Den Text, den ich hier rein Stelle, habe ich schon eine Weile, aber bisher bin ich mir noch unsicher, wie die Idee überhaupt ankommt.
Deswegen habe ich mich dazu entschieden, mich bei der Schreibwerkstatt dafür anzumelden und nach ein paar Meinungen zu Fragen (die jetzt nicht gerade von meinen Freunden sind, die den Text bereits gelesen haben :D)
Informationen zur dieser Geschichte
- Prolog + 1. Kapitel (zum Teil) vorhanden (jedoch werde ich hier zunächst nur den Prolog hier rein stellen)
- Fantasy + Magie
- Bisher nur ein Arbeitstitel vorhanden (welcher vermutlich geändert wird, wenn mir einer einfällt)
Was ich gerne Wissen würde:
- Wie ist der Ersteindruck? Schreibstil?
- Die Darstellung der Charaktere - Sympathieträger oder nicht? Authentizität?
- Hat der Prolog Interesse auf mehr geweckt? Wirft der Text Fragen auf, die man gerne beantwortet haben möchte?
- Generell vielleicht ein paar Tipps: was kann ich besser machen, was soll ich so beibehalten?
Nun zum Text:
Ohne überhaupt daran zu denken, anzuklopfen, ging er in den Raum rein. Er wurde sowieso schon erwartet, also brauchte er auch nicht befürchten, dass er seinen jetzigen Gegenüber in einem privaten Moment stören würde. Tatsächlich saß ein älterer Mann mit verschränkten Armen hinter dem - seiner Meinung nach - viel zu großen Schreibtisch und musterte den Neuankömmling argwöhnisch.
„Auch wenn ich dich erwarte, wäre anklopfen nicht zu viel verlangt, Jamie Howard.“ Waren die ersten Worte des Mannes und er stützte seine noch immer verschränkten Arme auf den Schreibtisch.
„Wärst du in einer prekären Situation, hättest du es sowieso nicht bemerkt - wäre ja nicht zum ersten Mal. Aber ich bin hier und für eure Dienste bereit, Mr. Delaney.“ Ein breites Grinsen konnte er sich bei den Satz nicht verkneifen und natürlich musste er maßlos übertreiben. Die letzten Worte unterstrichen es und brachten seinem gegenüber dazu, die Augen zu verdrehen.
Callahan Delaney - so wie er mit vollen Namen hieß - fasste sich jedoch schnell wieder und wurde ernster. Normalerweise hätte er Jamie für seinen Spruch zurecht gestutzt - was sowieso nie half - aber es gab anscheinend etwas wichtigeres. Sonst wäre er auch nicht hier.
„Wie ich sehe, bist du dieses Mal ohne dieses nervige Ding hier hin gekommen,“ man konnte Anerkennung in der Stimme heraushören und Jamie grinste. „Ob du es glaubst oder nicht: ich komme auch ohne meine Kamera aus. Außerdem hast du gesagt, es ist wichtig?“ Bei der letzten Frage wurde er tatsächlich ernster und er setzte sich vor dem großen Schreibtisch.
Callahan nickte. „Eines vorweg: Wenn es nach mir ginge, würdest du diese Aufgabe nicht bekommen - denn ich kenne dich.“ „Ich habe auch nichts anderes erwartet - aber du wurdest wohl wieder vom Rat überstimmt. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen.“ Tatsächlich konnte Jamie sich ein erheitertes Lachen nicht verkneifen. So erinnerte er sich an einige solche Situationen. „Aber fahr fort. Nicht dass du es dir doch noch anders überlegst.“ Und somit gab Jamie Callahan frei, weiter zu reden. Eigentlich sollte man meinen, dass er mehr Respekt vor seinen Vorgesetzten hatte, aber Jamie war einfach Jamie und das wusste Callahan Delaney genauso, weswegen er seinen mahnenden Worte - zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Minuten - sichtlich verkniff.
„Also gut. Ich komme am besten direkt auf den Punkt: Sagt dir die Familie MacColgain etwas?“ Jamie brauchte nicht lange überlegen, denn diesen Namen hörte er nicht zum ersten Mal. „Natürlich - immerhin sind sie in unserer Welt nicht unbekannt. Jedoch sind sie vor einigen Jahren verschollen.“ Dabei war er selbst noch ein Kind gewesen, weshalb er sich nicht ganz daran erinnern konnte. Doch er wusste noch, was für eine Aufruhr es war, als die Familie MacColgain von einem Moment zu dem anderen Verschwand und man nie mehr von ihnen hörte. Dabei war es einer der ältesten irischen Magier Familien überhaupt.
Callahan nickte nur, anscheinend froh darüber, dass Jamie nicht einer seiner dummen Sprüche riss. Aber das war ein ernstes Thema und da konnte sich Jamie auch zurückhalten - was sein Gegenüber eigentlich wissen sollte. Jedoch war es auch kein Geheimnis, dass der Ältere den Jüngeren nicht wirklich leiden konnte. Seiner Meinung nach war Jamie oft viel zu ehrlich und dies hat er ihn schon öfters klar gemacht.
„Genau. Du wirst dich vermutlich nicht mehr an sich erinnern können, aber das ist egal. Wichtig ist: wir haben Spuren gefunden, die zu den beiden Kindern von Sofia und Callum MacColgain führen. Und...“ „ich soll sie finden?“ wurde Callahan einfach unterbrochen und Jamie beugte sich so, dass er sich selbst auf den Schreibtisch stützte. „Aber warum nur die beiden. Was ist mit Sofia und Callum? Habt ihr da keine Hinweise?“ Er sprach direkt das aus, was er in den Moment dachte. Immerhin war die Frage nicht unberechtigt: Warum hat man nur die Hinweise zu den Kindern der beiden und nicht zu ihnen selbst? Das war schon sehr seltsam und irgendwie gab es ihn das Gefühl, dass man etwas verheimlichte. Callahan zuckte nur die Schultern, als wüsste er da auch nichts genaueres. Vielleicht war es auch so, aber Jamie wusste selbst, dass der Ältere - im Gegensatz zu ihn selbst - nicht zu den ehrlichsten Menschen gehörte. Nur was der Abneigung gegenüber Jamie anging, machte er keinen Hehl daraus. Auch jetzt konnte man diese deutlich spüren, weil es Callahan sichtlich störte, dass er einfach unterbrochen wurde.
„Lass mich erst einmal aussprechen. Aber ja, du solltest sie finden - warum auch immer der Rat sich dazu entschieden hat, dass gerade du es machen sollst.“ Jamie konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Weil ich die Möglichkeiten dazu habe und der Beste bin, wenn es ums finden geht. Aber wenn man sie darauf anspricht, dann würden sie es sowieso nie zugeben wollen - dass weiß ich selbst.“ Er zuckte schließlich die Schultern. Es wäre nicht zum ersten Mal, dass er eher widerwillig für so eine Art von Mission in Betracht gezogen wurde. Zwar war er sich sicher das Callahan vermutlich der Einzige war, der sich offen gegen ihn ausgesprochen hatte, aber noch mehr gegen ihn waren. Das lag bei den anderen jedoch nicht an seiner Persönlichkeit - denn tatsächlich schienen die meisten seine Ehrlichkeit zu schätzen - sondern die Art und Weise, wie er seine Magie benutzte. Diese hatte sich immer als hilfreich herausgestellt, bekam aber auch einiges an Gegenwind. Dabei war deren Denkweise gegenüber der Magie - seiner Meinung nach - einfach zu altmodisch.
„Und, was sind das für Hinweise? Immerhin brauche ich die auch, damit ich die beiden finden kann,“ er musterte den älteren Mann ihn gegenüber, welcher sich nun auf seinem Sessel zurück lehnte und sich durch seine nun ergrauten Haare fuhr. Schon öfters hat Jamie gehört, dass Callahan sich darüber aufregte, nur wegen ihn graue Haare bekommen zu haben. Was Quatsch war, aber vermutlich so wäre, würde das überhaupt gehen.
Anschließend nahm er seufzend etwas aus einer der Schubladen und holte eine Pergamentrolle daraus, wo der Auftrag vermutlich drauf geschrieben wurde. Schon wieder so altmodisch - aber typisch für den Rat. Ohne ein Wort zu sagen, gab Callahan ihn die Rolle und Jamie machte sie auf, um den genaueren Auftrag zu lesen. Beim letzten Satz schaute er jedoch auf und sah Callahan Delaney amüsiert an.
„Ihr wisst schon, dass ich meinen Eid nicht so schnell brechen werde, oder?“ Klar, er war ein ehrlicher Mensch, der oft absolut nicht seine Klappe halten konnte, aber er war auch nicht dumm. Daher war der Satz ‚Vergiss nicht: Kein Mensch darf von der Magie erfahren. also halte dein Mundwerk bitte zurück!‘ alles andere als sinnvoll. Garantiert war es auf Callahans Mist gewachsen, welcher es mit seiner verärgerten Miene auch bestätigte. „Man weiß ja nie. Bisher wundert es mich sowieso, dass du dich in der Hinsicht zurück halten konntest. Was man sonst nicht von dir behaupten kann.“ „Warum sollte ich sonst auch Lügen? Dadurch glaubt kein Mensch, dass ich ein Geheimnis bewahre, was streng genommen nicht nur meines ist. Außerdem würde man mich doch nur für verrückt erklären, wenn ich sage, dass es Magie wirklich gibt und genau deswegen gibt es auch dieses Gesetz, oder nicht?“ Wäre zumindest der logischste Grund von allen. Vor allem, wenn man bedachte, wie leichtsinnig man in der Vergangenheit damit umgegangen war. Wobei es eine Sache an dem Gesetz gab, die Jamie noch nie wirklich verstand - aber daran wollte er jetzt nicht denken.
Callahan sagte kein Wort, sondern brummte nur etwas Unverständliches - was Jamie noch ein weiteres Grinsen entlockte. Dagegen konnte der Ältere wohl nichts mehr sagen.
„Wenn ich jetzt aber nicht mehr gebraucht werde, dann kann ich doch gehen, oder nicht?“ fragte Jamie und stand ohne Anforderung auf. Callahan Delaney hingegen blieb sitzen und schaute Jamie streng an. „Vergiss nicht: Die Mission hat höchste Priorität. Es ist wichtig, dass du die beiden findest. Alles weitere kannst du nachlesen.“ Mehr brauchte Jamie auch nicht zu wissen - wobei er sich nach diesen Worten fragte, warum man die beiden unbedingt finden sollte. Deswegen bewegte sich Jamie nicht nach draußen, sondern schaute seinen Vorgesetzten nun direkt an.
„Nicht alles steht da drauf. Darf ich Fragen, was überhaupt der Grund für die Mission ist?“ Das es ihn nicht früher aufgefallen war, dass man deswegen kein Wort sagte, war schleierhaft. Aber er war auch nicht Josh, welcher sofort eins und eins zusammen gezählt hätte - like Sherlock Holmes. Dennoch hätte es ihn früher auffallen können, doch die Worte von Callahan waren nicht sehr zufriedenstellend.
„Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht. Also hau schon ab.“ Dabei winkte er so, als wäre Jamie ein lästige Fliege, was für den Jüngeren das Zeichen war, dass er wirklich nicht mehr erwünscht war. Jamie schmunzelte bei der Bewegung, verbeugte sich spielerisch und ging schließlich aus den Raum. Er hatte eine Mission zu erledigen - eine Mission, die jedoch viele Fragen aufwarf.
Wie ist der Ersteindruck? Schreibstil?
Der erste Eindruck ist für mich in etwa, dass die Geschichte einen guten Ansatz hat, aber noch Verbesserungspotenzial. Es haben sich noch einige Rechtschreibfehler eingeschlichen und teilweise verwendet du falsche Interpunktion. Ich denke, jemand der deinen Text noch betaliest, wäre sicher keine schlechte Wahl.
Beispiel: "oder nicht?“ fragte Jamie" – bei direkten Reden, in denen der Satz anschliessend weiter geht, müsstest du noch ein Komma setzen.
Bei deinem Schreibstil habe ich das Gefühl, dass du teilweise mehr denkst als du niederschreibst. Deine Charaktere wechseln sehr schnell die Stimmung und als Leser kann ich dem nicht immer folgen.
Zudem fände ich es schön, wenn du den Raum zumindest ein wenig umreissen würdest. Das muss keine ellenlange Beschreibung sein. Auch in einem Nebensatz lassen sich kleine Infos einbauen, die dem Leser helfen, sich ins Setting zu versetzen. Zum Beispiel: "Jamie betrachtete die alte viktorianische Statue, während er überlegte." oder sowas hilft, mit kleinen Nuancen ein Gefühl für das Setting zu schaffen.
Ausserdem musst du aufpassen, dass du in der 3. Sicht jeweils gut achtest, wen du als "er" beschreibst.
Beispiel: „Auch wenn ich dich erwarte, wäre anklopfen nicht zu viel verlangt, Jamie Howard“, waren die ersten Worte des Mannes und er (der Mann – hier ist es klar) stützte seine noch immer verschränkten Arme auf den Schreibtisch.
„Wärst du in einer prekären Situation, hättest du es sowieso nicht bemerkt - wäre ja nicht zum ersten Mal. Aber ich bin hier und für eure Dienste bereit, Mr. Delaney.“ Ein breites Grinsen konnte er (der Mann oder Jamie?) sich bei den Satz nicht verkneifen und natürlich musste er (wahrscheinlich Jaime?) maßlos übertreiben.
Die Darstellung der Charaktere - Sympathieträger oder nicht? Authentizität?
Auf den ersten Blick wirkt es ein wenig, wie alle Geschichten in diesem Bereich. Ein ehrlicher, direkter Typ (der auch noch gut aussieht?) erhält einen scheinbar unmachbaren Job von einem anderen Typen, der ihn nicht leiden kann. Der andere Typ ist einflussreich, aber wurde überstimmt.
Das soll nicht böse klingen. Die Geschichte hat meiner Meinung nach Potenzial, wenn der Fall der Familie MacColgain gut durchdacht ist und die Magie und ihre Grenzen gut eingesetzt sind.
Deinen Charaktern darfst du noch ein wenig Tiefe verleihen. Vielleicht schätze ich es ganz falsch ein (ich kenne ja jetzt nur den Prolog), aber es fühlt sich so an, als hättest du dich nicht so wirklich mit den Charakteren auseinandergesetzt. Ich finde es etwas schwierig zu beschreiben, aber z.B. ist mir Callahan nicht immer ganz schlüssig. Zuerst beschreibst du, wie sehr dass er Jamie hasst und dass er nicht ganz ehrlich ist.
Und am Ende dieser Satz: „Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht."
Angenommen, er weiss es wirklich nicht: Würde er das Jamie gegenüber so verraten? Angenommen, er weiss es, aber lügt: Würde er Jamie nicht eher unter die Nase reiben, dass dieser nicht alles wissen muss?
Ich hoffe, du versteht, was ich meine.
Jamie finde ich eigentlich ganz gelungen, auch wenn er etwas Gary Stu-Züge annimmt. Dass er zwar immer direkt und ehrlich ist und seine Klappe nicht halten kann, aber nicht dumm ist, finde ich ganz witzig. Ich denke du musst einfach darauf achten, dass er sich dann nicht in absolut jeder unpassenden Situation zurückhalten kann. Denn wenn er das tut, dann kann er seine Klappe viel öfters halten, als angegeben. (Vielleicht überschätzt er sich ja auch einfach masslos, was seine Klappe angeht, kann auch sein :D)
Hat der Prolog Interesse auf mehr geweckt? Wirft der Text Fragen auf, die man gerne beantwortet haben möchte?
Ja, ich finde das Interesse ist geweckt. Fragen, sind natürlich: Was ist mit der Familie MacColgain passiert? Warum wird jetzt nach ihnen gesucht? Wer ist der Rat? Was kann die Magie? Warum wurde Jamie ausgewählt, was ist sein Job?
Für mich stellt sich nur noch die Frage, ob der Textschnipsel als Prolog passend ist. Wird es ein Krimi? Ein Abenteuer?
Je nach dem wäre ein "geheimnisvoller" Auftakt besser, in dem man z.B. nur aus der "sie"-Sicht schreibt und einen kleinen Schnipsel davon teilt, was mit den MacColgains passiert ist. Aber ohne, dass man zu viel verrät oder gleich weiss, dass es die MacColgains sind.
Ich hoffe, auch das versteht man, wie ich meine :D
Generell vielleicht ein paar Tipps: was kann ich besser machen, was soll ich so beibehalten?
Es ist jetzt etwas komisch, dass als Plantser zu sagen… aber ich glaube, du darfst dir noch ein wenig mehr überlegen, welche Atmosphäre du in dieser Szene rüberbringen willst und wie du diese beschreiben kannst.
Dann ist ein/e Betaleser/in sicher keine schlechte Idee, wenn du die Korrekturen selber nicht machen kannst oder willst.
Ich denke, auch die Charaktere darfst du noch ein bisschen beschreiben. Auch hier, nicht überborden. Kleine Nuancen wie "er rieb seine rauen Hände aneinander" oder "das Hemd spannte über seinem Bauch" pflanzen ein Bild in den Kopf deines Lesers, das ihm hilft, sich die Figuren auch vorstellen zu können.
Hingegen finde ich gut, wie du z.B. die notwendigen Schnipsel über die Familie MacColgain teilst (irisch – alte Familie – Magier – verschollen). Auch finde ich, dass dein Dialog meistens relativ flüssig zu lesen sind. Nur teilweise passen sie nicht so ganz zum jeweiligen Chara. Wenn du noch ein wenig Zeit in die Charaktere investierst und dir überlegst, wie sie was sagen, werden deine Dialoge noch besser.
Von mir auch noch ein Beitrag, wobei ich mich da in vielen Punkten Antjenia bereits vorab anschließe. Vor allem wie immer auch der Hinweis: Nichts persönlich gemeint, Geschmäcker und Leseerfahrungen sind verschieden.
Der erste Eindruck ist zwiegespalten. Mir persönlich gefällt der Stil nicht wirklich. Ich finde ihn schwer zu lesen und habe da permanent ein Stirnrunzeln, das auf Dauer Kopfschmerzen bereiten würde 😉Was ich gerne Wissen würde:
- Wie ist der Ersteindruck? Schreibstil?
Es fällt mir leider nicht immer leicht, eine Begründung in Worte zu fassen, aber ich will es versuchen. Ich finde deinen Stil sehr steif, kalt und teilweise gestelzt. Es ist für mich keine gelebte Sprache, die ich da lesen und dann fällt es mir schwer, ihr zu folgen. Für mich muss sich ein Text flüssig genug lesen und hier stocke ich leider immer wieder, weil die Formulierungen so merkwürdig verschachtelt sind. Es wirkt nicht wie eine Geschichte, die mir jemand erzählt, sondern viele der Sätze lesen sich konstruiert, was ihnen die Lebendigkeit nimmt.
RGZ ist nicht meins, aber auch mir sind einige Zeichensetzungsfehler aufgefallen. Ich würde mich deshalb der Empfehlung zu einer Beta anschließen.
Außerdem bitte bei einem Wechsel des Sprechers eine neue Zeile/einen neuen Absatz beginnen. Je nachdem, wie man es bezeichnen würde, für mich ist es ein neuer Absatz, aber über die Bezeichnungen können manche ja ellenlang diskutieren.
Generell fiel es mir an einigen Stellen schwer, noch nachzuverfolgen wer was sagt oder tut. Auch hier schließe ich mich Antjenia an: Bei zwei männlichen Charakteren in der Szene bitte aufpassen, dass "er" und "seine" auch korrekt zuzuordnen sind. Es ist kein Makel und zählt nicht als Wiederholung, den Namen eines Charakters zur Identifizierung zu verwenden. In diesem Sinne bitte auch die "der Ältere" und "der Jüngere" konsequent streichen. Ich persönlich bin da inzwischen sehr empfindlich, was das angeht. Diese Begriffe sind für mich sehr schnell ein Wegklickgrund.
Ich finde beide mäßig sympathisch aber auch noch immer ausgesprochen blass. Wobei ich von Delaney ein besseres Bild habe als von Jamie.- Die Darstellung der Charaktere - Sympathieträger oder nicht? Authentizität?
Delaney kommt für mich als der typische, genervte Boss rüber. Er hat nicht wirklich etwas "Böses" bisher an sich. Es wirkt sehr konstruiert darauf ausgerichtet, ihn unsympathisch zu machen. Wobei ich das nicht durch seine Handlungen und Worte unterstützt sehe.
Jamie ist mir persönlich eher unsympathisch im Moment. Typ nervig großkotziger Jungspund, der die Welt retten soll. Einer, der sich für obercool und so viel klüger hält als alle anderen. Müffelt ein bisschen nach Gary Stu, aber vielleicht ist's nur der Testosteronüberschuss, der da aus ihm rauskriecht.
Grundsätzlich ist diese Einschätzung aber sehr viel Interpretation, denn wie gesagt, finde ich die Charaktere bisher nicht wirklich lebendig dargestellt. Mich nervt etwas Jamies Art alles an Delaney und dem Rat runterzumachen. Ja, das Recht der Jugend ist die Rebellion, aber das ist irgendwie schon 1000 Mal dagewesen.
Außerdem ist mir da zu viel Mistrauen von Anfang an da, das man aus dem Text selbst nicht nachvollziehen kann. Wenn's Jamie so ankotzt irgendwelche Aufträge für den Rat zu machen, dann bräuchte ich einen Grund, warum er es trotzdem tut. Und wenn es ihn nicht ankotzt, dann soll er gefälligst seinen Job machen, ohne alles in Frage zu stellen. Vielleicht ist mir hier an dieser Stelle einfach zu viel "foreshadowing" mit drinnen (sorry, mir fällt gerade kein deutsches Wort dafür ein). Selbst wenn es das gar nicht ist, wirkt es so und das wäre jetzt nicht so meins.
Generell ja (bei beiden Fragen). Ich glaube, es ist nicht unbedingt mein Genre, wirkt mir zu sehr nach YoungAdult Bereich, was ich nicht mehr unbedingt lese. Aber wenn ich es lesen würde, wäre es glaube ich durchaus interessant, wobei ich noch zerrissen wäre, ob ich wirklich weiterlesen will.Hat der Prolog Interesse auf mehr geweckt? Wirft der Text Fragen auf, die man gerne beantwortet haben möchte?
An ein paar Stellen fände ich es besser, wenn es diffuser bleiben würde. Ein Beispiel:
Das war so eine Stelle, wo ich mich gefragt habe, was denn jetzt eigentlich Jamies und Delaneys Rollen sind. Wenn Delaney der Chef und Jamie der Handlanger ist, dann soll der gefälligst seinen Job machen und zwar das, was man ihn sagt. Gründe haben ihn nicht zu interessieren. Und das wäre dann auch schon imme so gewesen. Warum sollte ihm irgendjemand was gesagt haben? Der Kommentar, dass ihm da irgendetwas hätte auffallen müssen, wirkt auf mich total aufgesetzt - zumal ihm ja nicht wirklich etwas "auffällt", außer dass man einem Handlanger nicht alles sagt. Ja, macht man nicht. Man sagt Leuten das, was sie wissen müssen. Und dann wird da so am Rande und ohne weiteren Grund ein "Josh" erwähnt.„Nicht alles steht da drauf. Darf ich Fragen, was überhaupt der Grund für die Mission ist?“ Das es ihn nicht früher aufgefallen war, dass man deswegen kein Wort sagte, war schleierhaft. Aber er war auch nicht Josh, welcher sofort eins und eins zusammen gezählt hätte - like Sherlock Holmes. Dennoch hätte es ihn früher auffallen können,
Generell ist ir hier zu viel reingepackt in diesen Prolog. Ich bin vom ganzen Tell erschlagen und nicht sicher, ob mich Jamies Art nicht sehr schnell nerven würde.
Es ist dein Charakter und ich will dir da gar nicht reinreden. Aber mir sind diese "ich weiß alles besser und ich rieche auf 5km, dass da was faul ist, obwohl es keine Anhaltspunkte dafür gibt"-Typen inzwischen einfach nicht mehr sonderlich angenehm. Ich würde Jamie und den Prolog mehr mögen, wenn er der eher coole Typ wäre, der zur Abwechslung einfach mal macht, was man ihm sagt. Nicht immer nach den Regeln spielt, ab und zu auch mal ein Wörtchen über Magie fallen lässt, aber der ansonsten nicht von Anfang an bereits alles in Frage stellt. Weil er am Ende ja eh alles umkrempeln oder die große Verschwörung im Rat aufdecken wird. Das wäre einfach mal was anderes. Wenn er eh alles in Frage stellt, dann sollen die Bosse wenigstens ein Problem damit haben, ihn mit dem Auftrag zu betrauen. Niemand gibt Aufträge an Leute, die unwillig sind, diese zu erfüllen, wenn es keinen zwingenden Grund dafür gibt. Genauso wie die solche Aufträge nicht ohne zwingenden Grund erledigen. Beides sehe ich hier nicht. Also ich sehe Delaney, der Jamie den Job nicht geben will und ich sehe Jamie, er nicht begeistert von dem Auftrag ist, aber ich sehe für beides keinen Grund. Außer der Tatsache, dass da künstlich ein Konflikt aufgebaut sein soll.
Ich finde den Ansatz sehr gut. Generell vielleicht weniger an den Sätzen konstruieren, sondern sie so schreiben, wie man reden würde.Generell vielleicht ein paar Tipps: was kann ich besser machen, was soll ich so beibehalten?
Ein paar Beispiele:
Delaney ist doch scheinbar auf Arbeit - oder wo auch immer, jedenfalls nicht gerade in seinem Schlafzimmer oder auf dem Klo. In was für einem "privaten Moment" sollte man da stören? Hat Delaney die Angewohnheit mit seiner Sekretärin auf dem Schreibtisch rumzumachen? Falls ja, dann entweder deutlich sagen oder eben so ein zu vages etwas weglassen.Ohne überhaupt daran zu denken, anzuklopfen, ging er in den Raum rein. Er wurde sowieso schon erwartet, also brauchte er auch nicht befürchten, dass er seinen jetzigen Gegenüber in einem privaten Moment stören würde. Tatsächlich saß ein älterer Mann mit verschränkten Armen hinter dem - seiner Meinung nach - viel zu großen Schreibtisch und musterte den Neuankömmling argwöhnisch.
Und da bin ich dann schon bei Satz 2 irgendwie 3x gestolpert um nachzuvollziehen, was ich verpasst habe. Auch interessiert mich an der Stelle ehrlich gesagt so gar nicht, ob der Schreibtisch nach Jamies Meinung viel zu groß ist. Wenn eine übertriebene Größe hier erwähnt wird, dann ist es irgendjemandes Meinung. Entweder die eines (neutralen) Erzählers und dann ist der Schreibtisch definitiv übertrieben groß oder es ist ein personalisierter Erzähler aus Jamies Perspektive, dann ist es seine Meinung und man muss diesen Fakt nicht noch einmal erwähnen.
In letzterem Fall würde hier im Prolog der POV aber ab und zu von ihm weg zu Delaney gleiten und mir wäre er nicht persönlich genug.
Wenn ich noch einmal genau draufsehe, dann stört mich glaube ich vor allem, dass z.B. schon der erste Satz nicht stimmt. Natürlich hat er darüber nachgedacht, bewusst nicht anzuklopfen. Und was genau er sich gedacht hat, steht dann im zweiten Satz, nämlich dass er erwartet wird und Delaney ja eh in keinem "privaten Moment" sein würde. (sorry, die Formulierung lässt mich einfach nicht los). Ich glaube, mit den zwei Sätzen hat sich für mich schon ein Bild von Jamie geformt, das du so eigentlich nicht willt. Aber ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, welches Bild konkret du von ihm zeichnen möchtest.
Soll er der jugendliche Rebell sein? Verkappter Kleinkrimineller? Rotzbengel? Wunderkind? Querulant?
Zumal ich keine Vorstellung davon habe, ob Jamie jetzt 16, 24 oder 32 ist. Er ist jünger als Delaney, aber der ist grauhaarig und offenbar ein alter Mann, also da ist die Spanne sehr weit gegriffen.
Also würde ich generell ein paar Beschreibungen ganz gut finden. Nicht im Sinne von "ich ratter jetzt mal Haarfarbe, Augenfarbe, Größe und Statur aller Anwesenden und fünf weiterer Leute runter", sondern ein paar kleinere Details.
Du hast so etwas ähnliches drinnen:
Das ist aber "Tell". Du könntest das deutlich neutraler formulieren mit "Der Mann regte sich zwar ständig drüber auf, dass er nur wegen Jamie graue Haare bekommen hätte, aber das war wohl eher Callahans eigenem, fortgeschrittenen Alter geschuldet".Schon öfters hat Jamie gehört, dass Callahan sich darüber aufregte, nur wegen ihn graue Haare bekommen zu haben.
Also wenn Jamie in Richtung "aufmüpfiger Rebell geht, der einen gewissen "Funfactor" mitbringen soll - der trotzdem erst mal macht, was man ihm sagt (weil er's vielleicht machen muss)", dann könnte ich mir eher ein paar freche Kommentare vorstellen. Ein Stuhl, der vor Delaneys Schreibtisch steht, wo Jamie sich hinsetzt, Füße auf den Schreibtisch. Er spielt mit irgendwas von dem riesen Ding, macht fotzelige Kommentare darüber, dass die Sekretärin ja draußen saß und er deshalb auch ohne anklopfen reinkommen kann. Oder - wenn es ein personalisierter Erzähler sein soll - ein quasi gedanklicher Kommentar dazu, dass er Delaney ja nicht zum ersten Mal mit der Sekretärin beim "Ausmessen vom Schreibtisch" erwischt hätte. Irgend eine winzig kleine Erwähnung, in welcher Altersklasse wir uns hier mit Jamie bewegen. Wo befindet sich der Raum? Ist es ein Büro in Delaneys Anwesen, ein Ministerium, ein Hinterhofbüro?
Die Sache mit den MacColgains ist auch irgendwie merkwürdig dargestellt. Scheinbar sind sie schon lange verschwunden und bekannte Leute. Aber es wirkt, als hätte das niemanden interessiert und jetzt - Jahre später, denn Jamie war ja noch ein Kind (und wir wissen nicht wie alt er ist, obwohl das hier eine gute Gelegenheit gewesen wäre, das einfließen zu lassen *hint* *hint*) - interessiert es plötzlich jemanden. Hier war auch so eine Stelle, wo mir nicht klar war, warum Jamie überhaupt dort ist um einen Auftrag abzuholen. Da werden Hinweise auf vreschwundene Leute gefunden - nach offenbar ja etlichen Jahren - und dann ist die erste Frage quasi: "Warum habt ihr nicht mehr Hinweise?" Tja, du Dumdödel, wenn sie mehr Hinweise hätten, dann hätte man die Familie doch vermutlich schon vor längerer Zeit gefunden und müsste nicht so einen nervigen Typen damit beauftragen, der sich für den Besten überhaupt hält.
Ja, ich glaube der Spruch: „Weil ich die Möglichkeiten dazu habe und der Beste bin, wenn es ums finden geht. Aber wenn man sie darauf anspricht, dann würden sie es sowieso nie zugeben wollen - dass weiß ich selbst“, war es der Jamie bei mir alle Sympathiepunkte zerschossen hat.
Hm, ich weiß nicht, ob ich jetzt wirklich hilfreich war. Generell könnte ich mir mehrere Richtungen vorstellen, in die es hier gehen kann. Und grundsätzlich würde ich dir an einigen Stellen raten, mehr Beschreibungen reinzunehmen, aber das subtil zu machen. Diesen Fokus auf Antipatie, den du an einigen Stellen legst würde ich rausnehmen. Das ist sehr starkes Tell. Dass Delaney und Jamie ein Problem miteinander haben, kann man auch durch die Wortwahl und bestimmte Gesten darstellen.
Ein Beispiel hatte ich oben schon:
Jamie setzt sich irgendwo hin und legt die Füße auf Delaneys Schreibtisch -> starke Vertrautheit der beiden (hast du mit dem "Du" auch bereits angedeutet am Anfang und Delaney wird eigentlich nur mit Vornamen erwähnt). Es macht Jamie frech und rebellisch (aber auch potentiell unsympathisch, aufpassen!) - Delaney kann ihn daraufhin zurechtweisen, was je nach Tonfall recht harsch ausfallen kann. Alternativ könnte er Jamie strafend ansehen, das wirkt deutlich "netter" und wenn Jamie dann von alleine die Füße runternimmt, ist das ein Zeichen von Gehorsam, aber auch wieder Vertrautheit und nimmt ihm etwas den "Rotzbengel". Es hebt das Verhältnis mehr auf die Familienebene (ich gehe einfach mal von aus, dass Jamie eher gen Jugendlicher geht als bereits über 30 ist).
Jamie schnappt sich irgendwas vom Schreibtisch und spielt damit rum -> Zappeligkeit, Unruhige, Jugendlichkeit - Wenn Delaney ihn deshalb anblafft, macht ihn das unsympatischer, nimmt er es ihm nur weg, wird es väterlicher und weniger unsympathisch
Ich meine das oben nur als Beispiele, wie du mit Teilen in der Szene, den Charakter der Leute besser definieren kannst, nicht dass du konkret diese Szenen "brauchst" in deiner Geschichte.
Du kannst genauso den Dialog erweitern. Zum Beispiel den Teil damit, dass Jamie scheinbar explizit darauf hingewiesen werden muss, dass er sich als Magier nicht verraten darf, würde ich deutlich mehr in Dialog mit Interaktion packen. Wenn in der Schriftrolle (Pergament? Ernsthaft jetzt? Du weißt schon, dass das eigentlich Tierhaut ist?) eh nicht viel drinnen steht, kann Jamie die dann auch einfach achtlos zurück auf den Schreibtisch werfen mit einem Kommentar dazu, dass Delaney sich den letzten Satz hätte sparen können. Damit wird automatisch deutlich, dass er unterstellt, der kommt von Delaney, als auch dass er es für überflüssig und sich selbst davon genervt fühlt. Und aus einem mit verengten Augen zurückgeworfenen "Wäre ja nicht das erste Mal, dass du die Regeln an der Stell etwas frei interpretierst", sagt man auch gleich mehrere Sachen aus. Auch hier wieder: Ich meine nicht, dass du es konkret so ändern sollst, sonder bitte als Beispiel verstehen, wie du mit konkreten Formulierungen im Dialog selbst und ein paar wenigen Interaktionen herum, deutlich mehr ausdrücken kannst. Dinge, die du dann nicht mehr bewusst erwähnen musst.
Aber pass auf, dass du ihn nicht noch mehr durch diese eingeschobenen Bemerkungen zerreißt, wie es im Moment bereits ist.