Hey, Hey :)
Ich poste einfach mal den ersten Teil des 15. Kapitels von meiner Fanfiktion, auch wenn ich inzwischen 17 hochgeladen habe.
Das liegt ein bisschen daran, dass ich ausschließlich mit OCs und eigenen Karten arbeite und sich nicht jedes Kapitel als Einstieg eignet.
In diesem Kapitel werden hingegen Jiang, Yunus, sowie die Decks von Yunus und Frau Ehring frisch vorgestellt, weil Erin, eine meiner drei Hauptcharaktererinnen, frisch nach dem ersten Halbjahr in das Haus Ra-Yellow gewechselt ist.
Was mir beim Schreiben immer etwas Kopfschmerzen bereitet, sind die Dialoge.
Ich glaube, mir fällt es schwer unterschiedliche Charaktere entsprechend ihrer Persönlichkeit reden zu lassen, falls euch da was auffällt oder ihr gute Tipps gegen dieses Problem habt, wäre ich sehr dankbar.
Habe manchmal das Gefühl, dass bei mir jede und jeder gleich redet...Hm :/
Was bei mir auch immer relevant ist, das sind die Duelle in ihrer ganzen Umsetzung.
Hier gibt es leider keinen guten Leitfaden, wie man ein Duell schreibt, weil das eben sehr YGO-spezifisch ist.
Ist jede Karte von ihrem Effekt her gut verständlich?
Wirken die Karten von ihrem Power-Level her halbwegs realistisch für die späte-GX-Ära?
Funktionieren die Decks in Bezug auf die Persönlichkeit des Charakters, die die Decks spielen?
Ist der Duellverlauf verständlich geschrieben? usw, usw.
Ich bin natürlich auch für Anmerkungen abseits der von mir vorgeschlagenen Bereiche offen.
Frau Ehring drückte Erin einen transparenten Beutel mit ragelben Blusen, gelben Röcken und weißen Hosen in die Hand.
„Bitte sehr“, sagte Frau Ehring in einem schroffen Ton und ohne Erin anzusehen.
„Vielen Dank!“
Erin lächelte.
Wenn sie ihre neue Uniform so sah, dann konnte sie es kaum erwarten, sie erstmals anzuziehen.
Frau Ehring schloss den großen Schrank, in der die zur Ausgabe gedachte Kleidung und Bettwäsche aufbewahrt wurde sogleich wieder ab.
„Gut, gut, ich führe dich dann zu deinem neuen Zimmer. Mitkommen!“
Die Hauslehrerin von Ra-Yellow lief voran und Erin schnappte sich fix ihren Rollkoffer, bevor sie ihr folgte.
Hastig eilte Frau Ehring durch die Gänge, ohne Rücksicht auf die bepackte, frisch gebackene Raschülerin hinter ihr zu nehmen.
Nach einer kurzen Weile blieb sie doch stehen.
„Am Ende dieses Ganges liegt übrigens die Kantine. Essensausgabe ist von 6.00 Uhr bis 7.30 Uhr, 14.30 Uhr bis 16.00 Uhr und 19.00 Uhr bis 20.30 Uhr.“
Das war schon das erste Upgrade im Vergleich zum Sliferhaus, jeweils eine halbe Stunde mehr Zeit für das Frühstück, Mittag- und Abendessen.
Nicht dass sie jemals unter der Woche zum Mittagessen gekommen war, dafür hatte Fionas Beharren darauf, stets alle Hausaufgaben sofort nach Unterrichtsschluss abzuarbeiten, gesorgt. Stattdessen holte sich Erin lieber eine zusätzliche Portion Frühstück, um bis zum Abend nicht zu sehr hungern zu müssen.
Frau Ehring ging weiter, die Treppe bis zum ersten Stockwerk hoch und Erin hiefte den Rollkoffer, für den sie wegen der neuen Kleidung nur eine Hand frei hatte, Stufe für Stufe hoch.
Wenige Meter weiter waren sie am Ziel angekommen.
Frau Ehring gab Erin mit einem Blick zu verstehen, dass sie selbst anklopfen sollte und Erin zögerte keinen Moment.
„Ich komme gleich!“, rief eine helle Stimme aus dem Zimmerinneren, bevor sich die Tür öffnete.
Vor Erin und Frau Ehring stand nun ein schlankes, mittelgroßes Mädchen mit gebräunter Haut und Mandelaugen.
Ihre glatten Haare liefen in einem Zopf bis zur Taille und waren genauso schwarz wie der aufwendige Lidschatten.
Sie lächelte die beiden Besucherinnen freundlich an.
„Jiang Chunlan, das ist Erin Hiller, deine neue Mitbewohnerin. Ich habe sie bereits einmal durch die Unterkunft geführt.“
„Angenehm deine Bekanntschaft zu machen, Erin“, sagte Jiang und streckte ihr ihre Hand zur Begrüßung entgegen.
Sie sprach mit einem leichten Akzent, der das Zuhören aber kaum erschwerte.
Erin schüttelte Jiangs Hand zur Begrüßung.
„Es ist mir eine Freude“, sagte sie mit einem etwas gezwungenen Lächeln.
Es war ihr etwas unangenehm, dass Frau Ehring noch immer neben den beiden Mädchen stand.
„Gut, wenn jemand von euch noch Fragen haben sollte, kommt zu meinem Büro. Schönen Tag noch.“
Mit diesen knappen Worten verabschiedete sich Frau Ehring und Jiang ging ein paar Schritte zurück, um Erin den Weg in den neuen, gemeinsamen Raum frei zu machen.
„Na dann, du darfst ruhig reinkommen.“
Sie trat wie gefordert ein und schloss hinter sich die Tür.
Erin blickte sich kurz um und war zufrieden.
Sie hatte schon einmal ein Ra-Zimmer betreten, damals als sie zusammen mit ihren Freundinnen und Daniel Tara aufgesucht hatte, und wusste bereits, dass sie im Vergleich zum letzten Halbjahr ein deutlich schöneres und geräumigeres Zimmer erwarten durfte.
Ein zweiter Kleiderschrank ohne Kratzer, ein noch breiterer Schreibtisch mit zahlreichen Fächern, ein breiteres Fenster, das vom ersten Stock eine malerische Aussicht bis zum Sliferplatz bot und generell viel mehr Platz.
Die Wände, die im alten Zimmer in einem sterilen und mit der Zeit verblassten Weiß gestrichen wurden, waren in einem geschmackvollen Gelb gehalten und mit Bildern von erfolgreichen Profiduellantinnen und Duellanten und von Monsterkarten verziert.
Statt des Stockbettes gab es zwei getrennte Einzelbetten und dennoch bot der Raum mehr freien Platz als das Slifer-Zimmer.
Erin lächelte: „Ich glaube, hier lässt es sich aushalten. Sag mal...äh...Jang? Bist du auch neu in diesem Zimmer?“
Erin schämte sich den Namen des Mädchens nicht ganz mitbekommen zu haben.
„Nein, ich hatte hier schon vorher eine Mitbewohnerin. Und mein Name spricht sich „Jiang“.
„Jian?“
„Jiang. Es ist in Ordnung, die meisten Nichtasiaten haben mit meinem Namen Probleme“, sagte sie verständnisvoll, „Ich schreibe ihn dir nachher auf. Du bist neu in Ra-Yellow, rate ich? Warst du Slifer oder Obelisk?“
Jiang setzte sich auf einen der Stühle am Schreibtisch.
„Ich komme aus Slifer Red, aber ich hätte es fast bis in Obelisk-Blue geschafft. Es hatten nur 5,5% gefehlt“, antwortete Erin stolz.
„Ah! Dann möchte ich dir herzlich zum Aufstieg gratulieren. Bei mir waren es nur 4%, sehr ärgerlich.“
„Wirklich? Oh, Mann, wenn die Ehring nicht so einen fiesen Prüfungsteil reingehauen hätte, dann würden wir beide jetzt wohl im blauen Haus wohnen, was?“, fragte Erin und packte währenddessen ihren Reisekoffer aus.
„Wo...-?“
„Der linke Kleiderschrank ist komplett frei. Das vordere Bett an der Tür ist deines. Ich war so frei es für dich zu beziehen. Darf ich dir beim Auspacken behilflich sein?“, antwortete und fragte Jiang lächelnd, bevor Erin ihre Frage ausformulieren musste.
„Oh! Vielen Dank! Aber den Rest übernehme ich auch gerne alleine.“
Mit Jiang als neue Mitbewohnerin hatte Erin wohl den Hauptgewinn gezogen: Sie wirkte sehr herzlich und hilfsbereit, auch wenn sie sich etwas förmlich ausdrückte.
Aber eins war Jiang vor allem: Ordentlich.
Nirgends lagen Kleider oder Zettel von ihr herum, alles war sachgemäß verstaut.
Selbst der Schreibtisch war, bis auf wenige Kosmetika am Rand, frei.
Das war ein Luxus, an den sich Erin erst einmal gewöhnen musste.
„Habe ich doch gerne gemacht. Offen gesagt, der schriftliche Teil verlief gut für mich, da habe ich 95% erreicht. Aber das Tag-Team-Duell war... suboptimal.“
„Gibt immer ein nächstes Mal. Am Jahresende schaffen wir bestimmt den Aufstieg. Die werden sich wohl kaum zweimal hintereinander so einen besonderen Praxisteil ausdenken.“
„Danke sehr für die netten Worte, Erin. Ich freue mich schon sehr darauf mit dir zusammen zu wohnen.“
Erin machte eine kurze Pause vom Kleider verstauen und wandte sich ihrer neuen Mitbewohnerin mit einem breiten Grinsen zu.
„Geht mir auch so. Du bist echt okay...Jiaang?“
„Jiang.“, korrigierte sie und kicherte etwas, „Aber das klang schon viel besser als die ersten beiden Male. Übung macht den Meister.“
Ein dumpfes Grummeln unterbrach die Unterhaltung der Mädchen.
Erin lief vor Scham rot an.
Das war ihr hungriger Magen gewesen.
„Oh, du hast wohl noch nicht viel gegessen, oder, Erin?“
Das hatte sie tatsächlich nicht.
Sie war heute erst mit Mayla zusammen angereist und wegen einer Zugverspätung waren die zwei zwischen den Umstiegen nicht dazu gekommen, sich am Bahnhof noch etwas Essbares zu kaufen.
Jiang stand wieder auf.
„Lass uns gleich in die Kantine gehen. Das Essen hier schmeckt dir bestimmt besser als das aus der Slifer-Unterkunft. Auspacken kannst du ruhig später noch.“
„Alles klar, so machen wirs. Aber bevor ich im Haus weiter in meiner Straßenkleidung rumlaufe, will ich gleich die neue Uniform anprobieren. Darauf habe ich mich schon die ganzen Feiertage über gefreut!“
Erin nahm sich die gelbe Uniform und ging in die hinterste Ecke des Zimmers, sodass man sie weder vom Fenster aus sehen könnte, noch dann, wenn jemand plötzlich die Tür öffnen sollte.
Dann zog sie ihr Oberteil aus und als sie den Pulli über den Kopf gekrempelt hatte, stellte sie etwas verdutzt fest, dass sich Jiang demonstrativ mit dem Rücken zu ihr gedreht hatte.
„Du brauchst nicht weggucken. Du bekommst hier nicht mehr zu sehen, als in der Umkleide vorm Sportunterricht“, stellte Erin belustigt fest.
„Hmmmmm, aber so alleine mit einem anderen Mädchen auf dem Zimmer...äh....das finde ich....oh....Hmmmm...“
„Das sind wohl kulturelle Differenzen“, dachte sich Erin knapp und zog sich Jiang zu liebe so schnell wie möglich um.
„So, du darfst wieder!“
Erin bewunderte sich selbst in ihrer frisch gewaschenen, gelben Tracht im Innenspiegel des Kleiderschranks.
„Hehe, na, das steht mir doch richtig gut! Was meinst du?“
Jiang sah sie an und wurde ein wenig rot.
„Da gebe ich dir Recht. Das Ragelb passt gut zu deinen schönen, blonden Haaren.“
Jiang und Erin verließen das gemeinsame Doppelzimmer und gingen die Treppe hinab bis zum Eingang, der, wenn man ihn gerade entlang weiter ging, zur Kantine führte.
Auf halbem Wege lief eine eilig gehende und wütend aussehende Frau Ehring an ihnen vorbei.
„Hey! Du da draußen! Bleib sofort stehen!“, brüllte sie und verließ die Unterkunft.
„Was war das denn?!“, fragte sich Erin laut und ging ihr instinktiv hinterher.
Draußen stand die aufgebrachte Hauslehrerin einem Ra-Schüler gegenüber.
„Yunus! Ich habs doch geahnt! Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du kein Werkzeug aus dem Elektronik-AG-Raum mitnehmen darfst?! Und...große Güte! Wie siehst du denn aus?!“
Der Ra-Schüler hielt in der rechten Hand den roten Werkzeugkasten, während an der linken seine Dueldisk angebracht war.
Durch seine halboffene Lederjacke war ein großer, schwarzer Fleck auf dem gelben Uniformoberteil zu erkennen.
Er war recht groß und seine Haut hat den gleichen milden Braunton wie seine Augen. Die Haare waren an der Seite komplett abrasiert und eine seiner schwarzen Locken hing ihm locker über der Stirn.
„Ich sehe genauso gut aus wie immer, danke der Nachfrage!“, entgegnete Yunus mit einem lässigen Lächeln.
Erin gab ihm innerlich recht, hässlich war er definitiv nicht...
„Spar dir die Frechheiten, Junge! Ich rede natürlich von dem Fleck auf der Uniform! Das ist doch nicht wieder Motoröl?!“
Yunus leckte sich demonstrativ den Zeigefinger, rieb ihn an der schwarzen Stelle und hielt die Zeigefingerspitze wieder an den Mund.
„Hmmmm, gutes 10W-30er für den 4-Takt-Motor. Ein süßes Aroma mit einem herben Abgang.“
Frau Ehring wurde immer wütender.
„Du elendiger Klugschwätzer! Das kriegt man doch nie wieder sauber! Die Uniformen sind Schuleigentum!“
„Also letztes Halbjahr haben Sie rumgemeckert, weil ich ohne herumgelaufen bin und jetzt schimpfen sie, weil ich bei der Montage Uniform getragen habe. Entscheiden Sie sich bitte mal!“
„Dir bringe ich noch einen Sinn für Sauberkeit bei! Für deinen Unfug gibt es drei Wochen Küchendienst! Und obendrein will ich bis zum nächsten Freitag einen mindestens 10-seitigen-Aufsatz zum Thema „Warum ich nicht das Eigentum der Duellakademie beschädigen darf“ sehen!“
Mit einer lockeren Handbewegung fuhr sich Yunus durch die Haare.
„Da hab ich ne bessere Idee, Regina.“
Er aktivierte seine Dueldisk.
„Ich gebe Ihnen stattdessen einfach ein bisschen Duellnachhilfe!“
„Für einen Schüler wie dich heiße ich immer noch Frau Ehring!“
Erin guckte nicht schlecht.
Hatte dieser Yunus gerade im Ernst eine Lehrkraft zum Duell herausgefordert?
Frau Ehring schnaubte verächtlich und kramte aus ihrer Hosentasche ein breites, metallisches Armband.
Sie befestigte es und drückte den großen Knopf in der Mitte, woraufhin das Armband sich in eine komplette Dueldisk entfaltete.
„Wahnsinn, Frau Ehring! Wo bekommt man denn so praktische Duellarmbänder her?“, rief Erin begeistert von der Seite.
Frau Ehring sah sie kurz mit dem gewohnt strengen Blick an.
„Die gibt es nur als Abschlussgeschenke für Obelisk-Blue-Schüler mit Bestnoten! Du solltest also fleißig lernen! Fang am Besten dabei an dieses Duell aufmerksam zu verfolgen.“
Sie wandte sich wieder Yunus zu.
„Dies wird sehr lehrreich werden, für alle Beteiligten.“
Jiang rieb sich währenddessen die Schultern.
„Erin, möchtest du nicht mit mir wieder reinkommen? Es ist zu kalt hier draußen.“
Aber Erin dachte gar nicht mehr daran sich in die Kantine zu verdrücken.
„Machst du Witze? Wir können hier gleich Frau Ehring beim Duellieren zusehen! Wie kannst du das verpassen wollen?“
Jiang seufzte und ging ohne Erin wieder in das Haus zurück.
Frau Ehring und Yunus gingen jeweils einige Schritte voneinander weg und waren nun bereit für einen Kampf.
Da Yunus Frau Ehring herausgefordert hatte, machte sie den ersten Zug.
„Ich beginne mit der Zauberkarte Neues Blatt: Wie der Name schon vermuten lässt, legen nun beide Spieler ihre Handkarten ab und ziehen genauso viele Karten, wie sie durch diesen Effekt abgelegt haben.“
Yunus zog fünf neue Karten von seinem Deck und Frau Ehring nahm sich vier.
Fortgesetzt wird mit diesem Monster: Magiestrat Aurendruide im Verteidigungsmodus!
Vor Frau Ehring erschien ein hagerer, bärtiger Mann in weißer Robe, der sich auf seinem unförmigen Holzstock stützte.
Magiestrat Aurendruide: Stufe 4, 800Atk, 1700Def.
„Ich setze zwei Karten verdeckt und nutze sofort den Effekt von Magiestrat Aurendruide: Indem ich meinen Zug beende, darf ich sofort ein beliebiges Magiestrat-Gesetz aus meinem Deck direkt ausspielen.“
Ihr Monster zeichnete mit dem Druidenstock einen grünlich leuchtenden Zauberkreis in die Luft.
„Meine Wahl fällt auf diese permanente Zauberkarte: Magiestrat-Gesetz Beschwörungsverbot.“
Die genannte, permanente Zauberkarte erschien auf ihrer Feldseite.
Den Effekt von Aurendruide darf ich nur in meiner Main Phase 1 aktivieren und er beendet sofort meinen Zug. Zeig mir, was du seit unserem letzten Duell gelernt hast, Yunus!“
Erin stutzte.
Seit dem letzten Duell?
Sie hatte aus dem Streitgespräch zwischen Frau Ehring und Yunus rausgehört, dass sich beide schon kannten und Yunus schon oft gegen Frau Ehrings Anweisungen verstoßen hatte, aber dass sie schon einmal gegeneinander duelliert hatten, war ihr neu.
Yunus grinste und zog.
Ein schwarzes Maschinenmännchen mit zahlreichen Walzen und vier Zylindern erschien vor Yunus.
Motorensynchronisierer:
Motorensynchronisierer: Stufe 3, 1300Atk, 500Def.
„Der Spezialeffekt des Synchronisierers bringt mein Deck richtig in Fahrt, ich darf nämlich jetzt ein Monster der Stufe 2 oder niedriger aus meiner Hand als Spezialbeschwörung rufen! Zeig dich, Beschleunigungskrieger!
Der Beschleunigungskrieger war ein schmaler, metallener Android, der sich mit Rollen an den Füßen fortbewegte.
Beschleunigungskrieger: Stufe 2, 1100Atk, 600Def.
Frau Ehring unterbrach nun Yunus Zug:“Spezialbeschwörungen jeder Art verstoßen gegen das Magiestrat-Gesetz Beschwörungsverbot! Wenn du trotzdem Spezialbeschwörungen durchführst, musst du sofort die obersten Karten von deinem Deck auf den Friedhof legen und zwar genauso viele, wie das spezialbeschworene Monster Stufen hat!“
„Ein kleiner Preis dafür, dass mein Monster gleich eine Ehrenrunde auf Ihren Lebenspunkten dreht.“
Yunus legte die obersten zwei Karten seines Decks auf den Friedhof.
„Weiter geht’s: Wenn ich ein Empfänger-Monster beschwöre, dann darf ich diesen haarigen Gesellen im gleichen Zug aus dem Friedhof rufen! Schraubenschlüssel-Schimpanse!
Ein Schimpanse in einem blauen Mechaniker-Overall und mit zwei großen Schraubenschlüsseln in den Händen kreischte zur Begrüßung.
Schraubenschlüssel-Schimpanse: Stufe 2, 800Atk, 1000Def.
„Vergiss nicht, dass deine Flohschleuder dich zwei weitere Karten kostet!“, ermahnte Frau Ehring und Yunus legte sofort zwei Karten von seinem Deck ab.
„Mein Feld steht! Ich stimme meinen Stufe-3-Motorensynchronisierer auf den Stufe-2- Schraubenschlüssel-Schimpansen ein! Synchrobeschwörung!“
Yunus´ Monsterhologramme verblassten und hinterließen ihre drei und zwei Stufensterne, die eine Linie aus fünf Sternen bildete.
„Gib jetzt so richtig Vollgas! Motorenkrieger!“
Die Linie leuchtete grell auf und als das Licht schwächer wurde, kam Yunus´ Synchromonster zum Vorschein.
Es war äußerlich mehr Maschine als Krieger, mit großen, eisernen Fäusten und im Rücken des Motorenkrieger befanden sich zahlreiche Abgasrohre, aus denen dunkler Qualm stieß.
Motorenkrieger: Stufe 5, 2300Atk, 1300Def.
„IIIIIIIIIIIIIIEK! EINE ECHTE SYNCHROBESCHWÖRUNG! DU HAST EIN SYNCHROMONSTER BESCHWOREN!“
Erin war völlig aus dem Häuschen.
Das war das allererste Mal, das sie live eine Synchrobeschwörung miterleben durfte und sie fand es unglaublich aufregend.
Bisher hatte sie nur in ihren Duellmagazinen von Synchromonstern gelesen, oder Videos von Synchrobeschwörungen im Internet gesehen.
Selbst im Stundenplan der Akademie tauchten Synchromonster nicht auf, dafür war diese Beschwörungsmethode noch zu neu und zu unbekannt in der deutschen Duellantenszene.
Hätte man ihr heute morgen noch erzählt, dass sie heute nicht nur einer Akademielehrerin beim Duellieren zusehen würde, sondern im gleichen Duell Synchromonster zu Gesicht bekäme, dann hätte sie die Person, die ihr das gesagt hat, für verrückt erklärt.
„Ein wenig Ruhe, bitte! Ein Duell erfordert Konzentration und Disziplin!“, schimpfte Frau Ehring nach Erins Aufschrei.
Yunus hingegen fühlte sich sichtlich geschmeichelt und grinste.
„Hey, du da! Wenn dir das schon gefallen hat, dann habe ich gute Nachrichten für dich! Ich habe nämlich noch ein paar coole andere Synchromonster im Extradeck!“
Erins Augen funkelten vor Begeisterung.
Noch mehr Synchromonster?
Das wäre zu schön!
„Zuerst musst du den Preis für dein Synchromonster bezahlen! Eine Synchrobeschwörung ist nämlich eine Spezialbeschwörung und die ist aufgrund meines Magiestrat-Gesetzes verboten! Das macht fünf Karten von deinem Deck!“
Ohne eine Miene zu verziehen legte Yunus fünf weitere Karten ab.
„Was solls, ich habe jetzt alle Monster, die ich brauche! Als Erstes benutze ich den Effekt von Beschleunigungskrieger! In dem Zug, in dem er als Spezialbeschwörung gerufen wurde, darf ich nämlich seine Angriffspunkte zum Doppelten seiner Grund-Atk abändern!
Der eiserne Rollerskater wuchs auf dieselbe Größe wie der Motorenkrieger an.
Beschleunigungskrieger: 1100Atk → 2200Atk.
„Jetzt, wo mein Beschleunigungskrieger etwas Extrawumms bekommen hat, nutze ich den Effekt von Motorenkrieger: Einmal pro Zug darf er die Angriffspunkte eines meiner Monster dazu erhalten, falls dieses Monster Stufe 1 oder Stufe 2 hat! Daher übernimmt Motorenkrieger die volle Power von Beschleunigungskrieger!
Yunus Synchromonster wuchs auf die Höhe eines Einfamilienhauses an.
Motorenkrieger: 2300Atk → 4500Atk.
Bei diesem Anblick konnte Erin nur Staunen.
Yunus hatte in seinem ersten Zug insgesamt knappe 7000 Angriffspunkte auf das Feld gebracht und er würde sie garantiert gleich ohne Gnade einsetzen.
War das die Macht von Synchromonstern?
Sie konnte es nicht abwarten noch mehr von Yunus´ Deck zu sehen.
„Hmpf, ich muss dich wohl loben, du bist besser geworden. Zu schade, dass es dir an Gehorsam mangelt“, kommentierte Frau Ehring in einem gleichgültigen Tonfall.
„Danke sehr, Frau E!“, bedankte sich Yunus, „Mein Motorenkrieger schlägt gleich gewaltig zu! Sie werden sich sicher noch daran erinnern, dass er durchschlagenden Kampfschaden anrichtet oder?! Angriff auf Aurendruide mit Getriebehieb!“
Aus den Rückenauspuffen des Motorenkriegers schossen Flammen, die ihn auf den Magiestrat Aurendruiden zu katapultierten.
Er verpasste dem Hexer einen blechern scheppernden Faustschlag.
Frau Ehring ging aufgrund des durchschlagenden Kampfschadens leicht in die Knie und stöhnte.
Frau Ehrings Lebenspunkte: 4000 → 1200.
„Tja, du hast mir zwar ein wenig Kampfschaden zugefügt, aber da ich ein Magiestrat-Gesetz kontrolliere, kann ich einmal pro Zug Aurendruide vor der Zerstörung bewahren“, entgegnete sie.
„Kein Problem! Dann beendet mein Beschleunigungskrieger jetzt den Job!“
Mit einer kommandierenden Armbewegung befohl der Junge den Angriff.
Beschleunigungskrieger zerschmetterte den Aurendruiden mit einem Tritt mit den scharfkantigen Rädern an den Füßen.
„So macht Duellieren Spaß! Sie haben weit über die Hälfte ihrer Lebenspunkte eingebüßt und keine Monster mehr auf dem Feld!“
Frau Ehring grinste selbstsicher.
„Hattest du Spaß, ja? GUT! Denn nach dem Spaß kommt die Strafe für deine Frechheiten! Ich aktiviere die Fallenkarte Magiestrafe Schmerzensgeld!“
Eine der zwei verdeckten Karten deckte sich auf und offenbarte die genannte Falle.
„Schmerzensgeld zwingt dich dazu weitere Karten vom Deck auf den Friedhof zu legen, eine für jede volle 200 Punkte Schaden, die du mir zugefügt hast. Das macht bei 2800 Schadenspunkten vierzehn Karten.“
Diesmal nahm Yunus den Ablegeeffekt von Frau Ehrings Karten weniger locker hin.
Vierzehn Karten auf einmal zu verlieren, war definitiv zu viel und er merkte, nachdem er die geforderten Karten auf den Friedhof legen musste, wie sehr sein Deck schon abgenommen hatte.
„Ich aktiviere noch eine zweite Fallenkarte: Magiestrafe Schadensersatz, sie darf aktiviert werden, wenn meine Karten durch eine deiner Karten zerstört werden, sei es durch Kampf oder Karteneffekt. Schadensersatz erlaubt es mir als fairen Ausgleich drei neue Karten zu ziehen.“
Die letzte verdeckte Karte deckte sich auf und Frau Ehring zog sogleich drei Karten.
„Oh Mann. Vierzehn Karten ablegen und drei Karten ziehen? Warum sind Frau Ehrings Fallen denn so unfair stark?“, murmelte Erin.
„Das liegt an ihren zusätzlichen Aktivierungsbedingungen, Erin“, erklärte Jiang, die nun einen gepolsterten Wirntermantel trug und mit Erins Jacke inzwischen zurückgekehrt war.
„Oh! Das ist ja lieb von dir! Ich dachte, du wolltest dir das Duell nicht mit ansehen?“, fragte Erin, während sie sich schnell die Jacke überzog.
„Ich kann verstehen, dass du es sehen willst. Es ist für mich aber nicht so interessant, weil ich den beiden im letzten Halbjahr zugeschaut habe. Sie haben sich schon viermal duelliert, daher weiß ich, dass Frau Ehrings Magiestrafen nur aktiviert werden dürfen, wenn sie mindestens ein offenes Magistrat-Gesetz kontrolliert.“
„Ist ja auch nur gerecht, keine Strafe ohne Gesetz! Und jetzt seid bitte still!“, schaltete sich Frau Ehring ein.
„Verzeihung, werte Frau Ehring!“, rief Jiang.
Sie wandte sich wieder ihrem Gegner zu.
„Beendest du deinen Zug?“
„Sie haben es wohl eilig zu verlieren, was? Eine Karte verdeckt, das wars!“, entgegnete Yunus, der trotz der zwei Fallen seinen Optimismus nicht verloren hatte.
Am Ende des Zuges verlor Beschleunigungskrieger seine zusätzlichen Angriffspunkte und schrank auf seine ursprüngliche Größe zusammen.
Beschleunigungskrieger: 2200Atk → 1100Atk.
„Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du spülen, spülen und nochmals spülen! Und wenn ich am Ende nur einen Krümel auf einem der abgewaschenen Teller finde, schreibst du gleich einen zweiten Aufsatz darüber, warum man Strafaufgaben nicht halbherzig erledigen darf!“
Frau Ehring zog, doch anstatt ihre erste Karte auszuspielen, beäugte sie kritisch Yunus´ in der Dueldisk fixiertes Deck.
„Sag mal, Junge, wieso hast du noch so viele Karten übrig? Nach meiner Rechnung sollte dein Deck aus nur noch sieben Karten bestehen, aber dein Deck hat noch locker über 20 Karten!“
Yunus zwinkerte seiner Gegnerin schelmisch zu.
„Ach, sagen Sie bloß, sie gehen noch von meinem alten 41-Karten-Deck aus? Ich dachte, bevor ich mich in diesem Halbjahr wieder auf ein Duell gegen Sie einlasse, packe ich ein paar neue Karten rein, um die Sache ein bisschen spannender zu machen.“
„Ganz schön clever!“, dachte sich Erin.
Normalerweise versucht ein Duellant eine Deckgröße von über 40 nicht allzu sehr zu überschreiten, denn wenn man ein kleineres Deck hat, erhöhen sich so die Wahrscheinlichkeiten die eigenen wichtigen Schlüsselkarten zu ziehen.
Aber wenn man im Voraus weiß, dass man gegen jemanden antritt, der oder die eine Deckzerstörungsstrategie verfolgt, dann ergibt es tatsächlich Sinn das eigene Deck auf die maximal erlaubten 60 Karten aufzustocken.
Frau Ehring ließ sich von dem unerwartet großen Deck nicht beeindrucken.
„Du ungezogener Bengel zögerst das Unvermeidliche nur hinaus. Ich mache weiter mit Magiestrat Gelehrte der Runen. Erscheine im Verteidigungsmodus!“
Eine Hexe in violettem Gewand, mit grauen Haaren und einem aufgeschlagenen dicken, staubigen Buch in den Händen erschien vor der Duellantin.
Magiestrat Gelehrte der Runen: Stufe 4, 500Atk, 1900Def.
„Wird Gelehrte der Runen beschworen, darf ich sofort eine beliebige „Magiestra“-Karte von meinem Deck auf die Hand nehmen. Meine Wahl fällt auf die Falle Magiestrafe Todesurteil.“
Frau Ehring zeigte die gesuchte Karte vor.