Zuvorderst: Ich bin noch ganz neu auf Fanfiktion . de und hoffe, dass ich diesen Post überhaupt in die richtige Kategorie schiebe :D
Eine Frage, die mich schon lange umtreibt - gibt es deutsche Fanfiction-Autor*innen, die sich zum Genre Splatter / Gore hingezogen fühlen, also den sehr extremen Kategorien des Horrors? Ist sicherlich eher eine Nische, aber vielleicht finde ich ja hier Menschen, die diesem Genre ebenfalls sehr zugetan sind und vielleicht für einen Austausch, gemeinsame Projekte etc zu haben wären?
Würde mich sehr freuen, vielleicht Gleichgesinnte zu finden :)
Ihr dürft mir auch gern eine PN schreiben, wenn ihr euch direkt angesprochen fühlt :)
ich bin seit einigen Jahren im Hardcore/Splatter/Gore-Bereich tätig, es ist mein Hauptgenre neben Fantasy, was freie Arbeiten angeht. Hardcore-FFs schreibe ich so nicht, im Fanfictionbereich findet sich allerdings öfter die eine oder andere heftigere Szene/Idee. Veröffentlicht habe ich Hardcore-Arbeiten auch schon, aber nicht hier, weil die meisten Gewaltszenen gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen würden (auch unter AVL-Rating). Ich finde es außerdem angenehmer, in der Hinsicht anonym/gesichtslos zu bleiben, weil dieses Genre (und seine Autoren) leider mit vielen Vorurteilen behaftet ist. Ich schreibe außerdem Science-Fiction und Horror, empfinde Hardcore im Vergleich dazu als ein sehr umfangreiches, rechercheintensives Gebiet, in dem man nicht mal eben jeden Tag ein bisschen arbeiten kann, weil es eine gewisse innere Haltung erfordert. Man hat nicht immer den Magen dazu. Ich sitze an solchen Geschichten pro Seite länger als bei anderen Genres. Am schwersten ist es meiner Erfahrung nach, glaubwürdige Charaktere und einen Plot zu entwickeln, der weder in sinnlosen Selbstzweck ausartet noch zu kurz ist.
'Cause I paid for the wrongs I did.
I'm not afraid of the things you know,
I'm just a book for the world to read.
My final words on the final page
Will be amends 'cause I believe.
- Meat Loaf, Blind as a Bat
Ich schreib schon teilweise in den Bereichen, aber eher als Element und nicht als Hauptbestandteil einer Geschichte, abgesehen von wenigen Kurzgeschichten. Wobei auch da Splatter/Gore nicht das Thema ist, es nimmt nur einen großen Teil ein. ^^
Ich kann aber aus Erfahrung sagen, dass es viele gibt, die gern in den Genres schreiben.
Nur die Herangehensweise bei einigen ist echt fragwürdig, da musste ich ein Projekt auch abbrechen (War ein Partnerprojekt), weil sich relativ schnell herausgestellt hat, dass mein Schreibpartner Bilder von seinen Familienmitgliedern herangezogen hat und es dann um seine Gewaltfantasien ging, da war ich mal ganz schnell Kippen holen. 😬
Heißt nicht, dass alle so sind. Mir ist das nur bei einigen Leuten, die sich in den Genres bewegen, aufgefallen. Gibt auch ganz viele, die mit dem Thema dennoch so umgehen, dass es keine reine Gewaltfantasie ist und man sich in einem künstlerischen Rahmen bewegt. ^^
Die Herausforderung liegt aber auf jeden Fall darin, Plot und Charaktere mit Splatter/Gore so abzuwägen, dass Plot und Charaktere glaubwürdig sind und der Splatter/Gore nicht sinnlos.
- Matt Murdock to Wilson Fisk
Für mich gehört Splatter/Gore zum Genre Horror. Einfach, weil es Teil der Erfahrung "Horror" ist.
Just because you can't imagine something doesn't mean it is not real.
"Any intelligent fool can make things bigger, more complex and more violent. It takes a touch of genius, and a lot of courage, to move in the opposite direction."
Albert Einstein
K T Argento
Ich habe Splatter/Gore auch maximal als Element in meinen Geschichten. Ich mag es, aber nicht als Selbstzweck. Und das ist es leider, was es oft wird, wenn es als Genre hergenommen wird. Vielleicht bin ich da aber auch nur von Vorurteilen eingenommen.
Du bist da ganz eindeutig von Vorurteilen eingenommen.
Ich habe für meine Gore-Charaktere dermaßen viel Recherche (Bereich Medizin, Psychologie, Forensik) betreiben müssen, dass ich irgendwann das Kotzen gekriegt hab, auf deutsch gesagt. Ich glaube, zuletzt solche Arbeit hinsichtlich Charakterzeichnung habe ich bei meinem Mammutprojekt im Fantasybereich geleistet. Es ist einfach um ein Vielfaches schwerer, einen interessanten, vielschichtigen und vorallem nachvollziehbaren Charakter zu schreiben, der bösartigste Taten begeht und dem auch noch andere folgen. Ich weiß noch, wie ich ewig mit einem Psychologen telefoniert hab, um mir erklären zu lassen, wie sich eine unsichere Bindung im Säuglingsalter äußert und was sie später für Folgen hat. Ich habe Charaktere wieder gestrichen, weil mir ihre Ausarbeitung zu kompliziert und arbeitsintensiv wurde, nur um sie dann doch wieder reinzuschreiben, weil ich sie nicht verlieren wollte. Ich fürchte, es ist mir nicht gelungen, das alles so auszuarbeiten, wie es die Geschichte verdient hätte.
Und warum Gore als Genre immer so stiefmütterlich behandelt wird, weil der Gore dem Selbstzweck dient, ist mir ehrlichgesagt schleierhaft. Liebesgeschichten drehen sich auch hauptsächlich darum, ob zwei sich kriegen oder nicht, und wenn ich mich recht entsinne (mich interessiert das ganze Genre nicht) steht beim Genre Romanze sogar fest, dass es glücklich enden muss. Na wenn das kein Selbstzweck ist, dann weiß ich auch nicht. Komischerweise gibt es da keine so großen Aversionen gegen.
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Bodiel
K T Argento
Ich habe Splatter/Gore auch maximal als Element in meinen Geschichten. Ich mag es, aber nicht als Selbstzweck. Und das ist es leider, was es oft wird, wenn es als Genre hergenommen wird. Vielleicht bin ich da aber auch nur von Vorurteilen eingenommen.Du bist da ganz eindeutig von Vorurteilen eingenommen.
Ich habe für meine Gore-Charaktere dermaßen viel Recherche (Bereich Medizin, Psychologie, Forensik) betreiben müssen, dass ich irgendwann das Kotzen gekriegt hab, auf deutsch gesagt. Ich glaube, zuletzt solche Arbeit hinsichtlich Charakterzeichnung habe ich bei meinem Mammutprojekt im Fantasybereich geleistet. Es ist einfach um ein Vielfaches schwerer, einen interessanten, vielschichtigen und vorallem nachvollziehbaren Charakter zu schreiben, der bösartigste Taten begeht und dem auch noch andere folgen. Ich weiß noch, wie ich ewig mit einem Psychologen telefoniert hab, um mir erklären zu lassen, wie sich eine unsichere Bindung im Säuglingsalter äußert und was sie später für Folgen hat. Ich habe Charaktere wieder gestrichen, weil mir ihre Ausarbeitung zu kompliziert und arbeitsintensiv wurde, nur um sie dann doch wieder reinzuschreiben, weil ich sie nicht verlieren wollte. Ich fürchte, es ist mir nicht gelungen, das alles so auszuarbeiten, wie es die Geschichte verdient hätte.
Und warum Gore als Genre immer so stiefmütterlich behandelt wird, weil der Gore dem Selbstzweck dient, ist mir ehrlichgesagt schleierhaft. Liebesgeschichten drehen sich auch hauptsächlich darum, ob zwei sich kriegen oder nicht, und wenn ich mich recht entsinne (mich interessiert das ganze Genre nicht) steht beim Genre Romanze sogar fest, dass es glücklich enden muss. Na wenn das kein Selbstzweck ist, dann weiß ich auch nicht. Komischerweise gibt es da keine so großen Aversionen gegen.
Was du da beschreibst ist aber nicht Gore sondern Psychologie. Ja, der Charakter begeht unaussprechliche Taten, doch dahinter steht der vollständige Charakter, nicht einfach nur "der tut das weil Baum" und hoffentlich mehr Handlung als nur Gore. Gore ist für mich Blut, Gedärme und Abschlachten von Menschen/Tieren/Charakteren. Wenn ich das über ein paar Seiten lesen muss, ohne dass ich irgendwelchen Kontext oder relevante Handlung bekomme, dann ist das für mich Selbstzweck und langweilig. Die übergreifende Handlung (oder das Setting) macht jedoch das Genre aus, nicht Teilelemente.
Bei Romanzen ist es ja auch nicht die ganze Zeit über nur "Liebt er/sie mich oder nicht?" oder "Ach, was bin ich eifersüchtig auf den Ex". Gut, es gibt Romanzen, die spielen sich so ab, aber die sind halt auch so flach wie ein Blatt Papier, reiner Selbstzweck und ebenso langweilig.
Edit: Es kommt mir gerade, aber ein Genre nur zum Selbstzweck zu nutzen, scheint mir generell eine schlechte Idee zu sein. Man kann die umfassendsten Welten in Sci-Fi oder Fantasy bauen, Mordfälle noch und nöcher in Krimis und Thriller und Charaktere rumknutschen lassen bis der Arzt kommt. Wenn keine schlüssigen Charaktere und eine Handlung dahinter stehen, bleibt es langweilig.
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