Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das hier tatsächlich hingehört. Jedenfalls brauche ich Nachhilfe und es geht um eine schreibspezifische Frage (was dafür spricht, dass es hier hineinpasst), allerdings dreht sich meine Frage weniger um den Text selbst, als um die dazu passenden Triggerwarnungen.
Nun zu meiner ersten Frage:
Mein momentanes Projekt (ein Drama, welches im Harry Potter Fandom angesiedelt ist) handelt von den Folgen des Krieges und davon, wie die einzelnen Charaktere damit umgehen (oder eben nicht umgehen können). Nun bin ich mir nicht sicher, ob ich den ganzen Text oder nur einzelne Kapitel mit Triggerwarnungen versehen soll. Warum? Weil Themen wie Depressionen, PTBS, Gewalterfahrungen, Suizidgedanken, Suchtprobleme und Ähnliches in der Erzählung sehr viel Raum einnehmen (auch wenn nicht jedes Thema in jedem Kapitel explizit und sehr plastisch vorkommt).
Zu meiner zweiten Frage:
Gibt es bei der Platzierung eine offizielle Handhabe? Ist es nötig, vor jedem Kapitel eine Triggerwarnung zu machen (wenn ich sie in Kapitel 1 schon platziert habe und sie für die ganze Story gilt)? Oder packe ich sie am Besten bereits in den Kurzbeschrieb (was ich eigentlich lieber nicht möchte)?
Zu meiner dritten Frage:
Ab wann haue ich so eine Triggerwarnung (falls ich sie von Kapitel zu Kapitel anpasse) raus? Wenn meine Charaktere über weite Strecken eines Kapitels mit dem Thema konfrontiert werden? Wenn es richtig plastisch wird? Sobald es auch nur kurz angeteast wird?
Wie ihr vielleicht merkt: Ich möchte wirklich niemanden triggern und auch nicht, dass sich jemensch nach dem Lesen meiner Geschichte unwohl fühlt. Jedoch ist es - wie oben beschrieben - nun mal ein Nachkriegsdrama das sich in P16 ansiedelt, das sich schwierigen Themen annimmt und diese verhandelt, woraus ich bereits im Kurzbeschrieb und auch zu Beginn von Kapitel 1 kein Geheimnis mache.
Ich würde mich freuen, wenn mir dabei jemensch (oder auch mehrere) helfen könnte. ☺️
Liebe Grüsse
Lou
tatsächlich ist das eine Frage, die mich auch immer wieder umtreibt.
Bisher habe ich noch nicht viele Triggerwarnungen in meinen Texten geben müssen, da ich meine Geschichte in der Vorraussicht, dass es zu Gewalthandlungen und Charaktertod, seltener auch zu sexuellen Handlungen kommen kann, schlicht auf P18 gesetzt habe, obwohl der Großteil der Handlung sicher P16 oder gar P12 nicht überschreitet.
In zwei Geschichten hatte ich vor ein entsprechendes Kapitel eine explizite Triggerwarnung gestellt, wobei ich die eine mittlerweile wieder gelöscht habe, da mir ein einem Review "vorgeworfen" wurde, dass allein durch die Triggerwarnung eine gewisse Erwartungshaltung beim Leser eingetreten sei, eben weil die Geschichte sowieso schon P18 ist, die sich jedoch nicht erfüllt hätte.
Die andere Geschichte habe ich extra als "Leserservice" so geschrieben, dass das betroffene Kapitel tatsächlich komplett übersprungen werden kann und habe das auch so in die Triggerwarnung geschrieben. Aber klar, die "Überraschung" geht für den Leser durch den Hinweis natürlich flöten ...
Das zu meinen Erfahrungen als Autor.
Als Leser begrüße ich Triggerwarnungen in der Kurzbeschreibung.
Warum? Ganz einfach: manches möchte ich nicht lesen, manches interessiert mich besonders. Wenn ich das schon als Vorabinformation serviert bekomme, kann ich mir überlegen, ob ich überhaupt Zeit ins Lesen der Geschichte investieren möchte.
Wenn ich aber eine Geschichte lese, die mich sehr interessiert und fesselt und ich plötzlich mittendrin durch eine Triggerwarnung (vor oder innerhalb eines Kapitels) ausgebremst werde, da es genau das betrifft, was ich nicht lesen möchte, ärgere ich mich und frage mich, ob ich überhaupt noch weiterlesen soll.
Das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema, die man sicher nicht verallgemeinern kann.
Nun ist es aber bestimmt so, dass sich manches erst während dem Schreiben einer laufenden Geschichte herauskristallisiert. Dann gibt es meines Erachtens zwei Möglichkeiten:
a) es ist nur eine "einmalige Sache", dann kannst Du die Warnung vors Kapitel setzen, wenn möglich gestalte das Kapitel auch so, dass es problemlos überlesen werden kann - und setzte diese Info zu der Warnung. Dann wissen Deine Leser bescheid, ab wann sie wieder einsteigen können.
b) es kommt doch häufiger vor, dann setze die Warnung bitte direkt in die KB, dadurch behinderst Du nicht den Lesefluss derjenigen, die das lesen wollen und nimmst auch keine Infos/Überraschungsmomente vorab. Eventuell setzt Du auch das Rating von P16 auf P18?
Es gibt meines Wissens keine offizielle Handhabe, wann und wo Du Triggerwarnungen setzten kannst oder sollst.
Theoretisch kannst Du auch zu Beginn Deiner Geschichte das Angebot machen, Lesern, die sich bei Dir melden, dass sie mit diesem oder jenem Inhalt Schwierigkeiten haben, eine PN zu schicken, wenn sie ein Kapitel nur mit Vorsicht genießen sollten, aber dann bist Du mitunter ziemlich beschäftigt, jedem gerecht zu werden ... sowas mache ich zwar manchmal, aber nur indirekt und nur bei ausgewählten Personen.
Wann Du eine Triggerwarnung setzt, ist so individuell - was den einen nicht mal ankratzt, lässt die Gedanken des anderen bereits Amok laufen. Überlege Dir gut, ob Du wirklich vor jedem Kapitel vor irgendetwas warnen möchtest! Hast Du mal ein Buch gelesen, in dem vor einzelnen Kapiteln (oder gar Absätzen) eine Warnung steht? Ich nicht. Man kann es mit dem Leserservice also auch übertreiben und mitunter passiert es Dir wie mir, dass Du die möglicherweise Hartgesotteneren unter Deinen Lesern dadurch sogar vergraulst. Oder viel schlimmer: Deine einzelnen Warnungen werden nicht mehr ernstgenommen.
Warum willst Du die Triggerwarnungen denn nicht in die KB packen?
Das wäre doch fair allen potentiellen Lesern gegenüber, da jeder weiß, was früher oder später kommen wird. Und Du musst Dir keine Gedanken mehr zu den einzelnen Kapiteln machen - denn so wie Du es beschreibst, werden diese Themen einen großen Teil der Handlung dominieren.
Herzensgrüße
Amatra
Die Story-Reihe richtet sich an ein erwachsenes Publikum, da gewisse Themen eine gereifte Reflexionsfähigkeit erfordern. Ich bemühe mich, Settings und Charaktere nicht zu romantisieren und in Bezug auf den historischen Kontext ins rechte Licht zu rücken. Moderne political correctness ist aus diesem Grund nicht immer anwendbar. Ich bitte, dies in Hinblick auf die behandelte Epoche und ihre Gesellschaftsform zu entschuldigen. Auch sehe ich davon ab, innerhalb des Textes Triggerwarnungen zu setzen. Die Empfindung, was eine Person triggert, ist eine individuelle Angelegenheit. Ihr könnt mir jederzeit eine PN schicken und nachfragen, ob und wo bestimmte Themen behandelt werden, denen ihr aus dem Weg gehen wollt (keine Angabe von Gründen erforderlich, ein „Kommt XY vor?“ genügt).
Damit fühle ich mich "abgesichert", zumal ich eine Aneinanderreihung von möglichen Triggern in der KB absolut enervierend und irgendwie auch aufmerksamkeitsheischend finde. Oft klingt es da so ein bisschen nach "Hey, schaut her, ich hab die meisten!"
Abgesehen davon sind Trigger etwas Persönliches. Suizid mag viele beklemmen, aber das schließt nicht aus, dass manchen bei dem Auftritt von Clowns der Puls durch die Decke geht oder der Erwähnung einer bestimmten Form von Unfall/Krankheit eine persönliche Erinnerung weckt. Ein Autor ist auch nur ein Mensch und steckt nicht in den Schuhen seiner Leser. Er kann gar nicht abschätzen, was in seiner Story eventuell alles triggern kann.
Drum bitte nachfragen, lieber Leser, wenn du ganz sichergehen willst.
~ Ezio Auditore da Firenze
Amatra
Warum willst Du die Triggerwarnungen denn nicht in die KB packen?
Das wäre doch fair allen potentiellen Lesern gegenüber, da jeder weiß, was früher oder später kommen wird. Und Du musst Dir keine Gedanken mehr zu den einzelnen Kapiteln machen - denn so wie Du es beschreibst, werden diese Themen einen großen Teil der Handlung dominieren.
Die KB ist für mich etwas Ähnliches wie ein Trailer, eine Werbung oder ein Klappentext in einem Buch. Es soll die Leserschaft dazu animieren, meine Geschichte zu lesen, aber nicht zu viel von ihr preisgeben. Dabei geht es darum einen kleinen Vorgeschmack zu geben, nicht darum, die Erzählung zusammenzufassen, alle Charaktere aufzuzählen oder sonstige "Infos" zu geben.
Die Infos (die nicht durch Genre, Altersempfehlung und Pairingtyp geklärt werden) setze ich bis anhin - wie oben erwähnt - etweder zu Beginn des ersten Kapitels (wenn es die ganze Story betrifft) oder eben zu Beginn jedes einzelnen Kapitels (wenn es nur dieses Kapitel betrifft). Heisst: Die Leserschaft weiss (wenn sie bei Kapitel 1 startet, was wohl normale Leser:innen tun) noch vor Beginn der Lektüre, was auf sie zukommt.
Nun ist lediglich die Frage, welche der unten genannten Varianten wohl die Beste wäre:
1. Ich packe die vollständigen Infos zu Triggern vor Kapitel 1, auch wenn nicht jede Triggerwarnung in jedem Kapitel angebracht wäre.
2. Ich packe die vollständigen Infos zu Triggern standardmässig vor jedes Kapitel, auch wenn nicht jede Warnung jedes Kapitel betrifft, gehe somit aber nicht das Risiko ein, dass jemand, der nicht chronologisch liest die Triggerwarnungen verpasst (was ich persönlich unlogisch fände, wer beginnt denn mitten in einer Geschichte und nicht Vorne das Lesen?)
3. Ich bewerte jedes Kapitel neu und packe die Triggerwarnungen individuell vor jedes Kapitel.
Bei Drittens stellt sich dann (wie ebenfalls oben beschrieben) folgende Anschlussfrage:
Ab wann ist eine Triggerwarnung tatsächlich gerechtfertigt? Wenn explizit (und plastisch) über ein Thema geschrieben wird? Wenn explizit über ein Thema geschrieben wird? Wenn ein Thema erwähnt wird (vielleicht am Rande, als Rückblende oder Vorausblende zum Beispiel)?
Das ist es, worum es eigentlich geht. Ich verstehe dein Argument mit der KB, jedoch bin ich der Meinung, dass es kaum eine Rolle spielt, ob man die Infos in die KB oder vor Kapitel 1 oder vor jedes Kapitel packt. Da halte ich es etwas ähnlich wie Severin Sesachar, auch wenn der Punkt mit dem "Aufmerksamkeit heischen" - jedenfalls für mich - absolut nicht im Zentrum steht.
Die Empfindung, was eine Person triggert, ist eine individuelle Angelegenheit. Ihr könnt mir jederzeit eine PN schicken und nachfragen, ob und wo bestimmte Themen behandelt werden, denen ihr aus dem Weg gehen wollt (keine Angabe von Gründen erforderlich, ein „Kommt XY vor?“ genügt).
Damit fühle ich mich "abgesichert"
Hier gehe ich - grundsätzlich - absolut einig. Jedoch gibt es nunmal Trigger - jedenfalls in meiner Wahrnehmung - die eindeutig erwähnt werden müssen. Und genau solche kommen nunmal in meiner Geschichte - einige öfter, andere weniger oft - vor. Und klar könnte ich so etwas schreiben, wüsste aber dann immer noch nicht genau, was ich einer Person sagen sollte, die mich fragt ob "xy" vorkommt. Darf es gar nicht vorkommen? Darf es nicht explizit vorkommen? Darf es einfach nicht too much sein? Was ist too much für dich? Ergo wäre ich (weil Trigger etwas sehr persönliches sind) ja auch dann nicht "abgesichert".
Jedenfalls: Meine Erzählung hat mittlerweile 28 hochgeladene Kapitel, Keine:r hat sich je beschwert, von demher scheine ich es nicht gerade falsch zu machen (schliesse jedenfalls ich daraus).
Falls jemensch sonst noch Tipps hat, oder sich meine momentane Lösung ansehen will, wäre ich sehr dankbar.
Vielen Dank schon Mal an eure 2 Voten! ☺️
Liebe Grüsse
Lou
Aber es gibt eben Dinge, über die kann ich nur schwer lesen, und es wäre sehr schade, wenn ich z. B. für zehn Kapitel eine Geschichte zu verfolgen, nur um dann im 11. Kapitel festzustellen, dass ab da ein Thema relevant wird, das ich eigentlich nicht lesen möchte. Das bringt zumindest mich immer in einen Zwiespalt - überwinde ich mich, weil mir die bisherige Geschichte gefallen hat (und begebe mich damit zeitweise in eine unbequeme Position)? Oder breche ich dann ab, obwohl ich mich den Figuren vielleicht schon emotional verbunden fühle und gerne wissen würde, wie ihre Reise weitergeht?
Wenn ich gleich zu Beginn sehen kann, worauf es in einer Geschichte hinausläuft, kann ich sofort diese Entscheidung treffen. Das ist für beide Seiten meines Erachtens nach gut, denn man verliert keine Lesenden durch solche "Überraschungen" und ich als Leserin fühle mich nicht unwohl oder irgendwie anders "verpflichtet", die Geschichte trotzdem weiter zu lesen.
Oft hilft es im Übrigen, wenn bei solchen Inhaltshinweisen steht (z. B. in einer Klammer dahinter), dass etwas bspw. nur erwähnt, aber nicht ausgeschrieben wird! Mit Erwähnungen habe ich bei meinem Problemthema z. B. kein Problem, nur sehr graphische (also wirklich ausgeschriebene, detaillierte) Szenen treffen mich. Wenn da also von vornherein differenziert wird, lese ich durchaus auch Geschichten, die das betreffende Thema streifen.
Für meine eigenen Geschichten handhabe ich es deshalb ebenso. Zu Beginn gibt es einen Hinweis auf die wichtigen Themen, die problematisch sein können, zusammen mit der Anmerkung, dass manche Themen in den meisten Kapiteln eine größere oder kleinere Rolle spielen werden und dementsprechend eine einzelne Warnung nicht erfolgen kann. Allem kann man nie Rechnung tragen, dafür sind solche Themen viel zu individuell, wie auch andere hier schon festgestellt haben, aber ich ergänze dann auch gerne, wenn mich jemand darauf hinweist, dass ich etwas (Gravierendes) übersehen habe. Allgemein sind diese Inhaltshinweise allerdings nicht nur Verantwortung der*die Autor*in - man kann auf bestimmte, weithin verbreitete Themen hinweisen (wie Gewalt, Drogen, sexuelle Themen, Tod/Mord oder vielleicht noch gewisse, weit verbreitete Krankheitsbilder (Krebs, Demenz), je nach Genre sind manche Hinweise wohl auch "überflüssig" - was in einem Krimi zum Standard gehört, hat in einer Romance ganz andere Wirkung und verdient da eher eine Anmerkung meines Erachtens nach) -, aber eine gewisse Verantwortung verbleibt auch bei den Lesenden, gerade wenn es sich um sehr inidivduelle Trigger handelt. In dem Fall halte ich nachfragen für zumutbar. Letztlich ist ja jeder selber für den eigenen Medienkonsum verantwortlich und bei einer Triggerwarnung/einem Inhaltshinweis handelt es sich um ein Entgegenkommen, aber niemals eine absolute/erschöpfende Auflistung.
Bei einzelnen Kapiteln (nur eine Handvoll) habe ich dann tatsächlich in einer Geschichte noch einmal separate Inhaltshinweise eingeführt - immer dann, wenn eine Szene besonders akut/graphisch wird. Am Beispiel Gewalt eben dann, als eine Figur wirklich Folter erfährt. Da gibt's dann direkt vor dem Kapitel eine kurze, möglichst spoilerfreie A/N dazu und meist ist es so gelöst, dass ich vor der Szene eine einzelne Leerzeile einfüge (bzw. sich diese Abgrenzung schon aus dem Aufbau des Kapitels ergibt), damit Betroffene wissen, ab wann sie Bedacht walten lassen sollten. Zu Beginn des nächsten Kapitels kann man sich dann bei Bedarf eine möglichst neutral verfasste Zusammenfassung handlungsrelevanter Inhalte aus der Szene durchlesen (zwei bis drei Zeilen). Mag sein, dass es nicht immer schön ist, wenn so eine Anmerkung vor dem Kapitel steht bzw. diese das ästhetische Empfinden mancher stört, aber für mich ist das die beste Möglichkeit, allen ein möglichst angenehmes Leseerlebnis zu ermöglichen. Bisher hat sich zumindest niemand über dieses Vorgehen beschwert :) (Und gebraucht hat es tatsächlich schon mal jemand.)
Severin Sesachar
... zumal ich eine Aneinanderreihung von möglichen Triggern in der KB absolut enervierend und irgendwie auch aufmerksamkeitsheischend finde. Oft klingt es da so ein bisschen nach "Hey, schaut her, ich hab die meisten!"
Oha, wie Recht Du hast! Darüber habe ich nie nachgedacht (vielleicht bin ich für derlei auch nicht empfänglich) und habe es bisher immer pragmatisch gesehen, dankbar für jeden brauchbaren Hinweis. Aber ich lese auch so gut wie nie den Klappentext, sondern blättere immer quer durchs Buch, ob mir mich der Inhalt interessiert und auch der Schreibstil anspricht.
Für mich nehme ich gerade Folgendes aus Euren Argumenten als Idee mit:
KB ohne explizite Triggerwarnungen
Erstes Kapitel komplett als A/N (das vielleicht sogar den Titel "Triggerwarnungen" bekommt) mit einem Vorwort ähnlich wie es Severin Sesachar macht,
zusätzlich darunter eine spoilerfreie Übersicht über die Kapitel, welche Trigger darin jeweils vorkommen können. (z.B. "Kapitel 4: Erwähnung von Clowns"; "Kapitel 7: Explizite Darstellung von Clowns" ... Clowns nur als allgemeines Beispiel! Aber ja: ich fand Clowns tatsächlich schon immer schrecklich furchteinflößend. Schon Jahre vor "Es"! @Severin Sesachar: hast mich voll erwischt! Trotzdem würde ich nicht erwarten, dass je irgendwo eine Clowns-Warnung steht.)
Es spricht ja nichts dagegen, dieses erste Kapitel nach jedem Upload entsprechend zu aktualisieren.
Jeder Leser kann dann zu jedem Zeitpunkt von Beginn an entscheiden oder vor dem Lesen eines neuen Kapitels einen Blick darauf werfen und ggf. vor dem Lesen des Kapitels Kontakt aufnehmen und sich weiter erkundigen. Und falls sich jemand meldet, der XY nicht lesen möchte, kann man das in die Warnungen leicht und übersichtlich mit aufnehmen.
Dementsprechend keinerlei Triggerwarnungen mehr über einem einzelnen Kapitel.
Amatra
Erstes Kapitel komplett als A/N (das vielleicht sogar den Titel "Triggerwarnungen" bekommt) mit einem Vorwort ähnlich wie es Severin Sesachar macht,zusätzlich darunter eine spoilerfreie Übersicht über die Kapitel, welche Trigger darin jeweils vorkommen können. (z.B. "Kapitel 4: Erwähnung von Clowns"; "Kapitel 7: Explizite Darstellung von Clowns" ... Clowns nur als allgemeines Beispiel!
Die Idee finde ich gut! Auch wenn man noch mitten im Schreibprozess ist und nicht von Anfang an jedes Kapitel exakt auszeichnen kann, ist es ja kein Problem, das im Nachhinein zu ergänzen. Editieren kann man ja jederzeit und mehr als zwei, drei Klicks ist das nicht. Durchaus praktikable Sache! 😊
[Das mit den Clowns war ein spontanes, da persönliches Beispiel. Witzig, dass es sofort jemanden gibt, der sich auch mitgruselt und lieber ein Bogen um diese Kreaturen und ihr Treiben macht. Ist OT, aber ich musste beim Lesen drüber grinsen. XD]
~ Ezio Auditore da Firenze
Severin Sesachar
Amatra
Erstes Kapitel komplett als A/N (das vielleicht sogar den Titel "Triggerwarnungen" bekommt) mit einem Vorwort ähnlich wie es Severin Sesachar macht,zusätzlich darunter eine spoilerfreie Übersicht über die Kapitel, welche Trigger darin jeweils vorkommen können. (z.B. "Kapitel 4: Erwähnung von Clowns"; "Kapitel 7: Explizite Darstellung von Clowns" ... Clowns nur als allgemeines Beispiel!
Die Idee finde ich gut! Auch wenn man noch mitten im Schreibprozess ist und nicht von Anfang an jedes Kapitel exakt auszeichnen kann, ist es ja kein Problem, das im Nachhinein zu ergänzen. Editieren kann man ja jederzeit und mehr als zwei, drei Klicks ist das nicht. Durchaus praktikable Sache! 😊
Sobald eine Geschichte fertig ist, könnte man es ja auch als Anhang nach dem letzten Kapitel gestalten - dann ist es in jedem Fall kein "Spoiler" für die Fraktion, die diese Hinweise nicht braucht und man wird nicht gleich eingangs von so einer Liste erschlagen. So finde ich es in gedruckten Büchern auch am Schönsten. Für Geschichten, die noch in Arbeit sind, zwar nicht so praktikabel, aber ich glaube, wenn meine Geschichte fertig ist, werde ich das so handhaben. Danke für die Anregung!
Das nicht, aber leider hat es sich eingebürgert, dass diese Dinge gern in der Kurzbeschreibung erwähnt werden.Loulou Go
Gibt es bei der Platzierung eine offizielle Handhabe?
Oft genug auch im Vorwort oder in den entsprechenden Kapiteln, bevor der Geschichtentext folgt.
Grundsätzlich bin ich gegen Triggerwarnungen. Wir sprechen hier nicht über visuelle Medien. Diese können Trigger lebensecht darstellen. Zum Beispiel eine Szene, in der ein Opfer im Dunkeln von einem Täter verfolgt wird. Das Ganze passiert innerhalb von Sekunden. Wegschalten, bevor der Trigger zündet, ist so gut wie unmöglich.
In geschrieben Texten wird man immer Satz pro Satz entscheiden können, dass man ab hier lieber unterbricht. Triggerwirkung eher unwahrscheinlich.
Gibt natürlich Themen, die man nicht lesen möchte, aber eine entsprechend formulierte Kurzbeschreibung mit dem passenden Rating (18 oder AVL) zeigt doch schon an, dass es härter/schlimmer zugehen könnte. Genauso das Genre wie Horror, Thriller, Dark Romance und so weiter.
Loulou Go
Gibt es bei der Platzierung eine offizielle Handhabe? Ist es nötig, vor jedem Kapitel eine Triggerwarnung zu machen (wenn ich sie in Kapitel 1 schon platziert habe und sie für die ganze Story gilt)? Oder packe ich sie am Besten bereits in den Kurzbeschrieb (was ich eigentlich lieber nicht möchte)?
Das wird auch gern kapitelweise gemacht. Also am Anfang im Vorwort und auch oft in dem entsprechenden Kapitel. Da ich viele Texte prüfe, die sich auf der Grenze des Erlaubten bewegen, sehe ich allerlei Warnungen.
Persönlich ist das für mich ein Grund, Geschichten abzubrechen, da ich nichts mehr hasse als Spoiler und so jedes Mal schon weiß, was passieren wird. Ganz toll, wenn es um Character Deaths geht. Da brauche ich die Geschichten nicht mehr zu lesen.
Das ist sehr rücksichtsvoll, aber siehe oben. Das Archiv ist sowieso einem strengen Jugendschutz unterworfen. Sobald das Rating 18 und höher ist, können Kinder und Jugendliche nicht mehr einfach so lesen (wobei es außerhalb genügend Stoff gibt, bei dem das nicht gilt).Loulou Go
Wie ihr vielleicht merkt: Ich möchte wirklich niemanden triggern und auch nicht, dass sich jemensch nach dem Lesen meiner Geschichte unwohl fühlt.
Es besteht immer die Möglichkeit, das Lesen zu unterbrechen. Wie schon erwähnt ist Geschriebenes nicht mit Bildern oder Geräuschen oder Gerüchen zu vergleichen. Oft genug stellen sich Laien das Triggern auch falsch vor. Wäre es so, dass traumatisierte Menschen schon bei der Erwähnung von sensiblen Themen eine Episode erleben, könnten sie das Haus nicht mehr verlassen, keine Zeitung lesen, kein TV sehen und müssten das Internet überhaupt meiden. Menschen sowieso.
Wie Severin Sesachar schon festgestellt hat:
Die Empfindung, was eine Person triggert, ist eine individuelle Angelegenheit.
Die Lösung, die manche Bücher bieten, finde ich dann auch am besten. Im Vorwort wird kurz auf schwere Themen verwiesen und wenn jemand möchte, soll er entweder auf die letzte Seite springen oder auf der Homepage nachlesen, welche Themen vorkommen.
So wird niemand gespoilert, was ich persönlich wesentlich schlimmer finde als unnötige Warnungen.
Kleines Beispiel: Ich habe Angst vor Spinnen und hasse Clowns.
Es als Film war richtig hart anzusehen. Genauso der Film Arachnophobia. Es schüttert mich heute noch.
Wenn ich darüber lese, passiert gar nichts. Das sind geschriebene Worte und ich fühle mich nicht "getriggert".
Ich setze das in Anführungszeichen, weil ich zwar Angst habe, aber nicht unter einer Angststörung leide. Ich komme im Alltag gut mit Spinnen zurecht und kann auch einen Clown ertragen, wenn er irgendwo auftritt.
Trigger lösen klinisch relevante Episoden aus. Das betrifft zum Glück nur eine Minderheit von Menschen, die zum Beispiel an PTSD oder Angststörungen leiden. Und bisher ist mir kein in dieser Hinsicht belastete Patient begegnet, der sich gewünscht hätte, sein Leben wäre mit Triggerwarnungen versehen. Im Gegenteil. Es gehört dazu, sich damit auseinanderzusetzen und zu lernen, damit leben zu können, um eben die Episoden hinter sich lassen zu können.
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
@Ausgangsfrage:
Ich finde erwartbare Trigger (also die klassischen Themen) als Leser am angenehmsten vor Beginn der Geschichte als grobe Übersicht sowie noch mal konkret vor dem jeweiligen Kapitel. Wie schon jemand anmerkte, würde ich auch unbedingt erwähnen, wie ausführlich das Thema behandelt wird. Vor einer Weile ist es mir passiert, dass ich dachte, ich wäre auf eine Triggerszene mental gut eingestellt, aber dann war sie ausführlicher, als ich nach dem Hinweis des Autor erwartet hatte. (Und zugegeben, da es ein männlicher Autor war, hatte ich auch ehrlich nicht damit gerechnet, dass er in der Lage wäre, den sexuellen Übergriff auf die weibliche Prota durch einen Typen so realistisch darzustellen. Asche auf mein Haupt, nie wieder Vorurteile!) Ich gehöre auch zu der Fraktion, die eine Geschichte lieber gar nicht erst anfängt, als mittendrin überrascht zu werden.
@Pantheras Beitrag: (tut mir leid, mobil krieg ich das mit dem Aufteilen des Zitats nicht hin; ich hoffe, es ist einigermaßen verständlich, worauf ich mich jeweils beziehe)
Bei nichtvisuellen Medien würde ich aber immer auch damit rechnen, dass gerade die Tatsache, dass man nichts sieht, den Leser verstören kann. Bilder können eine Situation auch entschärfen, weil die eigene Phantasie in Grenzen gehalten wird. Umgekehrt muss in einem visuellen Medium das Verstörende nicht spezifisch durch die Tatsache kommen, dass die Szene sichtbar ist, sondern es kann auch an der Erzählweise liegen. In "Wind River" (FSK18) werden gleich am Anfang grafisch Wölfe erschossen. Gut, dachte ich, das Rating ist wohl der Gewalt geschuldet. Das aufzuklärende Verbrechen stellt sich dann als Sexualdelikt heraus. Okay, dachte ich, Hinweis wäre nett gewesen, aber okay, ist ein Krimi, die klären nur die Identität des Täters, keine Panik. Dann kriegt man Rückblenden. Zuerst auf die einvernehmliche Sexszene, die ausgeblendet wird. Cool, dachte ich, dann wird das mit der Gruppenvergewaltigung auch so laufen! Die wird auch tatsächlich zuerst ausgeblendet - nur, um dann zurück einzublenden auf das Gesicht des Opfers während des Vorgangs sowie dann noch mal in die Totale, damit es auch der allerletze Depp versteht. Klar, war visuell verstörend. Aber hätte mir jemand ein Buch geschrieben, darin den Sex ausgeblendet und die Vergewaltigung gezeigt mit einem inneren Monolog à la "sie wachte auf und spürte, wie ein Typ auf ihr lag und...", hätte das für mich keinen Unterschied gemacht.
Von einem Satz zum nächsten könnte es aber auch gerade schon zu spät sein. Man denkt sich "ist doch nicht so schlimm" und dann wird man eines Besseren belehrt.
Ich würde das nicht unbedingt am Genre oder am Rating festmachen oder daran, dass das Zielpublikum Kinder und Jugendliche sind. Das mit Abstand Verstörendste, woran ich mich erinnern kann, war bei Walter Moers in "Rumo", als Rumo auf dem Teufelsfelsen beinahe gefressen wird. Zuerst war da die Gefangenschaft von Rumo und seiner "Familie", die im Übrigen gerade dadurch beklemmend wurde, dass man sehr viel eben nicht sah ("der Vater war verschwunden"). Und dann kam diese Szene, die mich wahnsinnig an eine eigene RL-Situation erinnert hat, in der eine ganze Gruppe Typen auf einmal sexuell übergriffig wurde. Moers hat einfach so eindringlich beschrieben, wie diese Monster sich als Gruppe zusammenrotten und einander emotional anheizen und Rumo liegt da und kommt einfach nicht weg... Ich hätte im Leben nicht damit gerechnet, diesem Gefühl in diesem Buch wiederzubegegnen.
Wie du schon sagst, Trigger sind individuell. Daraus, dass du selbst in deinen Beispielsituationen mit den Themen umgehen konntest, würde ich noch nicht schlussfolgern, dass das jedem so geht. Ich hatte nach der Szene in "Rumo" Flashbacks, Panikattacken und Heulkrämpfe und musste das Buch ein paar Wochen zur Seite legen.
Ich finde es, ehrlich gesagt, befremdlich, wenn Leute Triggerthemen als Spoiler bezeichnen. Bei einem Spoiler geht es ja darum, dass das eigene Erlebnis der Geschichte durch Vorwegnehmen von Überraschungen verdorben wird, sodass man die Geschichte nicht mehr auf dieselbe Weise genießen kann, wie man das ohne Spoiler gekonnt hätte. Erstens priorisiert man damit das eigene Vergnügen gegenüber dem Wohlbefinden anderer Leute, was ich unter aller Sau finde. Zweitens verstört es mich zutiefst, dass Leute ihr Leseerlebnis als verdorben ansehen, weil sie etwas Widerwärtiges (ausgehend von klassischen Triggerthemen) nicht als besagte Überraschung erleben konnten. Deswegen würde ich auf Spoiler absolut gar keine Rücksicht nehmen. Das ist Mimimi im Vergleich zu dem, was jemand erlebt, der tatsächlich getriggert wird.
Tintenstreuner
Eeeh... ich setze vorsichtshalber eine Warnung, weil ich gleich mehrfach sexuelle Gewalt als Beispiel bemühe.
Im Forum ist dies nur mit P12 möglich, von daher stolpert man eher nicht über Trigger, weil nichts beschrieben werden darf. Das hier ist sozusagen eine beinahe geschützte Umgebung. Bei einfacher Erwähnung ist die Triggerwahrscheinlichkeit gering.
Zudem der Titel "Triggerwarnungen" lautet, von daher klar ist, dass hier darüber diskutiert wird. Man kann das kaum tun, ohne bestimmte Dinge zu erwähnen.
Tintenstreuner
Wie du schon sagst, Trigger sind individuell. Daraus, dass du selbst in deinen Beispielsituationen mit den Themen umgehen konntest, würde ich noch nicht schlussfolgern, dass das jedem so geht. Ich hatte nach der Szene in "Rumo" Flashbacks, Panikattacken und Heulkrämpfe und musste das Buch ein paar Wochen zur Seite legen.
Ja, Trigger sind individuell, ich habe keine. Leide nicht unter einer Angststörung, PTSD oder vergleichbaren Dingen. Deshalb habe ich bei mir das Wort in Anführungszeichen gesetzt. Leider Gottes wird die Bezeichnung oft falsch und inflationär verwendet. Und schafft auch die trügerische Illusion, die Welt für Betroffene sicher machen zu können.
So, wie du das Ganze beschreibst, hast du die erwähnte Szene komplett gelesen. Warum? Wenn du für dich genau weißt, welche Themen dich triggern?
Trigger besitze ich keine, aber Themen, die ich gerne vermeide (Kindesmissbrauch wäre eines). Sobald in einem Buch diese Art Gewalt beschrieben wird, höre ich auf zu lesen. Gilt für andere Themen genauso. Und das nicht erst, wenn ich den Zenit erreiche, sondern in den ersten Sätzen oder gleich nach dem Klappentext, wenn dort diese Art Verbrechen erwähnt wird, was ja oft genug vorkommt. Deshalb habe ich Thriller als Genre aufgegeben. Die Eskalation der Gewaltbeschreibungen in den letzten Jahren war mir zu viel.
(Vermeidung ist leider nicht komplett möglich, da es oft genug solche Texte sind, die geprüft werden müssen ...)
Tintenstreuner
Aber hätte mir jemand ein Buch geschrieben, darin den Sex ausgeblendet und die Vergewaltigung gezeigt mit einem inneren Monolog à la "sie wachte auf und spürte, wie ein Typ auf ihr lag und..."
Genau bei diesem "und" kann man das Buch zusammenklappen und hat nicht schon 24 Bilder gesehen, die die Emotionen auf dem Gesicht des Opfers zeigen. Weil ein paar Sekunden verstreichen, bis jemand Stopp oder Pause drücken kann (je nach Medium).
Man stolpert in geschriebenen Texte nicht mitten in eine Szene, wie es in bildhaften Medien passieren kann. Es wird nicht umsonst ein Unterschied zwischen Telemedien und dem geschriebenen Wort gemacht. Für Telemedien gibt es strengere Vorgaben, weil sie eine ganz andere Wirkung erzielen als Bücher. Hier gibt es nur wenige Einschränkungen.
Tintenstreuner
Bei einem Spoiler geht es ja darum, dass das eigene Erlebnis der Geschichte durch Vorwegnehmen von Überraschungen verdorben wird, sodass man die Geschichte nicht mehr auf dieselbe Weise genießen kann ...
Genau das tut eine ausführliche Triggerwarnung. Ich möchte zuvor nicht wissen, ob jemand (zum Beispiel) stirbt. Schon gar nicht, an welcher Stelle (wenn ich an Kapitelwarnungen denke, wie ich sie oft sehe).
Allgemein kann man meinetwegen warnen. Achtung, es könnten für manche verstörende Themen enthalten sein. Warum braucht es da detaillierte Aufzählungen, die sowieso nicht alles enthalten können, was (klinisch) triggernd wirken kann? Man kann auch eine Möglichkeit schaffen, das Ganze abzurufen, aber doch bitte nicht mitten in der Geschichte oder gleich am Anfang.
Hier in der Nachhilfe geht es aber sowieso mehr um die Platzierung und die Umsetzung, für die es keinerlei Vorgaben gibt. Das ist eine freiwillige Entscheidung des Autors, die er nach eigenem Gusto gestalten kann.
Es haben sich ein paar Dinge eingebürgert wie die Erwähnung in der KB, im Vorwort und Einzelwarnungen (Achtung Sex-/Vergewaltigungsszene!) im Kopfteil des entsprechenden Kapitels. Oder eben Warnung mit Hinweis, dass man eine genaue Auflistung per PN oder Mail anfordern kann.
Als Autor kann man aber auch komplett darauf verzichten. Warnungen werde ich niemals einbauen. Oder nur im Rahmen von Rating, Genre und entsprechend verfasster Kurzbeschreibung.
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
Panthera
Tintenstreuner
Wie du schon sagst, Trigger sind individuell. Daraus, dass du selbst in deinen Beispielsituationen mit den Themen umgehen konntest, würde ich noch nicht schlussfolgern, dass das jedem so geht. Ich hatte nach der Szene in "Rumo" Flashbacks, Panikattacken und Heulkrämpfe und musste das Buch ein paar Wochen zur Seite legen.Ja, Trigger sind individuell, ich habe keine. Leide nicht unter einer Angststörung, PTSD oder vergleichbaren Dingen. Deshalb habe ich bei mir das Wort in Anführungszeichen gesetzt. Leider Gottes wird die Bezeichnung oft falsch und inflationär verwendet. Und schafft auch die trügerische Illusion, die Welt für Betroffene sicher machen zu können.
Es ist auch eine trügerische Illusion, wenn nicht betroffene Menschen, die die Ängste nicht haben (und demnach auch nicht verstehen) bewerten wollen, ob Triggerwarnungen nun sinnvoll sind oder nicht. Aussagen wir dein letzter Satz können da sehr, sehr verletzend sein.
Das ist nicht als Angriff gemeint, aber ein Gedankenanstoß.
So, wie du das Ganze beschreibst, hast du die erwähnte Szene komplett gelesen. Warum? Wenn du für dich genau weißt, welche Themen dich triggern?
Ich bin nicht Tintenstreuner, aber ich musste auch mal eine Szene lesen, die mich extrem getriggert hat. Ja, ich MUSSTE. Weil das betreffende Buch eine Schullektüre war und die Aussage, dass mich besagte Szene massiv verstört, nicht als "Ausrede" galt, sondern als Leistungsverweigerung gewertet wurde.
[Es ging um eine postapokalyptische Szenerie, in der der Prota die Geburt seines strahlenkranken Geschwisterchens mitverfolgen musste, bei seiner strahlenkranken Mutter, in der Gosse, die reinste Verzweiflung, das absolute Trauma, weil nicht nur die Geburtsqual da war sondern das Kind - logischerweise - eine Totgeburt; das Ganze aus ich-Perspektive und extrem graphisch für mein Empfinden - na vielen Dank auch für die monatelangen Albträume.]
Man stolpert in geschriebenen Texte nicht mitten in eine Szene, wie es in bildhaften Medien passieren kann. Es wird nicht umsonst ein Unterschied zwischen Telemedien und dem geschriebenen Wort gemacht. Für Telemedien gibt es strengere Vorgaben, weil sie eine ganz andere Wirkung erzielen als Bücher. Hier gibt es nur wenige Einschränkungen.
Wir sind auf ff.de. Hier gelten Telemedien, das hast du selbst an mehreren Stellen im Forum erklärt. Und ich denke mal, dass die Diskussion hier Autoren (und Leser) dieser Plattform helfen sollen und keine allgemeine Buchmarkt-Diskussion ist. Ich bin demnach dafür, dass wir den Thread auch ff-spezifisch behandeln, damit wir als Autoren und Leser einen Konsens finden, mit dem die Mehrheit gut leben kann. ^.^
~ Ezio Auditore da Firenze
Severin Sesachar
Es ist auch eine trügerische Illusion, wenn nicht betroffene Menschen, die die Ängste nicht haben (und demnach auch nicht verstehen) bewerten wollen, ob Triggerwarnungen nun sinnvoll sind oder nicht. Aussagen wir dein letzter Satz können da sehr, sehr verletzend sein.
Das ist nicht als Angriff gemeint, aber ein Gedankenanstoß.
Ich spreche hier von der wissenschaftlichen Warte aus mit dem Hintergrundwissen meines Spezialgebietes (Klinische Psychologie). Als Angriff verstehe ich das nicht, genauso wenig wie deinen Hinweis.
Severin Sesachar
... aber ich musste auch mal eine Szene lesen, die mich extrem getriggert hat. Ja, ich MUSSTE. Weil das betreffende Buch eine Schullektüre war
Ganz anderer Fall, in dem eine Triggerwarnung auch keinen Nutzen gehabt hätte, weil das Lesen ja kaum verweigert werden konnte.
Ich gehe mal davon aus, dass du die Szene abgebrochen hättest, wenn du das Buch in deiner Freizeit gelesen hättest. Klingt in jedem Fall verstörend, aber ich gehe auch davon aus, dass dieses Buch für eure entsprechende Altersstufe als bedenkenlos empfohlen worden ist (was für eine graphische Verfilmung sicher nicht gegolten hätte).
Severin Sesachar
Wir sind auf ff.de. Hier gelten Telemedien, das hast du selbst an mehreren Stellen im Forum erklärt.
Ja, weil das Archiv vom Gesetzgeber gezwungen ist, das geschriebene Wort im Internet auf diese Weise einzustufen. Das heißt nicht, dass diese Einteilung Geschriebenes in ein bildhaftes Medium verwandelt. ^^ Sehr verwirrend, ich weiß. Der Inhalt von E-Books und gedruckten Werken ist gleich, wird vom Gesetzgeber aber unterschiedlich bewertet, was den Jugendschutz angeht. Absolut widersinnig, aber Gesetz, da haben wir keinerlei Einfluss darauf. Wäre natürlich schön, wenn die Gesetzgebung irgendwann den Tatsachen angepasst werden würde, aber bis dahin müssen sich Archive mit Sitz in Deutschland diesem beugen.
Nur sollte klar sein, dass wir hier immer noch über geschriebene Worte sprechen nicht über Filme, PC-Spiele, Mangas oder Serien.
Severin Sesachar
Ich bin demnach dafür, dass wir den Thread auch ff-spezifisch behandeln, damit wir als Autoren und Leser einen Konsens finden, mit dem die Mehrheit gut leben kann. ^.^
Warnungen zu setzen, ist eine freiwillige Angelegenheit. Das wird auf Fanfiktion.de gar nicht erwartet. Die Kurzbeschreibung betreffend gibt es Regeln, genauso den Jugendschutz betreffend (Rating) und um der Ordnung willen sollten Texte in die richtige Kategorie einsortiert sein.
Wenn dies alles gegeben ist, kann der Autor für sich entscheiden, ob er im Vorwort Warnungen setzt oder diese pro Kapielt liefert. Wie die aussehen, bleibt diesem frei überlassen. Einen Konsens wird es kaum geben. Es ist keine offizielle Angelegenheit.
Man kann hier nachlesen und dann entscheiden, was man für sich selbst daraus macht.
Was die Kurzbeschreibung angeht, sollte man hier bedenken, dass Warnungen möglich sind, aber der Text das 12er-Rating nicht überschreiten darf.
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
Ja, Triggerwarnungen werden gern inflationär gebraucht, unter anderem habe ich sie schon für Slash und für Gewalt (in einem gewaltätigen Fandom) gesehen. Sollte das Fandom die Trigger jedoch nicht von selbst implizieren, sollten sie in die KB gesetzt werden.
Als Beispiel für mMn unnötige Triggerwarnung wären z.B.
"Tod eines Charakters" im Fandom Assassin's Creed (es geht im Grunde um Auftragsmörder) oder Watership Down, das schon im Grundtonus sehr brutal ist. Bei Geschichten zu Felidae würde ich auch keine Triggerwarnungen brauchen, aus dem selben Grund. Ebenso würde ich bei Geschichten im Genre Horror generell von Gewalt oder verstörenden Szenen ausgehen und bei Erotik gegebenenfalls ausgeschriebene Sexszenen erwarten.
Wenn es jedoch ein Kindergenre ist, wie z.B. Happy Feet oder Monster AG, würde ich eher Triggerwarnungen erwarten/setzen. Ebenso, wenn es ein Fandom ist, das bestimmte Trigger eigentlich nicht beinhaltet. Z.B. häusliche Gewalt im Fandom Alien oder Hidalgo.
Panthera
Severin Sesachar
... aber ich musste auch mal eine Szene lesen, die mich extrem getriggert hat. Ja, ich MUSSTE. Weil das betreffende Buch eine Schullektüre warGanz anderer Fall, in dem eine Triggerwarnung auch keinen Nutzen gehabt hätte, weil das Lesen ja kaum verweigert werden konnte.
Ich gehe mal davon aus, dass du die Szene abgebrochen hättest, wenn du das Buch in deiner Freizeit gelesen hättest. Klingt in jedem Fall verstörend, aber ich gehe auch davon aus, dass dieses Buch für eure entsprechende Altersstufe als bedenkenlos empfohlen worden ist (was für eine graphische Verfilmung sicher nicht gegolten hätte).
Hier muss ich widersprechen. In beiden Richtungen.
Eine Triggerwarnung kann vorbereiten und für zwei Dinge sorgen. Entweder man überspringt die Szene oder man ist darauf vorbereitet und kann sich ihr eben vorbereitet stellen. Das gilt nicht für alle Trigger/Trauma, aber es liegt im Bereich des Möglichen.
Und es gibt so einige graphische Verfilmungen, die nicht altersgemäß empfohlen werden. Mich hat "Watership Down" als Kind massiv verstört. Ich hatte schon in den ersten Szenen panische Angst. Aber "das ist ja nur ein Film". Und ich gehe davon aus, dass auch Bücher so behandelt werden.
Just because you can't imagine something doesn't mean it is not real.
"Any intelligent fool can make things bigger, more complex and more violent. It takes a touch of genius, and a lot of courage, to move in the opposite direction."
Albert Einstein
Panthera
Severin Sesachar
Es ist auch eine trügerische Illusion, wenn nicht betroffene Menschen, die die Ängste nicht haben (und demnach auch nicht verstehen) bewerten wollen, ob Triggerwarnungen nun sinnvoll sind oder nicht. Aussagen wir dein letzter Satz können da sehr, sehr verletzend sein.
Das ist nicht als Angriff gemeint, aber ein Gedankenanstoß.Ich spreche hier von der wissenschaftlichen Warte aus mit dem Hintergrundwissen meines Spezialgebietes (Klinische Psychologie). Als Angriff verstehe ich das nicht, genauso wenig wie deinen Hinweis.
Dann bin ich ja beruhigt. ^.^
Severin Sesachar
... aber ich musste auch mal eine Szene lesen, die mich extrem getriggert hat. Ja, ich MUSSTE. Weil das betreffende Buch eine Schullektüre warGanz anderer Fall, in dem eine Triggerwarnung auch keinen Nutzen gehabt hätte, weil das Lesen ja kaum verweigert werden konnte.
Ich gehe mal davon aus, dass du die Szene abgebrochen hättest, wenn du das Buch in deiner Freizeit gelesen hättest. Klingt in jedem Fall verstörend, aber ich gehe auch davon aus, dass dieses Buch für eure entsprechende Altersstufe als bedenkenlos empfohlen worden ist (was für eine graphische Verfilmung
sicher nicht gegolten hätte).
Leider nein.
Ich bin in einem Jahrzehnt zur Schule gegangen, das nach den Vorfällen von Tschernobyl eine regelrechte Panik vor Nuklearkatastrophen aller Art geschürt hat (ähnlich wie heute die Energiekrisenpanik und das Phänomen der Schwurbler, die statt Regierungen nur Verschwörungsparteien sehen). Viele Lehrkräfte - eindeutig die 68er Hippie-Connie-Kramer-sag-mir-wo-die-Blumen-sind-Generation - sahen es damals als ihre persönliche Pflicht an, uns Schülern andauernd Schocker aufzudrücken, damit wir ja sensibilisiert werden für "das, was da kommt". Atomare Katastrophe, Klimakollaps, Krieg, die unterschätzte Gefahr der Molekularbiologie und Genetik, das zur Realität werdende Endzeitkonstrukt des Schreckens (nicht zu vergessen noch die Dauer-Nazikeule, die von der 5. bis zur 13. Klasse auf uns eingedroschen wurde als gäbe es in der Weltgeschichte kein anderes Thema). Das von mir erwähnte Buch mussten wir lesen, als ich 14 war. Mich hat nicht die Thematik an sich verstört, sondern diese absolut "nahe" grässliche Szene, der man sich nicht entziehen konnte und die man lesen MUSSTE, weil über das verflixte Buch natürlich eine Arbeit geschrieben wurde (und man zuvor von jedem Kapitel eine Inhaltsangabe zu verfassen und vorzulegen hatte). Ich habe Deutsch als Schulfach geliebt, aber diese Szene ... hat mich nachhaltig traumatisiert und sie geht mir auch dreißig Jahre später nicht mehr aus dem Kopf, verbunden mit dem beklemmenden Gefühl, das ich seit dem ersten Lesen damals hatte.
Nach inzwischen langjährigem Schuldienst kann und muss ich dir leider attestieren, dass Schullektüren NIE auf ihre tatsächliche Tauglichkeit in Bezug auf die Altersgruppe geprüft werden, da jede Schule und jeder Fachbereich individuell für sich entscheiden kann, was gelesen wird und was nicht. Und wenn du einen Haufen 68er im Fachbereich hocken hast, wählen sie auch nur das aus, was ihrem Weltbild entspricht. Ich habe in meiner ganzen Zeit an der Mittelstufe nicht EIN irgendwie positiv konnotiertes Buch zu lesen bekommen, sondern durch die Bank weg Dystopien, nazikritische Werke und psychologisch-menschliche Abgründe als Abschreckungsmaterial. Von "Die Welle" über "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" und "Schöne neue Welt" bis "Das Parfum" war alles dabei (das oben beschriebene Traumabuch was Gudrun Pausewangs "Die letzten Kinder von Schewenborn").
Seit den späten 80ern hat sich - Gott sei Dank - einiges getan und die aktuellen Schullektüren sind durch ein verjüngtes Kollegium von einem anderen Kaliber und deutlich harmloser. Die von mir erwähnten Bücher, die wir zwischen Klasse 7-10 gelesen haben, sind inzwischen nicht mehr auf dem Plan. Heute beginnen sie mit "Rico, Oskar und die Tieferschatten" und lesen später "Tschick". Bücher von einem komplett anderen Format. Aber ja, das ist der aktuelle zsutand und nicht das, was z.B. ich noch durchwandern musste.
Das von K T Agento angemerkte "Watership Down" war auch so ein Kindertrauma, genau wie "Die Hunde sind los" oder "When the West Wind blows". Alles Trickfilme. "Trickfilme sind Kinderfilme" hieß es, ich durfte das also allein ansehen. Ja ... war keine gute Idee, so im Nachhinein betrachtet. Denn was ich da gesehen habe, hat sich unauslöschlich in mein Bewusstsein gebrannt. Die entsprechenden Bilder, Geräusche und Stimmen kochen bis heute hoch als würde ich die entsprechende Szene grade live anschauen. Und nur, weil ich damit umgehen kann, macht es das noch lange nicht "gut" und "entschuldbar". Ich bin pragmatisch veranlagt und habe mit dem Thema Tod keine Probleme - an den bin ich sogar gewöhnt, so seltsam es klingt. Aber für sehr viele Menschen, die ich kenne, trifft das nicht zu. Die reagieren panisch.
Ich möchte anmerken, dass die FSK-Angaben auch sehr willkürlich sind. "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ist ein Paradebeispiel für "Wie drücken wir die Altersfreigabe auf 6, damit auch ja viele Familien/Kids ins Kino gehen und wir genug Geld mit dem Film verdienen können?" Letztendlich wurden zwei Szenen rausgeschnitten, die als "besonders verstörend" eingestift wurden.
Man kann hier nachlesen und dann entscheiden, was man für sich selbst daraus macht.
Ja, genau so ist der Thread gedacht. Als Hilfestellung. Weshalb es wichtig ist, kontrovers und objekltiv zu sprechen und auch Beispiele des eigenen Empfindens einzubringen, die dabei helfen, diverse Gesichtspunkte zu verstehen und zu berücksichtigen. Eventuell kristallisiert sich dabei ja am Ende etwas heraus, was man zumindest in groben Zügen allgemein anwenden kann. ^.^
~ Ezio Auditore da Firenze
Panthera
Severin Sesachar
... aber ich musste auch mal eine Szene lesen, die mich extrem getriggert hat. Ja, ich MUSSTE. Weil das betreffende Buch eine Schullektüre warGanz anderer Fall, in dem eine Triggerwarnung auch keinen Nutzen gehabt hätte, weil das Lesen ja kaum verweigert werden konnte.
Ich gehe mal davon aus, dass du die Szene abgebrochen hättest, wenn du das Buch in deiner Freizeit gelesen hättest. Klingt in jedem Fall verstörend, aber ich gehe auch davon aus, dass dieses Buch für eure entsprechende Altersstufe als bedenkenlos empfohlen worden ist (was für eine graphische Verfilmung sicher nicht gegolten hätte).
Dazu möchte ich auch kurz etwas einwerfen. Ich teile Sesas Pausewang-Trauma und musste in der Schule auch allerlei anderes eklige Zeug lesen (und bin in den 2010er-Jahren zur Schule gegangen – so viel dazu). Ich wäre dankbar gewesen, wenn man uns da nicht völlig unvorbereitet ins kalte Wasser gestoßen hätte.
Um ein aktuelles Beispiel zu bemühen: Ich belege im Rahmen meines Anglistik-Studiums dieses Semester einen Kurs über afroamerikanische Literatur. Das Format des Kurses sieht vor, dass wir jede Woche ca. 100-200 Seiten lesen (Gedichte, Kurzgeschichten, ganze Romane), die dann in der darauffolgenden Unterrichtseinheit diskutiert werden. Natürlich ist allein vom Themenfokus des Kurses klar, dass wir es viel mit Traumata und Rassismus-Erfahrungen zu tun haben werden, aber die Dozentin hat zu Anfang noch extra betont, dass es vollkommen okay ist, wenn es jemandem zu viel wird, wir sie jederzeit darauf ansprechen können, zur Not eine Wiki-Zusammenfassung reicht und wir auch den Raum verlassen dürfen, wenn es ganz schlimm ist.
Ich bin grundsätzlich hart im Nehmen, was schwierige Themen angeht, aber in diesem Fall bin ich für dieses Sicherheitsnetz wirklich dankbar. Wir lesen graphisch explizite Morde, Vergewaltigungen und Kindesmissbrauch, in einer Art und Weise geschildert, die emotional sehr mitnimmt. Sehr heftig fand ich z.B. Native Son, A Party down at the Square und Parable of the Sower (Links führen zu Wikipedia, wenn sich jemand selbst ein Bild machen möchte). Bisher habe ich alles irgendwie lesen können – auch wenn es Szenen gibt, die ich so schnell nicht wieder vergesse –, aber das liegt zu einem großen Teil daran, dass ich durch entsprechende Warnungen die Möglichkeit bekommen habe, mich mental vorzubereiten.
Those who forget the past are doomed to repeat it.
The question is not, Can they reason?, nor Can they talk? but, Can they suffer?
- Jeremy Bentham
K T Argento
Mich hat "Watership Down" als Kind massiv verstört. Ich hatte schon in den ersten Szenen panische Angst. Aber "das ist ja nur ein Film". Und ich gehe davon aus, dass auch Bücher so behandelt werden.
Ich glaube, die Einschätzung stammt noch aus den 1970er Jahren. Da wurde noch die Formel Zeichentrick = Kinderfilm angewendet.
Wobei Kinder unter sechs diesen auch ganz anders wahrnehmen. Ich hab das mit meinem Kind und dessen Freunden über die Jahre beobachten können.
In einem Land vor unserer Zeit zum Beispiel enthält eine traurige Sterbeszene. Fand ich übelst, das Kind hat mit keiner Wimper gezuckt, weil es damals das Konzept des Todes nicht verstanden hat. Das kam erst ab sechs und aufwärts. In dieser Altersspanne sind eher schnell wechselnde Szenen und laute Geräusche der Grund für Überforderung und Erschrecken.
Wir haben uns "Coraline" gemeinsam angeschaut. Der ist auch ab 6 empfohlen. Ich fand diesen total gruselig. Die Kids zwischen fünf und sechs überhaupt nicht.
Mit 9 waren wir in Star Wars. Der Film ist FSK 12 und enthält einige Kampfszenen, die aber nicht graphisch sind. Klar, das Lichtschwert geht durch das Opfer durch, aber sonst sieht man nicht viel.
Jahre später haben wir "Die Mumie" geschaut. Der ist auch FSK 12, das Kind war zwölf und hat sich dermaßen gegruselt, dass wir den abbrechen mussten (Käfer). Alles andere wäre gegangen, die Käferszene hat ihn fertiggemacht.
Hat aber wenig Einfluss auf unsere Triggerdiskussion, die sich auf Geschichten bezieht. Bei uns habe ich noch nicht erlebt, dass ein Buch zu viel gewesen wäre, auch wenn in der Mittelstufe gerade das Thema Mobbing und die Folgen en vogue ist. Bisher war es immer altersgerecht.
Severin Sesachar
Nach inzwischen langjährigem Schuldienst kann und muss ich dir leider attestieren, dass Schullektüren NIE auf ihre tatsächliche Tauglichkeit in Bezug auf die Altersgruppe geprüft werden, da jede Schule und jeder Fachbereich individuell für sich entscheiden kann ...
Anderes Bundesland? Wir hatten damals bundesland übergreifende Lektürenlisten für die verschiedenen Jahrgangsstufen, die vom Oberschulamt geliefert wurden. Das ändert sich alle paar Jahre, aber alle Schüler, die zur selben Zeit wie ich in der Schule waren, haben dasselbe gelesen. Auch im Bereich Sprachen.
Was du erlebt hast, würde heutzutage einen Shitstorm der Elternschaft auslösen. Der Lehrer würde geteert und gefedert werden. ^^
Ich war noch auf einer Schule, da wurde körperliche Bestrafung geduldet ...
Severin Sesachar
Ich möchte anmerken, dass die FSK-Angaben auch sehr willkürlich sind. "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ist ein Paradebeispiel für "Wie drücken wir die Altersfreigabe auf 6, damit auch ja viele Familien/Kids ins Kino gehen und wir genug Geld mit dem Film verdienen können?" Letztendlich wurden zwei Szenen rausgeschnitten, die als "besonders verstörend" eingestift wurden.
Weiß nicht, ob das zu Zeiten von HP 1 schon galt, aber inzwischen dürfen Kinder unter 12 in Begleitung ihrer Eltern in Filme ab 12. Das heißt, die Filme müssen nicht mehr geschnitten werden und die Eltern entscheiden, ob ihr Kind den Film aushalten kann.
Funkensee
... aber die Dozentin hat zu Anfang noch extra betont, dass es vollkommen okay ist, wenn es jemandem zu viel wird, wir sie jederzeit darauf ansprechen können, zur Not eine Wiki-Zusammenfassung reicht und wir auch den Raum verlassen dürfen, wenn es ganz schlimm ist.
Das ist doch ein super Angebot. Zudem es so gehalten ist, dass jeder für sich entscheiden kann, ab wann es zu viel wird, ohne explizit alles aufzählen zu müssen, was vorkommen kann, was in diesem Rahmen eigentlich glasklar sein sollte.
Bezogen auf Fanfictions und Freie Arbeiten bin ich immer noch dafür, eine allgemeine Warnung zu geben, die nur für diejenigen spezifiziert wird, die das möchten. In den meisten Fällen ist die Sachlage von vornherein klar.
Selbst wenn es ein kindliches Fandom ist, sollte man sich beim Lesen von 18 und AVL klar sein, dass es hier nicht mehr infantil zugeht, sondern My Little Ponys auch mal sexuell aktiv sind oder bei AVL graphische (sexuelle) Gewalt vorkommen kann (alles schon gelesen).
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
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Panthera
Severin Sesachar
Nach inzwischen langjährigem Schuldienst kann und muss ich dir leider attestieren, dass Schullektüren NIE auf ihre tatsächliche Tauglichkeit in Bezug auf die Altersgruppe geprüft werden, da jede Schule und jeder Fachbereich individuell für sich entscheiden kann ...Anderes Bundesland? Wir hatten damals bundesland übergreifende Lektürenlisten für die verschiedenen Jahrgangsstufen, die vom Oberschulamt geliefert wurden. Das ändert sich alle paar Jahre, aber alle Schüler, die zur selben Zeit wie ich in der Schule waren, haben dasselbe gelesen. Auch im Bereich Sprachen.
Was du erlebt hast, würde heutzutage einen Shitstorm der Elternschaft auslösen. Der Lehrer würde geteert und gefedert werden. ^^
Genau - heute.
Heute geht man etwas sensibler an so etwas heran, warum wir hier auch über Triggerwarnungen und wie man sie gestalten kann, diskutieren. Weil wir alle sensibler geworden sind (zumindest die Mehrheit). Pauschal zu sagen "braucht es nicht, ist eh nur geschriebenes Wort und man kann ja bei jedem Satz aufhören" ist deshalb ein Problem. Auch, weil es so nicht funktioniert. Um zu merken, dass mich eien Szene verstört, muss ich erst mal entsprechend viel gelesen haben. Die Stimmung und das Grundbild sind dann schon da, wenn es eskaliert und etwas kommt, worauf ich nicht vorbereitet war und das mich kalt erwischt. Das Lesen verstört mich da auch deutlich mehr als ein Film. Da verrät die Musik oft schon, was kommt, die Bildeinstellung (Farbe + Kontrast) und die von Schauspielern getragene Anspannung. Dann guck ich weg. Easy. Beim Lesen geht das nicht so einfach ...
Ich möchte anmerken, dass die FSK-Angaben auch sehr willkürlich sind. "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ist ein Paradebeispiel für "Wie drücken wir die Altersfreigabe auf 6, damit auch ja viele Familien/Kids ins Kino gehen und wir genug Geld mit dem Film verdienen können?" Letztendlich wurden zwei Szenen rausgeschnitten, die als "besonders verstörend" eingestift wurden.
Weiß nicht, ob das zu Zeiten von HP 1 schon galt, aber inzwischen dürfen Kinder unter 12 in Begleitung ihrer Eltern in Filme ab 12. Das heißt, die Filme müssen nicht mehr geschnitten werden und die Eltern entscheiden, ob ihr Kind den Film aushalten kann.
Das war damals schon so, hat Eltern aber abgeschreckt, zumal es noch mehr Widerstand gegen HP gab als heute. Heute sind Eltern (ehemalige) HP-Fans dieser Zeit. ^.^
Noch am Rande bemerkt: P18 ist nicht gleich (graphischer) Sex. P18 kann auch für Games wie "Assassin's Creed" vergeben werden, weil dort mal unflätige Wörter fallen und man Auftragsattentate durchführt. Und es ist egal, ob Ubisoft da ein Feature eingespeist hat, das die Darstellung von Blut auf Wunsch unterdrückt: P18 ist P18 aufgrund des Themas. Mit graphischer Darstellung hat das auf das Medium bezogen gar nichts zu tun. ^.^
[FunFact: Die Sexszene aus "Brotherhood", in der man keine betreffenden Körperteile oder tatsächliche Aktionen gesehen hat - abgesehen von Silhouetten/Schatten - ist in den USA und in DE zuerst rausgeschnitten worden und war nur in der Österreich-Ausgabe drauf (weshalb ich mir damals die gekauft habe, da uncut); in den späteren Auflagen war die Szene dann regulär enthalten - übrigens eine absolut harmlose Szene, komplett consencual, der Kerl lag unten und die Frau hatte das Sagen. In jedem zweiten Hollywoodstreifen sieht man heutzutage mehr bei P12. Aber nö. PÖSE, Cut! Blutvergießen? Läuft, hau rein!]
~ Ezio Auditore da Firenze
Panthera
Tintenstreuner
Bei einem Spoiler geht es ja darum, dass das eigene Erlebnis der Geschichte durch Vorwegnehmen von Überraschungen verdorben wird, sodass man die Geschichte nicht mehr auf dieselbe Weise genießen kann ...Genau das tut eine ausführliche Triggerwarnung. Ich möchte zuvor nicht wissen, ob jemand (zum Beispiel) stirbt. Schon gar nicht, an welcher Stelle (wenn ich an Kapitelwarnungen denke, wie ich sie oft sehe).
Allgemein kann man meinetwegen warnen. Achtung, es könnten für manche verstörende Themen enthalten sein. Warum braucht es da detaillierte Aufzählungen, die sowieso nicht alles enthalten können, was (klinisch) triggernd wirken kann? Man kann auch eine Möglichkeit schaffen, das Ganze abzurufen, aber doch bitte nicht mitten in der Geschichte oder gleich am Anfang.
Ja, je konkreter die Triggerwarnung, desto eher ist sie gleichsam ein Spoiler.
Aber: Dieselbe Argumentation, die Du für Trigger (ohne Warnung) anbringst, nämlich mit dem Lesen abzubrechen, sobald Du etwas nicht mehr lesen magst, gilt doch ebenfalls für Spoiler: Wer weder Trigger hat, noch gespoilert werden will kann ein Kapitel/Vorwort, das explizit Triggerwarnungen enthält, einfach überspringen! Insofern ist es noch viel besser, das als erstes Kapitel voranzustellen - so kannst Du dieses Kapitel überspringen, ohne danach im Einzelnen noch getriggerspoilert zu werden!
Diejenigen, die gerne vor Triggern gewarnt werden wollen, nehmen die Spoiler billigend in Kauf.
Problem ohne (explizite, kapitelbezogene) Warnung: Derjenige, der auf so eine Stelle stößt, die er nicht lesen möchte, ist im Blindflug unterwegs, weil er nicht weiß, bis wohin er überspringen/blättern muss - nicht jeder Autor reagiert auf PN, gerade, wenn die Texte schon älter sind.
Spontan (und hier vermutlich nicht umsetzbar?) würde ich eine Funktion beim Upload begrüßen, ein Feld ähnlich der KB, in der man alle potentiellen Trigger eintragen kann - dieses Feld ist für den Leser immer ausgegraut, da es erst aktiv anklicken muss, um es lesen zu können - wie die Spoiler auf manchen Websites.
Außerdem möchte ich anmerken, dass gerade einem gut geschriebenen Text eine gewisse Anziehungskraft innewohnen kann, welche dazu führt, dass man möglicherweise weiter liest, als es einem rückblickend gut tut. Hiervor kann natürlich die beste Triggerwarnung nicht bewahren, aber zumindest kann sie darauf vorbereiten, was kommt, sodass man die Geschichte entweder komplett meidet oder halbwegs informiert einsteigt. Wie auch bei einem Spoiler: wenn man weiß, was kommt, ist die Überraschung entzaubert, das allein kann schon helfen.
Ich gehe beispielsweise stets gespoilert ins Kino, weil ich Überraschungen nicht mag und einen Film (oder auch ein Buch) besser genießen kann, wenn ich ungefähr weiß, was kommt.
Den letzten Post von Amatra würde ich gerne liken! Am besten jeden Absatz einzeln!
Eigentlich wollte ich nur Panthera noch mal antworten.
Panthera
Im Forum ist dies nur mit P12 möglich, von daher stolpert man eher nicht über Trigger, weil nichts beschrieben werden darf. Das hier ist sozusagen eine beinahe geschützte Umgebung. Bei einfacher Erwähnung ist die Triggerwahrscheinlichkeit gering.
Zudem der Titel "Triggerwarnungen" lautet, von daher klar ist, dass hier darüber diskutiert wird. Man kann das kaum tun, ohne bestimmte Dinge zu erwähnen.
Wenn ein Thema mehrfach erwähnt wird, kann das trotzdem Stress auslösen. Deswegen wollte ich es vorsichtshalber anmerken. Es tut mir ja nicht weh, aber dem einen oder anderen erleichtere ich dadurch vielleicht das Leben. Ich versuche, anderen Menschen nicht mit einer Nach-mir-die-Sintflut-Haltung zu begegnen.
So, wie du das Ganze beschreibst, hast du die erwähnte Szene komplett gelesen. Warum? Wenn du für dich genau weißt, welche Themen dich triggern?
Der Grund dafür, dass ich erst heute antworte, ist, dass ich mich gestern nicht in der Lage gefühlt habe, diese Aussage sachlich-neutral zu beantworten. Auch heute noch interpretiert mein Kopf das hartnäckig als "du bist selbst schuld". Ich hoffe einfach mal, dass du das nicht so gemeint hast.
Ich hatte an dieser Stelle und von diesem Autor (Walter Moers schreibt sonst skurril-phantastisch, auch über ernstere Themen, die durchaus vorkommen, aber in den übrigen Zamonien-Romanen niemals düster werden) überhaupt nicht erwartet, in eine solche Situation zu geraten und solche Empfindungen zu haben. Dazu war es auch das erste Mal überhaupt, dass mir so etwas passiert ist, eben gerade weil ich Bücher, die sich explizit mit für mich nicht erträglichen Themen beschäftigen, meide. Eine Warnung hätte mir eben gerade geholfen, eine Situation zu vermeiden, der ich allein nicht aus dem Weg gegangen bin, weil ich sie nicht erwartet hatte. Ich habe die ganze Zeit darauf gehofft, dass die Szene gleich vorbei sein wird und war völlig überrumpelt-irritiert, dass da passiert, was eben passiert.
Genau bei diesem "und" kann man das Buch zusammenklappen und hat nicht schon 24 Bilder gesehen, die die Emotionen auf dem Gesicht des Opfers zeigen. Weil ein paar Sekunden verstreichen, bis jemand Stopp oder Pause drücken kann (je nach Medium).
Man stolpert in geschriebenen Texte nicht mitten in eine Szene, wie es in bildhaften Medien passieren kann. Es wird nicht umsonst ein Unterschied zwischen Telemedien und dem geschriebenen Wort gemacht. Für Telemedien gibt es strengere Vorgaben, weil sie eine ganz andere Wirkung erzielen als Bücher. Hier gibt es nur wenige Einschränkungen.
Bei geschriebenen Texten braucht man aber länger, um sich zu orientieren. Es kann passieren, dass man einige Sätze liest und erst beim fünften oder zehnten Satz werden einem die Implikationen bewusst, weil man ein entscheidendes Stück Information bekommt, das alles in ein neues Licht rückt. Hätte man die besagte Filmszene in einen Text transformiert, genau so, wie man sie im Bild gesehen hat, hätte sie mit der Beschreibung von Bewegung begonnen. Die junge Frau wacht auf, ihr Körper bewegt sich, da sind rhythmische Erschütterungen. Sie stellt fest, da ist ein Gewicht auf ihr, der ganzen Länge nach auf ihrem Rücken, was sie aus ihrer Bauchlage heraus nicht mit den Augen erfassen kann. Dann hätte sie vermutlich Schmerz wahrgenommen, diffus in ihrer Körpermitte. Und dann wäre ihr erst bewusst gewrden, was sich da wo bewegt und was das heißt. So jedenfalls war die Bildsprache und so würde man sie eins zu eins in Text übersetzen. An welcher Stelle sollte man da rechtzeitig das Buch zuschlagen? Doch sicher frühestens beim Schmerz - aber wahrscheinlich erst, wenn die Quelle der Bewegung und des Schmerzes identifiziert ist. An dieser Stelle wäre aber gerade die Tatsache, dass da etwas mit ihr passiert, was sie nicht beeinflussen kann, schon für den Leser verstörend gewesen bzw. war es für den Zuschauer.
Genau das tut eine ausführliche Triggerwarnung. Ich möchte zuvor nicht wissen, ob jemand (zum Beispiel) stirbt. Schon gar nicht, an welcher Stelle (wenn ich an Kapitelwarnungen denke, wie ich sie oft sehe).
Allgemein kann man meinetwegen warnen. Achtung, es könnten für manche verstörende Themen enthalten sein. Warum braucht es da detaillierte Aufzählungen, die sowieso nicht alles enthalten können, was (klinisch) triggernd wirken kann? Man kann auch eine Möglichkeit schaffen, das Ganze abzurufen, aber doch bitte nicht mitten in der Geschichte oder gleich am Anfang.
Abgesehen von dem sehr konkreten Beispiel des Charaktertodes (bei dem ich das Gefühl, gespoilert worden zu sein, nachvollziehen kann) beziehen sich die meisten typischen Trigger aber nicht auf Boah-Wow-Geil-Momente, die einem vorweggenommen werden. Normalerweise handelt es sich um unangenehme, abstoßende oder widerwärtige Dinge. Ich bleibe dabei, ich finde es verstörend, wenn man es gerade als Vergnügen empfindet, sich von solchen Dingen überraschen zu lassen bzw. sich um dieses Vergnügen betrogen fühlt, wenn die Überraschung zunichte ist.
Nein, das war von meiner Seite wertfreies Nachfragen, weil ich selbst gnadenlos abbreche, wenn ich über Inhalte stolpere, die mir übel aufstoßen oder mich aufregen. Das fällt mir bei Texten leichter als bei Telemedien (heißt, ich merke früher, was los ist).Tintenstreuner
Auch heute noch interpretiert mein Kopf das hartnäckig als "du bist selbst schuld". Ich hoffe einfach mal, dass du das nicht so gemeint hast.
Wenn ich so zurückdenke, dann waren es immer Filme/Serien, die mich mit Themen überfallen haben, mit denen ich gerade nicht konfrontiert werden wollte, wobei es nicht um Trigger ging. Ich reagiere dann nicht mit Flashbacks oder Episoden, sondern einfach empfindlicher als sonst.
Zum Beispiel das Ableben eines Charakters, wenn ich aktuell mit dem Verlust eines nahestehenden Menschen zu kämpfen hatte. Da in Szenen zu stolpern, in denen die Realität abgebildet zu sein scheint, muss ich nicht haben. Und konnte ich in Geschichten besser handhaben, wenn ich sie nicht gerade prüfe, dann muss ich da durch.
Da ich sehr viele unterschiedliche Texte durchgehe, sehe ich auch die gängige Handhabe von Warnungen.
Als Prüfer freue ich mich natürlich darüber, wenn vor Sexszenen, sexuelle Gewalt, Tod und anderen Dingen im entsprechenden Kapitel gewarnt wird. Macht die Arbeit leichter.
Als Leser würde mich das nerven. Das erinnert mich an die Handhabung in einem anderen Archiv, wo man dazu gezwungen ist, Kapitel ab 18 extra zu markieren. Das mache ich lieber mit der kompletten Geschichte.
Genauso mit den Warnungen, die man ja nicht auf eine Weise spezifizieren muss, die einen förmlich anspringt. Im Vorwort finde ich das auch nicht so toll, wenn ich dieses weglassen muss, obwohl mich interessiert, wenn ein Autor über die Entstehung und/oder Intention seiner Geschichte erzählt. Da bin ich immer noch dafür, das mit einem Link zu einer Aufzählung zu lösen oder eben per PN, wenn ein Leser diese Hinweise benötigt.
Tintenstreuner
... Die junge Frau wacht auf, ihr Körper bewegt sich, da sind rhythmische Erschütterungen. Sie stellt fest, da ist ein Gewicht auf ihr, der ganzen Länge nach auf ihrem Rücken, was sie aus ihrer Bauchlage heraus nicht mit den Augen erfassen kann. Dann hätte sie vermutlich Schmerz wahrgenommen, diffus in ihrer Körpermitte. Und dann wäre ihr erst bewusst gewrden, was sich da wo bewegt und was das heißt. So jedenfalls war die Bildsprache und so würde man sie eins zu eins in Text übersetzen.
An welcher Stelle sollte man da rechtzeitig das Buch zuschlagen?
Das Beispiel ist interessant, aber schwer einzuordnen, ohne den Kontext zu kennen. Stammt es aus einem Thriller? Aus einer Romance? Aus Fantasy?
Das heißt, rechne ich mit Gewalttaten oder eher mit Friede, Freude, Eierkuchen?
Gegenbeispiel: My Little Pony-Fandom.
Bei zufälliger Prüfung gerät man in eine Geschichte, die mit 12 ausgezeichnet ist, die Pferdchen aber Unaussprechliches tun.
Schocker, wenn man an die Stellen kommt, mit denen man nicht gerechnet hätte.
Dann gibt es wieder Geschichten, die mit AVL gekennzeichnet sind, ganz anderes Lesegefühl. Ich bin dann immer noch nicht begeistert, wenn es hier (sagen wir) schräg zugeht, aber es ist klar, dass AVL kaum plüschig gemeint sein wird (es sei denn, es wäre falsch gesetzt).
Deshalb ist es schwer, die obige Szene zu beurteilen, ohne zu wissen, wie sie einsortiert und gekennzeichnet wurde. Ginge es hier um 18/AVL und noch Thriller/Dark/Krimi/Dystopie (oder Ähnliches) würde ich das Lesen ziemlich schnell sein lassen.
Steht in der Kurzbeschreibung dann noch, dass es hier düster und brutal zugeht, reicht mir das, um einen Bogen um die Story zu machen.
Wie gesagt, aus der Erfahrung heraus, unzählige Texte geprüft zu haben, werden Warnungen zu inflationär verwendet. Muss man vor einer Essstörung warnen, wenn zwar ein Charakter darunter leidet, aber nie näher darauf eingegangen wird?Tintenstreuner
Normalerweise handelt es sich um unangenehme, abstoßende oder widerwärtige Dinge. Ich bleibe dabei, ich finde es verstörend, wenn man es gerade als Vergnügen empfindet, sich von solchen Dingen überraschen zu lassen bzw. sich um dieses Vergnügen betrogen fühlt, wenn die Überraschung zunichte ist.
Inzwischen wird ja sogar vor Sexismus gewarnt. 😦
So gesehen können Warnungen an sich schon als Trigger verstanden werden.
Bisher bin ich wissenschaftlich nicht vom Nutzen dieser Warnungen überzeugt worden. Die Studien sind rar und die Ergebnisse durchwachsen.
Siehe zum Beispiel die Studie der Havard University (2018), in der untersucht wurde, was allgemein gehaltene Warnungen wie "Warnung: Die nachfolgenden Szenen können verstörende Inhalte enthalten, die v.a. bei Menschen mit traumatischen Erfahrungen Angstzustände auslösen können". Das Ergebnis war, dass Probanden angespannter und ängstlicher reagierten als diejenigen, die gar nicht gewarnt wurden.
Wobei es auch gegenteilige Studien gibt, die sich alle irgendwie gegenseitig aufheben. Für mich ein Hinweis, dass die Wirksamkeit nicht nachweisbar ist, weil sie nicht existiert oder nicht in dem Ausmaß, wie gern behauptet wird.
in lässiger Aufmachung einen Song spielte, den sie sich schon mindestens fünfhundert Mal angehört hatte.
Ripped of Emotions. ‒ Ihre Hymne. Ihr Credo. Ihr abendliches Gebet.
‒ JD Ellliott, Musik im Blut, Manhattan City Lights 8 ‒
Uff, was für ein Thread ... nun gut, ich meine, ich muss meinen Senf dazugeben - wenigstens einmal.
Ich finde TWs ziemlich wichtig - einfach aus dem Grund, da es doch sehr viele anonyme und schweigsame Opfer gibt. Deshalb Loulou Go: Ich finde es sehr gut, dass du darüber nachdenkst.
@Tintenstreuner, ich verstehe dich absolut. Manchmal liest man weiter, einfach weil es Autorin gibt, die das nur minimal ansprechen, sodass es in zwei Absätzen vorbei ist und dann gibt es jene, die das auf 2k langziehen - mit unterschiedlichen Effekten. Aus diesem Grund liest man manchmal ungewollt weiter und man wird auch nicht zwingend SOFORT getriggert. Manchmal kommt das erst danach und dann erwischt es einen eiskalt, wenn man mental nicht darauf vorbereitet war. Wenn ich vorher weiß, was kommt, fühle ich mich einfach wohler, zumal ich Tage habe, an denen ich mit gewissen Themen umgehen kann und andere, an denen ich es nicht kann.
Ebenso finde ich nicht, dass es Spoiler sind oder man Aufmerksamkeit erhaschen will, nur weil man es in die KB packt. Ich schreibe es als Randnotiz in die KB, einfach mit den Worten: Beachtet die TWs bliblablub. Am Ende und in Klammern, aber so umgehe ich es, dass jemand das überhaupt anklickt, den so etwas nicht interessiert oder der nicht mit umgehen kann. Eine ausführliche Auflistung erfolgt dann in einer ganz ordinären Liste am Anfang der Geschichte und bisher war das auch noch nie für irgendeinen Leser ein Spoiler -zumindest habe ich es so gesagt bekommen. Eine Warnung für Kapitel, wende ich tatsächlich nur für Smut an. Verurteilt mich, aber da gebe ich die Möglichkeit zu überspringen, wohingegen die anderen Dinge wahrhafte Bestandteile der Geschichte sind, die einfach dazu gehören → deshalb die Warnung vorab. Es geht einfach darum, dass wenn die Prota depressiv ist, sie das nicht nur in einem Kapitel sein wird, falls dazu jemand fragen hat. Es ist ein allgemeines Krankheitsbild und dementsprechend ... es lässt sich nicht einfach überspringen. Das kostet mich zwar vermutlich ein paar Leser, aber sei's drum. Manche lesen meine Sachen nur wegen der düsteren Themen und weil sie sich davon angesprochen fühlen, andere meiden sie.
Als Schlusswort meinerseits lässt sich sagen, dass ich als Leser sehr dankbar für TWs bin und sie mir schon am Anfang der Geschichte als kleine Liste ausreichen. Es geht lediglich darum, dass ich weiß, worauf ich mich einstellen muss, dass ich das Buch vll an manchen Tagen nicht lesen sollte und ja ... es ist für mich auch kein Spoiler, weil man ja nie weiß, ob dieses Thema am Rande angesprochen oder vertieft wird oder welcher Charakter betroffen ist und Zeug wie das. Im Gegenteil: Es ist immer noch alles offen und lediglich ein Vermerk dessen, dass irgendwo etwas auftauchen könnte, das gewisse betroffene reizen könnte.