FanFiktion.de - Forum / Allgemeines - Allgemeines Geplauder / Wo hört Vorsicht auf und wo fängt die Selbstzensur an?
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Wo hört Vorsicht auf - und wo fängt die Selbstzensur an?
Ich hatte gestern eine recht hitzige Diskussion über das Thema "Sei angepasst und unauffällig, dann hast du keinen Ärger."
Bevor da die Fetzen flogen (und Sprüche wie "Da bist du selbst schuld, falls du mal auf der Straße verprügelt wirst!“) ging es eigentlich "nur" darum, was der angemessene Umgang mit Vorurteilen und Diskrimminierung ist: versuchen, die Vorurteile, die einem begegnen, zu widerlegen, oder versuchen, sie gar nicht erst entstehen zu lassen?
Ein Beispiel, das dabei aufkam: Mein Diskussionspartner und ich hatten beide schon mit Leuten zu tun, die aufgrund unseres Namens und / oder unseres Aussehens davon ausgingen, dass wir der deutschen Sprache nicht übermäßig mächtig wären. Meine Taktik in solchen Fällen ist extrem simpel: ich rede ein paar grammatikalisch korrekte Sätze mit denjenigen ;) Seine Taktik besteht darin, sich fremden Leuten von vornherein anstatt mit seinem realen mit einem deutschen Namen vorzustellen, auf den bloßen Verdacht hin, sie könnten sonst falsch von ihm denken. Da war ich baff.
Keine Frage, dass es Situationen gibt, wo man, wenn man schlau ist, aus Selbstschutz die Klappe hält und zusieht, nicht zu provozieren. Aber sein Leben vorsorglich nach hypothetischen Angreifern oder bloß engstirnigen Zeitgenossen ausrichten? Größtmögliche Neutralität, damit auch ja niemand irgendwas an einem finden kann, weswegen man aneinander geraten könnte? Finde ich heftig.
Mal ganz abgesehen vom praktischen Gesichtspunkt - wie soll man das anstellen, in überhaupt niemands Feindbild zu passen? - wie wenig Stolz muss man haben, um Leuten, die einem eventuell das Leben schwer machen könnten, die Arbeit schon mal freiwillig abzunehmen? Oder um von Leuten ernsthaft gemocht werden zu wollen, die einem nicht die zwei Minuten Zeit geben, um ein paar Sätze zu sprechen und das aufgrund des Namens gefasste Vorurteil zu widerlegen? 😮
Ich versteh’s nicht… genauso wenig, wie mein Diskussionspartner wohl versteht, dass ich mich seiner Meinung nach so vielen unnötigen Risiken aussetze, Ärger zu bekommen. Vorauseilender Gehorsam ist für mich irgendwie, als würde man dem Dieb die Wohnungstür aufmachen aus Angst, er könnte sie sonst aufbrechen…
Noch mehr Erfahrungen mit dem Phänomen? Irgendwer hier, der es versteht? Meinungen zur Eingangsfrage? ;)
Ich hatte gestern eine recht hitzige Diskussion über das Thema "Sei angepasst und unauffällig, dann hast du keinen Ärger."
Bevor da die Fetzen flogen (und Sprüche wie "Da bist du selbst schuld, falls du mal auf der Straße verprügelt wirst!“) ging es eigentlich "nur" darum, was der angemessene Umgang mit Vorurteilen und Diskrimminierung ist: versuchen, die Vorurteile, die einem begegnen, zu widerlegen, oder versuchen, sie gar nicht erst entstehen zu lassen?
Ein Beispiel, das dabei aufkam: Mein Diskussionspartner und ich hatten beide schon mit Leuten zu tun, die aufgrund unseres Namens und / oder unseres Aussehens davon ausgingen, dass wir der deutschen Sprache nicht übermäßig mächtig wären. Meine Taktik in solchen Fällen ist extrem simpel: ich rede ein paar grammatikalisch korrekte Sätze mit denjenigen ;) Seine Taktik besteht darin, sich fremden Leuten von vornherein anstatt mit seinem realen mit einem deutschen Namen vorzustellen, auf den bloßen Verdacht hin, sie könnten sonst falsch von ihm denken. Da war ich baff.
Keine Frage, dass es Situationen gibt, wo man, wenn man schlau ist, aus Selbstschutz die Klappe hält und zusieht, nicht zu provozieren. Aber sein Leben vorsorglich nach hypothetischen Angreifern oder bloß engstirnigen Zeitgenossen ausrichten? Größtmögliche Neutralität, damit auch ja niemand irgendwas an einem finden kann, weswegen man aneinander geraten könnte? Finde ich heftig.
Mal ganz abgesehen vom praktischen Gesichtspunkt - wie soll man das anstellen, in überhaupt niemands Feindbild zu passen? - wie wenig Stolz muss man haben, um Leuten, die einem eventuell das Leben schwer machen könnten, die Arbeit schon mal freiwillig abzunehmen? Oder um von Leuten ernsthaft gemocht werden zu wollen, die einem nicht die zwei Minuten Zeit geben, um ein paar Sätze zu sprechen und das aufgrund des Namens gefasste Vorurteil zu widerlegen? 😮
Ich versteh’s nicht… genauso wenig, wie mein Diskussionspartner wohl versteht, dass ich mich seiner Meinung nach so vielen unnötigen Risiken aussetze, Ärger zu bekommen. Vorauseilender Gehorsam ist für mich irgendwie, als würde man dem Dieb die Wohnungstür aufmachen aus Angst, er könnte sie sonst aufbrechen…
Noch mehr Erfahrungen mit dem Phänomen? Irgendwer hier, der es versteht? Meinungen zur Eingangsfrage? ;)
"Was immer ihr von der Welt sagt: es sind Worte. Das heißt: es ist nicht wahr." - Gustav Landauer
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Rang: Annoncenschreiber
Beitrag #2, verfasst am 28.05.2010 | 13:20 Uhr
Sicherlich sollte man sich seiner Umwelt anpassen. Aber doch bitte im Rahmen. Jemanden einen falschen Namen sagen aus Angst vor Vorurteilen? Das fördert eher Vorurteile. Wenn sich mir jemand vorstellt und einen ausländischen Namen trägt und auch ausländisch aussieht, aber vernünftig mit mir spricht, ist doch alles klar. Aber wenn mir jemand einen falschen Namen sagen würde und das kommt raus, würde ich viel eher schlecht von dem jenigen Denken.
Ich finde in unsere Gesellschaft sind wir momentan viel zu sehr darauf bedacht immer schön darauf zu achten, dass wir ja nicht sagen oder tun, was einem anderen nicht passen könnte. Das bringt auf Dauer aber nichts. Sag deinem Freund mal, dass er sich ruhig mit seinem richtigen Namen vorstellen kann.
Ich finde in unsere Gesellschaft sind wir momentan viel zu sehr darauf bedacht immer schön darauf zu achten, dass wir ja nicht sagen oder tun, was einem anderen nicht passen könnte. Das bringt auf Dauer aber nichts. Sag deinem Freund mal, dass er sich ruhig mit seinem richtigen Namen vorstellen kann.
Die klugen Studenten sind die Kinder der Götter.
Novanna
Melmoth
Ja, ich verstehe beiden Punkte, habe selbst sogar das Problem. Egal wo ich bin oder wie ich mich verhalte, ich falle immer aus dem Rahmen und errege unerwünschte Aufmerksamkeit. Da ich aber lieber meine Ruhe haben will,lüge schwindele ich solche Leute irgendetwas vor, um dumme Anmachungen, Diskussionen und Blicken einfach auszuweichen oder zu entgehen, auch wenn sich dadurch die Vorurteile mancher bestätigt, Hauptsache ich werde von niemandem belästigt. Mein Leben werde ich aber trotzdem nicht nach diesen engstirnigen Zeitgenossen ausrichten, denn zum Glück bleibt es meistens nur bei einmaligem Kontakt.
Wo hört Vorsicht auf - und wo fängt die Selbstzensur an?
Ich hatte gestern eine recht hitzige Diskussion über das Thema "Sei angepasst und unauffällig, dann hast du keinen Ärger."
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Noch mehr Erfahrungen mit dem Phänomen? Irgendwer hier, der es versteht? Meinungen zur Eingangsfrage? ;)
Ja, ich verstehe beiden Punkte, habe selbst sogar das Problem. Egal wo ich bin oder wie ich mich verhalte, ich falle immer aus dem Rahmen und errege unerwünschte Aufmerksamkeit. Da ich aber lieber meine Ruhe haben will,
Beiträge: 808
Rang: Zeitungskorrespondent
Beitrag #4, verfasst am 28.05.2010 | 16:02 Uhr
Melmoth
Ich schließe mich da auch eher Dir an, Melmoth.
Stolz ist, gerade in meinem Leben, ein sehr wichtiger Faktor. Es gab eine Zeit, da hatte ich wenig mehr als meinen Stolz und den lasse ich mir nicht nehmen, indem ich mich verbiege oder mir zu sehr zu Herzen nehmne, was andere sagen.
Ich bemühe mich zwar, den Leuten nicht auf die Füße zu treten mit dem., was ich sage. Aber meine Meinung gehört genauso zu mir wie meine Klamotten und meine Musik und mein Aussehen und dazu steh ich.
Selbstschutz - klar. Ich, als recht zierliche Frau, muss keine körperliche Auseinanderseitzung provozieren. Aber den Mund verbieten lassen muss ich mir trotzdem nicht. Und ja, manchmal verpasse ich auch den Moment, in dem ich besser die Klappe gehalten hätte.
Bei Fremden ist es mir sowieso mehr oder weniger egal, was sie denken. Sollen sie doch der Meinung sein, ich fress kleine Kinder. Kratzt mich überhaupt nicht. Leute, die Vorurteile haben und nichts dagegen tun, sind feige und faul oder selbsgerecht. Darauf lege ich keinen Wert, solche Leute brauche ich nicht. Da diskutier ich auch nicht, das ist mir ziemlich egal. Bei Leuten, die mich kennen und es besser wissen sollten, kann ich auch mal stundenlang diskutieren.
Die einzigen "Fremden", die davon ausgenommen sind, sind potenzielle Arbeitgeber und Vermieter o.ä., da würde ich mir das Leben ja nun künstlich schwer machen.
Selbstzensur ist nicht drin. Vorsicht aber anscheinend auch nicht so übermäßig *hüstel*, aber ich hab auch nicht viel zu verlieren.
Wo hört Vorsicht auf - und wo fängt die Selbstzensur an?
[...] Keine Frage, dass es Situationen gibt, wo man, wenn man schlau ist, aus Selbstschutz die Klappe hält und zusieht, nicht zu provozieren. Aber sein Leben vorsorglich nach hypothetischen Angreifern oder bloß engstirnigen Zeitgenossen ausrichten? Größtmögliche Neutralität, damit auch ja niemand irgendwas an einem finden kann, weswegen man aneinander geraten könnte? Finde ich heftig.
[...]wie wenig Stolz muss man haben, um Leuten, die einem eventuell das Leben schwer machen könnten, die Arbeit schon mal freiwillig abzunehmen?
[...]Noch mehr Erfahrungen mit dem Phänomen? Irgendwer hier, der es versteht? Meinungen zur Eingangsfrage? ;)
Ich schließe mich da auch eher Dir an, Melmoth.
Stolz ist, gerade in meinem Leben, ein sehr wichtiger Faktor. Es gab eine Zeit, da hatte ich wenig mehr als meinen Stolz und den lasse ich mir nicht nehmen, indem ich mich verbiege oder mir zu sehr zu Herzen nehmne, was andere sagen.
Ich bemühe mich zwar, den Leuten nicht auf die Füße zu treten mit dem., was ich sage. Aber meine Meinung gehört genauso zu mir wie meine Klamotten und meine Musik und mein Aussehen und dazu steh ich.
Selbstschutz - klar. Ich, als recht zierliche Frau, muss keine körperliche Auseinanderseitzung provozieren. Aber den Mund verbieten lassen muss ich mir trotzdem nicht. Und ja, manchmal verpasse ich auch den Moment, in dem ich besser die Klappe gehalten hätte.
Bei Fremden ist es mir sowieso mehr oder weniger egal, was sie denken. Sollen sie doch der Meinung sein, ich fress kleine Kinder. Kratzt mich überhaupt nicht. Leute, die Vorurteile haben und nichts dagegen tun, sind feige und faul oder selbsgerecht. Darauf lege ich keinen Wert, solche Leute brauche ich nicht. Da diskutier ich auch nicht, das ist mir ziemlich egal. Bei Leuten, die mich kennen und es besser wissen sollten, kann ich auch mal stundenlang diskutieren.
Die einzigen "Fremden", die davon ausgenommen sind, sind potenzielle Arbeitgeber und Vermieter o.ä., da würde ich mir das Leben ja nun künstlich schwer machen.
Selbstzensur ist nicht drin. Vorsicht aber anscheinend auch nicht so übermäßig *hüstel*, aber ich hab auch nicht viel zu verlieren.
"Life is what happens to you while you're busy making other plans."
zuojenn
Uah, solche Verhaltensmuster kann ich überhaupt nicht leiden.
Mich regen solche Menschen auf, die jeden Konflikt von vornerein - und oft durch unterwürfiges Verhalten und/oder Lügen - vermeiden.
Die Krönung dessen sind Menschen, die quasi schon den Kopf mit den Händen schützen, als drohte ihnen ein Niederschlag, wenn man nur den Mund aufmacht.
Damit komme ich persönlich überhaupt nicht zurecht, ich kann solche Leute nicht ernst nehmen.
Zumal sich gerade bei ihnen oft erfüllt, was sie befürchten. Selbstauslösende Prophezeiung, nennt man das.
Die fürchten so sehr, Gegenwind zu bekommen, dass sie diesen damit erst recht anlocken - und sich dann meist darin aalen. "Siehst du, ich hab es ja gesagt!"
Ohne diese Menschen verurteilen zu wollen (soll ja jeder auf eigene Weise glücklich werden) - aber aus meinem Freundeskreis werden sie entfernt. Sowas nervt mich zu sehr. Ich streite auch zu gerne, um mit solchen Menschen zurecht zu kommen.
Mich regen solche Menschen auf, die jeden Konflikt von vornerein - und oft durch unterwürfiges Verhalten und/oder Lügen - vermeiden.
Die Krönung dessen sind Menschen, die quasi schon den Kopf mit den Händen schützen, als drohte ihnen ein Niederschlag, wenn man nur den Mund aufmacht.
Damit komme ich persönlich überhaupt nicht zurecht, ich kann solche Leute nicht ernst nehmen.
Zumal sich gerade bei ihnen oft erfüllt, was sie befürchten. Selbstauslösende Prophezeiung, nennt man das.
Die fürchten so sehr, Gegenwind zu bekommen, dass sie diesen damit erst recht anlocken - und sich dann meist darin aalen. "Siehst du, ich hab es ja gesagt!"
Ohne diese Menschen verurteilen zu wollen (soll ja jeder auf eigene Weise glücklich werden) - aber aus meinem Freundeskreis werden sie entfernt. Sowas nervt mich zu sehr. Ich streite auch zu gerne, um mit solchen Menschen zurecht zu kommen.
Lieber-Leben
Also Vorsicht ansich ist ja nichts schlechtes. Oft ist es auch einfach mal besser die Klappe zu halten um schlimmen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Wenn vor mir ein zwei-Meter Typ steht, muss ich den nicht soweit provozieren, dass er mir gleich in die Fr*** schlägt. Das ist denke ich selbstverständlich. Sowas zählt für mich zur Vorsicht.
Jedoch, wie man vielleicht schon am Anfang erkennt, kommt jetzt das große ABER:
Es ist für mich keine Vorsicht, sich hinter irgendetwas zu verstecken und seine eigene Persönlichkeit so in den Hintergrund zu schieben, dass man überhaupt nicht mehr man selbst ist. Das grenzt für mich an Selbstzensur. Was bringt es mir, wenn ich versuche allen anderen genehm zu werden, dabei aber selbst total unglücklich bin?
Für mich ist es schwer vorstellbar meinen Namen zu verschweigen, um auf keinen Fall irgendwelchen Vorurteilen zu unterliegen - jedenfalls sollte es so etwas nicht in unserer Gesellschaft geben. Und ganz ehrlich, dass jemand wegen einem ausländischen Namen gleich als assozial, minderbemittelt, etc. beschimpft wird, nur weil er eben keinen "normalen" Namen hat, dann ist das für mich nicht mehr nur ein Vorurteil, sondern schon regelrechte Diskriminierung. Ich denke jedenfalls nicht, dass es was bringt in so einer Situation den Namen zu verschweigen. Wie du schon gesagt hast, Melmoth, wäre es viel besser dem Gegenüber in wenigen Sätzen zu beweisen, dass das mit dem Vorurteil wohl doch nicht so ganz stimmt.
Man muss sich nicht unnötig Risiken aussetzen, aber irgendetwas auf eine andere (einem selbst unangenehme Weise) machen, nur damit man vielleicht einem Vorurteil aus dem Wege geht, muss nicht sein. Man sollte man selbst bleiben, Vorurteil hin oder her. Da hätte ich eher den Ehrgeiz dem Gegenüber zu beweisen, dass er absolut falsch liegt mit seiner momentanen Meinung und dass eben nicht alles auf Klischees / Vorurteilen basiert. Man sollte erst denken und sich ein genaues Bild machen und dann erst ein Urteil fällen.
PS: Das soll nicht heißen, dass ich nie Vorurteile habe, aber man sollte doch wenigstens für sich selbst "überprüfen", ob das Vorurteil stimmt oder ob man da was vollkommen falsch bewertet.
Jedoch, wie man vielleicht schon am Anfang erkennt, kommt jetzt das große ABER:
Es ist für mich keine Vorsicht, sich hinter irgendetwas zu verstecken und seine eigene Persönlichkeit so in den Hintergrund zu schieben, dass man überhaupt nicht mehr man selbst ist. Das grenzt für mich an Selbstzensur. Was bringt es mir, wenn ich versuche allen anderen genehm zu werden, dabei aber selbst total unglücklich bin?
Für mich ist es schwer vorstellbar meinen Namen zu verschweigen, um auf keinen Fall irgendwelchen Vorurteilen zu unterliegen - jedenfalls sollte es so etwas nicht in unserer Gesellschaft geben. Und ganz ehrlich, dass jemand wegen einem ausländischen Namen gleich als assozial, minderbemittelt, etc. beschimpft wird, nur weil er eben keinen "normalen" Namen hat, dann ist das für mich nicht mehr nur ein Vorurteil, sondern schon regelrechte Diskriminierung. Ich denke jedenfalls nicht, dass es was bringt in so einer Situation den Namen zu verschweigen. Wie du schon gesagt hast, Melmoth, wäre es viel besser dem Gegenüber in wenigen Sätzen zu beweisen, dass das mit dem Vorurteil wohl doch nicht so ganz stimmt.
Man muss sich nicht unnötig Risiken aussetzen, aber irgendetwas auf eine andere (einem selbst unangenehme Weise) machen, nur damit man vielleicht einem Vorurteil aus dem Wege geht, muss nicht sein. Man sollte man selbst bleiben, Vorurteil hin oder her. Da hätte ich eher den Ehrgeiz dem Gegenüber zu beweisen, dass er absolut falsch liegt mit seiner momentanen Meinung und dass eben nicht alles auf Klischees / Vorurteilen basiert. Man sollte erst denken und sich ein genaues Bild machen und dann erst ein Urteil fällen.
PS: Das soll nicht heißen, dass ich nie Vorurteile habe, aber man sollte doch wenigstens für sich selbst "überprüfen", ob das Vorurteil stimmt oder ob man da was vollkommen falsch bewertet.
Tifla
Beitrag #7, verfasst am 28.05.2010 | 16:32 Uhr
Ich möchte mich Zuo anschließen. Es fällt mir schwer ein solches Verhalten, welches schon nicht mehr angepasst genannt werden kann, zu verstehen und in meinem näheren Umfeld möchte ich auch keine Leute haben, die kein Rückrad besitzen. Mir selber würde es nicht einfallen, mich klein zu machen und das was mich aus macht zu verstecken, nur weil ich Angst habe es könnte vielleicht jemand Anstoß daran nehmen. Sicher gibt es Situationen in denen es gesünder ist die Klappe zu halten, aber mich und das was ich bin verleugnen; niemals!! Dann könnte ich ja meinen Stolz begraben und das sehe ich für niemanden ein, schon gar nicht für Leute die andere diskriminieren und der Ansicht sind, sie wären ja ach so toll. Ich brauche nicht unbedingt Ärger, aber ich gehe ihm auch nicht um jeden Preis aus dem Weg. Man muss ja auch bedenken, dass Leute, die andere diskriminieren und nur von ihren Vorurteilen geleitet werden, automatisch gewonnen haben, wenn man sich klein macht und nicht zu sich selber steht.
zuojenn
Ich denke, das Vorsicht auch noch mal eine andere Nummer ist.
In einem U-Bahn-Abteil voller Nazis würde ich zum Beispiel nicht gerade aufspringen und "Ihr scheiß rechten Schweine!" schreien. (Außer ich bin mit Chuck Norris oder einem verdammt großen Hund unterwegs.)
Ich würde aber auch nicht sagen: "Ich seh vielleicht nicht so aus, aber ich bin voll auf eure Seite, Jungs" winseln.
Man muss sich nicht gleich blöd verhalten - und in gewissen Momenten ist es einfach blöd, nicht die Klappe zu halten. Man kann sich seinen Teil ja denken.
Aber zu lügen oder etwas vorzuspielen, um nicht in Konflikte zu geraten, ist dann doch noch mal eine andere Hausnummer.
In einem U-Bahn-Abteil voller Nazis würde ich zum Beispiel nicht gerade aufspringen und "Ihr scheiß rechten Schweine!" schreien. (Außer ich bin mit Chuck Norris oder einem verdammt großen Hund unterwegs.)
Ich würde aber auch nicht sagen: "Ich seh vielleicht nicht so aus, aber ich bin voll auf eure Seite, Jungs" winseln.
Man muss sich nicht gleich blöd verhalten - und in gewissen Momenten ist es einfach blöd, nicht die Klappe zu halten. Man kann sich seinen Teil ja denken.
Aber zu lügen oder etwas vorzuspielen, um nicht in Konflikte zu geraten, ist dann doch noch mal eine andere Hausnummer.
Lieber-Leben
Beitrag #9, verfasst am 28.05.2010 | 16:39 Uhr
Tifla
Dem schließe ich mich an! Wahrscheinlich haben diejenigen dann noch so ein "Wow, ich hatte Recht"-Gefühl. Und das würde ich ihnen nicht gönnen. Zudem finde ich, dass ich auf die Meinung dieser Menschen getrost verzichten kann. Was interessiert mich, wie jemand mich findet, den ich nicht leiden kann?😮
Man muss ja auch bedenken, dass Leute, die andere diskriminieren und nur von ihren Vorurteilen geleitet werden, automatisch gewonnen haben, wenn man sich klein macht und nicht zu sich selber steht.
Dem schließe ich mich an! Wahrscheinlich haben diejenigen dann noch so ein "Wow, ich hatte Recht"-Gefühl. Und das würde ich ihnen nicht gönnen. Zudem finde ich, dass ich auf die Meinung dieser Menschen getrost verzichten kann. Was interessiert mich, wie jemand mich findet, den ich nicht leiden kann?😮
Novanna
Und wie reagierst ihr bei Leuten, die ihr vorher nicht kanntet und von dem ihr wisst, ihr werdet sie sowieso nie wieder sehen? Lohnt sich überhaupt die Mühe, sich auch mit wirklich jedem anzulegen, nur damit man mit ihnen zu Recht kommt und keine Selbstzensur macht? Jeder soll es machen wie er es will, nur wenn man häufig solche Situationen erleben muss, dann versucht man solche Leute so schnell wie möglich abzuwimmeln und wenn es sein muss auch durch lügen und schwindeln.
edit: Es geht auch um nicht extreme Situationen, wie du sie beschrieben hast zuo, sondern um alltägliche, wie z.B. im Supermarkt, auf der Straße oder andere öffentliche Plätze.
edit: Es geht auch um nicht extreme Situationen, wie du sie beschrieben hast zuo, sondern um alltägliche, wie z.B. im Supermarkt, auf der Straße oder andere öffentliche Plätze.
Tifla
zuojenn
Da hast Du recht, ein bestimmtes Maß an Vorsicht und das Einsetzen des gesunden Menschenverstandes ist sicher notwendig. Wie Du schon sagtest, ich würde auch nicht provozierend einer Horde Nazis entgegen treten, nur damit ich meine Meinung Kund getan habe (und hinterher im Krankenhaus liege). Es gibt Situationen, die sind offensichtlich gefährlich und da muss man sich ja nicht sinnlos und ohne Grund hinein begeben. Aber wenn ich direkt angesprochen werde, dann verleugne ich nicht was ich bin und woran ich glaube oder was ich für richtig halte.
@ Annalike: Wenn ich die Leute vorher nicht kenne, dann kann ich auch nicht sagen, ob man in Konflikte gerät. Aber ich verstelle mich sicher nicht, nur weil ich vielleicht befürchte, dass mein Gegenüber anderer Meinung ist. Und dabei spielt es keine Rolle, ob ich die Person wieder sehe oder nicht. Es geht nur darum, ob ich selber noch in den Spiegel sehen kann. Ich persönlich sehe keinen Grund jemandem etwas vorzuspielen oder gar zu lügen. Wer mich und meine Einstellungen nicht mag, muss sich nicht mit mir unterhalten und sich auch nicht mit mir abgeben. Ganz abgesehen davon, ist die Wahrscheinlichkeit schwindend gering, dass Gespräche mit einem Fremden so tiefgreifend sind, dass daraus ein Streit resultieren kann.
Ich denke, das Vorsicht auch noch mal eine andere Nummer ist.
In einem U-Bahn-Abteil voller Nazis würde ich zum Beispiel nicht gerade aufspringen und "Ihr scheiß rechten Schweine!" schreien. (Außer ich bin mit Chuck Norris oder einem verdammt großen Hund unterwegs.)
Ich würde aber auch nicht sagen: "Ich seh vielleicht nicht so aus, aber ich bin voll auf eure Seite, Jungs" winseln.
Man muss sich nicht gleich blöd verhalten - und in gewissen Momenten ist es einfach blöd, nicht die Klappe zu halten. Man kann sich seinen Teil ja denken.
Aber zu lügen oder etwas vorzuspielen, um nicht in Konflikte zu geraten, ist dann doch noch mal eine andere Hausnummer.
Da hast Du recht, ein bestimmtes Maß an Vorsicht und das Einsetzen des gesunden Menschenverstandes ist sicher notwendig. Wie Du schon sagtest, ich würde auch nicht provozierend einer Horde Nazis entgegen treten, nur damit ich meine Meinung Kund getan habe (und hinterher im Krankenhaus liege). Es gibt Situationen, die sind offensichtlich gefährlich und da muss man sich ja nicht sinnlos und ohne Grund hinein begeben. Aber wenn ich direkt angesprochen werde, dann verleugne ich nicht was ich bin und woran ich glaube oder was ich für richtig halte.
@ Annalike: Wenn ich die Leute vorher nicht kenne, dann kann ich auch nicht sagen, ob man in Konflikte gerät. Aber ich verstelle mich sicher nicht, nur weil ich vielleicht befürchte, dass mein Gegenüber anderer Meinung ist. Und dabei spielt es keine Rolle, ob ich die Person wieder sehe oder nicht. Es geht nur darum, ob ich selber noch in den Spiegel sehen kann. Ich persönlich sehe keinen Grund jemandem etwas vorzuspielen oder gar zu lügen. Wer mich und meine Einstellungen nicht mag, muss sich nicht mit mir unterhalten und sich auch nicht mit mir abgeben. Ganz abgesehen davon, ist die Wahrscheinlichkeit schwindend gering, dass Gespräche mit einem Fremden so tiefgreifend sind, dass daraus ein Streit resultieren kann.
Novanna
Also solche Leute fragen erst doch gar nicht nach deiner Meinung, sondern beurteilen dich gleich nach deinem Aussehen oder Namen, es geht um Oberflächigkeiten.
Tifla
Beitrag #13, verfasst am 28.05.2010 | 16:59 Uhr
Annalike
Ja und? Was interessiert mich die Meinung von irgendwelchen Leuten? Wenn diese mich beurteilen wollen, dann sollen sie das tun. Denken können die sich was sie wollen, wenn sich jemand einreden möchte, ein anderer sei Terrorist, nur weil er mit Vornamen Mohammed heißt, dann soll er das denken. Wenn mich jemand nach dem Aussehen beurteilt, dann soll er das. Aber ich werde sicher nichts an mir ändern oder gar lügen, nur weil manche Menschen einen IQ unter Raumtemperatur haben und sich dann auch noch in ihren Vorurteilen bestätigt sehen wollen. So lange die friedlich sind, ist alles in Ordnung. Aber wenn ich angesprochen, oder dumm angemacht werde, dann stehe ich zu mir. Wie gesagt, ich brauche keinen Ärger und provoziere ihn nicht. Aber ich gehe Konflikte auch nicht um jeden Preis aus dem Weg.
Also solche Leute fragen erst doch gar nicht nach deiner Meinung, sondern beurteilen dich gleich nach deinem Aussehen oder Namen, es geht um Oberflächigkeiten.
Ja und? Was interessiert mich die Meinung von irgendwelchen Leuten? Wenn diese mich beurteilen wollen, dann sollen sie das tun. Denken können die sich was sie wollen, wenn sich jemand einreden möchte, ein anderer sei Terrorist, nur weil er mit Vornamen Mohammed heißt, dann soll er das denken. Wenn mich jemand nach dem Aussehen beurteilt, dann soll er das. Aber ich werde sicher nichts an mir ändern oder gar lügen, nur weil manche Menschen einen IQ unter Raumtemperatur haben und sich dann auch noch in ihren Vorurteilen bestätigt sehen wollen. So lange die friedlich sind, ist alles in Ordnung. Aber wenn ich angesprochen, oder dumm angemacht werde, dann stehe ich zu mir. Wie gesagt, ich brauche keinen Ärger und provoziere ihn nicht. Aber ich gehe Konflikte auch nicht um jeden Preis aus dem Weg.
Beiträge: 6897
Rang: Literaturgott
Schreibwerkstättler
Schreibwerkstatt-Autor
Beitrag #14, verfasst am 28.05.2010 | 17:01 Uhr
Melmoth
Öh, kann ich mir in der Praxis schlecht vorstellen. In welchen Situationen hat er denn solche Angst, dass ein fremder Name nicht gut ankommt? Ich denke da zuerst an das Angepöbeltwerden auf der Straße, in Öffis oder in Discos und Kneipen, also in Situationen, in denen man sich üblicherweise nicht vorstellt.
Wenn man sich vorstellt, also in Bekanntenkreisen, beruflich, ect, dann kommt doch früher oder später der echte Name ohnehin raus, also wäre mit der Taktik nichts gewonnen.
Seine Taktik besteht darin, sich fremden Leuten von vornherein anstatt mit seinem realen mit einem deutschen Namen vorzustellen, auf den bloßen Verdacht hin, sie könnten sonst falsch von ihm denken. Da war ich baff.
Öh, kann ich mir in der Praxis schlecht vorstellen. In welchen Situationen hat er denn solche Angst, dass ein fremder Name nicht gut ankommt? Ich denke da zuerst an das Angepöbeltwerden auf der Straße, in Öffis oder in Discos und Kneipen, also in Situationen, in denen man sich üblicherweise nicht vorstellt.
Wenn man sich vorstellt, also in Bekanntenkreisen, beruflich, ect, dann kommt doch früher oder später der echte Name ohnehin raus, also wäre mit der Taktik nichts gewonnen.
Bücher sind auch nur tätowierte Bäume.
Novanna
@ Tifla Ja genau mich es interessiert es auch nicht was diese Leute denken, ich will einfach nur meine Ruhe. Ich habe sogar mal vorgegeben, ich würde kein Deutsch sprechen, nur damit ich die abwimmeln konnte, diese Methode hat nicht unbedingt damit was zutun, dass man nicht zu sich steht.
Tifla
Beitrag #16, verfasst am 28.05.2010 | 17:11 Uhr
Annalike
Wen hast Du denn so abgewimmelt?
@ Tifla Ja genau mich es interessiert es auch nicht was diese Leute denken, ich will einfach nur meine Ruhe. Ich habe sogar mal vorgegeben, ich würde kein Deutsch sprechen, nur damit ich die abwimmeln konnte, diese Methode hat nicht unbedingt damit was zutun, dass man nicht zu sich steht.
Wen hast Du denn so abgewimmelt?
Novanna
Beitrag #17, verfasst am 28.05.2010 | 17:14 Uhr
Ältere Leute, die mich angemacht haben und auch Ausländer. Manchmal ist das die beste und schnellste Methode, um jemanden abzuwimmeln, zumindest für mich.
Tifla
Beitrag #18, verfasst am 28.05.2010 | 17:21 Uhr
Annalike
Ich kann mir jetzt zwar schwer vorstellen, was die von Dir wollen könnten, aber gut. Jedem das Seine. Wirklich nachvollziehen kann ich es nicht, denn wenn ich keine Lust habe mich mit jemandem zu unterhalten, dann sage ich „lass mich in Ruhe“. Aber wie gesagt, jeder so wie er glücklich ist.
Ältere Leute, die mich angemacht haben und auch Ausländer. Manchmal ist das die beste und schnellste Methode, um jemanden abzuwimmeln, zumindest für mich.
Ich kann mir jetzt zwar schwer vorstellen, was die von Dir wollen könnten, aber gut. Jedem das Seine. Wirklich nachvollziehen kann ich es nicht, denn wenn ich keine Lust habe mich mit jemandem zu unterhalten, dann sage ich „lass mich in Ruhe“. Aber wie gesagt, jeder so wie er glücklich ist.
Lieber-Leben
@ Annalike: Aber da geht es doch mEn um etwas völlig anderes. Du willst nur deine Ruhe haben und stellst dich deswegen nach außen hin doof. (Das ist jetzt nicht als Beleidigung gemeint, sondern, dass du so tust als ob du kein Deutsch kannst, damit dir niemand auf die Nerven geht.) Wenn man aber wie in dem Beispiel von Melmoth einen falschen Namen nennt, so gibt man ja bewusst falsche Infos weiter. Und danach wird man ja sicherlich nicht in Ruhe gelassen. Nach dem Namen wird in der Regel nur gefragt, wenn auch ein weiters Gespräch darauf folgt. Da ist es dann egal wie jemand heißt, Ruhe hat man davon nicht.
Novanna
@ Tifla Ja habe ich auch mal versucht, aber einige sind da schon sehr hartnäckig und gerade als junges Mädchen wird man nicht wirklich ernst genommen.
LL Und selbst das kann ich verstehen, manche sind nun mal nicht so selbstbewusst und ihnen ist schon wichtig was die Umgebung von einem denkt. Ein Vorurteil ist schwer abzubauen und sie wollen einfach mal irgendwo dazu gehören. Es hängt auch viel mit der einigen Unsicherheit ab.
LL Und selbst das kann ich verstehen, manche sind nun mal nicht so selbstbewusst und ihnen ist schon wichtig was die Umgebung von einem denkt. Ein Vorurteil ist schwer abzubauen und sie wollen einfach mal irgendwo dazu gehören. Es hängt auch viel mit der einigen Unsicherheit ab.
Beiträge: 911
Rang: Kolumnenschreiber
Beitrag #21, verfasst am 28.05.2010 | 17:47 Uhr
Im beruflichen Alltag habe ich erst richtig gelernt, inwieweit Anpassung erforderlich oder erwünscht ist, ohne dass ich meinen "Stolz" dafür ganz aufgeben musste, und inwieweit eine eigene Meinung nötig und sinnvoll ist oder sogar gefördert wird oder wann man lieber schweigen sollte. Das kam immer auf den/die Menschen an, mit dem/denen ich es zu tun hatte. Das hat für mich auch im Privaten einige Anhaltspunkte geboten.
Pauschal würde ich es sowieso nicht sagen wollen, wie es bei mir läuft. Es kommt auch ein wenig auf soziale Herkunft und Erziehung an. Meine Erziehung sagt mir zum Beispiel, dass man älteren Menschen gegenüber höflich ist. In Bezug auf diese würde ich mich vielleicht eher anpassen und mehr Kompromisse eingehen, als eventuell bei einem Teenager, der eineinhalb Dekaden jünger ist als ich. Aber wie gesagt, pauschal würde ich nichts abschließend aussagen.
Für mich kommt es eigentlich vorrangig darauf an, dass ich nicht den "Kern" meiner Persönlichkeit aufgebe. Wenn ich die Ansichten, die gesellschaftlichen Regeln anderer akzeptiere, indem ich mich anpasse, kann ich das ebenfalls von der Gegenseite ein wenig erwarten. Soziales Zusammenleben besteht nicht aus der totalen Aufgabe der Persönlichkeit des Einen und der Übernahme der Ansichten eines anderen.
Manchmal, finde ich, ist es allerdings wirklich klüger, einfach einmal nachzugeben. Wenn mich beispielsweise die Tatsache nicht wirklich interessiert, kann eine andere Person durchaus ihre Meinung haben, denn mir "bricht" nichts dabei ab. (Anderen Leuten mag es anders gehen, aber meine eigene Erfahrung sagt mir, dass ein gewisses Maß an "geht-mir-am-Hinterteil-vorbei" und "sollen sie denken, was sie wollen" nicht unbedingt immer falsch ist.)
Überhaupt nicht aufzufallen oder anzuecken ist kaum möglich, würde ich sagen, dazu gibt es zu viele, verschiedene Menschen. Man muss eben wirklich für sich selbst entscheiden, wie viel Stolz man in Kauf nehmen oder verteidigen möchte oder inwieweit man mit der "Masse mitschwimmt".
Und ich finde es allerdings auch auf Dauer ein wenig langweilig, anderen alles nachzumachen, nur damit ich absolut nicht auffalle oder gar anderen nach dem Mund zu reden.
Pauschal würde ich es sowieso nicht sagen wollen, wie es bei mir läuft. Es kommt auch ein wenig auf soziale Herkunft und Erziehung an. Meine Erziehung sagt mir zum Beispiel, dass man älteren Menschen gegenüber höflich ist. In Bezug auf diese würde ich mich vielleicht eher anpassen und mehr Kompromisse eingehen, als eventuell bei einem Teenager, der eineinhalb Dekaden jünger ist als ich. Aber wie gesagt, pauschal würde ich nichts abschließend aussagen.
Für mich kommt es eigentlich vorrangig darauf an, dass ich nicht den "Kern" meiner Persönlichkeit aufgebe. Wenn ich die Ansichten, die gesellschaftlichen Regeln anderer akzeptiere, indem ich mich anpasse, kann ich das ebenfalls von der Gegenseite ein wenig erwarten. Soziales Zusammenleben besteht nicht aus der totalen Aufgabe der Persönlichkeit des Einen und der Übernahme der Ansichten eines anderen.
Manchmal, finde ich, ist es allerdings wirklich klüger, einfach einmal nachzugeben. Wenn mich beispielsweise die Tatsache nicht wirklich interessiert, kann eine andere Person durchaus ihre Meinung haben, denn mir "bricht" nichts dabei ab. (Anderen Leuten mag es anders gehen, aber meine eigene Erfahrung sagt mir, dass ein gewisses Maß an "geht-mir-am-Hinterteil-vorbei" und "sollen sie denken, was sie wollen" nicht unbedingt immer falsch ist.)
Überhaupt nicht aufzufallen oder anzuecken ist kaum möglich, würde ich sagen, dazu gibt es zu viele, verschiedene Menschen. Man muss eben wirklich für sich selbst entscheiden, wie viel Stolz man in Kauf nehmen oder verteidigen möchte oder inwieweit man mit der "Masse mitschwimmt".
Und ich finde es allerdings auch auf Dauer ein wenig langweilig, anderen alles nachzumachen, nur damit ich absolut nicht auffalle oder gar anderen nach dem Mund zu reden.
Tifla
Beitrag #22, verfasst am 28.05.2010 | 17:49 Uhr
Annalike
Du bist ein Jahr jünger als ich. ;-)
Annalike
Mhm ... ja, das hängt mit der eigenen Unsicherheit zusammen. Aber dann muss man vielleicht auch mal ein kleines bisschen an sich arbeiten. Ich persönlich würde gar nicht zu Leuten dazu gehören wollen, die gar nicht mich mögen, sondern die Lüge, die ich ihnen erzähle. Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Menschen und auch Gruppierungen, da findet man sicher auch Leute, die einen mögen so wie man ist und zwar egal wie man heißt, wo man her kommt, an was man glaubt, wie man aussieht oder was einen sonst noch aus macht. Ich kann ehrlich nicht verstehen, warum manche Leute wo dazu gehören möchten, obwohl sie nur dann willkommen sind, wenn sie sich verstellen ...
@ Tifla Ja habe ich auch mal versucht, aber einige sind da schon sehr hartnäckig und gerade als junges Mädchen wird man nicht wirklich ernst genommen.
Du bist ein Jahr jünger als ich. ;-)
Annalike
LL Und selbst das kann ich verstehen, manche sind nun mal nicht so selbstbewusst und ihnen ist schon wichtig was die Umgebung von einem denkt. Ein Vorurteil ist schwer abzubauen und sie wollen einfach mal irgendwo dazu gehören. Es hängt auch viel mit der einigen Unsicherheit ab.
Mhm ... ja, das hängt mit der eigenen Unsicherheit zusammen. Aber dann muss man vielleicht auch mal ein kleines bisschen an sich arbeiten. Ich persönlich würde gar nicht zu Leuten dazu gehören wollen, die gar nicht mich mögen, sondern die Lüge, die ich ihnen erzähle. Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Menschen und auch Gruppierungen, da findet man sicher auch Leute, die einen mögen so wie man ist und zwar egal wie man heißt, wo man her kommt, an was man glaubt, wie man aussieht oder was einen sonst noch aus macht. Ich kann ehrlich nicht verstehen, warum manche Leute wo dazu gehören möchten, obwohl sie nur dann willkommen sind, wenn sie sich verstellen ...
Lieber-Leben
Beitrag #23, verfasst am 28.05.2010 | 18:08 Uhr
Tifla
Da fällt mir ein Spruch zu ein, der im Übertragenen Sinne auch was damit zu tun hat:
Manche Leute kaufen sich von dem Geld, das sie nicht haben, Sachen, die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen.
Da frag ich mich: wofür? (Ist zwar eigentlich Off-Topic, musste aber mal gesagt werden.)
Ich kann ehrlich nicht verstehen, warum manche Leute wo dazu gehören möchten, obwohl sie nur dann willkommen sind, wenn sie sich verstellen ...
Da fällt mir ein Spruch zu ein, der im Übertragenen Sinne auch was damit zu tun hat:
Manche Leute kaufen sich von dem Geld, das sie nicht haben, Sachen, die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen.
Da frag ich mich: wofür? (Ist zwar eigentlich Off-Topic, musste aber mal gesagt werden.)
Novanna
@ Tifla Als ich es damals ausprobiert habe, war ich etwas jünger, aber teilweise ist das auch noch heute so. Manche sehen das als Herausforderung, egal wie unfreundlich man ist.
Nun gut dann versuche euch es zu erklären. Wenn man aus irgendwelchen Gründen anders ist, z.B. durchs Aussehen, und schon immer diese Vorurteile ausgesetzt war, dabei aber nicht gerade der Selbstbewusste ist, dann hat man auch Identitätsprobleme und fühlt sich nur durch die anderen bestätigt, praktisch deren Akzeptanz beseitigt die eigene Unsicherheit. Und gerade solche Leute haben es auch schwerer die richtigen Freunde zu finden, weil sie nicht aus sich herausgehen und wenn doch dann nur durch solche Lügen bzw. Schwindel. Und nein es gibt nicht überall die richtigen Gruppierungen. Übrigens betrifft es auch viele, die nicht der richtigen Erziehung genossen haben. Selbstbewusstsein kommt auch teilweise durchs Elternhaus.
Nun gut dann versuche euch es zu erklären. Wenn man aus irgendwelchen Gründen anders ist, z.B. durchs Aussehen, und schon immer diese Vorurteile ausgesetzt war, dabei aber nicht gerade der Selbstbewusste ist, dann hat man auch Identitätsprobleme und fühlt sich nur durch die anderen bestätigt, praktisch deren Akzeptanz beseitigt die eigene Unsicherheit. Und gerade solche Leute haben es auch schwerer die richtigen Freunde zu finden, weil sie nicht aus sich herausgehen und wenn doch dann nur durch solche Lügen bzw. Schwindel. Und nein es gibt nicht überall die richtigen Gruppierungen. Übrigens betrifft es auch viele, die nicht der richtigen Erziehung genossen haben. Selbstbewusstsein kommt auch teilweise durchs Elternhaus.
Tifla
Beitrag #25, verfasst am 28.05.2010 | 20:26 Uhr
Gründe warum Menschen wenig Selbstbewusstsein haben, sind sicher vielfältig. Ich kann auch noch verstehen, wenn Jugendliche in der Pubertät eher „Mitläufer“ sind, aber ich denke ab einem gewissen Alter ist einem Menschen klar, dass er wenig Selbstbewusstsein hat und wo vielleicht die Gründe liegen mögen. Auch ist einem ab einem gewissen Alter bewusst, dass man keine wirklichen Freunde findet, wenn man versucht jemand zu sein, der man nicht ist. Und niemand kann mir sagen, dass man wirklich glücklich mit der Situation ist, wenn man sich und anderen ständig etwas vor macht. Ergo muss man etwas ändern, also versuchen an sich zu arbeiten. Wenn jemand behauptet er ist glücklich, wenn er nur durch absolute Anpassung und Lügen gemocht wird, dann behaupte ich: er lügt. Sicher, jeder soll sein Leben leben wie er es möchte, ich möchte nur in meinem näheren, privaten Umfeld keinen haben der mir nach dem Mund redet, nur um mir zu gefallen. Und ich weiß sehr, sehr gut wie es ist anders zu sein. Was ich schlimm finde ist, dass es so viele Menschen gibt die sehr viel wert auf das legen, was andere von ihnen halten und es erstrebenswert finden, von vielen gemocht zu werden. Und das egal um welchen Preis. Es wird gelogen, damit die Leute nicht mitbekommen wer man wirklich ist, es wird geheiratet, obwohl man eigentlich auf das eigene Geschlecht steht, es wird seine Meinung nicht gesagt, weil man befürchtet man könnte etwas sagen, dass nicht jedem gefällt ... die Liste kann unendlich fortgesetzt werden. Ich kann nur für mich sprechen, wenn mich einer vorsätzlich belügt, was die eigene Person, die eigene Familie oder Biographie angeht und ich das herausfinde, dann gibt das richtig Ärger und die Freundschaft ist schneller beendet, als der andere schauen kann. Und dann sind mir auch die Gründe für die Lüge egal. Gegen ein „ich möchte nicht über dies oder das sprechen“ habe ich sicher nichts, aber lügen ist für mich unterste Schublade und da habe ich ehrlich ein Problem mit. Jedenfalls wenn es mich betrifft.
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