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Beitrag #1, verfasst am 08.06.2010 | 11:57 Uhr
Über den Thread zu Sparmaßnahmen der Regierung, kam das Gespräch auch auf das deutsche Schulsystem. Die verbreitete Meinung: Die Schulabgänger sind schon unqualifiziert genug (sagen die Firmen ja immer wieder) da darf man am Schulsystem nicht auch noch sparen.
Andere aber meinten, dass 50% von dem was man in der Schule lernt, „unwichtige Grütze“ ist.
Darüber hinaus kam die Frage auf, ob unser System die Kreativität und Selbstständigkeit der Schüler fördert und darauf Wert legt, dass die Schüler diese Dinge auch nach der Prüfung noch wissen, oder ob alles auf stures Auswendiglernen hinausläuft.
Nun denn, sagt was ihr meint, wie eure Erfahrungen sind und was man evtl. besser machen könnte.
Dazu eine Textpassage, die ich nicht im unpassenden Thread beantworten wollte:
Annalike
Dito, das versteht sich von selbst, wobei auch bei den drei letztgenannten viel dabei ist, was man eigentlich nicht braucht.
Nehmen wir mal den Zweiten Weltkrieg: (Der dürfte uns schließlich allen aus dem Unterricht mehr als bekannt sein.) Was sollte man darüber wissen und was wird uns darüber beigebracht?
Welchen Wert hat es, wenn ich die genauen Daten von Anfang und Ende des Krieges kenne? Genügt nicht ungefähr der Monat, vielleicht sogar das Jahr an sich?
Warum muss ich wissen, dass 6 Mio. Juden getötet wurden? (Unser Lehrer empfand es als unverzeihliche Beleidigung der Toten diese Zahl nicht genau zu kennen.) Damals gab es weniger Menschen in Europa, womit das Verhältnis völlig verloren geht. Und ohnehin kann sich niemand 6 Mio. Menschen vorstellen.
Das waren jetzt spontane Beispiele und sicher muss ein Geschichtsprofessor sowas wissen, aber wozu braucht Hans Mustermann dieses Datenwissen? Darüber hinaus wird doch jeder Schüler, der sich nicht dafür interessiert, diese ganzen Daten wieder vergessen und nur das „Bild“ von dieser Zeit im Kopf behalten, das er sich gemacht hat.
Annalike
Ganz im Gegenteil! Wissen, das man sich nur aneignet, um eine Prüfung zu bestehen, ist im Grunde wertlos. (Wenn man die Realität der Folgen dieser Prüfung betrachtet ist es das natürlich nicht mehr.)
Annalike
Wir scheinen wirklich in einem anderen Land zu leben. Von all dem was du da sagst habe ich in meiner Schullaufbahn nie etwas gehört.
Annalike
Das ist jetzt n Witz, oder? Beide Fächer kamen für mich stets einer Propagandaveranstaltung gleich, bei der Kritik eher unerwünscht war. (Naja, das war sie in praktisch allen Fächern, aber ein Paralelogram berechnet man nunmal nicht mit a mal b.)
An Politik waren ohnehin alle so desinteressiert, dass so gut wie nie Kritik aufkam. Und in Religion wurde eine kritische Frage nach der Echtheit des Turiner Grabtuchs sinngemäß mit „Ja, diese Frage ist berechtigt.“ übergangen.
Annalike
Okay:
Zustimmung, 2. Zustimmung, 3. Ablehnung, 4. Zustimmung
Annalike
Auch hier muss ich widersprechen! Meine Schwester bekam mal auf die Frage nach den Sinnesorganen null Punkte, weil sie „Auge, Ohr, etc.“ geschrieben hat. Die Begründung: Der Mensch hat zwei Augen, Ohren, usw.
Muss ich erwähnen, dass meine Schwester nicht so dumm ist um das auch alleine zu wissen?
Annalike
Hm, bei uns zähle die mündliche Note wie EINE schriftliche Arbeit. Je nach Anzahl der Arbeiten wurde das auch mal runtergeschraubt und am Ende wurde es nur noch als unverbindliche Entscheidungshilfe bei kippenden Zeugnisnoten genommen.
Andere aber meinten, dass 50% von dem was man in der Schule lernt, „unwichtige Grütze“ ist.
Darüber hinaus kam die Frage auf, ob unser System die Kreativität und Selbstständigkeit der Schüler fördert und darauf Wert legt, dass die Schüler diese Dinge auch nach der Prüfung noch wissen, oder ob alles auf stures Auswendiglernen hinausläuft.
Nun denn, sagt was ihr meint, wie eure Erfahrungen sind und was man evtl. besser machen könnte.
Dazu eine Textpassage, die ich nicht im unpassenden Thread beantworten wollte:
Annalike
Wenn du jetzt mit stumpfsinniges Auswendiglernen mathematischen oder physikalische Formeln, fremdsprachigen Vokabeln, historische und geographische Daten und wissenschaftlichen Begriffe meinst, ja die musst man tatsächlich auswendig lernen, um den Unterricht mitzuverfolgen und bei Prüfungen zu bestehen.
Dito, das versteht sich von selbst, wobei auch bei den drei letztgenannten viel dabei ist, was man eigentlich nicht braucht.
Nehmen wir mal den Zweiten Weltkrieg: (Der dürfte uns schließlich allen aus dem Unterricht mehr als bekannt sein.) Was sollte man darüber wissen und was wird uns darüber beigebracht?
Welchen Wert hat es, wenn ich die genauen Daten von Anfang und Ende des Krieges kenne? Genügt nicht ungefähr der Monat, vielleicht sogar das Jahr an sich?
Warum muss ich wissen, dass 6 Mio. Juden getötet wurden? (Unser Lehrer empfand es als unverzeihliche Beleidigung der Toten diese Zahl nicht genau zu kennen.) Damals gab es weniger Menschen in Europa, womit das Verhältnis völlig verloren geht. Und ohnehin kann sich niemand 6 Mio. Menschen vorstellen.
Das waren jetzt spontane Beispiele und sicher muss ein Geschichtsprofessor sowas wissen, aber wozu braucht Hans Mustermann dieses Datenwissen? Darüber hinaus wird doch jeder Schüler, der sich nicht dafür interessiert, diese ganzen Daten wieder vergessen und nur das „Bild“ von dieser Zeit im Kopf behalten, das er sich gemacht hat.
Annalike
Und mEn ist Wissen, egal ob auswendig gelernt oder nicht, niemals wertlos.
Ganz im Gegenteil! Wissen, das man sich nur aneignet, um eine Prüfung zu bestehen, ist im Grunde wertlos. (Wenn man die Realität der Folgen dieser Prüfung betrachtet ist es das natürlich nicht mehr.)
Annalike
Das deutsche Schulsystem fördert Kreativität und Eigenständigkeit, z.B. bei Projektwochen, wo die Schüler sich ihre Interessengebiete zuwenden können und dort diskutieren, organisieren, Ausflug machen und basteln.
Dann in Gesamtschulen, wo man sich entscheiden kann in welche Klasse man geht. Es gibt Kunst-, Musik-, Sport-, Naturwissenschaft- und Sozialklassen. Die Schüler werden in ihrem Interessen und Stärken gefördert, bekommen mehr Selbstvertrauen und dadurch mehr Eigenständigkeit.
Wir scheinen wirklich in einem anderen Land zu leben. Von all dem was du da sagst habe ich in meiner Schullaufbahn nie etwas gehört.
Annalike
Dann gibt es die Religion und Politik, wo man diskutieren und sich kritisch äußern kann. Die Schüler lernen nachzudenken. Wieder Eigenständigkeit.
Das ist jetzt n Witz, oder? Beide Fächer kamen für mich stets einer Propagandaveranstaltung gleich, bei der Kritik eher unerwünscht war. (Naja, das war sie in praktisch allen Fächern, aber ein Paralelogram berechnet man nunmal nicht mit a mal b.)
An Politik waren ohnehin alle so desinteressiert, dass so gut wie nie Kritik aufkam. Und in Religion wurde eine kritische Frage nach der Echtheit des Turiner Grabtuchs sinngemäß mit „Ja, diese Frage ist berechtigt.“ übergangen.
Annalike
-Haushalt- und Kunstfächer: einzeln oder in Gruppe selbstständig kochen, basteln, malen und gestalten. Kreativität und Eigenständigkeit.
-Informatik und Referate vor der Klasse: K und E.
-Chemische, physikalische und biologische Versuche mit dem jeweiligen Geräten in Gruppe oder einzeln: K und E.
-Klassenreise: Sich altersentsprechend selbstständig versorgen, getrennt von den Eltern: E.
Okay:
Zustimmung, 2. Zustimmung, 3. Ablehnung, 4. Zustimmung
Annalike
Dazu noch, dass bei Prüfungen eher darauf geachtet wird, ob man etwas verstanden hat und dementsprechend auch selten die exakt gleiche Fragen vorkommen, die man im Unterricht hatte.
Auch hier muss ich widersprechen! Meine Schwester bekam mal auf die Frage nach den Sinnesorganen null Punkte, weil sie „Auge, Ohr, etc.“ geschrieben hat. Die Begründung: Der Mensch hat zwei Augen, Ohren, usw.
Muss ich erwähnen, dass meine Schwester nicht so dumm ist um das auch alleine zu wissen?
Annalike
Und je mehr man sich mündlich beteiligt und dabei nicht alles nachplappert oder sinnloses Zeug dahinquatscht, umso bessere Noten bekommt man doch auch. Mündliche Beiträge im deutschen Schulunterricht macht schließlich doch auch mehr als 50 Prozent der Gesamtnote aus, über 2/3 sogar wenn ich mich richtig erinnere.
Hm, bei uns zähle die mündliche Note wie EINE schriftliche Arbeit. Je nach Anzahl der Arbeiten wurde das auch mal runtergeschraubt und am Ende wurde es nur noch als unverbindliche Entscheidungshilfe bei kippenden Zeugnisnoten genommen.
Ich fresse ausschließlich Gehirne und Plotbunnies!
Novanna
Da ich auch es wirklich liebe zu diskutieren (jeder der behauptet es ist Zeitverschwendung lügt), Argumente auszutauschen und andere durch das letzte Wort zu besiegen, kann ich auch nicht hier widerstehen und nehme deine Herausforderung an.
Aber da auch ein Teil der Herausforderung darin besteht, die richtige Zitate zurecht zu schneiden und chronologisch wie sie geschrieben wurden zu sortieren, die Antworten darauf klar und verständlich formulieren, ohne beleidigend zu werden und dabei mit seinen Besserwisserei die anderen auf die Nerven zu gehen, muss du mir etwas Zeit einräumen, um auf deinen Beitrag nach diesem Muster zu antworten.😉
Ich kann im Moment nur soviel sagen allgemein gesehen ist das deutsche Schulsystem mEn eins der besten auf der Welt.
Natürlich kann man jetzt sich auf einzelnen Erfahrungen (es müssen dabei ja nicht unbedingt die eigenen sein) berufen, um das Gegenteil zu beweisen, aber solange man keine Vergleiche mit den Schulsystemen in den anderen Ländern hat, wo die Kinder noch geschlagen werden, die Lehrkräfte in keiner Weise auf die Kinder eingehen und sich wortwörtlich ihnen überlegen fühlen und die Eltern grundsätzlich auf die Seiten der Lehrer sind, und es als Blamage ansehen, wenn ihre Kinder nicht sich wie Marionetten behandeln lassen, kann man das auch nicht wirklich bewerten und nur über die deutschen Schulen und Lehrer schimpfen oder darüber jammern.
Und wenigstens wird in Deutschland was getan, um das Schulsystem zu verbessern und dabei haben sowohl noch die Lehrer, als auch die Schüler und deren Eltern Möglichkeiten um gegen dieses “autoritäre“ System vorzugehen. Nicht davon zu sprechen von der Meinungsfreiheit, die hier herrscht, das ist nicht selbstverständlich.
Aber da auch ein Teil der Herausforderung darin besteht, die richtige Zitate zurecht zu schneiden und chronologisch wie sie geschrieben wurden zu sortieren, die Antworten darauf klar und verständlich formulieren, ohne beleidigend zu werden und dabei mit seinen Besserwisserei die anderen auf die Nerven zu gehen, muss du mir etwas Zeit einräumen, um auf deinen Beitrag nach diesem Muster zu antworten.😉
Ich kann im Moment nur soviel sagen allgemein gesehen ist das deutsche Schulsystem mEn eins der besten auf der Welt.
Natürlich kann man jetzt sich auf einzelnen Erfahrungen (es müssen dabei ja nicht unbedingt die eigenen sein) berufen, um das Gegenteil zu beweisen, aber solange man keine Vergleiche mit den Schulsystemen in den anderen Ländern hat, wo die Kinder noch geschlagen werden, die Lehrkräfte in keiner Weise auf die Kinder eingehen und sich wortwörtlich ihnen überlegen fühlen und die Eltern grundsätzlich auf die Seiten der Lehrer sind, und es als Blamage ansehen, wenn ihre Kinder nicht sich wie Marionetten behandeln lassen, kann man das auch nicht wirklich bewerten und nur über die deutschen Schulen und Lehrer schimpfen oder darüber jammern.
Und wenigstens wird in Deutschland was getan, um das Schulsystem zu verbessern und dabei haben sowohl noch die Lehrer, als auch die Schüler und deren Eltern Möglichkeiten um gegen dieses “autoritäre“ System vorzugehen. Nicht davon zu sprechen von der Meinungsfreiheit, die hier herrscht, das ist nicht selbstverständlich.
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Ich hab ja gestern Abend schon eine Spitze gegen das französische Schulsystem losgelassen 😉 - und nach fünf Jahren Frankreich bin ich ernsthaft der Meinung, dass wir schulmäßig in Deutschland vielleicht nicht wie im Paradies leben, aber doch eine ganze Ecke besser als in unserem Lieblings-Nachbarland...
Prinzipiell stimme ich Annalike zu: Für mich ist Wissen (oder eher: etwas gelernt zu haben) nie unnütz. Und zwar deswegen, weil jeder Lernvorgang im wahrsten Sinne des Wortes Spuren im Gehirn hinterlässt (physiologischer Art), so dass der nächste Lernvorgang einfacher wird.
@Vorian: Ich bin fast zwanzig Jahre älter als du, aber sogar bei uns wurde schon diskutiert - und trotzdem gejammert, wie langweilig, öde, unnötig der Unterricht doch wäre. Es kam auch immer auf den jeweiligen Lehrer an.
Ich glaube, die Zufriedenheit mit dem eigenen Schulbesuch hängt mehr von der jeweiligen Schule und den Lehrern ab als von diesem abstrakten "Schulsystem". Und möglicherweise von einer gesunden Mischung verschiedener Lernstile.
Wie Seraphin "drüben" im anderen Thread geschrieben hat, manche sind visuelle Typen, manche auditive. Manche lernen besser über Bewegung usw. Mach mal einen Unterricht, der denen ALLEN gerecht wird. Das ist die Quadratur des Kreises.
Bei meinen Kindern (mittlerweile alle weiterführende Schule bzw fertig) zählt die mündliche Note weit mehr als was du beschreibst. Es ist nie nur eine einzige Note. In den Hauptfächern ist es halbe/halbe, in den Nebenfächern (in denen es ja eigentlich nur mündliche Noten gibt), zählt die Epochalnote meines Wissens zwei Drittel gegenüber den Hausaufgabenüberprüfungen. Mündliche Mitarbeit wird also deutlich "belohnt". Dagegen gab es sowas wie "mündliche" Mitarbeit in Frankreich fast gar nicht (mal abgesehen von den Fremdsprachen). Wurde nicht bewertet.
Und auch wir hatten damals schon regelmäßige Epochalnoten, die am Schluss eine mündliche Note ausgemacht haben, die mit der schriftlichen Note halbe/halbe die Endnote ergab.
Wo bist du in die Schule gegangen? 🤨
Was die "unnötigen" Daten angeht, die man so lernen muss...
Ich hatte Geschichte-LK. Und ich weiß nur noch ein paar Eckdaten. Gut, das ist über zwanzig Jahre her. Aber bist du sicher, dass du nach etlichen Jahren überhaupt noch was wüsstest, wenn du nur die hättest lernen müssen? Ich denke nämlich, dass es gerade gut ist, das alles mal gelernt zu haben, damit man Jahre später überhaupt noch irgendwas weiß.
Dein Beispiel mit der Zahl der ermordeten Juden: Wie wär's, wenn man außer dieser Zahl auch gleich noch die Einwohnerzahl Europas dazu bekommt?
Dann hat man doch das Verhältnis. Außerdem könnte man sich auch klarmachen, dass das fast die ganze Einwohnerzahl von Hessen ist - das fände ich viel sinnvoller als die Zahl ganz wegzulassen.
Was sind eigentlich genau die mindestens 50% unnötige Grütze? Ich hab die Vermutung, dass da jeder was anderes angeben würde, je nach Interessengebieten... Und schon relativiert sich das ganze wieder.
Ob man nur für eine Prüfung lernt... Nun, ich würde sagen, das ist Einstellungssache, oder? Ich hab nie einfach nur für Prüfungen gelernt. Für die meisten Dinge hab ich mich tatsächlich interessiert (und war traurig, wenn ich gerade richtig in einem Thema drin war und das nächste kam dran). Gut, ich bin einfach jemand, der gern lernt. Aber trotzdem. Wenn man nur für Prüfungen lernt, ist man selbst schuld, nicht das System.
Prinzipiell stimme ich Annalike zu: Für mich ist Wissen (oder eher: etwas gelernt zu haben) nie unnütz. Und zwar deswegen, weil jeder Lernvorgang im wahrsten Sinne des Wortes Spuren im Gehirn hinterlässt (physiologischer Art), so dass der nächste Lernvorgang einfacher wird.
@Vorian: Ich bin fast zwanzig Jahre älter als du, aber sogar bei uns wurde schon diskutiert - und trotzdem gejammert, wie langweilig, öde, unnötig der Unterricht doch wäre. Es kam auch immer auf den jeweiligen Lehrer an.
Ich glaube, die Zufriedenheit mit dem eigenen Schulbesuch hängt mehr von der jeweiligen Schule und den Lehrern ab als von diesem abstrakten "Schulsystem". Und möglicherweise von einer gesunden Mischung verschiedener Lernstile.
Wie Seraphin "drüben" im anderen Thread geschrieben hat, manche sind visuelle Typen, manche auditive. Manche lernen besser über Bewegung usw. Mach mal einen Unterricht, der denen ALLEN gerecht wird. Das ist die Quadratur des Kreises.
Bei meinen Kindern (mittlerweile alle weiterführende Schule bzw fertig) zählt die mündliche Note weit mehr als was du beschreibst. Es ist nie nur eine einzige Note. In den Hauptfächern ist es halbe/halbe, in den Nebenfächern (in denen es ja eigentlich nur mündliche Noten gibt), zählt die Epochalnote meines Wissens zwei Drittel gegenüber den Hausaufgabenüberprüfungen. Mündliche Mitarbeit wird also deutlich "belohnt". Dagegen gab es sowas wie "mündliche" Mitarbeit in Frankreich fast gar nicht (mal abgesehen von den Fremdsprachen). Wurde nicht bewertet.
Und auch wir hatten damals schon regelmäßige Epochalnoten, die am Schluss eine mündliche Note ausgemacht haben, die mit der schriftlichen Note halbe/halbe die Endnote ergab.
Wo bist du in die Schule gegangen? 🤨
Was die "unnötigen" Daten angeht, die man so lernen muss...
Ich hatte Geschichte-LK. Und ich weiß nur noch ein paar Eckdaten. Gut, das ist über zwanzig Jahre her. Aber bist du sicher, dass du nach etlichen Jahren überhaupt noch was wüsstest, wenn du nur die hättest lernen müssen? Ich denke nämlich, dass es gerade gut ist, das alles mal gelernt zu haben, damit man Jahre später überhaupt noch irgendwas weiß.
Dein Beispiel mit der Zahl der ermordeten Juden: Wie wär's, wenn man außer dieser Zahl auch gleich noch die Einwohnerzahl Europas dazu bekommt?
Dann hat man doch das Verhältnis. Außerdem könnte man sich auch klarmachen, dass das fast die ganze Einwohnerzahl von Hessen ist - das fände ich viel sinnvoller als die Zahl ganz wegzulassen.
Was sind eigentlich genau die mindestens 50% unnötige Grütze? Ich hab die Vermutung, dass da jeder was anderes angeben würde, je nach Interessengebieten... Und schon relativiert sich das ganze wieder.
Ob man nur für eine Prüfung lernt... Nun, ich würde sagen, das ist Einstellungssache, oder? Ich hab nie einfach nur für Prüfungen gelernt. Für die meisten Dinge hab ich mich tatsächlich interessiert (und war traurig, wenn ich gerade richtig in einem Thema drin war und das nächste kam dran). Gut, ich bin einfach jemand, der gern lernt. Aber trotzdem. Wenn man nur für Prüfungen lernt, ist man selbst schuld, nicht das System.
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Vorian Atreides
Ich weiß nicht, ob ich diese Einstellung teilen kann. Sicher ist es insbesondere bei Themen wie "Zweiter Weltkrieg" oder "Holocaust" sehr viel wichtiger, Hintergründe und Ursachen zu vermitteln, als sich auf bloße Daten zu fixieren. Andererseits gibt es nach wie vor eine sehr lebendige "Diskussion" um eben diese Daten, etwa um die Zahl ermordeter Juden. Vieles von dem, was Neonazis und Holocaustleugner unters Volk bringen, befasst sich allein mit Zahlen und Daten, immer mit dem Ziel zu vermitteln, dass alles "gar nicht so schlimm war" bzw. von der offiziellen Geschichtsschreibung verzerrt dargestellt wird. Von daher halte ich es hier für ziemlich wichtig, insbesondere jungen Menschen gezielt Zahlen und Daten zu vermitteln, allerdings auch mit dem nötigen Hintergrund und unter Angabe der korrekten Quellensituation.
Zu sagen "Es reicht doch zu wissen, wie schlimm das war" halte ich für ein bisschen gewagt ...
Im Übrigen wäre ich aber auch dafür, Schülern eher zu vermitteln, wo sie Dinge nachschlagen können, als ihnen die Daten einzuprügeln. Wobei gewisse Eckdaten einfach zur Allgemeinbildung dazugehören.
Vorian Atreides
Ganz ehrlich, ich habe schon ziemlich viele Sachen lernen müssen, die für mich zum Prüfungszeitpunkt "wertlos" waren. Einige habe ich nie wieder gebraucht, andere beschäftigen mich jetzt sogar beruflich. Die Schule muss einen gewissen Überblick vermitteln, eine möglichst große Bandbreite an Wissen also, das natürlich nicht für jeden gleichermaßen entscheidend sein wird. Trotzdem kann ein Schüler doch während der Schulzeit noch nicht wissen, was für ihn einmal wertvoll sein wird, und was nicht. Ich fand z.B. Stochastik doof und nutzlos, arbeite jetzt aber total viel mit Statistik, etc.
Linguistik fand ich im Deutschunterricht immer mit Abstand am ödesten, jetzt ist das mein Beruf. In der Uni musste ich mal die Gliederungshierarchie der Sprachen Afrikas auswendig lernen (was ich völlig übertrieben und nutzlos fand), gerade eben habe ich ein Paper zu dem Thema publiziert ...
Sich von vorneherein selbst zu blockieren, indem man sich immer wieder sagt "mag ich nicht, brauch ich nicht, weiß ich nicht" ist gefährlich und schließt einem im Endeffekt selbst viele Türen zu.
Vorian Atreides
Ich habe eine Provinzschule mit ziemlich antiquierten Unterrichtsmethoden besucht, trotzdem haben wir viele Klassenfahrten gemacht, Lerninhalte spielerisch aufbereitet (z.B. als Theaterstück) und sogar einen Film für einen Wettbewerb gedreht. Das war natürlich nur möglich, weil sich Schüler auch selbst immer wieder kreativ eingebracht haben. Klar wollten viele Lehrer einfach nur ihren Stoff durchkriegen, andere waren aber für jeden Input von Schülerseite dankbar und haben viele Ideen mit Begeisterung aufgegriffen. Das kann man alles nicht pauschalieren, allerdings gestehe ich ein, dass man als Schüler mal mehr, mal weniger Glück haben kann.
Vorian Atreides
Sowas liegt aber nicht am Lehrplan, sondern am Lehrer. Ich hatte auch grottige Religionslehrer, bei der katholischen "Konkurrenz" gab es allerdings eine sehr gute Pädagogin, die ihren Stoff mit Humor und Verstand vermittelt hat. Wir waren immer neidisch, weil die Katholen sogar "Das Leben des Brian" im Unterricht gucken durften - und darüber lachen!
Ich hatte in meiner Schulzeit viele schlechte, aber auch einige sehr gute Lehrer. Insgesamt habe ich das Gefühl, viele für mich sinnlose Dinge gelernt zu haben, die ich allerdings nicht als "Grütze" bezeichnen würde - und wer weiß, ob ich irgendwas davon vielleicht doch nochmal brauche ;-)
Ich sehe mich übrigens auch deshalb so wenig als Autor (obwohl ich sehr gerne schreibe), weil ich meine Vorbilder eher in "Universagelehrten" wie Goethe oder von Humboldt sehe. "Sinnloses Wissen" und "Grütze" gibt es für mich eigentlich nicht.
Dinge nicht wissen zu wollen hat für mich im harmlosesten Fall mit Faulheit und Ignoranz, im schlimmsten mit Intoleranz und Tellerrand-Blick zu tun.
Nehmen wir mal den Zweiten Weltkrieg: (Der dürfte uns schließlich allen aus dem Unterricht mehr als bekannt sein.) Was sollte man darüber wissen und was wird uns darüber beigebracht?
Welchen Wert hat es, wenn ich die genauen Daten von Anfang und Ende des Krieges kenne? Genügt nicht ungefähr der Monat, vielleicht sogar das Jahr an sich?
Warum muss ich wissen, dass 6 Mio. Juden getötet wurden? (Unser Lehrer empfand es als unverzeihliche Beleidigung der Toten diese Zahl nicht genau zu kennen.) Damals gab es weniger Menschen in Europa, womit das Verhältnis völlig verloren geht. Und ohnehin kann sich niemand 6 Mio. Menschen vorstellen.
Das waren jetzt spontane Beispiele und sicher muss ein Geschichtsprofessor sowas wissen, aber wozu braucht Hans Mustermann dieses Datenwissen? Darüber hinaus wird doch jeder Schüler, der sich nicht dafür interessiert, diese ganzen Daten wieder vergessen und nur das „Bild“ von dieser Zeit im Kopf behalten, das er sich gemacht hat.
Ich weiß nicht, ob ich diese Einstellung teilen kann. Sicher ist es insbesondere bei Themen wie "Zweiter Weltkrieg" oder "Holocaust" sehr viel wichtiger, Hintergründe und Ursachen zu vermitteln, als sich auf bloße Daten zu fixieren. Andererseits gibt es nach wie vor eine sehr lebendige "Diskussion" um eben diese Daten, etwa um die Zahl ermordeter Juden. Vieles von dem, was Neonazis und Holocaustleugner unters Volk bringen, befasst sich allein mit Zahlen und Daten, immer mit dem Ziel zu vermitteln, dass alles "gar nicht so schlimm war" bzw. von der offiziellen Geschichtsschreibung verzerrt dargestellt wird. Von daher halte ich es hier für ziemlich wichtig, insbesondere jungen Menschen gezielt Zahlen und Daten zu vermitteln, allerdings auch mit dem nötigen Hintergrund und unter Angabe der korrekten Quellensituation.
Zu sagen "Es reicht doch zu wissen, wie schlimm das war" halte ich für ein bisschen gewagt ...
Im Übrigen wäre ich aber auch dafür, Schülern eher zu vermitteln, wo sie Dinge nachschlagen können, als ihnen die Daten einzuprügeln. Wobei gewisse Eckdaten einfach zur Allgemeinbildung dazugehören.
Vorian Atreides
Ganz im Gegenteil! Wissen, das man sich nur aneignet, um eine Prüfung zu bestehen, ist im Grunde wertlos. (Wenn man die Realität der Folgen dieser Prüfung betrachtet ist es das natürlich nicht mehr.)
Ganz ehrlich, ich habe schon ziemlich viele Sachen lernen müssen, die für mich zum Prüfungszeitpunkt "wertlos" waren. Einige habe ich nie wieder gebraucht, andere beschäftigen mich jetzt sogar beruflich. Die Schule muss einen gewissen Überblick vermitteln, eine möglichst große Bandbreite an Wissen also, das natürlich nicht für jeden gleichermaßen entscheidend sein wird. Trotzdem kann ein Schüler doch während der Schulzeit noch nicht wissen, was für ihn einmal wertvoll sein wird, und was nicht. Ich fand z.B. Stochastik doof und nutzlos, arbeite jetzt aber total viel mit Statistik, etc.
Linguistik fand ich im Deutschunterricht immer mit Abstand am ödesten, jetzt ist das mein Beruf. In der Uni musste ich mal die Gliederungshierarchie der Sprachen Afrikas auswendig lernen (was ich völlig übertrieben und nutzlos fand), gerade eben habe ich ein Paper zu dem Thema publiziert ...
Sich von vorneherein selbst zu blockieren, indem man sich immer wieder sagt "mag ich nicht, brauch ich nicht, weiß ich nicht" ist gefährlich und schließt einem im Endeffekt selbst viele Türen zu.
Vorian Atreides
Wir scheinen wirklich in einem anderen Land zu leben. Von all dem was du da sagst habe ich in meiner Schullaufbahn nie etwas gehört.
Ich habe eine Provinzschule mit ziemlich antiquierten Unterrichtsmethoden besucht, trotzdem haben wir viele Klassenfahrten gemacht, Lerninhalte spielerisch aufbereitet (z.B. als Theaterstück) und sogar einen Film für einen Wettbewerb gedreht. Das war natürlich nur möglich, weil sich Schüler auch selbst immer wieder kreativ eingebracht haben. Klar wollten viele Lehrer einfach nur ihren Stoff durchkriegen, andere waren aber für jeden Input von Schülerseite dankbar und haben viele Ideen mit Begeisterung aufgegriffen. Das kann man alles nicht pauschalieren, allerdings gestehe ich ein, dass man als Schüler mal mehr, mal weniger Glück haben kann.
Vorian Atreides
Das ist jetzt n Witz, oder? Beide Fächer kamen für mich stets einer Propagandaveranstaltung gleich, bei der Kritik eher unerwünscht war. (Naja, das war sie in praktisch allen Fächern, aber ein Paralelogram berechnet man nunmal nicht mit a mal b.)
An Politik waren ohnehin alle so desinteressiert, dass so gut wie nie Kritik aufkam. Und in Religion wurde eine kritische Frage nach der Echtheit des Turiner Grabtuchs sinngemäß mit „Ja, diese Frage ist berechtigt.“ übergangen.
Sowas liegt aber nicht am Lehrplan, sondern am Lehrer. Ich hatte auch grottige Religionslehrer, bei der katholischen "Konkurrenz" gab es allerdings eine sehr gute Pädagogin, die ihren Stoff mit Humor und Verstand vermittelt hat. Wir waren immer neidisch, weil die Katholen sogar "Das Leben des Brian" im Unterricht gucken durften - und darüber lachen!
Ich hatte in meiner Schulzeit viele schlechte, aber auch einige sehr gute Lehrer. Insgesamt habe ich das Gefühl, viele für mich sinnlose Dinge gelernt zu haben, die ich allerdings nicht als "Grütze" bezeichnen würde - und wer weiß, ob ich irgendwas davon vielleicht doch nochmal brauche ;-)
Ich sehe mich übrigens auch deshalb so wenig als Autor (obwohl ich sehr gerne schreibe), weil ich meine Vorbilder eher in "Universagelehrten" wie Goethe oder von Humboldt sehe. "Sinnloses Wissen" und "Grütze" gibt es für mich eigentlich nicht.
Dinge nicht wissen zu wollen hat für mich im harmlosesten Fall mit Faulheit und Ignoranz, im schlimmsten mit Intoleranz und Tellerrand-Blick zu tun.
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Beitrag #5, verfasst am 08.06.2010 | 14:46 Uhr
Annalike
Öhm, wenn das jetzt ironisch gemeint war, dann muss ich dir sagen, dass ich ziemlich unfähig bin den Unterschied zu erkennen.
War es aber ernst gemeint, dann entschuldige ich mich dafür, wenn mein Beitrag unpassend formuliert war.
Aber da auch ein Teil der Herausforderung darin besteht, die richtige Zitate zurecht zu schneiden und chronologisch wie sie geschrieben wurden zu sortieren, die Antworten darauf klar und verständlich formulieren, ohne beleidigend zu werden und dabei mit seinen Besserwisserei die anderen auf die Nerven zu gehen, muss du mir etwas Zeit einräumen, um auf deinen Beitrag nach diesem Muster zu antworten.😉
Öhm, wenn das jetzt ironisch gemeint war, dann muss ich dir sagen, dass ich ziemlich unfähig bin den Unterschied zu erkennen.
War es aber ernst gemeint, dann entschuldige ich mich dafür, wenn mein Beitrag unpassend formuliert war.
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Rang: Literaturgott
Beitrag #6, verfasst am 08.06.2010 | 14:50 Uhr
Ich warne unbedingt davor, in der Schule nur noch das zu lernen "was man braucht". Das würde gerade in Deutschland wieder dazu führen, das die Kinder der "Unterschicht" nur das wissen und können sollen, was sie zu gut benutzbaren "Werkzeugen" oder wie man früher sagte "Menschenmaterial" für die Wirtschaft macht. Wie bei Huxley.
Gott spielt in meinem Leben keine Rolle.
Er ist der Regisseur.
Er ist der Regisseur.
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Beitrag #7, verfasst am 08.06.2010 | 14:57 Uhr
Lapislazuli67
Mündliche Noten oder Mitarbeitsnoten? Mitarbeitsnoten gehören bei uns mit zu den mündlichen, genauso wie Exen und Abfragen. In den Nebenfächern besteht die Endnote aus dem Durchschnitt der mündlichen, in den Hauptfächern steht es mündliche Noten 1 zu schriftlichen Noten (Schulaufgaben)2. Dazu kommt, dass viele Lehrer niemanden dazu zwingen wollen, sich selbst melden zu müssen und machen deswegen überhaupt keine Mitarbeitsnoten. Im Endeffekt kommts du gut durch, wenn du nur deine Klappe hälst.
Bei meinen Kindern (mittlerweile alle weiterführende Schule bzw fertig) zählt die mündliche Note weit mehr als was du beschreibst. Es ist nie nur eine einzige Note. In den Hauptfächern ist es halbe/halbe, in den Nebenfächern (in denen es ja eigentlich nur mündliche Noten gibt), zählt die Epochalnote meines Wissens zwei Drittel gegenüber den Hausaufgabenüberprüfungen. Mündliche Mitarbeit wird also deutlich "belohnt".
Mündliche Noten oder Mitarbeitsnoten? Mitarbeitsnoten gehören bei uns mit zu den mündlichen, genauso wie Exen und Abfragen. In den Nebenfächern besteht die Endnote aus dem Durchschnitt der mündlichen, in den Hauptfächern steht es mündliche Noten 1 zu schriftlichen Noten (Schulaufgaben)2. Dazu kommt, dass viele Lehrer niemanden dazu zwingen wollen, sich selbst melden zu müssen und machen deswegen überhaupt keine Mitarbeitsnoten. Im Endeffekt kommts du gut durch, wenn du nur deine Klappe hälst.
“We need to remember what's important in life: friends, waffles, work.
Or waffles, friends, work. Doesn't matter, but work is third.”
Leslie Knope
Or waffles, friends, work. Doesn't matter, but work is third.”
Leslie Knope
Novanna
Beitrag #8, verfasst am 08.06.2010 | 14:59 Uhr
@VA Es war eigentlich nur auf mich bezogen, nicht auf dich. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.
Beiträge: 7699
Rang: Literaturgott
MrsAnthony
Vor allem: Das, was man "braucht", sind in aller Regel Dinge, die man problemlos außerhalb der Schule bei Eltern, Großeltern, sonstigen Verwandten und Freunden lernen kann.
Wenn das nicht alles auf die Schulen abgeschoben würde, könnten die sich vielleicht auf besseren Unterricht konzentrieren... 😈
Ah. Spruch vom Ethiklehrer meiner Tochter (11. Klasse):
"Wir sind Hauptschule. Hauptschule ist, wo alle hingehen."
Jo. Kein Wunder, dass das Niveau angeblich immer weiter sinkt - man muss es ja an diejenigen anpassen, die gar nicht aufs Gymnasium gehören...
shining-sun
Komisch. Bei uns nicht.
Ich warne unbedingt davor, in der Schule nur noch das zu lernen "was man braucht". Das würde gerade in Deutschland wieder dazu führen, das die Kinder der "Unterschicht" nur das wissen und können sollen, was sie zu gut benutzbaren "Werkzeugen" oder wie man früher sagte "Menschenmaterial" für die Wirtschaft macht. Wie bei Huxley.
Vor allem: Das, was man "braucht", sind in aller Regel Dinge, die man problemlos außerhalb der Schule bei Eltern, Großeltern, sonstigen Verwandten und Freunden lernen kann.
Wenn das nicht alles auf die Schulen abgeschoben würde, könnten die sich vielleicht auf besseren Unterricht konzentrieren... 😈
Ah. Spruch vom Ethiklehrer meiner Tochter (11. Klasse):
"Wir sind Hauptschule. Hauptschule ist, wo alle hingehen."
Jo. Kein Wunder, dass das Niveau angeblich immer weiter sinkt - man muss es ja an diejenigen anpassen, die gar nicht aufs Gymnasium gehören...
shining-sun
Im Endeffekt kommts du gut durch, wenn du nur deine Klappe hälst.
Komisch. Bei uns nicht.
Beiträge: 252
Rang: Spiegelleser
Lapislazuli67
DAS ist doch eigentlich das Hauptproblem. Nicht das Schulsystem an sich, sondern die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Es ist leider Fakt, dass viele Unternehmen ihre Lehrstellen nur noch mit Abiturienten besetzen, obwohl früher ein Realschulabschluss für die gleiche Position (etwa bei einer Bank) vollkommen ausreichend war. Selbst für ganz profane Sekretariats- und Verwaltungsstellen werden häufig Leute mit abgeschlossenem Hochschulstudium (!!!) gesucht, obwohl jemand mit abgeschlossener Ausbildung zur Industriekauffrau potentiell wesentlich besser für den Job geeignet wäre.
Haupt- und Realschule sind leider nur noch selten Optionen für die "Jugend von heute", für viele muss ein Abi her - egal, wie! Das wiederum führt dann dazu, dass die Handwerksberufe langsam aussterben, denn die meisten Hauptschulabgänger sind für die oft unerwartet komplexen Arbeitsabläufe z.T. völlig ungeeignet. Ein Dachdecker muss beispielsweise einen Dachstuhl berechnen können, was durchaus höherer Mathematik entspricht. Noch vor 30, 40 Jahren gingen sehr viel weniger Schüler aufs Gymnasium und viele, die heute mittelmäßige bis schlechte Abis haben und damit immer noch irgendwas studieren gingen ganz regulär bei einem Handwerksbetrieb in die Lehre. Da waren sie dann in der Regel auch gut aufgehoben und verdienten gutes Geld.
Wer heute einen Hauptschulabschluss macht entspricht leider in vielen Fällen der Gruppe Schüler, die früher dann eben in die Fabrik ging oder irgendwo auf dem Bau als Hilfsarbeiter oder Handlanger tätig wurde. Das ist heute leider nicht mehr so ohne weiteres möglich, wodurch viele, die früher sozusagen "durchgeschleppt" wurden und trotzdem ihren Platz im Leben hatten heute einfach auf der Strecke bleiben.
Ob sich an dieser Situation etwas ändern lässt? Keine Ahnung, aber eine Reform des Schulsystems wird wohl nicht den gewünschten Effekt bringen.
Jo. Kein Wunder, dass das Niveau angeblich immer weiter sinkt - man muss es ja an diejenigen anpassen, die gar nicht aufs Gymnasium gehören...
DAS ist doch eigentlich das Hauptproblem. Nicht das Schulsystem an sich, sondern die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Es ist leider Fakt, dass viele Unternehmen ihre Lehrstellen nur noch mit Abiturienten besetzen, obwohl früher ein Realschulabschluss für die gleiche Position (etwa bei einer Bank) vollkommen ausreichend war. Selbst für ganz profane Sekretariats- und Verwaltungsstellen werden häufig Leute mit abgeschlossenem Hochschulstudium (!!!) gesucht, obwohl jemand mit abgeschlossener Ausbildung zur Industriekauffrau potentiell wesentlich besser für den Job geeignet wäre.
Haupt- und Realschule sind leider nur noch selten Optionen für die "Jugend von heute", für viele muss ein Abi her - egal, wie! Das wiederum führt dann dazu, dass die Handwerksberufe langsam aussterben, denn die meisten Hauptschulabgänger sind für die oft unerwartet komplexen Arbeitsabläufe z.T. völlig ungeeignet. Ein Dachdecker muss beispielsweise einen Dachstuhl berechnen können, was durchaus höherer Mathematik entspricht. Noch vor 30, 40 Jahren gingen sehr viel weniger Schüler aufs Gymnasium und viele, die heute mittelmäßige bis schlechte Abis haben und damit immer noch irgendwas studieren gingen ganz regulär bei einem Handwerksbetrieb in die Lehre. Da waren sie dann in der Regel auch gut aufgehoben und verdienten gutes Geld.
Wer heute einen Hauptschulabschluss macht entspricht leider in vielen Fällen der Gruppe Schüler, die früher dann eben in die Fabrik ging oder irgendwo auf dem Bau als Hilfsarbeiter oder Handlanger tätig wurde. Das ist heute leider nicht mehr so ohne weiteres möglich, wodurch viele, die früher sozusagen "durchgeschleppt" wurden und trotzdem ihren Platz im Leben hatten heute einfach auf der Strecke bleiben.
Ob sich an dieser Situation etwas ändern lässt? Keine Ahnung, aber eine Reform des Schulsystems wird wohl nicht den gewünschten Effekt bringen.
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Beitrag #11, verfasst am 08.06.2010 | 15:22 Uhr
LadyOfTheSilent
Ich streite mich normalerweise gern mit meinem Vater wegen seiner antiquierten Ansichten - aber vor ein paar Wochen hat er in anderen Worten ungefähr das gesagt, was du hier schreibst. Die Schüler damals waren nicht "dümmer" als heute. Es gingen sicher auch genügend auf die Hauptschule, obwohl sie von der Intelligenz her hätten aufs Gymnasium gehen können. Aber diese Leute haben die besten Abschlüsse gemacht, haben interessante Berufe gelernt und womöglich ihren eigenen Betrieb aufgemacht! Wer heute von der Hauptschule kommt, landet oft genug auf der Straße.
LadyOfTheSilent
Ganz sicher wird sich nichts dadurch ändern, dass man die Hauptschule abschafft. Eine Aufwertung durch vernünftig angelegten Unterricht hätte ich wesentlich sinnvoller gefunden...
Haupt- und Realschule sind leider nur noch selten Optionen für die "Jugend von heute", für viele muss ein Abi her - egal, wie! Das wiederum führt dann dazu, dass die Handwerksberufe langsam aussterben, denn die meisten Hauptschulabgänger sind für die oft unerwartet komplexen Arbeitsabläufe z.T. völlig ungeeignet. Ein Dachdecker muss beispielsweise einen Dachstuhl berechnen können, was durchaus höherer Mathematik entspricht. Noch vor 30, 40 Jahren gingen sehr viel weniger Schüler aufs Gymnasium und viele, die heute mittelmäßige bis schlechte Abis haben und damit immer noch irgendwas studieren gingen ganz regulär bei einem Handwerksbetrieb in die Lehre. Da waren sie dann in der Regel auch gut aufgehoben und verdienten gutes Geld.
Ich streite mich normalerweise gern mit meinem Vater wegen seiner antiquierten Ansichten - aber vor ein paar Wochen hat er in anderen Worten ungefähr das gesagt, was du hier schreibst. Die Schüler damals waren nicht "dümmer" als heute. Es gingen sicher auch genügend auf die Hauptschule, obwohl sie von der Intelligenz her hätten aufs Gymnasium gehen können. Aber diese Leute haben die besten Abschlüsse gemacht, haben interessante Berufe gelernt und womöglich ihren eigenen Betrieb aufgemacht! Wer heute von der Hauptschule kommt, landet oft genug auf der Straße.
LadyOfTheSilent
Ob sich an dieser Situation etwas ändern lässt? Keine Ahnung, aber eine Reform des Schulsystems wird wohl nicht den gewünschten Effekt bringen.
Ganz sicher wird sich nichts dadurch ändern, dass man die Hauptschule abschafft. Eine Aufwertung durch vernünftig angelegten Unterricht hätte ich wesentlich sinnvoller gefunden...
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Lapislazuli67
Im Grunde müsste man schon durch Einführung einer Kindergartenpflicht in Deutschland dafür sorgen, dass dem Schulsystem kaum noch Schüler zugeführt werden, die zwar hier geboren sind, die Sprache aber nur unzureichend beherrschen. Unzureichende Sprachkompetenz führt dann auch automatisch zur Abschottung von Schülern mit Migrantenhintergrund; die vielgescholtenen "Parallelgesellschaften" werden hier also bereits angelegt - und sie reproduzieren sich selbst, da die Möglichkeiten, dem Kreislauf zu entfliehen häufig begrenzt sind. Wenn allerdings schon Kleinkinder bunt zusammengewürfelt werden, erledigen sich Sprach- und Integreationsprobleme oft sehr schnell von selbst. Migrantenfamilien, die auf dem Land leben sind durch die bessere Einbindung ins soziale Leben erwiesenermaßen wesentlich besser integriert, als ihre urbanen Gegenstücke; auch Bildungs- und Aufstiegschancen der in Deutschland geborenen Generation sind besser. Durch eine Kindergartenpflicht könnte man eine solche Entwicklung auch in den Städten fördern.
Die Hauptschule sollte nicht abgeschafft werden, sich aber von ihrem Image als "Resteverwertungsstätte" trennen. An Gymnasien und Realschulen gibt es ja meist zig Möglichkeiten, den eigenen Talenten zu frönen (musischer Zweig, neusprachlicher Zweig, etc.), an den meisten Hauptschulen fehlt das noch. Wenn es allerdings gelingen würde, die Hauptschulen insbesondere für handwerklich interessierte und begabte Schüler wieder interessant zu machen, wäre damit sicherlich auch ein Zuwachs an Prestige gewonnen. So würden Hauptschulen nämlich auch für Schüler wieder interessant werden, die ansonsten eher unglücklich an Realschulen und Gymnasien vor sich hindümpeln. Ich könnte mir schon vorstellen, dass eine stärkere Spezialisierung mit Hinwendung zum Praktischen eine Lösung darstellen könnte.
Ganz sicher wird sich nichts dadurch ändern, dass man die Hauptschule abschafft. Eine Aufwertung durch vernünftig angelegten Unterricht hätte ich wesentlich sinnvoller gefunden...
Im Grunde müsste man schon durch Einführung einer Kindergartenpflicht in Deutschland dafür sorgen, dass dem Schulsystem kaum noch Schüler zugeführt werden, die zwar hier geboren sind, die Sprache aber nur unzureichend beherrschen. Unzureichende Sprachkompetenz führt dann auch automatisch zur Abschottung von Schülern mit Migrantenhintergrund; die vielgescholtenen "Parallelgesellschaften" werden hier also bereits angelegt - und sie reproduzieren sich selbst, da die Möglichkeiten, dem Kreislauf zu entfliehen häufig begrenzt sind. Wenn allerdings schon Kleinkinder bunt zusammengewürfelt werden, erledigen sich Sprach- und Integreationsprobleme oft sehr schnell von selbst. Migrantenfamilien, die auf dem Land leben sind durch die bessere Einbindung ins soziale Leben erwiesenermaßen wesentlich besser integriert, als ihre urbanen Gegenstücke; auch Bildungs- und Aufstiegschancen der in Deutschland geborenen Generation sind besser. Durch eine Kindergartenpflicht könnte man eine solche Entwicklung auch in den Städten fördern.
Die Hauptschule sollte nicht abgeschafft werden, sich aber von ihrem Image als "Resteverwertungsstätte" trennen. An Gymnasien und Realschulen gibt es ja meist zig Möglichkeiten, den eigenen Talenten zu frönen (musischer Zweig, neusprachlicher Zweig, etc.), an den meisten Hauptschulen fehlt das noch. Wenn es allerdings gelingen würde, die Hauptschulen insbesondere für handwerklich interessierte und begabte Schüler wieder interessant zu machen, wäre damit sicherlich auch ein Zuwachs an Prestige gewonnen. So würden Hauptschulen nämlich auch für Schüler wieder interessant werden, die ansonsten eher unglücklich an Realschulen und Gymnasien vor sich hindümpeln. Ich könnte mir schon vorstellen, dass eine stärkere Spezialisierung mit Hinwendung zum Praktischen eine Lösung darstellen könnte.
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Ich persönlich habe andere Kritikpunkte hinsichtlich unseres Schulsystems als zuviel Frontalunterricht und Auswendiglernen. (Mir war übrigens der stinknormale Frontalunterricht immer am liebsten- ich war noch nie ein Team- Mensch und hab mir das meiste Wissen ohnehin zuhause aus den Lehrbüchern angeeignet, ein oder zwei Tage vor den Klassenarbeiten... im Unterricht war ich normalerweise nur körperlich anwesend. *fg*)
Meiner Meinung nach wird zuviel Driß gemacht und gelehrt, der von vorneherein für 98% der Schüler unwichtig fürs Berufsleben ist, egal ob Ausbildung oder Studium angestrebt wird. (Stichwörter Kunst, Sport, Religion, Pädagogik.)
Die allerwenigsten Schüler habe ausreichend künstlerisches Talent, um einen derartigen Beruf zu ergreifen- und die, die es haben, brauchen wohl kaum den 08/15- Kunstunterricht in der Schule, um ihre Neigung zu entdecken und zu fördern. So werden dann über die Jahre massig Stunden damit verschwendet, häßliche bröselige Tiere aus Ton oder vierckige Köpfe aus Speckstein zu modellieren, die spätestens nach der Schulzeit eh in die Tonne gekloppt werden.
Ähnliches gilt für den Sport. Wieviele Schüler ergreifen bitte einen sportlichen Beruf, bei welchem der Schulsport wegweisend war? Sport kann man a) in der Freizeit betreiben und b) ist es doch viel sinnvoller, sich die Sportart selbst auszusuchen. Kinder/Jugendliche, die Sportmuffel sind, drücken sich erfahrungsgemäß ohnehin vor den Sportstunden, wann immer es geht bzw nehmen eine Schonhaltung ein, insoweit sehe ich also auch keinen gesundheitlichen Nutzen. Überdies ist besonders der Sportunterricht für viele Schüler eine Tortur, da das mehr oder weniger ein "Mobbingparadies" ist.
Ich denke, es würde letztlich mehr bringen, statt diesen Fächern mehr Stunden in Englisch, Deutsch, Mathematik oder auch Bewerbungstraining zu investieren und Sport, Kunst etc. als freiwillige AG`s anzubieten.
Meiner Meinung nach wird zuviel Driß gemacht und gelehrt, der von vorneherein für 98% der Schüler unwichtig fürs Berufsleben ist, egal ob Ausbildung oder Studium angestrebt wird. (Stichwörter Kunst, Sport, Religion, Pädagogik.)
Die allerwenigsten Schüler habe ausreichend künstlerisches Talent, um einen derartigen Beruf zu ergreifen- und die, die es haben, brauchen wohl kaum den 08/15- Kunstunterricht in der Schule, um ihre Neigung zu entdecken und zu fördern. So werden dann über die Jahre massig Stunden damit verschwendet, häßliche bröselige Tiere aus Ton oder vierckige Köpfe aus Speckstein zu modellieren, die spätestens nach der Schulzeit eh in die Tonne gekloppt werden.
Ähnliches gilt für den Sport. Wieviele Schüler ergreifen bitte einen sportlichen Beruf, bei welchem der Schulsport wegweisend war? Sport kann man a) in der Freizeit betreiben und b) ist es doch viel sinnvoller, sich die Sportart selbst auszusuchen. Kinder/Jugendliche, die Sportmuffel sind, drücken sich erfahrungsgemäß ohnehin vor den Sportstunden, wann immer es geht bzw nehmen eine Schonhaltung ein, insoweit sehe ich also auch keinen gesundheitlichen Nutzen. Überdies ist besonders der Sportunterricht für viele Schüler eine Tortur, da das mehr oder weniger ein "Mobbingparadies" ist.
Ich denke, es würde letztlich mehr bringen, statt diesen Fächern mehr Stunden in Englisch, Deutsch, Mathematik oder auch Bewerbungstraining zu investieren und Sport, Kunst etc. als freiwillige AG`s anzubieten.
I'm sick but I'm pretty.
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Beitrag #14, verfasst am 08.06.2010 | 16:15 Uhr
Um auf das große und ganze zu antworten, habe ich jetzt gerade nicht genug Zeit, aber mal zum Thema Sportunterricht:
Den halte ich für unglaublich wichtig.
Es geht dabei auch nicht vordergründig darum, dass damit später ein sportlicher Beruf ergriffen werden soll, sondern es geht um die Bewegung und den Ausgleich zum Rumsitzen. Denn seien wir mal ehrlich. Wie viele Kinder machen wirklich regelmäßig Sport? Wie viele haben überhaupt Zeit dafür?
Gerade momentan, wo immer mehr Schulen auf der Ganztagsschiene konzipiert werden, bleibt kaum noch vernünftig Zeit, um derartigen Hobbys nachzugehen.
Ich kenne das Problem, da ich selbst als Trainerin tätig bin. Da haben die Kinder zum Teil bis nachmittags um vier oder fünf Schule, dann noch einen Haufen Hausaufgaben und ich kriege eine SMS mit der Entschuldigung: "Sorry, ich kann nicht zum Training kommen. Ich schaff die Hausaufgaben für morgen sonst nicht."
Und es ist einfach unheimlich wichtig, eben nicht den ganzen Tag in der Schule, an den Hausaufgaben oder auch vorm PC rumzusitzen. Und da halte ich Sportunterricht für eine der effektivsten Maßnahmen.
Für Kunstunterricht gilt ähnliches. Wir müssen bedenken, dass wir immer noch von Kindern reden. Und auch wenn Kinder vom Kopf her vielleicht weitaus leistungsfähiger sind als so mancher Erwachsener, brauchen sie auch mal ne Pause und vor allem Abwechslung. Und da finde ich Kunstunterricht vom theoretischen Ansatz her nicht unbedingt das schlechteste - auch wenn ich persönlich nie viel mit diesem Fach anfangen konnte.
Generell soll Schule ja aber doch Allgemeinbildung und vor allem Entscheidungsmöglichkeiten verschaffen, kein von vorneherein spezifisch abgestecktes Wissensgebiet. Und für mich gehören so Dinge wie Kunst, Sport oder Philosophie eben einfach dazu. Natürlich muss man immer die Verhältnisse sehen, aber ich finde, dem ist im momentanen Schulsystem Rechnung getragen: Schließlich nehmen Nebenfächer weitaus weniger Raum ein als Hauptfächer.
Was ich absolut problematisch finde, ist der Übergang zur Ganztagsschule. Schule bis fünf und dann auch noch Hausaufgaben plus der Stress, der anfällt, wenn für Klausuren gelernt werden muss, finde ich zu viel. Entweder muss man die Hausaufgaben einschränken oder man soll es wieder auf Unterricht bis zwei Uhr beschränken. Aber so wie sich das momentan entwickelt, sehe ich das als eins der Hauptprobleme.
Den halte ich für unglaublich wichtig.
Es geht dabei auch nicht vordergründig darum, dass damit später ein sportlicher Beruf ergriffen werden soll, sondern es geht um die Bewegung und den Ausgleich zum Rumsitzen. Denn seien wir mal ehrlich. Wie viele Kinder machen wirklich regelmäßig Sport? Wie viele haben überhaupt Zeit dafür?
Gerade momentan, wo immer mehr Schulen auf der Ganztagsschiene konzipiert werden, bleibt kaum noch vernünftig Zeit, um derartigen Hobbys nachzugehen.
Ich kenne das Problem, da ich selbst als Trainerin tätig bin. Da haben die Kinder zum Teil bis nachmittags um vier oder fünf Schule, dann noch einen Haufen Hausaufgaben und ich kriege eine SMS mit der Entschuldigung: "Sorry, ich kann nicht zum Training kommen. Ich schaff die Hausaufgaben für morgen sonst nicht."
Und es ist einfach unheimlich wichtig, eben nicht den ganzen Tag in der Schule, an den Hausaufgaben oder auch vorm PC rumzusitzen. Und da halte ich Sportunterricht für eine der effektivsten Maßnahmen.
Für Kunstunterricht gilt ähnliches. Wir müssen bedenken, dass wir immer noch von Kindern reden. Und auch wenn Kinder vom Kopf her vielleicht weitaus leistungsfähiger sind als so mancher Erwachsener, brauchen sie auch mal ne Pause und vor allem Abwechslung. Und da finde ich Kunstunterricht vom theoretischen Ansatz her nicht unbedingt das schlechteste - auch wenn ich persönlich nie viel mit diesem Fach anfangen konnte.
Generell soll Schule ja aber doch Allgemeinbildung und vor allem Entscheidungsmöglichkeiten verschaffen, kein von vorneherein spezifisch abgestecktes Wissensgebiet. Und für mich gehören so Dinge wie Kunst, Sport oder Philosophie eben einfach dazu. Natürlich muss man immer die Verhältnisse sehen, aber ich finde, dem ist im momentanen Schulsystem Rechnung getragen: Schließlich nehmen Nebenfächer weitaus weniger Raum ein als Hauptfächer.
Was ich absolut problematisch finde, ist der Übergang zur Ganztagsschule. Schule bis fünf und dann auch noch Hausaufgaben plus der Stress, der anfällt, wenn für Klausuren gelernt werden muss, finde ich zu viel. Entweder muss man die Hausaufgaben einschränken oder man soll es wieder auf Unterricht bis zwei Uhr beschränken. Aber so wie sich das momentan entwickelt, sehe ich das als eins der Hauptprobleme.
"Okay, maybe I'm not such a shitty writer. But I can't pull my ideas together, Van Houten. My thoughts are stars I can't fathom into constellations."
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Bryanna
Also das mit dem Sport sehe ich ähnlich. Daran hab ich wirklich richtig gruselige Erinnerungen.😢
Natürlich sollte man Schüler irgendwie ermutern, sich ein wenig zu bewegen. Aber mir hätte es gefallen, wenn dies nicht in Gruppenunterricht (also alle müssen in die Halle und dasselbe, unter dem Gelächter der Mitschüler,machen) geschehen wäre.
Sondern wirklich in AG`s, z.B. eine AG für Gymnastik, eine für Ballspiele, eine für Geräteturenen, möglicherweise eine Walk-AG....
Oder AG`s für spezielle Ballspiele. So hab ich Badminton heiß und innig geliebt. Konnte es zwar nie sonderlich gut, aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht.
Vor Spielen wie Volleyball, Basketball, und, meinem persönlichen Hassspiel in der Grundschule, nämlich Völkerball (Manschaften wählen. Besser kann man einem Schüler ja gar nicht zeigen, wo er in der Hackordnung steht), bekam ich fast schon Angstzustände. Mochte es nie, wenn die Dinger dicht an meinem Kopf vorbeiflogen und bei Volleyball hatte ich immer Angst, mir die Finger zu brechen.
Eine Freundin von mir war in Ballspielen und Geräteturenen genauso unbegabt wie meinereiner. Aber dafür war sie super in Gymnastik. Aber es gab halt mehrere Noten im Jahr. Und die fürs Kugelstoßen und Turnen an Ringen oder am Reck (oder Nicht-Turnen, da man am eigenen Leben hing), haben die Gesamtnote dann wieder runter gezogen.
Für Fächer wie Englisch, Mathe, Geschichte usw. kann man lernen. In Fächern wie Kunst kann man sich zumindest um eine saubere Arbeit bemühen, auch wenn es nicht so "kunstvoll" wird wie bei einem wirklich begabten Schüler (wobei da auch wieder jemand im Malen sehr gut, im Basteln aber eine Niete sein kann, aber man kann es zumindest so ordentlich wie möglich machen und hat somit doch einen gewissen Einfluss auf das Endergebnis).
Aber wie soll man fürs Ringeturnen an der Schule "lernen"? Entweder man kann es oder man kann es nicht bzw. man traut sich, oder traut sich nicht.
Und jetzt nicht mit dem Argument, man müsse sich auch mal überwinden, kommen. Klar, wenn die ganze Klasse dabei zuguckt und sich kaputtlacht geht das sehr gut.😴
Also das Ziel, dass man junge Leute dazu bringen soll, sich mehr zu bewegen wäre durch das Angebot einzelner AG`s zu verschiedenen Sport-Bereichen, meiner Ansicht nach besser zu erreichen. Dann könnte man es ja meinetwegen auch verpflichtend machen, dass man sich für eins von mehreren Angeboten entscheiden muss.
Ich wette, dass so mancher, der vor der Grundschule Spaß am Fußballspielen im heimischen Garten, am Schwimmen oder Farradfahren hat, durch den Unterricht dazu gebracht wird, sich später gar nicht mehr zu bewegen und die Freude an Sport ganz zu verlieren.
Mein besonderes Anti- Highlight der Grundschuljahre: Bundesjugendspiele. Nie eine Urkunde gewonnen, obwohl ich mich in den ersten drei Jahren wirklich angestrengt habe. Man kam verheult nach Hause, wieder nichts, wäre doch so stolz gewesen, wenn.....
Im vierten und letzten Grundschuljahr hab ich mich nicht mehr sonderlich angestrengt. Gemütlich neben meinem Laufgegner her gelaufen, ohne Elan in diesen Sandkasten gesprungen und es war mir wurscht, ob der Ball, den ich werfen musste, gleich vor meinen Füßen landet.
Hat eh keinen Unterschied gemacht, ob ich mich angestrengt hab oder nicht. Und ich finde es im Nachhinein traurig, wenn eine Zehnjährige zu dieser Erkenntnis kommt.
Ich persönlich habe andere Kritikpunkte hinsichtlich unseres Schulsystems als zuviel Frontalunterricht und Auswendiglernen. (Mir war übrigens der stinknormale Frontalunterricht immer am liebsten- ich war noch nie ein Team- Mensch und hab mir das meiste Wissen ohnehin zuhause aus den Lehrbüchern angeeignet, ein oder zwei Tage vor den Klassenarbeiten... im Unterricht war ich normalerweise nur körperlich anwesend. *fg*)
Meiner Meinung nach wird zuviel Driß gemacht und gelehrt, der von vorneherein für 98% der Schüler unwichtig fürs Berufsleben ist, egal ob Ausbildung oder Studium angestrebt wird. (Stichwörter Kunst, Sport, Religion, Pädagogik.)
Die allerwenigsten Schüler habe ausreichend künstlerisches Talent, um einen derartigen Beruf zu ergreifen- und die, die es haben, brauchen wohl kaum den 08/15- Kunstunterricht in der Schule, um ihre Neigung zu entdecken und zu fördern. So werden dann über die Jahre massig Stunden damit verschwendet, häßliche bröselige Tiere aus Ton oder vierckige Köpfe aus Speckstein zu modellieren, die spätestens nach der Schulzeit eh in die Tonne gekloppt werden.
Ähnliches gilt für den Sport. Wieviele Schüler ergreifen bitte einen sportlichen Beruf, bei welchem der Schulsport wegweisend war? Sport kann man a) in der Freizeit betreiben und b) ist es doch viel sinnvoller, sich die Sportart selbst auszusuchen. Kinder/Jugendliche, die Sportmuffel sind, drücken sich erfahrungsgemäß ohnehin vor den Sportstunden, wann immer es geht bzw nehmen eine Schonhaltung ein, insoweit sehe ich also auch keinen gesundheitlichen Nutzen. Überdies ist besonders der Sportunterricht für viele Schüler eine Tortur, da das mehr oder weniger ein "Mobbingparadies" ist.
Ich denke, es würde letztlich mehr bringen, statt diesen Fächern mehr Stunden in Englisch, Deutsch, Mathematik oder auch Bewerbungstraining zu investieren und Sport, Kunst etc. als freiwillige AG`s anzubieten.
Also das mit dem Sport sehe ich ähnlich. Daran hab ich wirklich richtig gruselige Erinnerungen.😢
Natürlich sollte man Schüler irgendwie ermutern, sich ein wenig zu bewegen. Aber mir hätte es gefallen, wenn dies nicht in Gruppenunterricht (also alle müssen in die Halle und dasselbe, unter dem Gelächter der Mitschüler,machen) geschehen wäre.
Sondern wirklich in AG`s, z.B. eine AG für Gymnastik, eine für Ballspiele, eine für Geräteturenen, möglicherweise eine Walk-AG....
Oder AG`s für spezielle Ballspiele. So hab ich Badminton heiß und innig geliebt. Konnte es zwar nie sonderlich gut, aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht.
Vor Spielen wie Volleyball, Basketball, und, meinem persönlichen Hassspiel in der Grundschule, nämlich Völkerball (Manschaften wählen. Besser kann man einem Schüler ja gar nicht zeigen, wo er in der Hackordnung steht), bekam ich fast schon Angstzustände. Mochte es nie, wenn die Dinger dicht an meinem Kopf vorbeiflogen und bei Volleyball hatte ich immer Angst, mir die Finger zu brechen.
Eine Freundin von mir war in Ballspielen und Geräteturenen genauso unbegabt wie meinereiner. Aber dafür war sie super in Gymnastik. Aber es gab halt mehrere Noten im Jahr. Und die fürs Kugelstoßen und Turnen an Ringen oder am Reck (oder Nicht-Turnen, da man am eigenen Leben hing), haben die Gesamtnote dann wieder runter gezogen.
Für Fächer wie Englisch, Mathe, Geschichte usw. kann man lernen. In Fächern wie Kunst kann man sich zumindest um eine saubere Arbeit bemühen, auch wenn es nicht so "kunstvoll" wird wie bei einem wirklich begabten Schüler (wobei da auch wieder jemand im Malen sehr gut, im Basteln aber eine Niete sein kann, aber man kann es zumindest so ordentlich wie möglich machen und hat somit doch einen gewissen Einfluss auf das Endergebnis).
Aber wie soll man fürs Ringeturnen an der Schule "lernen"? Entweder man kann es oder man kann es nicht bzw. man traut sich, oder traut sich nicht.
Und jetzt nicht mit dem Argument, man müsse sich auch mal überwinden, kommen. Klar, wenn die ganze Klasse dabei zuguckt und sich kaputtlacht geht das sehr gut.😴
Also das Ziel, dass man junge Leute dazu bringen soll, sich mehr zu bewegen wäre durch das Angebot einzelner AG`s zu verschiedenen Sport-Bereichen, meiner Ansicht nach besser zu erreichen. Dann könnte man es ja meinetwegen auch verpflichtend machen, dass man sich für eins von mehreren Angeboten entscheiden muss.
Ich wette, dass so mancher, der vor der Grundschule Spaß am Fußballspielen im heimischen Garten, am Schwimmen oder Farradfahren hat, durch den Unterricht dazu gebracht wird, sich später gar nicht mehr zu bewegen und die Freude an Sport ganz zu verlieren.
Mein besonderes Anti- Highlight der Grundschuljahre: Bundesjugendspiele. Nie eine Urkunde gewonnen, obwohl ich mich in den ersten drei Jahren wirklich angestrengt habe. Man kam verheult nach Hause, wieder nichts, wäre doch so stolz gewesen, wenn.....
Im vierten und letzten Grundschuljahr hab ich mich nicht mehr sonderlich angestrengt. Gemütlich neben meinem Laufgegner her gelaufen, ohne Elan in diesen Sandkasten gesprungen und es war mir wurscht, ob der Ball, den ich werfen musste, gleich vor meinen Füßen landet.
Hat eh keinen Unterschied gemacht, ob ich mich angestrengt hab oder nicht. Und ich finde es im Nachhinein traurig, wenn eine Zehnjährige zu dieser Erkenntnis kommt.
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Naja, der Sportunterricht orientiert sich halt kein Stück an persönlichen Neigungen der einzelnen Schüler. Ab der 8. Klasse aufwärts werden nur noch diese beschissenen (sorry) Mannschafts- Ballsportarten angeboten bzw von den meisten Schülern gewählt (Volleyball, Basketball, Fußball, oder aber Badmington.) War zumindest bei uns so. Wem das nicht liegt, der ist "angearscht". Mir als kleiner, zierlicher, sehr zurückhaltender Persönlichkeit lag das zB so wenig, dass ich von einer 1 in der 5. bis einschließlich 7. Klasse schlagartig auf eine 4- abgerutscht bin und vor jeder Sportstunde hatte ich den blanken Horror; schließlich hab ich mir ein amtsärztliches Attest besorgt und die letzten 4 Jahre keinen Schulsport mehr mitgemacht. In der Freizeit hab ich weiter Sportarten betrieben, die mir lagen und mich interessierten- Reiten, Leichtathletik, Schwimmen, Klettern. So oder ähnlich ging es einigen.
Darüber hinaus werden wirkliche Sporthasser dann spätestens nach dem Schulabschluss diesbezüglich "verwahrlosen". Ich denke sogar, dass man diesen Leuten durch den Sportzwang in der Schule jeden Spaß am Sport nehmen kann.
Hatte allerdings vergessen zu schreiben, dass ich Sport und Kunst erst ab etwa nach der 6. Klasse für überflüssig halte. Vorher hat man es, wie du schon sagtest, mit Kindern zu tun, denen man auch etwas Nicht- Verkopftes während des Schultages anbieten sollte. Bei Jugendlichen sollte der Schwerpunkt mMn aber wirklich auf dem Wissenserwerb liegen- diese können andere Interessen dann in der Freizeit, zB am Wochenende verfolgen. Es gibt ja auch genügend Nicht- Ganztagsschulen; ich hätte zB nie eine Ganztagsschule akzeptiert. 😉
Darüber hinaus werden wirkliche Sporthasser dann spätestens nach dem Schulabschluss diesbezüglich "verwahrlosen". Ich denke sogar, dass man diesen Leuten durch den Sportzwang in der Schule jeden Spaß am Sport nehmen kann.
Hatte allerdings vergessen zu schreiben, dass ich Sport und Kunst erst ab etwa nach der 6. Klasse für überflüssig halte. Vorher hat man es, wie du schon sagtest, mit Kindern zu tun, denen man auch etwas Nicht- Verkopftes während des Schultages anbieten sollte. Bei Jugendlichen sollte der Schwerpunkt mMn aber wirklich auf dem Wissenserwerb liegen- diese können andere Interessen dann in der Freizeit, zB am Wochenende verfolgen. Es gibt ja auch genügend Nicht- Ganztagsschulen; ich hätte zB nie eine Ganztagsschule akzeptiert. 😉
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Bryanna
Kommt auf die Art der Ganztagsschule an. Ich hätte auch keinen Spaß gehabt, den ganzen Tag in der Schule zu bleiben. Allerdings war das Schulsystem der Grundschule in den 80er Jahren darauf ausgerichtet, dass wirklich jemand zu Hause ist und mit dem Kind die Hausaufgaben macht. Meist war dies die Mutter, bei einigen wenigen, wo die Mütter berufstätig waren, war es eine Oma.
Und die Schule endete zu verschiedenen Zeiten. Mal vor elf Uhr, mal erst gegen dreizehn Uhr. Es gab einige Mütter, die sogar ihren Halbtagsjob kündigten, sobald die Kinder mit der Schule anfingen, da es gar nicht anders machbar war. Wirklich glücklich waren viele Frauen damit auch nicht immer, vor allem, da irgendwie doch verlangt wurden, dass sie zu Hause "Privatlehrer" spielten und alles nachholten und noch mal erklärten, was im Unterricht nicht verstanden worden war.
Das hat sich mittlerweile geändert. Zumindest hier kann man (muss aber nicht), die Kinder nach dem regulären Stundenplan bis 16 Uhr betreuen lassen. Die Betreuung wird auch in den Ferien angeboten. Die Schüler, die nicht dort hin gehen, gehen nach Unterrichtsschluss, so wie wir früher, nach Hause.
Über die Betreuung höre ich eigentlich viel Gutes. Die Hausaufgaben werden gemacht, es wird darauf geachtet, dass jedes Kind ein Mittagessen bekommt, auf genügend Spielzeit geachtet, bei schönem Wetter auch mal ein Spaziergang Richtung Eisdiele gemacht....
Wenn es so läuft finde ich es wirklich in Ordnung. Und eine Entlastung für Berufstätige, vor allem Alleinerziehende.
Wenn es allerdings darauf hinausläuft, dass es verpflichtend für alle wird und dass bis 16 Uhr, nur mit kurzen Unterbrechungen, gepaukt werden soll und es dann noch Hausaufgaben gibt, dann bin ich auch dagegen. Da bleibt ja gar kein Familienleben mehr. Und ich hab als Schüler immer die Schüler aus anderen Ländern bemitleidet, weil die so viel länger in der Schule bleiben mussten. Und im Stillen dem Himmel gedankt, dass es so was bei uns nicht gab und ich nicht den ganzen Tag mit den gleichen Leuten verbringen musste.
Zum Thema Hauptschule abschaffen, bzw. Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems:
Dem einen kommt dieses System entgegen, dem anderen (z.B. Spätentwicklern, die erst gegen Ende der Schulzeit Ehrgeiz entwickeln, dann aber schon auf der Hauptschule "festhängen") nicht.
Meinetwegen soll man es ruhig lassen.
Aber eben die Gesamtschule überall als Alternative anbieten. Bei uns in NRW ist es zumindest jetzt schon so. In meiner näheren Umgebung gibt es alle Schulformen. Also Gesamt-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien.
Naja, der Sportunterricht orientiert sich halt kein Stück an persönlichen Neigungen der einzelnen Schüler. Ab der 8. Klasse aufwärts werden nur noch diese beschissenen (sorry) Mannschafts- Ballsportarten angeboten bzw von den meisten Schülern gewählt (Volleyball, Basketball, Fußball, oder aber Badmington.) War zumindest bei uns so. Wem das nicht liegt, der ist "angearscht". Mir als kleiner, zierlicher, sehr zurückhaltender Persönlichkeit lag das zB so wenig, dass ich von einer 1 in der 5. bis einschließlich 7. Klasse schlagartig auf eine 4- abgerutscht bin und vor jeder Sportstunde hatte ich den blanken Horror; schließlich hab ich mir ein amtsärztliches Attest besorgt und die letzten 4 Jahre keinen Schulsport mehr mitgemacht. In der Freizeit hab ich weiter Sportarten betrieben, die mir lagen und mich interessierten- Reiten, Leichtathletik, Schwimmen, Klettern. So oder ähnlich ging es einigen.
Darüber hinaus werden wirkliche Sporthasser dann spätestens nach dem Schulabschluss diesbezüglich "verwahrlosen". Ich denke sogar, dass man diesen Leuten durch den Sportzwang in der Schule jeden Spaß am Sport nehmen kann.
Hatte allerdings vergessen zu schreiben, dass ich Sport und Kunst erst ab etwa nach der 6. Klasse für überflüssig halte. Vorher hat man es, wie du schon sagtest, mit Kindern zu tun, denen man auch etwas Nicht- Verkopftes während des Schultages anbieten sollte. Bei Jugendlichen sollte der Schwerpunkt mMn aber wirklich auf dem Wissenserwerb liegen- diese können andere Interessen dann in der Freizeit, zB am Wochenende verfolgen. Es gibt ja auch genügend Nicht- Ganztagsschulen; ich hätte zB nie eine Ganztagsschule akzeptiert. 😉
Kommt auf die Art der Ganztagsschule an. Ich hätte auch keinen Spaß gehabt, den ganzen Tag in der Schule zu bleiben. Allerdings war das Schulsystem der Grundschule in den 80er Jahren darauf ausgerichtet, dass wirklich jemand zu Hause ist und mit dem Kind die Hausaufgaben macht. Meist war dies die Mutter, bei einigen wenigen, wo die Mütter berufstätig waren, war es eine Oma.
Und die Schule endete zu verschiedenen Zeiten. Mal vor elf Uhr, mal erst gegen dreizehn Uhr. Es gab einige Mütter, die sogar ihren Halbtagsjob kündigten, sobald die Kinder mit der Schule anfingen, da es gar nicht anders machbar war. Wirklich glücklich waren viele Frauen damit auch nicht immer, vor allem, da irgendwie doch verlangt wurden, dass sie zu Hause "Privatlehrer" spielten und alles nachholten und noch mal erklärten, was im Unterricht nicht verstanden worden war.
Das hat sich mittlerweile geändert. Zumindest hier kann man (muss aber nicht), die Kinder nach dem regulären Stundenplan bis 16 Uhr betreuen lassen. Die Betreuung wird auch in den Ferien angeboten. Die Schüler, die nicht dort hin gehen, gehen nach Unterrichtsschluss, so wie wir früher, nach Hause.
Über die Betreuung höre ich eigentlich viel Gutes. Die Hausaufgaben werden gemacht, es wird darauf geachtet, dass jedes Kind ein Mittagessen bekommt, auf genügend Spielzeit geachtet, bei schönem Wetter auch mal ein Spaziergang Richtung Eisdiele gemacht....
Wenn es so läuft finde ich es wirklich in Ordnung. Und eine Entlastung für Berufstätige, vor allem Alleinerziehende.
Wenn es allerdings darauf hinausläuft, dass es verpflichtend für alle wird und dass bis 16 Uhr, nur mit kurzen Unterbrechungen, gepaukt werden soll und es dann noch Hausaufgaben gibt, dann bin ich auch dagegen. Da bleibt ja gar kein Familienleben mehr. Und ich hab als Schüler immer die Schüler aus anderen Ländern bemitleidet, weil die so viel länger in der Schule bleiben mussten. Und im Stillen dem Himmel gedankt, dass es so was bei uns nicht gab und ich nicht den ganzen Tag mit den gleichen Leuten verbringen musste.
Zum Thema Hauptschule abschaffen, bzw. Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems:
Dem einen kommt dieses System entgegen, dem anderen (z.B. Spätentwicklern, die erst gegen Ende der Schulzeit Ehrgeiz entwickeln, dann aber schon auf der Hauptschule "festhängen") nicht.
Meinetwegen soll man es ruhig lassen.
Aber eben die Gesamtschule überall als Alternative anbieten. Bei uns in NRW ist es zumindest jetzt schon so. In meiner näheren Umgebung gibt es alle Schulformen. Also Gesamt-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien.
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Rang: Literaturgott
Beitrag #18, verfasst am 08.06.2010 | 16:59 Uhr
Dachte, bei der Ganztagsschule ist der Stundenplan über den ganzen Tag verteilt, so dass man auf jeden Fall bis 17 Uhr oder so dableiben muss... 😮
Also, ich kam als 14+- Jährige immer in ein leeres Haus mit nem im Kühlschrank wartenden Teller heim; hat mich aber ehrlich gesagt nicht gestört, eher im Gegenteil... 😋 Zuhause ist man als Jugendlicher doch für gewöhnlich sowieso nur noch selten (und wenn, sitzt man im Zimmer, chattet, telefoniert oder guckt Musikkanäle...) braucht man da unbedingt lückenlose Betreuung durch die Eltern?
Also auch hier... Ganztagesschuel für jüngere Kinder sicher sinnvoll, aber bei Jugendlichen ist das denke ich zuviel des Guten.
Also, ich kam als 14+- Jährige immer in ein leeres Haus mit nem im Kühlschrank wartenden Teller heim; hat mich aber ehrlich gesagt nicht gestört, eher im Gegenteil... 😋 Zuhause ist man als Jugendlicher doch für gewöhnlich sowieso nur noch selten (und wenn, sitzt man im Zimmer, chattet, telefoniert oder guckt Musikkanäle...) braucht man da unbedingt lückenlose Betreuung durch die Eltern?
Also auch hier... Ganztagesschuel für jüngere Kinder sicher sinnvoll, aber bei Jugendlichen ist das denke ich zuviel des Guten.
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Beitrag #19, verfasst am 08.06.2010 | 17:00 Uhr
Deira
Deinen gesamten Beitrag kann ich nur so unterschreiben.
Bei Völkerball wurde ich zwar meist so in der Mitte gewählt, aber das Spiel an sich war hirnlos. Die Mannschaften waren IMMER gleich und es waren IMMER die gleichen Positionen. Zwei gute vorne am Seil, zwei hinten, in der Mitte die "DA DRÜBEN KOMMT ER!!1"-Kreischer und am Rand die Schlechten, die in einem abgelenkten Moment abgeworfen wurden. Anfangs habe ich mich wirklich bemüht, aber dann... Ich hab mich regelrecht vor den Ball geworfen und den Rest der Stunde im Abseits vertrödelt. Wie gut, dass wir es immer relativ am Ende gespielt haben und ich so als eine der wenigen nicht verschwitzt im Unterricht saß. :)
(Manschaften wählen. Besser kann man einem Schüler ja gar nicht zeigen, wo er in der Hackordnung steht), bekam ich fast schon Angstzustände. Mochte es nie, wenn die Dinger dicht an meinem Kopf vorbeiflogen und bei Volleyball hatte ich immer Angst, mir die Finger zu brechen.
Deinen gesamten Beitrag kann ich nur so unterschreiben.
Bei Völkerball wurde ich zwar meist so in der Mitte gewählt, aber das Spiel an sich war hirnlos. Die Mannschaften waren IMMER gleich und es waren IMMER die gleichen Positionen. Zwei gute vorne am Seil, zwei hinten, in der Mitte die "DA DRÜBEN KOMMT ER!!1"-Kreischer und am Rand die Schlechten, die in einem abgelenkten Moment abgeworfen wurden. Anfangs habe ich mich wirklich bemüht, aber dann... Ich hab mich regelrecht vor den Ball geworfen und den Rest der Stunde im Abseits vertrödelt. Wie gut, dass wir es immer relativ am Ende gespielt haben und ich so als eine der wenigen nicht verschwitzt im Unterricht saß. :)
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Beitrag #20, verfasst am 08.06.2010 | 17:07 Uhr
Hmmmmmm ... wenn ihr's gerade von Sinn/Unsinn von Fächern wie Sport oder Kunst habt ... ich bin der Ansicht, daß diese Fächer fast zu kurz kommen.
Kunstunterricht ist ja nicht nur stumpfsinniges Herumpinseln, sondern man wird auch an die Arbeit mit verschiedenen Materialien herangeführt, lernt verschiedene Darstellungsmethoden kennen, schult dadurch Blick, Feinmotorik und Konzentration und entdeckt vielleicht ein Interesse für einen Themenbereich, der in der Familie sonst überhaupt keine Rolle spielt. Kenn ich von mir selbst - meine Eltern muß man in Museen prügeln. Null Interesse an Kunst und Kultur, egal welcher Art. Hätte ich nicht den Kunstunterricht in der Schule gehabt, mir wäre so vieles verschlossen geblieben.
Dasselbe gilt für Musik. Gut, ich hab eine Musiklehrerin in der Familie, aber durch meine Eltern war auch da die Richtung strikt vorgegeben. Experimentieren, Kennenlernen anderer Richtungen, das war geradewegs verpönt, weil in ihren Augen nicht wichtig für das Leben, das sie für mich geplant hatten. Ich bin heute heilfroh über mein fundiertes musiktheoretisches Wissen - ich hätte es nicht, wäre nicht Musik Unterrichtsbestandteil (und in meinem Fall auch Hauptfach) gewesen.
Dann Sport ... ich hab dieses Fach in meiner Schulzeit gehasst. Trotzdem bin ich der Ansicht, daß wenigstens 2-3 Stunden in der Woche sein müssen. Seien wir mal ehrlich: die Kinder und Jugendlichen von heute haben aus unterschiedlichen Hintergründen nicht mehr die Bewegung, die man als Kind vor 20-30 Jahren hatte. Die Anforderungen der Schule sind gewachsen, G8 läßt grüßen. Viele haben schlicht nicht mehr die Zeit für außerschulischen Sport. Und andere haben keine Lust, denn es locken PC und TV. Ergebnis: immer mehr Übergewicht und schon bei den Kleinen ein gewaltiges, motorisches Defizit.
Ich seh's an meinen Reitschülern - von Jahr zu Jahr werden sie dicker, unbeweglicher, unkoordinierter. Fällt noch mehr Sportunterricht in der Schule weg, dann Mahlzeit ...
Schule ist in meinen Augen nicht nur dazu da, um "Fachidioten" zu produzieren, der Lehrauftrag umfaßt auch Allgemeinbildung und die Ausbildung der berühmt-berüchtigten "Softskills". Nicht jeder hat ein Elternhaus, das das ermöglicht oder in dem überhaupt Wert auf so etwas gelegt wird.
Kunstunterricht ist ja nicht nur stumpfsinniges Herumpinseln, sondern man wird auch an die Arbeit mit verschiedenen Materialien herangeführt, lernt verschiedene Darstellungsmethoden kennen, schult dadurch Blick, Feinmotorik und Konzentration und entdeckt vielleicht ein Interesse für einen Themenbereich, der in der Familie sonst überhaupt keine Rolle spielt. Kenn ich von mir selbst - meine Eltern muß man in Museen prügeln. Null Interesse an Kunst und Kultur, egal welcher Art. Hätte ich nicht den Kunstunterricht in der Schule gehabt, mir wäre so vieles verschlossen geblieben.
Dasselbe gilt für Musik. Gut, ich hab eine Musiklehrerin in der Familie, aber durch meine Eltern war auch da die Richtung strikt vorgegeben. Experimentieren, Kennenlernen anderer Richtungen, das war geradewegs verpönt, weil in ihren Augen nicht wichtig für das Leben, das sie für mich geplant hatten. Ich bin heute heilfroh über mein fundiertes musiktheoretisches Wissen - ich hätte es nicht, wäre nicht Musik Unterrichtsbestandteil (und in meinem Fall auch Hauptfach) gewesen.
Dann Sport ... ich hab dieses Fach in meiner Schulzeit gehasst. Trotzdem bin ich der Ansicht, daß wenigstens 2-3 Stunden in der Woche sein müssen. Seien wir mal ehrlich: die Kinder und Jugendlichen von heute haben aus unterschiedlichen Hintergründen nicht mehr die Bewegung, die man als Kind vor 20-30 Jahren hatte. Die Anforderungen der Schule sind gewachsen, G8 läßt grüßen. Viele haben schlicht nicht mehr die Zeit für außerschulischen Sport. Und andere haben keine Lust, denn es locken PC und TV. Ergebnis: immer mehr Übergewicht und schon bei den Kleinen ein gewaltiges, motorisches Defizit.
Ich seh's an meinen Reitschülern - von Jahr zu Jahr werden sie dicker, unbeweglicher, unkoordinierter. Fällt noch mehr Sportunterricht in der Schule weg, dann Mahlzeit ...
Schule ist in meinen Augen nicht nur dazu da, um "Fachidioten" zu produzieren, der Lehrauftrag umfaßt auch Allgemeinbildung und die Ausbildung der berühmt-berüchtigten "Softskills". Nicht jeder hat ein Elternhaus, das das ermöglicht oder in dem überhaupt Wert auf so etwas gelegt wird.
Sag mir, wie Du mich findest und ich sage Dir, was Du mich kannst ...
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Bryanna
Ohne die Schreibwerkstatt, die damals von der Schule organisiert wurde, wäre ich niemals Autor geworden. Ich mochte nämlich kein Deutsch. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, freiwillig zu schreiben. Ich brauchte zuerst den künstlerischen Impuls. Dasselbe in Grün kann auch in Musik, Religion, Sport, Zeichnen etc. passieren. Kinder & Teenager wissen ja noch nicht, was sie später einmal werden wollen. Man muss ihnen da schon ein bisschen einen Anreiz liefern.
Nebenbei hat mir die Schreibwerkstatt meine erste Veröffentlichung eingebracht, damals Anno 2002.
Es waren auch zwei Mädchen in meiner Klasse, die tatsächlich zur Graphikschule gegangen sind, weil sie im Zuge des Zeichenunterrichts ihre Begabung erkannten.
Ich persönlich habe andere Kritikpunkte hinsichtlich unseres Schulsystems als zuviel Frontalunterricht und Auswendiglernen. (Mir war übrigens der stinknormale Frontalunterricht immer am liebsten- ich war noch nie ein Team- Mensch und hab mir das meiste Wissen ohnehin zuhause aus den Lehrbüchern angeeignet, ein oder zwei Tage vor den Klassenarbeiten... im Unterricht war ich normalerweise nur körperlich anwesend. *fg*)
Meiner Meinung nach wird zuviel Driß gemacht und gelehrt, der von vorneherein für 98% der Schüler unwichtig fürs Berufsleben ist, egal ob Ausbildung oder Studium angestrebt wird. (Stichwörter Kunst, Sport, Religion, Pädagogik.)
Die allerwenigsten Schüler habe ausreichend künstlerisches Talent, um einen derartigen Beruf zu ergreifen- und die, die es haben, brauchen wohl kaum den 08/15- Kunstunterricht in der Schule, um ihre Neigung zu entdecken und zu fördern. So werden dann über die Jahre massig Stunden damit verschwendet, häßliche bröselige Tiere aus Ton oder vierckige Köpfe aus Speckstein zu modellieren, die spätestens nach der Schulzeit eh in die Tonne gekloppt werden.
Ähnliches gilt für den Sport. Wieviele Schüler ergreifen bitte einen sportlichen Beruf, bei welchem der Schulsport wegweisend war? Sport kann man a) in der Freizeit betreiben und b) ist es doch viel sinnvoller, sich die Sportart selbst auszusuchen. Kinder/Jugendliche, die Sportmuffel sind, drücken sich erfahrungsgemäß ohnehin vor den Sportstunden, wann immer es geht bzw nehmen eine Schonhaltung ein, insoweit sehe ich also auch keinen gesundheitlichen Nutzen. Überdies ist besonders der Sportunterricht für viele Schüler eine Tortur, da das mehr oder weniger ein "Mobbingparadies" ist.
Ich denke, es würde letztlich mehr bringen, statt diesen Fächern mehr Stunden in Englisch, Deutsch, Mathematik oder auch Bewerbungstraining zu investieren und Sport, Kunst etc. als freiwillige AG`s anzubieten.
Ohne die Schreibwerkstatt, die damals von der Schule organisiert wurde, wäre ich niemals Autor geworden. Ich mochte nämlich kein Deutsch. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, freiwillig zu schreiben. Ich brauchte zuerst den künstlerischen Impuls. Dasselbe in Grün kann auch in Musik, Religion, Sport, Zeichnen etc. passieren. Kinder & Teenager wissen ja noch nicht, was sie später einmal werden wollen. Man muss ihnen da schon ein bisschen einen Anreiz liefern.
Nebenbei hat mir die Schreibwerkstatt meine erste Veröffentlichung eingebracht, damals Anno 2002.
Es waren auch zwei Mädchen in meiner Klasse, die tatsächlich zur Graphikschule gegangen sind, weil sie im Zuge des Zeichenunterrichts ihre Begabung erkannten.
Meine Romane
Rebellion der Synthetiker: http://www.amazon.de/Rebellion-Synthetiker-Angela-Fleischer/dp/3943795268
Vagabunden des Alls: http://www.amazon.de/Vagabunden-des-Alls-ebook/dp/B007QY63PY
Rebellion der Synthetiker: http://www.amazon.de/Rebellion-Synthetiker-Angela-Fleischer/dp/3943795268
Vagabunden des Alls: http://www.amazon.de/Vagabunden-des-Alls-ebook/dp/B007QY63PY
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Beitrag #22, verfasst am 08.06.2010 | 17:46 Uhr
Nera1975
DAS kann ich so unterschreiben. Hab einige Monate auf einem Ponyhof gearbeitet und Kindern/Leuten Unterricht gegeben... was die noch in motorischer/konditionsmäßiger/geschicklichkeitsmäßiger Hinsicht konnten, bzw nicht konnten, war zum Heulen. ich weiß noch, als ich selbst ab Ende der 80er Jahre Ferienkind auf diesem Hof war und man wurde einfach aufs (teilweise ungesattelte, und/oder bockende, zwickende) Pony gesetzt und musste klarkommen, denn der Chef an der Spitze der Gruppe hat keine Rücksicht genommen, sondern ist einfach querfeldein losgeprescht und die komplette Herde Ponys hinterher 😄 Wir kamen damals ohne größere Probleme damit zurecht, wenn mal einer fiel, war halt ein Fuß verstaucht oder man hatte Beulen/blaue Flecke...
Tja, und die Kinder von heute sind so dick und unsportlich, dass man die ins Krankenhaus fahren muss, weil sie auf der Wiese vom trabenden Pony gerutscht sind und sich direkt den Arm gebrochen haben. Da wiegen teils Elf- oder Zwölfjährige mehr, als ich als erwachsene Frau. Mal drei Kilometer zu Fuß zu ner Weide, und mindestens zwei können nicht mehr.
Ich frag mich aber schon: Wenn DAS der Zustand trotz Sportunterricht ist, wo dann der Effekt desselben bleibt... Meiner Meinung nach nützt der Zwangssport zumindest solange nichts, wie die Eltern nicht ausreichend drauf achten, was gegessen wird und wieviel Zeit vor PC/Fernseher zugebracht wird. Ich verstehe zB weder, warum manche Familien immer und jederzeit ungesunden Kram im Haus verfügbar haben (Wenn Chips, Cola, Limo, Schoki, Milchschnitte, Eis konsequent nicht eingekauft werden, kann das Kind auch nicht darauf zugreifen... und vom Taschengeld tut`s weh und die Menge, die man da kaufen kann, ist auch stark begrenzt!) noch, warum man ohnehin schon dicklichen Kindern TV, PC, Nintendo Wii und diverse andere Konsolen nicht nur kauft/erlaubt, sondern auch noch im Kinderzimmer, wo der Konsum weitgehend der Kontrolle durch die Eltern entzogen ist.
Ich seh's an meinen Reitschülern - von Jahr zu Jahr werden sie dicker, unbeweglicher, unkoordinierter. Fällt noch mehr Sportunterricht in der Schule weg, dann Mahlzeit ...
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DAS kann ich so unterschreiben. Hab einige Monate auf einem Ponyhof gearbeitet und Kindern/Leuten Unterricht gegeben... was die noch in motorischer/konditionsmäßiger/geschicklichkeitsmäßiger Hinsicht konnten, bzw nicht konnten, war zum Heulen. ich weiß noch, als ich selbst ab Ende der 80er Jahre Ferienkind auf diesem Hof war und man wurde einfach aufs (teilweise ungesattelte, und/oder bockende, zwickende) Pony gesetzt und musste klarkommen, denn der Chef an der Spitze der Gruppe hat keine Rücksicht genommen, sondern ist einfach querfeldein losgeprescht und die komplette Herde Ponys hinterher 😄 Wir kamen damals ohne größere Probleme damit zurecht, wenn mal einer fiel, war halt ein Fuß verstaucht oder man hatte Beulen/blaue Flecke...
Tja, und die Kinder von heute sind so dick und unsportlich, dass man die ins Krankenhaus fahren muss, weil sie auf der Wiese vom trabenden Pony gerutscht sind und sich direkt den Arm gebrochen haben. Da wiegen teils Elf- oder Zwölfjährige mehr, als ich als erwachsene Frau. Mal drei Kilometer zu Fuß zu ner Weide, und mindestens zwei können nicht mehr.
Ich frag mich aber schon: Wenn DAS der Zustand trotz Sportunterricht ist, wo dann der Effekt desselben bleibt... Meiner Meinung nach nützt der Zwangssport zumindest solange nichts, wie die Eltern nicht ausreichend drauf achten, was gegessen wird und wieviel Zeit vor PC/Fernseher zugebracht wird. Ich verstehe zB weder, warum manche Familien immer und jederzeit ungesunden Kram im Haus verfügbar haben (Wenn Chips, Cola, Limo, Schoki, Milchschnitte, Eis konsequent nicht eingekauft werden, kann das Kind auch nicht darauf zugreifen... und vom Taschengeld tut`s weh und die Menge, die man da kaufen kann, ist auch stark begrenzt!) noch, warum man ohnehin schon dicklichen Kindern TV, PC, Nintendo Wii und diverse andere Konsolen nicht nur kauft/erlaubt, sondern auch noch im Kinderzimmer, wo der Konsum weitgehend der Kontrolle durch die Eltern entzogen ist.
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Bryanna
Das ist doch gleich mal ein wunderschönes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Fächer bewertet werden... Von wegen, was wohl die überflüssigen 50% sind.
Der Mensch ist ein ganzheitliches Wesen. Er besteht nicht aus einem Rechner und sonst nichts. Und genau deshalb sollten auch die anderen Bereiche gefördert werden. Außerdem können sich diese - scheinbar voneinander getrennten - Gebiete gegenseitig befruchten. Z.B. haben Musik und Mathematik einiges miteinander gemeinsam, im Sportunterricht kann man physikalische Gesetze anwenden usw.
1. Sport
Gleich mal vorweg: Ich hab Sport gehasst. Ungefähr so wie Deira es beschreibt. Aber wäre er nicht Pflicht gewesen, dann hättte ich mich absolut überhaupt nicht bewegt. Auch nicht in meiner Freizeit. Im Nachhinein weiß ich zwar, dass es dafür Gründe gab, aber das hätte auch nichts geändert. Allerdings bin ich auch absolut NIE auf die Idee gekommen zu schwänzen. Nee. Echt nicht. Von daher ist das für mich keine Begründung, keinen Sportunterricht anzubieten.
Man hat festgestellt, dass Kinder, die sich mehr bewegen, sich in den Lern-/Kopffächern besser konzentrieren können und bessere Noten schreiben. Bei allem Schulsporthass, es wäre völlig kontraproduktiv, ihn abzuschaffen. Im Gegenteil, eigentlich müsste es mehr davon geben. Der Mensch ist nunmal als "Bewegungstier" konzipiert. Dem nicht Rechnung zu tragen rächt sich irgendwann. Die Kinder haben absolut nichts von zwei mehr Stunden in Mathe/Deutsch/sonstwas, wenn sie sich nicht mehr konzentrieren können.
Allerdings hätte ich auch nichts gegen eine Umstrukturierung wie Deira sie vorgeschlagen hat, also eine Art verpflichtende AG - wobei, wenn es da dann keine Noten gibt, fördert das dann nicht wieder, dass sich welche komplett drücken?
2. Kunst: Hat Nera schon erschöpfend beantwortet. Da kann ich mich nur anschließen. Und wenn ein Kind tatsächlich Interesse entwickelt, helfen die Lehrer auch schon mal, die Bewerbungsmappe (mit im Unterricht erarbeiteten Material!) für die Kunstakademie zusammenzustellen. Sowas auf eigene Faust machen zu müssen, stelle ich mir nicht gerade einfach vor.
3. Musik: Wir haben einen Musikzweig an unserem Gymnasium. Und der ist nicht ab der 5. Klasse nur für Kinder gedacht, die später mal Musik studieren wollen. Der ist für Kinder, die großes Interesse an Musik haben, womöglich schon ein Instrument spielen und in der Klassengemeinschaft noch "mehr" an Musik erleben wollen. Die haben pro Woche eine Stunde mehr als ihre Kameraden.
Die Musikklasse hat in allen Stufen den Ruf, besonders diszipliniert zu sein (eigentlich kein Wunder - die sind ja von ihrem Zusammenspiel her gewohnt, aufeinander zu hören und sich zu benehmen) und ist bei den Lehrer deshalb sehr beliebt.
Insgesamt fände ich es sehr traurig, eine solche Bereicherung für mehr Mathe zu streichen.
4. Religion/Philosophie: DAS ist nun gerade ein Fach, das erst wirklich interessant wird, sobald die Jugendlichen gelernt haben, Ideen und Sachverhalte zu durchdenken und zu formulieren. Religionsunterricht als solchen betrachte ich zwar nicht als unersetzlich, aber irgendetwas in der Richtung finde ich schon richtig. Meinetwegen Ethik/Philosophie. Das ist ein Fach, in dem das Denken an sich geschult wird, in dem es auch um Meinungsbildung geht. Da wäre ich erst recht gegen streichen, denn gerade das Fehlen von eigenständigem Denken und Diskussionen wird ja oft genug bemängelt. Da hat man ein Fach, wo das tatsächlich nötig ist und betrachtet es als überflüssig?
Bryanna
Da liegt er eh schon drauf. Sinnvoller wäre es, tatsächlich mal zu schauen, was aus dem überfrachteten Lehrplan raus könnte.
Stichwort Ganztagsschule:
Deira
Siehe das hochgelobte Frankreich. Ganz genauso läuft das dort.
Meiner Meinung nach wird zuviel Driß gemacht und gelehrt, der von vorneherein für 98% der Schüler unwichtig fürs Berufsleben ist, egal ob Ausbildung oder Studium angestrebt wird. (Stichwörter Kunst, Sport, Religion, Pädagogik.)
Das ist doch gleich mal ein wunderschönes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Fächer bewertet werden... Von wegen, was wohl die überflüssigen 50% sind.
Der Mensch ist ein ganzheitliches Wesen. Er besteht nicht aus einem Rechner und sonst nichts. Und genau deshalb sollten auch die anderen Bereiche gefördert werden. Außerdem können sich diese - scheinbar voneinander getrennten - Gebiete gegenseitig befruchten. Z.B. haben Musik und Mathematik einiges miteinander gemeinsam, im Sportunterricht kann man physikalische Gesetze anwenden usw.
1. Sport
Gleich mal vorweg: Ich hab Sport gehasst. Ungefähr so wie Deira es beschreibt. Aber wäre er nicht Pflicht gewesen, dann hättte ich mich absolut überhaupt nicht bewegt. Auch nicht in meiner Freizeit. Im Nachhinein weiß ich zwar, dass es dafür Gründe gab, aber das hätte auch nichts geändert. Allerdings bin ich auch absolut NIE auf die Idee gekommen zu schwänzen. Nee. Echt nicht. Von daher ist das für mich keine Begründung, keinen Sportunterricht anzubieten.
Man hat festgestellt, dass Kinder, die sich mehr bewegen, sich in den Lern-/Kopffächern besser konzentrieren können und bessere Noten schreiben. Bei allem Schulsporthass, es wäre völlig kontraproduktiv, ihn abzuschaffen. Im Gegenteil, eigentlich müsste es mehr davon geben. Der Mensch ist nunmal als "Bewegungstier" konzipiert. Dem nicht Rechnung zu tragen rächt sich irgendwann. Die Kinder haben absolut nichts von zwei mehr Stunden in Mathe/Deutsch/sonstwas, wenn sie sich nicht mehr konzentrieren können.
Allerdings hätte ich auch nichts gegen eine Umstrukturierung wie Deira sie vorgeschlagen hat, also eine Art verpflichtende AG - wobei, wenn es da dann keine Noten gibt, fördert das dann nicht wieder, dass sich welche komplett drücken?
2. Kunst: Hat Nera schon erschöpfend beantwortet. Da kann ich mich nur anschließen. Und wenn ein Kind tatsächlich Interesse entwickelt, helfen die Lehrer auch schon mal, die Bewerbungsmappe (mit im Unterricht erarbeiteten Material!) für die Kunstakademie zusammenzustellen. Sowas auf eigene Faust machen zu müssen, stelle ich mir nicht gerade einfach vor.
3. Musik: Wir haben einen Musikzweig an unserem Gymnasium. Und der ist nicht ab der 5. Klasse nur für Kinder gedacht, die später mal Musik studieren wollen. Der ist für Kinder, die großes Interesse an Musik haben, womöglich schon ein Instrument spielen und in der Klassengemeinschaft noch "mehr" an Musik erleben wollen. Die haben pro Woche eine Stunde mehr als ihre Kameraden.
Die Musikklasse hat in allen Stufen den Ruf, besonders diszipliniert zu sein (eigentlich kein Wunder - die sind ja von ihrem Zusammenspiel her gewohnt, aufeinander zu hören und sich zu benehmen) und ist bei den Lehrer deshalb sehr beliebt.
Insgesamt fände ich es sehr traurig, eine solche Bereicherung für mehr Mathe zu streichen.
4. Religion/Philosophie: DAS ist nun gerade ein Fach, das erst wirklich interessant wird, sobald die Jugendlichen gelernt haben, Ideen und Sachverhalte zu durchdenken und zu formulieren. Religionsunterricht als solchen betrachte ich zwar nicht als unersetzlich, aber irgendetwas in der Richtung finde ich schon richtig. Meinetwegen Ethik/Philosophie. Das ist ein Fach, in dem das Denken an sich geschult wird, in dem es auch um Meinungsbildung geht. Da wäre ich erst recht gegen streichen, denn gerade das Fehlen von eigenständigem Denken und Diskussionen wird ja oft genug bemängelt. Da hat man ein Fach, wo das tatsächlich nötig ist und betrachtet es als überflüssig?
Bryanna
Bei Jugendlichen sollte der Schwerpunkt mMn aber wirklich auf dem Wissenserwerb liegen
Da liegt er eh schon drauf. Sinnvoller wäre es, tatsächlich mal zu schauen, was aus dem überfrachteten Lehrplan raus könnte.
Stichwort Ganztagsschule:
Deira
Wenn es allerdings darauf hinausläuft, dass es verpflichtend für alle wird und dass bis 16 Uhr, nur mit kurzen Unterbrechungen, gepaukt werden soll und es dann noch Hausaufgaben gibt, dann bin ich auch dagegen. Da bleibt ja gar kein Familienleben mehr.
Siehe das hochgelobte Frankreich. Ganz genauso läuft das dort.
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Schreibwerkstatt-Autor
Beitrag #24, verfasst am 08.06.2010 | 18:07 Uhr
He, sag nichts gegen Mathe. Ohne meine Oberstufenmathematik hätte ich das erste Semester meines Studiums nie und nimmer geschafft.
Sonst stimme ich dir aber zu.
Sonst stimme ich dir aber zu.
Meine Romane
Rebellion der Synthetiker: http://www.amazon.de/Rebellion-Synthetiker-Angela-Fleischer/dp/3943795268
Vagabunden des Alls: http://www.amazon.de/Vagabunden-des-Alls-ebook/dp/B007QY63PY
Rebellion der Synthetiker: http://www.amazon.de/Rebellion-Synthetiker-Angela-Fleischer/dp/3943795268
Vagabunden des Alls: http://www.amazon.de/Vagabunden-des-Alls-ebook/dp/B007QY63PY
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Zitat Bryanna:
Die allerwenigsten Schüler habe ausreichend künstlerisches Talent, um einen derartigen Beruf zu ergreifen.
Ähnliches gilt für den Sport. Wieviele Schüler ergreifen bitte einen sportlichen Beruf, bei welchem der Schulsport wegweisend war? Zitatende
Die Schule hat nicht den Auftrag, den späteren Arbeit"gebern" nützliche Mitarbeiter, möglichst leicht zufriedenzustellen und manipulierbar, zur Verfügung zu stellen. Um die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern (was nebenbei auch eine gute Einsparmaßnahme wäre) sollte noch viel mehr Schulsport angeboten werden. Gerade für die, die sich nicht sowieso schon sportlich betätigen. Musik und Kunst fördern nachweißlich auch die Persönlichkeit. Außerdem schadet es niemanden, wenn er wenigstens in der Kindheit und Jugend mit Dingen konfrontiert wird, die über die bloße Existenz, übers Konsumieren und Malochen, hinausführen. Kunst, Musik, Religion, etc: genau das macht den Menschen aus.
p.s. Allerdings muß ich dazu sagen, das Kunst mein Lieblingsfach war. Sport nicht direkt, aber gerade Völkerball habe ich heiß und innig geliebt!^^
Die allerwenigsten Schüler habe ausreichend künstlerisches Talent, um einen derartigen Beruf zu ergreifen.
Ähnliches gilt für den Sport. Wieviele Schüler ergreifen bitte einen sportlichen Beruf, bei welchem der Schulsport wegweisend war? Zitatende
Die Schule hat nicht den Auftrag, den späteren Arbeit"gebern" nützliche Mitarbeiter, möglichst leicht zufriedenzustellen und manipulierbar, zur Verfügung zu stellen. Um die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern (was nebenbei auch eine gute Einsparmaßnahme wäre) sollte noch viel mehr Schulsport angeboten werden. Gerade für die, die sich nicht sowieso schon sportlich betätigen. Musik und Kunst fördern nachweißlich auch die Persönlichkeit. Außerdem schadet es niemanden, wenn er wenigstens in der Kindheit und Jugend mit Dingen konfrontiert wird, die über die bloße Existenz, übers Konsumieren und Malochen, hinausführen. Kunst, Musik, Religion, etc: genau das macht den Menschen aus.
p.s. Allerdings muß ich dazu sagen, das Kunst mein Lieblingsfach war. Sport nicht direkt, aber gerade Völkerball habe ich heiß und innig geliebt!^^
Gott spielt in meinem Leben keine Rolle.
Er ist der Regisseur.
Er ist der Regisseur.