Kontext:
Ich habe schon früher gerne geschrieben, erst eigene Geschichten, schon im Grundschulalter, dann kamen Fanfictions dazu, später habe ich mich wieder mehr Kurzgeschichten gewidmet. Vor ca. 6 Jahren ging es los, dass mir die Leichtigkeit beim Schreiben abhanden kam. (Darin, dass dieser Zeitpunkt etwa mit dem Beginn meines Literaturwissenschafts(!)studium zusammenfiel, sehe ich durchaus eine gewisse Ironie...) Es fiel mir immer schwerer, Ideen zu finden, ich war mit allem, was ich schrieb, total unzufrieden, egal, wie oft ich es überarbeitete. Es ist jetzt eineinhalb Jahre her, dass ich ein Schreibprojekt beendet habe, von einem Projekt, auf das ich am Ende stolz war, fange ich mal gar nicht an. Aber ich habe nie den Gedanken aufgegeben, dass das irgendwann nochmal besser wird.
Inspiriert von meinem Freund, der selbst an einem Fantasyroman schreibt, habe ich in den letzten Wochen wieder angefangen, aktiv nach Ideen zu suchen, ganz nach Jack London: "You can't wait for inspiration. You have to go after it with a club" (frei zitiert). Und hurra, juchei, ich habe den Sprössling einer Idee gefunden! Es ist allerdings eher...so eine Art...Vibe 😅 Ich habe ein wenig ausgeformtes Ziel, das einer meiner zwei Protagonisten erreichen will und ich habe eine Idee, zu welcher Zeit die ganze Chose spielen soll. Ich habe meine Protagonisten noch nicht auscharakterisiert, ich weiß nicht, in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Ich habe noch keine Hürden für sie, die es auf dem Weg zum Ziel zu überwinden gilt. Ich weiß nicht, wie alles zum Ende kommen soll.
Was ich habe ist jener Ideensprössling und die Zuversicht, all diese riesigen Lücken füllen zu können. Also habe ich mich in die Recherche gestürzt, darüber, wie man überhaupt einen Roman plant und beginnt. Bisher habe ich ja nur Kurzes geschrieben und das immer einfach drauf los, was eben schon länger nicht mehr funktioniert. Und diese Recherche hat mich komplett erschlagen. Es hilft nicht, herauszufinden, dass man sich offenbar auf einen Plot einlassen will, der einem ähnlichen Schema folgt wie Der Herr der Ringe und His Dark Materials. Na wenn es weiter nichts ist! Okay, arbeiten wir eben an dieser Baustelle: Was mache ich, wenn ich gleich zu Beginn meines Projekts geplättet bin? Und da beginnt die eigentliche Krux...
Im Internet gibt es zahlreiche Ratschläge dazu, was man tun kann, wenn man sich in einem laufenden Projekt festgefahren hat, aber offenbar nichts für den Fall, dass man gar nicht erst zum Anfang kommt. Auch mein Freund kennt dieses Problem nicht. Entsprechend fühle ich mich aktuell ziemlich alleine und es würde mir schon helfen, wenn nur jemand schreibt "Ja, geht mir genauso"... Schlaue Tipps wären schon Bonus... 😅
Nachtrag.
Sowas hier meine ich: "Write A One-sentence Description For Your Novel. An easy starting point. This is the sum of your story, your protagonist’s journey. Where will they go, what will they achieve, how will they grow?" So weit bin ich doch noch gar nicht! Das ist weder easy noch ein Starting Point... Oder liegt es an mir? Bin ich es? Allen anderen scheint es ja leichtzufallen...
Guten Abend
Ich hoffe, ich kann dir helfen.
Ich denke, du setzt dich zu fest unter Druck.
Du willst alles perfekt machen und genau nach Plan vorgehen.
Doch das Schreiben ist eine kreative Arbeit und muss fließen können. Sieh es lockerer, nicht so verkrampft. Dann kommt viel von allein.
Und dann braucht jeder unterschiedlich viel Struktur. Wenn es nicht mehr funktioniert dich einfach hinzusetzen und zu schreiben. (Wie früher). Bau etwas mehr Struktur ein. Das grobe Gerüst. Wer sind die Charas. Was wollen sie. Was soll in etwa geschehen. Eben grob. Falls das noch nicht reicht (es dir schwammig vorkommt und du das Gefühl hast, du weißt nicht wo die Reise hinführt). Kannst du noch mehr planen. Aber du musst selbst herausfinden wie viel Planung für dich gut ist. Bei zu viel Planung hat man das Gefühl "ich weiß schon alles, was soll ich denn da noch schreiben. Und es wird mühsam und zäh"
Was allgemein helfen kann ist sich einfach in Ruhe hinzusetzen und sich OHNE Druck Gedanken über die Welt und Charas zu machen. Wenn du möchtest, kannst du dabei Steckbriefe zur Hand nehmen. Oder es gibt auch Fragen im Internet, die beim Weltenbau helfen. Wichtig: Hab Spaß daran!
Und zum Nachtrag:
Es gibt viele, die ihre Geschichten nicht in einem Satz zusammen fassen könnten. Lass dich davon nicht verunsichern! Finde DEINEN Weg.
Alle Ratgeber sind eben nur das: Ratgeber. Kann funktionieren. Oder auch gar nicht.
Lg Lavendel Mond
Spark
Es ist allerdings eher...so eine Art...Vibe 😅
Ich habe gerade keine Zeit, einen sonderlich ausgefeilten Post zu schreiben, will aber trotzdem kurz antworten, weil – ich fühle das SO SEHR.
Alles, was ich in den letzten fünf, sechs Jahren an Plotbunnys und Storyideen hatte, waren entweder kurze OneShots oder Vibes. So ein ganz bestimmtes Gefühl, das ausgelöst werden soll, meistens ein Setting, vielleicht ein paar Charaktere. Aber keinen eigentlichen Plot. Eine Ausgangssituation ist schon meistens irgendwie da, aber danach geht es nicht weiter. Ich weiß nicht, wie es enden soll, habe häufig nicht einmal ein dezidiertes Problem, vor dem die Protagonisten stehen, zu dem ich mir eine Lösung ausdenken könnte. Und selbst wenn, überfordert mich diese Lösungssuche. Und oft erfordert dann die Ausgangssituation schon so ein Ausmaß an Recherche, dass ich zum eigentlichen Schreiben schon gar nicht mehr käme, selbst wenn ich sowas wie einen Plot hätte.
Ich bin gerade so froh, dass ich mit dem nicht allein dastehe. Ich konnte nie in Worte fassen, was eigentlich mein Problem ist, weil … es ist ja nicht so, als hätte ich keine Inspiration und keine Ideen. Sie sind da, reichlich sogar. Aber sie kommen nicht in einer Form, in der ich etwas damit anfangen kann. "Vibe" trifft es gut.
Lösungen anbieten kann ich leider auch keine. Das Einzige, was mich derzeit zumindest ein bisschen weiterbringt, ist, mich einfach stur vor ein leeres Dokument oder ein Blatt Papier zu setzen und mich zum Brainstorming zu zwingen (was schwer ist, weil ich das noch nie mochte). Das funktioniert für mich so halbwegs, leider kostet es viel Zeit und Nerven. Leider tut sich dann für mich auch gleich das Problem auf, dass ein Monsterprojekt daraus zu werden droht. Und dann bin ich auch überfordert.
Those who forget the past are doomed to repeat it.
The question is not, Can they reason?, nor Can they talk? but, Can they suffer?
- Jeremy Bentham
Spark
Nachtrag.
Sowas hier meine ich: "Write A One-sentence Description For Your Novel. An easy starting point. This is the sum of your story, your protagonist’s journey. Where will they go, what will they achieve, how will they grow?" So weit bin ich doch noch gar nicht! Das ist weder easy noch ein Starting Point... Oder liegt es an mir? Bin ich es? Allen anderen scheint es ja leichtzufallen...
Es ist tatsächlich leicht, wenn man sich am Anfang nicht zu viele Gedanken darüber macht, wie die fertige Geschichte aussehen wird. Meine Erfahrung ist, dass sich eine Geschichte während des Schreibprozesses noch ändert. Deshalb notiere ich zuerst nur eine grobe Idee und spinne diese immer weiter. Also zuerst eine Idee in wenigen Sätzen, daraus einen groben Plot, und erst dann (!) Gedanken über das Setting, wobei auch die Details im Laufe des Schreibens ihren Weg in die Geschichte finden.
Anhand deiner Angaben (Fantasy Geschichte mit zwei Protagonisten) gebe ich hier mal ein Beispiel meiner Vorgehensweise zum Besten:
Erste Fragestellungen: Sind die Protagonisten Freunde, Rivalen oder Beides? - In meiner Version sind sie Beides.
Was wollen sie tun? - Einen Drachen töten und zu Helden werden.
Konflikt? - Der Drache ist in Wirklichkeit eine verfluchte Prinzessin, die immer nachts zum Drachen wird. Einer der Protas verliebt sich in sie.
Mein grober Plot:
Die Brüder Franz und Joseph wollen Helden werden, indem sie den Drachen erschlagen, der jede Nacht das Königreich überfällt und Ernten und Gutshöfe vernichtet. Auch der geerbte Hof von ihrem Vater fiel dem Drachen zum Opfer, wodurch die Brüder kein Zuhause mehr haben. Sie bieten ihre Dienste dem König an, der von ihrem Vorhaben jedoch nichts wissen will und die Jagd untersagt, was den Brüdern unverständlich ist. Joseph begegnet dabei der schüchternen Prinzessin Sofia, die ihn zur Jagd ermuntert. Joseph verliebt sich in sie und trifft sich öfter mit ihr. Die Brüder recherchieren, wo der Drache herkommt und finden dabei heraus, dass er nach den Angriffen immer zum Schloss des Königs flog. Sie finden heraus, dass ein Fluch auf der Königsfamilie liegt und die Prinzessin der Drache ist. Das erklärt die ablehnende Haltung des Königs zur Jagd. Die Prinzessin widerum will mit dieser Schande nicht leben. Nur die wahre Liebe kann den Fluch brechen.
Während Joseph aufgrund seiner Gefühle versuchen will, den Fluch zu brechen, wird Franz von seinem Zorn gegen die Kreatur getrieben und will sie töten. In der Höhle des Drachen unter dem Schloss kommt es zu einem packenden Kampf zwischen Joseph und Franz, der vom Drachen unterbrochen wird. Franz wird vom Drachen getötet, doch Joseph kann ihn stoppen, weil die Prinzessin die Kontrolle über ihn erlangt, da sie sich ebenfalls in Joseph verliebt hat. Am nächsten Tag heiraten die Beiden, und im Königreich ist es wieder sicher.
Mit so einer groben Plotidee ist es einfacher, eine Beschreibung in einem Satz zu erstellen:
Die ungleichen Brüder Franz und Joseph müssen sich bei der Rettung des Königreichs nicht nur einem Drachen stellen sondern auch einander.
Danach mache ich mir Gedanken, wie Franz, Joseph und ihre Welt aussehen und ob es z.B. schon vorher Konflikte in der Bruderbeziehung gab, die in dem Kampf gipfeln.
Das ganze Worldbuilding, die Charakterentwicklung, POV usw. verlege ich auf den Moment, in dem ich anfange, Szenen zu schreiben. Dadurch können sich durchaus Änderungen im Plot ergeben, aber ich denke, das es der Geschichte sogar zugute kommt, wenn man nicht nur stur dem ersten Gedanken folgt. Geschichten sind mMn lebendig und entwickeln sich zum Positiven während des Schreibens und Überdenkens. Deshalb solltest du dich auf keinen Fall scheuen, Fehler zu machen!
Mach dir also nicht gleich zu Anfang zu viele Gedanken. Falls du schon eine Szene im Kopf hast, schreib sie auf. Vielleicht schafft sie es so in den Plot, vielleicht wird sie auch wieder verworfen. Ist doch egal. Schlimmstenfalls war sie einfach eine Übung für dich, um folgende Szenen besser zu schreiben.
Dinge, die es nicht in die Geschichte schaffen oder verworfenen Plotbunnys sollte man keine Träne nachweinen. Einfach neu probieren.
Das Problem, dass du mit dem Anfang hast, habe ich übrigens fast immer mit dem Ende einer Geschichte. Aktuell habe ich eine FF fast fertig geschrieben und will demnächst mit der Überarbeitung und Veröffentlichung anfangen, aber ein elegantes Ende ist mir bisher nicht eingefallen, was frustrierend ist. Aber da so viel von der Geschichte steht, bin ich motiviert, weiter daran zu arbeiten, und irgendwann wird es "Klick!" machen.
Ich kann echt nur dazu raten, dass du dir nicht so viele Gedanken über die Theorie machen solltest, sondern direkt zur Praxis übergehen. Alles Andere ergibt sich mit der Zeit, und du hast es damals vor dem Studium ja schon gekonnt.
Frank Castle
Scheint für den Anfang doch mehr als genug.Spark
Ich habe ein wenig ausgeformtes Ziel, das einer meiner zwei Protagonisten erreichen will und ich habe eine Idee, zu welcher Zeit die ganze Chose spielen soll. Ich habe meine Protagonisten noch nicht auscharakterisiert, ich weiß nicht, in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Ich habe noch keine Hürden für sie, die es auf dem Weg zum Ziel zu überwinden gilt. Ich weiß nicht, wie alles zum Ende kommen soll.
Wenn du schon einige Schreibübung hast, wie hast du das zuvor gehandhabt? Wie ist dein Schreibprozess abgelaufen?
Mit deiner Erfahrung sollte sich doch herauskristallisiert haben, welche Vorgehensweise für dich am besten funktioniert.
Also Plotter oder Pantser? Wobei die beiden die Enden eines Spektrums sind und die Übergänge fließend.
Hinzu kommt noch handlungs- oder charakterzentriert?
Ich weiß inzwischen, dass ich Pantser bin und die Charaktere den Verlauf einer Geschichte bestimmen (zum Teil auch das Genre).
Daher beginne ich immer mit dem Ausarbeiten der Charaktere oder dem Sammeln von Informationen, wenn es um Fanfiction geht.
Die Protagonisten lasse ich aufeinandertreffen und schaue, wie es läuft, sobald sie miteinander interagieren. Aus diesen Synergien ergeben sich schnell neue Triebe, denen ich einfach folge.
Ein ganz grober Plott liegt vor, ich habe ein Ziel vor Augen. Sei es, dass das Liebespaar zusammenkommt oder der Bösewicht erledigt wird, wenn es in Richtung Krimi geht. Der Weg dahin steht nicht fest, diesen bestimmen die Charaktere. Sobald ich in sie besser kenne, ergeben sich die Ideen beim Schreiben von allein. In einer Romance hat mir mein weiblicher Chara zum Beispiel einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil sie sich einem anderen Charakter zugewandt hat, obwohl dieser gar nicht für sie angedacht war. Mit diesem Twist hatte ich so gar nicht gerechnet.
Ich betreibe Recherche, aber nicht zu viel. Klar, grundlegende Dinge sollten geklärt sein. Also das Setting einigermaßen bekannt, aber Details suche ich mir on the go heraus, wie ich sie brauche.
Ich nenne meinen "Plan" Schreibwolke. Ein Gebilde, das in meinem Kopf existiert und nie von mir aufgeschrieben wird. Darin schwirren die Charaktere herum und alle Informationen bezüglich der Welt/Handlungsort und deren Hintergründe. Auch die bisher geschriebenen Szenen. Je mehr ich schreibe, desto mehr Verknüpfungen entstehen und bieten ein Gerüst für die Geschichte. Zwischendrin gibt es Funkenregen, wenn Dinge zusammenkommen oder aufgelöst werden. Schwer zu erklären, aber wo du Vibes erwähnt hast, ist es bei mir die Wolke, in der es manchmal blitzt und donnert. Wenn das passiert, schreibe ich wie wild, ohne groß nachzudenken. Überarbeiten kann man danach. Ich möchte so frei wie möglich schreiben, alles andere schränkt mich ein oder hemmt mich.
Boah, ne. Schöner Tipp für Leute, die gern zusammenfassen. Ich hasse es. Es gibt nichts Schlimmeres, als Klappentexte zu schreiben.Spark
Sowas hier meine ich: "Write A One-sentence Description For Your Novel. An easy starting point. This is the sum of your story, your protagonist’s journey. Where will they go, what will they achieve, how will they grow?" So weit bin ich doch noch gar nicht! Das ist weder easy noch ein Starting Point... Oder liegt es an mir? Bin ich es? Allen anderen scheint es ja leichtzufallen...
Zudem ich mich dadurch viel zu eingeschränkt fühlen würde. Das grobe Ende könnte ich noch liefern, aber Entwicklung und Wachstum lege ich nicht zuvor fest. Klar, sollte passieren, aber in welchem Ausmaß, ergibt sich organisch im Laufe des Schreibprozesses.
Da wären wir wieder bei den zwei Lagern. Das oben können Plotter meist super, dafür stolpern sie dann, wenn sie ihre Plotpunkte nicht erreichen. Ich würde mich da nicht verrückt machen, sondern so schreiben, wie es dir am besten reinläuft. Geh in Gedanken zurück und erinnere dich, bei welchem Projekt es bei dir am besten geflossen ist und warum. Daran würde ich anknüpfen.
Schreibtipps sind zwar gut und schön, aber man kann sie nicht universell anwenden. Es gibt so viele Schreibprozesse, wie es Autoren gibt. Jeder macht mindestens eine Kleinigkeit anders als andere.
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
Funkensee
Spark
Es ist allerdings eher...so eine Art...Vibe 😅Ich habe gerade keine Zeit, einen sonderlich ausgefeilten Post zu schreiben, will aber trotzdem kurz antworten, weil – ich fühle das SO SEHR.
Alles, was ich in den letzten fünf, sechs Jahren an Plotbunnys und Storyideen hatte, waren entweder kurze OneShots oder Vibes. So ein ganz bestimmtes Gefühl, das ausgelöst werden soll, meistens ein Setting, vielleicht ein paar Charaktere. Aber keinen eigentlichen Plot. Eine Ausgangssituation ist schon meistens irgendwie da, aber danach geht es nicht weiter. Ich weiß nicht, wie es enden soll, habe häufig nicht einmal ein dezidiertes Problem, vor dem die Protagonisten stehen, zu dem ich mir eine Lösung ausdenken könnte. Und selbst wenn, überfordert mich diese Lösungssuche. Und oft erfordert dann die Ausgangssituation schon so ein Ausmaß an Recherche, dass ich zum eigentlichen Schreiben schon gar nicht mehr käme, selbst wenn ich sowas wie einen Plot hätte.
Hier - this is me too! Ich habe sogar unzählige Ideen, fast täglich kommen mir gute Ideen oder etwas versetzt mich genau in diesen Vibe, von dem ihr hier redet. Die Ideen reichen jedoch nie für eine "komplette" Geschichte, wie Funke schreibt: Die Ausgangssituation ist da, manchmal sogar eine komplette Welt mit einem Regelsystem o.Ä., aber ein Plot fehlt. Wenn ich anfange zu schreiben, verliere ich die Lust, sobald ich über diesen Vibe hinaus bin oder die Story endet als OneShot, weil einfach gar nicht mehr da war.
Meine Lösung des Problems: Ich habe einfach nicht weiter gemacht.
Momentan sammle ich alles, was mir als gute Idee oder als guter Vibe erscheint. Bei letzterem versuche ich, den Trigger für den Vibe zu identifizieren und diesen festzuhalten (z.B. ein YT-Musikvideo), damit ich den Vibe wieder hervorrufen kann. Denn ich weiss, was bei mir der Grund ist, warum ich seit Jahren kein grosses Projekt mehr in Angriff nehmen kann:
Zuerst war ich auf längeren Reisen, wo Ideen so schnell eingeprasselt sind wie neue Eindrücke, aber die Verarbeitungskapazität ist beschränkt und dann hatte ich keine Zeit, mich um Plotbunnys zu kümmern, wenn ich schon ganz viele Kulturen, fremde Menschen und Naturschauspiele verarbeiten muss.
Dann hatte ich eine Jobsituation, die es unmöglich machte, mich auf diese kreative Arbeit zu funktionieren (Schreiben macht - zumindest mir - eben nicht immer nur Spass, sondern ist teilweise echt Arbeit).
Und seit nun mehr als zwei Jahren studiere ich - und ganz ehrlich, nach einem ganzen Arbeitstag vor dem Computer oder einem Tag mit 8h+ Vorlesungen ist mir gar nicht mehr danach, mich nochmal hinzusetzen, um an einer Story zu arbeiten.
Seit ich diesem grundsätzlichen Stolperstein auf die Schliche gekommen bin, führe ich ein buntes Sammelsurium und zu meinem Erstaunen entwickelt sich meine grosse Plotidee, die mich seit Jahren verfolgt, seither stetig weiter - wenn auch in Minischritten. Einige Ideen und Vibes lassen sich gut ins Grundgerüst einbauen, andere verstauben im Sammelsurium. Und so wird die Idee von selbst immer grösser.
Ein Tipp, den eine Bekannte gerne vergibt, wenn alles zu überwältigend erscheint, ist die Geschichte mit einer anderen kreativen Arbeit auszuarbeiten, als mit dem Schreiben. Vorausgesetzt natürlich, man macht das gerne.
Sie ist z.B. jemand, der ihre Charaktere gerne zeichnet, wenn sie ein vages Bild von ihnen hat - oder eben auch noch gar keines. Einfach mal den Stift ansetzen. Oder auch eine Welt, ein Haus, eine Situation zeichnen. Teilweise hat sie Charaktere bis zu 10 Mal neu gezeichnet, bis sie den Vibe getroffen haben. Ihr macht das Spass.
Häuser o.Ä. könnte man zum Beispiel aus Materialien bauen, Orte könnte man fotografieren und mit Photoshop bearbeiten, usw.
Also eben, die Geschichte nicht mit klassischem Schreiben, sondern anderen spassigen Aktivitäten vorantreiben.
Hi Spark,
Och.. davon kann ich auch ein Lied singen 😅
Tatsächlich kann es an dem Literaturwissenschaften-Studium liegen, dass dir aktuell die Kreativität ein bisschen flöten gegangen ist. Es ist einfach auch VIEL Input und du musst diese ganzen Informationen ja auch irgendwie in deine Wahrnehmung und innere Bewertungssysteme integrieren.
Manchmal braucht es auch einfach Zeit.
"Vibes" sind eigentlich ein gutes Zeichen.
Aber die darf man auch mal päppeln und pflegen, statt gleich so ein "Wachstumskonstrukt" mit Plänen und Vorgaben und allem drüber zu stülpen.
Vielleicht willst du erstmal deine eigenen Charakter kennenlernen und schreibst kurze Sequenzen, ohne einen Plot/Ziel zu verfolgen. Ähnlich wie ein Brainstorming. Vielleicht überlegst du dir verschiedene mögliche Richtungen und schaust einfach, ob die Vibes stärker oder schwächer werden. Es bringt - meiner Erfahrung nach - überhaupt nichts, dieses Gefühl in ein zu enges Korsett zwingen zu wollen.
Bei meiner aktuellen FanFic war die Ursprungsidee ganz anders. Als ich nach einigen Tagen (musste mir erstmal ein Hörbuch und mehrere Filme anschauen, bevor wirklich physisch ans Schreiben ging) vor dem Plotsheet saß und locker recherchiert habe, haben mich die Protas praktisch "angesprungen" und wurden ganz anders, als ich im ersten Moment dachte. Aber dadurch ging die Plot-Planung ganz locker. Die Protas haben ihn quasi für mich geplant und ich musste nur noch dokumentieren.
Beim Schreiben ist da nochmal ganz viel Content gewachsen. Ich habe mir beispielsweise eine Rhythmik gesetzt, wie viele Kapitel und wie lange so ein Kapitel in der Woche sein darf, weil ich weiß, dass ich mich sonst in eine Blockade verrenne. So freue ich mich tatsächlich jedes Mal darauf, wenn ich wieder "darf" - statt davor zu sitzen und das Gefühl zu haben, leer geschrieben zu sein. In dieser selbst auferlegten Pause sammeln sich eine Menge Ideen an, die natürlich auf das aktuelle und auf das folgende Kapitel bezogen sind. Ich muss nur schauen, dass es sich einigermaßen an der Planung orientiert, damit mich nicht verzettel.
Grüße,
Varg
SEK-Beamter: "Das war keine Blendgranate, das war ein Irritationstäuschkörper!"
Zu überwältigt um anzufangen?
Ja hier. Anwesend. Allerdings ist es das genaue Gegenteil von dem was du beschreibst. Ich leide nicht an Ideenlosigkeit. (was ist das?), sondern es ist zu viel. So dass ich nicht weiß wie um alles in der Welt ich eine Geschichte schreiben soll, die den Leser nicht überfordert.
Genug von meinem Problem. Zurück zu deinem. Der Ideenlosigkeit. Ich denke auch, dass es an deinem Studium liegen könnte. Du bist da vermutlich sehr stark eingebunden, es gibt vielleicht Unsicherheiten in der Zukunft, die dich beschäftigen und ich habe festgestellt, dass gerade organisatorische Tätigkeiten die Kreativität unterdrücken und im schlimmsten Fall ganz brutal ermorden.
Zu hoffen bleibt also, dass dieser Druck nachlässt und dass du die organisatorischen Dinge geregelt bekommst. Andererseits kann schreiben auch ein wichtiger Ausgleich sein. Ich erinnere mich noch, dass ich während meiner stressigen Ausbildung auch sehr viel geschrieben habe, aber da war es auch weniger organisatorisch.
Wichtig ist, dass dich die Geschichte von Grund auf begeistert. Es sollte einen Funken geben, der die Geschichte entzündet. Warum schreibst du diese Geschichte? Was hat dich an der Idee so fasziniert? Das kann auch was ganz banales sein, das dann zu einer voll krassen Idee wird, die dich nicht mehr los lässt. Eine Geschichte ist gut, wenn sie dich mitnimmt, wenn sie dich so lange nicht in Ruhe lässt, bis du sie endlich geschrieben hast.
Wenn du festhängst und nicht weißt wie es weitergehen soll hilft es über die Charaktere und die Welt nachzudenken. Am besten während du irgendwelche banalen Tätigkeiten machst, aufräumen, putzen, oder im Zug fahren und aus dem Fenster glotzen und Musik hören.
Vielleicht gehe ich da zu sehr von mir aus, aber normal fließt die Geschichte dann von selbst. Wie sieht die Umgebung aus? Wie die Charaktere? Was fühlen die? Was machen die? Und so weiter. Wichtig sind Schlüsselelemente, die sich in deinen Kopf schleichen und die Handlung verändern. Was ich erst später gelernt habe, aber sehr wichtig ist, halte dich nicht zwingend an eine Chronologie. Wenn ein wichtiger Moment kommt, der dich voll mitnimmt, dann schreibe ihn auf. Die Lücken kannst du später immer noch füllen, aber es ist wichtig, dass du ihn schreibst, denn so gut wie in diesem Moment wird es vermutlich nicht mehr von der Hand gehen.
Von irgendwelchen Geschichtensetzbaukästen halte ich persönlich nicht viel, weil ich finde, dass eine Geschichte dann schnell zu konstruiert wird. Als Leser möchte ich ja auch lieber eine Geschichte, die mich überrascht. Ich möchte gar nicht schon fünfzig Seiten im Voraus erahnen können was passiert. Eine Geschichte die organisch wächst und sich immer weiter entwickelt ist da im Vorteil. Außerdem macht es auch als Autor viel mehr Spaß eine Geschichte zu schreiben, die nicht hundertprozentig durchorganisiert ist, wenn die Geschichte dich selbst noch überrascht. Das hält die Begeisterung aufrecht. Die Freude, die du beim Schreiben hast, sollte beim Lesen zu spüren sein.
Imposter-Syndrom, das auf Deutsch tatsächlich auch als Hochstapler-Syndrom bezeichtet wird, bedeutet, dass man seine eigenen Erfolge und Fähigkeiten anzweifelt. Man glaubt, man würde gar nicht verdienen, was man geschafft hat, sondern habe nur Glück gehabt. Man fühlt sich also gegenüber der Umwelt wie ein Hochstapler, der nur so tut, als sei er qualifiziert oder talentiert. Im Grund ist es eine besondere Unterart von Selbstzweifeln und mangelndem Selbstbewusstsein. Man glaubt, man wäre nur zufällig in seine Position gekommen oder die Menschen, die einen befördert haben oder einem applaudieren, würden sich eigentlich irren und hätten die eigene Leistung falsch beurteilt.
Da das Syndrom sehr häufig bei Frauen und Mitgliedern marginalisierter Gruppen diagnostiziert wird, gibt es auch Stimmen, die es für problematisch halten, das Phänomen überhaupt zu problematisieren. Kurzfassung des verlinkten Artikels: Wenn man von seinem Umfeld systematisch suggeriert bekomme, dass die eigenen Leistungen und Talente weniger wert seien als dieselben Leistungen und Talente von Mitgliedern privilegierter Gruppen, sei es ganz normal, dass das eigene Selbstbewusstsein darunter leide. Es sei darum fatal, das Ergebnis für ein psychisches Problem der betroffenen Person zu halten, statt ihr Umfeld besser zu machen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass da insofern was dran ist, als mangelndes Selbstbewusstsein ja häufig von außen verursacht wird. Vielleicht wurde/wird man gemobbt, vielleicht haben die Eltern einen nie richtig unterstützt, vielleicht hat man herausragend talentierte Freunde und steht in deren Schatten. Vielleicht, um zum Schreiben zurück zu kommen, wurde einem aber auch beigebracht, dass das ein sinnloses, nutzloses Hobby sei. Selbst wenn man also sein eigenes Schreibtalent erkennt bzw. sich für einigermaßen talentiert hält, glaubt man trotzdem, dass man dafür keine Anerkennung verdiene, weil man ja schließlich gar nichts Sinnvolles, Nützliches beherrsche.
Bezogen aufs Schreiben an sich wäre Hochstapler-Syndrom bspw. "Ach, der eine nette Reviewer will bestimmt nur höflich sein! Alle Leser, die kein Review schreiben, lachen sich bestimmt heimlich schlapp über so viel Unvermögen, und der eine Flamer ist der einzige, dessen Meinung ich wirklich vetrrauen kann!" Oder "Ach, dass der Verlag mich genommen hat, liegt vermutlich nur daran, dass ich gerade einen Hype bediene, aber wenn es wirklich nach Talent ginge, hätte man mein Manuskript nie ausgewählt!" Oder "Ach, bloß, weil ich schon seit 20 Jahren schreibe und mich sichtbar massiv verbessert habe, bin ich trotzdem noch lange nicht gut! Meine Leser haben in meinem Nischenfandom einfach nicht so viel Auswahl und entsprechend niedrige Ansprüche!"
Da kann ich tatsächlich aus eigener Erfahrung berichten. Ich bin seit einer Weile in einer kleinen, großartigen Schreibgruppe, in der wir u. a. unsere Texte einander vorlesen.
Als ich zum allerersten Mal etwas vorgelesen habe, war das erst mal überhaupt nicht auf meine eigene Initiative, sondern weil jemand anders den Text gut fand und vorgeschlagen hat, dass ich ihn mal vorlesen könnte, allerdings mit der Bemerkung, selbst noch nicht mit dem Lesen fertig zu sein. Meine Reaktion? "Oh Schande, wenn sie erst durch ist, wird sie sich ärgern, dass sie so voreilig war!" Vorgelesen habe ich dann trotzdem, dachte aber die ganze Zeit: "Ja, die sagen jetzt alle aus Nettigkeit und Höflichkeit, dass sie die Geschichten gut fanden, weil wir das alle immer so machen! Aber eigentlich finden sie alles total dumm und schlecht!"
Einige Wochen später habe ich mich selbst mit zwei Geschichten zum Lesen angemeldet. Text 1 ist harmlos, ich bin zufrieden mit ihm - ja, aber am Leseabend dachte ich: "Oh Gott, die Canon-Figuren sind mal überhaupt nicht getroffen! Die Kampfszene ist die schlechteste aller Zeiten! Den Hauptcharakter mag im Canon niemand!" Alle mochten den Text, ich war beruhigt. Text 2 ist deutlich düsterer, beschäftigt sich mit moralischen Grundsatzfragen und ein im Canon wirklich nicht mögenswerter Charakter spielt eine zentrale Rolle. Was dachte ich? "Oh Gott, die werden ihn viel schrecklicher finden als den letzten! Die werden mich in der Luft zerreißen, wie ich es wagen kann, sowas Creepyges zu schreiben, und mich fragen, was bitte in meiner Psyche vorgeht, dass ich mir sowas überhaupt ausdenke! Vielleicht werden sie mich nicht mal mehr in ihrer Gruppe haben wollen, weil sie mich jetzt gruselig finden und für psychopathisch halten!" Naja, das Ende vom Lied war, dass alle Text 2 sogar noch viel besser fanden als Text 1.
Ich will übrigens anmerken, dass mich das Hochstapler-Syndrom auch allgemein im Leben betrifft. Jemand, der normalerweise bessere Noten hat als ich, ist mal schlechter? Ich hab kein Recht dazu, wie kann ich es nur wagen! Bestimmt hat der Dozent sich geirrt und hat ein krudes Bewertungssystem! Jemand lobt mich überschwänlich für irgendwas? Der will sich mit mir gut stellen, damit ich ihm später irgendeinen Gefallen tue oder Arbeit für ihn übernehme! Im Zeugnis steht irgendwas Nettes? Ja, es ist ja gesellschaftlich verpönt, deutlich und direkt ins Zeugnis zu schreiben, was für ein hassenswerter Mensch man ist! Und wer weiß, was diese Formulierungscodes, die es ja nachweislich gibt, eigentlich bedeuten! Ich schiebe einiges davon auf Mobbing-Traumata, einiges auf familiäre Prägung, einiges auf meine allgemein eher schüchterne und überrücksichtsvolle Art.