**Shina**
Der frühe Morgen war eindeutig zu früh angetreten. Das helle Licht der aufsteigenden Sonne stach sich durch die Gardine des Zimmers eines Mädchens, dessen Körper friedlich schlafend in einem bequemen Bett lag. Bis eben schien das ganze Haus noch ruhig, doch auch das wurde durch die Frau des Hauses, die bereits früh morgens das Frühstück für ihre Familie vorbereitete, gestört.
Ein grelles Klingeln ertönte durch den Raum des Mädchens und ihr folgendes Grummeln schwang im Ton mit. Müde rieb sie sich die Augen und drehte sich zum Wecker um, welchen sie mit einem unsanften Schlag ausschaltete.
Wenig später quälte sich ihr Körper aus dem warmen, gemütlichen Bett und sofort stieg die Kälte in ihr auf. Fröstelnd suchte sie ihre Schuluniform zusammen, die sie eher langsam überzog. Die Zeit wurde an so einem Morgen durchaus gerne vergessen und wenn sie es nicht besser wüsste, dann passierte genau dies während sie die Krawatte schnürte. Mit einem Blick auf die Uhr stellten sich all ihre Nackenhaare auf. Jetzt aber schnell. Sie nahm ihre Bürste und kämmte mit schnellen Bewegungen durch die langen Haare, die sich glatt über ihren Rücken legten.
Wenig später sprintete sie aus ihrem Zimmer raus, schlug dabei ihrem großen Bruder fast die Tür gegen die Nase. „Oi.. pass auf!“, rief er ihr müde hinterher, woraufhin sie ihm ein verlegenes, aber entschuldigendes Grinsen erwiderte.
Ihre schnellen Schritten waren auf den Stufen zu hören und ihre Mutter schien bereits zu wissen, was als Nächstes getan werden musste. Die Frau hielt ihrer Tochter die Bento Box aus der Küche heraus, die wenig später aus den Fingern gerissen wurde.
Schnell waren die Schuhe und eine Jacke angezogen, bevor die Tür des Hauses laut zugeschlagen wurde.
Schweratmend rannte Shina durch die Straßen ihrer Nachbarschaft, versuchte dabei nicht gegen irgendeine Laterne zu rennen, die sich ihr in den Weg stellten. Schon bald erkannte sie einen gewissen Rotschopf, der sich mit dem größten Spieler des Jungen Volleybalteams unterhielt. „Tendou! Wakatoshi! Guten Morgen!“, rief sie lächelnd und hob dabei ihre Hand, mit welcher sie leicht winkte, um die beiden zu begrüßen.
Ihre überraschten Blicke hinterließ ein kurzes Kichern aus ihrem Mund. „Ah, Inaba. Mal wieder spät dran, was?“, fragte Tendou freudig und beugte sich dabei leicht zu dem Mädchen herunter, als diese bei ihnen zum stoppen kam. „Ihr seid aber auch nicht besser. Immerhin seid ihr auch noch nicht an der Schule angekommen.“, schmollte die Kleinere sofort, was Tendou mit einem Lachen abwinkte. Zusammen gingen die drei los, um zurück an die Schule zu gehen, die sie seit den Ferien nicht mehr gesehen haben.
Leicht angesäuert musterte er Schüler um Schüler, die die Eingangspforte passierten. Und zum wiederholten Male sah er auf seine Armbanduhr, die ihm nur sagte, dass er die letzte viertel Stunde vergeblich gehofft hatte, seine Teamkameraden würden zumindest am ersten Schultag des neuen Tages pünktlich kommen.
Zum ungefähr fünften Mal band er die Kravatte seiner Uniform neu. Einmal befand er sie zu groß, dann war sie wieder zu unordentlich... Semi konnte es einfach nicht leiden, mit ungepflegtem Erscheinungsbild den Unterricht zu besuchen. Die meiste Zeit am Tag war es sowieso verschwitz und unhygienisch unterwegs, da konnte zumindest während der Schulzeit alles am rechten Fleck sitzen.
Dann endlich bog ein ihm bekanntes Trio um die Ecke. Beinahe schon erleichtert seufzte der Aschblone auf. "Und ich hatte die Hoffnung, dass ihr zumindest dieses Jahr ein wenig verlässlicher wärt", jammerte er beinahe schon, als er mit zwei Fingern andeutete, wie gering denn wirklich seine Erwartung gewesen war. "Vor allem dir... " er deutete auf Shina " ... hätte ich mehr zugetraut. Schließlich sollte unsere Managerin mit gutem Beispiel voran gehen. Aber sag mal..." er legte den Kopf schief und schien sie ernsthaft zu mustern, "...bist du über die Ferien kleiner geworden, Shina?" Er grinste sie ebenfalls von oben herab an, denn die drei großen Sportler ließen sie wirklich wie einen Zwerg aussehen. Aber er freute sich, dass seine Mannschaft und ihre Eigenheiten sie noch nicht vertrieben haben und sie noch immer regelmäßig mit ihnen allen abhing.
"Übrigens, ich bin vorhin Washijo begegnet, er erwartet uns nach Unterrichtsende in der Sporthalle. Er hat uns anscheinend auch jemanden vorzustellen...", abwechselnd sah er Wakatoshi, Tendou und Shina an, in der Hoffnung, sie wüssten mehr als er.
**Kishimoto**
Es war ungewohnt, jetzt auf einmal in die HIghschool zu gehen. Kishimoto war vor allem froh, dass der Unterricht heute schon mittags endete, denn der vormittag war für sie Stress genug. Viele neue Menschen, alle laut, freundlich und mehr als die Hälfte wollten sie sowieso bloß in einen Club einladen. Doch das war für sie von anfang an klar: sie würde keinem Club beitreten.
Viel lieber wäre sie jetzt in Tokyo an der Fukurodani Akademi mit ihrem Cousin Akaashi Keji. Sie hatte sich schon die ganze Mittelschule darauf gefreut, endlich mit dem Volleyball Verrückten gemeinsam zur Schule gehen zu können, denn schon immer standen sich beide ziemlich nahe. Doch der Umzug hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zudem kam fast zeitgleich - was fast schon einer Verschwörung galt - das Stipendium, was sie für die Shiratorizawa qualifizierte, und so war für ihre Mutter die Sache in festen Tüchern.
Die letzte Station heute führte sie zur Sporthalle draußen auf dem Gelände. Lehrer Washijo hat ihr einen Brief zukommen lassen, dass er gerne ein Gespräch mit ihr haben wollte. Sie kannte weder den Lehrer, noch hatte sie die geringste Ahnung, was er von ihr wollen könnte. Doch natürlich erschien Kishimoto pünktlich bereits einige Minuten vorher vor besagte hatte und wartete auf Washijo.
**Tendou**
Abwehrend hob der rothaarige die Hände, als müsse er sich vor jemandem beschützen, als die drei bei einem gewissen Setter zum stehen kamen. „Aber, aber~. Du musst lernen dich ein wenig zu beruhigen, mein Lieber. Wer sich hetzt wird später noch ganz grau auf dem Kopf und bekommt üble Falten.“, säuselte Tendou fröhlich herum. Sein Arm wanderte dabei über die Schultern des weißhaarigen, um ihn ein wenig an sich zu drücken. Tendous Mundwinkel zogen sich verdächtig gehässig nach oben und sein typisches Grinsen zierte sein Gesicht.
„Ich glaube ja eher, dass du ein wenig zu früh angekommen bist. Selbst wenn wir an der Shiratorizawa sind, ein bisschen Entspannung am Morgen würde auch uns Schülern gut tun. Und nun lass es doch nicht an unserer lieben Managerin aus.“, trällerte er bemitleidend weiter und löste sich dabei von seinem Gefangenen, nur um sich wenig später hinter die Managerin zu stellen und ihr seine Hände auf die Schultern zu legen. Hätte er es nicht besser gewusst, dann hätte er seine Größe ihr gegenüber auf drei Köpfe höher geschätzt - wenn nicht sogar mehr. Glücklich wippte Tendou mit seinem Kopf hin und her, dessen Bewegung seine Haare gleichmäßig hin und her schweifte.
Wakatoshi war es nun, der sich auf die Frage von Semi eine Antwort bildete, denn keiner der anderen beiden schien gerade Antworten zu können, oder eher.. wollen.
„Nein. Uns sind keine Informationen zu Ohren gekommen, falls es das ist, was du wissen möchtest.“, sprach die tiefe Stimme des Jungen in das Ohr des rothaarigen, der die Tonlage seines besten Freundes so trocken wie eh und je empfand. Nie konnte Wakatoshi auch nur ein wenig freudig klingen, selbst nach einem gewonnenen Spiel nicht.
Ein leises Seufzen entfuhr der Kehle von Tendou. „Es ist der erste Schultag und Washijo erwartet uns gleich in der Sporthalle. Welch eine Freude~..“, doch die Freude war in seiner Stimme überhaupt nicht zu hören.
**Shina**
Das Gesicht des Mädchen erhellte sich erneut, als sie auf den Setter des Teams zusteuerten und wenig später vor ihm stehenblieben. Eigentlich hatte Shina vor ihn mit einem kräftigen ‚Guten Morgen, wie waren deine Ferien?‘ zu begrüßen, doch kurz darauf hörte sie auch schon die Beschwerde, die ihr bereits seit dem Aufstehen heute Morgen im Kopf herumschwirrte. Sie hätte es besser wissen müssen, dass kein anderer als Semi selbst sich über die Ankunft und Uhrzeit den Kopf zerreißen würde.
Gerade als sie Antworten wollte kam eine andere Frage in der Gruppe auf, die der langhaarigen sofort ein wenig Verwunderung ins Gesicht zauberte. Doch nicht nur das, wenig später spürte sie wie ihre Finger anfingen zu kribbeln. Eine große Gier danach dem weißhaarigen an die Gurgel zu gehen.
Ihre Augen verengten sich zu dünnen Strichen und auch ihr Mund war kaum noch sichtbar.
„Wie ich sehe ist dein großes Mundwerk in den Ferien nur noch größer geworden.“, antwortete sie schnippisch und verschränkte nickend und zustimmend die Arme vor der Brust, als Tendou die Managerin in Schutz nahm. Auch wenn sie wusste, dass er dies nur aus eigener Interesse und Freude tat.
Das nächste Thema ließ ihre Ohren erneut aufhorchen und sofort schlich sich ein wissendes Grinsen auf ihre Lippen. Als wäre sie Sherlock Holmes selbst, legte sie ihre Finger an ihr Kinn, doch nachdenken wie der damalige Detektiv musste sie ganz sicher nicht.
Ihre Augen wanderten hinauf zu Semi, welchen sie provozierend musterte. „So so, da scheint mir jemand neugierig zu sein. Zufällig..“, sprach sie und stoppte für einen kurzen Moment, um ein bisschen Spannung aufzubauen. „Weiß ich, was unser lieber Trainer mit uns besprechen möchte.“, vollendete sie ihren Satz geheimnisvoll und nickte wissend. Ihre Augen schlossen sich dabei, doch das freche Grinsen wich ihr nicht aus dem Gesicht.
**Semi**
Tendous gute Laune an diesem Morgen war ihm wirklich zu viel. Und als er Semi schließlich auch noch in einer kumpelhaften Umarmung an sich zog, konnte er nicht anders, als diesen verächtlich wegzustoßen "Rate mal, wem ich es dann zu verdanken habe, wenn mirndie ersten grauen Haare wachsen", knurrte er dem rothaarigen zu, als dieser sich neu hinter dem Mädchen in ihrer Gruppe positionierte. "Und ein wenig Disziplin würde euch auch überhaupt nicht schaden. Dann würde Washijo euch auch viel seltener auf dem Kieker haben!"
Es war quasi eine Hassliebe zwischen den beiden. Auf dem Feld harmonierten sie nahezu perfekt, am Spielrand konnten die sich gegenseitig aufbauen. Doch gerade war es ihm ein Dorn im Auge, dass Tendou sich mit Shina so gut verstand. Und sich dann auch noch gegen ihn verbündete.
Semis Blick fing den von Shina, als auch sie auf seine Aussage antwortete. Es verletzte ein wenig seinen Stolz, dass sie ihn noch immer als vorlaut abstempelte. Oftmals konnte er sich nicht sicher sein, ob sie von seiner Art und seinen Scherzen wirklich gekränkt war, anschließend einfach weiterhin auf gute Miene machte, oder ob sie ihm doch eine ähnliche Art einfach nur Parole bieten wollte. Doch nachdem Tendou sich nun auch noch so schützend hinter sie stellte, beließ er es einfach dabei und wandte sich wieder ab.
aus Reflex strich Semi dich auch schon wieder die nicht vorhandenen Falten zurecht. Gut, dass wenigstens Ushijima noch bei der Sache war und ihm wenigstens zuhörte. Umsomehr fragte sich Semi wir schon so oft, wir dich denn zwischen dem großgewachenem Ass und ihrem nervtötenden Mittelblocker eine derartig gute Freundschaft bilden konnte.
es hätte ihn aber eigentlich nicht überraschen brauchen, das Shina eingeweiht war. Washijo hielt große Stücke von ihr und was oder wer auch immer sie erwartet, hatte er natürlich mit ihr abgesprochen.
sie setzten ihren Weg zum Unterricht fort. Bald mussten sie sich sowieso trennen, da sie nicht alle die selbe Klasse besuchten. Doch Semi war durchaus neugierig, was Shina schon wieder wusste, was die jungs eben nicht wussten. "Komm schon, du bringst uns ja beinahe um vor Spannung", erwiderte er mit dem gelangweilsten Ton, den er zustande brachte, nachdem Shina vorerst nicht weiterredete.
**Kishimoto**
sie musste nicht lange warten, da erschien auch der strenge, kleine Lehrer, den Kishimoto bereits im Fernsehen gesehen hatte. Da musste sie schlucken, dennirgendwir hatte sie das dumpfe Gefühl, dass sie wusste, was er von ihr wollte.
"Kishimoto Yoshida, nehme ich an?", die monotone Stimme des Trainers sprach sie an. "Ja, Herr Washijo. Die wollten mich sprechen?" Der Kleinere musterte sie kurz, bevor er an ihr vorbei ging, die Tür aufsperrte und im Inneren verschwand. Kishimoto folgte ihm.
Die Halle war riesig, musste sie feststellen. Noch viel größer als die in ihrer alten Schule. Und auch dort war Volleyball mit der Topsport gewesen. Ihr Blick glitt über die Netze, die bereits aufgebaut waren. "Sie wollen mich anwerben", meinte sie an den Lehrer gewandt. Mehr als Aussage, als als Frage formuliert. "Ich sehe, man hat bereits mit dir gesprochen?" "Nein, aber ich habe es vermutet. Aber da werde ich Sie enttäuschen müssen, ich spiele schon seit über einem Jahr kein Volleyball mehr", antwortete Kishimoto dimplomatisch knapp. Dabei krallte sich ihre Hand automatisch fester um den Träger ihres Rucksacks.
Ein schmunzeln breitete sich auf den Lippen des alten Mannes aus. "Auch wenn es wirklich beeindruckend wäre, ein Mödchen mit deiner Größe im Team zu haben: nein, ich suche keine Spiele für die Mädchenmannschaft. Bei diesen ist jeglicher Aufbauversuch zwecklos.", seine Augen blitzten auf. "Ich weiß, dass du ohne Club mit einem Stipendium wie deinem keinen Zweck hast. Allerdings habe ich nach Rücksprache mit dem Schulleiter festgelegt, dass du dich dem Volleyball Club anschließen und die medizinische Betreuung übernehmen sollst."
**Shina**
Es kratzte ein wenig an ihr, dass sie Semi mit ihrer geheimnisvollen Art überhaupt nicht überzeugen konnte. Sein gelangweilter Ton verriet ihr einiges. Ob er es nun tat, weil er wirklich kein Interesse mehr daran hegte die Wahrheit herauszufinden, oder ob es ein ganzes Schauspiel war, konnte sie im Endeffekt überhaupt nicht entziffern.
Seufzend ließ sie die Arme hängen und ein dicker Schmollmund breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
„Ein wenig mehr Interesse hättest du ruhig mal zeigen können.“, sagte sie leise und sanft stieß sie dem Jungen neben sich mit ihrem Ellenbogen in die Seite. Da wollte man den Herren einmal ärgern und konnte es nicht, weil dieser sich komplett abschaltete. Tendou war bei solchen Sachen wirklich um einiges besser als sie, weshalb sie es auch überhaupt nicht verwunderlich empfand sobald Semi der Kragen bei ihm platzte. Dass sie dann wiederum auf dem Spielfeld solch eine Teamfähigkeit zeigten war wirklich erstaunlich und jedes Mal hatte Shina die größten Augen beim Zusehen.
Ja, sie liebte dieses Team und jeden einzelnen Spieler, auch wenn ihr bei Wakatoshi manchmal noch ein wenig Bange wird, sobald sie den Aufschlag des Jungen sah.
„Unser lieber Coach meinte, dass es wohl jemand neues auf der Schule gäbe, der eine wirklich gute Addition zum Team wäre. Und bevor jemand fragt, ob es ein Spieler ist..“, sprach sie, wobei sie zum Ende hin ein wenig lauter wurde. Währenddessen war sie vor dem Klassenzimmer stehengeblieben und hatte abwehrend die Hände gehoben, denn Tendous Gesichtsausdruck und Nähe waren mal wieder überraschend neugierig.
„Es ist kein Spieler. Es ist auch niemand, der nach mir den Platz als Managerin einnehmen soll. Es wird jemand sein, der für uns wohl ein bisschen im medizinischen aushelfen soll. Ein Mädchen, wohl gesagt. Also benehmt euch.“, vollendete sie den Satz streng und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie zwischen Semi und Tendou herschaute, denn Wakatoshi hatte mit seinem stumpfen Verhalten sowieso noch ein gewisses Maß an Höflichkeit.
Tendou jedoch.. Allein bei dieser Nachricht schien er wirklich erfreut.
**Tendou**
Shina brachte ihn eindeutig zu sehr auf die Folter. Dabei war es Semi gewesen, der das ganze überhaupt angesprochen hatte und unbedingt davon erfahren wollte. Nun aber war es der rothaarige, der von all den Jungen hier am interessiertesten schien. Neugierig wippte er seinen Kopf hin und her, als Shina vor ihrem Klassenzimmer stehenblieb und die ganze Sache erklärte.
„Ein Mädchen also~.“, grinste Tendou geheimnisvoll und legte seine Finger an sein Kinn. Den fragenden Blick von Wakatoshi ignorierte er. Dieser schien keineswegs zu wissen, wieso Tendou das ganze überhaupt so spannend fand. Für ihn galt einzig und allein der Volleyball als sein größter Schatz.
Ob Tendou gerade auf dumme Gedanken kam? Vielleicht. Niemand, auch wirklich niemand würde an seinem außergewöhnlichen Charme und seinem lustigen Verhalten vorbeikommen. Es war sowieso besser den Leuten direkt zu zeigen, was nicht mit dir stimmte, anstatt ihnen etwas vorzuspielen und später das Gesprächsthema Nummer eins zu sein. Immerhin war Tendou es gewöhnt von früher, dass man ihn immer wieder als komischen Kauz abstempelte, bis zu jenem Tag, an welchem er dem Volleyballteam der Shiratorizawa beigetreten ist.
„Schau nicht so, du sollst dich in ihrer Anwesenheit benehmen. Trottel.“, hörte er Shinas strenge Stimme an ihn gerichtet sagen, während sie in das Klassenzimmer eintrat. Tendou folgte ihr summend. „Ich schau doch überhaupt nicht, oder Semi? Hat dieses.. Unschuldige Gesicht, dieses wundersame Gesicht etwa etwas an sich, was einem sagen könnte, dass es etwas Böses vorhat? Mein unschuldiges Gesicht?“, fragte er nun an den weißhaarigen gewandt, während er erneut stehenblieb und Semi mit seinem Gesicht näher kam, damit er es besser betrachten konnte.
**Semi**
Unschuldsbewusst zuckte er mit den Schultern. "Früher oder später hättest du eh nicht an dir halten können und es sowieso ausgeplaudert" er grinste das Mädchen an und boxte zurück. "Sorry, aber dafür kennen wir dich einfach schon zu gut" wir - das heißt minus Ushijima, aber der fragt andere sowieso nie freiwillig nach persönlichen Dingen.
Shinas Anwesenheit zwischen ihnen glich meistens einem Engel unter Teufeln. So empfand Semi das zumindest, wenn sie mal wieder ihre Notizen, die sie während des Trainings angefertigt hatte, mit ihnen teilte und dabei wirklich dem Teambuilding half.
und das sie abseits des Spielfelds auch so gut miteinander auskamen, freute den weißhaarigen umso mehr. Er konnte sich schließlich nicht daran erinnern, wann er zuletzt mit einem Mädchen abgegangen hatte...
Ach Quatsch, so meinte er das doch gar nicht. Und promt färbten sich seine Wangen rot, während er einen verstohlenen Blick au Shina warf. Sie war ihre Managerin und verstand sich einfach mit ihnen ALLEN gut, mehr nicht...
Als Shina endlich die Katze aus dem Sack ließ, konnte Semi nicht anders, als skeptisch eine Augenbraue zu heben. "Das klingt ja beinahe, als würden wir den gefährlichsten Extremsport aller Zeiten ausführen. Was will und Washijo denn dieses Jahr antun, dass wir gleich eine Ärztin gebrauchen könnten?", fragte er halb spöttisch, halb ernst; denn wenn er eines wusste, dann, dass der ernste Training zu allem fähig sei.
es war Wakatoshi, der seine Vermutung äußerte. "Es geht nicht einfach nur um das versorgen von Verletzungen. Coach Washijo möchte, dass wir künftig unser ganzes Leben mehr auf den Profisport umstellen. Ernährung, Streching, Fitness..." "Was, es reicht dem alten nicht, und im Training zu Tode zu hetzten, jetzt will er auch noch vorschreiben, was wir in der restlichen Freizeit alles tun?", Semi hörte wohl nicht recht. Das war ein Plan für angehende Profisportler. Auch wenn er selbst noch nicht sicher war, wie sein Plan nach der Highschool aussah, hieß es nicht, dass er einmal beim Volleyball bleiben wollte.
in Gedanken verabschiedete er sich bereits von saftigen Steaks und riesigen Eiskugeln, von gemütlichen Abenden an denen er musizierte und ersetzte die Bilder durch Sellerie-Smoothies und wie er selbst schwitzen vor dem Schlafengehen noch Yogaübungen im Kinderzimmer machte.
Ushijima verabschiedete sich zu seiner eigenen Klasse, während Semi innerlich stöhnend feststellen musste, das Tendou mit ihm erneut eine Klasse teilte. Dieses Jahr allerdings auch Shina, was den ersten Schock dich wieder einigermaßen glättete.
er gab Shina einen Daumen nach oben, als sie Tendou zurechtwies. "Genau, sag es ihm, Shina. Ein Wunder, dass er dich noch nicht längst vertrieben hat. Aber bei der Neuen würde ich nicht darauf wetten, dass sie es so lange aushält...", mutmaßte er seine Gedanken, während sie noch vor dem Klassenzimmer stehen blieben.
Der weißhaarige blieb ruhig stehen, auch wenn in ihn wieder alles danach schrie, Tendou erneut einfach wieder wegzustoßen. Der schaffte es aber auch immer wieder, in Semis persönlichen Raum einzudringen und ihn so bis in die Haarspitzen zu nerven.
"Doch, du schaust das Ich-bin-das-Guess-Monster-und-morgen-hol-ich-mir-deine-Seele-Schauen.", grinste Semi breit, während er sich ebenfalls ein Stück nachblieben beugte, sodass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. "Aber das ist eigentlich dein normaler Blick und zeigt bloß, was für ein gruseliger Bastard du eigentlich bist." Dann ging Semi an ihm vorbei und sicherte sich einen Platz am Fenster, den er für den Rest des Schuljahres für seinen Tisch beanspruchte.
**Shina**
Da hatte Semi sie eindeutig erwischt. Schuldbewusst verengte sie die Augen zu einem Strich. Manchmal war das Mädchen eine Plaudertasche und konnte so einige Geheimnisse, die sie von ihrem Coach bekam nicht immer für sich behalten. Wer aber konnte es ihr verübeln? Wenn sie die Jungs so anschaute, dann erinnerten sie Shina meist an Unwissende Welpen, die es dringend nötig hatten jegliches Wissen, was sich im geheimen abspielte, zu erfahren.
Semis Reaktion zu der Neuen glich der von Shina, denn auch sie hatte vorerst überlegen müssen, wieso ausgerechnet jemand den Job einer Ärztin übernehmen sollte. Desto länger Washijo ihr jedoch erklärt hatte, was er mit dem Team vorhatte und wie genau er sie auf jegliche Turniere vorbereiten wollte, desto besorgter und verständlicher wurde das Bedürfnis nach jemanden mit medizinischer Kenntnis. Shina dankte dem neuen Mädchen auf jeden Fall jetzt schon, dass sie sich um ihre Jungs kümmern wollte. Na ja gut.. ‚Ihre Jungs‘ war wohl ein wenig hoch gegriffen, doch nach dem letzten Jahr, wo sie all diese tollen Menschen kennenlernen durfte, da konnte sie nicht anders als sie so zu bezeichnen.
Mit einer Handbewegung verabschiedete sie Wakatoshi, als dieser sich bereits zu seiner eigenen Klasse aufmachte.
Bei der Anmerkung von Semi blickte sie ein wenig verwundert zu ihm hinauf, stemmte aber wenig später entschlossen die Hände in die Hüfte und zeigte ein beherztes Lächeln.
„Ich lasse mich doch nicht einfach von so jemanden verjagen, sonst wäre ich den Job als eure Managerin keineswegs wert. Auch ich möchte mir nun noch mehr Mühe geben, damit ihr alles bekommt, um jede Menge Freude an dem Sport zu haben und eure Fähigkeiten zu verbessern.“, auch wenn diese Worte wie selbstverständlich über ihre Lippen flossen, so wusste sie innerlich noch nicht recht, wie sie als Managerin so einem Team überhaupt helfen konnte. Analysieren und Pläne aufstellen lagen zwar an der Tagesordnung, doch ob all dies wirklich reichte, um jedem Spieler die Möglichkeit zu erschaffen, die er verdient hatte? Shina würde definitiv noch länger darüber nachdenken müssen, auch wenn es bedeuten würde, dass sie sich in ihrer Freizeit ganz dem Team widmen würde. Das Team hatte sich zu sehr in ihr Herz geschlossen - der eine mehr als der andere - als dass sie diese ihrem Schicksal überlassen könnte.
Die Konversation zwischen Semi und Tendou holte sie jedoch wieder aus ihren Gedanken und sofort ließ sie einen Seufzer hören. „Oi, oi. So reden wir aber nicht mit Teammitgliedern, Semi!“, meinte sie gespielt streng und stapfte ihm hinterher, während sie unsanft mit beider ihrer Fäuste gegen seinen Rücken schlug. Damit war jedoch Schluss, als dieser sich seinen Platz suchte und Shina selbst erst einmal überlegen musste, ob sie sich in die Nähe setzen sollte. Was für eine Frage? Natürlich würde sie das. Sofort schnappte sie sich den Platz vor dem Jungen, um auch weiterhin nah bei ihm sein zu können. Ein Wunsch, welchen sie vorerst lieber geheimhalten würde, denn sonst würde das ständige Ärgern und die Aufmerksamkeit eines gewissen Rotschopfs nicht mehr aufhören.
**Tendou**
Auch Tendou konnte seine Grimasse, die er zuvor aufgesetzt hatte, um Semi zu ärgern nicht aufrechterhalten, als er hörte welche Idee Washijo mit ihnen allen hatte. Dies war nichts wofür er sich bei dem Volleyballteam eingeschrieben hatte. Damals ging es bloß darum Punkte in irgendeiner Art und Weise zu holen, egal wie. Jetzt würde es bloß eine Frage der Zeit sein, bis sein Körper nicht mehr auf ihn hören würde und durch das harte Training zusammenbrach. Doch damit verarschte er vermutlich nur sich selbst, denn Tendous komische Art war nicht das einzig gruselige an ihm, was die Leute fürchteten. Seine Ausdauer war etwas anderes. Er kannte bis zu diesem Zeitpunkt kein Limit. Es gab bisher kein Spiel, was ihn an seine Grenzen gebracht hatte. Vermutlich lag es aber eher daran, dass die Gegner gegen Wakatoshi nie eine Chance hatten und die Spiele somit in kurzer Zeit vorbei waren.
Erschöpft ließ er leicht den Kopf hängen. „Welch eine Qual. Ich glaube nicht, dass ich dieses Training aushalten werde. Tja, da..“, sprach er los, bevor er schulterzuckend die Arme hob. „Da muss die Neue mich wohl irgendwann wiederbeleben. Denn mit solch einem Training werde ich eindeutig mein Bewusstsein verlieren.“
Eine typische dramatische Seite, die er andeutete. Jeder wusste, dass Tendou es mit am meisten verkraften würde.
Dass Wakatoshi sich von ihnen verabschiedete bemerkte er überhaupt nicht, denn Semis nächste Worte nahmen seine Aufmerksamkeit komplett ein. Sofort verschreckte es sein Gesicht und seine Augen wurden größer. „Welch fiesen Worte, mein Freund. Die solltest du aber nicht zu jedem sagen! Nicht, dass du noch jemanden erwischt, den das überhaupt nicht gefällt und vielleicht sogar verletzt.“, rief er ihm hinterher, denn der weißhaarige begab sich bereits in den Klassenraum. Glücklicherweise übernahm Shina das Beschwichtigen, wenn auch auf ihre Weise. Doch so hatte sie Semi vermutlich am besten im Griff und das wusste Tendou nur allzu gut. Bei dem Anblick schlich sich sein typisches Grinsen aufs Gesicht und gelassen folgte er den beiden, während er seine Hände in die Hosentaschen vergrub.
„Wenn du nicht so gemein zu mir wärst, dann wäre Shina vermutlich auch mal netter zu dir. Das ist es doch, was du möchtest, oder nicht mein lieber Semi.“, trällerte Tendou amüsiert, während er sich den Platz neben seinem Teammitglied schnappte und sich plumpsend auf dem Stuhl niederließ. Jetzt war Semi eindeutig zwischen zwei tollpatschigen und nervigen Leuten gefangen und er würde das ganze Jahr über damit aushalten müssen. Na ja.. zumindest mit Tendou, der sich wohl einen Spaß daraus machen würde den anderen stets zu ärgern. Shina hingegen.. Sie war wohl die Musterschülerin von ihnen und würde nur ab und an einen Versuch wagen die Aufmerksamkeit ihres Lieblingsspielers zu bekommen.
Er setzte einen mitleidigen Gesichtsausdruck auf, als der Rothaarige aufsprach. "Ohhh, hofft unser Tendou denn, dass er auf diese Weise endlich seinen ersten Kuss bekommt?", konnte Semi nicht anders, als ihn zu frotzeln. Auch in seinem Kopf bildete sich bereits das Bild einer Göttin, die in zu knappen Trainingsklamotten zu ihm hinüber joggte, überhaupt nicht aufreizend mit gewissen Körperpartien wippend, sich über sein Gesicht beugte und mit strahlendem Lächeln seinem Gesicht näher kam...
Er räusperte sich und wischte sich sofort jeden schmutzigen Gedanken aus dem Gehirn. Nur gut, das bald der Unterricht anfing.
Natürlich ließ sich Shina nicht so einfach ins Bockshorn jagen. Sie wusste es nicht, doch sie hatte jeden einzelnen schon innerhalb eines Monats mehr um ihren kleinen Finger gewickelt, als es ihr lieb war. Klar, jeder im Team wusste, wer Mitglied des Shiratorizawa-Volleyball-Teams bleiben wollte, musste klotzen, nicht kleckern. Aber ihre Managerin hatte sich vom ersten Tag an ins Zeug gelegt. War auch ihre Arbeit am Anfang noch recht ungelenk, wusste nicht so recht, wo sie anfangen und wo anschließend weitermachen sollte, doch jetzt - nach einem Jahr - konnte sie sich und ihre Arbeit wirklich sehen lassen. Und es erfüllte Semi bei jedem Spiel erneut mit Stolz, den Ruhm und das Gewinnen auch mit ihr - vor allem DANK ihr - feiern zu können.
Das die anderen beiden ihm gefolgt waren, merkte er erst, als er die Schläge gegen seinen Rücken spürte. "Und so behandelt man ganz sicher keine hart arbeitenen Spieler.", warf er spöttelnd über seine Schulter hinweg. "Füg mir doch nicht schon die ersten blauen Flecken zu, bevor das Training überhaupt angefangen hat. Hier, belästige lieber den da..." Semi deutete auf Tendou, dessen Miene aufgrund des wohl kommenden, schweren Trainings alles andere als froh war. "... schließlich würde ihm nichts schaden, wenn man ihm ein wenig was von seiner Ausdauer kürzt." Insgeheim hoffte Semi, dass Shina sich doch einfach auch mal für seine Seite entscheiden würde, anstatt sich mit Tendou immer gegen ihn zu verbünden.
Der Rotschopf war aber auch ein Symphatieträger, dem Semi mit seiner eigenen, eigenbrödlerischen Art nicht nachstehen konnte. Er hatte allerdings das Gefühl, nicht eloquent, oder sogar lustig genug rüber zu kommen, um ähnlichen Status erreichen zu können. Außer vielleicht außerhalb des Spielfelds, wo die meisten Tendou einfach nur als den grusligen Volleyball-Zweitklässler kannten und Mädchen Semi nachstellten, weil sie ihn für zurückhalten und deswegen cool hielten. Aber über das Thema Mädchen konnte und wollte er jetzt nicht mehr denken.
Vor allem nicht, als sich Shina auch noch genau in sein Blickfeld setzte. Als sie sich nieder ließ, stachen ihm vor allem die langen orangenen Haare ins Auge, die sich wie flüssiges Wachs an ihren Rücken schmiegten. Oh weija, dachte er sich. Das würde sicher die ein oder anderen Konsequenzen nach sich ziehen. Mit dieser konstanten Ablenkung vor sich... und natürlich setzte sich Tendou direkt neben ihn.
Sofort schoss ihm wieder die Hitze ins Gesicht, als er Tendou reden hörte. "Ich hab' keine Ahnung, was du meinst", erwiderte er angesäuert, doch als Semi zu jenem sah, erkannte er sofort, dass Tendou ihm DAS ganz sicher nicht abnahm. Verärgert versetzte er dem Mittelblocker erst einmal einen heftigen Tritt gegens Schienbein, als dieser sich gesetzt hatte, bevor er ihm mordlüsterne Blicke zuwarf. Tendou sollte in der Hinsicht wohl lieber erst einmal vor seiner eigenen Haustür kehren, bevor er sich Semi diesbezüglich zuwandte.
** Kishimoto **
"Ich habe gehört, dass dein Vater darauf bestanden hat, dass du an die Shiratorizawa kommst. Eigentlich solltest du mit einem Stipendium wie deinem lieber an eine Schule kommen, wo deine Fähigkeiten auch außreichend gefördert werden...", führte Coach Washijo ihr Gespräch fort. "... doch da es jetzt so ist, wie es ist, denke ich, dass wir auf diese Weise für beide Seiten einen Vorteil ziehen können. Was meinst du?" er sah Kishimoto unter seinen dicken Augenbrauen hervor an. Ganz überzeugt von der Idee war sie nicht wirklich. Ja, er hatte Recht, dass ihr Vater da wohl einige Fäden gezogen hatte, sie noch so spontan in den Jahrgang mit aufzunehmen. Und deshalb wollte Kishimoto Daiki auch als Dank Erfolg von ihrer Seite aus sehen. Und was natürlich auch noch im Volleyball wäre, wäre das in seinen Augen sicher doppeltes Win-Win.
Nach ein paar Sekunden Überlegungszeit, entschied sich Kishimoto, zuzusagen. "Wenn Sie meinen, ich kann für das Team sinnvoll sein, werde ich, denke ich beitreten...", es klang noch immer wie eine Frage, so unsicher wirkte ihre Stimme. Doch Washijo starrte sie bloß weiter an. "Vielleicht solltest du die Jungs und Shina, ihre Managerin, erst einmal kennen lernen, bevor du sich entscheidest. Lieber bleibst du gleich weg, als wenn durch deine Unsicherheit die Stimmung in der Mannschaft kippt." Autsch, das hatte irgendwie gesessen. "Sie sollten sowieso jeden Moment hier sein"
Instinktiv machte sich Kishimoto kleiner und trat leicht beschämt einen Schritt zurück. "Ja, Washijo-sensei", antwortete sie daraufhin. Da war die Hoffnung, doch endlich einen ordentlichen Anschluss zu finden, erst einmal wieder verflogen. Während ihr Lehrer sich setzte und in seinen Unterlagen kramte, sellte Kishimoto sich ein wenig abseits von ihm hin und wusste nicht so wirklich, wohin mit sich. Doch sicher konnte es nicht mehr lange dauern, bis die ersten hier ankamen...
**Shina**
Es gab wohl keinen Moment, wo die beiden sich nicht in die Haare bekamen. Es war aber auch kein Wunder, denn Tendou war jemand der wusste wie man provozierte. Augenscheinlich lag dies aber auch an seinem Gesicht und seinem feststeckenden Ruf als Monster, der ihn bis zur Oberschule verfolgt hatte. Anders war da das Team von ihm. Keiner - nicht einmal Semi, der nach seinen Worten vorhin wohl ein wenig über den Tellerrand hinaus geragt ist - dachte so über den Rotschopf. Trotz der wiederkehrenden Neckereien unter ihnen hatte Shina nicht einmal das Problem gehabt irgendeinen Streit schlichten zu müssen. Darüber nachgedacht hatte sie es doch ziemlich leicht mit ihnen und genau dafür war sie unglaublich dankbar.
„Ist ja gut, ist ja gut. Es tut mir außerordentlich leid, dass ich den hart arbeitenden Spieler so belästige.“, entschuldigte sie sich grinsend und drehte sich dabei auf ihrem Stuhl zu ihm um. Es lag wohl an seinen Reaktionen, weshalb Shina es so genoss ihn zu necken. Bei Tendou oder Wakatoshi hatte sie diese Chance nun mal nie, also bot es sich bei Semi durchaus eher an. Nicht zu vergessen, dass sie die kleine Aufmerksamkeit von ihm durch solche Späße durchaus genoss.. Aber das musste sie ihm ja nicht sagen!
Ein zischendes ‚Ouch‘, kam von Tendous Seite, während er sich die Stelle rieb, die Semi eben getroffen hatte. Ihre Blicke verrieten alles.
Die weiteren Neckereien der beiden waren belustigend mit anzusehen, weshalb es Shina ein herzhaftes Lachen entlockte. Dieses verstummte allerdings, als der Lehrer die Klasse betrat und den Unterrichtsanfang bekannt gab.
Jetzt war es bloß eine Frage der Zeit, bis sie die Neue kennenlernen durften und wenn Shina ehrlich zu sich selbst war, dann freute sie sich unglaublich sehr darauf. Ein bisschen weibliche Unterstützung - selbst wenn es nur medizinisch war - konnte doch wohl jede Managerin gebrauchen.
Die Stunden vergingen und die letzte Schulglocke deutete den Schülern endlich an, dass der anstrengende Unterricht sein Ende gefunden hatte. Erschöpft ragten die Arme des Mädchens nach oben und streckten nach jeglicher Entspannung. Ihr Rücken gab ein leises Knacken von sich und hätte sie es in diesem Augenblick selbst nicht besser gewusst, dann hätte sie sich fast als alte Oma dargestellt.
Mit raschen Handbewegungen ließ sie ihre Bücher und Unterlagen in ihrer Tasche verschwinden, bevor sie sich zu den anderen beiden umdrehte. „Beeilt euch. Es wird endlich Zeit die Neue kennenzulernen. Ah, und vergesst eure Sportsachen nicht!“, gab sie an die beiden hinteren weiter, wobei Tendou bereits ahnte, dass das Training heute um einiges härter werden würde. Shinas Füße drückten sie vom Stuhl auf und die Schultasche landete wenig später über ihre Schulter. Da sie nicht alleine zur Halle laufen wollte, schritten ihre Beine nur bis zur Klassenzimmer Tür, wo sie schlussendlich auf Semi und Tendou wartete. Der rothaarige war trotz seines Leidens dem Training gegenüber um einiges schneller und fand seinen Platz neben ihr, mit dem Blick auf Semi gerichtet. „Komm schon! Du willst doch nicht, dass wir alle zu spät kommen und Washijo uns deshalb extra Runden drehen lässt, oder?“, warf er dem weißhaarigen spielerisch entgegen und das Grinsen breitete sich deutlich auf seinem Gesicht aus.
Shina stieß ihm unsanft in die Seite und seufzte leise. „Hör auf ihn zu hetzen. Ich werde den Coach schon überzeugen, dass wir langsam anfangen. Immerhin seid ihr nach den Ferien immer ein wenig eingerostet.“, versuchte sie die Sache ein wenig zu beruhigen, denn Stressen wollte sie den anderen nicht. Erst recht nicht mit einer Bedrohung von extra Runden, die Washijo gerne mal hinten dran packte.
**Wakatoshi**
Auch seine Unterrichtsstunde war vorbei und mit einem Blick durch den Gang bemerkte er, dass keiner seiner Mitglieder aufzufinden waren. Zeit war kostbar und somit entschied sich der Spieler bereits vorauszugehen, um am besagten Treffpunkt seine Anwesenheit zu zeigen. Vorher aber verschlug es ihn in die Umkleide, wo er seine Sportkleidung anzog. Seine Ärmel wurden kürzer und auch seine Hosenbeine schienen ein wenig an Größe verringert zu sein. Er wuchs zu schnell. Viel zu schnell. Es schien als wäre es Zeit für ein paar neue Kleidungen.
Darüber nachdenken konnte er jedoch nicht lange, denn seine Beine hatten sich bereits in Richtung Turnhalle bewegt, als er wieder an das Treffen mit dem Coach und der Neuen dachte.
Die Tür stand offen und somit trat Wakatoshi ein. Sein Blick schweifte umher und er erkannte sofort die beiden Personen, die bis vorhin vermutlich noch ein Gespräch geführt hatten. Die Schritte von ihm waren in der Halle zu hören, als er über den sauberen Boden schritt und schlussendlich ein paar Meter weiter neben Kishimoto zum stehen kam. „Sind die anderen noch nicht da?“, fragte er direkt an den Coach gerichtet, ohne auch nur einen Blick an dem Mädchen neben sich zu verlieren. Dafür würde später noch genügend Zeit bleiben. Jetzt war es wichtiger herauszufinden, wieso die anderen noch nicht an der Sporthalle angekommen waren und wie lange er noch warten müsste, um mit dem Training zu starten. Dabei war Wakatoshi auch gerade erst angekommen. Die Sehnsucht nach Volleyball über die Ferien - trotz regelmäßigen Spielen - machte ihn in dieser Hinsicht aber doch ein wenig ungeduldig.
Erst jetzt wandte sich sein Blick aus dem Augenwinkel zu Kishimoto und für einen kurzen Moment schien er sich von unten bis oben zu Mustern und einzuschätzen.
„Wie ich sehe bist du beigetreten, sonst wärst du nicht mehr hier. Dann scheinen wir ja einen guten Zusatz zu haben. Freut mich.“, entkam es seinen Lippen trocken als Begrüßung, auch wenn es vermutlich besser gewesen wäre eine andere Art und Weise zu benutzen, um das Eis ein wenig aufzutauen. Gute Menschenkenntnis hatte Wakatoshi zwar, doch wie er damit umgehen musste wusste er dann wiederum nicht.
Er beschloss, gleich zu Beginn gut aufzupassen und beim Lehrer zu punkten. Schließlich konnte ihm das später noch zugute kommen, wenn er des öfteren wegen des Sportes fehlte. So brauchte Semi auch ein wenig länger, als er noch eifrig Notizen fertige, während die anderen schon auf ihn warteten. "Ach, jetzt wo er weiß, dass ein potentiell heißes Mädchen auf ihn wartet, kann Tendou Satori-san sich auf einmal doch beeilen, oder wie", Semi schnitt eine Grimasse, als auch er endlich seine Sachen zusammenpackte und sich erhob. Fein säuberlich schob er seinen eigenen, wie anschließend auch Tendous Stuhl unter den Tisch, bevor er sich gemächlich ebenfalls auf den Weg machte. Schließlich wollte er wirklich keine extra Runden laufen...
So gingen sie nun hinaus auf das Gelände in Richtung Sporthalle. Semi schloss zu Shina auf, sodass sie nebeneinander hergingen. "Ist bestimmt auch für dich eine Arbeitserleichterung. Ich meine, auf die Neue bezogen", begann er das Gespräch, als er den Kopf zu ihr drehte. "Sicher ist auch Washijo aufgefallen, dass auch du nur dann gut arbeiten kannst, wenn du nicht vollkommen überarbeitet bist." Sicher würde es nicht vollkommen unter der würde der Neuen sein, auch ein bisschen Managerin zu sein. Für die beinahe ein dutzend Spieler, die sie sein werden, fällt immer genug Arbeit an, die Shina abzuarbeiten hatte. Es tat Semi oft leid, denn er konnte sich denken, das Shina oft auch nach dem Club noch an Statistiken und Videos auswerten war, und das nur, damit sie als Spieler es leichter hatten.
Sie hatten die Halle gerade erreicht, als eine Gruppe unbekannter Schüler sich vom anderen Gebäude. näherte Laut lachend schlugen sie den selben Weg ein, den das Trio auch beschritt. Sicher waren das neue, potentielle Anwärter für das Team. "Na, denen wird das Lachen aber früher oder später noch vergehen", amüsierte der Weißhaarige sich, bevor der Tendou, der vor ihnen ging, auf die Schulter tippte. "Und? Willst du die Kleinen nicht auch gleich wilkommen heißen, hm?" Ja, Semi konnte auch so. Klar, wenn es mal nicht gegen ihn ist, verstand er schon auch mal Spaß. Und außerdem hatte Tendou fast den ganzen Unterricht lang seine Klappe gehalten, da sollte er doch jetzt ein bisschen Spaß haben dürfen...
*Kishimoto*
Unruhig trat sie auf ihren Füßen hin und her. Die Minuten fühlten sich bereits wie Stunden an, als sie noch immer planlos hinter dem Trainer ausharrte. Kishimoto versuchte sich wirklich zu entspannen, doch sie war nervös wie schon lange nicht mehr. Wieso kam denn auch keiner? Wussten sie etwa alle, das jemand neues dazu stoßen sollte und deshalb drückten sie sich alle? Würde der Coach sie alle gleich anbrüllen und dann alle schlechte Laune haben?
Und als dann doch endlich jemand kam, hätte sie beinahe erschreckt aufgequietscht. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht blickte Kishimoto den Schüler an, der, während er sprach, immer näher auf die zu kam und sie dabei auch wie ein Stück beute musterten. "Ushijima Wakatoshi... h..hallo!", kam es endlich aus ihrem Mund, als der großgewachsene Spieler vor ihr zum stehen kam. Natürlich kannte sie das große Ass von Shiratoizawa. Nicht zuletzt auch von ihrem Cousin, der immer wieder betonte, wie froh er war, nicht allzu oft gegen Ushiwaka spielen zu müssen.
Sie verbeugte sich. "Kishimoto Yoshida, Klasse 1-3. Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen!" Erst nach ihrem kurzen Ausbruch, realisierte sie, was Ushijima gerade eben gesagt hatte. "J...ja, ich bin dem Club beigetreten und nein, es... ist noch niemand anderes hier", antwortete sie leise und schüchtern, während ihr Blick zur Tür glitt. Sie hörte auch schon andere Stimmen draußen, doch noch immer erschien niemand außer dem Ass hier drinnen.
Es wurde ganz schön unheimlich, wie monoton und mit welch kaltem Blick sie hier angestarrt wurde. Jetzt war sie selber ja auch ziemlich groß für ein Mädchen, doch unter Ushiwakas Augen wurde sie mindestens einen Kopf kleiner. "Das Training hat ja auch noch gar nicht angefangen...", meinte sie, um noch etwas der Konversation beizufügen und hoffentlich dieser andauernden Stille zu entkommen.
**Shina**
Die frische Luft, die ihnen draußen entgegen stieß war unglaublich erfrischend. Im Klassenzimmer hatte sie stets das Gefühl kaum Luft zu bekommen, wenn sich doch jeder immer so sehr dagegen wehrte auch nur eines der Fenster zu öffnen.
Jetzt, wo sie auf den Herbst zusteuerten war es sowieso noch ein wenig kälter. Doch anders als andere würde Shina den Sommer nicht unbedingt vermissen. Sie liebte den Herbst und seine bunten Farben. Auch Regentage schienen dem Mädchen überhaupt nichts auszumachen - im Gegenteil. Sie würde sich stets eine Regenjacke schnappen und mit Stiefeln draußen in den Pfützen tanzen. Andere würde sie dafür wahrscheinlich für verrückt erklären, doch für sie war das Ganze eine Art sich auszutoben und zu entspannen.
Der Schatten von Semi, der sich ein wenig neben ihr aufbaute, als dieser sich zu ihr gesellte und neben ihr lief, riss sie schlussendlich aus den Gedanken. Lächelnd richtete sie ihren Blick zu ihm hinauf. Was musste dieser Kerl auch gefühlt dreißig Meter größer sein, als sie selbst? Verflucht sei ihre eigene Größe!
Verlegen über diese Worte legte sie einen Finger an ihre Wange und fing an ein wenig an ihrer sanften Haut zu kratzen. „Ah, na ja. Ich habe in dem letzten Jahr zwar viele Aufgaben übernommen und mich viel darum gekümmert, dass jegliches erledigt ist, damit ihr euch keine Sorgen darum machen müsst, aber es war nie so, dass es mir keinen Spaß gemacht hat.“, erklärte sie ruhig und für einen kurzen Moment schien sie ein wenig in die nostalgischen Erinnerungen des letzten Jahres zu verfallen, auch wenn dies noch gar nicht lange her war.
„Ich bin zwar froh, dass wir nun ein wenig Unterstützung - besonders in diesem Bereich bekommen - doch mir hätte es wirklich nichts ausgemacht mich auch weiterhin alleine um euch zu kümmern. Aber das heißt natürlich auch, dass ich mich deutlich mehr um meine eigenen Sachen kümmern kann. Mir mehr Videos von anderen Teams anschauen kann und euch somit bessere Taktiken überlegen kann. Und somit kann ich euch noch viel, viel mehr unterstützen!“, vollendete sie ihre Gedanken, wobei sie die beiden Worte ‚viel‘ ein wenig lauter von sich gab und dabei die Hände in die Höhe schlug.
Das Lachen der Neuen riss ihren Blick von Semi los und verwundert schaute sie zu der Gruppe herüber. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie die Jungs sich damals auf das Training gefreut hatten. Damals hätte ja keiner ahnen können, dass Washijo solch eine tyrannische Art an sich hatte, um sein Team auf Top Form zu bringen.
Die Idee von Semi empfand sie als wirklich amüsant und somit verschränkte sie grinsend die Arme vor der Brust. „Oho! Nur zu. Das möchte ich auch gerne sehen.“
**Tendou**
Bei dem Gespräch der beiden war der Rotschopf wie ein Mitbringsel. Nicht, dass es ihn störte. Er konnte die Chemie der beiden beim besten Willen nicht stören und zum anderen wollte er das auch gar nicht. Für Tendou war der Anblick durchaus ein schöner und somit machte es ihm überhaupt nichts aus ein paar Schritte hinter ihnen zu laufen.
Erst als sich Semi an ihn wandte schien der Junge aufzuschauen und das Lachen der anderen zu bemerken. Freudig blieb er neben Semi stehen und musterte die Truppe an Neuzugängen für einen kurzen Moment. „Oho~ na, wenn wir da nicht ein wenig Frischblut haben. Amüsant.“, hauchte er in die Stille hinein.
Mit einem zufriedenen Nicken bestätigte er die Anfrage seines Teamkollegen. Ab und an schienen die beiden wohl doch auf einer Wellenlänge zu sein und durchaus den gleichen Gedanken zu haben, was das ärgern von anderen anging.
Mit langsam Schritten stapfte Tendou auf die Gruppe an Jugendlichen zu und erst kurz vor ihnen blieb er stehen. Als wäre Tendou Gott selbst hob er seine Arme seitwärts an seinem Körper auf. Seine Mundwinkel hatten sich verdächtig weit nach oben gezogen und das Grinsen, welches sein Gesicht zierte, wirkte gruseliger als sonst. „Was willst du denn, du Kauz?“, fragte einer der Jungen verwirrt und trotzdem schien es ihm ein wenig kalt den Rücken hinunter zu laufen.
„Willkommen, willkommen, meine Lieben. Ihr wollt bestimmt unserem Volleyball Team beitreten, hab ich nicht recht?“, fragte der rothaarige mysteriös und auf irgendeine Art und Weise gruselig, die man ab und an von ihm zu hören bekam.
„Welch hübsches Lachen eure Gesichter doch ziert. Seid ihr sicher, dass es euch nicht gleich aus dem Gesicht fällt?“, hauchte er angespannt, während sich seine Augen weiteten und er den Jüngeren ein wenig näher kam, so als wolle er ihnen gleich etwas ins Ohr flüstern. Einige von ihnen wichen bereits zurück, was wohl an dem Gesichtsausdruck des Größeren lag. Noch bevor sie jedoch eine Kehrtwende machen konnten, hatte Tendou bereits seine Arme um die Schultern von zwei von ihnen gelegt und zerrte sie mit zur Tür der Sporthalle. „Dann heiße ich euch recht herzlich willkommen..“, sprach er und stoppte für einen kurzen Moment, um sie wieder anzuschauen. Diesmal war das Grinsen verschwunden und sein Gesicht wirkte noch düsterer. „In der Hölle!“, schrie er auf, woraufhin die Gruppe an Jugendlichen ebenfalls einen lauten Schrei von sich hören ließen. Dies jedoch nicht aufgrund von Freude - nein - sie hatten eindeutig Angst.
**Wakatoshi**
Das Mädchen kannte seinen Namen. Verwunderlich. Oder auch nicht. Immerhin war er bereits seit dem ersten Jahr an dieser Schule hier das Ass des Teams gewesen und hatte somit einen der Schüler aus dem dritten Jahrgang in den Schatten gestellt.
Sein Name war in Magazinen vermerkt, also war es wohl doch nicht so verwunderlich, wie er gerade geglaubt zu haben schien.
Kurz schien er die Neue mit Shina zu vergleichen. Beide hatten zu Anfang eine etwas schüchterne Art aufzuweisen, doch mittlerweile glich die Managerin eher einem wildgewordenen T-Rex, dem man sein Essen gestohlen hatte. Ob Kishimoto selbst wohl auch jemals so sein würde? Oder blieb sie so nervös und eingeschüchtert?
„Verstehe.“, gab er stumpf zurück und schien mit dieser Unterhaltung vorerst fertig zu sein, bis die Schreie von Jungen - oder waren es doch Mädchen? - zu hören waren und er seinen Kopf in die Richtung der Tür drehte. Wieso überraschte es ihn nicht, dass es sich dabei um Tendou handelte, der wohl wieder seine beste Show aufwies.
Er wandte sich von Kishimoto ab und schritt auf seinen besten Freund zu, wobei er im Türrahmen stehenblieb und eine seiner dicken Augenbrauen nach oben zog. „Was soll das, Tendou? Verschreckst du gerade unsere Neuen?“, fragte er monoton und musterte den Kleineren eindringlich. Doch viel zu dieser Sache beitragen tat auch er gerade nicht, denn sein Blick machte den Jüngeren nur noch mehr Angst und unter Stress versuchten sie dem Griff von Tendou zu entkommen. Aussichtslos. Dieser hatte die Gruppe zu fest im Griff und schien sich jetzt auch noch darüber zu freuen. „Aber, aber~ ich habe sie doch nur vernünftig begrüßt!“, lächelte Tendou.
Anstatt nun aber Wakatoshi anzuschauen, blickte er neben ihm her und schien eine ganz andere Person ins Visier zu nehmen. Wakatoshi folgte seinem Blick verwundert und stoppte an Kishimoto. „Oho, wenn das nicht unser Neuzugang ist.“, hörte Wakatoshi den rothaarigen leise sagen, bevor er ein lautes ‚Hallo! Willkommen!‘, hörte, was vermutlich an das Mädchen gerichtet war.
Shina war so bescheiden, wie sie ihre Arbeit erklärte. Semi hatte sie wirklich sich noch nie beschweren gehört. Während sie als Spieler über das harte Training, Überstunden in der Halle sowie das Nachholen des Unterrichtsstoffes jammerten, vergaßen sie nur allzu oft, das sie eine Managerin hatten, die mindestens genauso hart arbeitete wie sie selbst.
Als er Shinas Ausbruch bemerkte, schmunzelte er. Sie so enthusiastisch mit einem Grinsen auf den Lippen zu sehen, brachte ihn jedes Mal auch automatisch zum Lächeln. Während also Tendou davon stampfte, beugte Semi sich leicht zu den oranghaarigen hinunter und sprach mit leiser Stimme: "Danke für alles, was du für uns leistest und aufgibst" Dann richtete er sich auf und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ich weiß, wir zeigen dir das oftmals viel zu wenig, aber ernsthaft: danke, dass du unser Team so unterstützt" Erst im Nachhinein kam ihm der Gedanke, dass das ganze wohl ein bisschen albern klingen konnte, wenn er das nun so aus dem nichts von sich gab.
Aber da Tendou sich jetzt auf die Erstklässler stürzte, hatte er Gelegenheit zum Themenwechsel. Amüsiert betrachtete er das Schauspiel, dass sich ihnen bot, denn daran grenzte das ganze ja beinahe schon. So kam es, dass Semi sich zu Shina hinüberlehnte, einen Arm auf ihrer Schulter ablegte und sich so in einer entspannten Haltung abstützte. Normalerweise machte er das nur bei seinen Teamkameraden, aber hier merkte er deutlich den Vorteil des Größenunterschieds und wie viel besser das auf diese Weise klappte.
Er musste kichern, als der Spitze Schrei der jungen Meute das Gelände durchbrach, bevor es von Tendous gackerndem Lachen unterstützt wurde. "Na, da ist der erste Test wohl schon bestanden. Wer bloß schreit und nicht davonläuft, darf beitreten", fügte der Weißhaarige von seiner Position aus mit ernster Miene hinzu. Er gesellte sich neben den rothaarigen Mittelblocker und begutachtete die Truppe vor sich. "Wenn ihr jetzt auch noch gegen Ushiwaka..." Semis LAchen gefroh auf seinem Gesicht, als die Stimme eben jenes Asses ihr "Gespräch" unterbrach.
Während er mit Tendou scholt, bekam Semi von Wakatoshi nur einen seiner kalten Blicke ab, was ihm aber genug war, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. Verdammt, warum hatte er auch die blöde Idee gehabt? Jetzt konnte er froh sein, wenn Ushijima ihn nicht auf dem Kieker hatte. Semi konnte nämlich noch immer nicht entziffern, was der braunhaarige von ihm hielt und das machte ihn unruhig. Schließlich war er als Zuspieler derjenige, er am häufigsten mit dem Ass kooperieren musste. Bisher hatte er keine Probleme gehabt, aber wer weiß, wie das dieses Jahr werden würde...
**Kishimoto**
Tja, diese Konversation war wohl nicht das, was Kishimoto von ihrem ersten Gespräch mit den neuen Teamkameraden erhofft hatte. Nicht nur, dass sie jetzt offiziell zugesagt hatte, sie würde beitreten.. sollte sie nicht auch womöglich einen guten Draht zu den Teamkameraden pflegen? Aber die nächste Gelegenheit bot sich kurz darauf, als von draußen das Gelächter tönte.
Tatsächlich folgte die Ushijima an die Tür und lugte an seiner breiten Schulter vorbei auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Die einen beiden waren Spieler, sie kamen Kishimoto irgendwie auch aus dem Fernsehen bekannt vor. Das einzige Mädchen, das musste Shina Inaba, die Managerin sein. Sie sah wirklich freundlich aus und kam sicher bei den Jungs gut an, so vertraut wie sie mit ihnen beisammen stand.
Der tiefe Bass des Asses schien bis zu ihr hinüber zu vibrieren, als sich dessen Stimme erhob. Und kurz darauf drehten sich 6 Köpfe gleichzeitig zu ihm um - und landeten gleichzeitig auch auf ihr. Tja, jetzt hatte sie die Aufmerksamkeit von allen. Der rothaarige Mittelblocker war es, auf dem ihr eigener Blick landete. So in Fleisch und Blut wirkte er nicht so furchteinflösend, wie er es noch auf dem Bildschirm und dem Feld getan hatte. Auch wenn er etwas an sich hatte, was einen deutlich nervös machen konnte, schien im Moment von ihm die positivste Energie von allen auszugehen. Und es war schließlich er, der Kishimoto als erstes begrüßte.
Sie brachte ein vorsichtiges Lächeln zu stande. "Kishimoto Yoshida, Klasse 1-3. Freut mich, euch kennen zu lernen!", rief sie nun erneut wie schon bei Ushijima aus und verbeugte sich. Ihr Kopf rauschte dabei zwischen Türrahmen und Wakatoshis Arm herunter, während dieser noch immer keine Anstalten machte, sich zu bewegen.
Einige Sekunden verharrte sie so, als Kishimoto schritte vernahm. Als sie aufsah, war es der Weißhaarige, der auf sie zugekommen war. "So, damit du nicht gleich die beiden verrückten als erstes kennen lernst: Semi Eita, Stammspieler und Zuspieler des Teams", mit einem müden Lächeln verbeugte sich auch Semi kurz, bevor er anstalten machte, sich zwischen den beiden durchzudrücken. "So, ich gehe mich jetzt umziehen, sonst wird das ja heute nichts mehr" Als er verschwand, hörte man noch das laute "Guten Tag!", das an den Coach gerichtet war im Hintergrund. Und auch Wakatoshi wandte sich - wortgewandt wie immer - ab und folgte dem Weißhaarigen.
So standen sie jetzt noch zu dritt an der Eingangstür und musterten sich gegenseitig. Kishimoto wagte es weder, noch einmal aufzusprechen, noch, als nächstes mit nach drinnen zu gehen. Dort würde sie sowieso nur wieder ungelenk hinter dem Coach stehen und auf anweisungen warten.
**Shina**
Vorerst war das Mädchen ein wenig überrascht darüber, wie nah Semi ihr kam, als er sich zu ihr herunterbeugte. Die Nähe zu ihm war sie durch das Training und ihre Zeit zusammen an der Schule durchaus gewöhnt, doch ab und an erwischte sie sich selbst dabei, wie ihr Herz einen kleinen Hüpfer machte und sich sogar mit einem kurzen Stechen darüber beschwerte, sobald er sich wieder von ihr entfernte. Dieses Mal jedoch schien ihr ganzer Körper zu kribbeln, als sie die sanften und ehrlichen Worte ihres Kollegen hörte.
Die Hitze stieg in ihre Wangen auf und um die ansteigende Röte zu verbergen legte sie beide Handflächen über ihre warmen Wangen, während sie steif zu Boden schaute, um den weißhaarigen nicht direkt anschauen zu müssen. Wo nahm der Junge nur all diese Worte her? Und wieso freute sie sich so sehr darüber?
„D-Das kannst du doch nicht einfach so sagen. Du machst mich noch ganz verlegen.“, erwiderte sie ihm stotternd. Wären die beiden in diesem Moment alleine gewesen, oder hätte Shina durch das Gewicht von den Arm Semis nicht wieder zurück in die Realität gefunden, dann hätte sie vermutlich an Ort und Stelle ein paar Tränen vergossen. Bei sentimentalen Themen, wie diesen - zumindest ihrer Meinung nach - war das Mädchen nah am Wasser gebaut und manchmal war es wirklich peinlich wegen jeder Kleinigkeit eine Träne zu verdrücken.
Lange konnte sie sich jedoch nicht darauf konzentrieren, denn so schnell wie der Druck von Semis Arm gekommen war, so schnell war er auch wieder verflogen und die übliche, schäbige Kälte breitete sich auf der Stelle aus, die durch die leichte Brise des Herbstanfangs nicht besser wurde.
„Bei Tendou kannst du doch gar nicht weglaufen, besonders nicht wenn er so die Arme um sie schlingt. Schau, die werden schon ganz blass.“, deutete sie auf die Gesichter der Jugendlichen an, die vermutlich gerade lieber im Grab liegen würden, anstatt hier mit dem Volleyball Team.
Schweigend folgte sie dem weißhaarigen zu Tendou und nach der Vorstellung der Neuen und Semis klatschte Shina streng in die Hände. „So, jetzt aber Dalli, Tendou! Mach, dass du die Neuen loslässt und dich umziehst. Wir können nicht alle auf dich warten.“, wandte sie diszipliniert an den rothaarigen, um den ganzen Trubel ein wenig aufzulösen. Widerwillig ließ sich der Mittelblocker darauf ein und betrat die Halle, jedoch nicht ohne noch ein letztes Mal mit seinem grauenhaften Grinsen die Erstklässler zu verschrecken. Doch weit kommen konnten diese nicht, denn Shina drückte die Gruppe ebenfalls in die Halle, wodurch sie gezwungen waren den Älteren zu folgen.
Erst jetzt konnte Shina einen vernünftigen Blick auf das neue Mädchen werfen. „Willkommen! Freut mich dich kennenzule-“, die Kleinere stoppte inmitten ihres Satzes, als sie realisierte, wie groß die schwarzhaarige eigentlich war. Gott hatte sie bestraft. Gott hatte Shina eindeutig in diese Welt gesetzt, um sie zu bestrafen. Lange schöne Beine hatte sie, ihr Haar wirkte um ihr Gesicht super hübsch und auch ihr Körper schien nicht von schlechten Eltern. Shina hingegen hatte zwar einen tollen Körper, doch die langen Beine.. die fehlten ihr. Erniedrigt fiel das Mädchen auf alle vier zu Boden, während eine Art von Wasserfall-Tränen über ihre Wangen liefen. „Es tut mir leid in die gleiche Welt geboren zu sein, wie ihr. Ich bitte um Vergebung.“, prasselte es leise, aber ruckartig schnell und eher murmelnd aus ihrem Mund heraus.
Wäre es falsch jetzt noch eine Bescheinigung zu holen, um sich krank zu melden, damit sie sich in ihr Bett verkriechen konnte und jegliches verfluchen konnte, was mit ihrer Größe zutun haben könnte?
**Tendou**
Auf das Geheiß von Shina hin ließ er die Jungs schlussendlich los. Natürlich war es noch lange nicht vorbei ihnen die wahre Seite des Teams zu zeigen, die.. einzig und allein aus ihm bestand. Dennoch, er konnte sich sein Grinsen einfach nicht verkneifen, selbst als er an der Neuen und dem Coach vorbeiging, der ihn streng musterte und vermutlich einige Worte loswerden wollte. Doch Tendou wusste genau, welche Worte auf seinen Lippen lagen und wie er es sagen würde. Er konnte sich gut denken irgendwann eine ganz Predigt zu bekommen. Noch bevor der Coach aber seinen Mund öffnen konnte war der rothaarige bereits mit zu Semi in die Umkleide getreten, um weiteres zu vermeiden. Ob das auch für das Training so sein würde war ungewiss und kurz traf ihn eine kurze Unsicherheit, dass er vielleicht sogar extra Training machen müsste, weil er die Erstklässler verjagt hatte. Diese verflog aber recht schnell, als besagte ebenfalls die Umkleide betraten und vorerst weniger verängstigt wirkten, auch wenn er genau sehen konnte, dass jeder einzelne von ihnen seinen Blick mied - oder kurz hinschaute, nur um dann ganz schnell in eine andere Richtung zu blicken.
„Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber mir scheint die Idee mit der medizinischen Hilfe gar nicht mehr so übel.“, fing Tendou ein Gespräch zu dem Setter an, während er sein Jacket und sein Hemd an die Seite legte, um sich sein Sportshirt überzuziehen. Seine Haare drückten sich beim durchschlüpfen des Kopfes kurz ein wenig herunter, plopten aber mit einem Satz wieder hervor, als der Kopf vollständig hindurch gezwängt war.
Auch seine Hose verließ kurzerhand seinen Körper und wechselte den Platz mit seiner kurzen Sporthose. Jetzt nur noch die Schuhe und fertig war er, bereit dem Höllen Training entgegenzutreten, was der Coach vor die Gruppe vorgesehen hatte.
„Konzentrier dich besser aufs Volleyball. Immerhin wollen wir dieses Jahr doch noch weiterkommen, als zuvor oder nicht?“, entgegnete Wakatoshi ihm ruhig, der sich in den Türrahmen gestellt hatte und die beiden durchgehend musterte, als hätte wäre er ein Wachmann, der auf seine Gefangenen aufpassen musste. Verbissen biss Tendou auf seine Lippen und blickte unschuldig zur Seite. Natürlich wollten sie alle weiterkommen, als das letzte Mal, doch dafür musste man sein halbes Team doch nicht dem Tod darbieten, nur um aus ihnen ein paar einfache Profispieler zu machen. Wakatoshi war in diesem Team derjenige, der am ehesten solch einen Platz einnehmen könnte. Sie - die andere waren hier sowieso nur Marionetten, die dazu dienten dem Jungen jeglichen Glanz zu verleihen, um so hell zu strahlen, dass auch der hinterste Mensch in seiner hintersten Ecke der Welt ihn erblicken konnte.
**Semi**
Für jegliche Reaktionen, die Shina zeigte - oder auch nicht - blieb Semi ahnungslos. Ob das nun allein an Tendous Show lag, oder einfach, weil er keine Ahnung von solchen Dingen hatte, konnte man nicht sagen. Fest stand aber, dass es sich für ihn ganz natürlich anfühlte, sich so freundschaftlich um Shina herum zu verhalten.
In der Umkleide angekommen und unter den Argusaugen von Wakatoshi schälte sich auch Semi nach und nach aus seinen Klamotten, die er fein säuberlich faltete, bevor er sie im Spind verschwinden ließ. Gerade als er dich bückte, um die Knieschoner überzustreifen, wandte sich Tendou mit seiner Frage an ihn. Da machte es plötzlich Pling in seinem Kopf und Semi riss die Augen auf. "Warte mal, meinst du etwa...", gerade als er wieder aufsprang, fuhr auch schon Wakatoshi dazwischen und erinnerte sie wieder daran, warum sie eigentlich da waren.
"Willst du uns jetzt weiter beim umziehen zusehen?", Semi setzte wieder ein normales Gesicht auf und versuchte mit gelangweilten Ton, seinen Mitspieler zum Gehen zu bewegen. Als er den Blick hob, hatte dieser sich bereits aus dem Türrahmen entfernt. Mit einem Satz sprang der weißhaarige zur Tür und schloss sie mit einem krachen, bevor er mit erneut entsetztem Gesichtsausdruck umdrehte und mit ausgebreiteten Armen die Tür zuhielt.
"Echt jetzt?!? Du stehst auf sie?!?", keuchte er, während er fassungslos den Rothaarigen anstarrte. "Alter, Kishimoto wird uns zu Tode arbeiten, erinnerst du dich?!? Zusätzliches Training, Fittnesübungen, Ernöhrungstipps... Da wirst selbst du und deine Ausdauer zusammenbrechet wie ein morscher Zweig!!"
Seine schimpftirare wurde unterbrochen, als die Tür mit einem Ruck aufgeschlagen wurde, sodass Semi kopfüber zu Boden stürzte und erst einmal platt liegen blieb.
"Hey Heeyyy...", es waren Reon, Yamagata und Jin, die aus ihren Zweitklässler-Sextett noch gefehlt hatte. Letzterer blieb verdutzt über dem weißhaarigem, der immer noch bewegungslos am Boden lag, stehen. "Hö? Was ist denn mit euch? Sag bloß, Coach hat euch schon mal um die Hallen gejagt?"
**Kishimoto**
Wirklich überrascht verfolgte Kishimoto, wie Shina die Jungs unter Kontrolle hatte. Nach kurzer Zeit war das Feld geräumt, und sie beide waren noch als einzige zurückgeblieben. Gerade als die blonde mit ihrer Begrüßung ansetzten wollte und Kishimoto sich aus Respekt auch noch einmal verbeugen wollte, riss Shinas Ausruf sie beinahe von den Füßen.
Shinas Augen huschten zunächst hoch und runter an Kishimotos Körper. Als sie anschließend tränenüberströmt auf dem Boden lag, konnte Kishimoto nicht anders, als überrascht aufzuquieken. "Ah! Nein, stopp!!! Hey, hey, hey...!", wild mit den Armen fuchtelnd in der Hoffnung, Shina würde sich wieder beruhigen, blieb sie zunächst über der lauernden Gestalt stehen.
Als das nicht funktionierte, zog sie hastig ein Taschentuch aus dem Rucksack - sicherheitshalber gleich auch ein zweites und drittes - und ließ sie auf den Boden fallen. "Das ist mir jetzt irgendwie unangenehm... Shina-san, r...richtig?", sie ging in die Hocke und stupste die Mitschülerin an. "Kannst du... aufstehen? Der Coach..." sie sah hinüber zu dem alten Mann, "kuckt schon ganz böse"
Während dieses Ereignisses traten auch die anderen Spieler ein, die sie teils erschrocken teils verwundert anstarrten. Sie murrte jedem ein "Entschuldigung" zu und schenkte eine kurze Verbeugung, bevor sie sich wieder Shina zuwandte. Da noch immer keine Reaktion kam, packte sie die kleinere kurzerhand unter den Armen und zog die auf die Beine. Hastig wischte sie den Staub von deren Klamotten und klopfte ihr ein paar mal gegen die glühenden Wangen. "So! Siehst du? Alles wieder in Ordnung, ja?", Kishimotos unsicheres kichernd wurde leicht schrill, aber das war ihr unter diesen Umständen ja auch nicht zu verübeln, oder? "Okay, gut! Shina-san, auf gute Zusammenarbeit!", sie hielt die kleinere immer noch ein wenig aufrecht, aus Angst, diese würde leicht wieder umkippen.
**Shina**
Der Boden wirkte deutlich angenehmer, als er es sonst tat. Vielleicht war Shina auch nur nicht mehr so verblendet, weil sie nun genau wusste, dass man es immer auf sie abgesehen hatte. Das Testobjekt jeglichem Ärger eines Höheren, der sich einen Spaß mit ihr erlaubte.
Auch bei dem kläglichen Versuch der Neuen schien Shina vorerst keine Reaktion zeigen zu wollen. Nicht einmal die Erwähnung des Coaches hatte Wirkung auf sie. Sie war komplett in ihrer eigenen Welt eingesperrt.
Sobald sie von ihrem geliebten, dreckigen Boden aufgehoben wurde - und das auch noch unter den Armen, wabbelte Shinas ganzer Körper wie Wackelpudding.
„Ja, alles super. Ich werde mir bloß ein Gerät erbauen lassen, was mich an Armen und Beinen länger zieht, damit ich in dieser riesigen Welt überleben kann.“, brabbelte sie vor sich hin und ihre Augen schienen sich noch immer ein wenig zu drehen. Das nun aber wirklich ernste Räuspern des Coaches riss sie aus ihrer Trance und sofort stellte sie sich steif hin. Ihre Hand war zu ihrer Stirn gewandert, als wäre sie gerade bei der Marine und müsste ihren obersten Offizier begrüßen. „Das bin ich! Shina, steht’s zu Diensten! Freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Auf gute Zusammenarbeit!“, ertönte es laut aus ihrem Mund und diesmal wanderten ihre Augen mutig zu dem Gesicht von Kishimoto hinauf.
Sie war nicht nur unglaublich hübsch, sie hatte auch eindeutig Charakter. Ihre bezaubernde Art, die vermutlich durch ihr schüchternes Auftreten nur noch süßer wirkte rundeten den kompletten Menschen, der hier vor ihr stand komplett ab.
„Tut mir leid, dass du das gerade erleben musstest. Ich habe leider nicht das Privileg bekommen solch eine stattliche Größe anzunehmen. Da habe ich wohl einen leichten Komplex entwickelt.“, gestand sie ehrlich und verlegen wanderte ihre Hand an den Hinterkopf, welchen sie mit schnellen Bewegungen kratzte. Ihre Augen sind dabei zur Seite gewandert, um keine unangenehme Situation auszulösen. Solche Themen sparte man sich immerhin normalerweise für später auf und prahlte damit nicht gleich beim ersten Treffen.
Mit einem kurzen Seitenblick zu dem Coach wurde ihr klar, dass sie reinkommen sollten und sich vernünftig um das Training kümmern mussten, ohne auch nur eine weitere Störung von sich zu geben. Also setzte Shina ihr typisches aufmunterndes Lächeln auf und hakte sich mit ihrem Arm bei Kishimotos ein, nur um sie wenig später sanft hinter sich herzuziehen.
„Es freut mich übrigens sehr, dass du dich dazu entschieden hast beizutreten und uns ein wenig zu unterstützen. Manchmal verletzen die Jungs sich häufiger, als einem lieb ist und als Managerin - die zwar ein paar medizinische Kenntnisse hat, ist das Ganze wohl auch nicht immer leicht. Deswegen danke ich dir, dass du dich dieser Aufgabe annimmst. Wie gefällt es dir bisher auf der Schule?“, fing sie freudig an zu sprechen. Währenddessen schlenderte sie zusammen mit Kishimoto zum Coach rüber, der das ganze skeptisch musterte, aber kein Wort herausbrachte. Stattdessen hörte man ihn laut zur Umkleide schreien, dass sich die Jungs doch bitte mal beeilen sollen.
**Tendou**
Der Rothaarige war gerade dabei seinen zweiten Schuh zu schnüren, als Semi verzweifelt versuchte die Tür zuzuhalten und ihn dabei mit einem geschockten Gesichtsausdruck anschaute. Er konnte bereits ahnen worauf er hinaus wollte, doch diese Genugtuung gab er seinem Kumpel mit Sicherheit nicht.
Lässig lehnte er sich an seinen zugeschlossenen Spind und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Grinsen war verdächtig geheimnisvoll und verriet nichts über seine momentane Situation.
„Ich stehe nicht auf sie, mein Lieber. Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich gehöre noch zu den Leuten, die das gegensätzliche Geschlecht erstmal besser kennenlernen wollen, anstatt gleich drauf los zu knutschen und sich gegenseitig die Liebe zu gestehen.“, erwiderte er ruhig auf die Aussage des Setters und ein leises Kichern entfuhr ihm, als er sich selbst nochmal in Gedanken hörte. Wie lächerlich musste das Ganze klingen. Dennoch, so dachte er eben und nur weil er es nicht schlecht fand eine weitere weibliche Rolle im Team zu haben, hieß es noch lange nicht, dass in ihm gerade Schmetterlinge aufstiegen.
Umso verwunderte schaute Tendou zu Semi hinab, als dieser geradewegs zu Boden ging und die drei anderen in die Kabine kamen, um sich ebenfalls umziehen. „Aber~ Aber~.. wir wissen alle, dass du mir gerne zu Füßen liegst, Semi-lein, aber das muss doch nicht vor den anderen sein, oder?“, fragte der Mittelblocker gespielt peinlich berührt, während er eine Hand an die Wange legte und somit andeutete, als würde er vor Verlegenheit rot werden. Stattdessen machte er sich einen ganzen Spaß daraus ihn zu ärgern und ihn vor den anderen ein bisschen zu blamieren. Nicht, dass das notwendig wäre. Immerhin wussten sie, dass Tendou mit jedem im Team seine Spielchen trieb und diese gerne zur Weißglut brachte. Umso mehr wussten sie aber auch, dass es ausgerechnet bei Semi um einiges besser klappte und er vermutlich dadurch sogar sein ‚Lieblingsopfer‘ geworden war.
Glucksend hockte er sich zu dem am bodenliegenden hin und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. „Soll ich unsere Managerin holen, damit sie dir beim aufhelfen helfen kann? Vielleicht eine Mund zu Mund Beatmung?“, fragte er spielend besorgt, doch noch bevor er überhaupt eine Antwort bekommen konnte - von der er sogar ausging, dass diese in Schlägen enden könnte - war er ruckartig aufgestanden und sprintete an den anderen vorbei, um in die Turnhalle zu gelangen. Da war er wenigstens durch den Coach vor Semi geschützt.
**Semi**
Und wieder einmal bewies sich, vorlaut sein zahlt sich nicht aus. Auch wenn in diesem Fall eigentlich meistens Tendou der Leidtragende ein sollte. Tja, es stand auf jeden Fall 1:0 für den rothaarigen. Dieser belächelte Semi jetzt auch noch von oben, wie es eigentlich auch zu erwarten war. Der Weissharige entschied sich, einfach liegen zu bleiben und die Blamage zu ertragen.
zumindest bevor Tendou seinen letzten Satz aussprach. Da schlug Semi verärgert die Hand weg. Und sprang auf, doch von dem rothaarigen Mittelblocker blieb nur noch das gackernde lachen zurück.
Mit grimmiger Miene und tief durchatmend ballte Semi die Hände zu Fäusten. Es machte ihn wirklich übellaunig, dass Tendou ihn schon wieder damit aufzog. Vor allem, da es eigentlich der weißhaarige war, der seinen Mitschüler drankriegen wollte.
Dir anderen drei standen um ihn herum und konnten ihr Lachen nur schwer zurückhalten. "Was glotzt ihr denn so?!?", fuhr Semi sie an, "zieht euch gefälligst auch um!" Damit stapfte er an den anderen vorbei und verschwand in den Waschräumen, die an die Umkleide angrenzte. Von hier aus konnte er später auch gleich in die Halle hinaus und musste nicht an den anderen vorbei.
Am Waschbecken angekommen wusch es sich einfach schon mal prophylaktisch die Hände. Eigentlich war das bloß, damit seine Hönde etwas zu tun hatten und er so seinen Ärger unter Kontrolle brachte.
Schliesslich betrachtete er sein eigenes Spiegelbild, als er das Wasser wieder abdrehte. Sein noch jugendliches selbst starrte ihn mit kalten, grauen Augen zurück. Seine Haare erschienen ihm matt und kraftlos und auch allgemein sah er nicht wirklich fit aus. War das etwa schon die Vorwirkung? Das Grauen vor dem harten Training, das ihm bevorstand? Irgendwie fühlte er sich ja auch etwas kränklich...
Probeweise öffnete Semi auch einmal den Mund und kuckte nach, ob sein Gaumen nicht geschwollen war. Nein, alles in Ordnung. Auch überprüfte er dicht vor dem Spiegel, um an seinen Augen alles in Ordnung war und klopfte ein paar mal gegen seine Wangen, um zu seinem Gesicht wieder ein wenig Farbe zu verleihen. Aber sein Gesicht behielt diesen bleichen Eindruck - von dem er zumindest glaubte, das er ihn hatte. (Aber man wusste ja nie, was sich ein Geist dachte, der seine Gefühle verdrängen wollte)
**Kishimoto**
Kishimoto sah die Managerin wie ein Fragezeichen an. Ihr Verhalten, genauer gesagt ihre Reaktion konnte sie nämlich bei bestem Willen nicht deuten. Auch das Problem ihrer Größe, das Shina ansorach, konnte die schwarzhaarige nicht nachvollziehen.
Sie legte Shina eine Hand auf den Kopf, so als würde sie per Augenmaß deren Größe messen. "Quatsch, deine Größe ist perfekt! Ich wünschte, ich wäre nicht so ein Laterenpfahl und stünde so ständig und überall im Weg rum", lachte sie anschließend, und winkte ab. Dabei wandelte sie so heftig mit der Hand, das man meinen könnte, sie wolle eine Fliege verscheuchen. Sie war eben noch immer etwas nervös, auch wenn die Stimmung langsam auflockerte.
Tatsächlich fand sie Shina ganz bezaubernd. Ihre ganze Art strahlte eine gewisse Zuversicht aus und wirkte wie ein energiegeladenes Bündel, sobald sie losgelassen wurde. Dabei umrahmten ihre honiggoldenen Haare ihre rosigen Wangen, während die Augen voller Freude blitzten. Alles in allem ein sehr sympathischer Mensch, den man nur gern haben konnte.
Kishimoto wurde quasi hinter Shina hergezogen, als sie das Spielfeld halb umrundeten. Sie hörte aufmerksam der plappernden Managerin zu, denn hauptsächlich war sie froh, jetzt zumindest ein wenig Beistand zu erhalten. "Ja, ganz gut.", erwiderte sie mit einem leisen Lächeln. "Auch wenn ich glaube ich noch ein wenig mehr lernen muss, mit anderen Menschen umzugehen..." fügte sie leise hinzu,
Sie blieben in der Nähe des Coaches stehen, der sich gerade mit Wakatoshi über das Training unterhielt. Da wandte sich jener an die Managerin: "Du solltest dich um die Leibchen und die Handtücher kümmern", sprach Washijo mit Forscher stimme, während er sie streng anfunkelte. Abrupt ließ Kishimoto los und wagte es nicht, der Managerin zu folgen. Denn vielleicht war das etwas, das Washijo nicht von ihr erwartete?
Sie sah sich hilfesuchend um und erblickte Tendou, der gerade aus der Umkleide kam. Er war nun bekleidet in schwarzem Shirt und lila Shorts. Kishimoto fiel auf, wie Schlackwurst und dürr der Mittelblocker eigentlich war. Das, die helle Haut und die wilde, stachelige Figur waren wohl der Grund, warum er außer seiner Spielweise das Monster genannt wird. Denn es hatte schon etwas gespenstisches an sich.
Aus heiterem Himmel entschied sich schwarzhaarige, auf den Spielr zuzugehen. Sie strich sich die Haarsträhnen hinter die Ohren und ging flink und leise nach vorn. Fix stellte sie sich neben den Rothaarigen und tat so, als würde sie schon die ganze Zeit da stehen, während sie haarige Blicke zur Seite warf.
Schliesslich sprach sie auf: "Möchtest du deine Finger nicht tapen?", meinte sie schließlich und deutete mit den Daumen so seinen langen, knochigen Hönden. "Wenn du das machst, bevor du sie sich verstauchst, vermeidest du das Risiko, sie überhaupt zu verletzten..."
**Shina**
Lange hielt dieser schöne Moment mit dem neuen Mitglied nicht an, denn der Gesichtsausdruck des Coaches verriet mehr als tausend Worte. Eigentlich hatte er seine Forderung an Shina überhaupt nicht mehr äußern müssen und auch bei dem Blick von Wakatoshi wusste sie, dass es Zeit war eine gewisse Ernsthaftigkeit aufzusetzen. Dabei hatte sie sich gerade noch so gefreut, dass Kishimoto ihr solch schöne Komplimente zu ihrer Größe gegeben hatte, auch wenn Shina im Gegenteil durchaus jegliches zurückgeben konnte und sie am liebsten für all ihr schönes Aussehen Komplimente regnen lassen hätte.
Zum Vorteil von Shina hatte sie sich bereits an die Strenge des Coaches gewöhnt und schien in seiner Gegenwart ganz und gar nicht eingeschüchtert. Vielleicht ein kleines bisschen.. Aber dann auch nur in der hintersten Ecke ihres Körper - versteckt hinter einer Mauer, die nur schwer einzubrechen war.
In ihrem ersten Schuljahr war das ganze anders gewesen. Da hatte sie vor Schreck fast all ihre Aufgaben versagen lassen und hat nach der Schule doch tatsächlich sogar ein paar Tränen vergossen. Nah am Wasser gebaut eben.
„Wird sofort erledigt!“, gab sie dem älteren Mann sofort als Antwort wieder und ein entschlossenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Auch wenn sie ein bisschen Sorge hatte Kishimoto nun allein zu lassen, so bemerkte sie durchaus das Interesse an Tendou bei ihr, weshalb die Sorge in kurzer Zeit wie weg geblasen war.
Summend setzten sich ihre Beine in Bewegung und für einen kurzen Moment verschwand Shina in dem angrenzenden Raum, der die Sachen beinhaltete und verstaute.
Ihr Summen zog sich zu einem Pfeifen, während ihre Hand nach einem der Spinden griff und diesen öffnete, nur um wenig später die Leibchen herauszunehmen. Auf der anderen Seite holte sie frische Handtücher hervor, die noch von dem Waschmittel den Duft im Raum verteilten. Für einen kurzen Moment drückte sie ihre Nase leicht hinein und zog den angenehmen Duft auf. Frisch gewaschenes war immer am besten.
Zufrieden mit den Dingen schritt sie zurück in die mittlerweile erfüllte Halle. Doch einer fehlte.. Semi.
Verwirrt blickte sie sich um, doch einen gewissen weißhaarigen konnte sie nirgends entdecken. Besorgt legte sie die Leibchen und die Handtücher neben dem Coach auf die Bank ab, bevor sie sich an Reon wandte. „Ist alles in Ordnung bei Semi? Er war doch vor euch in der Umkleide.“, begann sie das Gespräch und der dunkelhaarige konnte die Sorge sofort in ihrer Stimme erkennen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und da er wusste, dass kein Junge sich mehr umzuziehen hatte, deutete er mit einer Handbewegung auf die Umkleide, damit sie selbst nachschaute.
Mit einem Nicken machte sich Shina auf den Weg dorthin und verschwand kurzerhand in den Bereich, der für sie normalerweise tabu gewesen war. Ab und an war sie bereits hier gewesen, als sie einen verletzten Spieler zu einer Sitzmöglichkeit bringen musste, doch sonst war es ein Raum, der nicht betreten werden durfte.
Die Umkleide war leer und für einen kurzen Moment schaute sie sich verwundert um, bevor sie die offene Tür zum Waschraum bemerkte. Schweigend lehnte sie sich an die Wand neben der Tür. „Semi? Alles in Ordnung? Du warst noch nicht in der Halle, da habe ich mir Sorgen gemacht.“, entkam es ihr leise und sie hoffte, dass er sie hören konnte. Sie wollte nicht einfach so reinplatzen, weshalb der Platz hier durchaus angenehmer war.
**Tendou**
Sein Kichern verstummte langsam und trotzdem verblieb die lustige Laune in seiner Magengrube hängen. Er wusste bereits jetzt, dass dieses Training - vermutlich dank ihm - durchaus auszuhalten war. Das einzige, was den rothaarigen ein wenig störte war der Essensplan, welchen die Schüler später folgen sollten. Auch wenn dieser noch nicht bekannt war, so wusste er genau, dass Süßigkeiten ab sofort tabu sein würden. Da konnte Tendou nicht mehr nach Lust und Laune mal nach einer Schokolade greifen und diese verputzen, obwohl er jemand war, der mit seinem Körper nicht an Gewicht zunahm. Da war es auch egal, wie viel er aß. Es war, als würde Körperfett vor ihm wegrennen, genau wie die Schüler es in der Mittelschule taten. Na, ihm soll’s recht sein. Vielleicht konnte er sich so dann doch ein paar ungesunde Snacks gönnen, ohne dass jemand davon Wind bekam.
Sein rechter Arm streckte sich eifrig in die Höhe, als würde er nach etwas greifen wollen. Doch diese Positionierung diente einzig und allein der Dehnung, denn sein zweiter Arm wanderte wenig später hinter seinen Kopf und umfasste mit seinen länglichen Finger seinen dünnen Oberarm. Aus dem Augenwinkel konnte er seine Managerin und die Neue beobachten, realisierte aber schnell, dass Shina an ihre Aufgaben erinnert wurde, weshalb sie die dunkelhaarige verlassen musste. Das nächste Szenario verwunderte ihn ein wenig. Kishimoto hatte sich zu ihm bewegt und war bei ihm stehengeblieben. Es war eindeutig ein Tag der Illusion gewesen. Das musste doch ein komischer Traum sein, den er gerade träumte und eigentlich war er noch im Bett, sabberte an seinem Kissen und umarmte seine Decke. Das war es, ganz klar. Jeder andere, der ihn gerade erst kennenlernte, würde ihm bloß komische Blicke zuwerfen und anschließend davon gehen, doch sie kam noch freiwillig zu ihm hin.
Verwundert ließ er bei der Frage, die auch noch an ihn gerichtet war, seinen Arm sinken und zum ersten Mal - seitdem sie sich zu ihm gesellt hatte - drehte sich sein Kopf in ihre Richtung, um sie richtig anschauen zu können.
„Tapen? Ja, normalerweise tue ich das, aber eher bei offiziellen Spielen, oder wenn ich gehen Wakatoshi spielen muss. Da die Teams bis jetzt aber noch nicht feststehen gebe ich meinen zierlichen, gebrechlichen Fingern noch ein wenig Freiheit.“, erklärte er ihr und hatte seinen Rücken dabei leicht verkrümmt, während er seine Hände zeigte. Seine Finger bewegten sich dabei wie Wellen, als wäre jeder von ihnen der Tentakel eines Oktopus.
„Es verwundert mich, dass du so gut Bescheid weißt. Hast du früher selbst einmal gespielt? Bei deiner Größe..“, fragte er und machte eine kurze Kopfbewegung und ihre Richtung. Seine Tonlage wirkte ungewöhnlich interessiert. „Wäre das vermutlich sogar von Vorteil. Viele große Mädchen gibt es bei uns in Japan immerhin nicht. Sieht man ja an unserer Managerin.“, endete er seine Vermutung. Wenn er so darüber nachdachte, dann kannte er ehrlich gesagt kaum Mädchen, die Volleyball spielten. An der Shiratorizawa gab es zumindest kein spezielles Mädchen Team. Es waren eher Cheerleader, die von dem anderen Geschlecht übernommen wurden und all ihre Kraft hineinsteckten. Nicht, dass Tendou es schlimm fand. Immerhin wurde ihrem Team so ganz viel Mut während eines Spiels zugerufen, doch hatte er auch nichts gegen ein zusätzliches Volleyball Team, welches ausschließlich aus Mädchen bestand.
Ihre Art - wie sie die Jungs am Anfang begrüßt hatte - ließ ihn dann aber kurz daran zweifeln, ob sie wirklich jemals gespielt hatte. Es brauchte ein wenig Mumm, um an so einem Sport teilzunehmen und ihre schüchterne Art wirkte ganz anders, wie ein normaler Spieler auf einem Feld. Vielleicht irrte sich Tendou dieses Mal aber auch. Wakatoshi hatte immerhin auch einen ganz anderen Charakter, sobald er das Spielfeld betrat. Er wurde noch ernster und konzentrierte sich mit voller Kraft auf das, was vor ihm lag. Tendou war ebenfalls so. Obwohl er am Spielfeldrand den Spaßvogel spielte, so war er auf dem Feld selbst einer der gefürchtetsten Spieler und das nicht nur, weil er als Mittelblocker unzählige Bälle blockte. Auch seine Art, seine ernste und gruselige Art auf dem Feld machte viel aus.
Wie hieß es so schön? Verurteile ein Buch nicht nach seinem Cover.
**Semi**
ja, Semi fühlte sich tatsächlich ganz plötzlich so wirklich, wirklich krank. Irgendwie... leer und kalt. Ich dachte darüber nach, das Tendous Vorschlag der Mund-zu-Mund Beatmung ihrer Managerin doch gar nicht so schlecht gewesen wäre, denn mit diesem Gedanken schien es ihm gleich wieder viel besser zu gehen.
Der Weißhaarige besah sich ein letztes Mal im Spiegel, bevor er noch ein wenig an seiner zerzausten Frisur herumzupfte. Gerade, als er sich wieder aufrichtete und versuchte, ein taffes, selbstsicheres Lächeln aufzusetzen, erschrak er durch die Stimme von draußen. Bevor er sich auch noch einen Reim darauf machen konnte, was Shina denn in der Jungen Umkleide zu suchen hat, war er erschrocken zurückgewichen.
Klassisch, als wäre er Teil einer Murphys-Law-Nummer, stieß er einen Putzeimer um, der sie aus Zauberhand aus dem nichts aufzutauchen schien. Scheppernd entleerte sich das Seifenwasser auf dem Fliesenboden. "Äh... ja! Alles bestens, ich muss hier nur kurz... sauber machen", rief er über seine Schulter hinweg nach draußen, bevor er sich hastig auf den Boden stürzte, dabei ein Handtuch von der Halterung zerrte und das größte Unglück damit aufzusaugen.
Dumm nur, dass er so hastig dabei arbeitete, das er seine komplette Kleidung vorne voll Seifenwasser geriet. Ein kleiner "Arggg" entglitt ih, als er die nasse Hose sah, hastete dann allerdings eilig zum Wäscheeimer um das Handtuch zu entsorgen, bevor er schlotternd am Eingsng zum Waschraum stehen blieb.
mit den Händen in den Türrahmen gestützt blieb er leicht keuchend stehen und blickte mit -vermutlich- verstörtem Gesichtsausdruck hinunter zu Shina, die ihn mit großen, Sorgenvollen Augen musterte. "Alles paletti", grinste er und deutete mit seinen Fingern ein OK Zeichen.
Da realisierte er genauer die Worte, die seine kleine Mitschülerin soeben gesprochen hatte. "Du... hast dir Sorgen gemacht?", ein dümmliches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, während er sie keck und mit in die Seite gestemmten Händen betrachtete.
**Kishimoto**
Irgendwie strahlte Tendou für sie eine gewohnte Atmosphäre aus. Je länger sie so neben ihm stand, desto mehr wurde ihr bewusst: es fühlte sich genau wie früher an, als sie mit den anderen Mädchen des Clubs beisammen stand und sich über Volleyball unterhielt.
Verstohlen betrachtete sie den Jungen neben sich, als er seine Schultern und Arme dehnte. Denn dadurch schob sich nicht nur sein Trainingsshirt über seine schlanke Statur nach oben, sondern entblößte auch noch ein Stück Haut seines Bauches, was Kishimoto eilig zum umdrehen zwang.
Fasziniert sah sie zu, wie der Rothaarige seine Finger dehnte und streckte. Es faszinierte Kishimoto, wie gebrechlich seine Hand doch aussah. So, als würden sie bei jedem härteren Kontakt mit dem Ball sofort brechen.
Beinseiner Frage wanderte ihr Blick beinahe sehensüchtig über das Spielfeld. Erinnerungen flossen durch ihre Vision, wie es denn war, selbst am Netzt zu stehen, den Ball über das Netz zu drücken und unter dem gröhlen der Zuschauer einen Punkt zu erzählen.
Bei dieser Erinnerung zuckte ihr Knie beinahe hämisch, und Kishimoto musste nach unten greifen und die Stelle massieren, damit das Stechen wieder abebbte. "Ja, aber... das ist lange her", antwortete sie flüsternd und wischte sich schnell die Träne aus dem Augenwinkel, die gedroht hatte zu entkommen.
Das war eine Geschichte, die sie noch nicht bereit war, mit alles oder jedem zu teilen. Sicher, irgendwann wäre es unausweichlich, auch dieses Geheimnis zu teilen, aber das war noch nicht heute. Auch wenn sicher durch diese vage Aussage das Interesse des Mittelblockers noch nicht verebbt war.
Erneut wanderte Kishimotos Blick zu Tendous Händen, die jetzt erneut an seiner Seite hingen. Sie nutzte die Gelegenheit, um von ihrer Geschichte abzulenken, indem sie nach seiner linken Hand griff und sie vorsichtig in ihren eigenen hielt.
Auch wenn sie merkte, wie die Hitze ihr langsam ins Gesicht schoss, sah sie sich die Stelle, die ihr vorhin bereits ins Auge gestochen war, prüfend an. "Siehst du das?", fragte sie mit zusammengekniffenen Augen, und hob zum Vergleich ihre Hand neben Tendous. "Die Kuppe deines Ringfingers ist leicht nach außen verbogen. Das hat deine andere Hand nicht... hat das mal ein Arzt genauer angesehen?" Kishimoto fing den Blick ihres Mitschülers auf. Zum ersten Mal bemerkte sie, wie auch seine Pupillen in einem stechenden rot gefärbt waren. "Ich... ich glaube nämlich, das da etwas leicht verengt ist...", fügte sie noch leise hinzu. "Sowas sollte eigentlich weh tun, aber vielleicht hast du einfach kein Gefühl mehr in den Finger .." setzte sie leicht lächelnd noch hinzu.
**Shina**
Da vorerst keine Antwort kam hatte sich Shina bereits von der Wand abgestoßen, um in den Waschraum zu treten, doch genau in diesem Moment hörte sie das laute Klappern eines Eimers, gefolgt von Semis kläglichem Versuch ihr mitzuteilen, dass auch ja alles in Ordnung war. Jetzt war die Sorge um ihn nur noch größer und am liebsten hätte sie wohl direkt in den Waschraum geschaut, doch sie kannte Semi und wollte ihm nicht auf die Pelle rücken. Er war erwachsen genug, dass er mit solch einer Situation selbst klarkommen würde. Die Szene, die sich im Waschraum abspielte wurde aber vermutlich nicht besser. Sie hörte das verzweifelte Murren des Jungen und die Begierde ihm zu helfen vergrößerte sich.
Wieder war ihr Körper kurz davor sich hineinzubegeben, doch als der Schatten des Körpers eines gewissen weißhaarigen plötzlich vor ihr auftauchte, stoppte sie ruckartig in ihrer Bewegung blickte mit leicht geweiteten Augen zu ihm hinauf.
Ob es die plötzliche Nähe war, die die beiden nur aus Versehen teilten, oder ob es ihre unbegründete Sorge um den Jungen gewesen war die ihr nun das Kribbeln und Herzklopfen durch den Körper jagte wusste sie nicht.
Mit einem Kopfschütteln riss sie ihren Blick von seinem Gesicht ab und beugte sich leicht zur Seite, um durch seine Arme hindurchzuschauen. Der Waschraum sah.. ungewöhnlich sauber aus, auch wenn sie ab und an kleine Spuren von Wasser und Seife entdeckte.
Bei seiner Frage stellte sie sich wieder vernünftig hin und sofort verschränkte sie schmollend die Arme vor der Brust.
„Natürlich hab ich mir Sorgen gemacht. Wenn du auch so lange brauchst und dann hier noch so eine komische Show abziehst!“, sagte sie streng und wenige Sekunden später verließ ein leises Seufzen ihren Mund. „Sicher, dass auch alles in Ordnung ist? Du hast dir auch nicht irgendwie weh getan?“, entkam es ihr dann wieder, diesmal weniger streng und wieder mehr sorgenvoll, während ihre Hände sich an seine Wangen legten und sie ihn ein wenig zu sich herunterzog, um ihn besser mustern zu können. Ihre Augen wanderten über sein Gesicht, bevor diese schlussendlich an seinen - wunderschönen - Augen stehenblieben. Für einen kurzen Moment verlor sie sich selbst darin, realisierte aber schnell, dass sie gerade in seine eigene Privatsphäre eindrang. Mit schnellen Handbewegungen ließ sie ihn los und drehte sich mit einem Räuspern leicht von ihm weg. Innerlich hoffte sie, dass ihre Wangen keiner Tomate glichen, doch wusste sie, dass genau dies nicht der Fall war und sie den Haaren von Tendou in Nichts nachstand.
„Na ja! Auf jeden Fall wollen die Jungs jetzt mit dem Training beginnen. Du solltest dich also auf das Feld begeben, sollte es dir wirklich gut gehen. Ansonsten sprich mit dem Coach und.. setz dich zu mir auf die Bank, um dich auszuruhen.“, nuschelte sie verlegen vor sich hin und mit allen Mitteln versuchte sie dabei den Boden zu mustern, der in diesem Moment unglaublich spannend wirkte.
**Tendou**
Es war kein Geheimnis für Tendou, dass er von jedem angeschaut wurde. Auch Kishimotos Blick entging ihm nicht. Dafür war er mittlerweile viel zu gut darin jegliche Form von Aufmerksamkeit zu bemerken, egal wie klein sie auch wirken mag.
Fast hätte er sie mit einem ‚Gefällt dir was du siehst?‘ geschlagen, biss sich aber im letzten Moment auf die Zunge, um die Neue nicht gleich komplett zu verjagen.
Entspannt ließ er seine Arme langsam sinken und schwang diese ein wenig hin und her, um sie zu lockern.
Vielleicht bildete sich Tendou es nur ein, doch ihr sehnsüchtiger Blick war deutlicher zu sehen, als das Mädchen vielleicht zeigen wollte. So hatte der rothaarige ein Spielfeld noch nie angeschaut. Er hatte auch nie einen Grund dafür gehabt. Stets hatte sein Team gewonnen und er musste das Spielfeld nur selten räumen - geschweige denn wegen einer Verletzung. Es war, als wäre Tendou komplett unverwundbar und würde jeglichem standhalten.
Jetzt aber fiel dem größeren etwas anderes an ihr auf. War das eine Träne, die er da an ihrem Auge bemerkte? Sofort blinzelten seine Augen verwundert auf und er drehte seinen Kopf nun ebenfalls zum Spielfeld, damit sie sich nicht unwohl fühlte - gar dachte, dass sie in ihrer Trauer erwischt wurde.
Umso verwunderter war Tendou, als er die sanften Finger von ihr spürte, die nach seiner Hand griffen und für einen kurzen Moment schien die Stimme von Tendou völlig verschlagen - feststeckend in seinem Hals. Selbst mit einem Schlucken konnte er nur bedingt seinen Verstand wiedererlangen. Er vermutete, dass es daran lag, dass - abgesehen von Wakatoshi, Semi und Shina - nun zum ersten Mal jemand einfach seine Anwesenheit akzeptierte und ihn sogar ohne Probleme anfasste. Noch immer dachte ein kleiner Teil in seinem Hinterkopf, dass sie gleich wegrennen würde, doch so war es nicht.
Bei ihrer Frage weiteten sich kurz leicht seine Augen und seine Pupillen zitterten aufmerksam auf ihre Andeutung hin.
Tatsächlich war ihre Bemerkung berechtigt. Sein Ringfinger sah seltsam aus und nie in all diesen Wochen, gar Monaten hatte Tendou auch nur bemerkt, dass irgendwas nicht stimmte. Es schmerzte nicht, also hatte er nie realisieren können, dass etwas nicht stimmte.
„Erstaunlich. Ich hatte es nie bemerkt. Dass du das so schnell erblickt hast ist wirklich bewundernswert.“, antwortete er neugierig und seine Augen beobachteten jede einzelne Bewegung von ihr, als sie noch immer seine Hand hielt. Nun aber schlich sich sein langes Grinsen auf sein Gesicht und er stemmte seine andere Hand in die Hüfte. „Wenn man stets solch einen Monster Ball von dem da drüben..“, sprach er und deutete mit einer raschen Kopfbewegung auf das Ass des Teams, der das ganze nur gelangweilt - zumindest sah er so aus - beobachtete. Vermutlich wartete Wakatoshi sehnsüchtig darauf endlich mit dem Training anzufangen.
„Abwehren muss, dann kann es schon mal sein, dass man sich Verletzungen, trotz des Tapes zufügt und es irgendwann nicht einmal mehr spürt. Sein Schlag ist gruselig~.“, beendete er seinen Satz in einer schaurigen Stimme und wieder weiteten sich seine Augen, als wäre er es bereits gewöhnt andere mit seinem Aussehen erschrecken zu wollen.
„Wenn mir meine medizinische Freundin schon ein Tape vorschlägt, dann hat sie doch mit Sicherheit auch nichts dagegen, dass sie es mir umbindet, oder?“, fragte Tendou nun ruhig und beugte sich dabei leicht zu ihr herunter, auch wenn er durch ihre Größe keinen weiten Weg dafür hatte. Die anderen schienen das ganze belustigt zu Mustern, als hätten sie Spaß daran zu sehen, wie Tendou jegliche Mitglieder in seine verrückte, aber auch liebevolle Art einzuweihen.
**Semi**
Er war schon peinlich gerührt genug, dass er die Zeit vergessen hat und alle bereits auf ihn warteten. Es wurde auch nicht besser dadurch, das Shina vorgeschickt wurde, um nach ihm zu sehen. Oder war sie etwa von allein gekommen? "Wenn du'komischer Show' sagtest, klingt das ja fast schon so, als hätte ich etwas unartiges gemacht...", meinte Semi mit leiser Stimme und verzog dabei das Gesicht zu einer Grimasse.
Beinahe hätte er überrascht und sehr unmännlich aufgequiekt, als sich plötzlich ein paar Hände an seine Wangen legten. Stattdessen zuckte ein wenig zurück, jedoch nicht so sehr, dass er sich von der Berührung löste. Hatte er vorhin noch das Gefühl gehabt, einen gewissen kalten Hauch auf seiner Wange zu verspüren, fühlte es sich jetzt an, als wäre es eine sanfte, warme Herbstbriese, die ihn wärmte.
Der aschblonde verharrte komplett ruhig, denn er wollte nicht, dass das Gefühl verebbte. Er schloss die Augen und atmete den angehaltenen Atem aus, von dem er bis eben nicht bemerkt hatte, dass er in angehalten hatte. Anschließend konzentrierte er sich auf die vorsichtig tastenden Fingerkuppen, die Nägel, die ganz sanft über die Haut und die nicht vorhandenen Bartstoppeln kratzten und Semi glaubte sogar, den besorgten Blick durch die geschlossenen Lider zu spüren.
Viel zu schnell war der Moment vorbei, auch wenn Semi nicht sagen konnte, ob Minuten, Stunden oder Monate in der Zeit verstrichen sind. Als die Berührung weg war und er seine Augen öffnete, brannten seine Wangen und es fühlte sich an, als hätte er soeben seinen Kopf auf eine heisse herdplatte gelegt.
Das verlegene stammeln der Managerin half auch kein bisschen, sein eigenes Herzklopfen unter Kontrolle zu bringen.
Scjliesslich räusperte er sich und nickte zustimmend auf Shinas Aussage. "Keine Sorge, mir geht es wirklich gut", versicherte er mit einer so festen Stimme, wie er eben gerade zustande brachte. "Ich sollte bloß kurz...", er deutete an sich hinab, "... ich komme gleich!"
da drehte er sich abrupt um und hastete zu seinem Spind. Noch im Gang zog er sich durchnässte Hise und Shirt vom Körper, warf sie ausnahmsweise einmal unordentlich auf den Boden, und zog sich eine frische Garnitur an. In Sekundenbruchteilen war er fertig, drehte sich um und hastete, floh gar aus der Umkleide und wagte es nicht, nicht einmal einen kurzen Blick auf Shina zu werfen,.
Eilig reihte er sich brav neben Ushijima auf und beschloss, bis zum Trainingsbeging sich keinen Millimeter mehr zu bewegen und zu hoffen, sein Herzrasen wieder unter Kontrolle zu bringen.
**Kishimoto**
Auch in ihrem Kopf war soeben Gefühlschaos. Denn irgendwie konnte sich ihr Hirn nicht entscheiden, Panik zu verbreiten und ab liebsten abhauen zu wollen, sich zu Hause einzusperren und im Bett zu verkriechen, und dem Drang, einfach weiterzuplappern, eine freundliche Miene aufzusetzen und gute Laune zu verbreiten.
Erstaunlicherweise begab sich letzteres Gefühl immer mehr in Kishimoto auszubreiten. Vielleicht war es gut, endlich einmal das Umfeld zu wechseln. Wo sie keiner mehr kannte, sie um ihr Leben bemitleidete oder wo niemand unmögliche Dinge von ihr verlangte. Weit abseits von ihrem alten Teamkameradem, weit abseits von ihrem Vater breitete sich ein Gefühl der Ruhe und der Selbstsicherheit in der Schwarzhaarigen aus, was sicher auch der Grund war, warum sie sich so einen lockeren Umgang mit Tendou traute. Die zunächst Angst, es würde hier mit fiesen Leuten wieder genau so schlimm wie früher werden, hatte sich bis jetzt noch nicht erfüllt.
Sie wurde leicht rot. Ja, vielleicht hatte sie den rothaarigen wohl ein klein wenig zu sehr begutachtet, dass ihr dieses Detail aufgefallen war. "Glaubst du, euer Teufelscoach hätte mich hier herbeordert, wenn ich mein Fsch nicht drauf hätte", erwiderte sie mit einem verschmitzten Grinsen, wären sie weiterhin vorsichtig das angesprochene Körperteil abtastete. Sie war gerade wirklich in ihre Arbeit konzentriert, sodass ihr wirklich nicht der Gedanke kommen könnte, wie ihre Aktuon nach außen hin wirkte. "Ja, ein Wunder, dass deine Hand überhaupt noch ganz heil ist", stimmte sie Tendous Aussage über die hart geschlagenen Bälle zu.
"Da kannst du wohl froh sein, dass ihr normalerweise auf der gleichen Seite des Feldes steht" Sie ließ die Hand der rothaarigen nicht einfach los, sonst begleitete die Bewegung, bis der Arm wieder an vorheriger Person an der Körperseite des Jungen ruhte.
Als er sich zu ihr hinneigte, hob sie die Augenbraue. "Pass nur auf, dass ich dir neben deinem Finger nicht auch gleich den Mund zutage, mein Freund!" prustete Kishimoto und stupste dem Mittelblocker gegen die Brust.
Schließlich wandte sie sich um, um im Verbandskasten am Spielfeldrand nach dem tape zu kramen, als er die anderen Spieler sah, die schon zu einer ziemlichen Gruppe zusammengekommen waren, die ihr kichern und prusten kaum unter Kontrolle hatten.
Die Schwarzhaarige wurde knallrot und konnte nicht anders, als echauffiert zu rufen: "Das gleiche gilt für euch, wenn ihr bald eure Klappe haltet!!!" Sie riss plötzlich - selbst erschrocken über ihren Ausbruch - die Augen so groß wie Teller auf.
"Entschuldigung!", rief sie mit einer kurzen Verbeugung zuerst zu den anderen, anschließend auch zu Washijo, der sie - wie immer - mit einem finsteren Blick bedachte. Flink wie ein Wiesel huschte sie anschließend los, um das Tape zu holen und machte sich daran, Tendous am meisten belastete Finger einzuwickeln. "Trotzdem... Arzt... sollst", piepste sie da mit leiser Stimme, bevor sie das Band kappte, es noch einmal festdrückte und anschließend sich brav neben Washijo stellte und den Beginn des Trainings abwartete. Wo blieb überhaupt Shina so lange?
**Shina**
Es hatte fast so ausgesehen, als würde Semi ihre Berührung an seiner Wange genießen, doch das konnte ja wohl nicht stimmen, oder? Sie bildete sich all das ganz sicher nur ein, so wie sie sich viele Sachen einbildete, die eigentlich gar nicht existent waren. Vermutlich war es einfach nur ein Hirngespinst, was sich ganz tief in ihr Gehirn verbohrt hat und nun Schwierigkeiten hatte herauszukommen. Solche Gedanken würden sie noch in Schwierigkeiten bringen, sollte sie sich ihnen hingeben. Ihre Gefühle dem Setter gegenüber, die sie so verzweifelt zu verstecken versuchte machten das ganze überhaupt nicht besser. Tendou war nicht der einzige im Team, der ihre anbahnende Zuneigung Semi gegenüber bemerkt hatte. Selbst Wakatoshi hatte es mittlerweile verstanden und der schien sich mit Gefühlen erst gar nicht auseinandersetzen zu können. Schweigend legte sie eine Hand an ihre eigene Wange, während sie mit leicht geschlossenen Augen zu Boden blickte. Die Hitze schoss ihrer Handfläche sofort entgegen. Sie musste also nicht einmal in den Spiegel schauen, um zu wissen, dass sie einer Tomate Konkurrenz machen könnte.
In all den Gedanken bemerkte Shina gar nicht, wie der weißhaarige sich umgezogen hatte und anschließend die Kabine verließ, um sich zu den anderen gesellen zu können. Erst als völlige Ruhe eingetreten war und sie nicht das stumpfe Geräusch einer Person hörte, die sich gerade umzog blickte sie verwirrt auf. Da hatte man sie doch tatsächlich komplett stehen lassen. Jetzt müsste sie also zurück in ihren ernsten, strengen Charakter, um die Managerin zu sein, die das Team verdient hatte. Mit zwei harten Schlägen patschte sie ihre Handflächen gegen ihre Wangen, dessen Abdruck für einen kurzen Moment deutlich zu sehen war, bevor sie ebenfalls die Umkleide verließ und zu der Gruppe joggte. Neben Kishimoto kam sie zum stoppen. Sie vermied jeglichen Blickkontakt mit irgendeinem der Spieler, denn auch ohne hinzuschauen wusste sie genau wie sie gerade aussahen. Dafür kannte sie die Mannschaft mittlerweile zu gut.
Da sie bereits wusste, dass Washijo heute ein kleines Trainingsspiel veranstalten würde wandte sie sich von den Jungen ab und schnappte sich die Leibchen, die sie eben noch geholt hatte.
Erst dann wandte sie sich wieder an die Gruppe und verteilte an jeden zweiten eines der farbigen Leibchen, die das Team trennen sollte. Tendou und Wakatoshi wurden dabei getrennt, damit der rothaarige seinen Block trainieren konnte. Semi war stattdessen mit Wakatoshi, um ihre Verbundenheit ein wenig abzustimmen, die man nie genug verfestigen konnte. Auch wenn Shina bereits jetzt wusste, dass dieses Team großartiges konnte, so empfand Washijo wohl, dass jeder von ihnen noch besser sein konnte.
Die Erstklässler wurden je nach Position den anderen zugeteilt und schon bald konnte man zwei gleich große Teams nebeneinander stehen sehen, die nur durch die Farbe des Leibchens getrennt wurden.
**Tendou**
Teufelscoach. Innerlich musste der rothaarige ein wenig kichern. Das traf auf den alten Mann sogar ziemlich gut zu. Sie sollte froh sein, dass er solche Worte in diesem Augenblick nicht gehört hatte, denn sonst hätte es rasch mal Ärger geben können, den dann nicht nur sie, sondern die ganze Mannschaft verspürt hätte. Und das nicht nur beim warm machen, nein.. auch das restliche Training über, wo er ihnen kaum eine Pause gegönnt hätte.
Aber sie hatte Recht. Washijo würde keinen ins Team holen, von welchem er nicht ein wenig Können erwarten konnte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, holte er eigentlich nur Leute in das Team, die es wirklich drauf hatten, also war es nicht verwunderlich, dass Kishimoto solch eine bemerkenswerte Sicht auf die Dinge hatte.
Dass sie aber dennoch eine Verletzung eher bemerkte, als der Verletzte selbst glich wohl schon an ein Wunder, auch wenn Tendou da wohl eine Ausnahme machte, da er sowieso nichts mehr von alleine merkte.
Von ihrer aufkommenden, neckischen und entgegenstemmenden Art war er für einige Sekunden überrascht, hatte aber wenig später ein langgezogenes Grinsen auf den Lippen. So gefiel ihm das. Damit hatte sie sich wenigstens einen Platz verdient, ohne gleich von anderen aus dem Team herumgeschubst zu werden. Sie wusste sich also zu verteidigen.
Wie ein kleines Kind freute sich Tendou darauf von jemandem verarztet zu werden, den er selbst als wirklich interessant und hübsch darstellte. Gleich im ersten Moment schien er ein wenig neugierig auf sie zu sein, was ihm später wohl noch zu Verhängnis werden könnte, sollte eine gewisse Managerin oder ein gewisser Setter Wind davon bekommen.
Ihre laute Stimme, die ihm kurz einen Schrecken einjagte, Drang durch seine Ohren und verengten seine Pupillen, als wäre er wie eine Katze, die gerade verschreckt wurde. Durch die schüchterne Art, die sie am Anfang gezeigt hatte, hatte Tendou nie erwartet, dass sie sich so gegenüber Fremden äußern würde. Seine Gesichtszüge entspannten sich und wenig später war das laute Lachen von Tendou zu hören, der das ganze eher als lustig empfand. Der Blick des Coaches war ihm nicht entgangen und trotzdem fiel es dem rothaarigen schwer in diesem Moment seinen Mund einfach zu schließen und sich brav neben die anderen zu stellen. Auch als Kishimoto seine Finger mit Tape zusammenband gluckste er Junge zufrieden vor sich hin. „Dankeschön. Ich werde demnächst einen Arzt aufsuchen. Also bedanke ich mich für deine aufmerksamen Augen.“, antwortete er kichernd, als sie fertig war und musterte das Werk eine Weile, welches er mit einem zufriedenen Nicken bestätigte, bevor er sich selbst einreihte. Jetzt konnte man ihm das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht schlagen. Die anderen wussten bereits jetzt, dass Tendou ein sehr gutes Trainingsspiel hinlegen würde und die gute Laune bei ihm für die restlichen Stunden für nur mehr Ärger sorgen würde.
Wakatoshi, der neben Tendou stand musterte seinen besten Freund skeptisch, doch davon ließ sich der rothaarige nicht beirren.
Erst als er das Klatschen aus der Umkleide hörte, als hätte jemand eine Ohrfeige bekommen, wandte er seinen Kopf verwundert in dessen Richtung. Shina kam mit geröteten Wangen hinaus und schien ernster als sonst - oder eher versuchte es..
Wissend drehte er seinen Kopf in Richtung Semi und wackelte für einen kurzen Augenblick mit den Augenbrauen, bevor er den Blick des Coaches bemerkte, der mit der ganzen Sache vermeintlich am Ende war.
Stattdessen nahm Tendou nun sein Leibchen entgegen und bemerkte dabei, welche Teamaufstellung gerade vorherrschte. „Ich darf auch nie auf dem stärkeren Feld stehen, ohne Angst haben zu müssen, dass man mir die Finger abschießt, oder?“, fragte der rothaarige seufzend in die Runde, woraufhin er eine Hand von Wakatoshi auf seiner Schulter spürte. „Ich werde mich nicht zurückhalten.“, gab er monoton von sich und an seinen Augen konnte Tendou erkennen, dass dies absolut keine Lüge war. Es graute ihm.. Ganz schlimm sogar.
Jetzt, nach diesem Trainingsspiel, würde er definitiv einen Arzt aufsuchen müssen.
„Tja, tut mir ja leid, aber da ich eben gerade von Kishimoto diagnostiziert wurde, dass etwas mit meinem Finger nicht stimmt, werde ich wohl kaum große Mühe zeigen deinen Monsterball abzuwehren.“, erwiderte er entmutigt und bei seinem Leiden Seufzer entkam ihm eine kurze Wolke, als hätte er gerade sämtliches aus seinem Inneren gestoßen.
„Ich glaube nicht, dass du ihn mit Monsterball beleidigen solltest, wenn deine Blöcke genauso schlimm sind.“, mischte sich nun Reon in das Gespräch ein und mit einem Lächeln wirkte sich seine ruhige Art auch auf Tendou aus. Mit einem leisen ‚Tze‘ wandte sich der rothaarige ab und joggte auf die andere Seite, um sich mit seiner Gruppe aufzuwärmen.
Er grinste in sich hinein, als er das Glück bekam, mit Wakatoshi auf einer Seite zu stehen. Als er sich also sein eigenes Leibchen übergestreift hatte, begab er sich ebenfalls auf seine Position am Netzt und wartete auf die Anweisungen des Coaches. Im gegenüber positioniert sich einer der neuen Erstklässler, der mit Gelangweiltem Blick nach vorne starrte. "Wie heißt du?", fragte Semi sein gegenüber, während er den jüngeren gründlich von oben bis unten musterte. "Kenjirou Shirabu", antwortete dieser, ohne auch nur den Blick zu wenden. Oder nach Semis Namen zu fragen.
Schon das war Semi ein Dorn im Auge und er wusste gleich, dass er Shirabu nicht leiden konnte. Dennoch erwiderte der Weißhaarige: "Ich bin Eita Semi, Stammzuspieler des Teams. Also sieh gut zu, damit du gleich weißt, wie man unserem Ass richtig zuspielt." Seine Stimme hob sich leicht, während er wie Brust herausstreckte und mit einem Grinsen auf sich deutete. Doch auch da zeigte der Braunhaarige keinerlei Reaktion. "Tsk", machte Semi dann bloß und konzentrierte sich auf die kommende Ansprache des Coaches.
**Kishimoto**
Es half natürlich nicht, das Tendous hyänenhaftes Lachen auf ihrem Weg zum Verbandskasten und zurück verfolgte. Und auch hatte sie durchwegs das Gefühl, Washijos Augen würden ihr am liebsten ein Loch in den Rücken brennen, wenn er nur könnte. 'Klasse gemacht, Yoshida. Gleich am ersten Tag total blamiert', scholt sie sich innerlich selbst. Doch es half nichts, das Training musste sie jetzt mit diesem Faupax durchstehen.
Das Klatschen aus der Umkleide hörte sogar sie. Ihr klappte die Kinnlade hinuter, wie sie zunächst Semi aus der Umkleide sprinten sah, bevor Shina mit hochrotem Kopf und Handabdruck - der allerdings realtiv schnell wieder verblasste - auf der Wange sich ebenfalls zu ihr stellte. "Hat er dir etwa eine gegeben?!?", erkundigte sie sich total entsetzt aber im Flüsterton bei der Managerin, die sich neben sie stellte. Das... konnte ja fast nicht sein... oder doch?
Washijo teilte anschließend die Teams ein. Interessiert begutachtete sie die Aufstellung .Sowie Tendou bemerkte, wer sein Gegner war, realisierte sie es ebenfalls. Den leichten Panikanflug in den Augen des Rothaarigen erkannte sie bis hier, und vermutlich war ihr eigener kaum anders. Kishimoto hoffte auf das beste. Vielleicht würde Ushijima es beim ersten Training etwas leichter angehen. Schließlich kam auch er gerade aus den Ferien und hatte noch nicht die volle Kraft. Oder vielleicht konnte Tendou ja auch so tun, als würde er aus versehen ständig am Block vorbei springen....
"Kann ich dir irgendwie helfen?", kam ihr dann spontan, als sie sich an Shina wandte. "Wenn du mir die Namen der Spieler aufschreibst, könnte ich auch ein paar Notzien machen. Vielleicht kann ich dir dadurch Arbeit abnehmen? Also... nur wenn du möchtest, natürlich... ich will dir ja nicht deine Arbeit abnehmen oder mich in den Vordergrund stellen oder so... aber ganz unnütz will ich auch nicht die ganze Zeit sein, deswegen frage ich eigentlich auch hauptsächlich...oder vielleicht kann ich die Wasserflaschen auffüllen oder so?" brabbelte sie einfach darauf los. Da gingen die Nerven wohl doch schon wieder mit ihr durch. Kishimoto setzte ein entschuldigendes Lächeln auf, als sie Shina mit einem Blick bedachte. Gott, was sollte die Ältere wohl inzwischen von ihr denken? Der erste Eindruck dürfte nicht der allerbeste sein, auch wenn die Orangehaarige eine zeitlang nicht dabei war.
**Semi**
"Also: ihr gebt jetzt dann euer bestes. Ich will sehen, wie viel Übung über die Ferien ihr verloren habt. Und von den neuen will ich gleich sehen, ob ihr zu gebrauchen seit oder nicht. Reon, von dir will ich mehr attacke sehen. Du bist jetzt vorrübergehend das Ass auf eurer Seite. Sieh dir Wakatoshi auch mal aus der Perspektive zu und versuche, dich anzupassen.
Satori: du wirst selten so starke Gegner wie Wakatoshi haben, aber das soll dir jetzt ein Vorteil sein. Wenn du an letztem Jahr anknüpfst und dich stetig verbesserst, sollte das für dich kein Problem sein. Und für dich, Eita, gilt es, dein Spiel zu perfektionieren. Unser Ass kann nur so gut sein, wie sein Zuspieler auch ist. Also willst du deinen Platz nicht verlieren, solltest du dich ranhalten..."
Semi schluckte. War ja klar, das er den Rüffel einsteckte. Es war einfach schwierig, sich selbst zu verbessern, wenn du eine so nahezu perfekten Angreifer hast, der sowieso jeden Ball in einen potentiellen Punkt verwandeln kann. Und dann noch dieser Shirabu... irgendetwas sagte ihm, dass der Kerl einiges draufhaben konnte und ihm sogar gefährlich werden könnte, wenn er sich heute nicht ganz dämlich anstellte.
"So, und jetzt nutzt die Zeit zum aufwärmen, in 10 Minuten beginnt das Match!", der alte Coach ließ sich wieder auf seinen Sitz plumpsen und starrte sich durchwegs an, als nach und nach jeder mit seiner ganz persönlichen Dehnung anfing. Semis Augen blieben auf Tendou, und anschließend auf dessen neuen 'Gegenspieler', Taichi Kawanishi, hängen. Der Rothaarige wird es sicher nicht ganz so schwierig haben, sich gegenüber dem Neuen zu behaupten. Jener sah auch ziemlich nervös aus und machte nicht den Eindruck, als würde er heute ein gutes Spiel abliefern können. Und die Drittklässler waren sowieso sichere Mitspieler.
Nachdem der Weißhaarige mit den Übungen am Boden fertig war, landeten seine Augen als letztes auf Shina, die in eine Konversation mit Kishimoto vertieft zu sein schien. Irgendwie machte es ihn traurig, dass sie gerade nicht hersah. Er hoffte, ihren Blick kreuzen zu können. Vielleicht würde ihm das die Kraft geben, dem Trainingsspiel mit neuem Mut entgegenzutreten und seine Zuversicht wiederherstellen.
**Shina**
Welch einen Eindruck das alles gemacht hatte, als sie nach Semi aus der Umkleide gekommen war, darüber hatte Shina ehrlich gesagt nicht nachgedacht. Doch die Frage von Kishimoto verriet, dass man Shinas lächerlichen Versuch wieder zurück in die Realität zu finden, auch falsch verstehen konnte. Dass Semi hierbei das Opfer sein würde und man glauben könnte er würde auch nur einen Finger gegen eine Frau erheben, das alles war völliger Schwachsinn. Also blickte Shina verwundert zu Kishimoto auf, als sie mit ihrer Aufgabe als Verteiler fertig war und legte fragend den Kopf schief. „Nein. Nein, Semi hat mir keine reingehauen. Dafür ist er viel zu nett.“, erwiderte sie schmunzelnd auf ihr neues Mitglied und wedelte dabei abwehrend mit ihrer Hand hin und her, um das Ganze ein wenig zu verharmlosen.
„Ich habe mir selbst nur gegen die Wangen gehauen, damit ich wieder zur Besinnung komme. Manchmal lenke ich mich wohl auch noch ein wenig zu sehr mit gewissen Dingen ab.“, hauchte sie mittlerweile nachdenklich und einer ihrer Hände legte sich an ihre eigene Wange, wo sie für einen kurzen Moment liegen blieb und die mittlerweile verschwundene Hitze suchte.
Langsam wandte sich ihr Blick von Kishimoto dabei ab und richtete sich auf das Spielfeld, dessen Benutzer der Hauptinhalt des Gespräches war. Kurzerhand erhaschte ihr Blick den des Setters und für einen kurzen Moment weiteten sich ihre Augen leicht, denn damit gerechnet, dass der weißhaarige in die Richtung der beiden schauen würde, hätte sie nicht gedacht. Wie schon zuvor in der Umkleide stieg ihr eine leichte Hitze ins Gesicht, doch dieses Mal war die Röte nicht mit der von vorhin vergleichbar.
Um die ganze Situation nicht eigenartig wirken zu lassen - denn das war sie, sollten beide Parteien sich einfach anstarren, ohne jegliche Reaktionen zu zeigen - schlich sich ein sanftes, aber ermutigendes Lächeln auf ihre Lippen, was einzig und allein Semi gelten sollte. Auch wenn sie sich noch immer nicht sicher war, ob der Junge beide Mädchen anschaute, oder sogar nur eines von beiden, so wollte sie dennoch sichergehen, dass er die Nachricht verstand, dass sie ihn anfeuern würde und die Daumen gedrückt waren.
„Ah, uhm..“, wandte sie sich dann wieder an Kishimoto und auch ihre Hand an ihrer eigenen Wange rutschte herunter, während sie sich komplett von Spielfeld wegdrehte, um von der Bank ein Notizbuch aufzunehmen. Der Stift, der an einer der Seite hing wurde mit ihrer Hand rasch aufgenommen. Nachdenklich öffnete sie die Seiten und kratzte sich kurz mit dem Endstück des Stiftes an der Seite ihres Kopfes. „Also.. ich habe hier alle Namen aufgeschrieben und eine Tabelle errichtet, wo man die Notizen des jeweiligen Training Tages eintragen kann. Zwei, oder eher drei von unseren Spielern kennst du ja schon. Wakatoshi, der offensichtlichste von allen.“, fing sie an zu erklären, während sich ihr Körper seitlich zu Kishimoto drehte und mit dem Stift auf den wohl bekanntesten Spieler der Mannschaft deutete.
„Tendou. Unser Mittelblocker. Derjenige, der wohl am auffälligsten ist mit seinen roten Haaren und dann wäre da noch unser lieber Semi. Die drei kennst du ja. Dann Reon. Er ist derjenige neben Tendou. Ah, und wenn du noch einen von den Erstklässlern übernehmen könntest, dann wäre das wirklich lieb von dir. Die restlichen kann ich aufschreiben, während ich nebenbei die Flaschen auffülle.“, vollendete sie ihre Erklärung und überließ der Größeren dabei das Notizbuch und zusätzlich den Stift. Welchen Erstklässler sie übernehmen möchte überließ sie ganz ihr. „Schreib einfach den Namen des Erstklässler hier und dann eine Notiz über ihn..“, nuschelte sie, wobei sie zum Ende des Satzes langsamer im sprechen wurde und mit dem Finger über die Tabelle ging. „Hier.“, fügte sie hinten dran und tippte auf das freie Feld hinter den ganzen Namen.
„Und mach dir keinen Stress, solltest du mal etwas nicht mitbekommen. Ich werde es dann zusätzlich hinzufügen. Ich bin dir schon dankbar genug, dass du überhaupt helfen möchtest.“, motivierte sie das Mädchen und zeigte kurz einen Daumen nach oben, bevor sich ihre Beine in Bewegung setzten und sie zum auffüllen der Flaschen in dem Raum von vorhin verschwand.
**Tendou**
Auch Tendou verglich die Neuen für einen kurzen Moment mit den älteren Spielern. Obwohl er, Semi, Wakatoshi und einige andere erst letztes Jahr an diese Schule gekommen sind und dem Team daher auch noch nicht lange beigetreten waren, so empfand er sich dennoch bereits als einen alten Kauz, der bereits einige Erfahrungen hier gemacht hatte und daher gut einschätzen konnte, was das Team brauchte und was nicht.
Abgesehen von einem der Jungen schienen die anderen nicht wirklich Mumm zu haben. Sie würden das Team nicht so voranbringen können, wie die Älteren Spieler es taten, was im ersten Moment wohl auch durchaus logisch klang. Doch auch er und seine Freunde haben sich im ersten Jahr mit sehr guter Spielweise bewehrt und sich somit einen Platz als Stammspieler verdient.
Nachdenklich stemmte Tendou eine Hand in die Hüfte und musterte aus dem Augenwinkel denjenigen, der als Mittelblocker im anderen Team spielen würde. Die Nervosität stand ihm ins Gesicht geschrieben und wenn Tendou es nicht besser wüsste, dann hätte er sogar gesagt, dass bereits ein leichter Schweißfilm sich auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte, ohne dass das Spiel überhaupt angefangen hat.
Die Worte des Coaches hallten nur gedämpft in seinem Ohr, denn den Inhalt kannte er bereits. Er wusste genau, was er noch zu verbessern hatte und wie er den Coach glücklich machen konnte. Trotz seines kleinen Glückspiels während der Spiele hatte Tendou eine extrem hohe Prozentzahl an geblockten Bällen und genau das war es doch, was der Alte sehen wollte.
Grinsend drehte sich der rothaarige von seinem Gegenspieler weg und fing an seine Dehnungen von eben weiterzuführen. Er entschied sich für ein paar Runden joggen, um ein bisschen warm zu werden und für die ersten Momente schien auch alles gut und ruhig zu verlaufen, bis er an dem stehenden Semi vorbeizog und auf der Stelle stehenblieb. Mit seinen Beinen und seinen Armen ahmte er noch immer die Bewegungen nach, als hätte er nie aufgehört zu joggen.
„Es scheint mir, als müsstest du dieses Jahr so richtig um deinen Platz kämpfen. Der Junge in meinem Team sieht nicht gerade unfähig aus. Mach dich darauf gefasst, Semi~.“, säuselte er so leise wie möglich seinem Freund zu, damit kein anderer etwas hören konnte. Tendou würde es dem Neuen vermutlich auch erst einmal nicht gönnen, denn wenn einer dem Ass am besten zuspielen konnte, dann war es Semi. So hatten sie viele Spiele gewonnen und so würden sie es auch weiterhin tun. „Verlier nicht, sonst muss ich dich leider damit aufziehen, dass du dir deinen Stammplatz von einem Erstklässler hast stehlen lassen.“, ärgerte Tendou quiekend weiter, bevor er sich wieder in Bewegung setzte, um seine letzte Runde vor dem eigentlichen Spiel zu drehen. Diese war schneller erledigt, als ihm lieb war und die leichte, aber noch angenehme Wärme, stieg langsam in ihm auf. Jetzt war er durchaus bereit ein paar Bälle zu blocken. Mit einem letzten Blick auf seine Finger, die Kishimoto so liebevoll zusammen getaped hatte, empfand er es als logisch sich auf seinen Platz zu stellen und auf den ersehnten - oder auch nicht ersehnten - Anpfiff zu warten.
**Semi**
Da, das musste ein Traum sein. Just als sich Semi nichts sehnlicher wünschte, sah Shina zu ihm. Es war für einen Moment, als würde die Zeit um ihn herum stehen bleiben. Blütenblätter bildeten sich um die zierliche Gewalt der Managerin und aus dem Off setzte sie ein Lichtstrahl in helles Licht, sodass alles andere um die herum kalt und schwarz wurde. Das Lächeln, das Semi geschenkt wurde, wärmte sein inneres und verträumt und mit einem dümmlichen Grinsen erwiderte er es.
Es blieb allerdings bei dem kurzen Moment, denn es war Tendou, der mit seinem Aufwärmen fertig war und - schon wieder - das frotzeln anfing. Die viel zu wahre Realität kehrte zurück. Doch jetzt hatte der Weißhaarige neue Zuversicht gewonnen. Ein siegessicheres Lächeln setzte sich auf seine Lippen, als er eine Faust bildete und damit auf die flache, gegenüberliegende Hand klatschte. "Keine Sorge, ich werde ihm schon zeigen, was es heißt, Wakatoshis wahrer Zuspieler zu sein!" Er wandte sich mit stolzer Brust an den rothaarigen. "Pass du nur auf, das du zur Abwechslung auch mal dem Ball im Auge behältst, anstatt dauern auf deine mit soooo viel Liebe getapten Finger zu achten" ärgerte Semi zurück, bevor er Tendou auch einen Schupps in Richtung seines eigenen Feldes gab.
"Wakatoshi!!", er drehte sich zu dem Ass um. Dieser stand bereits hinter der Linie am anderen Endes des Feldes und begann seinen Aufscjlag vorzubereiten. "Ich werde mich deiner würdig erweisen! Das ich auch weiterhin deine Bälle zuspielen darf!" Mit anschwellender Stimme endete er seinen Monolog mit einer kurzen Verbeugung, bevor er sich mit dem Gesicht dem Netzt zuwandte, leicht in die Knie ging und seine Arme darauf absetzte. Sollten sie nur kommen!
*Kishimoto**
Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie die Antwort bekam, sie dürfe gerne Notizen machen. Auch wenn es jetzt zu spät war, nach den Namen der Erstklässler zu fragen, beschrieb sie sie anhand von Position und den prägnantesten, äußeren Merkmalen.
Den Anfsng des Matches musste sie allein beobachten, denn Shina verschwand mit der Tragevorrichtung nach draußen, um die Versorgung der Jungs klarzustellen. Washijo gab dem Erstklässler, der für diesen Satz der Schiedsrichter war, das Zeichen, und mit einem schrillen Pfiff begann das Match!
Und da war er scjon, der Teufelsaufschlag von Ushiwaka. Wie eine Kanonenkugel preschte der Ball vorwärts, in einer perfekten Höhe übers Netz, bevor er donnernd auf dem anderen Feld ankam, am Boden abprallte und einem der neuen Spieler beinahe ins Gesicht sprang.
Ein einheitliches "WOAHHH", schallte durch die Halle von allen, die diesen Aufschlag nun live zum ersten Mal sahen. Auch Kishimoto gehörte da dazu und ließ im selben Moment ihre schreibutensielen zu Boden gehen. Wie konnte auch nur irgendein Libero diesen Ball aufhalten?
Das dachte sich wohl auch der Drittklässler, der der Stammlibero des Teams war. "Mann, kannst du nicht einmal langsam anfangen und dich gegen Ende steigern?", beschwerte sich der Spkeler, werden Ushijima trocken erwiderte : "Wieso sollte ich? Der Coach will unser bestes sehen, also würde ich dir raten, dich auch endlich anzustrengen!" Dem Libero standen bei dieser Schelte für einen kurzen Miment die Haare zu berge, bevor er sich wieder sammelte und erneut in Annahmeposition ging.
So gelang es ihm, den nächsten Ball anzunehmen, was er mit stolzen brüllen quittierte. Der Ball ging an den neuen Zuspieler, der wirklich brillante Arbeit leistete. Reon erwischte den Ball perfekt und punktete für ihre Mannschaft. 1-1.
Das ganze Team wurde von Punkt zu Punkt konzentrierter. Und fürs erste Schienen beide Seiten gleich auf. Doch Wakatoshi auf seiner Seite zu haben, war für die andere Seite einfach ein Win. So gut Tendou auch war, gegen die Macht der meisten Bällr konnte er - zumindest in diesem Satz - nichts ausrichten. Dafür war es Semi, der von Zuversicht nur so strahlte. Bei einem Spielstand von 21-17 wurden den Scjülern die erste Pause vergönnt.
Hatte Kishimoto bis eben noch fasziniert den Spielern zugesehen, nutzte sie die Gelegenheit, aufzuschreiben, was sie gesehen hatte. Dabei dachte sie daran, was Akaashi wohl sagen würde, wenn er die beiden Zuspielt hier sehen würde. Sollte Shiratorizawa jemals auf Fukurodani treffen, durften sich die Eulen warm anziehen. Tief in ihre Schreibarbeit vertieft bekam die Schwarzhaarige kaum mit, was um sie herum passierte, greschweige denn, wie es weiter ging.
**Shina**
Noch immer dachte sie an den Moment von vor wenigen Sekunden, jedoch hatte sie kaum Zeit sich weiterhin ihren Gedanken zu widmen, weshalb sie die leeren Flaschen in einer größeren Tasche einpackte und damit nach draußen verschwand, um es mit kaltem Wasser aufzufüllen. Schweigend kniete sie sich auf den Boden und nahm die erste Flasche aus der Tasche, bevor sie diese anfing zu füllen.
Sie musste sich wirklich mehr auf das Training konzentrieren, anstatt sich stets in Gedanken zu verlieren und über einen gewissen Setter nachzudenken. Gerade als sie das Wasser ausstellen wollte, hörte sie das laute aufprallen des Balles von Wakatoshi und das darauffolgende ‚Woah‘, dessen plötzliches Auftreten sie kurz verschreckte und ihre Hand dadurch das Wasser erhöhte, anstatt es zu schließen. Mit einem starken Strahl spritzte ihr das kalte Wasser durchs Gesicht und mit einiger Handbewegung versuchte sie es wieder unter Kontrolle zu bekommen. Glücklicherweise hatte ihre Hand es durch den schießenden Wasserhahn geschafft und es schlussendlich ausgedreht.
Mit einem leisen ‚Ugh‘ sackte ihr Kopf zwischen ihren Schultern zusammen. So wollte sie später ganz sicher nicht nach Hause gehen. Die leichte Brise hinterließ einen unangenehmen Frost auf ihrer mittlerweile nassen Haut, die durch das durch getränkte Hemd ihrer Uniform nicht angenehmer wurde.
Schnell, um wieder ins warme gelangen zu können, füllte sie auch die restlichen Flaschen auf und verschwand kurzerhand zurück in der angenehm warmen Halle, wo ihr Blick kurz auf den Punktstand schweifte. Sie waren also fast fertig.
Zurück an ihrem Platz - neben Kishimoto - verfrachtete sie die Tasche auf der Bank.
„Ich glaube ich muss mich kurz umziehen. Wäre es für dich in Ordnung die Flaschen zu verteilen, sollte ich nicht rechtzeitig zum Spielende zurück sein?“, wandte sie sich verzweifelt und ein wenig niedergeschlagen von der Kälte an ihre Kollegin. Zitternd rieb sich Shina mit ihren Händen die Oberarme und auch ihre Beine schienen einen Wettkampf darum zu spielen, wer gerade von ihren Körperteilen am meisten frierte.
„Tut mir leid, dass ich das gerade auf dich abwerfen muss. Ich übernehme auch wieder alles andere, damit du dich auf deine Aufgaben konzentrieren kannst.“, entschuldigte sie sich schnell bei dem Mädchen und schlug unsanft ihre beiden Handflächen aneinander, dessen Klatschen kurz durch die Halle hallte. Die Jungs würden es allerdings nicht mitbekommen, immerhin waren sie zu sehr auf ihr Spiel konzentriert. Noch bevor Kishimoto ihr antworten könnte joggte Shina in die Umkleide der Mädchen, welche nur noch selten benutzt wurde. Vermutlich war Shina die einzige, die ihre Ersatzkleidung noch in diesem Raum versteckt hielt. Im Spiegel musterte sie ihre nassen, klebenden Haare und ein leises seufzen entfuhr ihr. Welch ein erster Tag nach den Ferien..
Sorgfältig zog sie ihr Hemd aus und legte es in den Spind, bevor sie es mit einem weißen Shirt wechselte. Auch ihr Rock fand seinen Platz im Spind und wurde durch eine sportliche Hose ausgetauscht. Was machte sie nur jetzt mit ihren nassen Haaren..? Nachdenklich umfassten zwei ihrer Finger eine hängende Strähne, wodurch ein paar Tropfen des Wassers heraus flossen und auf dem sauberen Boden landeten.
**Tendou**
Durch die motivierende Art von Semi schien auch der Rothaarige komischerweise ein wenig davon eingenommen, denn sein entschlossenes Grinsen verschwand nicht mehr aus seinem Gesicht. Zumindest vorerst nicht. Erst bei dem Aufschlag von Wakatoshi verzog sich sein Gesicht ein wenig. In seinen Fingern spürte er ein unangenehmes Kribbeln, was sich kurzerhand mit einem leichten Schmerz vermischte. Wakatoshis Kraft und die alleinige Vorstellung daran, dass solch ein Ball ihn völlig auseinandernehmen könnte verursachte also den nötigen Schmerz, von welchem Kishimoto eben noch gesprochen hatte. Ahh~ wie schön es wäre jetzt von einer gewissen Ärztin vom Feld geholt zu werden. Mit diesem Gedanken musste er sich wohl anfreunden, dass genau das in naher Zukunft nicht passieren würde. Also setzte nun auch der Mittelblocker seine ernste Miene auf, konzentrierte sich auf jede einzelne Bewegung seines Gegners. Es war fast als wäre das Spiel in Zeitlupe, wodurch er einen guten Blick auf die Schläge seiner Gegner hatte. Indirekt wusste Tendou natürlich auch, dass stets dem Ass zugespielt werden würde. Immer wieder entdeckte er sich selbst dabei, wie er ein wenig abdriftete und kurze Zeit später ertönte die Stimme von Coach Washijo. „Halt die Arme gefälligst oben, Tendou! Nicht weg weichen!“, rief er durch die Halle. Tendou verengte die Augen zu Schlitzen und antwortete mit einem leisen ‚Jawohl..‘, dessen Tonlage ganz und gar nicht überzeugt klang.
Desto länger das Spiel anhielt, desto mehr spürte er den leichten Schmerz in seinem Finger, was nicht weniger an dem Ass selbst lag, dessen Bälle er nur gering blocken konnte. Sobald der Endstand des ersten Spieles feststand atmete Tendou mit einem langen Seufzer aus. Er legte seinen Kopf in den Nacken und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er spürte den leichten Schweiß über seine Schläfe gleiten und auch sein Shirt schien ein wenig durchnässt. Kein Wunder.. er war wohl der, der sich gerade am meisten bewegt hatte, auch wenn er diese Position niemals mit der von Wakatoshi ändern wollen würde. Der Druck allein schien nichts für den rothaarigen.
Seine zusammen getapten Finger zitterten leicht, was für Tendou selbst ein durchaus seltenes Phänomen war. Normalerweise ignorierte er jeglichen Schmerz, jegliche Anstrengung, doch diese Art von Verletzung hatte er wohl zu lange ignoriert und zu wenig bemerkt.
Seufzend ließ er den Kopf zurück in seine normale Form fallen und stapfte zurück zur Bank, wo er sich nach Shina umschaute. „Na na~ wo ist denn unser Wasserverteiler?“, fragte er grinsend an Kishimoto gewandt, als er selbst in seinem Kopf nicht abspielen konnte, wo sie sein könnte. Verwunderter war er aber, als er Kishimoto mit dem Notizbuch bemerkte. „Oho. Sie hat dir also ihre heilige Aufgabe übergeben, Notizen zu uns zu machen, was? Und? Wie war ich? Sag schon~.“, fing er freudig an und sein Gesicht erhellte sich wie ein kleines Kind, was bei ihm deutlich unangenehmer aussah, als ein Kind, dessen Gesicht die pure Unschuld ausstrahlte.