FanFiktion.de - Forum / Schreibwerkstatt - Freie Arbeiten – Prosa / [Freundschaft, Drama, P12] Ich bin eine Prinzessin, aber ...
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Rang: Unbeschriebenes Blatt
Beitrag #1, verfasst am 11.03.2023 | 01:44 Uhr
Ich würde mich freuen, wenn mir hier Feedback zu meiner Geschichte gegeben wird. Egal, ob positiv oder negativ, hauptsache es kommt Rückmeldung. Ist leider nicht auf jeder Seite der Fall. Ziel der Geschichte war die Entstehung einer Light Novel. Ich muss aber hinzufügen, es war mein erster Gehversuch in diese Richtung und auf Deutsch ist die im Handel erhältliche Auswahl eher übersichtlich, die als Orientierungshilfe dienen könnten.
Meine Fragen:
Wie wirkt der vorgestellte Teil insgesamt?
Gibt es zu wenig Handlung, geht sie zu langsam voran?
Wie ist der Schreibstil? Zu langatmig? Zu umständlich?
Wie ist es inhaltlich? Gibt es verwirrende Stellen?
Kurzbeschreibung:
„Sicher habt ihr schon öfters die Titelblätter von Mangas gesehen, auf denen Mädchen in Schuluniform posieren und diese mit ihrer Oberweite beinahe sprengen. Nun, so eines bin ich nicht. Ich bin von eher kleinem Wuchs, habe krauses dunkles Haar, schlechte Augen und finde mich auch ansonsten wenig ansehnlich. Mein Babyspeck tut sein Übriges. Ich bin nichts Besonderes – jedenfalls nicht im positiven Sinn.“
So beschreibt sich Ai Nakamura. Ihr geringes Selbstvertrauen macht sie zu einem leichten Ziel für abfällige Bemerkungen, besonders von einer Mitschülerin. Doch auch sie hat Freunde, die zu ihr stehen und ihr helfen ihr Leben zu meistern. Wer weiß, vielleicht ist doch nicht alles so aussichtslos, wie es scheint …
Eine Light Novel im Slice of Life-Stil über eine sich unterschätzende Oberschülerin auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben.
Meine Fragen:
Wie wirkt der vorgestellte Teil insgesamt?
Gibt es zu wenig Handlung, geht sie zu langsam voran?
Wie ist der Schreibstil? Zu langatmig? Zu umständlich?
Wie ist es inhaltlich? Gibt es verwirrende Stellen?
Kurzbeschreibung:
„Sicher habt ihr schon öfters die Titelblätter von Mangas gesehen, auf denen Mädchen in Schuluniform posieren und diese mit ihrer Oberweite beinahe sprengen. Nun, so eines bin ich nicht. Ich bin von eher kleinem Wuchs, habe krauses dunkles Haar, schlechte Augen und finde mich auch ansonsten wenig ansehnlich. Mein Babyspeck tut sein Übriges. Ich bin nichts Besonderes – jedenfalls nicht im positiven Sinn.“
So beschreibt sich Ai Nakamura. Ihr geringes Selbstvertrauen macht sie zu einem leichten Ziel für abfällige Bemerkungen, besonders von einer Mitschülerin. Doch auch sie hat Freunde, die zu ihr stehen und ihr helfen ihr Leben zu meistern. Wer weiß, vielleicht ist doch nicht alles so aussichtslos, wie es scheint …
Eine Light Novel im Slice of Life-Stil über eine sich unterschätzende Oberschülerin auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben.
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Rang: Unbeschriebenes Blatt
Beitrag #2, verfasst am 11.03.2023 | 01:45 Uhr
Kapitel 1 (erste Hälfte)
Wir schreiben heute den 14. Februar. Es ist Valentinstag, jenes Datum, für das wir Mädchen in Japan uns die Mühe geben Schokolade herzustellen. Natürlich ernten wir dafür keine Kakaobohnen und rösten sie so lange, bis sie zu Schokolade werden. Daher ist die Bezeichnung „herstellen“ etwas irreführend. Aber wir kaufen diese, und geben ihr eine neue Form für den Menschen, den wir lieben. Auch ich bin keine Ausnahme. Mein Name ist Ai Nakamura, ich bin siebzehn Jahre alt und ich besuche die elfte Klasse der Oberschule.
Eines vorweg: sicher habt ihr schon öfters die Titelblätter von Mangas gesehen, auf denen Mädchen in Schuluniform posieren und diese mit ihrer Oberweite beinahe sprengen. Nun, so eines bin ich nicht. Ich bin von eher kleinem Wuchs, habe krauses dunkles Haar, schlechte Augen und finde mich auch ansonsten wenig ansehnlich. Mein Babyspeck tut sein Übriges.
Warum ich dennoch Schokolade hergestellt habe, wenn ich mich nicht liebenswert finde? Gute Frage. Es war eine Mischung aus Übermut und Tollkühnheit, die mich dazu anstachelte. Es ist tatsächlich so, dass mir nur sehr wenig Fähigkeiten mitgegeben wurden. Aber auch ich sehne mich nach einer zärtlichen Berührung, Zweisamkeit und den Worten „Ich liebe dich!“.
Darüber hinaus koche ich sehr gerne und es hat mich schon immer gereizt einmal Schokolade für meinen Liebsten herzustellen. Die Anfertigung war die eine Aufgabe. Die andere und wesentlich schwierigere ist es das Naschwerk zu überreichen und damit Farbe zu bekennen. Wie gesagt, ich bin optisch nichts Besonderes, wenigstens nicht im positiven Sinne.
Der Junge, der es mir angetan hat, könnte einem Shojo-Manga entstiegen sein. Er ist der Traum der meisten Mädchen an unserer Schule und ein geistiger Überflieger. Man sagt, er sei eine der großen Hoffnungen Japans und würde in der Zukunft sicher einmal eine DER Führungspersönlichkeiten werden. Ihr seht, wie groß die Kluft ist, die ich zu überwinden habe.
Nichtsdestotrotz habe ich kleine Pralinen in Herzform für ihn hergestellt und diese in einer hübschen Box zurechtgemacht. Ich bin mir sicher, von all den Geschenken, die er heute erhalten wird ist meines das unauffälligste und so schäbig wie ich selbst. Mein ganzer Körper zittert bereits wie Espenlaub, wenn ich nur daran denke sie ihm zu überreichen.
Bis der Unterricht nach der Pause fortgeführt wurde dauerte es noch etwas. Mit einer Schachtel in Händen betrat ich den fremden Klassenraum und steuerte zielstrebig einen bestimmten Tisch an, an dem ein Junge saß, der mir mit die Welt bedeutete.
„Masao, ich habe hier Schokolade zum Valentinstag für dich.“
„Freundschaftsschoko?“
„Freundschaftsschoko!“
„Eine andere würde ich von dir auch nicht annehmen.“
„Was soll das denn bedeuten?“
„Ich weiß doch, dass in deinem Herzen nur Platz für Ito-san ist. Würdest du mir also andere Schokolade schenken wäre ich lediglich ein Lückenfüller.“
Dagegen ließ sich nichts sagen. Der Name meines Prinzen war Hideaki Ito und meine Zuneigung zu ihm, soweit sich dies mit meiner Lebenserfahrung sagen ließ, unsterblich. Allerdings hieß Ito-san verfallen zu sein, einen Stern zu lieben. Man sah ihn zwar aus der Ferne und war nahe genug um seine Anmut erfassen zu können, allerdings erreichte ihn meine Zuneigung nicht, egal, wie sehr ich auch meine Hände nach ihm ausstreckte.
„Willst du ihm deine Liebe nicht langsam einmal gestehen? Egal, was dabei auch herauskommt, du wüsstest endlich woran du bist.“
„Nakamura-san, was ist mit uns?“
„Sind wir dir keine Schokolade wert?“
Die Zwillinge Kazuki und Kazuko unterbrachen Masaos Gedankengänge.
„Für euch gibt es Pocky.“
„Waaah! Vielen Dank. Nakamura-san, du bist wahrlich eine Heilige.“
„Seht nur! Die Otaku-Prinzessin verteilt Schokolade an ihr Gefolge! Welcher von den Dreien ist denn dein Auserwählter?“
Gut, das war der unschöne Teil daran, wenn ich meine Freunde in ihrem Klassenzimmer besuchte. Masao, Kazuki und Kazuko waren nämlich Gründungsmitglieder des „Klubs zur Erforschung von Medien alternativer Realitäten“, dem Manga- und Animeklub unserer Schule. Darüber hinaus waren sie auch die Einzigen, die dieser Organisation angehörten. Neben mir.
Dass sich ein Mädchen mit diesen Außenseitern einließ hatte einst durchaus Wellen geschlagen und mich zu einer Art lebendem Kuriosum an unserer Schule werden lassen. Es gab den Yeti, das Monster von Loch Ness – und mich, die Otaku-Prinzessin. Und wie bei meinen Artgenossen wollte sich ein jeder meiner Schulkameraden von meiner Existenz überzeugen. Dies führte dazu, dass unser Klubraum zeitweise sehr stark frequentiert wurde – ohne, dass wir auch nur ein neues Mitglied rekrutieren konnten. Zeitweilig hatten wir überlegt, ob wir nicht Poster und Autogramme von mir anbieten sollten.
Aber so schnell wie ich zu einer Legende geworden war ebbten meine 15 Minuten Ruhm auch wieder ab. Ein Mädchen, das sich mit Otakus umgab war etwas Besonderes. Nur ich an sich war es nicht. Ich war klein, hatte strubbeliges schwarzes Haar und Babyspeck. Auch im Gesicht. Dazu kam eine nicht nennenswerte Oberweite. Eine Schönheit, die über Kreaturen herrschte, die ihrer nicht würdig waren, das hätte einen Fetisch bedient. Aber so waren wir vier Außenseiter, deren Hobbys nicht mit der restlichen Schulwelt vereinbar waren.
Dabei war ich nicht einmal ein sonderlicher Animefan. Ich war mehr so etwas wie ein Phantommitglied. Es gab eben eine Mindestanzahl an Schülern, die den Fortbestand ihres jeweiligen Klubs sichern mussten.
„Du wolltest dich doch schon immer einmal für meine Nachhilfestunden revanchieren. Jetzt ist die Gelegenheit.“
„Als ich das zu dir gesagt habe, dachte ich eigentlich an etwas anderes. Ich wollte dir ein Bento machen oder dir ein Stück Kuchen ausgeben.“
„Wir würden dir auch entgegenkommen. Du könntest den Klubraum mit uns nach Gutdünken benutzen. Außerdem würden wir das Aufräumen übernehmen. Und es gäbe Süßigkeiten.“
Letzteres war das ausschlaggebende Argument mich unter Vertrag nehmen zu lassen.
Es war nicht so, dass ich unbedingt auf Masaos Nachhilfestunden angewiesen war. Als schlechte Schülerin konnte man mich nicht gerade bezeichnen. Aber Masao hatte das Talent Stolperfallen im Lehrstoff aufspüren und auf den Punkt bringen zu können. Das war gerade für Tests sehr nützlich. Außerdem stellte seine Mutter die tollsten Süßspeisen aus ihrer europäischen Heimat her. So etwas war mein Schwachpunkt. Bessere Noten und Naschkram für lau – ich war schließlich auch nur ein Mensch.
Masao war in allen Fächern auf hohem Niveau – aber dennoch kein Vergleich mit Ito-san. Ich dagegen konnte zumindest grundsätzlich ganz gute Noten garantieren, außer in Englisch. Es gab aber ein Fach, dem meine ganze Leidenschaft galt: Biologie. Es gibt praktisch kein Wissen im Lehrstoff, welches ich nicht aufgesogen habe. Stellte unser Lehrer dazu eine Frage antwortete ich meist wie aus der Pistole geschossen.
„Was sind Cephalopoda?“
„Kopffüßler“.
„Wofür ist die Pankreas zuständig?“
„Zur Bildung der Verdauungssäfte.“
(Vielleicht macht ihr euch Notizen. Es könnte sich im Unterricht noch als nützlich erweisen. Oder wenigstens in einer Quizsendung.)
„Welches Tier weist eine warzige, drüsenreiche Haut und eher kurze Hinterbeine auf?“
Noch bevor ich damals die richtige Antwort „eine Kröte“ geben konnte, war aus dem hinteren Bereich der Klasse laut „Ai Nakamura“ zu vernehmen. Autsch. (Okay, diese Antwort müsst ihr euch nicht aufschreiben). Ai Nakamura – das ist, wie gesagt, mein Name. Müßig zu erwähnen, dass ich auf diese Aussage hin am liebsten bittere Tränen vergossen hätte. Aber diese Genugtuung wollte ich meinen Mobbern nicht geben. Unser Lehrer hatte diese wohl nicht vernommen. Oder er wollte sich keine zusätzliche Arbeit aufhalsen. Jedenfalls lautete sein Kommentar zu meinem Schweigen nur: „Nun, man kann nicht alles wissen.“ Ich hingegen musste mehrmals heftig schlucken und brachte damals keinen Ton mehr heraus.
Wie es nun einmal im Leben so ist, ab diesem Zeitpunkt hatte ich in meiner Klasse einen neuen Spitznamen weg: „Krötenmädchen“. Nicht sehr schmeichelhaft. Aber immer noch besser als etwa „Krötenhexe“. Dagegen war die spöttische Bezeichnung als „Prinzessin“ richtig schmeichelhaft. Man sollte alles positiv sehen. Dennoch. So etwas erschüttert das Selbstvertrauen eines Menschen in den Rest der Menschheit – und sich selbst. Gerade wenn man ein Mädchen ist, dass ohnehin schon unter seinen Körperformen leidet.
„Ai? Bist du noch da? Du kommst mir ein wenig geistesabwesend vor.“
Masao holte mich in die Gegenwart zurück.
„Wie? Ach so, mir kam es gerade nur so vor, als müsste ich eine Stellungnahme zu meinem Leben abgeben.“
„In Gedanken?“
„Warum nicht? Außerdem, würde ich meine Gedanken stets laut aussprechen, bekäme ich vermutlich noch einen schlimmeren Spitznamen als „Otaku-Prinzessin“ oder „Krötenmädchen“.
„Wie du meinst. Und wirst du heute nun die Gunst der Stunde nutzen um deinem Liebsten deine Gefühle zu gestehen?“
„Ich sehe schon, ich hätte dich nie einweihen sollen.“
„Was heißt hier, du hättest mich eingeweiht?! Du warst zur Nachhilfe bei mir und als du deinen Block rausgekramt hast, waren darauf lauter Regenschirme mit euren Namen darunter gekritzelt. Jeder Mensch der lesen kann hätte das an meiner Stelle ebenso rausgekriegt.“
„Du bist nicht jeder Mensch. Aber wenn schon jemand mein Geheimnis kennt ist es mir lieb, dass du es bist.“
Masao und ich waren im Prinzip wie Geschwister aufgewachsen. Er war mein Nachbar und seit jeher mein bester Freund. Technisch gesehen war er zwar um ein paar Monate jünger als ich, aber dafür der weitaus gefestigtere Mensch. Wäre dies eine romantische Komödie gewesen, hätten sicher einmal zwischen uns Funken romantischer Art gesprüht. Aber dies war die Realität und davon wollten wir beide nichts wissen. Wir hatten früher zusammen gebadet, im selben Bett übernachtet und weitere geschwisterliche Aktivitäten unternommen. Wir liebten uns – aber eben nur als Bruder und Schwester. Ging es dem einen schlecht, kümmerte sich der andere um ihn. So wie Familienmitglieder eben füreinander einstanden. Punkt.
„Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet.“
„Entschuldige, ich hatte das Gefühl es wäre ein weiterer innerer Monolog fällig. Aber um deine Frage zu beantworten: Nein! Ich werde den Mund halten.“
„Aber du hast ihm doch sicher Schokolade gemacht. Soll die Arbeit umsonst gewesen sein?“
„Ich kann sie ihm ja heimlich zukommen lassen. Vielleicht stelle ich sie ihm einfach in seinen Spind, wenn keiner hinsieht?!“
„Was macht es für einen Sinn, wenn er nicht weiß von wem sie kommt?! Dann bist du nur eine weitere seiner vielen Verehrerinnen, die ihm Schokolade schenken. Auf die Weise wird das nie etwas.“
„Selbst, wenn ich ihm eine glühende Liebesbekundung machen würde, hätte eine wie ich keine Chance. Vergiss nicht, ich bin das Krötenmädchen.“
„Oder die Otaku-Prinzessin.“
Masao sagte das derart trocken, dass mir vor Prusten sicher die Milch aus der Nase geschossen wäre hätte ich welche getrunken.
„Siehst du, du kannst über dich selber lachen. Das können die meisten Mädchen an unserer Schule nicht.“
„Da gibt es auch keinen Grund zu lachen. Das sind ausgewiesene Schönheiten.“
„Und das bist du nicht?“
„Ja … nein … Warte, ich muss erst überdenken, welche Antwort ausdrückt, dass ich mich nicht für sonderlich attraktiv halte.“
„Erinnerst du dich eigentlich noch an die Kamera, die meine Mutter früher hatte?“
„Warum?“
„Mit der hat sie doch zahllose Erinnerungen an unsere Kindheit festgehalten.“
Mir schwante Böses.
„Da gibt es doch dieses spezielle Foto, von unserem Strandausflug, auf dem du …“
„Untersteh dich!“
„… dich aller Kleider entledigt hattest, weil es so unsagbar heiß war.“
„Nicht so laut. Wenn dich jemand hört. Außerdem war ich damals erst vier Jahre alt.“
„Trotzdem. Ein Bild der nackten Otaku-Prinzessin hätte an unserer Schule einen gewissen Liebhaberwert.“
Eltern, selbst wenn es nicht die eigenen waren, konnten für heranwachsende Jugendliche wirklich eine echte Gefahr sein.
„Das würdest du nie wagen. So unverschämt bist du nicht.“
„Ich erpresse dich nur zu deinem eigenen Besten.“
„Ich habe also nur die Wahl, ob ich mich selbst demütige oder mich von dir bloßstellen lasse?“
„Keiner verlangst, dass du deine Liebeserklärung vor der ganzen Schule machen sollst. Ich wäre schon mit einem Brief zufrieden, den du deiner Schokolade beilegst. Aber bitte ein bisschen etwas originelleres, als nur ‚Ich liebe dich!‘ und deine Unterschrift.“
„Meinst du vielleicht etwas in diese Richtung:
‚Lieber Ito-san,
seit du mir das erste Mal begegnet bist brennt ein loderndes Feuer in meiner Brust. Dein ganzes Sein ist es, nach dem ich mich verzehre. Jeder Schritt den du tust bringt mein Herz zum Klopfen. In deiner Nähe sein zu können bedeutet für mich zu leben. Kannst du es spüren, das wilde Pochen? Lass unsere Herzen im selben Takt schlagen, dem Rhythmus unserer Leidenschaft. Ich möchte auf ewig bei dir sein und deinen Wegen folgen. Ich liebe dich für immer.‘“
Masao schwieg daraufhin einige Momente lang. Hatten ihn meine Gefühle etwa derart berührt?
„Das war …“
„Umwerfend?! Herzergreifend?! Von Liebe erfüllt?!“
„Ehrlich gesagt klang das als wolltest du ihn stalken. Irgendwann fände man ihn dann eingesperrt in deinem Keller. Viel schlimmer hättest du dich gar nicht ausdrücken können. Würde ich dich nicht so gut kennen hätte ich Angst bekommen.“
Das Urteil war niederschmetternd.
„Versuch doch mehr etwas in diese Richtung:
‚Lieber Ito-san,
du bist für mich ein sehr wichtiger Mensch. Aus diesem Grund habe ich Schokolade für dich gemacht, bin aber zu schüchtern um sie dir persönlich zu überreichen. Ich würde mich freuen, wenn du sie annimmst. Ich bitte dich nicht dich in mich zu verlieben, aber erkenne meine Gefühle für dich an.
In Zuneigung, deine Ai Nakamura.‘“
Das war … besser. Eindeutig. Wer hätte gedacht, dass Masao dermaßen gut Gefühle zum Ausdruck bringen konnte?! Dabei waren es nicht einmal seine eigenen. Ob er den Text vielleicht aus einem Shojo‑Manga abgekupfert hatte?
„Sieh es als Dank für die Freundschaftsschokolade an. Aber lass es nicht zur Gewohnheit werden.“
Masao war wirklich ein Schatz. Ich würde zwar um ein Geschenk zum White Day umfallen, aber wer weiß ob mir diese Zeilen nicht viel kostbarer werden konnten, als jeder weltliche Besitz. Eilig machte ich mich daran noch an Masaos Platz den Brief niederzuschreiben.
„Stopp!!! Was soll das denn werden?“
„Na, ich schreibe auf, was du mir gerade vorgeschlagen hast.“
„Das war zu Inspirationszwecken. Immerhin will ich nicht mit Ito-san zusammenkommen. Sag es gefälligst mit eigenen Worten.“
„Na gut, aber manchmal machst du mir schon das Leben schwer.“
Ich mühte mich redlich meine Gefühle auszudrücken, ohne dass ich dabei gruselig war. Masao warf einen Blick darauf und gab mir ein „Daumen hoch“. Dann war die Pause vorüber und ich musste zurück in meinen eigenen Klassenraum. Davor drückte ich Masao noch richtig stark an mein Herz. Ich war einfach unsagbar dankbar für seine Hilfe.
Wir schreiben heute den 14. Februar. Es ist Valentinstag, jenes Datum, für das wir Mädchen in Japan uns die Mühe geben Schokolade herzustellen. Natürlich ernten wir dafür keine Kakaobohnen und rösten sie so lange, bis sie zu Schokolade werden. Daher ist die Bezeichnung „herstellen“ etwas irreführend. Aber wir kaufen diese, und geben ihr eine neue Form für den Menschen, den wir lieben. Auch ich bin keine Ausnahme. Mein Name ist Ai Nakamura, ich bin siebzehn Jahre alt und ich besuche die elfte Klasse der Oberschule.
Eines vorweg: sicher habt ihr schon öfters die Titelblätter von Mangas gesehen, auf denen Mädchen in Schuluniform posieren und diese mit ihrer Oberweite beinahe sprengen. Nun, so eines bin ich nicht. Ich bin von eher kleinem Wuchs, habe krauses dunkles Haar, schlechte Augen und finde mich auch ansonsten wenig ansehnlich. Mein Babyspeck tut sein Übriges.
Warum ich dennoch Schokolade hergestellt habe, wenn ich mich nicht liebenswert finde? Gute Frage. Es war eine Mischung aus Übermut und Tollkühnheit, die mich dazu anstachelte. Es ist tatsächlich so, dass mir nur sehr wenig Fähigkeiten mitgegeben wurden. Aber auch ich sehne mich nach einer zärtlichen Berührung, Zweisamkeit und den Worten „Ich liebe dich!“.
Darüber hinaus koche ich sehr gerne und es hat mich schon immer gereizt einmal Schokolade für meinen Liebsten herzustellen. Die Anfertigung war die eine Aufgabe. Die andere und wesentlich schwierigere ist es das Naschwerk zu überreichen und damit Farbe zu bekennen. Wie gesagt, ich bin optisch nichts Besonderes, wenigstens nicht im positiven Sinne.
Der Junge, der es mir angetan hat, könnte einem Shojo-Manga entstiegen sein. Er ist der Traum der meisten Mädchen an unserer Schule und ein geistiger Überflieger. Man sagt, er sei eine der großen Hoffnungen Japans und würde in der Zukunft sicher einmal eine DER Führungspersönlichkeiten werden. Ihr seht, wie groß die Kluft ist, die ich zu überwinden habe.
Nichtsdestotrotz habe ich kleine Pralinen in Herzform für ihn hergestellt und diese in einer hübschen Box zurechtgemacht. Ich bin mir sicher, von all den Geschenken, die er heute erhalten wird ist meines das unauffälligste und so schäbig wie ich selbst. Mein ganzer Körper zittert bereits wie Espenlaub, wenn ich nur daran denke sie ihm zu überreichen.
Bis der Unterricht nach der Pause fortgeführt wurde dauerte es noch etwas. Mit einer Schachtel in Händen betrat ich den fremden Klassenraum und steuerte zielstrebig einen bestimmten Tisch an, an dem ein Junge saß, der mir mit die Welt bedeutete.
„Masao, ich habe hier Schokolade zum Valentinstag für dich.“
„Freundschaftsschoko?“
„Freundschaftsschoko!“
„Eine andere würde ich von dir auch nicht annehmen.“
„Was soll das denn bedeuten?“
„Ich weiß doch, dass in deinem Herzen nur Platz für Ito-san ist. Würdest du mir also andere Schokolade schenken wäre ich lediglich ein Lückenfüller.“
Dagegen ließ sich nichts sagen. Der Name meines Prinzen war Hideaki Ito und meine Zuneigung zu ihm, soweit sich dies mit meiner Lebenserfahrung sagen ließ, unsterblich. Allerdings hieß Ito-san verfallen zu sein, einen Stern zu lieben. Man sah ihn zwar aus der Ferne und war nahe genug um seine Anmut erfassen zu können, allerdings erreichte ihn meine Zuneigung nicht, egal, wie sehr ich auch meine Hände nach ihm ausstreckte.
„Willst du ihm deine Liebe nicht langsam einmal gestehen? Egal, was dabei auch herauskommt, du wüsstest endlich woran du bist.“
„Nakamura-san, was ist mit uns?“
„Sind wir dir keine Schokolade wert?“
Die Zwillinge Kazuki und Kazuko unterbrachen Masaos Gedankengänge.
„Für euch gibt es Pocky.“
„Waaah! Vielen Dank. Nakamura-san, du bist wahrlich eine Heilige.“
„Seht nur! Die Otaku-Prinzessin verteilt Schokolade an ihr Gefolge! Welcher von den Dreien ist denn dein Auserwählter?“
Gut, das war der unschöne Teil daran, wenn ich meine Freunde in ihrem Klassenzimmer besuchte. Masao, Kazuki und Kazuko waren nämlich Gründungsmitglieder des „Klubs zur Erforschung von Medien alternativer Realitäten“, dem Manga- und Animeklub unserer Schule. Darüber hinaus waren sie auch die Einzigen, die dieser Organisation angehörten. Neben mir.
Dass sich ein Mädchen mit diesen Außenseitern einließ hatte einst durchaus Wellen geschlagen und mich zu einer Art lebendem Kuriosum an unserer Schule werden lassen. Es gab den Yeti, das Monster von Loch Ness – und mich, die Otaku-Prinzessin. Und wie bei meinen Artgenossen wollte sich ein jeder meiner Schulkameraden von meiner Existenz überzeugen. Dies führte dazu, dass unser Klubraum zeitweise sehr stark frequentiert wurde – ohne, dass wir auch nur ein neues Mitglied rekrutieren konnten. Zeitweilig hatten wir überlegt, ob wir nicht Poster und Autogramme von mir anbieten sollten.
Aber so schnell wie ich zu einer Legende geworden war ebbten meine 15 Minuten Ruhm auch wieder ab. Ein Mädchen, das sich mit Otakus umgab war etwas Besonderes. Nur ich an sich war es nicht. Ich war klein, hatte strubbeliges schwarzes Haar und Babyspeck. Auch im Gesicht. Dazu kam eine nicht nennenswerte Oberweite. Eine Schönheit, die über Kreaturen herrschte, die ihrer nicht würdig waren, das hätte einen Fetisch bedient. Aber so waren wir vier Außenseiter, deren Hobbys nicht mit der restlichen Schulwelt vereinbar waren.
Dabei war ich nicht einmal ein sonderlicher Animefan. Ich war mehr so etwas wie ein Phantommitglied. Es gab eben eine Mindestanzahl an Schülern, die den Fortbestand ihres jeweiligen Klubs sichern mussten.
„Du wolltest dich doch schon immer einmal für meine Nachhilfestunden revanchieren. Jetzt ist die Gelegenheit.“
„Als ich das zu dir gesagt habe, dachte ich eigentlich an etwas anderes. Ich wollte dir ein Bento machen oder dir ein Stück Kuchen ausgeben.“
„Wir würden dir auch entgegenkommen. Du könntest den Klubraum mit uns nach Gutdünken benutzen. Außerdem würden wir das Aufräumen übernehmen. Und es gäbe Süßigkeiten.“
Letzteres war das ausschlaggebende Argument mich unter Vertrag nehmen zu lassen.
Es war nicht so, dass ich unbedingt auf Masaos Nachhilfestunden angewiesen war. Als schlechte Schülerin konnte man mich nicht gerade bezeichnen. Aber Masao hatte das Talent Stolperfallen im Lehrstoff aufspüren und auf den Punkt bringen zu können. Das war gerade für Tests sehr nützlich. Außerdem stellte seine Mutter die tollsten Süßspeisen aus ihrer europäischen Heimat her. So etwas war mein Schwachpunkt. Bessere Noten und Naschkram für lau – ich war schließlich auch nur ein Mensch.
Masao war in allen Fächern auf hohem Niveau – aber dennoch kein Vergleich mit Ito-san. Ich dagegen konnte zumindest grundsätzlich ganz gute Noten garantieren, außer in Englisch. Es gab aber ein Fach, dem meine ganze Leidenschaft galt: Biologie. Es gibt praktisch kein Wissen im Lehrstoff, welches ich nicht aufgesogen habe. Stellte unser Lehrer dazu eine Frage antwortete ich meist wie aus der Pistole geschossen.
„Was sind Cephalopoda?“
„Kopffüßler“.
„Wofür ist die Pankreas zuständig?“
„Zur Bildung der Verdauungssäfte.“
(Vielleicht macht ihr euch Notizen. Es könnte sich im Unterricht noch als nützlich erweisen. Oder wenigstens in einer Quizsendung.)
„Welches Tier weist eine warzige, drüsenreiche Haut und eher kurze Hinterbeine auf?“
Noch bevor ich damals die richtige Antwort „eine Kröte“ geben konnte, war aus dem hinteren Bereich der Klasse laut „Ai Nakamura“ zu vernehmen. Autsch. (Okay, diese Antwort müsst ihr euch nicht aufschreiben). Ai Nakamura – das ist, wie gesagt, mein Name. Müßig zu erwähnen, dass ich auf diese Aussage hin am liebsten bittere Tränen vergossen hätte. Aber diese Genugtuung wollte ich meinen Mobbern nicht geben. Unser Lehrer hatte diese wohl nicht vernommen. Oder er wollte sich keine zusätzliche Arbeit aufhalsen. Jedenfalls lautete sein Kommentar zu meinem Schweigen nur: „Nun, man kann nicht alles wissen.“ Ich hingegen musste mehrmals heftig schlucken und brachte damals keinen Ton mehr heraus.
Wie es nun einmal im Leben so ist, ab diesem Zeitpunkt hatte ich in meiner Klasse einen neuen Spitznamen weg: „Krötenmädchen“. Nicht sehr schmeichelhaft. Aber immer noch besser als etwa „Krötenhexe“. Dagegen war die spöttische Bezeichnung als „Prinzessin“ richtig schmeichelhaft. Man sollte alles positiv sehen. Dennoch. So etwas erschüttert das Selbstvertrauen eines Menschen in den Rest der Menschheit – und sich selbst. Gerade wenn man ein Mädchen ist, dass ohnehin schon unter seinen Körperformen leidet.
„Ai? Bist du noch da? Du kommst mir ein wenig geistesabwesend vor.“
Masao holte mich in die Gegenwart zurück.
„Wie? Ach so, mir kam es gerade nur so vor, als müsste ich eine Stellungnahme zu meinem Leben abgeben.“
„In Gedanken?“
„Warum nicht? Außerdem, würde ich meine Gedanken stets laut aussprechen, bekäme ich vermutlich noch einen schlimmeren Spitznamen als „Otaku-Prinzessin“ oder „Krötenmädchen“.
„Wie du meinst. Und wirst du heute nun die Gunst der Stunde nutzen um deinem Liebsten deine Gefühle zu gestehen?“
„Ich sehe schon, ich hätte dich nie einweihen sollen.“
„Was heißt hier, du hättest mich eingeweiht?! Du warst zur Nachhilfe bei mir und als du deinen Block rausgekramt hast, waren darauf lauter Regenschirme mit euren Namen darunter gekritzelt. Jeder Mensch der lesen kann hätte das an meiner Stelle ebenso rausgekriegt.“
„Du bist nicht jeder Mensch. Aber wenn schon jemand mein Geheimnis kennt ist es mir lieb, dass du es bist.“
Masao und ich waren im Prinzip wie Geschwister aufgewachsen. Er war mein Nachbar und seit jeher mein bester Freund. Technisch gesehen war er zwar um ein paar Monate jünger als ich, aber dafür der weitaus gefestigtere Mensch. Wäre dies eine romantische Komödie gewesen, hätten sicher einmal zwischen uns Funken romantischer Art gesprüht. Aber dies war die Realität und davon wollten wir beide nichts wissen. Wir hatten früher zusammen gebadet, im selben Bett übernachtet und weitere geschwisterliche Aktivitäten unternommen. Wir liebten uns – aber eben nur als Bruder und Schwester. Ging es dem einen schlecht, kümmerte sich der andere um ihn. So wie Familienmitglieder eben füreinander einstanden. Punkt.
„Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet.“
„Entschuldige, ich hatte das Gefühl es wäre ein weiterer innerer Monolog fällig. Aber um deine Frage zu beantworten: Nein! Ich werde den Mund halten.“
„Aber du hast ihm doch sicher Schokolade gemacht. Soll die Arbeit umsonst gewesen sein?“
„Ich kann sie ihm ja heimlich zukommen lassen. Vielleicht stelle ich sie ihm einfach in seinen Spind, wenn keiner hinsieht?!“
„Was macht es für einen Sinn, wenn er nicht weiß von wem sie kommt?! Dann bist du nur eine weitere seiner vielen Verehrerinnen, die ihm Schokolade schenken. Auf die Weise wird das nie etwas.“
„Selbst, wenn ich ihm eine glühende Liebesbekundung machen würde, hätte eine wie ich keine Chance. Vergiss nicht, ich bin das Krötenmädchen.“
„Oder die Otaku-Prinzessin.“
Masao sagte das derart trocken, dass mir vor Prusten sicher die Milch aus der Nase geschossen wäre hätte ich welche getrunken.
„Siehst du, du kannst über dich selber lachen. Das können die meisten Mädchen an unserer Schule nicht.“
„Da gibt es auch keinen Grund zu lachen. Das sind ausgewiesene Schönheiten.“
„Und das bist du nicht?“
„Ja … nein … Warte, ich muss erst überdenken, welche Antwort ausdrückt, dass ich mich nicht für sonderlich attraktiv halte.“
„Erinnerst du dich eigentlich noch an die Kamera, die meine Mutter früher hatte?“
„Warum?“
„Mit der hat sie doch zahllose Erinnerungen an unsere Kindheit festgehalten.“
Mir schwante Böses.
„Da gibt es doch dieses spezielle Foto, von unserem Strandausflug, auf dem du …“
„Untersteh dich!“
„… dich aller Kleider entledigt hattest, weil es so unsagbar heiß war.“
„Nicht so laut. Wenn dich jemand hört. Außerdem war ich damals erst vier Jahre alt.“
„Trotzdem. Ein Bild der nackten Otaku-Prinzessin hätte an unserer Schule einen gewissen Liebhaberwert.“
Eltern, selbst wenn es nicht die eigenen waren, konnten für heranwachsende Jugendliche wirklich eine echte Gefahr sein.
„Das würdest du nie wagen. So unverschämt bist du nicht.“
„Ich erpresse dich nur zu deinem eigenen Besten.“
„Ich habe also nur die Wahl, ob ich mich selbst demütige oder mich von dir bloßstellen lasse?“
„Keiner verlangst, dass du deine Liebeserklärung vor der ganzen Schule machen sollst. Ich wäre schon mit einem Brief zufrieden, den du deiner Schokolade beilegst. Aber bitte ein bisschen etwas originelleres, als nur ‚Ich liebe dich!‘ und deine Unterschrift.“
„Meinst du vielleicht etwas in diese Richtung:
‚Lieber Ito-san,
seit du mir das erste Mal begegnet bist brennt ein loderndes Feuer in meiner Brust. Dein ganzes Sein ist es, nach dem ich mich verzehre. Jeder Schritt den du tust bringt mein Herz zum Klopfen. In deiner Nähe sein zu können bedeutet für mich zu leben. Kannst du es spüren, das wilde Pochen? Lass unsere Herzen im selben Takt schlagen, dem Rhythmus unserer Leidenschaft. Ich möchte auf ewig bei dir sein und deinen Wegen folgen. Ich liebe dich für immer.‘“
Masao schwieg daraufhin einige Momente lang. Hatten ihn meine Gefühle etwa derart berührt?
„Das war …“
„Umwerfend?! Herzergreifend?! Von Liebe erfüllt?!“
„Ehrlich gesagt klang das als wolltest du ihn stalken. Irgendwann fände man ihn dann eingesperrt in deinem Keller. Viel schlimmer hättest du dich gar nicht ausdrücken können. Würde ich dich nicht so gut kennen hätte ich Angst bekommen.“
Das Urteil war niederschmetternd.
„Versuch doch mehr etwas in diese Richtung:
‚Lieber Ito-san,
du bist für mich ein sehr wichtiger Mensch. Aus diesem Grund habe ich Schokolade für dich gemacht, bin aber zu schüchtern um sie dir persönlich zu überreichen. Ich würde mich freuen, wenn du sie annimmst. Ich bitte dich nicht dich in mich zu verlieben, aber erkenne meine Gefühle für dich an.
In Zuneigung, deine Ai Nakamura.‘“
Das war … besser. Eindeutig. Wer hätte gedacht, dass Masao dermaßen gut Gefühle zum Ausdruck bringen konnte?! Dabei waren es nicht einmal seine eigenen. Ob er den Text vielleicht aus einem Shojo‑Manga abgekupfert hatte?
„Sieh es als Dank für die Freundschaftsschokolade an. Aber lass es nicht zur Gewohnheit werden.“
Masao war wirklich ein Schatz. Ich würde zwar um ein Geschenk zum White Day umfallen, aber wer weiß ob mir diese Zeilen nicht viel kostbarer werden konnten, als jeder weltliche Besitz. Eilig machte ich mich daran noch an Masaos Platz den Brief niederzuschreiben.
„Stopp!!! Was soll das denn werden?“
„Na, ich schreibe auf, was du mir gerade vorgeschlagen hast.“
„Das war zu Inspirationszwecken. Immerhin will ich nicht mit Ito-san zusammenkommen. Sag es gefälligst mit eigenen Worten.“
„Na gut, aber manchmal machst du mir schon das Leben schwer.“
Ich mühte mich redlich meine Gefühle auszudrücken, ohne dass ich dabei gruselig war. Masao warf einen Blick darauf und gab mir ein „Daumen hoch“. Dann war die Pause vorüber und ich musste zurück in meinen eigenen Klassenraum. Davor drückte ich Masao noch richtig stark an mein Herz. Ich war einfach unsagbar dankbar für seine Hilfe.
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