Ich würde mich sehr über Rückmeldungen zu meinem Prolog freuen. Ich siedle den Prolog sozusagen zwei Jahre später an und würde den gesamten ersten Teil des ersten Buches dazu verwenden, um zu zeigen, was davor geschehen ist.
Infos zur Story
Titel: Our Future in Steam
Fandoms: Freie Arbeit - Steampunk, Fantasy - P16 Mix (Auszug würde ich als P12 werten?)
Wortanzahl des Prologs: ca. 2.900
Warnungen: Homophobie, Rassismus, Krieg (alles bisher nur angesprochen)
Klappentext
Die Welt geht einer Zeit der Neuerungen entgegen. Doch die kürzlich erfunde Dampfmaschine bringt bald ihre Schattenseiten zum Vorschein, denn die Industrialisierung Engernias hat kürzlich Einzug gehalten und verpestet die sich rasch entwickelnden Großstädte; hüllt einige Gebiete in dichte, schwarze Schwaden ein.
Währenddessen wird in Sares, einer Kolonie, eine komplett neuartige Energiequelle entdeckt: Kristalle, in denen scheinbar unendliche und saubere Energie schlummert.
Sares möchte seinen wertvollsten Bodenschatz jedoch nicht widerstandslos an die Kolonialsherren abtreten und die Energie, die in den Kristallen gespeichert ist, kann bloß durch einige, wenige Menschen freigesetzt werden.
Eine saresische Familie gerät in die Mitte dieses politischen Konflikts und zu allem Überdruss stellt sich ihr ältester Sohn als einer jener Begabten heraus, der die Energie der Kristalle freisetzen könnte ...
Fragen
1) Euer erster Eindruck vom Prolog? Versteht man in etwa, worum es geht und wovon die beiden sprechen bzw. worin der Konflikt liegt? Ist der Dialog, oder Sinans Gedanken, zu viel Infodump?
2) Wie sympathisch sind euch die Charaktere? Wie wirkt die Beziehung der beiden auf euch? Allgemein: was denkt ihr über die beiden? Wirken beide "echt" auf euch? Wirkt deren Beziehung "echt"?
3) Ist der Prolog interessant genug? Gibt es etwas, das euch gut gefällt und etwas, das ihr beanstanden würdet?
4) Wie findet ihr den Klappentext?
Prolog: Ratlos
„Ich werde endlich etwas tun. Ich bin nicht mit einer magischen Begabung geboren worden, um immer nur zuzusehen und still dazusitzen.“ Sinans Stimme war fest und bestimmend. Er presste seine Lippen aufeinander und sah seinen Freund fast feindselig an. Diese Wut war unfair, denn sie galt nicht ihm. Sie galt der gesamten Welt, dieser Situation, der Politik, diesem gottverfluchten Land und alledem, was ihm je zugestoßen war. „Und ich werde mit dieser Begabung nicht zulassen, dass in Sares ein Krieg ausbricht.“
„Und ich werde dich nicht daran hindern und ich verstehe dich, denke ich, aber…“ Beherzt griff Chris nach seinen Unterarmen und sicherlich spürte er wie angespannt seine Muskeln waren. Sinan wollte seinen Griff loswerden, entschied sich aber dazu zumindest zuzuhören. Irgendwie war er es ihm als sein Freund schuldig, dass er ihm zumindest zuhörte. „wir wissen alle nicht, was wir tun sollen. Wir sind alle mit unserem Latein am Ende. Es ist nicht so, als würde es mir oder unseren Freunden gefallen nichts zu tun. Ich bin auch nicht so naiv, wie du mich anfangs gehalten hast. Mir ist auch klar, dass sich durch Gespräche alleine in unserer Lage nichts verändern wird, aber ich denke genauso, dass gewalttätige Lösungen keine Lösungen sind. Sie werden nur noch mehr Leid erzeugen und davon gibt es schon mehr als genügend auf dieser Welt. Ich will das nicht mehr.“ Der Griff lockerte sich, seine Hände wanderten an seinen Armen hinunter und schließlich ließ er ihn los.
Sinan atmete die Abendluft ein. Normalerweise half das. Diesmal jedoch nicht. „Dieses Monster möchte meinem Land den Krieg erklären und mit diesen Waffen angreifen, die…“ Plötzlich schlug sein Herz schneller, schlug ihm bis zum Hals. Er versuchte es mit Worten zu beschreiben, dann mit seinen Händen zu zeigen, aber im Moment konnte er sich nicht ausdrücken, egal wie. Wenn er daran dachte, dass dieser monströse Warlord, der Verteidigungsminister von Engernia, noch letztens in seinem nagelneuen Anzug und mit seiner glattgeleckten Frisur an einem Podium stand und in dieser neutralen Tonlage erklärte, weshalb seinem Heimatland der Krieg erklärte wurde, wurde ihm speiübel. Und er wollte so gerne gegen etwas treten, schlagen und schreien, weil er nichts dagegen tun konnte. Angeblich konnte er das nicht.
„Ich…“ Es kamen ihm die Tränen und er hasste sich dafür. Sie standen bereits in seinen Augenwinkeln und er konnte sie wegblinzeln. „Er muss weg“, entschied Sinan schließlich kalt, als wäre das bereits eine beschlossene Sache, die er alleine durchziehen konnte. Natürlich wusste er, dass es so gut wie unmöglich war. Das Leben war nicht wie in einem Roman. Ein Jugendlicher im Alleingang konnte nichts ausrichten, nicht einmal mit Magie. Auch jemand mittleren Alters nicht; niemand, außer er besaß großen Einfluss und Macht.
„Sinan“, sagte Chris hilflos.
„Er muss weg“, wiederholte Sinan. „Engernia darf nicht und er darf nicht…“
„Ich weiß!“ Sein Freund schnitt ihm schließlich das Wort ab.
„Das tust du nicht!“, polterte es aus Sinan heraus. „Weil es nicht dein Land ist und du hast es nicht schon einmal miterlebt, dass deine Familie…“ nach all den Jahren fiel es immer noch schwer das Wort auszusprechen, aber er würde nicht schon wieder seiner Schwäche nachgeben. „ermordet wurde. Mein Onkel lebt aber immer noch und ich sehe es immer wieder vor mir, wie er und seine Familie bei einem Luftangriff umkommen. Du bist ja dafür immer schön wohlbehüt-“
„Hey!“, stoppte Chris ihn. „Es ist nicht gerecht mir das vorzuhalten. Das hab ich dir schon einmal gesagt.“ Seine Worte waren nicht streitsüchtig oder aggressiv, aber sie waren ebenso bestimmt wie Sinan es war. Sie zeigten ihm bloß auf, dass hier Chris Grenze erreicht war.
Das überraschte ihn immer noch. Als er Chris kennengelernt hatte, hatte er ihn für einen gutmütigen, jungen Mann gehalten, der etwas zu feminin - oder eher: nicht männlich genug - gekleidet war mit seinen modischen Schals und Tüchern, und überhaupt; all diesen modischen Klamotten, seinen Ohrringen und seiner ziemlich sanften Art zu sprechen, sich zu bewegen und die Beine beim Sitzen wie ein Mädchen übereinanderzuschlagen. Er hatte ihn für schwach gehalten, für jemanden, der sich unter keinen Umständen durchsetzen und für etwas einsetzen konnte, und ihm damit Unrecht getan.
Und seine Worte brachten ihn ein wenig runter. „Ist es nicht, das stimmt. Du verstehst es trotzdem nicht“, beharrte Sinan. Das erste Mal, als er Chris die gesamte Wahrheit erzählt hatte, hatte ihn dieser bemitleidet und Sinan hatte ihm zu verstehen gegeben, dass ihm Mitleid zuwider war. Normalerweise. Bei Chris jedoch hatte es sich bloß so angefühlt, als wollte er ihn verstehen und ihn tatsächlich kennenlernen.
Andererseits war Chris eben zu gut, ganz einfach. Das hatte Sinan seit dem ersten Tag an über ihn gedacht; der fühlte doch mit jedem Dahergelaufenen mit. Mit allem und jedem.
„Stimmt, aber unterstützen kann ich dich dennoch. Auf eine Weise, die ich ebenfalls gutheißen kann. Ich werde keine Gewalt anwenden und niemanden etwas antun. Auch dann nicht, wenn ich mit meiner Magie könnte. Ich… ich weiß eben auch nicht. Ich will aber, egal was geschieht, Anteil an deiner Sache nehmen.“
„Und wenn es nicht anders ginge?“, fragte Sinan provokant und bereute es gleich daraufhin. „Ignorier das.“ Irgendwo musste seine Wut hin und ab und an traf sie Chris, der sie auch dann abbekam, selbst wenn es nicht so sein sollte. Momentan war er ungerecht und bissig zu ihm und er wusste das.
„Hatte ich vor“, erwiderte Chris ungewohnt barsch.
Sichtlich stand ihm ein Kloß im Hals und so gingen sie für einige Minuten schweigend nebeneinander her. Sinan versuchte seine ewig kreisenden Gedanken loszuwerden, indem er sich auf das Geräusch des plätschernden Nebenarms der Leyra neben ihnen konzentrierte und sich in dem verlor, was seine Sinne aus der Natur aufnahmen. Der Wind peitschte den Fluss auf und trieb kleine Wellen stromabwärts. Die Wassermassen des Kanals sahen nachts pechschwarz aus. Und der kühle Wind, der um seine Nase wehte, wirkte befreiend. Er brachte frische Luft und frische Gedanken mit sich.
Chris hatte seine Hände in den Taschen seines violetten Mantels vergraben, natürlich ein sehr Modischer, wie könnte es anders sein, mit einer schicken Zierknopfreihe und ziemlich enganliegend. Kein violett, sondern lavendel, hatte Chris mal darauf bestanden.
Gedankenverloren sah sein Freund der kühlen Nachtluft zu, die Wölkchen vor seinem Gesicht bildete. Er schob den Schal über seine Nase, sah ab und an zu Sinan hinüber, sagte aber im Moment nichts mehr. Einmal hob er die Augenbrauen und war bereits in Versuchung den Schal wieder beiseitezuschieben, um etwas zu sagen und die Diskussion fortzusetzen, aber er ließ es dann sein.
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Wenigstens befand sich niemand mehr so spät auf einer solch abgelegenen Straße wie dieser, die an einem Seitenarm der Leyra lag. Der Nebenfluss führte aus der Stadt hinaus und lag an der Stadtgrenze der Metropole, sodass sie hier ungestört waren. Ein solches Gespräch war ohnehin nicht für aller Ohren gedacht, und hier rief ihnen auch niemand angeekelt etwas nach, sobald er sah, dass die beiden, jungen Männer zu vertraut miteinander umgingen. Dazu noch ein gut gekleideter Engernier mit einem Saresen. Einmal hatte ein alter, gehässiger Mann angenommen, dass Chris einen Stricher mitnahm und so hatte er einen Kommentar über „seinen exotischen Lustknaben; widerlich“ abgelassen, bei dem Sinan sehr gerne die Faust ins Gesicht geschlagen hätte.
Sinan wollte es gerne vergessen, dass ihn so einige selbst dann noch einen dreckigen Saresen genannt hatten, als er nicht mehr auf der Straße saß, als er sauber und gut gekleidet war, aber es war schwierig so etwas vollkommen von sich wegzuschieben. Erst recht nicht, wenn er ein dreckiger Sarese für diese Menschen war, dessen Land man kolonialisieren und den Krieg erklären konnte, weil es ja offensichtlich nicht schade um diese Menschenleben war.
Ja, wenigstens waren sie hier alleine. Er musste sich hier mit keinen dieser Leute herumschlagen.
Er sah zur Seite und war versucht Chris Hand zu nehmen, doch dieser hatte seine Hände immer noch in der Manteltasche vergraben. Was Chris wohl momentan dachte?
„Vergiss es“, sagte Sinan schließlich. „Das von vorhin.“ Es hatte auch einfach gut getan zu hören, dass Chris Anteil an seiner Sache nehmen wollte, egal was weiters geschah. Daher sollte er ihn nicht so unfair behandeln.
„Ja.“ Ein simples Wort, das von einem etwas gequälten Lächeln begleitet war, als Chris den Schal doch hinunterschob. „Weißt du, ich sehe es bloß wie folgt: selbst wenn Winslow diese Macht nicht mehr besitzen würde, wird jemand anderes an seine Stelle treten und er wird wohl kaum so viel besser sein als er es ist. Wir werden etwas tun, aber es muss etwas Größeres sein und weitreichender, als einem einzigen Warlord seine Macht zu nehmen.“
Leider klang das vernünftig. Selbst in einem Streit war es für Chris kaum denkbar wütend zu werden. Vielleicht ein wenig aufgebracht und ja doch, manchmal auch etwas wütend, aber sicherlich nicht so zornentbrannt wie Sinan es manchmal war.
Chris Worte und Begründungen waren der Spiegel von alledem, was Chris im Kern war und das, was er war, veranlasste Sinan dazu bei ihm sein zu wollen. Selbst wenn sich Sinans zynische Ader manchmal darüber lustig machen wollte, so konnte er es nicht. Im Gegenteil, mit alledem sorgte Chris nur dafür, dass Sinan bei ihm sein wollte, weil er die Wut in seinem Bauch abflachte. Denn Sinan wusste wieder einmal nicht wohin mit all seinem Zorn, wenn sein Freund kein Öl ins Feuer goss, sondern versuchte es zu löschen.
Oft blieb diese Wut in seinem Magen und es fühlte sich an, als würde sie von dort aus seit Jahren seinen Körper und seinen Geist allmählich vergiften. Vielleicht war es doch ganz gut so, dass es jemanden gab, der ihn ein wenig entgiftete.
Chris setzte sich auf eine niedrige, aber relativ breite, Steinmauer des Flusses, die vor einer Brücke erbaut war, und hielt sich etwas ängstlich an den Seiten fest. Vorsichtig ließ er die Beine von der Mauer baumeln und sah zu, dass er das Gleichgewicht nicht verlor. Das war genauso typisch für ihn. Das wusste er nach den zwei Jahren bereits, in denen er ihn kannte. Erst recht nach den drei Monaten, in denen sie zueinander gefunden hatten.
Sinan war gerade danach, vielleicht wollte er sich auch einfach nur ablenken, und so stieß er Chris schelmisch, aber sehr schwach, mit der Schulter an und ließ sich gegen ihn fallen. Dieser riss erschrocken die Augen auf und hielt sich so angespannt an dem Stein an, auf dem er saß, dass seine Knöcheln an den Fingern hervortraten, obwohl er gar nicht aus dem Gleichgewicht geriet. „Du!“, begann er und sah zu Sinan auf, der mit der Schulter an ihm lehnte und etwas provozierend seinen Blick erwiderte. „Versuch mich nicht gleich zu ermordern, weil wir eine Meinungsverschiedenheit haben.“
„Das würde anders aussehen.“
„Aber das würdest du mir nicht demonstrieren wollen, oder?“
„Zumindest nicht an dir.“ Er konnte es nicht lassen ihn ein wenig zu provozieren. Entschuldige, Chris.
Zuerst musste Chris wohl verarbeiten, was Sinan da eben gesagt hatte, ehe er kurz auflachte und seinen Zynismus als das hinnahm, was er war. „Du bist schon unmöglich.“ Dann klopfte er neben sich.
Leichtfüßig sprang Sinan auf die Mauer, stieg ebenfalls kurz in das Lachen mit ein und gesellte sich zu ihm.
Diesmal war es sein Freund, der näher an ihn heranrückte und seinen Kopf an seine Schulter legte. Viel zu schnell kehrte der Ernst wieder ein. „Ich weiß nichts mehr. Früher war ich vielleicht wirklich ein wenig naiv. Da dachte ich, ich wüsste, was richtig und falsch sei. Jetzt weiß ich nichts mehr. Ich weiß bloß, was ich nicht tun möchte … oder nicht zustande bringen könnte und was ich, für mich, für falsch halte.“ Chris vergrub sich in seiner Halsbeuge und Sinan hörte gedämpft, wie er tief durchatmete.
„Hm.“ Etwas Besseres wusste Sinan im Moment nicht und wünschte sich, dass Chris Lachen nicht so schnell verklungen wäre. Er hätte ihm so gerne eine Antwort gegeben.
„Genau das“, bestätigte Chris. „Hm.“
„Ich hab auch keine Antworten.“
„Du musst momentan keine haben. Ich möchte im Augenblick alles vergessen.“
„Geht mir nicht anders.“
„Übermorgen feiern wir deinen Achtzehnten und danach diskutieren wir weiter. Bis dahin tun wir mal so, als wäre die Welt in Ordnung. In Ordnung?“
„Da werd‘ ich nicht protestieren.“
Generell hörte er ihn in den letzten Monaten seltener lachen als zu der Zeit, als sie sich kennengelernt hatten, und er fragte sich, ob es genauso sein würde, wenn Sinan ihm nicht über den Weg gelaufen wäre. Er wusste, dass Chris vor ihm von einer schlechten Beziehung in die Nächste geschlittert war und es war fraglich, ob er selbst so viel besser für ihn war.
Diesen Gedanken wollte er für sich behalten. Soweit war er lange noch nicht, dass er diese Gedanken teilte.
Er war kein Dieb mehr, lebte auch nicht auf der Straße, sondern hatte ein Dach über dem Kopf, regelmäßig etwas zu essen, frische Klamotten und eine Bibliothek, zu der er Zugang hatte. Hin und wieder - oder besser gesagt immer öfters – lies er tatsächlich Fachbücher, begleitete Chris in die Vorlesungen der Universität, selbst wenn er vielen Dingen immer noch nicht folgen konnte, und bildete sich weiter, weil seine Eltern Ärzte gewesen waren. Er war in eine gebildete Familie hineingeboren worden und seine Eltern wären stolz auf ihn, wären sie noch am Leben. Sinan hatte auch seit vielen Monaten nichts mehr gestohlen und niemanden mehr überfallen. Weshalb auch. Es war nicht so, als hätte er aus Bösartigkeit heraus so gehandelt.
Bekniffen biss er sich auf die Lippen, als er wieder diesen Zorn und diese Bitterkeit auf fast alles und fast jeden in sich spürte. Er wusste gar nicht mehr, wie es ohne ihr war zu leben. Nun saß er hier seit Jahren in Engernia fest, nachdem sehr viel geschehen war, was ihn hierhergeführt hatte; weit weg von seinem Heimatland und alledem, mit dem er aufgewachsen war.
Selbst wenn er durch einen Zufall Menschen kennengelernt hatte, die ihm nun etwas bedeuteten und denen er sich nach längerer Zeit geöffnet hatte, zumindest in mancher Hinsicht, würde dieses Gefühl hier nicht zu Hause zu sein vermutlich nie vergehen. Viele Menschen sahen ihn aufgrund seiner Herkunft und Hautfarbe ja ohnehin nur als eine niedrigere Spezies von Mensch an, und ohnehin würde er diesem Land all das, was es Sares angetan hatte, wohl nie vergeben können.
Einmal hatte er in einem Buch der Bibliothek von einer Rassentheorie eines engernischen Anthropologen gelesen, der die Menschen Sares und Triastras für ein evolutionäres Bindeglied zwischen Mensch und Affe hielt. Viele, andere Anthropologen, selbsternannte Völkerkundler, waren sich in ihrem wissenschaftlichen Konsens einig, dass diese Menschen den Engerniern zumindest intellektuell unterlegen seien.* Sinan konnte dieses Gefühl nicht genau benennen, aber dieser Angriff auf den Kern seines Menschseins machte etwas so Grundlegendes mit einem, dass er dieses Land als Gesamtes in gewissen Aspekten bloß noch hasste.
Seine neue Heimat waren eine Hand voll Menschen hier - kein Ort -, das stimmte, aber damit war seine Alte längst nicht vergessen.
Chris spürte wohl, dass er erneut in dunklen Gedanken versunken war und so recht wusste er auch nichts zu sagen, oder wie er ihm helfen sollte. So schmiegte er sich enger an ihn; wieder eine dieser Angewohnheiten, die Sinan vor kurzem noch, zu feminin, zu mädchenhaft erschienen war - zumindest in der Theorie -, bei dieser Sanftheit und Bedürftigkeit nach Nähe, mit der Chris es tat. Sinan wusste gar nicht, weshalb ihn bei Chris all das gar nicht störte, aber er nahm die Geste, die ausdrückte für ihn da sein zu wollen, dankbar an.
„Chris“, sagte er schließlich nach einiger Zeit.
„Hm?“
„Du bohrst mir das Kinn in den Nacken. Setz dich um.“
Sein Freund suchte eine andere Position und war schließlich dabei sich auf der Mauer hinzulegen, natürlich ganz behutsam, weil er wohl Angst hatte sonst in den Fluss zu fallen, und seinen Kopf auf Sinans Schoß abzulegen.
Dann nahm er einen blau-grünlich schimmernden Kristall aus seiner Manteltasche. Im Gegensatz zu vielen anderen Kristallen war dieser feingeschliffen und ließ den Glanz im Inneren schimmern. Es sah so aus, als wirbelten grüne und blaue Schwaden durch das Innere. Chris hatte einmal erzählt, dass er seit langem im Familienbesitz der Bennetts war.
Sein Freund schloss kurz die Augen und konzentrierte sich, ehe er den Kristall antippte und sich eine warme, einhüllende Energie um die beiden herum ausbreitete. Das war seine Art Magie zu wirken und sie hatte etwas an sich, das Sinan all diese Wut und diese Bitterkeit für einige Zeit nahm.
Sinan strich ihm durch das blonde Haar und spielte mit einer einzelnen Strähne. Er hätte nie gedacht, dass er sich einmal so verliebt fühlen würde, dass er sich in dem Anblick der freundlichen, weichen Gesichtszüge seines Freundes derart verlor. Seine Züge hatten sich ebenfalls entspannt und er lächelte zufrieden, als Sinan mit der Haarsträhne spielte. Und das war irgendwie süß.
Ach verdammt, Chris Kitschigkeit färbte schon auf ihn ab.
Irgendwann rang sich Sinan zu einem Wort hindurch, das ihm immer noch schwer über die Lippen kam. „Danke.“ Er beugte sich zu einem kurzen Kuss hinunter.
Ach verdammt, das auch noch.
Sein Freund erwiderte nur den Kuss, aber antwortete nicht. Sicherlich wusste er, wofür er sich bedankt hatte.
Chris Magie war wundervoll.
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* Das beruht auf der Rassentheorie, die in dieser Zeit (sprich ca. 1800 bis fast Mitte 20. Jahrhundert) sehr weit in der westlichen Welt vertreten war.
Auch hier wie immer: Bitte nichts persönlich nehmen, ist ggf. alles nur als neutrale Kritik gemeint. Geschmäcker sind verschieden ;)
Ich rolle deine Fragen mal von hinten auf ;)
Grundsätzlich klingt er interessant. Irgendwie ließt er sich nicht ganz flüssig. Ich kann allerdings nicht 100%ig den Finger drauflegen warum. Ich glaube, es würden ein paar kleinere Umformulierungen da schon helfen. Das deutlichste Beispiel, das ich ad hoc benennen kann:4) Wie findet ihr den Klappentext?
würde z.B. schon flüssiger lesbar werden mit "in der Kolonie Sares".Währenddessen wird in Sares, einer Kolonie, eine komplett neuartige Energiequelle entdeckt: Kristalle, in denen scheinbar unendliche und saubere Energie schlummert.
Um den Zusammenhang zum vorherigen Teil besser herzustellen würde ich es auch gut finden, sich direkt darauf zu beziehen.
Die Welt geht einer Zeit der Neuerungen entgegen. Doch die kürzlich erfunde Dampfmaschine bringt bald ihre Schattenseiten zum Vorschein, denn die Industrialisierung Engernias hat kürzlich Einzug gehalten und verpestet die sich rasch entwickelnden Großstädte; hüllt einige Gebiete in dichte, schwarze Schwaden ein.
Währenddessen wird in Sares, einer Kolonie, eine komplett neuartige Energiequelle entdeckt: Kristalle, in denen scheinbar unendliche und saubere Energie schlummert.
Sares möchte seinen wertvollsten Bodenschatz jedoch nicht widerstandslos an die Kolonialsherren abtreten und die Energie, die in den Kristallen gespeichert ist, kann bloß durch einige, wenige Menschen freigesetzt werden.
Eine saresische Familie gerät in die Mitte dieses politischen Konflikts und zu allem Überdruss stellt sich ihr ältester Sohn als einer jener Begabten heraus, der die Energie der Kristalle freisetzen könnte ...
Du teilst es bereits in drei Abschnitte und die lesen sich auch vollkommen unabhängig. Ich persönlich finde es bei KBs immer gut, wenn sie sich als ein Absatz lesen (jedenfalls wenn sie nicht sonderlich lang sind, was sie hier ja nicht sein dürfen).
Den ersten Satz würde ich grundsätzlich weglassen. Dass mit der Dampfmaschine (vermutlich in jeder Welt) auch eine weitere Stufe der Industrialisierung einsetzt ist für mich zumindest selbstverständlich. Und wenn das für einige nicht so ist, wird sie der erste Satz nicht mehr reizen, die Story zu lesen.
Dann würde ich wie gesagt empfehlen, den Teil mit der sauberen Energiequelle deutlicher auf die vorher angesprochene Luftverschmutzung zu beziehen. Z.B. über "Da wirkte es wie ein Wunder, dass ausgerechnet jetzt in der Kolonie Sares eine völlig neuartige Energiequelle entdeckt wird: Kristalle, in denen nicht nur saubere, sondern scheinbar auch unendiche Energie schlummert."
Generell würde ich nicht empfehlen "unendliche Energiequellen" zu verwenden. Erstens physikalisch unmöglich und zweitens macht es sie weniger wertvoll.
Den Teil, dass die Kristalle nur durch wenige Auserwählte aktiviert werden können, würde ich empfehlen hier wiederum direkt anzuschließen. DAs dazwischengeschobene "Sares will sie nicht abtreten", reißt diese Teile auseinander. Inhaltlich gehören die Energiequellen und ihre "Herren" aber zueinander. Als Nebenbemerkung wirkt das "Doch nur wenige 'Begabte' sind in der Lage, die Energie dieser Kristalle freizusetzen."
Die Politische Situation lässt sich dann wieder gut mit der Tatsache, dass Sares die Bodenschätze nicht abgeben will kombinieren. Und da lässt sich dann der Protagonist ganz gut mit einbauen.
"Die Macht, die ihr nun wertvollster Bodenschatz darstellt will Sares jedoch nicht freiwillig an die Kolonialherren in Engernias abgeben. So findet sich Sinan, als einer der wenigen Begabten, zusammen mit seiner Familie schon bald in den Wirren von Politik, Intrigen und Unruhen wieder."
Die Intrigen hab ich jetzt reingedichtet, k.A. ob das wirklich passt. Ist auch nur als Beispiel gedacht, wie du die politische Situation und Sinan reinbringen kannst, muss überhaupt nicht tatsächlich zur Story passen.
Ja, ich finde ihn interessant und ja, er würde mich reizen, die Story weiterzulesen. Was genau mir gut gefällt, kann ich nur schwer sagen. Ich glaube, die Dynamik der Charktere ist gut. Der Stil ist auch soweit okay.3) Ist der Prolog interessant genug? Gibt es etwas, das euch gut gefällt und etwas, das ihr beanstanden würdet?
Meine Beanstandungen: MIr ist nicht immer klar wer was sagt (im letzten Teil). "Seine" wird sehr oft verwendet und zwar wechselseitig für Chris und Sinan. Mir ist nicht an jeder Stelle klar, auf wen sich das "seine" und "er" gerade bezieht. Das ist besonders auffällig im ersten Teil.
Beispiel:
Mir ist wenn ich mich stark konzentriere schon klar, wer (vermutlich) "seine" und "er" jeweils ist, aber es wirkt auf den ersten Blick etwas konfus.Beherzt griff Chris nach seinen Unterarmen und sicherlich spürte er wie angespannt seine Muskeln waren. Sinan wollte seinen Griff loswerden, entschied sich aber dazu zumindest zuzuhören. I
Ich finde beide bisher sympathisch. Die Beziehung wirkt auf mich noch instabil. Auf der einen Seite verliebt und sie scheinen eine durchaus innige und gute Beziehung zu führen. Sie können zum Beispiel streiten und wissen trotzdem, dass der andere deshalb nicht gleich abhaut. Aber Sinan macht einen etwas zerissenen Eindruck über die Bezeihung. Von seiner Seite aus ist da noch etwas homophobes, das man bei Chris nicht so merkt. Der wirkt deutlich "ruhender", was eine Beziehung der beiden angeht. Generell sehe ich hier keine Kritikpunkte von meiner Warte aus.2) Wie sympathisch sind euch die Charaktere? Wie wirkt die Beziehung der beiden auf euch? Allgemein: was denkt ihr über die beiden? Wirken beide "echt" auf euch? Wirkt deren Beziehung "echt"?
Ja, mir ist es teilweise zu viel Infodump. Generell ist mir zu viel drinnen, wenn ich ehrlich bin. Das hängt aber vor allem damit zusammen, dass du schreibst, der Prolog würde zwei Jahre nach der Story spielen. Das im Zusammenhang damit, dass die beiden gerade drei Monate zusammen sind, hat mich ziemlich aufstöhnen lassen. Für mich heißt das im Umkehrschluss, wenn ich die Story anfange zu lesen, darf ich den ganzen ersten Band drauf warten, dass sie endlich ein Paar werden.1) Euer erster Eindruck vom Prolog? Versteht man in etwa, worum es geht und wovon die beiden sprechen bzw. worin der Konflikt liegt? Ist der Dialog, oder Sinans Gedanken, zu viel Infodump?
Finde ich unschön. Da würde ich den Prolog lieber nicht zu detailliert machen, was ihre Beziehung angeht und damit offenlassen, ob sie hier zusammen sind oder nicht.
Wie gesagt, erzählt mir hier der Prolog zu viel. Viele Leute halten ihre Prologe zu neutral, zu diffus, um auch ja nichts zu verraten. Hier empfinde ich es gerade eher im Gegenteil. Da ist viel zu viel vorweggenommen. Ich weiß bereits, dass Sinans in der KB erwähnte Familie tot ist, dass er auf der Straße gelebt und gestohlen hat. Dass Chris ihn von der Sraße weggeholt hat und ihm "Bildung" zukommen lässt, obwohl Sinan und sein Volk als Unterrasse gesehen werden. Außerdem taucht hier Magie auf, die in der KB nie erwähnt wurde - und zwar nicht wie erwartet von Sinan, sondern bei Chris.
Das ist mir zu viel Info für einen Prolog und ich frage mich da dann spontan, was du eigentlich noch erzählen willst. Der macht hier eher den Eindruck einer "Langbeschreibung" und das finde ich schade, weil es der Story einiges an Spannung nimmt.
Mir ist deshalb nicht ganz klar, was du mit dem Prolog hier erreichen willst. Wenn er Spannung aufbauen soll, ist das Ende zu seicht. Soll er eine Beziehung zeigen, die du dann aber erst ein Buch lang aufbauen willst, finde ich das eher kontraproduktiv.
Ich glaube, ich würde den Prolog deutlich interessanter finden, wenn er nach dem ersten Teil (dem Streit) aufhört - und der dafür ausführlicher ist und mehr Beziehung der beiden reinbringt. Du erwähnst z.B. dass Sinan einen der Polikter bei einer Rede gesehen hat. Nimm doch die Rede, dass Sinan sie sieht und daraufhin beschließt, dass der Kerl weg muss als Prolog. Dann hast du immer noch den Konflikt mit Chris, der Sinan beruhigt (gern auch mit etwas Gefühl und Berührungen). Außerdem kannst du in der Rede einiges unterbringen, was die Meinung zu den "niederen Rassen" angeht.
Die ganzen Beschreibungen von Chris und Sinan würde ich mir hier im Prolog noch sparen. Das kannst du in den Kapiteln wo sie auftauchen machen. Ich muss nach dem Prolog nicht wissen, wie Chris und Sinan aussehen. Ich will fasziniert sein, mehr über sie zu erfahren - und nicht schon alles wissen.