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Beitrag #26, verfasst am 08.06.2010 | 18:20 Uhr
Darth Pevra
Ich sag doch gar nichts gegen Mathe 😉.
Ich bin nur der Meinung, dass Musik der Mathematik nichts wegnimmt - eher im Gegenteil. 🙂
Und danke.
He, sag nichts gegen Mathe. Ohne meine Oberstufenmathematik hätte ich das erste Semester meines Studiums nie und nimmer geschafft.
Sonst stimme ich dir aber zu.
Ich sag doch gar nichts gegen Mathe 😉.
Ich bin nur der Meinung, dass Musik der Mathematik nichts wegnimmt - eher im Gegenteil. 🙂
Und danke.
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Zum Thema Kunst / Sport / Musik kopiere ich mal rüber, was ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe:
Was ich wirklich am Unterricht als solchem auszusetzen habe, ist, sind Noten in Fächern wie Kunst, Sport, Musik. Da fände ich es ideal, solche Fächer entweder nur auf freiwilliger Basis anzubieten (da, wie man hier merkt, ein Ausgleich zum "stumpfen lernen" ja erwünscht ist) oder zumindest ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis herzustellen und beides zu benoten, so dass jemand, der den praktischen Teil von der Motorik her zwangsläufig vermasselt, mit dem Theorieteil noch was retten kann, und jemand, der künstlerisch / sportlich / musikalisch begabt ist, das ebenfalls zur Geltung bringen kann (wer begabt ist und zusätzlich noch gut im Theoretisch, hat dann halt besonderes Glück ;) ).
Um dem Problem vorzubeugen, dass Kinder kaum noch Zeit haben, privat Sport oder Musik zu machen, könnte man im Stundenplan beispielsweise Stunden vorsehen, die für diese Fächer vorgesehen sind - aber mit Wahlmöglichkeit für die Schüler, an welchem davon sie teilnehmen möchten. Würde den Ausgleich zum üblichen Lernen sowie das Ausprobieren solcher Fächer ermöglichen, aber die Noten- und auch Mobbingprobleme vermeiden, die daraus entstehen, wenn Schüler über ihre gesamte Schullaufbahn hinweg mehrere solcher Fächer haben, in denen bei mangelndem Talent so ziemlich jede Mühe vergeblich ist.
Mal speziell zum Sport: Ich habe selbst eine Motorik, die für den Allerwertesten ist, und das nicht wegen Bewegungsmangel, sondern trotz einer Menge Bewegung in der Kindheit. Bis Ende Grundschule habe ich in meiner Freizeit gern Sport gemacht - zwar wurde meine Motorik davon nicht besser, aber ich habe es gern gemacht, obwohl ich untalentiert war. Nämlich deshalb, weil ich es privat machen konnte, wie ich wollte, es schlichtweg egal war, wie ungeschickt das aussah, und weil wir in der Grundschule viel Leichtathletik und ähnliches gemacht haben, wobei man andere mit seiner Untalentiertheit nicht beeinträchtigte.
Nach der Grundschule gab es fast nur noch Mannschaftssport, was bedeutete, dass jedes unbegabte Kind eine Belastung für die ganze Mannschaft war. Entsprechend sauer waren die Mitschüler auf einen. Ab da waren die Sportstunden nur noch die Stunden, wo man eins auf den Deckel bekam und die Lehrerin einen immer wieder als abschreckendes Beispiel nach vorn zitierte ("Melmoth, mach mal vor, damit alle wissen, wie man es nicht machen soll!"). Es dauerte nicht lange, da wollte ich auch in der Freizeit mit Sport nichts mehr am Hut haben. Und ich kenne eine Menge Leute, die aus den verschiedensten Gründen schlecht im Sport waren und denen der Schulsport auf ähnliche Weise auch noch das letzte bisschen Freude daran ausgetrieben hat, es mit Sport trotzdem zu versuchen. Genauso wie ich Leute kenne, die durch den schulischen Musikunterricht nie wieder ein Musikinstrument in die Hand nehmen wollten.
Meine Motorik hat sich übrigens auch nie verbessert, obwohl ich bis zum Ende meiner Schulzeit so ehrlich war, am Sportunterricht teilzunehmen anstatt zu schwänzen. Dafür war ich, sobald ich den Schulsport los war, innerhalb kürzester Zeit soviel ruhiger und ausgeglichener ohne diese ständige Frust- und Aggressionsquelle, dass ich es kaum glauben konnte *g*
Von daher: WENN man denn wirklich meint, solche Fächer zu Pflichtveranstaltungen machen zu müssen (was ich, wie gesagt, eh für unnötig halte), dann sollte man sie wenigstens nicht noch so gestalten, dass Schüler bei fehlendem Talent in einem Bereich, in dem sich durch Lernen nichts retten lässt, außer ihren eigenen Noten auch noch den Erfolg ihrer Mitschüler versauen können. Das ist zum einen für die unfair, die tatsächlich gut in dem Fach sind und somit verständlicherweise ärgerlich, wenn sie von jemandem "runtergezogen" werden, den sie eigentlich gar nicht dabei haben wollen, zum anderen macht man demjenigen, der die anderen "runterzieht", eventuell sein ganzes Schulleben schwer durch die Wut, die er sich in diesem Fach von seinen Mitschülern zuzieht.
Was ich wirklich am Unterricht als solchem auszusetzen habe, ist, sind Noten in Fächern wie Kunst, Sport, Musik. Da fände ich es ideal, solche Fächer entweder nur auf freiwilliger Basis anzubieten (da, wie man hier merkt, ein Ausgleich zum "stumpfen lernen" ja erwünscht ist) oder zumindest ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis herzustellen und beides zu benoten, so dass jemand, der den praktischen Teil von der Motorik her zwangsläufig vermasselt, mit dem Theorieteil noch was retten kann, und jemand, der künstlerisch / sportlich / musikalisch begabt ist, das ebenfalls zur Geltung bringen kann (wer begabt ist und zusätzlich noch gut im Theoretisch, hat dann halt besonderes Glück ;) ).
Um dem Problem vorzubeugen, dass Kinder kaum noch Zeit haben, privat Sport oder Musik zu machen, könnte man im Stundenplan beispielsweise Stunden vorsehen, die für diese Fächer vorgesehen sind - aber mit Wahlmöglichkeit für die Schüler, an welchem davon sie teilnehmen möchten. Würde den Ausgleich zum üblichen Lernen sowie das Ausprobieren solcher Fächer ermöglichen, aber die Noten- und auch Mobbingprobleme vermeiden, die daraus entstehen, wenn Schüler über ihre gesamte Schullaufbahn hinweg mehrere solcher Fächer haben, in denen bei mangelndem Talent so ziemlich jede Mühe vergeblich ist.
Mal speziell zum Sport: Ich habe selbst eine Motorik, die für den Allerwertesten ist, und das nicht wegen Bewegungsmangel, sondern trotz einer Menge Bewegung in der Kindheit. Bis Ende Grundschule habe ich in meiner Freizeit gern Sport gemacht - zwar wurde meine Motorik davon nicht besser, aber ich habe es gern gemacht, obwohl ich untalentiert war. Nämlich deshalb, weil ich es privat machen konnte, wie ich wollte, es schlichtweg egal war, wie ungeschickt das aussah, und weil wir in der Grundschule viel Leichtathletik und ähnliches gemacht haben, wobei man andere mit seiner Untalentiertheit nicht beeinträchtigte.
Nach der Grundschule gab es fast nur noch Mannschaftssport, was bedeutete, dass jedes unbegabte Kind eine Belastung für die ganze Mannschaft war. Entsprechend sauer waren die Mitschüler auf einen. Ab da waren die Sportstunden nur noch die Stunden, wo man eins auf den Deckel bekam und die Lehrerin einen immer wieder als abschreckendes Beispiel nach vorn zitierte ("Melmoth, mach mal vor, damit alle wissen, wie man es nicht machen soll!"). Es dauerte nicht lange, da wollte ich auch in der Freizeit mit Sport nichts mehr am Hut haben. Und ich kenne eine Menge Leute, die aus den verschiedensten Gründen schlecht im Sport waren und denen der Schulsport auf ähnliche Weise auch noch das letzte bisschen Freude daran ausgetrieben hat, es mit Sport trotzdem zu versuchen. Genauso wie ich Leute kenne, die durch den schulischen Musikunterricht nie wieder ein Musikinstrument in die Hand nehmen wollten.
Meine Motorik hat sich übrigens auch nie verbessert, obwohl ich bis zum Ende meiner Schulzeit so ehrlich war, am Sportunterricht teilzunehmen anstatt zu schwänzen. Dafür war ich, sobald ich den Schulsport los war, innerhalb kürzester Zeit soviel ruhiger und ausgeglichener ohne diese ständige Frust- und Aggressionsquelle, dass ich es kaum glauben konnte *g*
Von daher: WENN man denn wirklich meint, solche Fächer zu Pflichtveranstaltungen machen zu müssen (was ich, wie gesagt, eh für unnötig halte), dann sollte man sie wenigstens nicht noch so gestalten, dass Schüler bei fehlendem Talent in einem Bereich, in dem sich durch Lernen nichts retten lässt, außer ihren eigenen Noten auch noch den Erfolg ihrer Mitschüler versauen können. Das ist zum einen für die unfair, die tatsächlich gut in dem Fach sind und somit verständlicherweise ärgerlich, wenn sie von jemandem "runtergezogen" werden, den sie eigentlich gar nicht dabei haben wollen, zum anderen macht man demjenigen, der die anderen "runterzieht", eventuell sein ganzes Schulleben schwer durch die Wut, die er sich in diesem Fach von seinen Mitschülern zuzieht.
"Was immer ihr von der Welt sagt: es sind Worte. Das heißt: es ist nicht wahr." - Gustav Landauer
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Tschuldigung, dass ich mich jetzt so einfach in die Diskussion einmische, aber ich muss da mal kurz meinen Senf dazugeben.
Unser Schulsystem ist Müll. Das sage ich ganz klar, verglichen mit anderen europäischen Nationen ist unser Schulsystem geradezu antik. Die Methodik geht teilweise noch auf die Weimarer Republik und sogar die Kaiserzeit zurück, nur dass sich natürlich die vermittelten Inhalte vervielfacht haben. Aber im Grunde genommen ist der Unterricht an den meisten Schulen heute noch immer Frontalunterricht, in dem es hauptsächlich um das Herunterleiern stumpf auswendig gelernter Fakten geht. Einzige Ausnahme ist hier in Teilen die gymnasiale Oberstufe, in der es manchmal auch zur Diskussion und zur Anwendung des gelernten Wissens kommt, aber das ist auch sehr stark vom Lehrer abhängig.
Die Fakten, die man in der Schule lernt sind heutzutage zu 80% sinnlos. Wozu muss ich wissen, was die Hauptstädte der Bundesstaaten der USA sind? Was nützt es mir, Infektionskrankheiten beim lateinischen Namen rufen und alle ihre Symptome aufzählen zu können? Wozu muss ich sämtliche Reichskanzler von Weimar und alle jemals vorgestellten Schemata für deutsche Verfassungen auswendig aufsagen können? Das sind alles Dinge, die sich im Zeitalter der Informationsgesellschaft in einer halben Stunde recherchieren lassen, sollte man die Information benötigen. Wenn man diese fakten nicht braucht, vergisst man sie sowieso sofort nach der Klausur wieder - und die wirklich interessanten, wichtigen Dinge bekommt man in der Schule nicht beigebracht.
Ich will das mal an zwei Beispielen erläutern: Den Fächern Geschichte und Deutsch. Es gibt wohl kaum einen Abschlussschüler (egal ob Gymnasium, Haupt- oder Realschule), der das Wort "Nationalsozialismus" nicht singen und rückwärts buchstabieren kann. Dieses Thema wird in deutschen Schulen durchgekaut bis zum Erbrechen, sämtliche Fakten, Schlachten und Namen in die Schülerhirne eingepaukt und dabei werden Zusammenhänge und vor allem die Vorgeschichte sträflich vernachlässigt. Ich bin dreizehn Jahre zur Schule gegangen 8ich musste die zehnte Klasse nach dem Wechsel auf's Gymnasium wiederholen, die Regelschulzeiit in Sachsen beträgt zwölf Jahre) und erst im Geschichteleistungskurs habe ich gelernt, wie es zu diesem Regime überhaupt kommen konnte, wie das reich organisiert und aufgebaut war, wie es funktionieren konnte, wer das Ganze finanziert und wieso niemand von den anderen europäischen Ländern etwas unternommen hat. Wieso es von den Bürgern geduldet und ermöglicht wurde. Was für Auswirkungen es auf die Bevölkerung hatte. Und so weiter.
Erst, wenn man Zusammenhänge versteht, kann man beginnen zu argumentieren. Erst, wenn man weiß, wie und warum Hitler es schaffte, beinahe Vollbeschäftigung zu erreichen, kann man den, der mit "Im dritten Reich war auch nicht alles schlecht" ankommt, in Grund und Boden diskutieren. Mit reinem, stumpfen Faktenwissen funktioniert das nicht, weil Auswendiglernen bei vielen Schülern die Haltung "Mir doch egal warum, Hauptsache, ich weiß es in der Arbeit" fördert - das ist zumindest meine Erfahrung.
Zweites Beispiel: Deutsch. Meiner Meinung nach sollte dieses Fach dazu dienen, die Schüler im Umgang mit der eigenen Sprache zu schulen, dafür zu sorgen, dass sie sich einigermaßen vernünftig ausdrücken können. Der Hauptteil sollte also im Argumentieren und Lernen von stilsicherem Schreiben stehen. Das ist aber in der Tat nur ein sehr geringer Bestandteil des Lehrplans, hauptsächlich geht es ums Interpretieren und Analysieren von fiktionalen Texten. Es ist natürlich ganz nett, wenn man ein Gedicht in seine Einzelteile zerlegen kann oder ganz genau weiß, welche Erzählebenen in den letzten zwei Kapiteln von Hesses Steppenwolf auftauchen. Aber im Leben ist das doch eher den unnützen Eigenschaften zuzurechnen. Debattieren und Diskutieren, eine eigene Meinung zu haben und diese auch zu vertreten lernt man dagegen fast überhaupt nicht, genausowenig, wie Zeit darauf verwendet wird, logische Schwachstellen zu erkennen - auch bei sich selbst - oder stilsicher und gewandt zu schreiben. Natürlich, nicht jeder ist ein schriftstellerisches Genie, aber gerade heutzutage ist es sehr viel wichtiger, sich ordentlich ausdrücken zu können, als zu wissen, was Goethe im Faust eigentlich sagen wollte.
Und in anderen Fächern sieht das kaum anders aus. Was bringt es mir, das Gründungsdatum sämtlicher Parteien zu kennen, wenn ich nicht wählen gehe, weil ich nicht in der Lage bin, mir eine politische Meinung zu bilden? Was habe ich davon, die Hauptstädte von allen afrikanischen Ländern kenne, aber abgesehen davon von der Region keine Ahnung habe? Logisches, selbstständiges Denken wird leider in unserem Schulsystem fast vollständig vernachlässigt. Man lernt eine Million Fakten, die man sowieso in einer Woche wieder vergessen hat, aber nicht, sich eine begründete Meinung zu bilden.
Natürlich gibt es mittlerweile auch Lehrer, die mit Schülern diskutieren. Aber leider läuft das oft darauf hinaus, dass Schüler mit anderer Meinung als der Lehrkörper vorgeführt werden und der Lehrer am Ende doch Recht behält. Ist ja auch logisch, dass ein siebzehnjähriger Schüler nicht mit einer studierten Fachkraft mithalten kann. In Fällen, in denen sie es aber doch können, werden Schüler von lehrern häufig abgewürgt oder lächerlich gemacht. Ich weiß, das klingt nicht schön, aber in den meisten Fällen ist das leider so, auch bei liberalen Lehrern.
Zum Schluss will ich noch sagen, dass sich alles, was ich geschrieben habe, nur auf meine ganz persönlichen Erfahrungen gründet und sicher nicht pauschalisierbar ist. Tatsache bleibt aber, dass unser Schulsystem unserer Gesellschaft meilenweit hinterherhinkt.
EDIT
@Melmoth: Oh ja. Sport. Das ist auch so ein Thema. Ich gehöre ebenfalls zu denen, die in einfach über keinerlei Grobmotorik verfügen, ich kann nicht geradeaus laufen ohne zu stolpern. Klar, dass ich im Sport immer schlecht war und das mir das die Freude an der Bewegung gründlich versaut hat.
Genauso in Kunst: Es gibt eben einfach Leute, die ums Verrecken nicht malen können oder im künstlerischen Bereich einfach total unkreativ sind. Das ist doch kein Verbrechen, warum sollte man es durch schlechte Noten bestrafen? zumal es sein kann, das ein wirklich unbegabter Schüler durch schlechte Noten in Kunst, Sport oder Musik auch durchfallen kann.
Diese Fächer sollte man wirklich nicht bewerten.
Unser Schulsystem ist Müll. Das sage ich ganz klar, verglichen mit anderen europäischen Nationen ist unser Schulsystem geradezu antik. Die Methodik geht teilweise noch auf die Weimarer Republik und sogar die Kaiserzeit zurück, nur dass sich natürlich die vermittelten Inhalte vervielfacht haben. Aber im Grunde genommen ist der Unterricht an den meisten Schulen heute noch immer Frontalunterricht, in dem es hauptsächlich um das Herunterleiern stumpf auswendig gelernter Fakten geht. Einzige Ausnahme ist hier in Teilen die gymnasiale Oberstufe, in der es manchmal auch zur Diskussion und zur Anwendung des gelernten Wissens kommt, aber das ist auch sehr stark vom Lehrer abhängig.
Die Fakten, die man in der Schule lernt sind heutzutage zu 80% sinnlos. Wozu muss ich wissen, was die Hauptstädte der Bundesstaaten der USA sind? Was nützt es mir, Infektionskrankheiten beim lateinischen Namen rufen und alle ihre Symptome aufzählen zu können? Wozu muss ich sämtliche Reichskanzler von Weimar und alle jemals vorgestellten Schemata für deutsche Verfassungen auswendig aufsagen können? Das sind alles Dinge, die sich im Zeitalter der Informationsgesellschaft in einer halben Stunde recherchieren lassen, sollte man die Information benötigen. Wenn man diese fakten nicht braucht, vergisst man sie sowieso sofort nach der Klausur wieder - und die wirklich interessanten, wichtigen Dinge bekommt man in der Schule nicht beigebracht.
Ich will das mal an zwei Beispielen erläutern: Den Fächern Geschichte und Deutsch. Es gibt wohl kaum einen Abschlussschüler (egal ob Gymnasium, Haupt- oder Realschule), der das Wort "Nationalsozialismus" nicht singen und rückwärts buchstabieren kann. Dieses Thema wird in deutschen Schulen durchgekaut bis zum Erbrechen, sämtliche Fakten, Schlachten und Namen in die Schülerhirne eingepaukt und dabei werden Zusammenhänge und vor allem die Vorgeschichte sträflich vernachlässigt. Ich bin dreizehn Jahre zur Schule gegangen 8ich musste die zehnte Klasse nach dem Wechsel auf's Gymnasium wiederholen, die Regelschulzeiit in Sachsen beträgt zwölf Jahre) und erst im Geschichteleistungskurs habe ich gelernt, wie es zu diesem Regime überhaupt kommen konnte, wie das reich organisiert und aufgebaut war, wie es funktionieren konnte, wer das Ganze finanziert und wieso niemand von den anderen europäischen Ländern etwas unternommen hat. Wieso es von den Bürgern geduldet und ermöglicht wurde. Was für Auswirkungen es auf die Bevölkerung hatte. Und so weiter.
Erst, wenn man Zusammenhänge versteht, kann man beginnen zu argumentieren. Erst, wenn man weiß, wie und warum Hitler es schaffte, beinahe Vollbeschäftigung zu erreichen, kann man den, der mit "Im dritten Reich war auch nicht alles schlecht" ankommt, in Grund und Boden diskutieren. Mit reinem, stumpfen Faktenwissen funktioniert das nicht, weil Auswendiglernen bei vielen Schülern die Haltung "Mir doch egal warum, Hauptsache, ich weiß es in der Arbeit" fördert - das ist zumindest meine Erfahrung.
Zweites Beispiel: Deutsch. Meiner Meinung nach sollte dieses Fach dazu dienen, die Schüler im Umgang mit der eigenen Sprache zu schulen, dafür zu sorgen, dass sie sich einigermaßen vernünftig ausdrücken können. Der Hauptteil sollte also im Argumentieren und Lernen von stilsicherem Schreiben stehen. Das ist aber in der Tat nur ein sehr geringer Bestandteil des Lehrplans, hauptsächlich geht es ums Interpretieren und Analysieren von fiktionalen Texten. Es ist natürlich ganz nett, wenn man ein Gedicht in seine Einzelteile zerlegen kann oder ganz genau weiß, welche Erzählebenen in den letzten zwei Kapiteln von Hesses Steppenwolf auftauchen. Aber im Leben ist das doch eher den unnützen Eigenschaften zuzurechnen. Debattieren und Diskutieren, eine eigene Meinung zu haben und diese auch zu vertreten lernt man dagegen fast überhaupt nicht, genausowenig, wie Zeit darauf verwendet wird, logische Schwachstellen zu erkennen - auch bei sich selbst - oder stilsicher und gewandt zu schreiben. Natürlich, nicht jeder ist ein schriftstellerisches Genie, aber gerade heutzutage ist es sehr viel wichtiger, sich ordentlich ausdrücken zu können, als zu wissen, was Goethe im Faust eigentlich sagen wollte.
Und in anderen Fächern sieht das kaum anders aus. Was bringt es mir, das Gründungsdatum sämtlicher Parteien zu kennen, wenn ich nicht wählen gehe, weil ich nicht in der Lage bin, mir eine politische Meinung zu bilden? Was habe ich davon, die Hauptstädte von allen afrikanischen Ländern kenne, aber abgesehen davon von der Region keine Ahnung habe? Logisches, selbstständiges Denken wird leider in unserem Schulsystem fast vollständig vernachlässigt. Man lernt eine Million Fakten, die man sowieso in einer Woche wieder vergessen hat, aber nicht, sich eine begründete Meinung zu bilden.
Natürlich gibt es mittlerweile auch Lehrer, die mit Schülern diskutieren. Aber leider läuft das oft darauf hinaus, dass Schüler mit anderer Meinung als der Lehrkörper vorgeführt werden und der Lehrer am Ende doch Recht behält. Ist ja auch logisch, dass ein siebzehnjähriger Schüler nicht mit einer studierten Fachkraft mithalten kann. In Fällen, in denen sie es aber doch können, werden Schüler von lehrern häufig abgewürgt oder lächerlich gemacht. Ich weiß, das klingt nicht schön, aber in den meisten Fällen ist das leider so, auch bei liberalen Lehrern.
Zum Schluss will ich noch sagen, dass sich alles, was ich geschrieben habe, nur auf meine ganz persönlichen Erfahrungen gründet und sicher nicht pauschalisierbar ist. Tatsache bleibt aber, dass unser Schulsystem unserer Gesellschaft meilenweit hinterherhinkt.
EDIT
@Melmoth: Oh ja. Sport. Das ist auch so ein Thema. Ich gehöre ebenfalls zu denen, die in einfach über keinerlei Grobmotorik verfügen, ich kann nicht geradeaus laufen ohne zu stolpern. Klar, dass ich im Sport immer schlecht war und das mir das die Freude an der Bewegung gründlich versaut hat.
Genauso in Kunst: Es gibt eben einfach Leute, die ums Verrecken nicht malen können oder im künstlerischen Bereich einfach total unkreativ sind. Das ist doch kein Verbrechen, warum sollte man es durch schlechte Noten bestrafen? zumal es sein kann, das ein wirklich unbegabter Schüler durch schlechte Noten in Kunst, Sport oder Musik auch durchfallen kann.
Diese Fächer sollte man wirklich nicht bewerten.
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Rang: Literaturgott
Beitrag #29, verfasst am 08.06.2010 | 18:47 Uhr
Tindomerel
Nichts davon kam bei uns in der Schule vor. Wir haben gelernt, Comikhefte zu interpretieren. War aber auch nur Mittelschule: "Schuster, bleib bei deinen Leisten".😈
Unser Schulsystem ist Müll. Das sage ich ganz klar, verglichen mit anderen europäischen Nationen ist unser Schulsystem geradezu antik. Die Methodik geht
Die Fakten, die man in der Schule lernt sind heutzutage zu 80% sinnlos. Wozu muss ich wissen, wie man einen Vektor berechnet? Was nützt es mir, Infektionskrankheiten beim lateinischen Namen rufen und alle ihre Symptome aufzählen zu können? Wozu muss ich sämtliche Reichskanzler von Weimar und alle jemals vorgestellten Schemata für deutsche Verfassungen auswendig aufsagen können?
Nichts davon kam bei uns in der Schule vor. Wir haben gelernt, Comikhefte zu interpretieren. War aber auch nur Mittelschule: "Schuster, bleib bei deinen Leisten".😈
Gott spielt in meinem Leben keine Rolle.
Er ist der Regisseur.
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Rang: Literaturgott
Beitrag #30, verfasst am 08.06.2010 | 18:48 Uhr
Lapislazuli67
Hm, bei mir war das absolut nicht so, als ich den verhassten Schulsport los war. Ohne den Mist war meine Konzentrationsfähigkeit (und auch die Noten) genauso gut/schlecht, wie vorher auch.
Man hat festgestellt, dass Kinder, die sich mehr bewegen, sich in den Lern-/Kopffächern besser konzentrieren können und bessere Noten schreiben. Bei allem Schulsporthass, es wäre völlig kontraproduktiv, ihn abzuschaffen. Im Gegenteil, eigentlich müsste es mehr davon geben. Der Mensch ist nunmal als "Bewegungstier" konzipiert. Dem nicht Rechnung zu tragen rächt sich irgendwann. Die Kinder haben absolut nichts von zwei mehr Stunden in Mathe/Deutsch/sonstwas, wenn sie sich nicht mehr konzentrieren können.
.
Hm, bei mir war das absolut nicht so, als ich den verhassten Schulsport los war. Ohne den Mist war meine Konzentrationsfähigkeit (und auch die Noten) genauso gut/schlecht, wie vorher auch.
I'm sick but I'm pretty.
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@ Tindomerel
Machst du Witze? Ohne zu wissen, wie man Vektoren berechnet, weiß man nicht, was Vektoren sind. Ohne Vektoren keine Matrizen. Ohne Matrizen keine lineare Algebra. Das ist so wie das ABC der höheren Mathematik. Das kann man sich nicht aneignen, indem man kurz mal Google anwirft.
Ich finde schon, dass man gewisse Fakten, ja, zuerst auswendig lernen muss. Erst, wenn man das ABC kann, kann man beginnen Wörter und schließlich Sätze zu bilden. Ohne die Grundpfeiler kann man sich das Debattieren abschminken.
Sicher, das eigenständige Denken sollte mehr im Vordergrund stehen. Aber ganz ohne Auswendiglernen geht es einfach nicht. Ist überall so.
Machst du Witze? Ohne zu wissen, wie man Vektoren berechnet, weiß man nicht, was Vektoren sind. Ohne Vektoren keine Matrizen. Ohne Matrizen keine lineare Algebra. Das ist so wie das ABC der höheren Mathematik. Das kann man sich nicht aneignen, indem man kurz mal Google anwirft.
Ich finde schon, dass man gewisse Fakten, ja, zuerst auswendig lernen muss. Erst, wenn man das ABC kann, kann man beginnen Wörter und schließlich Sätze zu bilden. Ohne die Grundpfeiler kann man sich das Debattieren abschminken.
Sicher, das eigenständige Denken sollte mehr im Vordergrund stehen. Aber ganz ohne Auswendiglernen geht es einfach nicht. Ist überall so.
Meine Romane
Rebellion der Synthetiker: http://www.amazon.de/Rebellion-Synthetiker-Angela-Fleischer/dp/3943795268
Vagabunden des Alls: http://www.amazon.de/Vagabunden-des-Alls-ebook/dp/B007QY63PY
Rebellion der Synthetiker: http://www.amazon.de/Rebellion-Synthetiker-Angela-Fleischer/dp/3943795268
Vagabunden des Alls: http://www.amazon.de/Vagabunden-des-Alls-ebook/dp/B007QY63PY
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Tindomerel
Hm. Du widersprichst dir in diesen beiden Sätzen. Wenn es nur deine Erfahrung ist und nicht pauschalisierbar, dann kannst du nicht "unser Schulsystem hinkt unserer Gesellschaft meilenweit hinterher" als Fakt hinstellen.
Tindomerel
Im Vergleich mit welchen? Dass Frankreich eher schlimmer ist, weiß ich ja schon aus eigener Erfahrung (deren Methodik kommt vermutlich noch aus Revolutionszeiten *fg*)
Tindomerel
Prinzipiell würde ich das ja gern genauso sehen. Nur, was nicht benotet wird, wird von den Schülern nicht ernst genommen...
Bryanna
Das mag ja sein. Aber am Ergebnis der Studie ändert das trotzdem nichts ^^
Zum Schluss will ich noch sagen, dass sich alles, was ich geschrieben habe, nur auf meine ganz persönlichen Erfahrungen gründet und sicher nicht pauschalisierbar ist. Tatsache bleibt aber, dass unser Schulsystem unserer Gesellschaft meilenweit hinterherhinkt.
Hm. Du widersprichst dir in diesen beiden Sätzen. Wenn es nur deine Erfahrung ist und nicht pauschalisierbar, dann kannst du nicht "unser Schulsystem hinkt unserer Gesellschaft meilenweit hinterher" als Fakt hinstellen.
Tindomerel
Das sage ich ganz klar, verglichen mit anderen europäischen Nationen ist unser Schulsystem geradezu antik.
Im Vergleich mit welchen? Dass Frankreich eher schlimmer ist, weiß ich ja schon aus eigener Erfahrung (deren Methodik kommt vermutlich noch aus Revolutionszeiten *fg*)
Tindomerel
Genauso in Kunst: Es gibt eben einfach Leute, die ums Verrecken nicht malen können oder im künstlerischen Bereich einfach total unkreativ sind. Das ist doch kein Verbrechen, warum sollte man es durch schlechte Noten bestrafen? zumal es sein kann, das ein wirklich unbegabter Schüler durch schlechte Noten in Kunst, Sport oder Musik auch durchfallen kann.
Diese Fächer sollte man wirklich nicht bewerten.
Prinzipiell würde ich das ja gern genauso sehen. Nur, was nicht benotet wird, wird von den Schülern nicht ernst genommen...
Bryanna
Hm, bei mir war das absolut nicht so, als ich den verhassten Schulsport los war. Ohne den Mist war meine Konzentrationsfähigkeit (und auch die Noten) genauso gut/schlecht, wie vorher auch.
Das mag ja sein. Aber am Ergebnis der Studie ändert das trotzdem nichts ^^
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Beitrag #33, verfasst am 08.06.2010 | 19:05 Uhr
Lapislazuli67
Habe ich andere Erfahrungen gemacht. Bei Projektwochen gab es bei uns keine Noten - das Engagement war trotzdem größer als für gewöhnlich im Unterricht.
Prinzipiell würde ich das ja gern genauso sehen. Nur, was nicht benotet wird, wird von den Schülern nicht ernst genommen...
Habe ich andere Erfahrungen gemacht. Bei Projektwochen gab es bei uns keine Noten - das Engagement war trotzdem größer als für gewöhnlich im Unterricht.
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Darth Pevra
Oh. Habe ich das noch stehen lassen? Sorry, du hast natürlich Recht, da reicht Google nicht, das ist ein extrem blödes Beispiel. Mir hat nicht mal ein halbes Jahr Matheunterricht gereicht, um das zu kapieren. Aber Vektoren braucht man im Allgemeinen als normaler Mensch sowieso nicht, Mathematik- und Physikstudenten mal außen vor gelassen. Ich editiere das mal noch.
Was ich bemängele, ist die Methodik. Die Methode ist Frontalunterricht, der Schüler muss Fakten pauken und der Lehrer hat immer Recht. Punkt.
Natürlich ist es wichtig, Fakten zu kennen. Aber man muss sie auch anwenden können, sonst ist es nur nutzloser Wissensballast. Sowieso ist es viel wichtiger, dass man sich selbst informieren kann, anstelle dass der Lehrer alles vorkaut.
Lapislazuli67
Ich weiß, ihr könnt es nicht mehr hören, aber: Finnland. Die skandinavischen Länder im Allgemeinen. Projekt- statt Frontalunterricht, kleinere Klassen, viel Gruppenarbeit, Ganztagsschule... Dort zur Schule zu gehen muss echt genial sein.
Es gibt aber natürlich auch Länder, in denen das Ganze noch viel schlimmer ist, gar keine frage. Nur sollte man sich nicht an denen messen, die es schlechter machen als man selber, oder? 😉
Machst du Witze? Ohne zu wissen, wie man Vektoren berechnet, weiß man nicht, was Vektoren sind. Ohne Vektoren keine Matrizen. Ohne Matrizen keine lineare Algebra. Das ist so wie das ABC der höheren Mathematik. Das kann man sich nicht aneignen, indem man kurz mal Google anwirft.
Oh. Habe ich das noch stehen lassen? Sorry, du hast natürlich Recht, da reicht Google nicht, das ist ein extrem blödes Beispiel. Mir hat nicht mal ein halbes Jahr Matheunterricht gereicht, um das zu kapieren. Aber Vektoren braucht man im Allgemeinen als normaler Mensch sowieso nicht, Mathematik- und Physikstudenten mal außen vor gelassen. Ich editiere das mal noch.
Was ich bemängele, ist die Methodik. Die Methode ist Frontalunterricht, der Schüler muss Fakten pauken und der Lehrer hat immer Recht. Punkt.
Natürlich ist es wichtig, Fakten zu kennen. Aber man muss sie auch anwenden können, sonst ist es nur nutzloser Wissensballast. Sowieso ist es viel wichtiger, dass man sich selbst informieren kann, anstelle dass der Lehrer alles vorkaut.
Lapislazuli67
Im Vergleich mit welchen? Dass Frankreich eher schlimmer ist, weiß ich ja schon aus eigener Erfahrung (deren Methodik kommt vermutlich noch aus Revolutionszeiten *fg*)
Ich weiß, ihr könnt es nicht mehr hören, aber: Finnland. Die skandinavischen Länder im Allgemeinen. Projekt- statt Frontalunterricht, kleinere Klassen, viel Gruppenarbeit, Ganztagsschule... Dort zur Schule zu gehen muss echt genial sein.
Es gibt aber natürlich auch Länder, in denen das Ganze noch viel schlimmer ist, gar keine frage. Nur sollte man sich nicht an denen messen, die es schlechter machen als man selber, oder? 😉
Im Namen des Wahnsinns, Sie sind verhaftet!
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Tindomerel
Vom Lehrer ist auch der Lernerfolg in anderen Schulsystemen abhängig. Ich hatte auch in England und Frankreich, sowie später an der Uni sowohl grottige als auch sehr gute Lehrer.
Tindomerel
Die allermeisten technischen Berufe erfordern Kenntnisse im Vektorrechnen. Ich hab's nie gebraucht, es gibt aber sicherlich genügend Leute, die nach ihrem Schulabschluss nie wieder mit Erdkunde oder Literatur zu tun hatten. Irgendwelche Listen musste ich während meiner gesamten Schulzeit nicht runterleiern - und ich habe auf einem Dorfgymnasium in Bayern Abi gemacht!
Tindomerel
Was sind denn die "wirklich interessanten, wichtigen Dinge"? Diese Aussage ist ebenso subjektiv, wie Sinn und Unsinn des Lehrplans, den du (evtl. zu recht) hier kritisierst.
Tindomerel
Wir haben erste Hintergründe zur NS-Zeit schon in der 3. Klasse gelernt, Details gabs in der 9.
Hängt aber evtl. vom Lehrplan des Bundeslandes ab, in dem man sich befindet.
Tindomerel
Das Geschichtsabitur hat zumindest in meinem Abschlussjahrgang keine einzige Frage enthalten, die darauf abgezielt hätte, Fakten herunterzubeten. Alle Fragen waren auf Antworten in Essay-Form ausgelegt.
Tindomerel
Das war bei meinem Bruder an der FOS auch so, wir haben im Deutsch-LK wesentlich mehr freie Texte geschrieben. Ich musste während meiner gesamten Schullaufbahn nur ein einziges Mal ein Gedicht interpretieren.
Tindomerel
Ich kann nur nochmal wiederholen, dass wir im Deutsch-LK fast ausschließlich Eröterungen geschrieben haben.
Tindomerel
Ich bin ein großer Verfechter der Allgemeinbildung - die nimmt nämlich leider Gottes immer mehr ab. Deshalb bin ich auch durchaus dafür, dass man sich mal damit beschäftigt haben sollte, was Goethe im Faust sagen wollte.
Tindomerel
Musste ich nie lernen.
Tindomerel
Wir hatten in der Grundschule 4 Jahre lang ein Fach namens "Heimat- und Sachkunde", das ausschließlich darauf ausgelegt war, den Schülern die eigene Heimat näher zu bringen. Zudem hatten wir in so gut wie allen Fächern immer wieder Themen und Projekte mit Bezug zur Region. In Erdkunde habe ich überhaupt nie etwas über Afrika gelernt. Finde ich schade, hätte mich nämlich interessiert - und wichtig finde ich es auch. Wenn den Schülern nämlich mal irgendwas Vernünftiges über Afrika vermittelt werden würde, müsste ich nicht ständig irgendwas vom "Genozid in Afrika", etc. lesen.
Es ist übrigens ziemlich peinlich, wenn man in Botswana, Namibia und Südafrika feststellen muss, dass die meisten Schulkinder dort sehr viel mehr über Deutschland wissen, als wir über deren Länder.
Tindomerel
Und wie bildet man sich eine Meinung, ohne die Fakten zu kennen? Diese Aussage finde ich paradox.
Tindomerel
Die Erfahrung habe ich zum Glück eher selten machen müssen.
Einzige Ausnahme ist hier in Teilen die gymnasiale Oberstufe, in der es manchmal auch zur Diskussion und zur Anwendung des gelernten Wissens kommt, aber das ist auch sehr stark vom Lehrer abhängig.
Vom Lehrer ist auch der Lernerfolg in anderen Schulsystemen abhängig. Ich hatte auch in England und Frankreich, sowie später an der Uni sowohl grottige als auch sehr gute Lehrer.
Tindomerel
Die Fakten, die man in der Schule lernt sind heutzutage zu 80% sinnlos. Wozu muss ich wissen, wie man einen Vektor berechnet? Was nützt es mir, Infektionskrankheiten beim lateinischen Namen rufen und alle ihre Symptome aufzählen zu können? Wozu muss ich sämtliche Reichskanzler von Weimar und alle jemals vorgestellten Schemata für deutsche Verfassungen auswendig aufsagen können?
Die allermeisten technischen Berufe erfordern Kenntnisse im Vektorrechnen. Ich hab's nie gebraucht, es gibt aber sicherlich genügend Leute, die nach ihrem Schulabschluss nie wieder mit Erdkunde oder Literatur zu tun hatten. Irgendwelche Listen musste ich während meiner gesamten Schulzeit nicht runterleiern - und ich habe auf einem Dorfgymnasium in Bayern Abi gemacht!
Tindomerel
und die wirklich interessanten, wichtigen Dinge bekommt man in der Schule nicht beigebracht.
Was sind denn die "wirklich interessanten, wichtigen Dinge"? Diese Aussage ist ebenso subjektiv, wie Sinn und Unsinn des Lehrplans, den du (evtl. zu recht) hier kritisierst.
Tindomerel
und erst im Geschichteleistungskurs habe ich gelernt, wie es zu diesem Regime überhaupt kommen konnte, wie das reich organisiert und aufgebaut war, wie es funktionieren konnte, wer das Ganze finanziert und wieso niemand von den anderen europäischen Ländern etwas unternommen hat. Wieso es von den Bürgern geduldet und ermöglicht wurde. Was für Auswirkungen es auf die Bevölkerung hatte. Und so weiter.
Wir haben erste Hintergründe zur NS-Zeit schon in der 3. Klasse gelernt, Details gabs in der 9.
Hängt aber evtl. vom Lehrplan des Bundeslandes ab, in dem man sich befindet.
Tindomerel
Mit reinem, stumpfen Faktenwissen funktioniert das nicht, weil Auswendiglernen bei vielen Schülern die Haltung "Mir doch egal warum, Hauptsache, ich weiß es in der Arbeit" fördert - das ist zumindest meine Erfahrung.
Das Geschichtsabitur hat zumindest in meinem Abschlussjahrgang keine einzige Frage enthalten, die darauf abgezielt hätte, Fakten herunterzubeten. Alle Fragen waren auf Antworten in Essay-Form ausgelegt.
Tindomerel
Der Hauptteil sollte also im Argumentieren und Lernen von stilsicherem Schreiben stehen. Das ist aber in der Tat nur ein sehr geringer Bestandteil des Lehrplans, hauptsächlich geht es ums Interpretieren und Analysieren von fiktionalen Texten.
Das war bei meinem Bruder an der FOS auch so, wir haben im Deutsch-LK wesentlich mehr freie Texte geschrieben. Ich musste während meiner gesamten Schullaufbahn nur ein einziges Mal ein Gedicht interpretieren.
Tindomerel
Aber im Leben ist das doch eher den unnützen Eigenschaften zuzurechnen. Debattieren und Diskutieren, eine eigene Meinung zu haben und diese auch zu vertreten lernt man dagegen fast überhaupt nicht, genausowenig, wie Zeit darauf verwendet wird, logische Schwachstellen zu erkennen - auch bei sich selbst - oder stilsicher und gewandt zu schreiben.
Ich kann nur nochmal wiederholen, dass wir im Deutsch-LK fast ausschließlich Eröterungen geschrieben haben.
Tindomerel
Natürlich, nicht jeder ist ein schriftstellerisches Genie, aber gerade heutzutage ist es sehr viel wichtiger, sich ordentlich ausdrücken zu können, als zu wissen, was Goethe im Faust eigentlich sagen wollte.
Ich bin ein großer Verfechter der Allgemeinbildung - die nimmt nämlich leider Gottes immer mehr ab. Deshalb bin ich auch durchaus dafür, dass man sich mal damit beschäftigt haben sollte, was Goethe im Faust sagen wollte.
Tindomerel
Und in anderen Fächern sieht das kaum anders aus. Was bringt es mir, das Gründungsdatum sämtlicher Parteien zu kennen
Musste ich nie lernen.
Tindomerel
Was habe ich davon, die Hauptstädte von allen afrikanischen Ländern kenne, aber abgesehen davon von der Region keine Ahnung habe?
Wir hatten in der Grundschule 4 Jahre lang ein Fach namens "Heimat- und Sachkunde", das ausschließlich darauf ausgelegt war, den Schülern die eigene Heimat näher zu bringen. Zudem hatten wir in so gut wie allen Fächern immer wieder Themen und Projekte mit Bezug zur Region. In Erdkunde habe ich überhaupt nie etwas über Afrika gelernt. Finde ich schade, hätte mich nämlich interessiert - und wichtig finde ich es auch. Wenn den Schülern nämlich mal irgendwas Vernünftiges über Afrika vermittelt werden würde, müsste ich nicht ständig irgendwas vom "Genozid in Afrika", etc. lesen.
Es ist übrigens ziemlich peinlich, wenn man in Botswana, Namibia und Südafrika feststellen muss, dass die meisten Schulkinder dort sehr viel mehr über Deutschland wissen, als wir über deren Länder.
Tindomerel
Logisches, selbstständiges Denken wird leider in unserem Schulsystem fast vollständig vernachlässigt. Man lernt eine Million Fakten, die man sowieso in einer Woche wieder vergessen hat, aber nicht, sich eine begründete Meinung zu bilden.
Und wie bildet man sich eine Meinung, ohne die Fakten zu kennen? Diese Aussage finde ich paradox.
Tindomerel
Natürlich gibt es mittlerweile auch Lehrer, die mit Schülern diskutieren. Aber leider läuft das oft darauf hinaus, dass Schüler mit anderer Meinung als der Lehrkörper vorgeführt werden und der Lehrer am Ende doch Recht behält.
Die Erfahrung habe ich zum Glück eher selten machen müssen.
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Eine ganze Menge Schüler haben ihre Schulzeit mental überlebt, weil ihnen gute Noten in Musik, Kunst oder Sport das Rückrat gestärkt haben.
Wat den eenen sien Uhl, is den annern sien Nachtigall.
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Gott spielt in meinem Leben keine Rolle.
Er ist der Regisseur.
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Beitrag #37, verfasst am 08.06.2010 | 19:33 Uhr
Tindomerel
Das kann man doch so pauschal auch nicht sagen. Gruppenarbeit ist für manche der Horror schlechthin (ich habs zB gehasst wie die Pest, und die Gruppenarbeit teils strikt verweigert, indem ich hartnäckig eine Gruppe für mich alleine gebildet hab... hat meine Lehrer schier zur Verzweiflung getrieben.) Und dann noch Ganztagsschule, da hat man ja überhaupt keine Zeit mehr für sich alleine und permanent andere Menschen um sich herum, mit denen man dank Gruppenarbeit dann auch noch pausenlos kommunizieren muss... *grusel*
Ne, bei einem solchen System hätte ich wohl aufs Abitur gepfiffen und gemacht, dass ich nach dem erstmöglichen Abschluss von der Schule wegkomme- um dann in eine nicht- gruppenarbeitsbelastete Ausbildung zu gehen. 😒 Gut, ich habe seit jeher eine gewisse... Abneigung gegen Menschen, also vielleicht darf man das nicht als Maßstab nehmen, aber ich seh da auch objektive Nachteile.
- Gruppenarbeit verwischt die Leistungen der einzelnen Schüler. Hat man, sagen wir, eine Gruppe von vier Schülern, so ist doch meist nicht zuverlässig festzustellen, wer den "Löwenanteil" der Arbeit gemacht hat... Typischerweise gibt es in jeder Gruppenkonstellation Schüler, die wesentlich mehr oder weniger beitragen und leisten, als andere. (Woran das im Einzelfall auch immer liegen mag.) Wie will man das genau auseinanderdividieren? Es kommen doch zwangsläufig ungerechte Bewertungen heraus. Entweder bekommen die wenig Leistenden dieselbe Note wie die "Besseren"= unfair, oder aber die "Schlechteren" ziehen die gesamte Gruppe notenmäßig runter...
- Meiner Erfahrung nach wird in der Gruppe meist unterm Strich weniger geleistet als alleine, da unnötig viel diskutiert und debattiert wird, außerdem denkt man: Ach, wenn ich es nicht mache, macht es halt der Christoph.
- Mich überrascht, dass soviele hier die Projektarbeit positiv bewerten. Also ich kann nur von meiner Schulzeit sprechen, aber da wurde so etwas regelmäßig dazu ausgenutzt, wenig zu tun und davon viel. 😉 Da wir bei der Projektarbeit nicht so generalstabsmäßig beobachtet wurden wie im Unterricht, war die Motivation... naja, eher niedrig.
Ich weiß, ihr könnt es nicht mehr hören, aber: Finnland. Die skandinavischen Länder im Allgemeinen. Projekt- statt Frontalunterricht, kleinere Klassen, viel Gruppenarbeit, Ganztagsschule... Dort zur Schule zu gehen muss echt genial sein.
Das kann man doch so pauschal auch nicht sagen. Gruppenarbeit ist für manche der Horror schlechthin (ich habs zB gehasst wie die Pest, und die Gruppenarbeit teils strikt verweigert, indem ich hartnäckig eine Gruppe für mich alleine gebildet hab... hat meine Lehrer schier zur Verzweiflung getrieben.) Und dann noch Ganztagsschule, da hat man ja überhaupt keine Zeit mehr für sich alleine und permanent andere Menschen um sich herum, mit denen man dank Gruppenarbeit dann auch noch pausenlos kommunizieren muss... *grusel*
Ne, bei einem solchen System hätte ich wohl aufs Abitur gepfiffen und gemacht, dass ich nach dem erstmöglichen Abschluss von der Schule wegkomme- um dann in eine nicht- gruppenarbeitsbelastete Ausbildung zu gehen. 😒 Gut, ich habe seit jeher eine gewisse... Abneigung gegen Menschen, also vielleicht darf man das nicht als Maßstab nehmen, aber ich seh da auch objektive Nachteile.
- Gruppenarbeit verwischt die Leistungen der einzelnen Schüler. Hat man, sagen wir, eine Gruppe von vier Schülern, so ist doch meist nicht zuverlässig festzustellen, wer den "Löwenanteil" der Arbeit gemacht hat... Typischerweise gibt es in jeder Gruppenkonstellation Schüler, die wesentlich mehr oder weniger beitragen und leisten, als andere. (Woran das im Einzelfall auch immer liegen mag.) Wie will man das genau auseinanderdividieren? Es kommen doch zwangsläufig ungerechte Bewertungen heraus. Entweder bekommen die wenig Leistenden dieselbe Note wie die "Besseren"= unfair, oder aber die "Schlechteren" ziehen die gesamte Gruppe notenmäßig runter...
- Meiner Erfahrung nach wird in der Gruppe meist unterm Strich weniger geleistet als alleine, da unnötig viel diskutiert und debattiert wird, außerdem denkt man: Ach, wenn ich es nicht mache, macht es halt der Christoph.
- Mich überrascht, dass soviele hier die Projektarbeit positiv bewerten. Also ich kann nur von meiner Schulzeit sprechen, aber da wurde so etwas regelmäßig dazu ausgenutzt, wenig zu tun und davon viel. 😉 Da wir bei der Projektarbeit nicht so generalstabsmäßig beobachtet wurden wie im Unterricht, war die Motivation... naja, eher niedrig.
I'm sick but I'm pretty.
Novanna
Melmoth
Aber genauso wird es doch in die Gesamtschulen gemacht. Es gibt Wahlbereiche zwischen Sport, Musik, Kunst, Naturwissenschaft und Sozialklassen und ich glaube auch Informatik, ab der 7. Klasse. Die Schüler können sich je nach Leistung und Stärke entscheiden, zu welchen Klassen sie gehören möchten und sich in diesem, theoretisch und praktisch vertiefen. Die anderen Bereiche hat man höchstens 3 X 45 Minuten die Woche.
Danach gibt es noch die Wahlmöglichkeit zwischen Französisch, Lateinisch und Spanisch oder Arbeitlehre, wenn man nicht sprachlich begabt ist.
Dann gibt es noch die I und II-Kurse in die wissenschaftliche und Hauptfächer, die man halbjährlich wechseln kann, wenn man je nachdem besser oder schlechter als die anderen ist.
Und nach dem Schulunterricht können die Schüler sich freiwilliger in die AGs anmelden, wo die Lehrer (glaube ich) ihre Freizeit opfern, bis 2 Tage die Woche.
Und dazu noch die Projektwochen und Klassenreise, zu die vielen Feiertage und 2 Tage Wochenende.
Zum Thema Kunst / Sport / Musik kopiere ich mal rüber, was ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe:
Was ich wirklich am Unterricht als solchem auszusetzen habe, ist, sind Noten in Fächern wie Kunst, Sport, Musik. Da fände ich es ideal, solche Fächer entweder nur auf freiwilliger Basis anzubieten (da, wie man hier merkt, ein Ausgleich zum "stumpfen lernen" ja erwünscht ist) oder zumindest ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis herzustellen und beides zu benoten, so dass jemand, der den praktischen Teil von der Motorik her zwangsläufig vermasselt, mit dem Theorieteil noch was retten kann, und jemand, der künstlerisch / sportlich / musikalisch begabt ist, das ebenfalls zur Geltung bringen kann (wer begabt ist und zusätzlich noch gut im Theoretisch, hat dann halt besonderes Glück ;) ).
Um dem Problem vorzubeugen, dass Kinder kaum noch Zeit haben, privat Sport oder Musik zu machen, könnte man im Stundenplan beispielsweise Stunden vorsehen, die für diese Fächer vorgesehen sind - aber mit Wahlmöglichkeit für die Schüler, an welchem davon sie teilnehmen möchten. Würde den Ausgleich zum üblichen Lernen sowie das Ausprobieren solcher Fächer ermöglichen, aber die Noten- und auch Mobbingprobleme vermeiden, die daraus entstehen, wenn Schüler über ihre gesamte Schullaufbahn hinweg mehrere solcher Fächer haben, in denen bei mangelndem Talent so ziemlich jede Mühe vergeblich ist.
Aber genauso wird es doch in die Gesamtschulen gemacht. Es gibt Wahlbereiche zwischen Sport, Musik, Kunst, Naturwissenschaft und Sozialklassen und ich glaube auch Informatik, ab der 7. Klasse. Die Schüler können sich je nach Leistung und Stärke entscheiden, zu welchen Klassen sie gehören möchten und sich in diesem, theoretisch und praktisch vertiefen. Die anderen Bereiche hat man höchstens 3 X 45 Minuten die Woche.
Danach gibt es noch die Wahlmöglichkeit zwischen Französisch, Lateinisch und Spanisch oder Arbeitlehre, wenn man nicht sprachlich begabt ist.
Dann gibt es noch die I und II-Kurse in die wissenschaftliche und Hauptfächer, die man halbjährlich wechseln kann, wenn man je nachdem besser oder schlechter als die anderen ist.
Und nach dem Schulunterricht können die Schüler sich freiwilliger in die AGs anmelden, wo die Lehrer (glaube ich) ihre Freizeit opfern, bis 2 Tage die Woche.
Und dazu noch die Projektwochen und Klassenreise, zu die vielen Feiertage und 2 Tage Wochenende.
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@Annalike: Das wusste ich nicht, dass es dieses System an Gesamtschulen schon gibt, ich kenne es so nicht, zumindest nicht vor der Oberstufe. Die letzten zwei Jahre vorm Abi hat es sich dem allerdings angenähert.
@Bryanna: Mit Gruppenarbeit habe ich auch nur die schlechte Erfahrung gemacht, dass am Ende nach deutlich längerer Arbeitszeit viel weniger heraus kam, als wenn sich jeder einfach ohne großen Organisationsaufwand an die Arbeit gemacht hätte. Und persönlich geht's mir ähnlich, dass ich unter Menschen ziemlich schlecht lerne, weil viel an geistigen Kapazitäten, die sonst für die Aufgabe frei wären, dafür drauf geht, im Kopf Ordnung in dieses Gewusel aus durcheinander redenden Menschen zu bringen. Aber wie dieser Thread zeigt, ist es sehr unterschiedlich, unter welchen Umständen die Leute gut lernen können, von daher halte ich möglichst breitgefächerte Abwechselung zwischen verschiedenen Lernstilen für die fairste Variante. Womöglich hat man die hierzulande sogar: weder soviel Frontalunterricht wie in Frankreich noch soviel Gruppenarbeit wie in Finnland, sondern eine Mischung aus beidem...
@Bryanna: Mit Gruppenarbeit habe ich auch nur die schlechte Erfahrung gemacht, dass am Ende nach deutlich längerer Arbeitszeit viel weniger heraus kam, als wenn sich jeder einfach ohne großen Organisationsaufwand an die Arbeit gemacht hätte. Und persönlich geht's mir ähnlich, dass ich unter Menschen ziemlich schlecht lerne, weil viel an geistigen Kapazitäten, die sonst für die Aufgabe frei wären, dafür drauf geht, im Kopf Ordnung in dieses Gewusel aus durcheinander redenden Menschen zu bringen. Aber wie dieser Thread zeigt, ist es sehr unterschiedlich, unter welchen Umständen die Leute gut lernen können, von daher halte ich möglichst breitgefächerte Abwechselung zwischen verschiedenen Lernstilen für die fairste Variante. Womöglich hat man die hierzulande sogar: weder soviel Frontalunterricht wie in Frankreich noch soviel Gruppenarbeit wie in Finnland, sondern eine Mischung aus beidem...
"Was immer ihr von der Welt sagt: es sind Worte. Das heißt: es ist nicht wahr." - Gustav Landauer
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Beitrag #40, verfasst am 08.06.2010 | 19:53 Uhr
Bryanna
Eigentlich kann ich Projektarbeit nicht ausstehen; ich bin erklärter Einzelkämpfer und Autodidakt 😎
Nichtsdestoweniger halte ich es für sinnvoll, Schüler schon früh an teamorientiertes Arbeiten heranzuführen, denn genau das wird am Arbeitsmarkt mittlerweile verstärkt eingefordert (ob es dort funktioniert, ist eine andere Frage ...).
Mich überrascht, dass soviele hier die Projektarbeit positiv bewerten. Also ich kann nur von meiner Schulzeit sprechen, aber da wurde so etwas regelmäßig dazu ausgenutzt, wenig zu tun und davon viel. 😉Da wir bei der Projektarbeit nicht so generalstabsmäßig beobachtet wurden wie im Unterricht, war die Motivation... naja, eher niedrig.
Eigentlich kann ich Projektarbeit nicht ausstehen; ich bin erklärter Einzelkämpfer und Autodidakt 😎
Nichtsdestoweniger halte ich es für sinnvoll, Schüler schon früh an teamorientiertes Arbeiten heranzuführen, denn genau das wird am Arbeitsmarkt mittlerweile verstärkt eingefordert (ob es dort funktioniert, ist eine andere Frage ...).
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@Melmoth
So sehe ich das eigentlich auch; hierzulande hat man eine Mischung zwischen verschiedenen Stilen (Frontalunterricht, Gruppenarbeit, Projektarbeit, Einzelprojekte) die eigentlich für jeden Typ Mensch etwas bietet. Das ist an und für sich die fairste Variante...
Mich laugt es immer regelrecht aus, mich lange unter vielen Menschen aufhalten zu müssen.
@Lady
Kommt drauf an, für welchen Beruf man sich entscheidet. Es gibt auch durchaus Berufe, wo man von Teamarbeit weitgehend verschont bleibt bzw. sich auch auf Stellen bewerben kann, die keine oder kaum Teamarbeit beinhalten. Deswegen hab ich mich fürs Jurastudium entschieden... im kompletten Studium kein einziges Gruppenprojekt erlebt, ist ein reines Einzelkämpferstudium. 😉 Möglicherweise laufen die Teamarbeiten auf dem beruflichen Sektor aber auch völlig anders ab als in der Schule... wahrscheinlich fehlen da schonmal die absoluten Null- Bock- Kandidaten, die nur ihre Zeit absitzen und die man in der Schule naturgemäß zuhauf hat.
So sehe ich das eigentlich auch; hierzulande hat man eine Mischung zwischen verschiedenen Stilen (Frontalunterricht, Gruppenarbeit, Projektarbeit, Einzelprojekte) die eigentlich für jeden Typ Mensch etwas bietet. Das ist an und für sich die fairste Variante...
Mich laugt es immer regelrecht aus, mich lange unter vielen Menschen aufhalten zu müssen.
@Lady
Kommt drauf an, für welchen Beruf man sich entscheidet. Es gibt auch durchaus Berufe, wo man von Teamarbeit weitgehend verschont bleibt bzw. sich auch auf Stellen bewerben kann, die keine oder kaum Teamarbeit beinhalten. Deswegen hab ich mich fürs Jurastudium entschieden... im kompletten Studium kein einziges Gruppenprojekt erlebt, ist ein reines Einzelkämpferstudium. 😉 Möglicherweise laufen die Teamarbeiten auf dem beruflichen Sektor aber auch völlig anders ab als in der Schule... wahrscheinlich fehlen da schonmal die absoluten Null- Bock- Kandidaten, die nur ihre Zeit absitzen und die man in der Schule naturgemäß zuhauf hat.
I'm sick but I'm pretty.
zeilenakrobatik
Beitrag #42, verfasst am 08.06.2010 | 20:11 Uhr
Zuletzt hat mir Schule wirklich "Spaß" gemacht, da an der Schule sehr viel Wert auf die Unterrichtsgestaltung gelegt wurde - nicht nur im Kurssystem der Oberstufe.
Frontalunterricht? Hatte ich die letzten vier Schuljahre fast überhaupt nicht mehr - Gruppenarbeit, Diskussionsrunden, Debattieren, Projektarbeit, Referate usw. waren absoluter Standard, - nur in absoluten Ausnahmefällen wurde überhaupt noch die Einzelarbeit vorgezogen oder gar "frontal" unterrichtet.
Für mich war es teilweise ermüdend, da die Lerngruppen ja bewusst heterogen "zusammengewürfelt" wurden. Da gehen schon auch einige Nerven flöten, - in ständiger Diskussion zu sein oder erklären zu müssen, ist nicht immer "sinnvoll" ...auch wenn alle das "alte" Schulsystem verschreien. Ich hätte mir einfach gerne gewünscht, dass der Einzelne und nicht die Gruppe im Mittelpunkt gestanden hätte.
Nicht zuletzt sogar, weil mich "Gemeinschaftsklausuren" (Ja! Richtig! Das sind Klausuren, die in Gruppenarbeit geschrieben werden! Und jeder der Gruppenmitglieder bekommt tatsächlich auch die GLEICHE Benotung, egal, wie viel er zum Ergebnis beigetragen hat!) als Versuchskaninchen in den Wahnsinn getrieben haben.
Da lobe ich mir merhstündige Klausuren, in denen ich einzig und allein meine eigenen Gedanken bündeln muss - denn in der lieben Leistungsgesellschaft zählt es herzlich wenig, dass ich meinem Nebenmann immerhin zu einer befriedigenden Note in Biologie verhelfen konnte, wenn dadurch mein eigenes Potential nicht genutzt werden kann.
Ich bewerbe mich ja auch nicht mit dem Notendurchschnitt meines Banknachbarn an meiner Traumuni, sondern mit meinem eigenen und den sollte ich mir selbst erarbeitet haben.
Daher befürworte ich sogar den Frontalunterricht und die klassische Einzelarbeit.
Nicht zuletzt, weil ich sehe, welche Dinge man sich durch das "Einbimsen" wirklich noch nach so und so vielen Jahren merken kann. Meine Eltern hatten ein straffes Schulprogramm, aber trotz dass sie "aus der Übung" sind, wissen die trotzdem noch jede Menge vom regulären Schulstoff.
Heute weiß man ja nicht mal mehr, welches Schullektüre man in welchem Halbjahr gelesen hat und sämtliche "Fachbegriffe" sind spätestens nach der Klausur auch wieder aus dem Gedächtnis gelöscht, .... - nicht die Unterrichtsform sollte geändert werden, sondern der Inhalt (meiner Meinung nach)
Frontalunterricht? Hatte ich die letzten vier Schuljahre fast überhaupt nicht mehr - Gruppenarbeit, Diskussionsrunden, Debattieren, Projektarbeit, Referate usw. waren absoluter Standard, - nur in absoluten Ausnahmefällen wurde überhaupt noch die Einzelarbeit vorgezogen oder gar "frontal" unterrichtet.
Für mich war es teilweise ermüdend, da die Lerngruppen ja bewusst heterogen "zusammengewürfelt" wurden. Da gehen schon auch einige Nerven flöten, - in ständiger Diskussion zu sein oder erklären zu müssen, ist nicht immer "sinnvoll" ...auch wenn alle das "alte" Schulsystem verschreien. Ich hätte mir einfach gerne gewünscht, dass der Einzelne und nicht die Gruppe im Mittelpunkt gestanden hätte.
Nicht zuletzt sogar, weil mich "Gemeinschaftsklausuren" (Ja! Richtig! Das sind Klausuren, die in Gruppenarbeit geschrieben werden! Und jeder der Gruppenmitglieder bekommt tatsächlich auch die GLEICHE Benotung, egal, wie viel er zum Ergebnis beigetragen hat!) als Versuchskaninchen in den Wahnsinn getrieben haben.
Da lobe ich mir merhstündige Klausuren, in denen ich einzig und allein meine eigenen Gedanken bündeln muss - denn in der lieben Leistungsgesellschaft zählt es herzlich wenig, dass ich meinem Nebenmann immerhin zu einer befriedigenden Note in Biologie verhelfen konnte, wenn dadurch mein eigenes Potential nicht genutzt werden kann.
Ich bewerbe mich ja auch nicht mit dem Notendurchschnitt meines Banknachbarn an meiner Traumuni, sondern mit meinem eigenen und den sollte ich mir selbst erarbeitet haben.
Daher befürworte ich sogar den Frontalunterricht und die klassische Einzelarbeit.
Nicht zuletzt, weil ich sehe, welche Dinge man sich durch das "Einbimsen" wirklich noch nach so und so vielen Jahren merken kann. Meine Eltern hatten ein straffes Schulprogramm, aber trotz dass sie "aus der Übung" sind, wissen die trotzdem noch jede Menge vom regulären Schulstoff.
Heute weiß man ja nicht mal mehr, welches Schullektüre man in welchem Halbjahr gelesen hat und sämtliche "Fachbegriffe" sind spätestens nach der Klausur auch wieder aus dem Gedächtnis gelöscht, .... - nicht die Unterrichtsform sollte geändert werden, sondern der Inhalt (meiner Meinung nach)
Novanna
Beitrag #43, verfasst am 08.06.2010 | 20:13 Uhr
LadyOfTheSilent
Yeah, erklärter Einzelkämpfer, begeisterter Einzelgänger und unverbesserlicher Einsiedler.
Eigentlich kann ich Projektarbeit nicht ausstehen; ich bin erklärter Einzelkämpfer und Autodidakt 😎
Yeah, erklärter Einzelkämpfer, begeisterter Einzelgänger und unverbesserlicher Einsiedler.
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Schreibwerkstättler
Beitrag #44, verfasst am 08.06.2010 | 20:16 Uhr
Bryanna
Ich kann dich verstehen, mir ging es (vor allem auf der Realschule) genauso. Das lag aber eher an meinem Stand in der Klasse - ich hatte einfach die Schnauze voll davon, am Ende immer übrig zu bleiben. Das ändert aber nichts daran, dass ich Gruppenarbeit grundsätzlich pädagogisch wertvoller finde als Frontalunterricht 😉
Bryanna
Ich verstehe, was du meinst, das war bei uns auch immer ein Problem. Wir hatten einen Lehrer, bei dem sehr viel Gruppenarbeit gemacht wurde, der das Ganze dann folgendermaßen gelöst hat: Es gab eine Note, die alle Leistungen berücksichtigte, die die Gruppe geliefert hat und die Schüler konnten, wenn sie wollten, die Note dann aufteilen. Also, wenn eine Gruppe von drei Leuten als Note eine zwei hatte, zwei aber die ganze arbeit gemacht haben und einer gar nix, dann konnten wir uns so einigen, dass zwei eine eins bekommen haben und einer eine vier. Kommt im Mittel auch zwei raus, ist aber weit gerechter. Gut, man muss dazu vielleicht auch sagen, dass ich auf einer Mittelschule mit alternativpädagogischem Konzept war (nein, weder Waldorf noch Montessori, sondern staatlich) und es da die Fähigkeit zur realistische Einschätzung der eigenen Arbeit gab. Zudem wir nur einzügig waren und die Lehrer die Schüler schon dahingehend kannten, dass sie einschätzen konnten, wer arbeitet und wer sich ausruht.
Bryanna
Und wenn der Christoph da nicht mitspielt? Einmal war ich auch ein Christoph - auf dem Gymnasium dann - und das auch nur, weil es um mein heißgeliebtes Fach Geschichte ging. Und danach nie wieder, als ich sah, dass die zwei anderen für meine schlaflose Nacht ebenfalls eine gute Note bekamen. Also: Der Christoph sagt dann vermutlich "Das macht ihr mal schön selber".
Ich finde Gruppenarbeit gut, weil da im Idealfall viele Ideen und Sichtweisen zusammenkommen. Außerdem ist Diskussion sowieso etwas, was im Unterricht viel mehr gefördert werden sollte.
Bryanna
Das ist aber eher ein Mentalitätsproblem, das habe ich auch auf dem Gymnasium gesehen. Ich meine, ich bin ein Aufschieber und sowieso eine furchtbar faule Socke, aber verglichen mit meinem Klassenkameraden war ich bei der Gruppenarbeit immer hochmotiviert 😉 Wenn man von der Grundschule an lernt, dass das Ergebnis wichtig ist und nicht die Ausreden, warum es jetzt nicht so toll geworden ist, nimmt man die ganze Sache doch ein Stück ernster. Auf der Realschule kam dann schon eher ein "Können wir jetzt mal bitte anfangen??", wo es auf dem Gymnasium hieß "Aaach, das machen wir morgen".
Das kann man doch so pauschal auch nicht sagen. Gruppenarbeit ist für manche der Horror schlechthin (ich habs zB gehasst wie die Pest, und die Gruppenarbeit teils strikt verweigert, indem ich hartnäckig eine Gruppe für mich alleine gebildet hab... hat meine Lehrer schier zur Verzweiflung getrieben.) Und dann noch Ganztagsschule, da hat man ja überhaupt keine Zeit mehr für sich alleine und permanent andere Menschen um sich herum, mit denen man dank Gruppenarbeit dann auch noch pausenlos kommunizieren muss... *grusel*
Ich kann dich verstehen, mir ging es (vor allem auf der Realschule) genauso. Das lag aber eher an meinem Stand in der Klasse - ich hatte einfach die Schnauze voll davon, am Ende immer übrig zu bleiben. Das ändert aber nichts daran, dass ich Gruppenarbeit grundsätzlich pädagogisch wertvoller finde als Frontalunterricht 😉
Bryanna
- Gruppenarbeit verwischt die Leistungen der einzelnen Schüler. Hat man, sagen wir, eine Gruppe von vier Schülern, so ist doch meist nicht zuverlässig festzustellen, wer den "Löwenanteil" der Arbeit gemacht hat... Typischerweise gibt es in jeder Gruppenkonstellation Schüler, die wesentlich mehr oder weniger beitragen und leisten, als andere. (Woran das im Einzelfall auch immer liegen mag.) Wie will man das genau auseinanderdividieren? Es kommen doch zwangsläufig ungerechte Bewertungen heraus. Entweder bekommen die wenig Leistenden dieselbe Note wie die "Besseren"= unfair, oder aber die "Schlechteren" ziehen die gesamte Gruppe notenmäßig runter...
Ich verstehe, was du meinst, das war bei uns auch immer ein Problem. Wir hatten einen Lehrer, bei dem sehr viel Gruppenarbeit gemacht wurde, der das Ganze dann folgendermaßen gelöst hat: Es gab eine Note, die alle Leistungen berücksichtigte, die die Gruppe geliefert hat und die Schüler konnten, wenn sie wollten, die Note dann aufteilen. Also, wenn eine Gruppe von drei Leuten als Note eine zwei hatte, zwei aber die ganze arbeit gemacht haben und einer gar nix, dann konnten wir uns so einigen, dass zwei eine eins bekommen haben und einer eine vier. Kommt im Mittel auch zwei raus, ist aber weit gerechter. Gut, man muss dazu vielleicht auch sagen, dass ich auf einer Mittelschule mit alternativpädagogischem Konzept war (nein, weder Waldorf noch Montessori, sondern staatlich) und es da die Fähigkeit zur realistische Einschätzung der eigenen Arbeit gab. Zudem wir nur einzügig waren und die Lehrer die Schüler schon dahingehend kannten, dass sie einschätzen konnten, wer arbeitet und wer sich ausruht.
Bryanna
- Meiner Erfahrung nach wird in der Gruppe meist unterm Strich weniger geleistet als alleine, da unnötig viel diskutiert und debattiert wird, außerdem denkt man: Ach, wenn ich es nicht mache, macht es halt der Christoph.
Und wenn der Christoph da nicht mitspielt? Einmal war ich auch ein Christoph - auf dem Gymnasium dann - und das auch nur, weil es um mein heißgeliebtes Fach Geschichte ging. Und danach nie wieder, als ich sah, dass die zwei anderen für meine schlaflose Nacht ebenfalls eine gute Note bekamen. Also: Der Christoph sagt dann vermutlich "Das macht ihr mal schön selber".
Ich finde Gruppenarbeit gut, weil da im Idealfall viele Ideen und Sichtweisen zusammenkommen. Außerdem ist Diskussion sowieso etwas, was im Unterricht viel mehr gefördert werden sollte.
Bryanna
- Mich überrascht, dass soviele hier die Projektarbeit positiv bewerten. Also ich kann nur von meiner Schulzeit sprechen, aber da wurde so etwas regelmäßig dazu ausgenutzt, wenig zu tun und davon viel. 😉Da wir bei der Projektarbeit nicht so generalstabsmäßig beobachtet wurden wie im Unterricht, war die Motivation... naja, eher niedrig.
Das ist aber eher ein Mentalitätsproblem, das habe ich auch auf dem Gymnasium gesehen. Ich meine, ich bin ein Aufschieber und sowieso eine furchtbar faule Socke, aber verglichen mit meinem Klassenkameraden war ich bei der Gruppenarbeit immer hochmotiviert 😉 Wenn man von der Grundschule an lernt, dass das Ergebnis wichtig ist und nicht die Ausreden, warum es jetzt nicht so toll geworden ist, nimmt man die ganze Sache doch ein Stück ernster. Auf der Realschule kam dann schon eher ein "Können wir jetzt mal bitte anfangen??", wo es auf dem Gymnasium hieß "Aaach, das machen wir morgen".
Im Namen des Wahnsinns, Sie sind verhaftet!
Beiträge: 10777
Rang: Literaturgott
Beitrag #45, verfasst am 08.06.2010 | 21:36 Uhr
Tindomerel
Das hat funktioniert? Bei uns wurde immer sofort Zeter und Mordio geschrien, wenn ein Gruppenmitglied auch nur angedeutet hat, dass ein anderes aber vergleichsweise wenig gemacht hätte... Im Endeffekt war für die Lehrer auch nicht wirklich feststellbar, wer dann die Wahrheit sagte und es mündete in Endlosstreitereien, so dass eben grundsätzlich für die gesamte Gruppe "Pauschalnoten" vergeben wurden. Aber gut, wir waren auch ein stinknormales Gymnasium ohne besonderes pädagogisches Konzept; vielleicht fehlte den Lehrern da auch ein wenig das Know- How.
Tindomerel
Siehe oben, das kam bei uns für "Christoph" nicht infrage; da dieser dann ja auch eine schlechte Note bekam. 😉 Es gab mehrere "Christophs", denen an guten Noten gelegen war. Die konnten also entweder zähneknirschend für die anderen mitarbeiten, oder ebenfalls eine schlechte Note kassieren.
Scheinbar ist es auch stark von der konkreten Schule/den Lehrkräften abhängig, was man aus Gruppenarbeit machen kann.
Ich verstehe, was du meinst, das war bei uns auch immer ein Problem. Wir hatten einen Lehrer, bei dem sehr viel Gruppenarbeit gemacht wurde, der das Ganze dann folgendermaßen gelöst hat: Es gab eine Note, die alle Leistungen berücksichtigte, die die Gruppe geliefert hat und die Schüler konnten, wenn sie wollten, die Note dann aufteilen. Also, wenn eine Gruppe von drei Leuten als Note eine zwei hatte, zwei aber die ganze arbeit gemacht haben und einer gar nix, dann konnten wir uns so einigen, dass zwei eine eins bekommen haben und einer eine vier. Kommt im Mittel auch zwei raus, ist aber weit gerechter.
Das hat funktioniert? Bei uns wurde immer sofort Zeter und Mordio geschrien, wenn ein Gruppenmitglied auch nur angedeutet hat, dass ein anderes aber vergleichsweise wenig gemacht hätte... Im Endeffekt war für die Lehrer auch nicht wirklich feststellbar, wer dann die Wahrheit sagte und es mündete in Endlosstreitereien, so dass eben grundsätzlich für die gesamte Gruppe "Pauschalnoten" vergeben wurden. Aber gut, wir waren auch ein stinknormales Gymnasium ohne besonderes pädagogisches Konzept; vielleicht fehlte den Lehrern da auch ein wenig das Know- How.
Tindomerel
Und wenn der Christoph da nicht mitspielt? Einmal war ich auch ein Christoph - auf dem Gymnasium dann - und das auch nur, weil es um mein heißgeliebtes Fach Geschichte ging. Und danach nie wieder, als ich sah, dass die zwei anderen für meine schlaflose Nacht ebenfalls eine gute Note bekamen. Also: Der Christoph sagt dann vermutlich "Das macht ihr mal schön selber".
Siehe oben, das kam bei uns für "Christoph" nicht infrage; da dieser dann ja auch eine schlechte Note bekam. 😉 Es gab mehrere "Christophs", denen an guten Noten gelegen war. Die konnten also entweder zähneknirschend für die anderen mitarbeiten, oder ebenfalls eine schlechte Note kassieren.
Scheinbar ist es auch stark von der konkreten Schule/den Lehrkräften abhängig, was man aus Gruppenarbeit machen kann.
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Schreibwerkstättler
@Bryanna:
Bryanna
Ja, den Effekt kenne ich auch. Ein für die meisten "normales" Maß an sozialer Interaktion - wie eben zum Beispiel bei einer Gruppenarbeit erforderlich - ist bei mir nach sehr kurzer Zeit "Überdosis". Die für die meisten ebenfalls normale Masse an Sinneswahrnehmung genauso. Ein Aufenthalt auf einer sehr belebten Straße mit viel Gewusel, Lärm, Durcheinander, vielleicht noch gerade grellem Licht dazu, reicht bei mir manchmal, dass ich vor Wahrnehmungschaos die Orientierung verliere. Volle Klassen und noch überfülltere Schulhöfe waren dementsprechend eins der Übel meiner Schulzeit. Aber das sind halt alles Schwierigkeiten, für die das Schulsystem nichts kann. So ätzend sie sind und so froh auch ich war, als ich das alles endlich hinter mir hatte.
Gruppenarbeiten kenne ich auch nur so, dass entweder der Großteil keinen Bock hat und die Arbeit in Wirklichkeit von ein, zwei Leuten gemacht wird, oder aber dass zwar alle motiviert sind, es dann aber völlig unmöglich wird, die Vorstellungen von allen so schnell unter einen Hut zu bekommen, dass noch genug Zeit zur Lösung der eigentlichen Aufgabe bleibt. Manchmal musste man geradezu froh sein, wenn die meisten zu uninteressiert waren, um sich zu beteiligen, dann hatte man zwar mehr Arbeit, aber es wurde wenigstens fertig, weil man schnell damit anfangen konnte, und einem blieb so die Peinlichkeit erspart, bei der Präsentation sagen zu müssen: "Tja, zu mehr sind wir leider nicht gekommen. Die Diskussionen haben etwas länger gedauert..."
Diskutieren im Unterricht ist eine feine Sache. Aber wenn es ums Lösen einer konkreten Aufgabe in einer vorgegebenen Zeit geht, halte ich es für am effektivsten, wenn jeder einfach macht.
Bryanna
So sehe ich das eigentlich auch; hierzulande hat man eine Mischung zwischen verschiedenen Stilen (Frontalunterricht, Gruppenarbeit, Projektarbeit, Einzelprojekte) die eigentlich für jeden Typ Mensch etwas bietet. Das ist an und für sich die fairste Variante...
Mich laugt es immer regelrecht aus, mich lange unter vielen Menschen aufhalten zu müssen.
Ja, den Effekt kenne ich auch. Ein für die meisten "normales" Maß an sozialer Interaktion - wie eben zum Beispiel bei einer Gruppenarbeit erforderlich - ist bei mir nach sehr kurzer Zeit "Überdosis". Die für die meisten ebenfalls normale Masse an Sinneswahrnehmung genauso. Ein Aufenthalt auf einer sehr belebten Straße mit viel Gewusel, Lärm, Durcheinander, vielleicht noch gerade grellem Licht dazu, reicht bei mir manchmal, dass ich vor Wahrnehmungschaos die Orientierung verliere. Volle Klassen und noch überfülltere Schulhöfe waren dementsprechend eins der Übel meiner Schulzeit. Aber das sind halt alles Schwierigkeiten, für die das Schulsystem nichts kann. So ätzend sie sind und so froh auch ich war, als ich das alles endlich hinter mir hatte.
Gruppenarbeiten kenne ich auch nur so, dass entweder der Großteil keinen Bock hat und die Arbeit in Wirklichkeit von ein, zwei Leuten gemacht wird, oder aber dass zwar alle motiviert sind, es dann aber völlig unmöglich wird, die Vorstellungen von allen so schnell unter einen Hut zu bekommen, dass noch genug Zeit zur Lösung der eigentlichen Aufgabe bleibt. Manchmal musste man geradezu froh sein, wenn die meisten zu uninteressiert waren, um sich zu beteiligen, dann hatte man zwar mehr Arbeit, aber es wurde wenigstens fertig, weil man schnell damit anfangen konnte, und einem blieb so die Peinlichkeit erspart, bei der Präsentation sagen zu müssen: "Tja, zu mehr sind wir leider nicht gekommen. Die Diskussionen haben etwas länger gedauert..."
Diskutieren im Unterricht ist eine feine Sache. Aber wenn es ums Lösen einer konkreten Aufgabe in einer vorgegebenen Zeit geht, halte ich es für am effektivsten, wenn jeder einfach macht.
"Was immer ihr von der Welt sagt: es sind Worte. Das heißt: es ist nicht wahr." - Gustav Landauer
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Beitrag #47, verfasst am 08.06.2010 | 22:05 Uhr
Melmoth
Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich feststellen kann: Es geht tatsächlich noch anderen wie mir. *staun* Normalerweise werde ich aufgrund dieses Problems immer für sonderbar, verrückt und unsozial erklärt. 😮 So konnte zB keiner meiner Kommilitonen verstehen, dass ich es als Einzige vorzog, 35 km von der Unistadt entfernt auf dem platten Land zu wohnen, weil ich die Stadt mit ihrem Menschen-, Geräusch-, und Geruchswirrwarr nicht ertrage. Und Licht mag ich grundsätzlich nicht besonders, je heller, greller und wärmer, desto schlimmer...
Ja, den Effekt kenne ich auch. Ein für die meisten "normales" Maß an sozialer Interaktion - wie eben zum Beispiel bei einer Gruppenarbeit erforderlich - ist bei mir nach sehr kurzer Zeit "Überdosis". Die für die meisten ebenfalls normale Masse an Sinneswahrnehmung genauso. Ein Aufenthalt auf einer sehr belebten Straße mit viel Gewusel, Lärm, Durcheinander, vielleicht noch gerade grellem Licht dazu, reicht bei mir manchmal, dass ich vor Wahrnehmungschaos die Orientierung verliere. Volle Klassen und noch überfülltere Schulhöfe waren dementsprechend eins der Übel meiner Schulzeit. Aber das sind halt alles Schwierigkeiten, für die das Schulsystem nichts kann. So ätzend sie sind und so froh auch ich war, als ich das alles endlich hinter mir hatte.
Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich feststellen kann: Es geht tatsächlich noch anderen wie mir. *staun* Normalerweise werde ich aufgrund dieses Problems immer für sonderbar, verrückt und unsozial erklärt. 😮 So konnte zB keiner meiner Kommilitonen verstehen, dass ich es als Einzige vorzog, 35 km von der Unistadt entfernt auf dem platten Land zu wohnen, weil ich die Stadt mit ihrem Menschen-, Geräusch-, und Geruchswirrwarr nicht ertrage. Und Licht mag ich grundsätzlich nicht besonders, je heller, greller und wärmer, desto schlimmer...
I'm sick but I'm pretty.
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Bryanna
@Bryanna: Dann bin ich genauso verrückt. Ich mag es auch lieber ruhiger. Mitten in der Stadt möchte ich nicht wohnen, ich ziehe meinen ruhigen Vorort vor. Aber ich bin damit früher auch oft auf Unverständnis gestoßen.
Konnte keiner verstehen, warum ich zum Beispiel so gut wie nie Lust hatte, in eine überfüllte Disko mit ohrenbetäubender Musik (die mir meistens nicht mal gefiel) oder nie Abends auf eine Kirmes möchte, was daran liegt, dass sich dann die Menschenmassen drängen und man nur noch vorwärts geschoben wird. Und sich nichts mehr in Ruhe anschauen kann.
Aber vielen Menschen scheint genau das großen Spaß zu machen und ich kenne viele, die sich in einem vollgestopften, lauten Raum oder einer großen Menschenmasse wohl fühlen.
Bei Gruppenarbeit, früher in der Schule, kam es bei mir sehr auf die anderen Gruppenmitglieder und mein Verhältnis zu ihnen an. Die Chemie sollte da schon stimmen.
MelmothSo konnte zB keiner meiner Kommilitonen verstehen, dass ich es als Einzige vorzog, 35 km von der Unistadt entfernt auf dem platten Land zu wohnen, weil ich die Stadt mit ihrem Menschen-, Geräusch-, und Geruchswirrwarr nicht ertrage. Und Licht mag ich grundsätzlich nicht besonders, je heller, greller und wärmer, desto schlimmer...
Ja, den Effekt kenne ich auch. Ein für die meisten "normales" Maß an sozialer Interaktion - wie eben zum Beispiel bei einer Gruppenarbeit erforderlich - ist bei mir nach sehr kurzer Zeit "Überdosis". Die für die meisten ebenfalls normale Masse an Sinneswahrnehmung genauso. Ein Aufenthalt auf einer sehr belebten Straße mit viel Gewusel, Lärm, Durcheinander, vielleicht noch gerade grellem Licht dazu, reicht bei mir manchmal, dass ich vor Wahrnehmungschaos die Orientierung verliere. Volle Klassen und noch überfülltere Schulhöfe waren dementsprechend eins der Übel meiner Schulzeit. Aber das sind halt alles Schwierigkeiten, für die das Schulsystem nichts kann. So ätzend sie sind und so froh auch ich war, als ich das alles endlich hinter mir hatte.
Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich feststellen kann: Es geht tatsächlich noch anderen wie mir. *staun* Normalerweise werde ich aufgrund dieses Problems immer für sonderbar, verrückt und unsozial erklärt. 😮
@Bryanna: Dann bin ich genauso verrückt. Ich mag es auch lieber ruhiger. Mitten in der Stadt möchte ich nicht wohnen, ich ziehe meinen ruhigen Vorort vor. Aber ich bin damit früher auch oft auf Unverständnis gestoßen.
Konnte keiner verstehen, warum ich zum Beispiel so gut wie nie Lust hatte, in eine überfüllte Disko mit ohrenbetäubender Musik (die mir meistens nicht mal gefiel) oder nie Abends auf eine Kirmes möchte, was daran liegt, dass sich dann die Menschenmassen drängen und man nur noch vorwärts geschoben wird. Und sich nichts mehr in Ruhe anschauen kann.
Aber vielen Menschen scheint genau das großen Spaß zu machen und ich kenne viele, die sich in einem vollgestopften, lauten Raum oder einer großen Menschenmasse wohl fühlen.
Bei Gruppenarbeit, früher in der Schule, kam es bei mir sehr auf die anderen Gruppenmitglieder und mein Verhältnis zu ihnen an. Die Chemie sollte da schon stimmen.
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Rang: Literaturgott
Beitrag #49, verfasst am 08.06.2010 | 22:23 Uhr
Ja, ich auch... Je lauter und je näher an der nächsten Studentenkneipe/Vergnügungsmeile, umso besser... 😣 Ne, also für mich ist das so überhaupt nichts und wenn man mich mal zu sowas wie Disco, Festival, LARP oder ähnlichem breitschlagen kann, hab ich danach immer den Drang, ewig lang zu duschen. 😄 Irgendwie kommts mir immer vor, als würden sich da alle möglichen fremden Gerüche etc an einem ablagern. Aber ich hab auch eine milde Bakterienphobie...
I'm sick but I'm pretty.
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Beitrag #50, verfasst am 08.06.2010 | 22:37 Uhr
Mit Gruppenarbeit habe ich auch nicht sonderlich gute Erfahrungen gemacht. Kann mich da den bisherigen Beiträgen eigentlich nur anschließen. Für den Lehrer war es einfach nicht möglich, alle Gruppen gleichzeitig im Auge zu behalten und 90 Prozent meiner Gruppenarbeiten bestand daraus, dass rumgesessen und die Zeit vertrödelt wurde. Und man muss dazu sagen, dass es in vielen Fällen auch einfach daran lag, dass die Leute sich "zu cool" für richtiges Arbeiten waren.
Und das ist meiner Meinung nach auch eines der Hauptprobleme - gerade in so Fächern wie Kunst oder Sport, aber auch in allen anderen. Meiner Meinung nach müsste der Arbeitsaufwand viel höher gewürdigt werden.
Das ist mit Sicherheit eine sehr idealistische Ansicht und vielleicht nur schwer umzusetzen, aber man kann es sich ja trotzdem vornehmen^^
Die Sache ist einfach: Es sind unterschiedliche Voraussetzungen gegeben und jeder kann etwas anderes gut. Nur heutzutage ist es von Seiten der meisten Schüler einfach nur noch ätzend: Es wird sich darüber lustig gemacht, wenn jemand etwas nicht kann. Und wenn jemand etwas wirklich gut kann, greift der Neid und die Person wird als Streber verschrieen. Das ist ein sehr viel größeres Schülerproblem als ein Unterrichtsstil- oder Lehrerproblem.
Nichtsdestotrotz kann man das gerade in einem Fach wie Sport ausgleichen - was dann natürlich wieder am Lehrer liegt. Ich hatte sehr unterschiedliche Sportlehrer. Einen, der nur auf die gelaufenen Zeiten und die geworfenen Körbe guckte. Und auf der anderen Seite dann einen, der wirklich den Einsatz honoriert hat, den man gebracht hat.
Dazu muss ich sagen, dass an meiner Schule ganz und gar nicht die Aussage "ab Mittelstufe nur noch Mannschaftssport" gegriffen hat. Die Ballsportarten haben sich von der 5 bis zur 10 immer phasenweise abgewechselt und parallel musste man immer Leichtathletik oder Geräteturnen machen (je nach Jahreszeit). In der Oberstufe änderte sich das dann in ein Kurswahlsystem, wo man sich seine zwei Schwerpunkte aussuchen konnte - aber es musste immer einer eine Ballsportart und der andere entweder Leichtathletik oder Geräteturnen sein.
Und ich hab die letzteren beiden gehasst. Das konnte ich absolut gar nicht und hab da auch jedes Mal ziemlich versagt. Ausgleichen konnte ich es jedoch mit den Ballsportarten. Da wurde dann nämlich tatsächlich auch der Einsatz bewertet. Es kam nicht nur darauf an, wie viele Körbe man beispielsweise geworfen hat, sondern auch darauf, ob man wie eine Blöde übers Feld gehetzt ist und versucht hat, doch noch einen Ball zu bekommen.
Ein anderer Motivationspunkt war auch, dass die Note um einen Leistungspunkt angehoben wurde, wenn man immer anwesend war.
Und die Sache mit dem Mannschaftenwählen hatte einer meiner Sportlehrer auch ganz elegant gelöst. In der Oberstufe, als ich dann den Leichtathletik-Volleyball-Kurs hatte, hat er unseren Kurs selbst in vier Mannschaften eingeteilt. In der Konstellation haben wir ein paar Wochen gespielt, dann hat er neu gemischt.
Es gibt also einige Ansätze, um den Sportunterricht nicht ganz so furchtbar ausarten zu lassen wie es an vielen Stellen geschieht. Ich sehe die Problematik, dass Sportunterricht oft ganz und gar nicht schön für die Schüler ist, aber das liegt ja nicht am Phänomen Sportunterricht an sich, sondern am Konzept und vor allem an der Durchsetzungsfähigkeit des Lehrers.
Was dann auch den Bogen zum Unterrichtsstil schließt. Für mich ist Frontalunterricht immer noch eine der besten Methoden. Denn Frontalunterricht heißt doch nicht nur, dass der Lehrer vorne steht und einen Vortrag hält, oder? Ich fasse den Begriff eher als "Unterrichtsgespräch" auf. Und gerade das regt zum Nachdenken und Meinungsbilden an, da es in gewissem Sinne eine Gruppendiskussion ist.
Und ich bin auch in den wenigsten Fächern mit sturem Auswendiglernen konfrontiert worden, wenn ich jetzt so zurückdenke. In Fächern wie Mathe oder Bio ging es - nachdem man die Formeln oder ... "Bestandteile" gelernt hatte - eigentlich immer ums Anwenden und darum, wie genau etwas denn nun funktioniert.
In Geschichte musste ich kaum Daten ausweniglernen. Es ging eigentlich immer um die Ursprung-Anlass-Folgen-Masche.
Und Fächer wie Deutsch oder Philosophie sind prädestiniert für Meinungsbildung und Diskussionen - eben weil es so gut wie nie eine universell gültige Lösung gibt (mal davon abgesehen, dass man sich um Kommaregeln streitet - obwohl man ja selbst da manchmal vor Ungereimtheiten steht und nur noch den Kopf schütteln kann).
Wo ich wirklich lernen musste, waren die Sprachen: Vokabeln, Grammatik. Da lässt es sich einfach nicht vermeiden.
Also muss ich rückblickend sagen, dass es gut war, so ein breites Fächerangebot zu haben. Bis zur Oberstufe war man gezwungen, alles mal ansatzweise zu machen. Vieles davon war einfach nur ätzend, ja. Aber man muss ja auch erst mal die Gelegenheit bekommen herauszufinden, dass es ätzend ist. Und in der Oberstufe (oder zum Teil auch schon früher) kann man es dann abwählen und sich seine eigenen Schwerpunkte suchen. Das finde ich als System eigentlich ziemlich clever und ich würde viele Fächer auf keinen Fall einfach vom Lehrplan streichen.
Und das ist meiner Meinung nach auch eines der Hauptprobleme - gerade in so Fächern wie Kunst oder Sport, aber auch in allen anderen. Meiner Meinung nach müsste der Arbeitsaufwand viel höher gewürdigt werden.
Das ist mit Sicherheit eine sehr idealistische Ansicht und vielleicht nur schwer umzusetzen, aber man kann es sich ja trotzdem vornehmen^^
Die Sache ist einfach: Es sind unterschiedliche Voraussetzungen gegeben und jeder kann etwas anderes gut. Nur heutzutage ist es von Seiten der meisten Schüler einfach nur noch ätzend: Es wird sich darüber lustig gemacht, wenn jemand etwas nicht kann. Und wenn jemand etwas wirklich gut kann, greift der Neid und die Person wird als Streber verschrieen. Das ist ein sehr viel größeres Schülerproblem als ein Unterrichtsstil- oder Lehrerproblem.
Nichtsdestotrotz kann man das gerade in einem Fach wie Sport ausgleichen - was dann natürlich wieder am Lehrer liegt. Ich hatte sehr unterschiedliche Sportlehrer. Einen, der nur auf die gelaufenen Zeiten und die geworfenen Körbe guckte. Und auf der anderen Seite dann einen, der wirklich den Einsatz honoriert hat, den man gebracht hat.
Dazu muss ich sagen, dass an meiner Schule ganz und gar nicht die Aussage "ab Mittelstufe nur noch Mannschaftssport" gegriffen hat. Die Ballsportarten haben sich von der 5 bis zur 10 immer phasenweise abgewechselt und parallel musste man immer Leichtathletik oder Geräteturnen machen (je nach Jahreszeit). In der Oberstufe änderte sich das dann in ein Kurswahlsystem, wo man sich seine zwei Schwerpunkte aussuchen konnte - aber es musste immer einer eine Ballsportart und der andere entweder Leichtathletik oder Geräteturnen sein.
Und ich hab die letzteren beiden gehasst. Das konnte ich absolut gar nicht und hab da auch jedes Mal ziemlich versagt. Ausgleichen konnte ich es jedoch mit den Ballsportarten. Da wurde dann nämlich tatsächlich auch der Einsatz bewertet. Es kam nicht nur darauf an, wie viele Körbe man beispielsweise geworfen hat, sondern auch darauf, ob man wie eine Blöde übers Feld gehetzt ist und versucht hat, doch noch einen Ball zu bekommen.
Ein anderer Motivationspunkt war auch, dass die Note um einen Leistungspunkt angehoben wurde, wenn man immer anwesend war.
Und die Sache mit dem Mannschaftenwählen hatte einer meiner Sportlehrer auch ganz elegant gelöst. In der Oberstufe, als ich dann den Leichtathletik-Volleyball-Kurs hatte, hat er unseren Kurs selbst in vier Mannschaften eingeteilt. In der Konstellation haben wir ein paar Wochen gespielt, dann hat er neu gemischt.
Es gibt also einige Ansätze, um den Sportunterricht nicht ganz so furchtbar ausarten zu lassen wie es an vielen Stellen geschieht. Ich sehe die Problematik, dass Sportunterricht oft ganz und gar nicht schön für die Schüler ist, aber das liegt ja nicht am Phänomen Sportunterricht an sich, sondern am Konzept und vor allem an der Durchsetzungsfähigkeit des Lehrers.
Was dann auch den Bogen zum Unterrichtsstil schließt. Für mich ist Frontalunterricht immer noch eine der besten Methoden. Denn Frontalunterricht heißt doch nicht nur, dass der Lehrer vorne steht und einen Vortrag hält, oder? Ich fasse den Begriff eher als "Unterrichtsgespräch" auf. Und gerade das regt zum Nachdenken und Meinungsbilden an, da es in gewissem Sinne eine Gruppendiskussion ist.
Und ich bin auch in den wenigsten Fächern mit sturem Auswendiglernen konfrontiert worden, wenn ich jetzt so zurückdenke. In Fächern wie Mathe oder Bio ging es - nachdem man die Formeln oder ... "Bestandteile" gelernt hatte - eigentlich immer ums Anwenden und darum, wie genau etwas denn nun funktioniert.
In Geschichte musste ich kaum Daten ausweniglernen. Es ging eigentlich immer um die Ursprung-Anlass-Folgen-Masche.
Und Fächer wie Deutsch oder Philosophie sind prädestiniert für Meinungsbildung und Diskussionen - eben weil es so gut wie nie eine universell gültige Lösung gibt (mal davon abgesehen, dass man sich um Kommaregeln streitet - obwohl man ja selbst da manchmal vor Ungereimtheiten steht und nur noch den Kopf schütteln kann).
Wo ich wirklich lernen musste, waren die Sprachen: Vokabeln, Grammatik. Da lässt es sich einfach nicht vermeiden.
Also muss ich rückblickend sagen, dass es gut war, so ein breites Fächerangebot zu haben. Bis zur Oberstufe war man gezwungen, alles mal ansatzweise zu machen. Vieles davon war einfach nur ätzend, ja. Aber man muss ja auch erst mal die Gelegenheit bekommen herauszufinden, dass es ätzend ist. Und in der Oberstufe (oder zum Teil auch schon früher) kann man es dann abwählen und sich seine eigenen Schwerpunkte suchen. Das finde ich als System eigentlich ziemlich clever und ich würde viele Fächer auf keinen Fall einfach vom Lehrplan streichen.
"Okay, maybe I'm not such a shitty writer. But I can't pull my ideas together, Van Houten. My thoughts are stars I can't fathom into constellations."