altägyptisch. Eine Sprache, die niemand mehr sprach und die BigBoss bestimmt niemals sprechen würde. Nisut. König. Das war für BigBoss zu hoch."
Doch ich würde behaupten, dass man selbst darauf schließen kann, dass nissut, König heißt."
Das ist mir als einziges aufgefallen und wollte ich angesprochen haben.
Ich hoffe meine Gedanken waren nicht zu wirr. Solltest du trotzdem noch Fragen haben oder etwas zu ungenau von mir beantwortet worden sein, so kannst du das einfach sagen.
Herzliche Grüße
Nymphen
Hey :)
Bevor ich näher auf deine Fragen eingehe, nenne ich einfach, was mir positiv aufgefallen ist und mich auch beeindruckt hat. Die einfache Tatsache, wie flüssig und eindrucksvoll du diesen Teil geschrieben hast. Die Atmosphäre ist in mit Verbindung zu den Vergleichen greifbar und man bekommt ein gutes Gefühl für den Charakter.
yay! Danke!
Zum Namen:
Den Namen zu ändern und ihn schlicht bei seinem Nachnamen zu nennen ist natürlich ne Idee. BigBoss ist vielleicht auch ein bisschen zu amerikanisch gedacht, vielleicht stört mich dieses Klischee da drin. Deine Namensvorschläge find ich gut (besonders Mayor bzw "der Mayor" im Zellenjargon, hat ebenfalls was schönes Offizielles und kann zugleich sein Name sein. )
Es wäre also durchaus passend, wenn er Jonas Blick bemerkt, erst einmal mit einer simplen Handbewegung zeigt, dass man Jonas zu ihn bringen soll. So würde er seine Macht nutzen, um andere zu kontrollieren und würde in gewisser Weise dadurch mächtiger wirken, dass er nicht zu Jonas kommt, sondern Jonas zu ihm. (Da weiß ich aber nicht, wie du es mit deinem bisherigen Text vereinbaren könntest.)
Hier könnnte man dann auch seine Frage etwas ändern mit z.B. "Dein Blick sollte gefälligst bei dir bleiben!" anstatt von "Was glotzt du so?".
Ui ui, da ist vieles drin, das ich direkt so übernehmen könnte! Das gibt auch ne wunderbare Atmosphäre, danke! Da nehm ich vieles von mit (und es bringt mir auch den Charakter des "Käfigkönigs" etwas näher)
Dieses Augenzwinkern und Lächeln wirken erschreckend auf einen, auch wenn ich lächeln musste. Jonas ist einfach ruhig und lässt sich nicht von den Wachen, die ihn festhalten stören, denn er hat klar gewonnen und bereut seine Tat nicht.
Yay, genauso sollte Jonas rüber kommen. Er soll in der Geschichte der Antagonist sein, dem die Heldin zunächst vertraut, während der Leser ihr am liebsten Warnungen zubrüllen will (aber davon vielleichts später mal mehr, an der Stelle bin ich noch gar nicht XD)
Im zweiten Abschnitt stehen zu dem Konflikt im Grunde zwei Perspektiven im Kontrast zueinander. Wird das deutlich genug oder trägt es nur zur Verwirrung (bzw perspektivischem „Pingpong-Spiel“) bei?:
Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei Wittichs erster Sicht kurz verwirrt war, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Doch ansonsten war es für mich nicht verwirrend, sondern recht interessant, was aber wohl daran liegen könnte, dass ich generell viele Geschichten mit Sichtenwechsel lese. Leute, die es nicht gewohnt sind, könnten es anders empfinden.
Ich meinte eigentlich, ob klar geworden ist, dass wir mal durch Jonas Reden quasi bei ihm sind, und dann bei Wittich, der nicht versteht, was Jonas faselt. Aber wenn du nicht (bzw nur kurz) verwirrt warst, dann ist das gut. Dann kann ich das so lassen.
Weitere Gedanken:
Du hast im Kapitel einen Begriff so erklärt "[nisut/nesut: altägyptische Bezeichnung für König]". Diese Erklärung finde ich als absolut störend. Davor hast du sehr schön die Spannung mit der Situation aufgebaut und dann kommt da diese Erklärung, welche einfach in den Text geworfen wird, damit der Leser sich nicht denkt "Was heißt bitteschön 'nisut'?".
Wupsis, da ist mir eine eigene Notiz mit in den kopierten Text geraten, und ich dachte ich hätte sie alle gelöscht^^ Das würde natürlich nicht im fertigen Text stehen, möglicherweise nichtmal irgendwo in der fertigen Story erklärt, es ist mehr eine Notiz an mich, woher ich diese "Fantasieworte" nehme, weil ich von den Figuren mehr (für diese Geschichte nicht relevanten) Background kenne als ich in diesem einen Werk erzählen werde. Also, falls diese Story irgendwann mal fertig sein sollte, weißt du schon mehr als die Leser ^^
Ich hoffe meine Gedanken waren nicht zu wirr. Solltest du trotzdem noch Fragen haben oder etwas zu ungenau von mir beantwortet worden sein, so kannst du das einfach sagen.
Ich fand deine Gedanken überhaupt nicht wirr und danke dir sehr für deine Antworten, die mir sehr weitergeholfen haben! LG Tales
Erst einmal freut es mich zu hören, dass ich dir in mehreren Aspekten weiterhelfen konnte und du meinen Gedanken auch folgen konntest.
Ich meinte eigentlich, ob klar geworden ist, dass wir mal durch Jonas Reden quasi bei ihm sind, und dann bei Wittich, der nicht versteht, was Jonas faselt. Aber wenn du nicht (bzw nur kurz) verwirrt warst, dann ist das gut. Dann kann ich das so lassen.
Ah okay, das habe ich dann wohl missverstanden. Tut mir leid. Keine Sorge, für mich war das klar ersichtlich und fand ich auch sehr gut umgesetzt.
Wupsis, da ist mir eine eigene Notiz mit in den kopierten Text geraten, und ich dachte ich hätte sie alle gelöscht^^ Das würde natürlich nicht im fertigen Text stehen, möglicherweise nichtmal irgendwo in der fertigen Story erklärt, es ist mehr eine Notiz an mich, woher ich diese "Fantasieworte" nehme, weil ich von den Figuren mehr (für diese Geschichte nicht relevanten) Background kenne als ich in diesem einen Werk erzählen werde. Also, falls diese Story irgendwann mal fertig sein sollte, weißt du schon mehr als die Leser ^^
Ach so, das passiert mir leider auf manchmal, weswegen ich das gut vestehen kann.
Solche Notizen rutschen eben doch manchmal durch, auch, wenn man extra darauf achtet, dass es nicht passiert.
Herzliche Grüße
Nymphen
Meine erste Frage: wirkt und spricht er nicht eher wie ein tumber Teenagerschläger á la Crabbe und Goyle (Malfoys Muskelmänner, Harry Potter)? Woran könnte das liegen? Was kann ich anders machen (und ihn trotzdem gegen Jonas verlieren lassen)? Oder wirkt er auf euch doch anders?
Wie ich BB sehe (ich kürze das jetzt mal so ab, wenn's genehm ist): Jemand aus einer etwas niederen Bildungsschicht, etwas verwahrlost (so stelle ich ihn mir vor, er trägt ja nur ein Unterhemd), dennoch Muskelpaket, gefährlich und stark und sehr autoritär. Das Gefängnis wirkt erstmal auf mich wie eine Welt, in der die Stärke dominiert und BB dominiert ja die Hätlinge, demnach...
Auf jeden Fall wirkt der Charakter fast Rund, aber nicht kindlich.
Zum Fast:
„Willst aufs Maul oder was? Spresch gefälligst Deutsch, wir sind hier in Deutschland!“
Sehr schön. So Dinge wie "willst" oder generell Klisen in gesprochener Sprache sind hier meist super eingeflochten. Und Spresch ... also ja, wie gesagt, passt, finde ich, zum Charakter xD Ich finde nur, die könntest sogar noch einen Hauch mehr "Slang" mit reinnehmen, damit es noch runder wird.
Beispiel:
„Hast du mich nicht verstanden? Ich rede Deutsch mit dir, also antworte auch auf Deutsch! Das ist ne Frage des Respekts, Mann, kapiert?“
zu
"Haste mich verstanden? Ich red' Deutsch mit dir, antworte auch auf Deutsch."
Das sind nur kleine Nuancen, die meines Erachtens nach sehr viel ausmachen. Und insofern man nicht jeden Satz an "Slang" anpasst, wird der Fluss der Sprache auch nicht gestört. Zu krass wäre für die Leser wieder ermüdend. Es sei denn, BB ist eigentlich doch eher intelligent, aber das transportiert die Sprache aktuell gar nicht.
Er wirkt aber nicht wie ein Teenager-Schläger. Beim Namen schließe ich mich Nymphen an. Nachnamen sagen in Deutschland viel aus. Man kann auch sowas wie "Schulze" nehmen. Das klingt für unsere an das amerikanische Gedöns gewöhnten Ohren erstmal seltsam, aber naja^^ BigBoss passt halt, finde ich, in Deutschland und einer Umgebung, in der die Menschen eher wenig Englisch können, nicht so wirklich. Boss alleine oder "Chef" würde noch gehen, das fände ich auch ok. Nur bei BigBoss erwart ich irgendwie jemand billigen mit dunkler Hautarbe, ner Zigarre zwischen den Lippen und das alles in den USA xD
Eine Sache habe ich noch:
Der Zellengenosse von BigBoss, der wie ein Sekundant ihre Begegnung bewacht hatte, zog den bulligen Mann nun am Arm. „Komm schon, BB, lass gut sein“, sagte er, „der hat genug.“
Der Genosse als "Sekundant" ist ne gute Idee. Generell könntest du im Hintergrund einbauen, dass alle viel wachsamer werden, bereit BB zu helfen. Aber das mit dem am Arm ziehen ist irgendwie so, als würde der Genosse BB behandeln wie ein Kind und das suggeriert wieder was anderes als "Chef der Runde". Auch wenn sein Zellenkumpane vlt. sein engster Vertrauter ist, sollte er BB nicht so in der "Öffentlichkeit" behandeln. Finde ich. Was du da machen könntst, wäre, wenn der Zellengenosse ihm von der Nähe was sagt, ohne ihn dabei anzufassen. Sowas wie: "Komm schon, Mann, der isses nich wert."Aber ansonsten: Toller Charakter, der bisher sehr rund wirkt. :)
Meine zweite Frage: Wie würdet ihr hier Jonas charakterisieren? Was empfindet ihr diesem Charakter gegenüber?
Hinterlistig wäre ein gutes Wort. Mysteriös auch. Er ist so still, sieht so unschuldig und normal aus, seine Geschichte, die ja während des Kapitels ein wenig entschlüsselt wird, ist eher mysteriös und dann am Ende: BÄM. Das in sich gekehrte verstärkt das Auftreten nochmal, das Ruhige und die andere Sprache auch... und halt alles. Wie BB schon: Ein runder Charakter. Und ich find das toll. Man will auf jeden Fall alleine nur wegen ihm weiterlesen. Ansonsten würde ich ihn noch nicht als mächtig einstufen, obwohl er es ja ist, eher als gefährlich. Aber noch wirkt er so: Lasst ihr mich in Ruhe lasse ich euch in Ruhe. Und wenn das nicht passiert, packt er das Geährliche in ihm eben aus. Man könnte ihn auch als furchteinflößend beschreiben, nach dem Motto: Jeder weiß, dass man ihm nicht zu nahe treten sollte und vlt. hat man auch etwas Angst vor ihm. Aber da er ja eher auf seiner Sprache brabbelt und in seiner Ecke bleibt, übt er die Macht, die er evtl. hat, nicht aus. Also Macht hat er schon, aber... ach du weißt hofentlich, wie ich das meine xD So wirkt er auf mich.Und die drei letzten Sätze zeigen auch deutlich die Hinterlistigkeit, auch wenn das vlt. auch das falsche Wort ist. Aber alles in allem bin ich jetzt schon fasziniert von dem Charakter^^
Meine dritte Frage: Im zweiten Abschnitt stehen zu dem Konflikt im Grunde zwei Perspektiven im Kontrast zueinander. Wird das deutlich genug oder trägt es nur zur Verwirrung (bzw perspektivischem „Pingpong-Spiel“) bei?
Also ich hab das so verstanden: Wittich beobachtet die meiste Zeit, die kursiven Sachen sind das, was Jonas sagt. Was ich mich nur frage: Es wird öfter gesagt, dass Jonas eher leise spricht. Wie kann Wittich das dann hören? M.E. nach waren wir die ganze Zeit, halt bis auf die kursiven Sachen, bei Wittich und das hat mich zmd. mal stutzen lassen^^ Aber vlt. habe ich mir auch nur vorgestellt, dass er zu weit weg ist, doch leise Worte dringen ja nicht weit, aber vlt. kannst du das auch erklären :) Oder ich liege ganz falsch.
Der Einschub mit den "Übersetzungen" war ok, interessant, ich (!) hätte es nicht gebraucht, aber ich bin auhc eher der an davon, bei einer sicht zu bleiben. Und ich mag bzw. dass Wittich der Beobachter ist und man nicht BBs Sicht oder so verwendet. Gefällt mir ^-^
Also, das Kursive stört nicht, es wird klar, dass es von Jonas stammt und es ist auch interessant, weil man irgendwie vermutet, dass es von einem Wesen in Jonas gesprochen wird oder so. Oder sowas. Oder ich interpretiere zu viel^^
Und ich sage an der Stelle auch nochmal: Klasse Art zu schreiben! Sehr flüssig, ließt sich gut und man kann sich die Namen der Protas recht schnell behalten. Gefällt mir wirklich gut, großes Lob dafür :)
So, ich hoffe, das war jetzt zmd. im Ansatz hilfreich xD